[Spiele-Jahrgang 2017] Valletta von Hans im Glück

  • Wenn von "offizieller" Seite solche abstrusen Ideen zur Bestimmung des Startspielers kommen wie die oben geschilderte Variante des "einmal reihum eine zunehmende Summe Gold zahlen oder nicht", Ideen, die für jeden mit ein bisschen Verständnis von Spieltheorie (Wikipedia-Link als Einstieg) ein ziemlicher Humbug sind, dann sollte man nicht über Vielspieler herziehen, die stattdessen bewährte Verfahren wie englische Auktion mit Geboten in Siegpunkten nutzen, um asymmetrische Startpositionen zu balancieren. Bei Marktkenntnis der Teilnehmer, d.h. Fähigkeit zum korrekten Einschätzen des Wertes des versteigerten Gutes, ist die Auktion auch eine theoretisch gut begründete komplett allgemeingültige Lösung solcher Probleme. (Leider heißt die Bedingung "Marktkenntnis der Teilnehmer" aber auch automatisch, dass es nur für Kenner eines Spiels funktioniert wie gedacht.)


    Ja, gerade in Forum findet man auch viele blödsinnige Vorschläge von Hausregeln, aber die Vielspieler sind nicht alle so dämlich, wie Autoren und Verleger anscheinend manchmal denken. Wenn Vielspieler Sachen hausregeln wollen oder Dysbalancen sehen, dann ist das oftmals auch gut begründet.

  • Autoren und Verlage nehmen nicht pauschal an, dass Spieler dämlich sind. Es gibt aber einen Grad an Kenntnis über ein Spiel und dessen Zusammenhänge, bei denen Autoren und Verleger den Spielern oft voraus sind. Wenn man dann die Ideen von Spielern analysiert kommt man evtl. zu der Erkenntnis, dass die Spieler eben nicht unbedingt mit allem so Recht haben. Mehr nicht und auch nicht weniger.


    Es gibt Spieler, die können sich im System fertiger Spiele durchaus sinnvolle Hausregeln ausdenken, um ein Spiel dem eigenen Spielegeschmack anzupassen. Das erkennt ein Autor oder Verleger oft an der Regel, die da verwendet wird, denn der Autor oder Verleger kennt sich sehr, sehr gut mit dem Spiel aus. Daher erkennt er auch schlechte Hausregeln oder Hausregeln, die gar Dysbalancen hervorrufen.

  • Wir haben gestern Abend Valette zu zweit ausprobiert. Erste Reaktion. Ganz nett, aber auch noch nichts, was vom Hocker reisst. Ich bin auf die nächsten Partien gespannt, wenn man die meisten Gebäude mal so verinnerlicht hat.


    Bei uns hat übrigens der Startspieler gewonnen. Was aber egal ist. @Pau kann sitzen, wo er will, er gewinnt immer... ;)

  • Dann testet das doch mal. Setzt ihn an die letzte Stelle. Dann wollen wir doch mal sehen...

    :)


    Ich habe aufgegeben zu versuchen gegen ihn zu gewinnen. Das klappt nicht. Ich glaube er könnte erst bei der Hälfte eines Spiels einsteigen und würde noch gewinnen. ;)


    Und nein, mein Post war kein Versuch darzulegen, dass es eine Startspielerproblematik gibt. Die sehe ich aktuell nicht unbedingt. Das Problem gestern war, dass er meine Siegpunktkombo dahingehend ausgehebeld hat, dass er das Spielende eine Runde zu früh eingeleitet hat. Dadurch konnte ich meine gelben Karten zur Siegpunktgenerierung nur einmal ausspielen, statt zweimal. Sonst hätte das schon anders ausgesehen...

  • Wir haben es die Tage auch zu zweit gespielt - gleich dreimal hintereinander, weil es uns so gut gefallen hat und kurz genug ist, dass man es gleich nochmal spielen kann und was anderes zu probieren. Jede Partie ist anders. Bisher waren alle Partien zu Ende durch die gebauten Häuser.
    Zu zweit halte ich es für unwahrscheinlich, dass Jean de Vallette am Ende der Leiste ankommt, oder ?


    Gruß vom Spielteufel

    :jester:


    Mein Verhalten ist vielleicht manchmal taktisch unklug, dafür aber emotional notwendig


  • Zu zweit halte ich es für unwahrscheinlich, dass Jean de Vallette am Ende der Leiste ankommt, oder ?

    Ja, so ging es uns auch. Leider fühlt es sich nach der dritten Partie schon sehr repetitiv an. Die einzelnen Funktionen sind zu einfach gehalten, auch die Kombinationsmöglichkeiten sind wenig erfrischend und deutlich zu trivial. Nach insgesamt drei Zweier- einer Dreier- und zwei Viererpartien muss ich es nicht noch einmal spielen. Also Leute: wer willst käuflich erwerben? :)

  • Valletta - ein Spielerlebnis in drei Akten:


    Gespielt. Hat gefallen. Gekauft.
    Ausgepöppelt. Rückseiten verschoben bis angeschnitten. Montagsexemplar erwischt.
    Bilder machen. Verlag anschreiben. Um Ersatz bitten.

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  • Eines verstehe ich nicht so ganz:


    Egal ob zu zweit oder zu viert gespielt, jeder hat einen gewissen Anteil daran, den Jean de Vallette zu bewegen. Anfangs eventuell, um für sich den 2er-Bau-Bonus für die erste Kartenspalte freizuschalten, sofern es noch nicht jemand anders gemacht. Eventuell auch, weil man einen weiteren Baumeister anheuern will oder sein Kartendeck gezielt verkleinern mag (sehe ich aktuell als schwierigste Spielweise an, das richtig zu machen). Der eine Rohstoffertrag ist nett, aber eben zufällig und später im Spiel hat sollte man eh bessere Rohstoffbesorgerkarten haben. Bis man den Jean de Vallette gezielt auf die zweite Kartenspalte bewegt hat, kann es schon dauern. Selbst darauf hinspielen, wenn die Mitspieler eher wenig Interesse haben, den direkt zu spielen, wenn er zufällig wieder auf die Hand kommt, ist arg mühsam und langwierig. Je grösser das eigene Kartendeck desto langwieriger.



    In meinem Zweierspiel ist Jean de Vallette nur knapp bis zur zweiten Kartenspalte gekommen. Im Dreierspiel war der auch nicht viel weiter als zur Mitte gekommen. Lag das an unserer Spielweise als Erstspieler oder kann das Spielende über Jean de Vallette nur eintreten, wenn man in Vollbesetzung spielt und/oder vermehrt Mitspieler ein verkleinertes Kartendeck haben? Sprich ist diese Endbedingung bewusst nicht auf die unterschiedlichen Mitspielerzahlen skaliert?

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  • Hi,


    Warum sollte es überhaupt skalieren?
    Aus Prinzip? Es gibt überhaupt keinen Grund dafür.


    Atti

  • "Aus Prinzip" muss gar nichts passieren (hat @ravn auch meines Wissens gar nicht gefordert), aber Endbedingungen sind nun mal ein zentraler Bestandteil eines Spieldesigns. Verschiedene Endbedingungen korrespondieren in mindestens 80% der Fälle schließlich mit entsprechenden verschiedenen Spielstrategien, die darauf zielen, das Spiel auf eben diese Art zu beenden. (Die restliche Prozente sind eher Absicherungen, dass ein Spiel nicht irgendwie komplett aus dem Rahmen läuft, z.B. auch dann nicht endlos dauert, wenn Anfänger sehr suboptimal spielen.)


    Wenn ein Spiel sich bei unterschiedlichen Spielerzahlen in Sachen Endbedingung völlig unterschiedlich verhält, dann kann man da durchaus mal in einem Forum nachfragen, wie die Erfahrungen der anderen Leser damit sind. Finde ich völlig normal. Wäre unschön, wenn dadurch die strategische Vielfalt eingeschränkt würde und bestimmte Spielweisen, die im Mehrspielerspiel funktionieren, zu zweit nicht mehr spielbar wären. Niemand erwartet, dass ein 2er-Spiel sich exakt so wie ein 4er-Spiel spielt, aber gut und interessant spielbar sollte es schon noch sein. Dazu braucht es nun mal in den meisten Fällen irgendwelche Anpassungen.

  • Bei Valletta kann ich mir auch nicht vorstellen, dass es durch Jean de la Vallette beendet wird. Ich habe es aber auch nur 1x gespielt.


    Ich kenne nur ein Spiel, bei dem verschiedene Endbegingungen dazu beitragen das Spiel dahingehend spannender zu machen als dass man höllisch aufpassen muss wer nun wie das Spiel beenden könnte: Hansa Teutonica.


    Bei Concordia funktioniert das Ende über alle gebauten Häuser in ca. 20%. Das ist nett, macht das (sehr gute) Spiel aber auch nicht besser oder schlechter.

  • Hi,


    Der Mann heisst Jean de la Valette (ein "l") die Stadt Valletta (zwei "l").


    Atti

  • Nennen wir ihn einfach Stadtgründer.


    Während die beiden anderen Bedingungen, die das Spielende einlösen, völlig unabhängig von der Spielerzahl sind, kommt der Stadtgründer in grösserer Runde schlicht eher an. Allerdings sind das 25 Schritte, so das in Summe 25 mal die Jean de la Valette Karte ausgespielt werden muss - egal von wem. Anfangs braucht man zwei Spielzüge, um einmal den Stadtgründer auf die Hand zu bekommen. Im Laufe des Spiels kann man seine Startkartenhand von 8 Karten um weitere 8 Karten ergänzen, so dass im Extremfall 6 Züge braucht, um die Jean de la Valette Karte erneut auf die Hand zu bekommen. Und selbst wenn man die auf der Hand hat, hat man eventuell drei andere Karten, die man eher spielen will, so dass der Stadtgründer noch seltener voranzieht. Theoretisch müsste man den nur ein einziges Mal am Spielende ausspielen, wenn man es wirklich darauf anlegt.



    Ob und wann Jean de la Valette das Spielende einläutet hängt also von der eigenen Spielweise ab. In grösserer Runde ist die Wahrscheinlichkeit aber grösser, dass der sich schneller fortbewegt und somit auch die hinteren Kartenspalten Bau-Aufwertboni einbringt. Weil in meinen zwei Partien lagen die Punkte alle um die 70 bis 80 verteilt und da kann ein mehrfacher 2er-Bonus mit potentiell maximal 32 Punkten (unwahrscheinlich) schon erheblich was ausmachen, wenn man gezielt darauf spielt. Nur alleine schafft man es nicht zeitig, den Jean de la Valette über die Kartenreihen wandern zu lassen.



    So oder so, ich bin auf weitere Partien gespannt, mit anderen Mitspielerzahlen und anderen Strategien.

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  • Eben über ein "anderes Forum" den Hinweis auf zwei offizielle Regelvarianten des Autors Stefan Dorra entdeckt:


    Valletta


    Startspieler: Jeder Spieler bekommt, wie in den Regeln angegeben, 1 Holz, 1 Stein, 1 Ziegel und 1 Gold. Danach bestimmt ihr einen Startspieler. Ihr wählt jedoch kein weiteres Gut, d.h. jeder Spieler beginnt das Spiel mit den selben 4 Gütern. In seinem ersten Zug spielt der Startspieler nur 1 Karte aus. Der folgende Spieler spielt nur 2 Karten aus. Danach spielen alle Spieler wie üblich 3 Karten aus.


    Finde ich besser als die Startspieler-Variante vom HiG-Verlag. Weil in meinen bisherigen Partien hat das Spiel an der Stelle immer gestockt, wenn es darum ging, seinen Bonusrohstoff auszuwählen. Weil um den zielgerichtet wählen zu können, muss man schon die komplette Kartenauslage lesen und das bremst das Spiel schon direkt zu Beginn aus. Stattdessen spielt man einfach los.


    Das Spiel zu zweit: Im Spiel zu zweit werden nur 13 Fassplättchen verwendet. Diese werden auf die ungeraden Felder der Straße (1, 3, 5, ... 25) gelegt. Wenn die Karte “Jean de la Valette” ausgespielt wird, wird die violette Spielfigur immer bis zum nächsten Fassplättchen bewegt.


    Damit hat der Herr Valette endlich auch in den Zweierpartien die Chance, die hinteren Kartenspalten zu erreichen und Boni dort zu bringen oder gar das Spiel damit vorzeitig zu beenden. Bisher war es in meinen Zweierpartien immer so, dass wir die hinteren Karten nur gebaut haben, wenn die wesentlich besser in die eigene Strategie passten als die Karten, bei denen man bis zu zwei Mal den Valette-Bonus mitnehmen konnte.


    Macht damit ein gutes Spiel für mich noch besser. Bleibt die Frage, ob eine Fassplättchen-Anpassung für 3 Spieler ebenso sinnvoll wäre?

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