Preisbindung für Spiele?

  • Ich bin nicht vom Fach, aber dass hier schon mehrfach geschrieben wurde, dass die Entwicklungskette (insbesondere Autoren, Designer, Produzenten) von einer Preisbindung profitieren würden, erschließt sich mir irgendwie nicht.


    Das normale Prozedere ist doch vereinfacht gesagt: 1. Autor oder Design Team macht Vertrag mit Verlag, 2. Verlag verkauft fertiges Spiel an die Händler, 3. Händler verkaufen an Kunden. Die Preise/Bezahlung bei Schritt 1 und 2 werden doch auch ohne Preisbindung verbindlich festgelegt oder bekommt da Händler 1 gegenüber Händler 2 vom Verlag ein Sonderangebot bzw. bekommt der Autor weniger wenn das Produkt über Händler 2 statt über Händler 1 verkauft wird? Es dürfte doch vielmehr so sein, dass nur der letzte Schritt von einer Preisbindung wirklich beeinflusst wäre, nämlich der Endpreis wird vom Verlag festgelegt und die Händler können nicht mehr untereinander um die Bestpreise konkurrieren. Hat das denn einen großen Einfluss für das Kaufverhalten der Händler, wenn ich denen ein Spiel für 20€ pro Stück verkaufe und sage "Ihr müsst dafür 35€ verlangen" im Vergleich zu dem selben Deal mit dem Zusatz "Verkauft es für welchen Preis ihr wollt"? Wenn ich hier einen Denkfehler habe, dann klärt mich bitte auf. Ansonsten ist es aber aus meiner Sicht ganz normale Marktwirtschaft und ich sehe keinen Grund, dort regulierend eingreifen zu müssen und schon gar nicht sehe ich eine Sonderstellung für Brettspiele gegenüber beliebigen anderen Produkten (die sehe ich übrigens in der heutigen Zeit auch nicht mehr für Bücher).


    Selbst wenn man sagen würde, die Verlage sollen auch untereinander nicht mehr konkurrieren und müssen immer einen Mindestpreis für ihre Spiele verlangen, dann greift das oben genannte Problem, dass das Budget der potenziellen Kunden limitiert ist und dann die Quantität an publizierten Spielen signifikant sinken müsste, um noch Rentabilität zu gewährleisten. Das wiederum würde z. B. den Job des Spieleautors nochmal deutlich riskanter machen.


    Und was die Spitze gegen Kickstarter schon wieder soll, verstehe ich auch nicht. Dort florieren komplexe thematische Spiele mit viel Content, die nicht mal eben so aus eigener Tasche finanziert werden können. Derartiges bringt im Normalfall kein Verlag von sich aus als Erstlingswerk, sonst würde es bei entsprechender Präsentation und Rühren der Webetrommel genau so Vertrauensbonus und Ausgabebereitschaft bei den Kunden geben.

  • Ignacy erklärte mir er ist äquivalent dazu, wie wenn etwa 51st State in DE 120 Euro kosten würde.

    Brettspiele in Deutschland dann nur noch für die Oberschicht finanzierbar? Schade.

    Nein. Aber es wird zielstrebiger gekauft und mehr wertgeschätzt.

    Um mal einen anderen Vegleich zu ziehen von wegen Oberschicht ...Mit Brettspielen ist es wie mit Wurst. Es ist nicht notwendig jeden Tag Wurst für 1,99 das Kilo zu essen.

    Das hier ist mein Privat-Account. Alle hier geäußerten Meinungen sind nur meine privaten Meinungen und geben nicht die Meinung von Frosted Games wieder.

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  • Nein. Aber es wird zielstrebiger gekauft und mehr wertgeschätzt.

    Um mal einen anderen Vegleich zu ziehen von wegen Oberschicht ...Mit Brettspielen ist es wie mit Wurst. Es ist nicht notwendig jeden Tag Wurst für 1,99 das Kilo zu essen.

    Wenn für dich 120€ noch ein angemessener Preis für ein durchschnittlich ausgestattetes Spiel sind, scheint es mir eher so das in der Brettspielbranche auf hohem Niveau gemeckert wird was die Gehälter angeht.

  • Der Punkt ist: Das gleiche Spiel erschien in DE zum Preis von 39€ (mit genug Kommentaren, dass das ja recht teuer wäre) und in Amerika für 79USD zu Release. Das ist doch der korrekte Vergleich.

    Soweit ich weiß zahlt aber niemand in den USA den MSRP, sondern erwartet 30%, besser 50% Rabatt. Im Zweifel wird dann bis zum Black Friday gewartet. Vermutlich wäre es besser, wenn man die tatsächlich gezahlten Preise vergleichen könnte.

  • "Mit Brettspielen ist es wie mit Wurst. Es ist nicht notwendig jeden Tag Wurst für 1,99 das Kilo zu essen."


    ....... sehe ich anders. Aber natürlich kann ich deine Auffassung verstehen. Als Redakteur, der eigentlich Wurst.... äh Spiele verkaufen möchte, verwundert mich diese Sichtweise 😉😉😉😀😀😀

    Menschen hören nicht auf zu spielen, weil sie zu alt werden
    -
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  • Ich weiss als Konsument wirklich grade nicht wo die Diskussion über Preisdumping bei Brettspielen herkommt? Das man wahrscheinlich in der Brettspielbranche nicht soviel verdient wie als Ingenieur ist mir wohl bewusst...ich verdien im sozialen Bereich wahrscheinlich noch weniger.

  • Ein Preisdumping Beispiel:

    Händler A kauft 10 Spiele von Verlag X. Sagen wir das Spiel hat einen UVP von 40€ und der Verlag kauft es für 20€ ein. 3 Monate später senkt Verlag A den Preis für das Spiel, weil er sein Lager leeren möchte und verkauft das Spiel statt für 20€ für 10 Euro an die Händler. Der Preis verfällt und auch der Endkundenpreis. Sagen wir mal der liegt jetzt bei nur 20€.
    Aus der ursprünglichen Marge von 20€ wurden jetzt 0€.
    Was heisst das nun? Es ist für den Händler wichtig seine 10 Spiele verkauft zu haben bevor der Preis gesenkt wird. Und hier kommen wir zur Konsequenz: Der Händler wird weniger Spiele bestellen, um zu garantieren, dass der Verlust im Zweifel nicht so hoch ist. Das bedeutet insgesamt kleinere Auflagen, weniger Geld etc. Wäre das Spiel preisstabil müsste der Händler nicht fürchten, dass der Preis verfällt und damit Geld flöten geht. Er könnte mehr kaufen. In den USA werden daher schon von Distributoren einige Experimente durchgeführt, preisstabil zu bleiben und auch hier in Deutschland ist es zum Beispiel bei SpielDirekt wichtig, dass man den Händlern eine gewisse Stabilität liefert. Daher finde ich das Vorgehen von SK als Verlag eine Preisstabilität zu garantieren auch so super.


    Aber auch so, sind deutsche Verlage in einer seltsamen Lage. Aus dem Ausland kommen durch englische Spiele und höherem Preisniveau (und auch durch KS) durch hohe Auflagen und/oder Direktvertrieb sehr hochwertige Spiele auf den Markt. Dabei vergleichsweise nur geringfügig (10-20€ ) teurere Spiele. Der Kunde fragt also: Warum bekomme ich bei euch so wenig? (Gutes Beispiel unser Dawn of the Zeds) Selbst bei Nemos War bekommen wir viel Kritik, warum das so teuer ist, obwohl wir uns hier nahe am US-Preis bewegen. Die Leute sind das einfach nicht gewohnt. Erwarten viel mehr für viel geringeren Preis. Doch das führt zu suboptimalem Spielmaterial in DE ... Die einzigen, die da wirklich noch mitmachen können, sind Verlage die hohe Auflagen fahren können, um vielleicht doch noch etwas zu bieten. Was aber wiederum zu einem verzerrten Bild für kleinere Auflagen führt ... der Zyklus geht weiter.


    Warum ICH finde, dass eine Preisbindung auf höherem Niveau gut fände: Man könnte einerseits mehr bieten und mit dem Ausland auch mithalten. Und man könnte verhindern, dass zu schneller Preisverfall zu oben genannten Problemen führt. Ist das vielleicht illusorisch? Maybe. Aber im Gegensatz zur Buchbranche könnte es hier bei uns vielleicht wirklich etwas bringen.

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  • Nein. Aber es wird zielstrebiger gekauft und mehr wertgeschätzt.

    Um mal einen anderen Vegleich zu ziehen von wegen Oberschicht ...Mit Brettspielen ist es wie mit Wurst. Es ist nicht notwendig jeden Tag Wurst für 1,99 das Kilo zu essen.

    Wenn für dich 120€ noch ein angemessener Preis für ein durchschnittlich ausgestattetes Spiel sind, scheint es mir eher so das in der Brettspielbranche auf hohem Niveau gemeckert wird was die Gehälter angeht.

    Ich habe eher von 70€ gesprochen - ich habe nur Polens Rechnung als Beispiel gebracht. Aber ich kann dem Argument hier immer noch nicht folgen. Ist es so schlimm, wenn man nicht mehr 100 Spiele auf dem Pile of Shame hat, sondern vielleicht nur noch 1 (oder vielleicht gar keins?) Das weitverbreitete Konzept vom PoS zeigt doch, dass viel mehr konsumiert als gespielt wird. Und nein, ich halte das nicht toll für die Branche.

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  • Die Preise/Bezahlung bei Schritt 1 und 2 werden doch auch ohne Preisbindung verbindlich festgelegt oder bekommt da Händler 1 gegenüber Händler 2 vom Verlag ein Sonderangebot bzw. bekommt der Autor weniger wenn das Produkt über Händler 2 statt über Händler 1 verkauft wird?

    Wenn ein Händler weniger an den Verlag zahlt, erhält im Normalfall auch der Autor weniger.

    Händler A kauft 10 Spiele von Verlag X. Sagen wir das Spiel hat einen UVP von 40€ und der Verlag kauft es für 20€ ein. 3 Monate später senkt Verlag A den Preis für das Spiel, weil er sein Lager leeren möchte und verkauft das Spiel statt für 20€ für 10 Euro an die Händler. Der Preis verfällt und auch der Endkundenpreis. Sagen wir mal der liegt jetzt bei nur 20€.
    Aus der ursprünglichen Marge von 20€ wurden jetzt 0€.

    Diese Rechnung ist leider falsch, weil du Brutto- und Nettopreise durcheinanderwirfst.

  • Wie gesagt, ich habe nicht den Einblick, ich kann nur als Konsument sprechen, und da empfinde ich es eben nicht so. Preisdumping sehe ich oft nur bei Spielen die halt auch sagen wir mal nur "ok" sind und nicht bei den "guten" bis "sehr guten" Spielen. Am meisten merkt man es als Konsument in Essen, ich arbeite seit 2016 glaube ich jedes Jahr auf der Messe, und jedes Jahr haben die Preise angezogen, mag sein, dass es noch nicht genug ist aber eine Entwicklung zu immer günstigeren Preisen sehe ich überhaupt nicht.

  • Der Punkt ist: Das gleiche Spiel erschien in DE zum Preis von 39€ (mit genug Kommentaren, dass das ja recht teuer wäre) und in Amerika für 79USD zu Release. Das ist doch der korrekte Vergleich.

    Soweit ich weiß zahlt aber niemand in den USA den MSRP, sondern erwartet 30%, besser 50% Rabatt. Im Zweifel wird dann bis zum Black Friday gewartet. Vermutlich wäre es besser, wenn man die tatsächlich gezahlten Preise vergleichen könnte.

    Das sehe ich nicht. Ich höre dazu auch Branchenpodcasts und lese Berichte dazu. Für den Hobbymarket trifft das im Alltag nicht zu. Klar, jeder freut sich über einen Rabatt - die Frage ist aber doch, wie generell Spiele verkauft werden. Ich habe mich auch in meinem Urlaub mit einigen Händlern dazu unterhalten.

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  • Warum ausnehmen, das ist doch auch Geld, was erst mal beim Kunden vorhanden sein muss? Die Bereitschaft also, mehr Geld für Brettspiele auszugeben ist insgesamt vielleicht ja vorhanden. In deinem Beitrag hört es sich so an, als ob KS was zwielichtes sein muss. Auch ein Kauf in einem Brettspielladen setzt bei dem einen oder anderen die ratio aus. ;)


    Ich meine "ausnehmen" insofern das bei KS zumindest im Miniaturenbereich andere Kaufmechanismen greifen die so nur schwer auf den Handel übertragbar sind. Nimm mal ein aktuelles Beispiel: Stormsunder: Heirs of Ruin.


    Eine neue Firma die ein Miniaturspiel rausbringt mit 1000 Vorbestellern, die 449$ plus Versand vorschiessen. Als einziges Handelsprojekt der Größenordnung fällt mir Ringkrieg Deluxe ein aber da wurde die IP über Jahre aufgebaut und mit KS begleitet. Kannst du dir so etwas im normalen Retail regelmäßig erfolgreich vorstellen?


    Kickstarter ist nicht zwielichtig aber im Grunde mittlerweile bei sehr vielen Projekten die moderne Version einer "kostenlosen" Kaffeefahrt wo du zur Heizdecke noch quasi umsonst für 299€ statt 699€ eine magnetische Immunstärkematratze bekommst aber nur heute. Nach Kampagnenende gibts das vielleicht nieee mehr. :)


    Willst du diese Heizdecke auf dem regulären Markt verkaufen kannst du diese Preise eben selten abrufen. Ich möchte gar nicht sagen das alles Abzocke ist. Zum Teil sind Spiele so hochwertig produziert (CTG) das derartige Preise notwendig sind um Gewinn zu machen. Hat aber eben einen Grund warum auch CTG, obwohl mittlerweile ein normaler Verlag, weiterhin Kickstarter nutzt.


    Wenn man das ganze wertneutral betrachtet könnte eine Schlussfolgerung daraus vielleicht tatsächlich sein das deutsche Verlage vermehrt Kickstarter nutzen ala Awaken Realms , CTG oder CMON was allerdings einen Umbau das Portofolios und andere Entwicklungspräferenzen zur Folge hätte. Funktionieren kann das wohl und wenn auch nur um die Werbetrommel mittels Kickstarter zu rühren und im Vorraus Premiumversionen mit höherer Gewinnmarge abzusetzen. Vielleicht wäre das für Ravensburger und insbesondere kleinere deutsche Verlage etc wirklich ein Weg den man konsequenter beschreiten könnte, ich weiß es nicht. Bin nicht im Spieleverlagswesen / Handel tätig.


    Hätte nichts dagegen wenn in Deutschland ähnlich Polen, eine Industrie rund um Miniaturenproduktion (Archon) und Brettspiele aufgebaut / erhalten wird anstatt das nach China zu verlagern.


    Ich fände es klasse wenn Spiele wie Jagged Alliance, Tsukyumi...etc nicht mehr nur hier konzipiert sondern auch komplett hergestellt werden. Für mich wäre das ein Grund mehr Kickstarter zu unterstützen.


    Zurück zu Preisbindung:


    Ich hätte mit einer Preisbindung im deutschen Brettspielmarkt kein Problem. Rabatte dann , wie das früher auch war, nur noch zu besonderen gesetzlich geregelten Anlässen.


    Wie gesagt Chip Theory Games machen so etwas ja im Grunde umgekehrt indem sie ausschlieslich über ihre hp zu fixen Preisen verkaufen. Ist ja eigentlich nichts anderes und das wird auch von den Kunden angenommen. Es erfordert natürlich einen Lernprozess und Wertschätzung beim Kunden. Geldwerte Vorteile gibt man ungern wieder einfach so zurück das ist mir klar, aber da hoffe ich auf eine gewisse Einsicht bei den Kunden.

  • Händler A kauft 10 Spiele von Verlag X. Sagen wir das Spiel hat einen UVP von 40€ und der Verlag kauft es für 20€ ein. 3 Monate später senkt Verlag A den Preis für das Spiel, weil er sein Lager leeren möchte und verkauft das Spiel statt für 20€ für 10 Euro an die Händler. Der Preis verfällt und auch der Endkundenpreis. Sagen wir mal der liegt jetzt bei nur 20€.
    Aus der ursprünglichen Marge von 20€ wurden jetzt 0€.

    Diese Rechnung ist leider falsch, weil du Brutto- und Nettopreise durcheinanderwirfst.

    Nein? UVP 40€ Handel 20€ - dann Handel 10€ and den Kunden für 20€

    Wenn Händler für 20€ ein Spiel kauft, und für 40€ verkauft, hat er 20€ gemacht. Selbstverständlich vereinfacht und ohne MWST. Da ist mir schon klar. Und für ein einfaches Rechenbeispiel zum Preisverfall dürfte das in Ordnung gehen. Ich will es ja gerade einfach vorrechnen. Nicht komplex.

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  • "Mit Brettspielen ist es wie mit Wurst. Es ist nicht notwendig jeden Tag Wurst für 1,99 das Kilo zu essen."


    ....... sehe ich anders. Aber natürlich kann ich deine Auffassung verstehen. Als Redakteur, der eigentlich Wurst.... äh Spiele verkaufen möchte, verwundert mich diese Sichtweise 😉😉😉😀😀😀

    Weil es wenn es mir ums Geld gehen würde ich keine Brettspiele machen würde :) Da bin ich Gottseidank nicht der einzige. Und Solidarität, Fairness sind Werte, die viele in der Branche teile. Die SpielDirekt will zum Beispiel kein Geld machen. Ein Vertrieb der nur zu Selbstkosten arbeitet. Das ist zum Beispiel Friedemann Friese auch ganz wichtig.

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  • Uha...damit wirfst du aber das komplette Marktwirtschaftsprinzip durcheinander (was nicht heisst das ich das geil finde...denke wer mich kennt weiss das ich als alter linksgrünversiffter Anarcho dem Kapitalismus eher ablehnend gegenüber stehe)

    Ja, dazu gehören ja leider auch Blasen. Die Frage bleibt aber, wie lange man das halt insgesamt mitmacht. Der Markt, wie auch die Produzenten. Und für jemanden, der mir gesagt hat, dass ich zur Oberschicht gehöre: Brettspiele machen ist Luxus. Erstaunlicherweise kenne ich viele in der Branche, die davon leben, dass ihr Lebenspartner "echtes" Geld nach Hause bringt. Ist bei mir nicht anders. Und ich kenne jetzt schon 2 langjährige Grafiker in der Branche, die Insolvenz anmelden mussten. Und Illustratoren, die jetzt keine Brettspiele mehr machen.

    Die Brettspielbranche lebt zumindest in Deutschland viel vom Idealismus ihrer Partizipanten. Das sollte man mal im Hinterkopf haben.
    Und ich meine das nicht als 😭😭😭😭 - Beschwerde. Ich liebe das, was ich tue. Aber wie ich oben schon mal geschrieben habe: Es macht nicht traurig, dass ich nicht das selbe machen kann, wie amerikanische oder französische Verlage. Und nur, weil das zu teuer wäre.

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  • Unabhängig von der Frage, ob ich für oder gegen eine Spielpreisbindung bin:


    Es steht einem bestimmtes Budget für das Hobby zur Verfügung. Steigen aufgrund der Preisbindung die Preise, werden weniger Spiele gekauft. Für den Spielemarkt bedeutet das, dass weniger unterschiedliche Spiele produziert werden, was zur Folge hätte, dass die Vielfalt darunter leiden würde. Das wäre für mich persönlich, der nicht nur "Kosmos-Standard" :) konsumiert, ggf. von Nachteil.


    Es ist ein Wirkungsgepflecht (das stelle ich hier nicht grafisch dar) aus

    - Preis(bindung)

    - verfügbaren Kapital (Hobbybudget)

    - Löhne von Mitarbeitern

    - Gewinne von Verlagen

    - Vielfalt der Spiele

    - Qualität der Spiele (z.B. bezüglich des Materials)

    - Gesamtanzahl aller verkauften Spiele

    - Händlersituation

    - Nachhaltigkeit

    - gesellschaftliche Revelanz von Spielen

    - und sicherlich noch einiger Faktoren mehr


    Wenn ein Faktor stärker wird, werden andere Faktoren darunter "leiden" müssen.

    Das ist alles sehr simpel betrachtet (von jemandem, der nicht in der Spieleverlagsbranche steckt).

  • Ja, dazu gehören ja leider auch Blasen. Die Frage bleibt aber, wie lange man das halt insgesamt mitmacht. Der Markt, wie auch die Produzenten. Und für jemanden, der mir gesagt hat, dass ich zur Oberschicht gehöre: Brettspiele machen ist Luxus. Erstaunlicherweise kenne ich viele in der Branche, die davon leben, dass ihr Lebenspartner "echtes" Geld nach Hause bringt. Ist bei mir nicht anders. Und ich kenne jetzt schon 2 langjährige Grafiker in der Branche, die Insolvenz anmelden mussten. Und Illustratoren, die jetzt keine Brettspiele mehr machen.

    Die Brettspielbranche lebt zumindest in Deutschland viel vom Idealismus ihrer Partizipanten. Das sollte man mal im Hinterkopf haben.
    Und ich meine das nicht als 😭😭😭😭 - Beschwerde. Ich liebe das, was ich tue. Aber wie ich oben schon mal geschrieben habe: Es macht nicht traurig, dass ich nicht das selbe machen kann, wie amerikanische oder französische Verlage. Und nur, weil das zu teuer wäre.


    Wäre halt mal interessant zu wissen was man den tatsächlich in der Branche verdient. Da wird sich aber gut in Schweigen gehüllt.


    Ich kenne viele Leute die sagen sie verdienen zu wenig, wenn man dann erfährt was wenig ist kann man sich manchmal nur wundern.


    Und habe ich nie behauptet das du zur Oberschicht gehörst, wenn aber das Durchschnittsspiel tatsächlich 120€ kostet, kenne ich einige Leute die sich das nicht mehr leisten könnten. Und die, die sich das dann trotzdem ohne Probleme leisten können, würde ich schon als gut situiert bezeichnen, das Wort Oberschicht wurde hier natürlich als gezielte Übertreibung verwendet.

  • Ben2 Bei deinem Beispiel wäre dann doch interessant, warum der Verlag denn das Spiel dem Händler günstiger anbietet. Als Konsument bekomme ich den regelmäßigen Preisverfall ja auch mit und merke es mir für die Zukunft. Queen Games hat sich dadurch selbst ihre Preise komplett kaputt gemacht.

  • Das Problem für die "Preise" ist doch, dass die Märkte Brettspiel und Buch arg von der Angebotsseite getrieben werden. Es gibt da eine Menge Leute, welche da einfach auch aus ideologischen Gründen viel Herzblut reinstecken und tollen Produkten zur Veröffentlichung verhelfen.


    Wenn man hier höhere Preise etablieren will führt (meiner Ansicht nach) kein Weg um ein Schrumpfen des Marktes herum.

    Klar. es gibt eine Menge Leute, die ein Spiel wie GWT oder Azul auch für 100 Euro (100 = Beispielbetrag für "Teurer", ist so schön rund) kaufen würden, weil es ein tolles Produkt ist und es nach unzähligen Spielstunden diese Wertschätzung verdient.

    Aber der Markt müsste sich hier einig sein: Wenn es gleichzeitig andere Kracher für 40 Euro gibt, werden die Verkaufszahlen für 100 Euro GWT dünn. Es bekommt dann wahrscheinlich gar nicht die Chance viele Käufer zu überzeugen.

    Außerdem wird die Masse wegbrechen: Man legt dann einfach nicht mehr dem Enkel als "komplette Katze im Sack"das Spiel des Jahres unter den Christbaum. Da will man sich vorher sicher sein, dass ihm das gefällt.


    Und wie kam es denn zur jetzigen Situation? Es ist doch nicht so, dass die (großen) Verlage ursprünglich ständig neue Spiele produzieren wollten um mehr zu verkaufen. Die wollen ihre Longseller an die Masse verticken. Brettspiele und Bücher kann theoretisch jeder mit relativ wenig Produktionsressourcen herstellen. Man braucht dafür nicht von Anfang an Millionen Euro teure Maschinen und große Werkshallen.Man braucht Zeit, einen Schreibtisch und Bastelmaterial. Von der Angebotsseite drängen hier ständig neue hochwertige Produkte nach. Mehr Produkte als vom Markt gekauft werden können. Und da man es nicht vorhersehen kann, welcher Hype einem die nächsten Jahre finanziert ... produziert man eben eine ganze Menge Neuheiten (eine wird hoffentlich treffen). Die muss man ja nur einsammeln. (Und dann lektorieren, aufbereiten, übersetzen ... und sonst jede Menge aufwendigen Scheiß. Ich will eure Arbeit nicht klein reden. Ich will sagen, neue Spiele-Ideen werden nicht knapp werden.)

    Und selbst die Menge, die die Verlage aufbereiten ist der Angebotsseite nicht genug. Das was für die Verlage zu groß, die Zielgruppe zu klein ist,landet dann bei Kickstarter.

    (Bei Büchern genau so, abgelehnte Ware landet dann als Fan-Ebook für nen Euro bei Amazon. Der Markt für Gedichte ist übrigens noch viel mehr tot als tot. Da verdient man heutzutage Geld, in dem man irgendwelche Gedichte von Möchtegern-Dichtern zu Tausenden in edle Sammelbände packt und für Wucherpreise an die Autoren zurück verkauft. Kein anderer Mensch kauft heutzutage Gedichte ...)


    Ich sehe gerade echt nicht, wie man hier den Markt "retten" will. Preisbindung wird die Probleme für Verlage und Händler etwas lindern, sie wird sie aber nicht retten. Denn es gibt immer noch zu viele Spiele und die Hälfte wird weiterhin in den Lagern versauern.


    Ich sehe nur zwei Wege da raus:

    1. Ihr gründet eine Gewerkschaft und weigert euch für so wenig Geld zu arbeiten. Zwei Drittel der Branche brauchen dann neue Jobs, dem letzten Drittel geht's dann aber hoffentlich gut.
    2. Ihr löst das Produktions und Lager-Problem durch magische technische Innovation. Also Irgendwie Print-on-Demand, Holo-Tisch-Brettspiel ... dann werden die Rohrkrepierer billiger und man kann Geld mit den guten Titeln verdienen.


    PS: Als Konsument ist das super. Wir leben in einem Spiele-Schlaraffenland. (In einem Bücher-Schlaraffenland genauso.) Die meisten hier haben mittlerweile Probleme sich vor der schieren Masse exzellenter neuer Produkte zu schützen, weil man nicht Platz und Zeit für alle hat.


    PPS: Viele die länger im Hobby sind,entwickeln da von selbst neue Ideen. Und manche von denen sind richtig gut, und manche von denen können zu gute neuen Spielen verarbeitet werden. Die Community füttert das Angebot selbst an. Deshalb wird die Angebotsdynamik nicht verschwinden. Für die Autoren von Büchern gilt:Wer Bücher schreibt, liest viel. Bei Spielen ist es sicher genauso.


    TLDR: Wir leben im Schlaraffenland. Preisverfall, weil zu viel gutes Angebot.

  • dass weniger unterschiedliche Spiele produziert werden, was zur Folge hätte, dass die Vielfalt darunter leiden würde. Das wäre für mich persönlich, der nicht nur "Kosmos-Stanndard" :) konsumiert, ggf. von Nachteil.

    Das sehe ich nicht - es passiert ja auch im Ausland nicht. Oder hast du das Gefühl das wenige Spiele aus Amerika, Frankreich oder Polen kommen?

    kenne ich einige Leute die sich das nicht mehr leisten könnten.

    Ein Irrtum. Man kann sich immer das leisten, was man bereit ist zu leisten. Dafür muss man aber Prioritäten setzen. Und hier muss ich wieder Ignacy zitieren, der mir das für Polen erklärt hat. Die Leute sparen halt auf das Brettspiel, das sie haben wollen. Erwarten davon aber natürlich auch etwas. Qualität, Wiederspielbarkeit, etc. Er sagte mir auch, dass man in Polen seine Hobbys mehr Wertschätzt und daher auch bereit ist mehr zu zahlen. Und andererseits eben auch heisst: wenn man kaum Geld hat, kann man sich auch keine Luxusgüter leisten.
    Und das ist nicht besser, wenn alles super billig ist. Und deswegen ist mein Beispiel mit der Wurst gar nicht so weit weg. Billiges Fleisch für alle jederzeit erkauft man sich eben auch mit all den Grausamkeiten gegen Tiere und ebenfalls den Produzenten, wie Kleinbauern vs. Großbauern.

    Aber ich will gar nicht so groß auf Polen rumreiten, weil das echt noch mal eine Sonderstellung ist (Ignacy hat auch erzählt, wie sehr er seine Comicsammlung schätzt, weil er immer lange sparen musste, bis er sich neue Comics leisten konnte - das ist etwas was wir hier schon lange nicht mehr kennen; ob dieser Überfluss gut oder schlecht ist, darf man ja gern anderswo diskutieren).
    Aber es sollte doch im Interesse jedes Spielers sein, wenn man wertigere Brettspiele bekommt. Und gerade eben NICHT Standard.-Kost möchte.

    Du kennst das Billig vs Gut Venn-Diagramm?

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  • Das Ding ist doch: Es muss sich nicht JEDER das Spiel leisten können. Es reicht ja wenn es einer von 4 hat :D

    Aber Spaß beiseite. Es ist doch Momentan so, dass fast jeder Hobbyspieler mehr Spiele zu hause hat, als er Spielen kann. Man könnte jetzt davon ausgehen, dass deshalb auch weniger produziert wird, da der Markt gesättigt ist. Das gegenteil scheint aber der Fall zu sein. Und um seine Waren überhaupt noch los zu werden, muss der Preis schnell runter.

    Grob geschätzt hast du als Verlag einen Monat Zeit dein Spiel zum UVP zu verkaufen. Oder du gibst gleich Vorbestellerrabatte. Danach ist dein Spiel uninteressant, überrollt vom nächsten Hype Train. Und wenn du jetzt keinen großen Keller hast, muss du das Zeug loswerden. Lagerplatz kostet viel, vermutlich oft mehr als der zu erwartende Gewinn.

    Es gibt ja inzwischen schon Aufkäufer, die die Spiele dann im großen Stil aufkaufen und dann für lächerlich geringe Preise anbieten. Also alles was bei den ganzen Oster/Weihnachts/Blackfriday und sonstigen Aktionen noch liegen geblieben ist.

    Ich habe mich persönlich als Konsument auf eine Spielesparte spezialisiert, die ziemlich Preisstabil ist. Wenn nicht sogar Wert steigernd. Das auf das allgemeine mit einer Preisbindung auszuweiten empfinde ich als großen Gewinn. Wenn Verlage wirklich wieder Schmalz in die Spiele stecken, weil sie wissen von den 5 Spielen im Jahr hängt der wirtschaftliche Erfolg ab, würde allen helfen. Wenn man allerdings 50 spiele im Jahr raushaut, ist nur das Marketing wichtig. Das Spiel ist egal.

    Aber gut, das ist meine Meinung. Liebe im Monat ein Spiel zu 70€ gekauft, als 4 zu je 20€

  • Um mal kurz ein Beispiel von Frosted Games zu bringen: Ich arbeite auch deshalb so gern für Matthias, weil er meinen Enthusiasmus und Idealismus für Brettspiele teilt. Noch mehr so an manchen Stellen wie ich. Ich hätte ein DotZ nicht mehr rausgebracht. Vermutlich sogar nie. Nach den ersten drei Monaten harter Arbeit noch weniger. Aber Matthias wollte das Spiel auf Deutsch sehen, weil er es für so genial hält. Und wir haben es deswegen durchgezogen. Dass diese Arbeit mit einer zweiten Auflage belohnt wurde, hat uns sehr glücklich gemacht (mit einer einzigen hätten wir nix verdient - viel zu teuer das Teil für uns).
    Und das gilt für viele Titel aus unserem Programm.

    Da steckt Liebe zum Spiel dahinter, kein Finanzkalkül. Und dafür schätze ich ihn sehr.

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  • kenne ich einige Leute die sich das nicht mehr leisten könnten.

    Ein Irrtum. Man kann sich immer das leisten, was man bereit ist zu leisten. Dafür muss man aber Prioritäten setzen.

    Ok, ich bin raus, du lebst in einer komplett anderen Welt.


    Billiges Fleisch für alle jederzeit erkauft man sich eben auch mit all den Grausamkeiten gegen Tiere und ebenfalls den Produzenten, wie Kleinbauern vs. Großbauern.

    Ich hoffe die Situationen bessert sich bald für dich!

  • Ein Irrtum. Man kann sich immer das leisten, was man bereit ist zu leisten. Dafür muss man aber Prioritäten setzen.

    Ok, ich bin raus, du lebst in einer komplett anderen Welt.


    Billiges Fleisch für alle jederzeit erkauft man sich eben auch mit all den Grausamkeiten gegen Tiere und ebenfalls den Produzenten, wie Kleinbauern vs. Großbauern.

    Ich hoffe die Situationen bessert sich bald für dich!

    Beide Aussagen schockieren mich. Auf jeweils unterschiedliche Art.

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  • Wäre halt mal interessant zu wissen was man den tatsächlich in der Branche verdient. Da wird sich aber gut in Schweigen gehüllt.

    Ich kenne viele Leute die sagen sie verdienen zu wenig, wenn man dann erfährt was wenig ist kann man sich manchmal nur wundern.

    Über Gehälter wird in Deutschland nicht gesprochen. Und zu wenig ist tatsächlich relativ: ich zähle meine Familie zu den Besserverdienern. Wir beide sind Akademiker und arbeiten als Informatiker. Haben zwei Kinder, ein Haus und zwei Autos.

    Ich selbst weiß, was es heißt, am 15ten den Monats keine Kohle mehr zu haben, weil die 500€ Bafög zu Ende sind, und ich frage mich bis heute, wie meine Mutter uns damals mit so wenig durchgebracht hat.

    Aber zu wenig verdienen ist einfach auch relativ zu betrachten: relativ zu den monatliche Fixkosten. Und die sind bei uns höher als ein durchschnittlicher Arbeitnehmer in Deutschland verdient.
    Man kann natürlich argumentieren, selbst Schuld du hast dir die Kredite selbst aufgehalst. Ja, aber weil man es eben auch abschätzen kann. Wenn dann solche Zeiten wie Elternzeit und Corona etc kommen, bist du ganz schnell am Monatsende im Minus. Und das obwohl man objektiv viel verdient.

    Ich wunder mich nicht, wenn mir jemand sagt er verdient zu wenig, verdient aber mehr als ich. Ich frage eher, wo die hohe Belastung herkommt.

    Um aufs Thema zurückzuleiten: Jeder muss innerhalb seines Budgets wissen, wie viel er für ein Hobby übrig hat. Und selbst mit Preisbindung gibt es genug tolle Spiele für jeden Geldbeutel und Geschmack. (CMON mal ausgenommen)

  • Ben2 In Polen kosten Spiele überwiegend deutlich weniger als in Deutschland, vor allem auf dem Massenmarkt. Setzt man das in Relation zum Lohnniveau, ergibt sich in Polen ein leicht höherer Preis als in Deutschland, aber keinesfalls ein deutlich höherer Preis. Und eine "Sonderstellung" kann ich dort schon gar nicht sehen.

    Diese Rechnung ist leider falsch, weil du Brutto- und Nettopreise durcheinanderwirfst.

    Nein? UVP 40€ Handel 20€ - dann Handel 10€ and den Kunden für 20€

    Wenn Händler für 20€ ein Spiel kauft, und für 40€ verkauft, hat er 20€ gemacht. Selbstverständlich vereinfacht und ohne MWST. Da ist mir schon klar. Und für ein einfaches Rechenbeispiel zum Preisverfall dürfte das in Ordnung gehen. Ich will es ja gerade einfach vorrechnen. Nicht komplex.

    Auch eine vereinfachte Rechnung muss in sich stimmen.

    1) Ein UVP ist immer ein Bruttopreis, enthält also Umsatzsteuer.

    2) Eine Marge wird immer netto berechnet, enthält also keine Umsatzsteuer.

    Korrekt wäre dein Rechenbeispiel wie folgt:

    Händler A kauft das Spiel mit UVP von 40€ (Bruttopreis) üblicherweise für ca. 20€ netto. Wenn er es für 40€ an einen Kunden verkauft, hat er eine Nettoeinnahme von 33,61€, somit also eine Marge von 13,61€. (Das ist weit weg von 20€.)

    3 Monate später senkt der Verlag den Preis auf UVP 20€. Senkt jetzt auch der Händler seinen Ladenpreis auf 20€ und verkauft das Spiel für diesen Preis, hat er eine Nettoeinnahme von 16,81€. Gekauft hat er das Spiel aber für 20€. Er hat also mitnichten eine Marge von 0, sondern macht sogar einen Verlust von 3,19€.

    Mag sein, dass dies an deiner eigentlich beabsichtigten Aussage nichts ändert. Aber falsche Rechenbeispiele halte ich nicht für zielführend.

  • Ben2 In Polen kosten Spiele überwiegend deutlich weniger als in Deutschland, vor allem auf dem Massenmarkt. Setzt man das in Relation zum Lohnniveau, ergibt sich in Polen ein leicht höherer Preis als in Deutschland, aber keinesfalls ein deutlich höherer Preis. Und eine "Sonderstellung" kann ich dort schon gar nicht sehen.

    Nein? UVP 40€ Handel 20€ - dann Handel 10€ and den Kunden für 20€

    Wenn Händler für 20€ ein Spiel kauft, und für 40€ verkauft, hat er 20€ gemacht. Selbstverständlich vereinfacht und ohne MWST. Da ist mir schon klar. Und für ein einfaches Rechenbeispiel zum Preisverfall dürfte das in Ordnung gehen. Ich will es ja gerade einfach vorrechnen. Nicht komplex.


    Mag sein, dass dies an deiner eigentlich beabsichtigten Aussage nichts ändert. Aber falsche Rechenbeispiele halte ich nicht für zielführend.

    Nicht wenn man versucht einfache gerade Zahlen zu machen. Ich schätze deinen Anspruch und danke dir für deine Details, aber ich wollte es möglichst einfach halten. Auch wenn ich weiß, dass dich sowas stört ...


    Zum polnischen Markt: ich vertraue da schon drauf was mir Ignacy erzählt hat. Ich denke der wird nach 20 Jahren Portal Games seinen Markt kennen. Und ich habe von Hobbygames gesprochen, nicht vom Massenmarkt. Und ich habe abgeführt, dass es dazu auch mittlerweile Änderungen gibt - auch eine Tatsache über die sich Ignacy schon beschwert hat. Wenn du mich korrigierst, dann schon bitte alle meine Beiträge dazu einbeziehen ;)

    Das hier ist mein Privat-Account. Alle hier geäußerten Meinungen sind nur meine privaten Meinungen und geben nicht die Meinung von Frosted Games wieder.

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  • Ich muss mich aber leider hier nun ausklinken, mein Sohn verlangt nach mir und der geht vor. Abgesehen davon habe ich nun genug radikale, illusorische und obszöne Brettspielfantasien gesponnen und muss wieder zur Realität zurück ...

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    Einmal editiert, zuletzt von Ben2 ()

  • Aber gut, das ist meine Meinung. Liebe im Monat ein Spiel zu 70€ gekauft, als 4 zu je 20€

    Klar, das kannst du jetzt mit zwei Gehältern leicht sagen. Aber wie hättest du es als Student gehandhabt? Ich kann sagen, dass ich bei diesem Preis (70€ pro Spiel) niemals den Einstieg in die Brettspielwelt gewagt hätte.

    Auch hätte mir, bei dem Preis, als Schüler keiner El Grande auf dem Pausenhof(!) erklären können. Wir hätten niemals Risiko in der Schule deponiert und das in den Mittagspausen jahrelang gezockt.

    Eigentlich ist es doch so, dass einer in der Clique auf eine verrückte Idee kommt, was neues auszuprobieren und die anderen ziehen mit Zeitverzögerung nach. Bei 70€ wird der Einstieg massiv erschwert. Man hat weniger Versuche das Hobby in einem Freundeskreis zu etablieren. Auch darf der Sprung zwischen Einstiegsspielen und Kennerspielen nicht zu groß werden.


    Schaut euch mal andere hochpreisige Hobbys an. In der Regel sterben die aus Nachwuchsmangel aus. Schönes Beispiel ist das Modelleisenbahngeschäft. Sehr sehr teuer in der "Pflege", Strukturwandel verpasst, jetzt praktisch Tot.

    Golf, fast ausgestorben, durch günstigere Preise und Öfffnung der Anlagen für den "Pöbel" und Zusammengehen mit artverwandten Sportarten, nun wieder im Aufschwung.

    Anderes Beispiel ist die Modellfliegerei. Durch günstige Einstiegs-Drohnen kommt nun ein Haufen Nachwuchs in die Sparte rein. Hobby praktisch gerettet.


    Das ist ja das Tolle am Brettspiel. Bisher sind alle Altersschichten und die meisten Gesellschaftsschichten vertreten. Durch Anhebung der Preise knapst man bei beiden Schichten den unteren Teil ab und das Hobby stirbt mMn auf lange Sicht aus.

    Der Fussball ist in dieser Hinsicht genau an dieser Stelle und muss aufpassen, dass er sich langfristig nicht zu Tode verdient. Bsp. England.


    Ich glaube der Zug ist abgefahren. Hat sich ein Hobby in einem Preissegment festgesetzt, geht es preislich kaum nach oben, ohne das es ungesund wird. Ein erfolgreicher Grund wäre die Änderung der Struktur (zb. KS).

  • Machiavelli101

    Da möchte ich dir aber TableTop als Gegenbeispiel bringen. GW als Platzhirsch hat in letzter Zeit eher mehr als weniger Leute für das Hobby begeistern können und das bei Preisen, die selbst KS-Hartgesottenen das Fürchten lehren kann. Und da sind viele Jugendliche dabei und nach meinen Erfahrungen bei weitem nicht nur Kids aus Doppelverdienerhaushalten.

    Und Drohnen fliegen ist kein Modellbau. Die haben das Hobby nicht gerettet, sondern das ist ein anderes Hobby. Ich habe nämlich noch keinen gesehen, der nennenswert daran geschraubt hat. Darf man nämlich gar nicht.

    Ach ja? Definier mir "normal"!

  • Ich frage mal so herum, wer zahlt denn die ganzen vollen Lager von den zig Spielen, die sich nicht verkaufen?


    Die Grundidee finde ich schon nicht verkehrt und generell haben wir inzwischen viel zu viele Verlage und solche die es gerne wären, aber ob das wirklich der Branche hilft...?

  • Schaut euch mal andere hochpreisige Hobbys an. In der Regel sterben die aus Nachwuchsmangel aus. Schönes Beispiel ist das Modelleisenbahngeschäft. Sehr sehr teuer in der "Pflege", Strukturwandel verpasst, jetzt praktisch Tot.

    Golf, fast ausgestorben, durch günstigere Preise und Öfffnung der Anlagen für den "Pöbel" und Zusammengehen mit artverwandten Sportarten, nun wieder im Aufschwung.

    Anderes Beispiel ist die Modellfliegerei. Durch günstige Einstiegs-Drohnen kommt nun ein Haufen Nachwuchs in die Sparte rein. Hobby praktisch gerettet.


    Das ist ja das Tolle am Brettspiel. Bisher sind alle Altersschichten und die meisten Gesellschaftsschichten vertreten. Durch Anhebung der Preise knapst man bei beiden Schichten den unteren Teil ab und das Hobby stirbt mMn auf lange Sicht aus.

    Da hast du dir ausgerechnet 3 nicht so passende Beispiele ausgesucht...;)

    Untergang Modelleisenbahn - Wird zumeist mit falschen Entscheidungen der Unternehmensberatung bei Märklin in Verbindung gebracht. Nach Umstrukturierung 2009/10 wieder auf Kurs mit gut 100 Millionen Umsatz letztes Jahr. Vornehmlich für den Nachwuchs gekauft, war es doch ein Hobby für die Väter. Lebt seit einiger Zeit wieder auf, teils auch befeuert durch Großanlagen wie in Hamburg mi dem Minaturwunderland oder in Leer mit dem ehemaligen Loxx aus Berlin.

    Golf - Nach der Fehleinschätzung zu Wendezeiten Anfang der 90´er konsolidierten die Clubs mit Blick aufs „Volk“ ihre Finanzen. Auf diese Art konnte ich als Normalverdiener diesen durchaus anspruchsvollen Sport ausüben. Natürlich gibt es auch die exklusiven Clubs, wo der „Pöbel“ höchstens neidisch gucken darf, der Großteil aber richtet sich nach modernen sportlichen Gesichtspunkten aus - incl. Golf AG´s in den Schulen.

    Modellfliegerei - Zu meiner aktiven Zeit vor ca. 30 Jahren (=Oeieiei...) gab es schon viele günstige Komplettsets von Graupner, Robbe oder Futaba. Vernünftige Drohnen kosten heute nicht weniger als damalige Sets. Einzig Hubschrauber fliegen war recht kostenintensiv, zudem kam in Berlin noch mangendes Umland zum tragen, man musste auf einen Modellflugplatz.

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

  • Machiavelli101
    Als Student hätte ich mir die 20€ für ein Brettspiel nicht leisten wollen.

    Das schöne am Brettspiel ist ja, man braucht andere Mitspieler. Und so muss das Spiel nur einer kaufen, der dann froh ist, Mitspieler zu finden. Man kann Spiele leihen, oder man kann den Gebrauchtmarkt nutzen. Denn der unterliegt ja keiner Preisbindung.

    Früher hatte ich Zeit aber keine Kohle... heute habe ich Kohle aber keine Zeit :D

  • Was würde eigentlich mit den Massen an preisgebundenen Spielen passieren, die niemand mehr kaufen will?


    Weil nur weil ein Artikel über seine komplette Verfügbarkeit im Handel den selben Preis hat, wird dieser Artikel dadurch ja nicht automatisch von den potentiellen Käufer mehr wertgeschätzt. Die einen interessieren sich nicht für das Spiel, die anderen kaufen nur, wenn es billiger werden würde. Schnäppchenjäger eben. Bleibt die eine Gruppe übrig, die von dem Wert des Spiels überzeugt werden muss, es für den aufgerufenen Preis zu kaufen.


    Da aber der Markt überschwemmt ist von Spielen, gelingt es dem einzelnen Spiel immer weniger Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Zu Siedler von Catan Zeiten kannte ich wohl alle (relevanten) Spieleneuheiten und hatte im Laufe des Jahres alle davon auch irgendwo mal gespielt. Aktuell kenne ich nur ein Bruchteil aller Neuheiten und habe selbst davon nur ein Bruchteil gespielt. Selbst wenn diese Neuheiten aktuell alle preisstabil und preisgebunden wären, würde sich daran nichts ändern, dass ich die Masse an Neuheiten schlicht nicht wahrnehme und deshalb auch nicht kaufe.

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    Einmal editiert, zuletzt von ravn ()

  • Das Gegenargument für die guten Argumente ist schlicht: Es trifft auf alles zu. Wenn MacBooks nur noch die Hälfte kosten würden! Mensch jeder hätte eins. Was wenn OLED-Fernseher nur ein zehntel Kosten würden. Oder warum sind Häuser so teuer? Wenn die viel billiger wären, müsste niemand mehr mieten!
    Fakt ist: Dinge kosten Geld. In diesem meinem Argument sind Brettspiele in Deutschland zu billig. Wie vieles in diesem Land. Darunter leidet die Branche. Wie Tom Felber in unserem Podcast "So you wanna go to Germany" so schön sagte: Die geilen Spiele kommen aus dem Ausland. Und so nehme ich es auch wahr. Und es kostet auch Qualität, selbst bei Lokalisationen. Ich sage nur Übersetzungen von Fans, für billig. Oder eben angeschnittene Karten, nach denen sich augenscheinlich immer so viele verzehren, aber gewiss nicht den doppelten Preis für ein Smash Up bezahlt hätten ... (List Price Grundspiel übrigens stolze $34.99 ) Deutschland 14.95€ ....

    Edit: Was ich auch sagen könnte: Es geht ja darum einen Preis zu erhalten, der nicht zu teuer ist und nicht zu billig, sondern der "Sustainable" also Nachhaltig ist und die Branche gesund hält.

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    2 Mal editiert, zuletzt von Ben2 ()

  • Ich gebe jetzt auch mal die Erfahrung und ein paar Zahlen weiter, die ich gemacht habe. Sie den sich weitgehend mit den Zahlen von Ben2 und sind auch gerundet.

    Ich hatte ein Spiel zum UVP von 20 EUR.

    Händler konnten es für 12 EUR bzw. 10 EUR Netto kaufen.

    Wenn ich es über SpielDirekt verkauft habe gingen von diesen 10 EUR nochmal etwas ab, s.d. Netto ca. 8 EUR bei mir ankamen.

    Daher war ein direkter Verkauf über amazon, bgg und ähnliches besonders attraktiv.

    Natürlich denkt man daher darüber nach, ob man das Spiel direkt nicht günstiger verkaufen kann und einen Teil der gesparrten Händlermarge an seine Kunden weitergibt. Dies ist aber sehr kurzfristig gedacht, da das Spiel dann für Händler nicht mehr attraktiv ist.


    Verlage, die ihre Spiele direkt verkaufen, sollten sich auf keinen Fall einen Preiskampf mit Händlern liefern und höchstens zu besonderen Anlässen unter UVP verkaufen (z.B. zum Messepreis).

    Fabian Zimmermann - Autor von Tiefe Taschen / GoodCritters

    Einmal editiert, zuletzt von Fobs ()

  • Nur sind wir heutzutage so weit, dass eigentlich jeder ein Spiel produzieren (lassen) kann. Wer hätte sich das vor 25 Jahren getraut? Kickstarter & Co machen eine Vorfinanzierung möglich. Da Spieleneuheiten sowieso fernab der ganz wenigen Dauerbrenner eine arg kurze Marktpräsenz haben, muss es anscheinend für viele Spiele ausreichen, wenn die in den ersten Wochen begeistern können. Danach kommen sowieso wieder neue Neuheiten, die Aufmerksamkeit ziehen. Die Altlasten werden verramscht. Irgendwo mittendrin sitzen Redakteure und Autoren, die alle an ihre Spiele glauben, aber vom Markt überrollt werden. Alle mit der Hoffnung, den einen grossen Dauerbrenner herauszubringen. Wer da nicht mit Äusserlichkeiten oder sonstigen Besonderheiten glänzen kann, hat es ganz schwer, überhaupt wahrgenommen zu werden. So ist meine Wahrnehmung.


    Einen Ausweg sehe ich nicht. Nicht solange die Goldgräberstimmung anhält und durch Kickstarter-Millionenfinanzierungen für teils Banalitäten befeuert werden. Die kaufkräftigen Spielefreaks finden dort ihre Nischenspiele. Die etablierten Verlage leben von ihrem Ruf. Übrig bleibt die Masse an uninformierten Käufern, die Brettspiele als Geschenk oder Konsumartikel sehen und auch nicht bereit sind, viel mehr als irgendnötig zu zahlen. Ich sehe nicht, wo Preisbindung da funktionieren könnte. Die Wertschätzung für Spiele ist (fernab der wenigen Freaks) schlicht nicht mehr gegeben. Spiele sind derweil Massenware geworden, die mit erheblichen Durchsatz in den Markt gedrückt werden. Heute neu, morgen vergessen.

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    Einmal editiert, zuletzt von ravn ()