Woher kommt das Umsatzplus bei Brettspielen?

  • mehr verschiedene Brettspiele vielleicht, aber die Gesamtanzahl hat sich nicht in diesem Maß verändert

    Naja, Herr Hutter berichtet doch jährlich von Steigerungen im hohen einstelligen bis niedrigen zweistelligen Prozentbereich. Von Anfang 2020:

    Ein kontinuierliches Wachstum zeichnet die Spiele-Branche aus, die in den letzten 5 Jahren um über 50% gewachsen ist. Im Mittelpunkt der positiven Entwicklung stehen Spiele für Erwachsene, die sich 2019, ebenso wie Kartenspiele, um über 10% gesteigert haben.

    Oktober 2020: Pressekonferenz SPIEL.digital: Umsätze mit Spielen deutlich gestiegen

    Das Zitat ist aus dem Thread über die Pause von Cron. Dort hat sich eine Diskussion über Marketing und Werbung bei Brettspielen entwickelt.

    Tatsächlich bin ich ein wenig verwundert darüber, woher das Umsatzplus kommt. Ich gehe einfach einmal davon aus, dass die Zahlen von Herrn Hutter stimmen.

    Die klassische Werbung von früher (z.B. Fernsehwerbung von MB) gibt es jetzt nicht mehr. Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass die Youtuber einen kompletten Nichtspieler einfach über Vorschläge über den Algorithmus auf Brettspiel-Videos klicken und dann kaufen ohne Ende. Auch sind die guten FLGS nach meinem Empfinden eher weniger geworden, das gleiche gilt für die großen Kaufhäuser. Die Platzierung im Handel ist imo also auch nicht wirklich besser geworden.

    Woran liegt der Zuwachs dann aus eurer Sicht? Wer bringt die Leute zum Hobby bzw. erst einmal zum Kauf? Die Umsatzzahlen sagen ja nicht unbedingt etwas über die Spielerzahlen. Ist das Mund-zu-Mund-Propaganda? Haben die sozialen Medien da doch einen großen Einfluss, weil man so tolle Bilder bei Twitter oder Facebook sieht? Oder doch die Youtuber? Oder was ganz anderes? Was denkt ihr?

    Ach ja? Definier mir "normal"!

  • Woran liegt der Zuwachs dann aus eurer Sicht? Wer bringt die Leute zum Hobby bzw. erst einmal zum Kauf? Die Umsatzzahlen sagen ja nicht unbedingt etwas über die Spielerzahlen. Ist das Mund-zu-Mund-Propaganda? Haben die sozialen Medien da doch einen großen Einfluss, weil man so tolle Bilder bei Twitter oder Facebook sieht? Oder doch die Youtuber? Oder was ganz anderes? Was denkt ihr?

    Statista hilft da insofern, dass es da ein kostenpflichtiges Dossier gibt. Kostet aber 495 Euro. Das ist mir persönlich zu teuer, um nur die Neugier zu befriedigen. Sofern da nicht einer der Mitlesenden hineingeschaut hat und seine Erkenntnisse daraus mit anderen teilen möchte, müssen wir über die Gründe halt doch spekulieren, was natürlich den großen Nachteil hat, dass dann unter Garantie wieder der Dingsbums auftaucht und meint, einen von oben herab anmachen zu müssen, wenn er irgendwas liest, was ihm nicht in den Kram passt. Aber dafür gibt's ja Dope und Betablocker.

    Schade trotzdem, denn zumindest dem Titel nach klingen die Erhebungen schon spannend. • Suche | Statista

    Stimmt die Grundannahme überhaupt? Ich glaube schon. Auch vor der Statista-Paywall finden wir immerhin die Info, dass 2019 der Umsatz mit Brettspielen und Puzzeln um 50 Mio auf 595 Mio EUR in D angewachsen ist. Gesellschaftsspiele: Umsatz in Deutschland bis 2019 | Statista Man sieht auf dem Schaubild auch noch ganz kurz (bevor das Paywall-Fenster den Blick versperrt), dass der Umsatz in den vergangenen Jahren tatsächlich kraftig angestiegen ist. Ich lege im Folgenden also schon zugrunde, dass die Aussagen auf statista wie auch die oben verlinkten über das Umsatzwachstum korrekt sind.

    Spekulation über die Gründe: Ja, ich glaube, dass Mundpropaganda bzw. Eingeführtwerden durch Freunde entscheidend sind; wir befinden uns dabei gerade in einer Wachstumsphase. Ich glaube, anders gesagt, einfach nur an einen "normalen" modischen Trend im Markt.

    Bedingt wird das eventuell dadurch, dass die Rahmenbedingungen immer günstiger werden dafür. Die Milieus wandeln sich, die Gesellschaft wird immer akademischer, nerdiger, in den Augen mancher sicher auch langweiliger und später erwachsen kann ihr Vorstellung vom Erwachsensein mit dem Spielen von Brettspielen immer besser unter einen Hut bekommen. Es spielen mehr Volljährige miteinander Brettspiele. Es ist hierzulande nicht länger nur eine Familienkiste. Brettspiele sind an sich ja auch kein ganz schlechtes Hobby aus Gründen, die jedem hier bekannt sind, wenn auch umstritten ist, ob das Hobby billig ist, gelle. :) Auf jeden Fall gibt's aber ziemlich viele Leute, denen das Hobby zumindest nicht zu teuer ist.

    Soziale Medien fügen Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu.

    Einmal editiert, zuletzt von Bierbart (13. Februar 2021 um 21:29) aus folgendem Grund: Immer diese Tippfehler....

  • Die Familie sitzt zu Hause und setzt aktuelle Massnahmen - nicht unnötig aus dem Haus gehen - um, sitzt am Tisch beim Essen und überlegt sich: Was können wir denn so machen? Jemand hat die Idee Mädn zu spielen oder Monopoly oder anderen dergleichen Kram. Ein mitleidiges “och nö” tönt durch den Raum, irgend jemand weiß um die geballte Verkaufspower eines hinlänglich bekannten Online-Riesen und denkt sich: Da muss es doch mehr geben, schau’n ´mer mal...irgendwann kommt dann der klick auf “jetzt kaufen”. So entsteht spontaner Umsatz. ;)

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

  • Also - ich halte keinen von uns dafür verantwortlich. :whistling:

    Wenn Verlagsmenschen in Interviews zum Umsatzplus Stellung nahmen, dann wurden Puzzels, Labyrinth und Mädn genannt. Also haben die "Leute" in der sie zermürbenden Langeweile sich erinnert, was tun, um diese totzuschlagen. Und ja - ihnen ist nicht viel mehr eingefallen - als das, was sie kannten. :/  

    Liebe Grüße
    Nils (meint, den Verlagen ist es egal, was vom Band läuft. Hauptsache das Band läuft. Und Recht haben sie.)

    2 Mal editiert, zuletzt von widow_s_cruse (14. Februar 2021 um 06:16)

  • Die Verlage haben insgesamt doch recht deutlich vom Umsatzplus gesprochen. Klassiker trenden auf jeden Fall. Also das was man irgendwo schon gehört hat, wird gekauft.

    Zum anderen haben Leute, die schon im Hobby drin, auch gerne mehr Geld ausgegeben. Selbst teurere Brettspiele sind ausverkauft. Es ist also eine Mischung aus beiden.

  • Hinweis: Corona erklärt aber nicht den positiven Trend der letzten Jahre. Nur das nochmal deutliche Plus im letzten Jahr vielleicht. Insgesamt nehme ich schon wahr, dass in meinem Umfeld unabhängig von den »Klassikern« auch mal moderne Spiele und auch Kennerspiele verschenkt und dann vielleicht auch gespielt werden. Und im Kinderspielebereich ist die Auswahl in den letzten Jahren auch immer größer geworden, abseits von »Mein Apfelbäumchen« und Sagaland.

    Meine Frau würde wahrscheinlich behaupten, dass ich zu 70 Prozent für die Umsatzsteigerung zuständig bin. Aber das ist ein anderes Thema und sollte in einem anderen Thread diskutiert werden. 😩

  • Die Leute haben mehr Freizeit als früher und sind im Coronazeiten mehr zuhause.

    Ausserdem sind Brettspiele nicht mehr als "Kinderbeschäftigung" verpönt und ingesamt zugänglicher durch soziale Medien, Videos, usw.. Ich glaube, u.a. die Regelerklärungsvideos, die es jetzt ja zu beinahe jedem Spiel gibt, machen den Einstieg viel leichter.

    Auch ist die Qualität (sowohl von Regeln als auch den Komponenten) und Auswahl der Brettspiele ingesamt in den letzten Jahrzehnten gestiegen. Es gibt jetzt zu beinahe jeden Geschmack ein hochwertiges Spiel.

    Channing Jones - Autor von Galactic Era

    Einmal editiert, zuletzt von Mageant (13. Februar 2021 um 23:36)

  • Wenn man sieht das letztes Jahr nur Puzzles um 50% zugelegt haben, ist Corona schon ein deutliches Signal. Und gerade bekannte Spiele haben mehr zugelegt als neue. Jumbo hat alleine wegen Schachbrettern (natürlich ergänzt um Damengambit auf Netflix) letztes Jahr +1000% erwirtschaftet. Und ja die 3 Nullen sind korrekt. Dazu die neuen Zielgruppen durch die Exits. Das addiert sich halt.

    Be seeing you,
    Matthias Nagy

    Das hier ist mein Privat-Account. Alle hier geäußerten Meinungen sind nur meine privaten Meinungen und geben nicht die Meinung von Deep Print Games oder Frosted Games wieder.

  • Familien die hin und wieder spielen und ein Spiel pro Jahr kaufen, haben sich im letzten Jahr drei gekauft. So war es bei ein paar Familien im Bekanntenkreis.

    In den Tagen vor dem ersten Lockdown hatte ich beruflich bedingt in einigen Kaufhäusern und Spielgeschäften Besorgungen gemacht. Dort gab es einen guten Run auf Brettspiele. In jedem Laden stand jemand vor dem Brettspielregal der 0 Ahnung hatte was er nehmen sollte und von den verschiedenen Spielen erschlagen war. Das waren Studenten wie Eltern und Paare im mittleren Alter. Einigen habe ich ein paar Spiele empfohlen, welche dann auch gekauft wurden. Solche Lockdown-bedingten Erstkontakte zu Brettspielen gab es sicherlich häufiger.

    Im Puzzle-Bereich ist es natürlich einfacher. Hat fast jeder schon mal gemacht, die Regeln erklären sich von selbst oder in 30 Sekunden und das Cover zeigt klar, was für ein Ergebnis erarbeitet wird.

    Kann es sein, dass das Thema Umsatz von Brettspielen durch Corona schon mal im Frühjahr 2020 behandelt wurde? Kommt mir irgendwie bekannt vor.

  • Umsatz = Menge x Preis

    Wahrscheinlich sind beide Faktoren gestiegen.

    Ich vermute, dass der Preiseffekt höher ist und sich ggf. der Produktmix verändert hat.

    Sonst gilt was Klaus_Knechtskern sagt: die EXIT Spiele sind vermutlich erfolgreich (Mengeneffekt) und Puzzle (wenn diese dazu zählen) sind denke ich in Corona-Zeiten geboomt.

    Insgesamt ist es glaube ich aber so, dass unser Spielesegment keinen erheblichen Beitrag in der Gesamtbranche Spiel ausmacht. Solange sich also unsere Erklärungsversuche für einen Umsatzanstieg aus unserer Nische ableiten werden sie werden sie den Grund nicht treffend beschreiben.

    "We are the unknowns. Lower your shields and surrender your ships. We will add your biological and technological distinctiveness to our own. Your culture will adapt to service us. Resistance is futile."

    Meine Spiele: Klick mich

  • Ich denke durchaus, dass sich das auch auf Spiele in der Breite ausgewirkt hat. Wenn ein Pegasus Spiele im Presseevent berichtet, dass ein Bonfire 5stellig verkauft wurde, ein Kartograph läuft, als wäre es ein SdJ und auch 2500 Eclipse wenige Wochen nach Release verkauft waren, dann spricht das doch eine deutliche Sprache finde ich.

  • Stimmt, die Roll&Writes, die massentauglich sind habe ich glatt vergessen. Das könnte dann zusammen mit dem Exit Boom und der Annahme, dass beide Kategorien auch auf breiter Ebene Spieler ansprechen doch eher auf einen sinkenden Durchschnittspreis und eine steigende Menge hinweisen.

    Ist halt im Nebel stochern, so lange niemand eine Marktstudie rauszaubert. Hat niemand einen Statista Zugang und kömnte mal in eigenen Worten die 2-3 Highlights teilen?

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  • Unter Umsatz mit Spielen und Puzzles im Corona-Jahr 2020 um 21 Prozent gestiegen - kulturgutspiel.de - Magazin für Spielkultur findet ihr Details von Hasbro (plus bei Magic, Monopoly, ...), Kosmos (plus bei Catan, Exit, Ubongo, Andor, ...), Ravensburger (plus bei Klassikern. Denk- und Logikspielen, ...) sowie Schmidt (plus bei Monsterjäger, Roll-&-Write-Reihen, ...).

  • Wenn Verlagsmenschen in Interviews zum Umsatzplus Stellung nahmen, dann wurden Puzzels, Labyrinth und Mädn genannt. Also haben die "Leute" in der sie zermürbenden Langeweile sich erinnert, was tun, um diese totzuschlagen. Und ja - ihnen ist nicht viel mehr eingefallen - als das, was sie kannten

    Das stimmt für 2020 bestimmt, aber für 2015-2019, auch wenn man sich das kaum mehr vorstellen mag, gab es die zermürbende Langeweile ja nicht so in dem Umfang. Deswegen würde ich Corona ausklammern. Das hat oben drauf noch einmal eine riesen Schub gebracht, aber die Tendenz war vorher schon da.

    Tatsächlich könnte aber der Escape-Room-Boom und die Verkaufszahlen der Exit-Derivate für einen großen Teil verantwortlich sein. 1,5 Mio Exits sind ja schon 15 Mio Umsatz. Und da gibt es ja mittlerweile Serien wie Sand am Meer.

    Ich denke durchaus, dass sich das auch auf Spiele in der Breite ausgewirkt hat. Wenn ein Pegasus Spiele im Presseevent berichtet, dass ein Bonfire 5stellig verkauft wurde, ein Kartograph läuft, als wäre es ein SdJ und auch 2500 Eclipse wenige Wochen nach Release verkauft waren, dann spricht das doch eine deutliche Sprache finde ich.

    Das ist dann wiederum schon sehr erstaunlich. Wer hat die Leute jetzt also dazu gebracht Bonfire und Eclipse zu kaufen? 10k Auflage für ein Expertenspiel ist auch in den heutigen Zeiten doch schon sehr außergewöhnlich.

    Ach ja? Definier mir "normal"!

  • 10k Auflage für ein Expertenspiel ist auch in den heutigen Zeiten doch schon sehr außergewöhnlich.

    Ich würde schwer davon ausgehen, dass viele der Zahlen hier im Thread internationale Verkaufszahlen sind.

    Und da sind 10k+ verkaufte Bonfires dann nicht allzu aufregend.

    (Wobei ich auch 10k verkaufte deutsche Bonfires für nicht unmöglich halte, wir hätten glaubich inzwischen hierzulande auch 10k Paleos verkauft, wenn es nur so viele Schachteln gäbe...)

    "5-stellig" ist aber halt auch keine sonderlich konkrete Aussage: 10.000 ist nett, 99.999 wären saugeil.

    Wenn ein Verlag von eigenen Spielen spricht, nennt er vermutlich internationale Zahlen (weil er an allen Schachteln verdient).

    Wenn er von Lokalisierungen spricht, vermutlich eher die nationalen (weil er nur an denen verdient).

    Also - zB für die Zahlen im Beitrag von Alex SpieLama :

    5stellig Bonfire: international

    2500 Eclipse: deutschlandweit

    Kartograph verkauft sich wie ein SdJ: international

    Mein Blog (Illustrationen, Brettspieldesign, Angespielte Spiele)

    3 Mal editiert, zuletzt von PeterRustemeyer (14. Februar 2021 um 08:10)

  • Tatsächlich könnte aber der Escape-Room-Boom und die Verkaufszahlen der Exit-Derivate für einen großen Teil verantwortlich sein.

    Ich verstehe es auch nicht. Da befinden sich die Leute im Lockdown (in seinem eigentlichen Sinne von weggesperrt) und sind gehindert, die Escape-Räume aufzusuchen. Was tun sie? Sie inszenieren es daheim mit Escape-Spielen. Die Leute sind schon pervers. :rolleyes:

    Liebe Grüße
    Nils (hat nichts - rein gar nichts zu den Kosmos Millionen beigetragen. ^^ )

    3 Mal editiert, zuletzt von widow_s_cruse (14. Februar 2021 um 09:04)

  • Mir gefallen die Exit-Spiele aus einem anderen Grund nicht. Und das ist die Nachhaltigkeit.

    Das zeigt mal wieder wie verblödet die Menschen sind. Plastikstrohhalme werden abgeschafft, Plastiktüten auch.

    Dafür wird dann wieder sowas wie ein Weg-Werf-Spiel auf den Markt gebracht.

    Wer jetzt schreit: "Die paar Spiele?!"...

    Die Verkaufszahlen sind enorm! Kosmos hatte 2019 in den ersten 8 Monaten 700.000 Exemplare verkauft und 4 Millionen zwischen 2016-2019.

    Bis Ende 2020 wird die 10 Millionen-Marke angepeilt (Quelle: Escape-Spiele: Millionen verkaufte Rätsel und kein Ende - ZDFheute).

    Was jetzt in 2021 durch Corona und dem Brettspiel-Umsatz-Boom noch oben drauf kommt, will ich gar nicht wissen.

    Auch wenn die Spiele Spass machen und pfiffig und ausgeklügelt sind, dass sie nach kürzester Zeit (und kurzer Spielzeit) in die Tonne wandern kann nicht erstrebenswert sein.

    Das finde ich auch Schade, dass das Ehepaar Brand hier nicht mehr mitdenkt. Es geht immer nur um tolle Spiele, ein erfolgreiches Autorenpaar und tolle Verkaufszahlen, aber irgendwie auf Kosten der Resourcen. Es fühlt sich so verschwenderisch und unnötig an.

    Ich spiele gerne von den Beiden Titel wie Raja of the Ganges oder My Village. Aber wenn mir jemand mit einem Exit-Spiel kommt... vergiss es.

    Einmal editiert, zuletzt von Katzenpapa (14. Februar 2021 um 09:04)

  • In meinen - natürlich nicht repräsentativen - Umfeld, ist mir die letzten Jahre auch aufgefallen das viel mehr Leute überhaupt angefangen haben sich mit Brettspielen zu befassen. Und das schon vor Corona und ohne Schubs meinerseits.

    Auslöser war fast immer, das Internet. Viele mögen Escape Rooms, spielen Videospiele oder sind Filmfans und sind im Netz über Brettspiele aus der jeweiligen Franchise gestolpert oder über Werbung dafür. Oder man hat bei Amazon mal geguckt was es so überhaupt gibt unter dem Namen.

    Andor, Harry Potter, Resident Evil II, Villainious, Exit, Der weiße Hai, Ringkrieg und Star Wars Rebellion waren da z.B. so Türöffner. Der Moses Verlag macht das m.M.n. auch genial mit den 3D Effekten von Safehouse und Killercruiser und dem Namen Fitzek. Das hatten sich auch Nichtspieler aus dem Freundeskreis einfach so geholt, nach dem Motto das kann ja nicht schlecht sein und das sind doch die mit den " Black Stories".

    Die Lizenzspiele sind auch deutlich besser geworden als damals oder? Zumindest haben einige von denen sich noch mehr Spiele gekauft danach.

  • War es denn vor Corona überhaupt ein "nennenswerter" Wachstum der Branche? War der besser als der am gesamten Markt übliche?

    Die Gründe für den Wachstum waren doch eigentlich auch genannt. Die gewählte Entschleunigung, Förderung der Geselligkeit, Abkehr vom elektronischen Spielen, weil eh schon zu viel Zeit vor dem Gerät verbracht wurde.

    Ich weiß nicht, ob die Branche bei diesen Argumenten wirklich viel dazu bei getragen hat, oder eigentlich eher nur erntete. Tatsächlich Wachstum fördernd ?innovativ? sind die Exit-Spiele der letzten Jahre. Aber wenn ich mich recht entsinne, schwappte auch die Idee aus den Staaten rüber und waren eher kleine teure Liebhaberprojekte, die die Verlage hier aufgriffen und im Konzept zu "billigen" Kommerz machten.

    Liebe Grüße
    Nils

    7 Mal editiert, zuletzt von widow_s_cruse (14. Februar 2021 um 10:05)

  • PeterRustemeyer Die Verlage gehen da offener mit um, als man vielleicht vermutet. Hier vermuten viele recht viel, dabei gibt es zu dem letzten Jahr schon recht genaue Zahlen.

    Bei 5-Stellig geht es bei den Spitzentitel um 50K. Also bei dem Thema von euch. Bei Bonfire als Expertenspiel mit an die 10K und ausverkauft, scheint man zufrieden zu sein. War in dem Bereich wohl sonst anders. Spiele wie Eclipse und Tainted Grail, auch mit entsprechenden Auflagen, alle weg.

    Ja, Puzzle und Exit rocken, aber es wurden eben unter den Kennern auch teure Spiele, abseits von Kickstarter restlos weggekauft. Kein Wunder das z.b. Pegasus ein Cthulhu Wars macht. Das wäre wohl vor 5 Jahren anders gewesen. Aber ein MyCity von Kosmos ist auch 50K mal verkauft worden.

    Ich wiederhole mich, es war eben eine Mischung aus mehr Absatz bei Klassikern, von Menschen die sonst weniger kaufen, und dem völligen Ausverkauf von Titeln aus unserer Blase.

  • War es denn vor Corona überhaupt ein "nennenswerter" Wachstum der Branche? War der besser als der am gesamten Markt übliche?

    Ziemlich sicher. Wir hatten Wachstumsraten um die 9% in der Brettspielbranche,

    A) Wer sind "wir"?

    b) Gemessen an Verkaufszahlen(Stück) oder Verkaufszahlen(Umsatz)? Gefühlt werden Brettspiele jedes Jahr 10% teurer ;) da sind 9% ja keine Aussage :*

  • Ich habe durch meine Fernhochschule Zugang zu Statista, bin aber aktuell nur am Handy. Vielleicht kann ich heute Abend reinschauen :)

    Ansonsten würden mir neben den schon genannten Gründen zwei weitere Gründe einfallen:

    1. Geänderte mediale Vorbilder. Wer erinnert sich noch an "Alle unter einem Dach" und den dortigen "Nerd" Steve Urkel? Man konnte ihn zwar sympathisch finden aber hauptsächlich hat man über ihn gelacht. Heute ist eine der erfolgreichsten Serien der letzten Jahre "The Big Bang Theory". Natürlich wird hier auch über den "Nerd" Sheldon Cooper gelacht aber ich finde, dass alles in einem viel akzeptierteren Rahmen stattfindet. Es ist sogar gefühlt eher so, dass in der Serie die "Nicht-Nerds" als "komisch" dargestellt werden.

    Insgesamt steigt die mediale Präsenz von Brettspielen in Film und Serien, dazu gab es auch mal einen Thread hier. Und dann erscheint der geneigte Spieler nicht mehr so nerdig wie früher.

    2. Ich stelle schon in meiner Arbeit im Kindergarten zunehmend eine Art Technikverdrossenheit bei Kindern wie Eltern fest. Immer mehr Eltern fragen, was sie gegen den Medienkonsum ihrer Kinder tun können und suchen nach Alternativen. Und wenn ich den Kindern Lego und Brettspiele anbiete und mit ihnen ins Gespräch komme, was sie sich wünschen würden, kommt oft, dass ihre Eltern mehr Zeit für sie haben und mit ihnen etwas spielen sollen. Da kommt so gut wie nie der Wunsch nach mehr Handy, Computer oder Fernseher. Zum Glück.

    Ich glaube, dass in den nächsten Jahren ein verstärkter Trend zu nicht digitalen Aktivitäten als Familie einsetzen wird oder auch schon eingesetzt hat. Und da fallen eben auch Brettspiele in allen Variationen darunter.

  • A) Wer sind "wir"?

    Deutscher Markt

    b) Gemessen an Verkaufszahlen(Stück) oder Verkaufszahlen(Umsatz)? Gefühlt werden Brettspiele jedes Jahr 10% teurer ;) da sind 9% ja keine Aussage :*

    Umsatz. Wie eigentlich immer, wenn in der Wirtschaft von "Wachstum" die Rede ist. Und da sind 9% weit oberhalb der Inflationsrate. Daher ist die Aussage als Antwort auf die Frage von widow_s_cruse völlig zutreffend. Der Wachstum war besser als der am gesamten Markt übliche. Damit habe ich kein Aussage über die Ursache getroffen.

  • Schauen wir doch mal was die Branche in den letzten Jahren gemacht hat.

    Mattel und Hasbro spielen für uns wohl weniger eine Rolle. Außer das sie mit ihrer Kunden einnehmenden Markenpflege den anders verorteten Innovationen die substanzielle Luft zum Leben neben.

    Asmodee betreibt Umsatzsteigerung durch Zukäufe. Wurde darüber hinaus Wachstum erzeugt? In ihrer Verzweiflung schnappen die sich jetzt sogar so etwas unrentables wie BGAsmodee. 8o  

    Primus Ravensburger - starke Umsatzsteigerung durch Zukäufe von ThinkFun und Brio, Tiptoi ist inzwischen keine Innovation mehr, Gravitax dagegen schon. Und Brettspiele? Ich habe letzt deren Programm angeschaut und Titel von vor zwei Jahren haben "wollen". Deren Redaktion war wohl brachliegend oder in die Staaten ausgelagert worden. Wie lange ist der eingekaufte Scout Gimmler schon dort? Offensichtlich hatte er nichts in den Taschen. 8-))

    Schmidt Spiele hat dadurch wohl auch Probleme in der Redaktion. Aber die haben auch weitere Standbeine entwickelt - nur eben mehr in Richtung Spielsachen. Was haben die eigentlich aus Selecta gemacht?

    Kosmos hat aktuelle Premium-Marken und Exit-Dusel. Ich kann jetzt gar nicht sagen, wieviel Zuwachs sie erzeugen könnten.

    Pegasus hat verhältnismäßig große Schritte im letzten Jahrzehnt gemacht. Das sind aber auch zwei Standbeine. Vertrieb und Entwicklung. Hier erkenne ich wirklichen Wachstum.

    Bei HiG und Queen Games - Die haben ihre Mannschaften in dem Jahrzehnt wohl komplett ausgetauscht. Aber haben die wirklichen Wachstum aufzuweisen? Feuerland hat da schon einen Lauf und sich verdreifacht.

    Sonst noch Firmen die unter dem Wachstum wirklich explodiert sind?

    Wo sind die 9% Wachstum hingegangen?

    Liebe Grüße
    Nils

    7 Mal editiert, zuletzt von widow_s_cruse (14. Februar 2021 um 23:52)

  • sorry - wenn das Statement von euch negativ wahrgenommen wird. War nicht so gemeint. Ich gönne den ihren Erfolg. Ich wollte nur ausdrücken, dass es mit der Produktentwicklung glücklich läuft. Ich vermute mal, dass niemand mit diesem Run be/gerechnet hat. Ich vergleiche es mal mit Gravitax. Das halte ich schon für einen geplanten Erfolg.

    ?Bärbel Schmidt? vom Kosmos Verlag äußerte mal auf die Frage, warum der Verlag jedes Jahr soo viele Neuheiten rausjagt - die bald wieder verschwinden. Sie meinte sinngemäß, es seien Versuchsballons, die man steigen lässt, auf der Suche nach einer neuen Marke. Darum mein Ausdruck Dusel - es ist geglückt ...

    Bei Andor hatte ich schon eher den Eindruck, dass der Erfolg richtig geplant war. Auch Kosmos kann ja richtige Marketing Kampagnen starten. Bei der Exit Reihe kann ich mich nicht daran erinnern. :?:

    8 Mal editiert, zuletzt von widow_s_cruse (14. Februar 2021 um 13:19)

  • ?Bärbel Schmidt? vom Kosmos Verlag äußerte mal auf die Frage

    ich hoffe das war aber nicht die Person, welche die Abwesenheit von Kosmos bei allen Veranstaltungen abseits der Spiel eines schönen Herbstes verantwortete...

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

  • 5stellig Bonfire: international

    2500 Eclipse: deutschlandweit

    Kartograph verkauft sich wie ein SdJ: international

    Da Pegasus nur die deutschsprachigen Rechte für Kartograph hat und die Aussage (angeblich) von Pegasus kam, dürfte hier auch nur die deutschsprachige Version gemeint gewesen sein.

    André Zottmann / Thygra Spiele - u. a. viel für Pegasus Spiele tätig
    Ich gebe hier generell immer meine eigene, ganz persönliche Meinung von mir.

    Friendly Reminder (for me and for you)

    Einmal editiert, zuletzt von Thygra (14. Februar 2021 um 15:25)

  • A) Wer sind "wir"?

    Deutscher Markt

    b) Gemessen an Verkaufszahlen(Stück) oder Verkaufszahlen(Umsatz)? Gefühlt werden Brettspiele jedes Jahr 10% teurer ;) da sind 9% ja keine Aussage :*

    Umsatz. Wie eigentlich immer, wenn in der Wirtschaft von "Wachstum" die Rede ist. Und da sind 9% weit oberhalb der Inflationsrate. Daher ist die Aussage als Antwort auf die Frage von widow_s_cruse völlig zutreffend. Der Wachstum war besser als der am gesamten Markt übliche. Damit habe ich kein Aussage über die Ursache getroffen.

    Und wie kommst du auf 9% ?

    Ich finde im Netz die Quelle:

    SPIELVERLAGE E. V. hat neue Zahlen über das gesamte Jahr 2020 vorgelegt. Während Spielwaren um 9% zulegten, hat sich der Spielemarkt um 21 % gesteigert. Besonders stark wuchsen Familien- und Erwachsenen-Spiele, die um 37 % zulegen konnten. Als Grund für das Wachstum sieht der Verein die grassierende Pandemie.02.02.2021

    Da ist der Brettspielmarkt deutlich höher als die 9% angesiedelt. 9% beziehen sich auf Spielwaren insgesamt.

  • Familien- und Erwachsenen-Spiele, die um 37 %

    Ich bezweifle, dass unsere Vorlieben diesen Wachstum erfahren haben. Unsere Spiele sind in der Gruppe auch nur ein Teilbereich; das sind auch Puzzle und Klassiker (Schach). Ich habe wiederholt von den Herstellern vernommen, dass Neuheiten zurückgestellt wurden, weil die Produktionskapazitäten für die Klassiker benötigt wurden, um deren Nachfrage zu bedienen.

    Liebe Grüße
    Nils (hat noch an seinen Einkäufen vom Winter 19/20 zu knappern und sah letztes Jahr wenig Grund für Anschaffungen.)