Game Brewer sagt "GoodBuy"

  • Das hat sich leider abgezeichnet. Ihr Output an Spielen war sehr hoch, letztendlich waren die meisten Spiele dann aber doch irgendwie austauschbar. Als ihr Ruf durch die Stroganov Kampagne dann zusätzlich litt, gingen auch die Backerzahlen immer weiter zurück.

  • Von der Meldung bin ich auch nicht wirklich überrascht, allerdings vom Lagerbestand schon. Das spricht dann wohl auch Bände über den erwarteten und den tatsächlichen Absatz.

    Zitat

    Despite careful planning, we find ourselves with a stock of 9000 board games.

  • Ich finde es mutig so offen die Zahl der auf Lager liegenden Spiele zu kommunizieren. Bei einigen könnte der geneigte Käufer ja spekulieren, dass die Restauflagen nach Abwicklung des Verlages verramscht werden.

    Ich wünschen Game Brewer, dass sie mit der Aktion Kapital erhalten, um nicht mit Schulden auszusteigen.

    You know I'm born to lose, and gambling's for fools

  • "wir haben uns verkalkuliert, wir brauchen nun eure Hilfe, damit uns das finanziell weniger hart trifft" ... wie ich diese Aufrufe immer wieder liebe. Unternehmerisches Risiko wird auch immer kleiner geschrieben.

  • Das hat sich leider abgezeichnet. Ihr Output an Spielen war sehr hoch, letztendlich waren die meisten Spiele dann aber doch irgendwie austauschbar. Als ihr Ruf durch die Stroganov Kampagne dann zusätzlich litt, gingen auch die Backerzahlen immer weiter zurück.

    Was war denn bei der Stroganov Kampagne los?

  • Game Brewer stellt offenbar seine Geschäftstätigkeiten ein.

    8| ist der Smiley, den ich suchte. Das finde ich wirklich schade, da alle ihre letzten Spiele mir wirklich Spaß gemacht haben. Immerhin eins davon habe ich sogar gekauft/unterstützt. Daher irgendwie schade, dass aus der Richtung nichts mehr kommt. :(

    Die Spiele waren halt alle fett produziert, am End aber alle nicht wirklich gut. haben mir aber alle nicht gefallen.

    Ich hab das mal korrigiert für Dich. Und als Beleg: https://boardgamegeek.com/sear…angetype=normal&B1=Submit 13 von 21 Spielen (mit mindestens 100 Stimmen) ne Wertung von über 7 (ab da fängt bei mir gut an, weil "spielt man gerne mit"). Da gibt es definitiv andere Verlage mit schlechterem Output!


    Gruß Dee

  • "wir haben uns verkalkuliert, wir brauchen nun eure Hilfe, damit uns das finanziell weniger hart trifft" ... wie ich diese Aufrufe immer wieder liebe. Unternehmerisches Risiko wird auch immer kleiner geschrieben.

    Die Menschen dahinter, die gerade ihren Job verlieren, siehst Du nicht, oder? Ist es wirklich notwendig, auf jemanden, der am Boden liegt, noch draufzutreten? Die Firma ist schon am Ende, da würde ich auch alles dransetzen, den negativen Teil, den ich ggf. selbst aus eigener Tasche zahlen muss, zu minimieren. Oder anders: Lagerverkäufe bei Geschäftsauflösung sind Gang und Gäbe, um den Verlust zu minimieren.

  • Was war denn bei der Stroganov Kampagne los?

    Bei dieser Kampagne hat man die Produktionsstätte geändert. Am Ende bekamen die Backer nicht die versprochene Qualität. Das versuchte man später wieder zu korrigieren, nach Stroganov konnten sie aber nie wieder wirklich viele Backer sammeln. Insgesamt war ihr Geschäftsmodell aber auch nicht wirklich gesund, da sie zu viel brauchten, um wirklich rentabel zu sein - so würde ich annehmen gemäß des jetzigen Entschlusses.

    Einmal editiert, zuletzt von Kuro-Okami ()

  • Von der Meldung bin ich auch nicht wirklich überrascht, allerdings vom Lagerbestand schon. Das spricht dann wohl auch Bände über den erwarteten und den tatsächlichen Absatz.

    Zitat

    Despite careful planning, we find ourselves with a stock of 9000 board games.

    Hmm, geht. Die haben genau 21 Spiele im Portfolio gehabt über ihre gesamte Laufzeit hinweg. Wenn du das auf die 9000 überträgst sind das im Durchschnitt 429 Kopien pro Titel zu viel. Sooo~ viel ist das nicht. Man braucht ja auch immer einen gewissen Lagerbestand, um zum Beispiel Ersatzteilanfragen langfristig gesehen zufriedenstellend bearbeiten zu können. Also für mittlerweile größere Verlage, die auch aus 1-Mann-Projekten entstanden sind, wie zum Beispiel Stonemaier, sind das reguläre Zahlen "des möglichen Verschätzens" von Auflagen. Jamey spricht da ja des Öfteren sehr offen darüber.
    Und ja, mir ist klar, dass der Durchschnitt hier bei Game Brewer nicht der faktischen Realität entsprechen wird und sie von irgendwas Bestimmten wohl echt zu viel gedruckt haben werden (z.B. 5000+ Überschuss oder so), aber selbst das kann passieren und davor ist kein Verlag so richtig gefeit würde ich meinen, egal wie groß er sein mag. Die Größeren können es nur monetär besser abfangen.

    Die Spiele waren halt alle fett produziert, am End aber alle nicht wirklich gut.

    Kann man vertreten die Meinung, keine Frage. Ich persönlich fand jedoch Gugong und Festo gut, Fuji Koro sehr gut und Architectura top. Auch über Gentes und Paris habe ich viel Positives gehört aus meinem Umfeld. Oak und Delta würde ich sehr gern mal ausprobieren, die würden mir bestimmt ebenfalls zusagen, von den Videos her die ich dazu gesehen hatte. Ähnliches gilt für Bone Wars und Algae Inc., die ja noch gar nicht draußen sind. Zusätzlich setze ich nach wie vor große Hoffnungen in Chimera Station, das kam aber einfach noch nicht auf den Tisch.
    Voll zustimmen würde ich bei Hippocrates und Rulebenders, die sind bei uns echt komplett durchgefallen. Amygdala, Dilemma und Castellum: Maastricht schrecken mich vom Artwork her schon ab, daher werde ich die niemals ausprobieren. Bei der Second Edition von The Palaces of Carrara und dem Card Game von Arkwright hat mir jeweils das Original schon nicht gefallen, daher habe ich auch um diese beiden einen weiten Bogen gemacht. Und warum ich Stroganov, Pixie Queen und Trolls and Princesses verpasst habe, weiß ich offen gestanden gar nicht. Diese Bildungslücken müsste ich vielleicht noch schließen, um mir dahingehend ein vollmundigeres Urteil über den Verlag erlauben zu können.

    "wir haben uns verkalkuliert, wir brauchen nun eure Hilfe, damit uns das finanziell weniger hart trifft" ... wie ich diese Aufrufe immer wieder liebe. Unternehmerisches Risiko wird auch immer kleiner geschrieben.

    Ich denke mal das war eher eine Bitte als ein Aufruf. Man muss ja jetzt bei diesem Sale nichts von ihnen kaufen.
    Achja und: lieber so (also transparent kommuniziert), als hintenrum die Backer der noch ausstehenden Kampagnen anzuschreiben, zusätzliche Gelder für den Versand zu fordern ("sonst wird es nicht ausgeliefert") und dann nach der Auslieferung sagen, dass sie bankrott sind und schließen müssen. Gab es auch schon und finde ich dann nicht so die feine englische Art. Da ist mir diese Art und Weise hier von Game Brewer zig Mal lieber.

    So oder so schade um den Verlag.
    Lg

  • Naja die 9.000 werden sich sicherlich nicht über das gesamte Portfolio aufteilen

    Hmm, geht. Die haben genau 21 Spiele im Portfolio gehabt über ihre gesamte Laufzeit hinweg. Wenn du das auf die 9000 überträgst sind das im Durchschnitt 429 Kopien pro Titel zu viel. Sooo~ viel ist das nicht. Man braucht ja auch immer einen gewissen Lagerbestand, um zum Beispiel Ersatzteilanfragen langfristig gesehen zufriedenstellend bearbeiten zu können.

    Vielmehr tippe ich auf auf massive Bestände der letzten Artikel. Wenn Du ein mehrfaches der der gebackten Anzahl als Printrungrösse benötigst, dann bricht das zusammen wenn die Nachfrage in Post-Corona Zeiten massiv zurückgegangen ist. Das klappt dann irgendwann zusammen. Möglicherweise ist der Goobuy der Versuch die Auslieferung der ausstehenden Kickstarter-Projekte zu sichern. Zuviele Projekte in zu kurzer Zeit; leider kein organisches Wachstum.

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

  • "wir haben uns verkalkuliert, wir brauchen nun eure Hilfe, damit uns das finanziell weniger hart trifft" ... wie ich diese Aufrufe immer wieder liebe. Unternehmerisches Risiko wird auch immer kleiner geschrieben.

    Die Menschen dahinter, die gerade ihren Job verlieren, siehst Du nicht, oder?.

    Angestellte, sofern vorhanden, werden in solchen Fällen ihren Job eh verlieren, hier geht es nur um Schadensbegrenzung für die Besitzer/Gründer/whatever.

    Und nein, da hält sich mein Mitleid ziemlich in Grenzen. Unternehmen bzw. Unternehmer sind ja andersrum auch selten "Hilfsorganisationen" für ihre Kunden, sondern die allermeisten wollen mit ihrem Unternehmen bzw. den Kunden Geld verdienen.

    Was ich hingegen immer häufiger sehe: Solche Aufrufe von Menschen, deren Geschäftsmodell nicht funktioniert hat und darauf setzen, dass fremde Menschen ihnen doch das finanzielle Risiko im Nachgang abmildern sollen.

    Mir tun finanziell maximal die Autoren (author license fees) leid, die da eventuellen offenen Zahlungen hinterherlaufen müssen, am Ende geht es aber halt darum: "and conclude our adventure debt-free" ... dass man halt nicht mit Schulden aus der Sache äh dem Adventure rausgeht. Und dafür sollen halt andere herhalten. Und da bin ich halt raus.


    Man trägt als Unternehmer halt Verantwortung.

  • Die ganze Nummer zeichnete sich ja über einen längeren Zeitraum ab, zwischenzeitliche Pleiten wie Amygdala waren da wahrscheinlich nur ein weiterer Nagel in den Sarg.

    Die Diskussion um den Abverkauf verstehe ich allerdings nicht. Bei den meisten Unternehmen, die aus eigener Kraft schließen, passiert genau das - Lagerräumung mit Rabatten, damit niemand tausende von Produkten in seiner Garage lagern muss und die Abwicklungskosten getragen werden.

  • Es handelt sich um einen normalen Abverkauf bei Geschäftsaufgabe. Die Formulierung mit der Bitte um Hilfe zwingt dich zu nichts und ich empfinde sie als transparent und ehrlich. Was soll er denn machen um Verantwortung zu übernehmen - alles anzünden?

  • Irgendwo schade, aber ich bin nicht wirklich überrascht. Es war absehbar, dass das auf Dauer so nicht wirtschaftlich tragfähig ist.


    Chimera Station und Paris beispielsweise gelten im allgemeinen doch durchaus als wirklich gut?

    Die Palaces of Carrara Neuauflage kann man von mir aus auch noch nennen. Das ist auch ein gutes Spiel.

    Bei Chimera Station habe ich die Deluxe Version von TMG. Die finde ich sogar sehr gut und nicht nur gut. Die Euro-Ausgabe von Game Brewer fand ich dagegen mit der neu einführten Symbolsprache (für Sprachneutralität, anstelle der englischen Texte des Originals) nur so teilweise gelungen.


    Da gibt es definitiv andere Verlage mit schlechterem Output!

    Ja. Schon richtig. Eine gewisse Mindestqualität hatten sie meistens (sowas wie Rulebenders zählen wir da mal großzügig als die regelbestätigende Ausnahme). Aber in der gesamten Game Brewer Historie gab es meiner Meinung nach keinen einzigen wirklich herausragenden Titel, also sagen wir mal: 8,5 oder höher auf einer 10er-Skala. Und genau das ist IMHO das große Problem hier.

    Ohne Top-Qualität kann man teure Deluxe-Versionen nicht auf Dauer erfolgreich über Crowdfunding vermarkten. Geht einfach nicht. Dann sagen sich nämlich von Kampagne zu Kampagne immer mehr Kunden: "och nö, so toll waren die letzten Spiele aus diesem Verlag auch wieder nicht", und beim Rest der Kundschaft kann's dann auch leicht passieren, dass allein schon die Existenz einer (für den aufgerufenen Preis mehr oder weniger unverkäuflichen!) Deluxe-Version bereits dafür sorgt, dass die normale Version als "abgespeckt" empfunden wird und sich auch nicht mehr gut verkauft. Dann einmal in die Rabattschlacht-Negativ-Spirale geraten und das war's dann.

    Bei ihrem ehemaligen Partnerverlag TMG lief's ja ähnlich. Auch die hatten als Ausgangspunkt ein Qualitätsproblem, das sie in eine Negativspirale und dann letztendlich in die Pleite getrieben hat.

  • Was ich hingegen immer häufiger sehe: Solche Aufrufe von Menschen, deren Geschäftsmodell nicht funktioniert hat und darauf setzen, dass fremde Menschen ihnen doch das finanzielle Risiko im Nachgang abmildern sollen.
    (...)

    Man trägt als Unternehmer halt Verantwortung.

    Du scheinst wohl in deinem Leben noch nie Geschäftsauflösungen mitbekommen zu haben.


    Das ist gang und gebe, dass alles verscherbelt wird, was noch Geld bringen könnte. Und das nicht erst heutzutage.

    2 Mal editiert, zuletzt von krakos ()

  • Jede Wette, dass du kein Unternehmer bist… ich tippe auf Beamter oder Gewerkschafter.

  • Jetzt müssen wir nur noch jemanden finden, der alle Games gebacken hat, damit wir auf die bis zu 65% kommen. (Vorausgesetzt derjenige mag ne SB organisieren.)

    Oder einen der Game Brewer Subscriber, die bekommen automatisch 65%.

  • Ich bedaure die Meldung sehr. Game Brewer hat einige sehr schöne und grundsolide Spiele produziert, der Verlag war mir immer einen Blick und manchen Kauf wert.

  • Beitrag von Mimi ()

    Dieser Beitrag wurde vom Autor gelöscht ().
  • Hmmm. Warum muss ich jetzt gerade an Western-Filme denken, wo die Geier im Himmel schon über der zukünftigen Beute kreisen?

    Wenn euch die Deluxe-Versionen die aufgerufenen Preise wert sind, dann bestellt sie jetzt. Ansonsten lasst es sein. Denn wenn irgendwas spielerisch für den eigenen Geschmack einfach nicht gut genug passt, um regelmäßig auf den Tisch zu kommen, dann ändern daran eine edle Ausstattung oder 65 Prozent Rabatt beim Kauf auch nichts.

    BTW: Auf dem Gebrauchtmarkt geht so manches so im Bereich der 65% Rabatt weg. Falls bei den 9000 Spielen im Lager ein Großteil solche Ladenhüter sind, dann hat Game Brewer ein echtes Problem.


    Game Brewer hat einige sehr schöne und grundsolide Spiele produziert

    Yep. Genau das fasst gut das Problem hier zusammen. Nur solide bis schön in der Ausstattung und dafür ab und zu ein sehr gut beim Wiederspielreiz wäre wohl langfristig erfolgreicher gewesen. Grundsolide Spiele gibt's halt in der heutigen Zeit wie Sand am Meer.

  • Irgendwo schade, aber ich bin nicht wirklich überrascht. Es war absehbar, dass das auf Dauer so nicht wirtschaftlich tragfähig ist.


    Ja. Schon richtig. Eine gewisse Mindestqualität hatten sie meistens (sowas wie Rulebenders zählen wir da mal großzügig als die regelbestätigende Ausnahme). Aber in der gesamten Game Brewer Historie gab es meiner Meinung nach keinen einzigen wirklich herausragenden Titel, also sagen wir mal: 8,5 oder höher auf einer 10er-Skala. Und genau das ist IMHO das große Problem hier.

    Genau das meinte ich mit meiner Aussage und dazu stehe ich. Keine Brettspielregal dieser Welt muss eines ihrer Spiele besitzen, schon gar nicht die aus den letzten Jahren. Wenn Paris da das höchste der Gefühle ist, dann ist genau dies das Problem. Und andere Titel wie Architectura verbinde ich nicht mit Game Brewer sondern z.B. mit Hobby World. Game Brewer war ein Verlag, den ich immer gerne besucht habe, die Spiele im Portfolio hatten, die mich neugierig machten, am Ende aber nie in einer Top-Liste oder sonstigen Empfehlung landeten. Sie waren okay, aber FÜR MICH nicht gut.


    Bei mir fängt gut nicht bei einer 7 an. Da wir über subjektive Einschätzungen sprechen, braucht es für mich nicht hinter jeder Aussage ein "für mich". Ansonsten wird für mich Kommunikation kompliziert. Eine Beurteilung, gerade bei Spielspaß und Geschmack bei Brettspielen und im gemeinsamen Austausch, kann für mich gar nicht allgemeingültig sein. Wir reden doch immer nur über unseren eigenen begrenzten Horizont. Ansonsten mag ich es nicht, wenn man Aussagen anderer korrigiert. Für mich ist das übergriffig.


    Wenn man aber nach deutschem Schulsystem die Bewertungsskala benutzt, dann ist alles bis 8.0 bei einer 10er Skala befriedigend. Gut fängt bei 8.1 an und geht bis 9.1. Das ist übrigens mein innerer Kompass, zumindest im 8er Spektrum. Mag bei BGG anders sein, aber wenn ich da ne 7 sehe, dann raste ich innerlich erst einmal nicht aus. Und selbst wenn man das anders sieht, eine 7.3 oder 7.4 ist jetzt bei der Masse an Spielen auch sicher kein Verkaufsmagnet. Und du brauchst doch genau solche Artikel. Die in aller Munde sind, wo die Leute den Hypezug starten und die Foren durchdrehen. Entsprechend habe ich das so formuliert. Auch wenn es dich vielleicht gestört hat, verstehst du jetzt meine Aussage vielleicht besser.

  • brettundpad : Das kleine Problem mit deiner Aussage vom Anfang des Thread, dass die Spiele "alle nicht wirklich gut" gewesen wären, ist halt, dass das eine Objektivität impliziert, die nicht da ist und die du vermutlich auch gar nicht meinst. Das wertet einfach die Arbeit der Autoren und Verlagsmitarbeiter unnötig ab.

    Die Game Brewer Sachen sind fast alle grundsolide bis gut. Nur: das reicht halt nicht in einer Zeit, in der Massen von Spielen veröffentlicht werden und 80% davon mindestens grundsolide bis gut sind, weit mehr als jeder Spieler kaufen kann. Der Aussage "Keine Brettspielregal dieser Welt muss eines ihrer Spiele besitzen" kann ich daher viel leichter zustimmen als der Aussage, dass die Spiele "alle nicht wirklich gut" gewesen wären.

    Auch die zweite Aussage ist nicht wirklich freundlich formuliert und sie kommt im Endeffekt auch auf exakt das Gleiche heraus: Der Verlag hat ein Qualitätsproblem und ist deshalb nicht überlebensfähig. Trotzdem muss man den Machern nicht absprechen, dass sie grundsolide bis gut gearbeitet haben. Zwischen "nicht gut" und "nicht gut genug" ist nur ein Wort Unterschied, aber das gibt dem Ganzen eine deutlich andere Note.

  • Natürlich ist das scheiße. Ich gönne das dem Verlag ganz sicher nicht. Wie ich geschrieben habe, ich fand die immer nett! Ich hatte Brettspiele von denen in meinen Vorschaulisten für die SPIEL. Ich war immer bei denen und zwar sehr gerne! Das nützt am Ende nur bei der Betrachtung nichts, wenn die Brettspiele am Ende des Jahres keine Oberkracher sind. Das braucht es nicht jedes Jahr, aber ab und an eben schon, gerade bei der Masse an Spielen. Eine Wertung für alle (?) neueren Spiele unter 7.5 ist jetzt eben keine gute Sache. Und es ist aus meiner Sicht dann auch kein gutes Portfolio.

  • Eine Wertung für alle (?) neueren Spiele unter 7.5 ist jetzt eben keine gute Sache.

    Das ist nicht völlig falsch, aber ich glaube, da sollte man ein bisschen mehr differenzieren. Wer relativ neu in dem Hobby ist und ein Spiel mit Durchschnittsnote 7.5 kauft, der macht absolut nichts verkehrt. Wir sollten hier in einem Expertenforum wie diesem auch niemandem einreden, dass 7,5er schlecht wären. Ich würde sogar davon ausgehen, dass wir alten Hasen die eine oder andere lieb gewonnene ältere Spieleperle in unserem Regal stehen haben, die in der heutigen Zeit auch mit 7-komma-bisschen in der Neuheitenflut komplett untergegangen wäre. Ein "Problem" sind die 7,5er Spiele doch ehrlicherweise nur für denjenigen, der seit 10+ Jahren seine Spielesammlung kuratiert, regelmäßig aus Platzgründen auch gute Spiele verkauft, und trotzdem sich anstrengen muss, den Spielebestand in der Sammlung nicht explodieren zu lassen. Aber das sind eben auch ganz maßgeblich selbst geschaffene Probleme des Spielers. Das muss man nicht dem Spiel, seinem Autor oder dem Verlag anlasten.

  • Das Spiel #Gugong finde ich wirklich prima. Das Kartentauschen als Kernmechanismus macht Spaß und in meinen Spielrunden ist es bislang immer gut angekommen. Gerne würde ich weitere Partien spielen. Zumindest mit Gugong haben die Game Brewer bei mir stark gepunktet.

    Vielspieler im Körper eines Gelegenheitsspielers

  • Grundsolide bis gut reicht heute denke ich schon noch aus, wenn es im entsprechenden Preisbereich ist.

    Game Brewer hatte aber nicht diesen Preisbereich sondern ist Richtung Deluxe Ausstattung mit entsprechenden Preisetikett gegangen. Wobei sie bei der Deluxe Ausstattung nach Gugong auch wieder abgebaut haben.


    Plus die Themen und die grafische Aufarbeitung bei den letzten Spielen bis auf Oak und Bone Wars fand ich persönlich eher nicht massenmarkttauglich.


    Ich finde es auch schade, dass sie ihre älteren Spiele nicht gepflegt haben. Zumindest ist mir das bei Festo! aufgefallen, da gibt es eine nicht eindeutig beschriebene Regel und bei BGG gibt es keine offizielle Antwort. Vielleicht ist es bei den anderen Spielen aber auch besser, das kann ich nur nicht beurteilen, da ich andere Spiele nicht habe.



    Vielleicht hätte ein anderer Vertriebsweg abseits von Crowdfunding für Game Brewer besser geklappt oder gar die Suche nach einem Publisher Partner.

  • Game Brewer hatte aber nicht diesen Preisbereich sondern ist Richtung Deluxe Ausstattung mit entsprechenden Preisetikett gegangen. Wobei sie bei der Deluxe Ausstattung nach Gugong auch wieder abgebaut haben.

    Und dennoch gehen ihre größten Pakete nun am besten weg. Delta Deluxe All-In war nach Tag 1 ihres Angebotes weg. Die Long-Nose Version von Trolls & Princesses ist ebenso weg.

  • Das Spiel #Gugong finde ich wirklich prima.

    Ich fand es mit jedem weiteren Spiel uninteressanter. Meiner Meinung nach wurde das durch die Luxus-Ausstattung für einen viel zu günstigen Preis in Sphären katapultiert, wo es qualitativ niemals hingehört hätte.

    Und das es immer gut angekommen wäre, kann ich auch nicht sagen. Dafür hat's einen zu starken Memory-Aspekt, wenn man wirklich gut spielen will. Nix gegen Memory, aber ab Kennerspiel aufwärts ist eine Kombination, von der alle erfahreneren Verlage aus gutem Grunde die Finger lassen. Sowas sind Mechanismen für den Kinder- und Familienbereich. Kennerspieler können und wollen das nicht.


    Grundsolide bis gut reicht heute denke ich schon noch aus, wenn es im entsprechenden Preisbereich ist.

    Jein. Also eigentlich ja, theoretisch gibt's da schon einen Markt, das sehe ich auch so. Aber die Kunden können auch verdammt irrational handeln und dann lieber das grundsolide und niemals rabattierte Spiel des "Edelverlages" für überteuerte 60 Euro kaufen wollen als das objektiv ebenso gute Spiel eines anderen Verlages für 20 Euro im Ausverkauf. Auch im Brettspiel-Bereich geht's immer mehr um Image und weniger um Inhalte.


    Game Brewer hatte aber nicht diesen Preisbereich sondern ist Richtung Deluxe Ausstattung mit entsprechenden Preisetikett gegangen. Wobei sie bei der Deluxe Ausstattung nach Gugong auch wieder abgebaut haben.

    Naja, sie hatten immer auch die Retail-Versionen. Aber meiner Meinung nach verringert allein schon die pure Existenz einer Deluxe-Version den gefühlten Wert einer Retail-Version. Zumindest in unserer Blase. So einige Sachen haben an dem Geschäftsmodell nicht so wirklich gut gepasst; Themen und Grafik sprichst du selbst an. Immer mal wieder am Markt vorbei entwickelt und produziert.

    Wobei man die Abstriche nach Gugong jetzt auch nicht überbewerten sollte. Klar: für's Image war's schon verdammt schädlich, aber da sind auch ein paar Sachen einfach unglücklich zusammengekommen. Gugong war das Erstlingsprodukt des Verlages und extra günstig angesetzt, um auf den Markt zu kommen und einen Fuß in die Tür zu kriegen. Das ging komplett durch die Decke. Und dann kam die Inflation, die alles teurer gemacht hat. Dann fällt einem das "ich habe aber für das doppelt so gut ausgestattete Gugong nur die Hälfte bezahlt!!11!" natürlich umso heftiger auf die Füße.


    Vielleicht hätte ein anderer Vertriebsweg abseits von Crowdfunding für Game Brewer besser geklappt oder gar die Suche nach einem Publisher Partner.

    Möglich. Aber wie viele Crowdfunding-Verlage kennst du (bzw. andere Mitleser), die erfolgreich den Weg von Crowdfunding zu normalem Vertrieb geschafft haben? Klar, Stonemaier Games, und das schon vor Urzeiten. Mit entsprechenden Sondermodellen und großer Fanbasis. Und sonst? Da wird's sehr eng.

  • Oh man, echt schade. In Essen war der GameBrewers Stand mein Lieblingsstop. Die Jungs waren mega nett, gut drauf und haben auch gerne geplaudert. Zudem fand ich die Spiele eigentlich ganz gut und entgegen der allgemeinen Meinung fand ich auch Hippokrates gut (habe mir sogar die Expansion gekauft).

    Auch wenn ich nur 3 Kampagnen unterstützt habe, so habe ich jeden ks mit Spannung mitverfolgt gehofft, dass sie nötige Bäckerzahlen erreichen. Bei den meisten Spielen hat bei mir nicht viel gefehlt, damit ich rein gehe, aber zum Schluss haben dann doch die letzten Prozentpunkte gefehlt, um mich final zu überzeugen.


    Ich muss aber ehrlich sagen, nach der Schlammschlacht bezüglich Produktionsqualität bei Hippokrates und stroganov, war keine einzige Kampagne von GB nochmal so richtig erfolgreich. Ich glaube Amygdala wurde sogar einmal gecancelt.

    Irgendwie hat das richtig dicke Spiel gefehlt, was mal etwas über die Kennerkreise hinaus bekannt wurde. Das hätte sicherlich für breitere Publicity gesorgt und die Verkäufe nochmal angekurbelt.


    Ich wünsche den Autoren, die ja zumeist aus eigenen Reihen kamen, den Mitarbeitern und auch der Geschäftsführung alles gute für die Zukunft. Ich hoffe der ein oder andere kommt irgendwie doch nochmal in der Brettspielwelt unter, wäre schade wenn nicht.

  • Ich halte das mit der unter 7.5 und neue Leute in Hobbys für einen Trugschluss. Wer heute anfängt sich für Brettspiel zu begeistern, der kauft sich zuerst die Perlen und aktuellen Hypetitel. So ist zumindest meine Wahrnehmung. Gerade durch die verrückte Auswahl muss man als Person ohne Ahnung sich an etwas orientieren. Das mag zuerst der Brettspielladen, vielleicht sogar "Karstadt" sein, danach lander man aber bei BGG und den Top100, Blogs und YouTube mit ihren Top-Listen oder schaut sich in Foren um. Selten wird da jemand um die Ecke kommen und ein Brettspiel empfehlen, welches für Mittelmaß steht. Es ist zwar traurig, aber die meisten Brettspiele "braucht" man als Einsteiger:in überhaupt nicht. Das wird vielleicht sogar eher interessant, wenn ich mich auskenne und thematisch oder mechanisch dann neugierig auf Nischen werde.

  • Falsch. Und falsch. Und ich wähle auch nicht die FDP.


    Ich hab jahrelang als Freelancer geschafft und hab ganz sogar verrückt Gründungsmanagement (mit)studiert. ;)


    Ich hab auch überhaupt nichts dagegen, dass man versucht seinen Verlust/Schaden am Ende zu minimieren, ich bleibe aber dabei, dass am Enden nicht die Kunden dazu da sind, einem dabei "zu helfen".


    Und um dieses Wording geht es mir halt. Kommt in der heutigen Zeit (auch unabhängig von Corona/Inflation) immer häufiger vor und geht stark mit der social-media-Welt und Inszenierung einher.


    Kunden sind halt nicht dafür da, deine unternehmerisch falschen Entscheidungen, deine nicht geschaffenen Rücklagen mit Käufen, die sie ohne so eine Bettelei gar nicht tätigen würden, aufzufangen.


    Damit trägst Du nämlich dein Scheitern in die Geldbeutel der Kunden, die sich das (in diesem Falle) Spiel nämlich eigentlich gar nicht gekauft hätten.


    Diverse Menschen haben ja auch Geld verpulvert, weil sie irgendwelche Restaurants mit irgendwelchen Pay Now Eat Later Gutscheinen versucht haben zu unterstützen und am Ende als "Belohnung" nur weniger Geld in der Tasche hatten, weil der Laden trotzdem dicht gemacht hat.


    PS: Lustig finde ich es aber, dass so ein Kommentar ausgerechnet von dir kommt, bei all den Diskussionen hier im Forum rund um die SO und manche Formulierungen bzgl. Kundenrechte.


    Aber Hauptsache nen Spruch rausgedrückt, sobald mal jemand was gegen Unternehmer sagt. Top.

    2 Mal editiert, zuletzt von d8d2 ()

  • Die Game Brewer Sachen sind fast alle grundsolide bis gut.

    Hmm, so zumindest wollte ich meinen Gebrauch des Wortes "grundsolide" nicht verstanden wissen, also als spielerische Qualitätsstufe unterhalb von "gut". Ich meinte, es gibt am Gesamtkunstwerk dessen, was Game Brewer in den letzten Jahren geleistet hat, nichts zu klagen - Produktion, Spiel und Service haben bei Game Brewer gleichermaßen stets gestimmt. Die spielerische Qualität eines Gugong, Paris oder auch Stroganov und Hippocrates haben für mich klar ein "gut bis sehr gut" verdient.

    Dass es Game Brewer nicht vergönnt war, eine selbstlaufende Cash Cow ins Portfolio zu holen, dürfte eines der Probleme gewesen sein. Nur so ist das doch mit allen Hits in jedem Bereich des Lebens: man weiß es vorher leider nicht und nicht an jede Tür klopft das Glück. Wo wäre heute wohl ein Hans im Glück Verlag ohne Carcassonne? Oder Days of Wonder ohne Zug um Zug? Oder Kosmos ohne Catan? Ich denke, da stand bei vielen Verlagen öfters mal das Geschäftsmodell auf der Kippe und manche alternative Realität würde diese Namen heute nicht mehr kennen.

    So einen Volltreffer nicht gelandet zu haben kann man doch keinem, auch nicht Game Brewer vorwerfen. Dass bisweilen große Teile der vermutlich eh nicht üppigen Marge der Zufriedenheit der Kunden geopfert werden mussten (Stroganov - da wurde großzügig Ersatzmaterial bereitgestellt, ich kann da nicht klagen), macht es eben auch nicht leichter (Problem 2) - ebenso wenig der danach grassierende und auch hier wieder gelesene Shitstorm, dass Game Brewer Spiele ein Qualitätsproblem hätten (Problem 3). Auch dieses Forum wird da seinen kleinen Teil von der Geschichte zu tragen haben.

    Und so bleibt eben bei mir nur eine gewisse Traurigkeit, dass ein Verlag für bemerkenswerte Euro-Spiele die Pforten schließt. Ich habe in der Aktion nun doch noch ein Amygdala (all in) bestellt, denn auch dieses Spiel hatte es mit seiner Optik bei mir schwer, hat uns aber bei einem Probespiel gut gefallen.