2023 KW41 - Abomination - Frankensteins Vermächtnis

Angesprochen vom Cover hat mich meine Frau auf Abomination - Frankensteins Vermächtnis aufmerksam gemacht. Thematisch ist das eben voll unser Ding. Also hab ich kurzerhand das Spiel eingepackt.


Abomination ist spielmechanisch ein lupenreines Worker Placement Spiel. Mit Hilfe seiner Arbeiter löst man klassisch verschiedene Aktionen aus, meistens um Rohstoffe zu erhalten. Die thematische Einbettung des Spiels ist aber interessant. Es geht hier nämlich darum für Frankenstein eine Braut zu erschaffen. Somit stellen die Rohstoffe eben Teile von Mensch und Tier (Knochen, Organe, Blut ...) dar und um die zu bekommen muss man z.B. mal in der Leichenhalle oder den Friedhof vorbei schauen. Gegebenenfalls heißt es auch sich mal in die dunklen Gassen zu begeben um sich dort einen unfreiwilligen Spender zu greifen. Man kann aber nicht nur beim Bau an Frankensteins Braut punkten, sondern auch indem man man auf Ansehen und Wissen des eigenen Charakters setzt. Thematisch sind die Einsatzfelder dabei auch wirklich gut eingebettet und alles ergibt Sinn. So hat es auch Nachteile für den Charakter, wenn man sich zu sehr zum Morden und Ausschlachten von Leichen hinwendet. Das ist wirklich gut gemacht und davon lebt auch das Spiel.


Frei von Kritikpunkten ist Abomination aber auch nicht. So gibt es hier durchaus einen erheblichen Glücksfaktor. Um die gebauten Körperteile zu Leben zu erwecken, muss man würfeln. Dabei gibt dann auch nicht nur positive Würfelergebnisse. Wer Pech hat verbrutzelt auch mal ein Körperteil und fängt dann von vorne damit an. Das kann schon ärgerlich sein. Außerdem wurden Ereignisse in Abomination eingefügt. Auch wenn das grundsätzlich nicht ganz rund gemacht wurde, finde ich die Idee eigentlich ganz gut und auch förderlich das Spiel. Es wurde aber eben nicht ganz rund implementiert und so manches Ereignis hätte besser austariert sein können. So hatten wir eine Situation, wo sich ein Mitspieler bei einem Ereignis für den weiteren Verlauf für A oder B (wie bei einem Abenteuerbuch) entscheiden musste. Seine Entscheidung brachte ausschließlich negative Auswirkungen, während der andere Weg ausschließlich positive Auswirkungen gebracht hätte. Es war allen Beteiligten am Tisch unverständlich, warum man das so gemacht hat. Ein Bonus sowie ein Malus für jede der beiden Entscheidungen wäre konsequenter und auch richtiger gewesen. So fühlt man sich aber vom Spiel hintergangen. Außerdem führt das dazu, dass derjenige, der dieses Ereignis schon kennt, dann umso mehr ein Vorteil hat. Weiterhin muss man wissen, dass bei Abomination die Rundenzahl nicht fix ist und durch verschiedene Gegebenheiten verkürzt werden kann. Bei unserem Spiel wurde die Partie so um ganze 3 Runden verkürzt, was wesentliche Auswirkungen auf meinen Plan hatte.


Abomination kann man eigentlich nur Leuten empfehlen, die ein Faible für das morbide Thema haben, sich an Worker Placement Spielen mit zum Teil kleinteiligen Regeln erfreuen und mit spürbaren Glückselementen kein Problem haben. Allzu groß dürfte die Anzahl derer nicht sein, diese können sich aber auf ein durchaus kniffliges Spiel mit Wettlaufcharakter, viel Thema und interessanten Entscheidungen freuen. Wenn man noch ein wenig Trash-Talk am Tisch an den Tag legte, wird das Vergnügen noch ein wenig größer. Der Charakter meines Sohnes besaß am Ende nicht mehr viel Menschlichkeit und wir haben ihm schon eine gewisse optische Ähnlichkeit zu Frankenstein nachgesagt. Dafür hat er das Spiel aber auch gewonnen.


Ich gebe dem Spielerlebnis dennoch erst mal eine 6,5/10, weil die Regeln noch nicht ganz intus waren und sich Abomination am Anfang doch etwas träge anfühlte. Ich hoffe aber, dass das sich mit der Zeit noch bessert.