Beiträge von ravn im Thema „[2021] Khora: Aufstieg eines Imperiums“

    Am Ende ist mir persönlich wichtig, ob ein Spiel auf den Ebenen, die ich wichtig halte, Spass macht, eine gute und spannende Zeit bringt und ich es nochmal spielen möchte. All das hat Khora für mich eingelösst, obwohl die Aktions-Würfelei mich spielmechanisch hat arg schlucken lassen und fast hätten wir die Erstpartie abgebrochen, weil das Militär so übermächtig und die Ereignisse zu unfair schienen. Am Ende habe ich mit Abstand mit meiner Kultur-Nation gewonnen. Was mir gezeigt hat, dass das Spiel mehr kann, als es den drögen Leisten-Aufstieg-Anschein hat.


    Meine Nation, die ich im Erstspiel hatte, die bot schon ordentlich Bonus auf Kulturaktionen. Das war in keinster Weise eindimensional. Soweit meine Einschätzung. Wenn es andere anders sehen, völlig ok, ich muss hier niemanden überzeugen. Reicht aus, wenn mir das Spiel gefällt. Unterschiedliche Meinungen aus unterschiedlichen Wahrnehmungen können auch prima nebeneinander existieren, ohne dass da jemand recht hat und der andere falsch liegen muss.


    In diesem Sinne: Gebt Khora eine Chance, wenn Ihr es mal mitspielen könnt. Bietet Euch eventuell mehr, als es den ersten Anschein hat. Und wenn nicht, dann ist es wenigstens recht zügig wieder vorbei, weil lässt sich locker runterspielen, ohne es zerdenken zu müssen.

    Optisch mit den Leisten eher nüchtern gehalten. Zumal die individuellen Statusmarker aus der Ferne kaum auffallen und auch das durchdachte Inlay nicht direkt sichtbar ist. Mit dem Würfelmechanismus wirkt es zudem antiquiert im Erstkontakt. Das Genre der Civilization-Light-Games kennt zudem arg viele Spiele und iello Expert ist auf dem deutschsprachigen Markt mir unbekannt gewesen, weil eher französische Lokalisationen. Da hätte ich von denen nix erwartet, was mich interessieren könnte. Dass bei denen Arnak und In der Halle des Bergkönigs veröffentlicht wurde für den französischen Markt wusste ich nicht, weil ausserhalb meines Fokus. In der SPIEL 2021 Nachbetrachtung tauchte das Spiel auch nicht aufmerksamkeitsstark auf. Bis gestern gab es selbst hier im Forum keinen eigenen Eintrag. Ein typischer Verramsch-Kandidat, wenn der sich nicht zum Geheimtipp entwickelt.

    Nach dem ersten frustrierenden Drittel der Partie konnte ich es mir dank höherer Steuern als Nebenprodukt der Kulturentwicklung immer leisten, gleich zwei Fortschrittsschritte zu bezahlen. Da hatte ich dann mehr Militär und dann kam nur noch eine einzige Militärbonuskarte bis Spielende. Zumal ich durch Sonderfähigkeit und Politikkarte 3 Militär und eine Harfe bei jeder Kulturaktion geschenkt bekam. Die restlichen 2 Aktionen pro Runde gingen dann in Siegpunkteausbau - was auch extrem gut klappte.


    Dazu braucht es aber eine glückliche Kombination von Startkarten und eine Spielweise, die Strafen durch Ereigniskarten vermeidet. Wenn man kein Geld hat, weil alles ausgegeben, kann man auch kein Geld am Rundenende abgeben. Man kennt das kommende Ereignis ja vor seinen Aktionen.

    Zumal der dritte Würfel auch die Chance erhöht, dass ein Würfelwurf ausreichend hoch ausfällt. Hat schon jemand mit durchgehend nur 2 Würfel gewonnen?


    Dieses "niedrig gewürfelt, Pech gehabt" fühlte sich so arg zufällig an für ein Optimierspiel. Zumal ich notgedrungen Aktionen aufwenden muss, um mit Bevölkerungswachstum gegensteuern zu können, sofern ich mich nicht dem Zufall in meiner Aktionsauswahl ausliefern will. Würfel ich ausreichend gut, kann ich diese Aktionen oder Schriftrollen anders besser verwenden.


    Deshalb: Fix eine Partie zocken und nicht zu viel durchdenken wollen, dann passt der Glücksfaktor auch zur Spiellänge. Wer wiederholt übel würfelt, muss eben sehen, wie er damit als Herausforderung zurecht kommt. Fair und ausgewogen ist das Spiel eh nicht. Belgisch-französisches Spieldesign eben und genau deshalb besonders und faszinierend - für mich.

    Am Ostermontag in entspannter 2er-Runde mit Bernd68 ...


    Viele der Ereigniskarten belohnen viel Militär. Hatte ich anfangs nicht und dazu auch noch in den ersten drei Runden immer niedriger als mein Mitspieler gewürfelt, was sich arg frustrierend und ungerecht anfühlte. Eben weil meine Gottheit Kultur belohnte und die meines Mitspielers das Militär. Ich kam da in Sachen Militär schlicht nicht hinterher und wurde dafür auch noch mehrfach bestraft.


    Imnerlich hatte ich fast schon aufgegeben und wollte die Partie als "unausgewogen blöd" abhaken. Würde mich nicht wundern, wenn so manche Spielrunde wegen dieser scheinbaren Ungleichheit vorzeitig abgebrochen wird.


    Spätestens mit dem Zugriff auf den dritten Würfel und damit drei Aktionen pro Runde konnte ich meine Kulturstrategie ausbauen und maximieren, so dass ich am Ende unerwartet weit vorne lag. Und das mit nur drei ausgespielten Politikkarten, weil ich als Militärstrafe mal zwei Handkarten abwerfen musste und der Neuaufbau dieser Karten zu zeitaufwendig schien. Was am Ende aber mein Spiel fokussierte.


    Gerne wieder, jetzt wo ich weiss, dass man auch anfangs ohne Militär ganz weit vorne mitspielen und auch gewinnen kann. Man muss zwischendurch nur leidensfähig sein und durchhalten.