Um den Faden "Wie oft spielt ihr eure Spiele" nicht abzulenken, hier eine kleine Abhandlung zum Thema "Wie kriege ich alle Dinge erledigt, die ich gerne erledigen würde". Hier der Aufhänger:
Alles anzeigenHmmm - steile These...
...und mein Orthopäde findet ich sollte noch regelmäßig Sport treiben, da weiß ich auch nicht so richtig wo ich das unterbringen soll, denn bei der Arbeitslast brauchst du deine freien Tage (die unregelmäßig sind außer Sonntag) dringend...
An dem knabbere ich auch seit einigen Jahren.
Ich steh immer wieder mit großen Augen vor Bekannten, die offenbar: Familie, Arbeit, Freunde, sonstige Verwandte, Sport, Haushalt, Serien-Bingen, Kultur, Ausflüge, zeitaufwendigste Hobbys (ich restauriere Autos, Häuser, Schlösser,...) usw... lockerst unter einen Hut bringen.
Ich frag auch immer wieder nach wie die das tun - bin fürs Verstehen der Antwort wohl zu blöd, um mir das irgendwie abschauen zu können.
(...)
Ich denke, gutes Zeitmanagement ist hauptsächliche eine Frage von Angewohnheiten.
Ich würde vermuten, dass du zum einen (wie die meisten von uns) Angewohnheiten hast, die Dich Zeit kosten und die Du darum eigentlich auch als schlechte Angewohnheiten empfindest. Beispielsweise könnten dazu gehören: Ablenkung durch soziale Medien, schlechte Essgewohnheiten (zu viel auf einmal, effektiv verkürzt die einsetzende Trägheit den Abend), Feierabendbier in Hinblick auf die abendliche Konzentrationsfähigkeit... Nur als Beispiele, muss auf Dich im einzelnen ja nicht zutreffen. Andererseits möchtest Du gerne regelmäßig bestimmten Aktivitäten nachgehen, die Du Dir aber noch nicht angewöhnen konntest und zu denen Du Dich nach wie vor überwinden musst. Bei vielen von uns natürlich Sport, Gymnastik.
Es ist aber, und das wird eventuell den einen oder anderen überraschen, keine Frage von Selbstdisziplin, sich diese Dinge an- oder abzugewöhnen. Es ist eine Frage von Technik.
Das fängt grundsätzlich an mit dem Selbstbild. Wenn man von sich selber denkt, man sei ein Nicht-Sportler, der mehr Sport machen wollte, dann ist das falsch. Das richtige Selbstbild ist: "Ich bin Sportler."
Im Details geht's dann darum, das Ausüben schlechter Gewohnheiten zu erschweren und das Ausüben gewollter Gewohnheiten zu erleichtern. "Aus den Augen, aus dem Sinn" funktioniert gar nicht schlecht: Weniger Konsum sozialer Medien? Smartphone aus dem Sichtbereich entfernen. Zugang erschweren ist der nächste Schritt: Ablenkseiten blocken, sich selbst dabei Adminrecht beschränken. Smartphone abends z.B. ins Auto legen, wenn man tagsüber darauf angewiesen ist. Das hat außerdem den Nebeneffekt, dass der Schlaf erholsamer wird: Kein Smartphone im Bett heißt früheres Einschlafen und Abwesenheit von Sinnesreizen. Dergleichen gibt's noch einige Tricks mehr.
Andersherum beim Thema "Ich will mehr Sport treiben" bzw. natürlich "Ich bin Sportler". Kaufe Dir einen Trainingsanzug (Selbstmanipulation: Du hast ja Geld ausgegeben, also muss es sich jetzt aber auch gelohnt haben!). Lege ihn nicht in einen Schrank, wo er aus den Augen und aus dem Sinn ist, sondern lege ihn beim morgentlichen Verlassen direkt auf den Esstisch, und ziehe in an, sobald Du ihn siehst. Einen Trainingsanzug anzuziehen kostet praktisch keine Überwindung, aber sobald dieser Schritt getan ist, ist die Schwelle zum Überwinden für den Sport praktisch bereits genommen, ganz automatisch. Dazu noch hat man die Zeit im Alltagsablauf bereits festgelegt, nämlich vor dem Abendessen. Dann gibt es wiederum Dinge, die man jeden Tag erledigen will, andere vielleicht nur einmal pro Woche, z.B. ein Brettspielabend. Wenn man sie vorher terminiert, sich also bewusst die Zeit dazu freihält, dann kriegt man das auch hin. Die Spontanität des Lebens wird darunter natürlich leiden, macht einen in den Augen anderer Leute vielleicht auch nicht zur interessantesten Person der Welt, aber so funktioniert's halt.
Sich Dinge an- oder abzugewöhnen dauert etwa 90 Tage, dann ist die Handlung so in den Alltag eingebunden, dass es automatisch läuft. Dann noch darauf achten, nicht zu viel auf einmal zu wollen. Sich 5 neue Dinge auf einmal anzugewöhnen, wird nicht funktionieren. Eins nach dem anderen.
Et cetera, et cetera...
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Zweiter Aspekt zum Zeitmanagement: Gute Selbstorganisation. Zum Beispiel kann dabei helfen:
- Singletasking (zentrale These: Multitasking funktioniert nicht. Es ist demnach praktisch immer effizienter, jede Aufgabe für sich konzentriert anzugehen und in einem Zug abzuschließen)
- To-Do-Listen führen und die Aufgaben priorisieren, z.B. mit der Eisenhower-Matrix
- Not-to-do-Listen anlegen und mit oben beschriebener Technik abgewöhnen
- Ordnung schaffen (aufräumen)
- Nein sagen lernen
- Kein Perfektionismus: Gut ist gut genug.
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