Gestern mit ravn das neu bei mir eingezogene Khora: Aufstieg eines Imperiums erstmals gespielt.
Es handelt sich dabei um ein Zivilisationsentwicklungsspiel, allerdings im Eurogame Gewand. Im Grunde versucht man "lediglich" Marker auf verschiedenen Leisten hochzuschieben, auf den ersten Blick hat es den Charme einer Exceltabelle.
Auf den zweiten Blick bemerkt man aber, dass Gestaltung und Material (Dual Layer Boards, die sich nicht nach oben wölben und auf dem Tisch rotieren, und schickes Holzmaterial) eigentlich ganz ansprechend sind. Zudem lockt es mit einfachen Regeln und einer Spielzeit von ca. 75 Minuten.
Wie läuft das Spiel nun ab?
Zu Rundenbeginn wird ein Ereignis aufgedeckt, das aber erst gegen Rundenende abgewickelt wird. Man hat also Zeit, sich darauf vorzubereiten.
Danach gibt es Steureinnahmen und man würfelt mit 2 Würfeln (später ggf. mit 3 Würfeln) und weist den Würfeln verdeckt je ein Aktionsplättchen zu. Von diesen Aktionsplätten hat jeder Spieler einen identischen Satz von 7 Plättchen, durchnummeriert mit den Ziffern 0-7. Weise ich einem Würfel ein Plättchen mit gleicher oder niedriger Zahl zu ist alles ok. Andernfalls verliere ich Bürger.
Nachdem alle Spieler die Würfel zugewiesen und die Plättchen aufgedeckt haben, werden die ausgewählten Plättchen ausgeführt, beginnend bei der 0 und dann aufsteigend. Die Aktionen umfassen den Erwerb von Geld, Bürgern, Karten ziehen, Karten ausspielen, auf einer Leiste aufsteigen, Erkunden (die Militäraktion im Spiel) etc. Danach darf man noch auf einer Leiste vorrücken (gegen Geld), das Ereignis wird ausgewertet, und es wird überprüft ob jemand eine Errungenschaft freigeschaltet hat. Das macht man 9 Runden lang, dann gibt es noch eine Schlusswertung und der Spieler mit den meisten Punkten…
Das liest sich alles - bestenfalls - unspektakulär und in den ersten Runden dachte ich "Oh Gott, was hast du da gekauft?". Richtig unwohl fühlte ich mich aber wegen der Ereignisse. Ich spielte den Stadtstaat Argos, ravn spiele Olympia. Somit hatte ich zu Spielbeginn einen militärischen Vorteil und fast alle Ereignisse im Spiel lauteten "Der militärisch führende erhält..., der letzte auf der Militärleiste verliert..." Ich konnte also mehr bzw. bessere Militäraktionen durchführen, die mir Wissensmarker brachten, und bekam durch die Ereignisse auch noch Belohnungen. Auch kamen wir bzgl. Siegpunkten nicht in die Pötte, nach Runde 2 oder 3 hatten war ca 5 Siegpunkte.
Irgendwie platzte dann aber der Knoten und wir erkannten, dass Militär zwar irgendwie wichtig ist, es aber noch viel wichtiger ist, seine Handkarten und die Fähigkeiten seiner Zivilisation clever zu nutzen. Die Partie wurde dann noch sehr spannend und nach 9 Runden hatte ravn mit 115 zu 83 Punkten gewonnen! Dabei sah ich bis ca. 2 Runden vor Schluss wie der sichere Sieger aus!
Ganz wichtig für die Erstpartie ist eine extreme Leidensfähigkeit der Spieler! Dies bitte nicht auf die leichte Schulter nehmen, denn militärisch nicht so gut aufgestellte Spieler fühlen aufgrund der Ereignisse zunächst eine extreme Ungerechtigkeit im Spiel. Insbesondere im Spiel zu zweit fühlt sich das heftig an! Irgendwann erkennen sie dann aber (oder man erkärt es vorher), dass man nichts verlieren kann, was man nicht hat, und das es quasi ein Ausgleich ist - denn sie punkten später im Spiel.
Das Spiel bietet 7 Zivilisationen, jede mit 4 Ausbausstufen die jeweils einen einmaligen oder dauerhaften Bonus bringen. Das kann schon heftig sein, ravn machte mit seiner letzten Aufbaustufe 21 Punkte und diverse andere Boni über Karten, während ich mit meiner schlappe 10 Punkte machte - halt schlecht gespielt.
Insgesamt haben wir hier also ein kurzes und knackiges Optimierungsspiel, denn ohne die Boni seiner Ausbaustufen und seine Handkarten geschickt einzusetzen, bleibt man punktetechnisch auf der Strecke.
Nachdem dem Spiel dachte ich dann "Gut, dass du es gekauft hast" und obwohl ich eigentlich kein "Leistenschieber" bin, bin ich schon heiß auf die nächste Partie!