Beiträge von ravn im Thema „Preisbindung für Spiele?“

    Die Problematik der zu niedrigen Preise, der zu niedrigen Stückzahlen und der zu geringen Wertschätzung für Brettspiele und Dienstleistungen rund um Brettspiele sind von der Branche selbst verursacht. Dann sollen die das auch selbst untereinander lösen. Wird aber meiner Meinung nach nicht gelingen, da zu viele Marktteilnehmer auftreten, die selbst den größten und gewinnbringendsten Stück des Kuchens abhaben wollen.

    Als Konsument stehe ich als Beobachter daneben und denke mir, wann der Zusammenbruch kommen wird. Denn rational gesehen, braucht niemand hier im Forum noch neue Brettspiele, sofern diese auch ausreichend bespielt werden sollen. Gut für die Branche, dass beim Brettspielkauf oftmals der Kopf so völlig aussetzt. Bleibt der Massenmarkt und dem ist die Wertschätzung mal so völlig egal, solange der Kaufpreis ausreichend niedrig ist. Der Handel und auch die Verlage befeuern diese Denke ja durch Rabattaktionen und zu kurze Produktzyklen.

    Zumal GMT mit ihrem P500-System ein Vorbestellsystem hat, um das Interesse für ein Produkt anzufragen:

    GMTP500Details

    In the early years of GMT, we played the "guessing game"; and even though we guessed right more times than not, we still ended up spending way too many productive hours worrying about cash flow that could have been much better spent on developing new and better games. Out of our frustration with this situation, we asked a better question, and came up with a solution that was so simple we were amazed we hadn't thought of it before:

    What if the company knew ahead of time that there was a committed interest in the game, before they committed all those funds? They could produce exactly the games that their players want!

    And that's exactly what Project 500 allows us to do.

    Nur sind wir heutzutage so weit, dass eigentlich jeder ein Spiel produzieren (lassen) kann. Wer hätte sich das vor 25 Jahren getraut? Kickstarter & Co machen eine Vorfinanzierung möglich. Da Spieleneuheiten sowieso fernab der ganz wenigen Dauerbrenner eine arg kurze Marktpräsenz haben, muss es anscheinend für viele Spiele ausreichen, wenn die in den ersten Wochen begeistern können. Danach kommen sowieso wieder neue Neuheiten, die Aufmerksamkeit ziehen. Die Altlasten werden verramscht. Irgendwo mittendrin sitzen Redakteure und Autoren, die alle an ihre Spiele glauben, aber vom Markt überrollt werden. Alle mit der Hoffnung, den einen grossen Dauerbrenner herauszubringen. Wer da nicht mit Äusserlichkeiten oder sonstigen Besonderheiten glänzen kann, hat es ganz schwer, überhaupt wahrgenommen zu werden. So ist meine Wahrnehmung.

    Einen Ausweg sehe ich nicht. Nicht solange die Goldgräberstimmung anhält und durch Kickstarter-Millionenfinanzierungen für teils Banalitäten befeuert werden. Die kaufkräftigen Spielefreaks finden dort ihre Nischenspiele. Die etablierten Verlage leben von ihrem Ruf. Übrig bleibt die Masse an uninformierten Käufern, die Brettspiele als Geschenk oder Konsumartikel sehen und auch nicht bereit sind, viel mehr als irgendnötig zu zahlen. Ich sehe nicht, wo Preisbindung da funktionieren könnte. Die Wertschätzung für Spiele ist (fernab der wenigen Freaks) schlicht nicht mehr gegeben. Spiele sind derweil Massenware geworden, die mit erheblichen Durchsatz in den Markt gedrückt werden. Heute neu, morgen vergessen.

    Was würde eigentlich mit den Massen an preisgebundenen Spielen passieren, die niemand mehr kaufen will?

    Weil nur weil ein Artikel über seine komplette Verfügbarkeit im Handel den selben Preis hat, wird dieser Artikel dadurch ja nicht automatisch von den potentiellen Käufer mehr wertgeschätzt. Die einen interessieren sich nicht für das Spiel, die anderen kaufen nur, wenn es billiger werden würde. Schnäppchenjäger eben. Bleibt die eine Gruppe übrig, die von dem Wert des Spiels überzeugt werden muss, es für den aufgerufenen Preis zu kaufen.

    Da aber der Markt überschwemmt ist von Spielen, gelingt es dem einzelnen Spiel immer weniger Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Zu Siedler von Catan Zeiten kannte ich wohl alle (relevanten) Spieleneuheiten und hatte im Laufe des Jahres alle davon auch irgendwo mal gespielt. Aktuell kenne ich nur ein Bruchteil aller Neuheiten und habe selbst davon nur ein Bruchteil gespielt. Selbst wenn diese Neuheiten aktuell alle preisstabil und preisgebunden wären, würde sich daran nichts ändern, dass ich die Masse an Neuheiten schlicht nicht wahrnehme und deshalb auch nicht kaufe.