Spieleseminar Bad Holzhausen 2023

  • [Tiefpunkt Bad Holzhausen?]


    Na dann will ich auch einmal berichten.

    Dieses Jahr ging für mich eine Menge schief! Es begann mit der Anreise die anstelle von 1h 40min fast exakt 4 1/2 Stunden dauerte. Ich war insgesamt betrachtet mental nicht auf der Höhe, was an beruflichem Stress (dauernde Vertretungssituationen aufgrund von krankem Personal und vakanter Stellen, die schwer nachzubesetzen sind) und schlechte Betten in Bad Holzhausen lag. Ich bin erleichtert, dass es nicht nur mir so ging.


    [MI]

    Am Mittwoch musste ich nicht lange auf den Einstieg in eine Runde warten und startete mit einer 5er Runde Scout. Logisch, davon las und hörte ich viel und freute mich, es nun kennenlernen zu dürfen. Ich bin tendenziell nicht immer von Stichspielen begeistert, aber dieses hat mit sehr gut gefallen! Ich würde es allerdings nicht mehr zu fünft spielen und sehe den Sweetspot bei 3-4, da es mir zu fünft eine Spur zu lang dauerte. Überzeugen konnte mich der Clou, dass jede Karte zwei verschiedene Zahlenwerte hat und man sich vor jedem Durchgang entscheiden muss, wie herum man seine volle Hand dreht, ohne dabei die Reihenfolge zu verändern. Nur wenn man einen Stich nicht bedient, nimmt man eine der (ggf.) beiden äußeren Karten auf und darf diese an beliebiger Stelle seiner Handkarten hinzufügen. Dadurch ergibt sich dann im Idealfall die Möglichkeit eine Straße oder wenigstens einen Zwilling zu bilden um beim nächsten Mal flexibler zu sein und mehr als eine Karte ausspielen zu können.


    Danach folgten einige Durchgänge von „Die Crew Mission Tiefsee“. Wir spielten so lange, bis wir den Aufgaben unterlagen. Das Thema ist hier allerdings völlig aufgesetzt und beliebig. Der Reiz besteht aus meiner Sicht einzig und allein darin, sich den Aufgaben zu stellen und die Frage „Wie soll man das denn schaffen?“ im Idealfall mit einem „Ach, das hat tatsächlich funktioniert!“ zu beantworten. Ich war überrascht, dass es richtig viele Aufgabenkarten gibt. Hier hat man sich viel Mühe gemacht. Für mich geht das Spiel über ein okay nicht hinaus.


    Die Zeit zu einem verabredeten Maglev Metro verbrachte ich mit einer spannenden und sehr knappen Partie Cascadia. Ich spiele es immer gern, sofern es nicht zu lange dauert und kein Grübler am Tisch sitzt. Die 2er-Partie gefiel mir sehr gut!


    Zum Ende des Mittwochs folgte dann das erwartete Maglev Metro. Das Spielmaterial gefällt mir richtig gut und ist definitiv ein Hingucker! Allein die durchsichtigen 6-eckigen Plastikschienenteile mit engen und weiten Kurven sowie geraden Strecken in den Spielerfarben, die Magnetschwebebahn und die kleinen Passagier- und Robotertoken sind hübsch! Einziges großes Manko: Bei den Robotertoken lassen sich die Farben Gold und Bronze kaum unterscheiden. Wir haben deshalb eine der beiden Farben hingestellt, während die anderen Tokens lagen.


    Wir spielten zu viert auf der Berlinseite. Für mich entwickelte sich hier optisch eher ein U-Bahnstreckennetz als eines für Magnetschwebebahnen, aber das ist auch nicht weiter tragisch, wobei das namensgebenden „Maglev“ wohl für Magnet und Levitation stehen soll.


    Wir bauen Strecken und Bahnstationen, sammeln Passagiere und Roboter ein und bringen diese zu Bahnstationen in deren Farbe. Gelingt uns dies, dürfen wir diese auf unserem Bord ablegen und verstärken dadurch unsere Aktionsmöglichkeiten. Dabei haben wir eine Aktion, mit der wir Roboter umsetzen dürfen und sind dadurch etwas flexibler. Passagiere dagegen dürfen nicht umgesetzt werden, so dass hier gut überlegt sein will, wo diese abgelegt werden.


    Zu Beginn einer Partie erhält jeder 1 Aufgabenkarte aus 3 verschiedenen Kategorien. Ich dachte, meine Aufgabenkarten waren schon gut, doch zum Spielende zeigte sich, dass meine Mitspieler deutlich bessere Karten hatten. Ich würde für zukünftige Partien pro Kategorie 2 Karten verteilen, von denen dann 1 ausgewählt wird. Das ist ein kleiner Optimierungskniff der nicht weh tut und dem Spiel gut bekommen dürfte. Hat mir sonst gut gefallen!


    [DO]

    Nach einer ersten total miesen Nacht ging es nach dem Frühstück mit Crisis los, ein Spiel, dass ich seit mehreren Jahren auf dem Radar hatte.


    Die 7 Runden spielten sich erfreulich flott und bis zum Mittag herunter und auch die Mechanik, dass man keinesfalls den fiktiven Staat Axis (?) in den Bankrott treiben soll, weil das Spiel dann vorzeitig scheitern würde, gefiel mir gut. Leider ist es extrem wichtig an bessere Arbeiter zu gelangen, die mit mehr als Faktor 1 produzieren können. Dies gelang mir nur 2x im Spiel. Solche Arbeiter sind viel zu rar gesät und ob man diese dann auch für seine Fabriken gebrauchen kann (weil es verschiedene Ausrichtungen gibt) ist fraglich. Dennoch gelang es mir fast immer mit meiner primären Brotproduktion das von Runde zu Runde steigende Mindestziel zu erreichen.


    Etwas einseitig und wenig kreativ sind die Rundenereignisse, die uns häufig Geld kosteten und zeigte, dass der Staat, den wir am Leben hielten, es nicht gut mit uns meint. Da kann man durchaus im Sinne des Titels die Krise bekommen und würde am liebsten den Staat aufgeben und sich einen anderen mit besseren Arbeits- und Investitionsbedingungen suchen.


    Zur Spielmitte hin sah es sehr kritisch aus, doch dann konnten wir, oder besser gesagt primär meine beiden Mitspieler, das Ruder mächtig herumreißen und den Staat ordentlich pushen. Mit dieser Kehrtwende drohte keine Gefahr mehr. Mir gelang es erst in den letzen beiden Runden, neben Brot eine deutlich wertvolle Ressource herstellen zu können. Ich weiß nicht mehr was es war, nur dass es im Spiel wie ein Zahnradtoken aussah. Den letzten Platz konnte ich dennoch nicht verhindern. Zumindest weiß ich, was ich beim nächsten Mal anders machen würde. Crisis ist ein durchaus gutes Spiel, das einiges zu bieten hat und wie bereits erwähnt mit einer angenehmen Spieldauer daher kommt und zu dritt sehr gut funktionierte.


    Zu viert stellten wir uns dann dem Council of Shadows. Wer hätte gedacht, dass alea einmal ein Weltraumspiel herausbringen wird? Der Clou besteht darin, 3x im Spiel einen Energiemarker einzuholen. Energie wird benötigt, um 3 Karten auszuspielen, mit denen der Spielzug programmiert wird. Es gilt also mehr Energie einzuholen, als man ausgibt, denn sonst holt man seinen Energiemarker quasi nie ein, wobei dieser maximal 100 erreichen kann. Klingt schräg? Ist es auch irgendwie, denn wir haben 2 Energieleisten. Eine davon ist unser Zielwert, der bei 20 startet und sich durch die 3 programmierten Karten erhöht. Auf der anderen wird festgehalten, was wir an Energie einholen.


    Auf dem Plan sehen wir mehrer Galaxien, die jeweils aus mehreren Planeten bestehen. Darauf platzieren wir je nach Stärke unserer programmierten Aktionskarten 1-3 Token. Je mehr Token ich platziere desto mehr Energie kostet mich die Aktion. Hat man am Ende seines Zuges Platz 1 oder 2 auf einer oder mehreren Galaxien, können dort Token entfernt werden, um Energie zu gewinnen. Allerdings werden auch Token benötigt, um mit einer anderen Aktion (primär Ressourcen, manchmal auch etwas Energie) ernten zu dürfen. Das führt zu einer sehr dynamischen Situation in den verschiedenen Galaxien.


    Ich frage mich allerdings, ob CoS ein Running-Leaderproblem begünstigt. Schafft man es, seinen Energiemarker einzuholen, darf man sich beim titelgebendem CoS eine relativ starke Vorteilskarte aussuchen! Alle anderen bekommen zwar eine Ressource, allerdings wiegt das den starken Effekt führender Spieler keineswegs auf.


    CoS ist ein interessantes Spiel, das mutmaßlich nicht jedem gefallen könnte, aber es hat mit den beiden Energieleisten einen neuen Kniff, den man ruhig einmal versuchen sollte. Unser strahlender Sieger schaffte es sogar mit der Endwertung ein viertes Mal seinen Energiezielwert einzuholen. Für ein abschließendes Urteil müsste ich es definitiv noch einmal spielen.


    Zu dritt ging es kooperativ mit Roll Camera weiter. Jeder startet mit einer typischen Rolle einer Filmcrew und so waren bei uns Star, Kamera und eine weitere Rolle mit am Start (sorry Ralph, ich kann nicht mehr wiedergeben, was deine Rolle war).


    Wir hatten die Aufgabe einen Film zu drehen, der aus 5 Szenenkarten entstehen sollte. Zur Verfügung standen uns dazu ein begrenztes Budget, ein zeitlicher Rahmen, eine handvoll Würfel, pro Rolle 3 Ideenkarten, ein zweiteiliges Drehbuch und 4 Szenenkarten, die uns von fleißigen Autoren angeboten wurden.


    Ist man am Zug, offenbart sich zunächst ein Problem und die haben es teilweise ganz schön in sich!


    Anschließend würfelt man und versucht nun Probleme zu lösen, ein Set aufzubauen um Szenen drehen zu können, Ideen umzusetzen und Spezialfähigkeiten zu nutzen. Dabei lebt das Spiel sehr von dem originellen Material! Die Ideenkarten sind grandios und die Probleme zuweilen fies und famos und davon können sich sogar bis zu drei anhäufen, was durchaus das Ende aller guten Filmvorsätze bedeuten kann. Allerdings gewinnen wir als Team, wenn unser Film absoluter Trash oder qualitativ hochwertig ist. Absolutes Mittelmaß verliert und geht im glamourösen Showbiz schnell unter.


    Doch um überhaupt einen Film abliefern zu können wollen zunächst die 5 Szenenkarten gedreht werden und das sah bei uns mitunter nicht danach aus! Mit gutem Teamwork und grandiosen Ideen ging es jedoch gut für uns aus. Mir hat es Spaß gemacht!


    Der Tag endete mit einem etwas arg langem Hyperborea zu fünft. Ich mag das Spiel echt gern, aber der Sweetspot liegt für

    mich bei 3-4. So zog sich das Spie nach dem Abendessen bis kurz nach Mitternacht und die letzte Stunde war ich arg müde und wollte nur noch schlafen. Extrem ungewöhnlich war, dass wir nur 2 Gebirge und einen Wald im Spiel hatten. Einen Sumpf gab es nicht und sonst hatten wir nur Standardgelände.


    [FR]

    Nach einer zweiten völlig miesen Nacht in einem viel zu hartem Bett konnte ich nach dem Frühstück Marrakesh spielen. Darauf freute ich mich sehr, zumal mein Exemplar noch in diesem Monat geliefert werden soll!


    Von allen Spielen hat es mir in BHH am besten gefallen! Blöd ist nur, dass meine Version leider keine Holztore enthalten wird, da man nur die normale Version kaufen konnte. Von den Deluxekomponenten haben mir sonst nur die Sortierboxen richtig gut gefallen. Bedruckte Token brauche ich nicht zwingend. Leider fand ich im Netz keine Holztore und auch sonst nichts zum aufpimpen. Was ist los auf Etsy & Co? Wacht auf ihr kreativen Köpfe und liefert mir etwas für Marrakesh! 😄


    Nach dem vielen Schlafdefizit kam ich bei der Erklärung leicht ins Schwitzen, kam aber dafür doch relativ gut in diesen taktischen Leckerbissen hinein. Ich denke, dass es hier eine steile Lernkurve geben dürfte und Marrakesh genug Varianz für viele Partien bietet. Ich will es schnellstmöglich nach Erhalt spielen!


    Nach dem Mittagessen ging es in Mind MGMT zur Sache! In diesem arg skurrilen und durch die Comicwelt von Matt Kindt geprägtem Spiel tritt ein Agent der Mind MGMT, also Mind Management, gegen ein Team aus abtrünnigen Agenten an. Wir spielten es zu viert, also mit 3 Abtrünnigen.


    Das Spielprinzip lässt sich durchaus gut mit Scottland Yard vergleichen. Unser Mind MGMT Agent versucht neue Rekruten zu akquirieren, während wir Abtrünnigen das verhindern wollen. Dazu müssen wir ihn auf dem Plan finden und fangen, bevor er alle neuen Agenten eingesammelt hat und bevor die vorgegebene Zeit abgelaufen ist.


    Das Spielfeld besteht aus einem Raster auf dem jeweils 2 Symbole aus der Welt von Matt Kindt zu sehen sind. Wenn ich mich recht entsinne gibt es 16 Symbole die jeweils 5x auf den Spielfeldern vorkommen. Der Agent markiert sein Startfeld um 1:00 Uhr und bewegt sich pro Stunde im Spiel um 1 Feld. Dies zeichnet er hinter deinem Sichtschirm ein. Wir starten bei 6 Uhr, d. h. der Agent hat sich im Geheimen um 5 Felder bewegt.


    Gut zu wissen ist, dass er in einer Partie auf jedem Feld des Rasters nur 1x sein darf. Weiterhin gibt es 3 Symbole, die zufällig gezogen werden, über die er neue Agenten rekrutiert. Zum Start bei 6:00 Uhr und danach alle 2 Stunden teilt der Agent mit, wie viele neue Agenten angeworben wurden.


    Es handelt sich hier also um ein sehr gelungenes Deduktionsspiel und so etwas gefällt mir durchaus gut!


    Mit unseren Abtrünnigen bewegen wir uns auf Felder des Rasters und dürfen eines von beiden Symbolen nutzen und fragen, ob dieses auf dem Weg des Agenten lag. Dieser muss wahrheitsgemäß antworten und legt einen Hinweismarker auf ein passendes Symbol, falls dieses auf seinem Weg oder aktuellen Position lag bzw. liegt.


    Daraus lassen sich nun Rückschlüsse ziehen und im Idealfall die Position des Agenten bestimmen. Allerdings muss nun auch noch ein Agent auf dieses Feld gezogen werden und eine Fangaktion durchgeführt werden. Uns ist dies bravourös gelungen! 😊

    Die Autoren haben enorm viel Energie in ihr Spiel gesteckt! Für jede Seite gibt es 6 Boxen

    für den Fall, dass man eine Anpassung vornehmen möchte, weil eine Seite zu häufig gewinnt. Man öffnet eine der Boxen, die möglicherweise neue Karten und vielleicht sogar neues Material enthält.


    Ich fand unsere Partie reizvoll und interessant, bin mir aber nicht ganz sicher, ob ich den ungewöhnlichen grafischen und skurrilen Stiel mag. Ich hatte zuvor keine Berührungspunkte mit den Comics, die wohl aber sehr zu empfehlen und darüber hinaus preisgekrönt sind.


    Aufgrund von massivem Schlafdefizit fühlte sich für mich die bisherige Zeit in BHH mehr nach Stress und Arbeit als nach Spaß und Freizeitvergnügen an. Am Freitag Abend überlegte ich lange, ob ich mir eine weitere miese Nacht antun soll oder nicht. Ich entschied mich für eine vorzeitige Abreise, um endlich wieder vernünftig ausschlafen zu können…


    Gleichwohl habe ich das gute und vertraute Miteinander wieder einmal sehr genossen.


    Da fällt mir noch eine Sache ein: Auf dem Rückweg wurde ich nach sehr vielen Jahren auf der Autobahn geblitzt. Das passte irgendwie in das Gesamtbild (Stau auf der Hinfahrt und miese Nächte) und als krönender Abschluss hinein. 😉

    Ein Bild sagt mehr als 298 Wörter... :floet:

    2 Mal editiert, zuletzt von velvre ()

  • Da sind die 7 vollen Tage in BH auch schon wieder rum. Neben vielen interessanten Spieleeindrücken (die ich besser in den Wochen-Beitrag posten werde) fand ich den Austausch unter uns Vielspielern und das sehr nette Miteinander wieder sehr anregend und angenehm. Wieder habe ich einige SpielerInnen erstmals kennengelernt und auch der Altersdurchschnitt sinkt (nicht nur wegen der drei Kinder) - was mir zeigt, dass Brettspiele auch weiterhin begeistern können. Nochmal vielen Dank an FBI und seine Gattin, ohne dessen Organisation dieses tolle Spieleevent wohl nicht stattfinden könnte. :kuschel:

  • Dann will ich mal meinen Besinnungsaufsatz zu Bad Holzhausen 2023 vom Stapel lassen:

    Die Anfahrt in diesem Jahr gelang gut, den Stau rund ums Lotter Kreuz umfuhren wir, indem wir Osnabrück nördlich über freie Landstraßen zügig umfuhren.

    In Bad Holzhausen war alles wie gehabt: wir hatten das gleiche Zimmer wie in den letzten Jahren und von wenigen Ausnahmen abgesehen war der „Harte Kern“, der das Treffen seit Jahren besucht, wieder vor Ort. Die meisten sehe ich nur einmal im Jahr, aber irgendwie gelingt es uns einfach da weiterzumachen, wo man vor einem Jahr aufgehört hat: mit Spielen in einer vertrauten Atmosphäre.


    Gleich am Freitag spielten wir die beiden Spiele, die zu den Dauerbrennern dieser Woche werden sollten.

    Das war zum einen SpaceBase, die Freitags-Partie begannen wir zu fünft und beendeten sie zu sechst. Die Anzahl meiner face2face-Partien ist zwar nur ein Bruchteil der Online-Partien, und an die fummelige Buchführung muss man sich stets aufs neue gewöhnen - aber live ist live. BGG-Wertung: eine starke 8/10.

    Danach die erste Partie Heat - Pedal to the Metal zu viert auf dem USA-Plan. Interessanterweise holten wir aus der Regel immer noch einige Feinheiten heraus und spielten wohl erst am Ende der Woche nach den exakten Regeln. Mein aktueller Favorit unter den Rennspielen, ebenfalls eine starke 8/10.


    Am Samstag morgen gleich wieder eine Partie Heat auf dem USA-Plan. Auch zu dritt getreu dem Motto „First of all: no bots!“, was imho gut funktioniert, auch wenn der Sweetspot eher bei sechs Mitspielern liegt.

    Danach durfte ich Die wandelnden Türme kennenlernen, ebenfalls zu dritt. Mit unseren Würfeln laufen wir im Kreis über Felder und Türme und versuchen den Zielturm zu erreichen. Damit es nicht zu einfach wird dürfen wir auch die Türme oder auch beliebig viele gestapelte Türme bewegen und übereinander stapeln. Liegen Würfel auf einem der unteren Türme, so kann man diese nicht mehr bewegen und gemeinerweise auch nicht mehr sehen, solange die oberen Etagen nicht fortbewegt werden. Ein richtig schönes Spiel. Bei mir eine knappe 8/10.

    Zu viert folgte eine Partie Planet B. Worker Placement in einem Science Fiction Szenario. Die Welt wird mit Hilfe von Firmen aufgebaut. Die Firmen wechseln und damit auch die zur Verfügung stehenden Einsatzfelder. Bei mir eine 7/10.

    Danach das erste 2F-Spiel in der Woche: Freie Fahrt zu viert. Trotz meiner Affinität zu Eisenbahnspielen war dies bislang an mir vorbeigegangen. Bei der Erklärung wurde Zug um Zug als Vergleich herangezogen - ich empfand es eher als eine Mischung aus Auf Achse und Age of Steam, von der Komplexität näher an Ersterem. Als Aktionen gibt es „Schienen legen“ und „Lok bewegen“, die theoretische Alternative „Gleise aufnehmen“ wurde im ganzen Spiel nicht genutzt. Beim bewegen kann man in den Startstädten Aufträge annehmen oder in den Zielstädten Aufträge erfüllen. Die Auftragsalternativen werden dabei recht zufällig aus den Städtekarten gebildet. Bei mir eine knappe 8/10.

    Zum Abschluss des Tages die dritte Partie Heat dieser Woche zu sechst, wieder auf dem USA-Plan.


    Am Sonntag morgen folgte die vierte Partie Heat, diesmal zu fünft auf dem USA-Plan.

    Danach dann Tempo kleine Schnecke für große Kinder: Ready Set Bet zu sechst. Die Schnecken werden durch Pferde ersetzt und wir wetten auf die 9 Pferde mit den Startnummern 2/3, 4 bis 10 und 11/12. Diese laufen bei entsprechenden Würfelergebnissen und wir können in den ersten zwei Dritteln des Rennens in Echtzeit setzen. Natürlich sind die Chancen nicht gleichverteilt, aber die Außenseiter locken mit durchaus guten Quoten. Das Würfeln übernahm eine App, die das Rennen dann auch gleich zur Freude der Nachbartische kommentierte. Als Partyspiel bei mir bei 7.5/10.

    Danach das Legespiel Habitats zu viert. Die Teile, um die es geht enthalten ein Tier in einer Landschaft. Mit einem Jeep fahren wir durch die allgemeine Auslage. In jedem Zug nehmen wir das Teil vor, rechts oder links von unserem Jeep und fahren in die Lücke. Das Teil bauen wir dann in die eigene Auslage ein und versuchen damit möglichst viele Punkte zu erreichen. Erinnerte mich an Cascadia, spielt auch in der gleichen Liga. Bei mir eine knappe 7/10.

    Gegen Abend kommen in Bad Holzhausen die „Absacker“, meist Partyspiele in größeren Runden. Los ging es mit Belratti zu sechst. Vorgegebene Kunstwerke müssen von einer Hälfte der Gruppe vorgegeben Begriffen zugeordnet werden, dann werden zufällig gezogene „Fälschungen“ des Belratti hinzugemischt und die andere Hälfte muss Original und Fälschung herausfinden. Klappt gut, bei mir eine 7/10.

    Weiter ging es mit Quibble (Moods) zu siebt. Acht Stimmungen liegen auf dem Tisch, in einer dieser Stimmungen muss man einen vorgegebenen Satz aussprechen. Dann müssen die Mitspieler die vorgegebene Stimmung erraten. Wer das banal findet kann ja mal versuchen, den Satz „Ich liebe dich“ in der Stimmung „fordernd“ auszusprechen. Gelungenes Partyspiel, bei mir eine gute 7/10.

    Zum Abschluss ein So Kleever! zu acht. 4 x Überbegriffe zu je 2 aus 4 Begriffen erfinden, dann noch 8 Begriffe dazu mogeln und danach müssen die richtigen Begriffe aus den Überbegriffen rekonstruiert werden. Hört sich kompliziert an - ist es aber nicht. Bei mir eine gute 7/10.


    Der Montag wurde dann spontan zum 18xx-Tag. Auf besonderen Wunsch spielten wir zu viert ein 1846. Nicht mein absoluter Favorit, aber ein gutes Spiel zum Einstieg, da der train-rush eher milde ist und die Gesellschaften alle irgendwie laufen. Bei mir eine knappe 9/10.

    Der Abschluss des Tages war dann die fünfte Partie Heat zu viert auf dem Frankreich-Plan.


    Am Dienstag meine zweite Partie Dark Ages zu viert. Die erste fand im letzten Jahr im Reich Karls des Großen statt, dieses Jahr war Das Heilige römische Reich an der Reihe. Nachdem ich früh gleich 2 mal gegen die Barbaren unterlag hing ich für den Rest des Spieles in der Entwicklung zurück und konnte das bis zum Ende nicht wirklich aufholen. Ein wirklich gutes Spiel macht aber auch dem Letzten Spaß und ich bleibe bei einer Wertung von 8.5/10. Zu acht möchte ich es aber eher nicht spielen, da die teilweise euro-ähnlichen Mechanismen die erhöhte Downtime wohl nicht mit Immersion ausgleichen lassen. Daher habe ich mein Exemplar von Karl dem Großen auch abgegeben.

    Auf dem Weg zum Zimmer wurde ich spontan als achter Mitspieler zu einer Partie Challengers rekrutiert. Ein Meta-Deckbau-Spiel, kam mir vor wie Millenium Blades in eingedampft. Muss man bei Millenium Blades ein gutes Deck bauen und damit gut spielen, so muss man in Challengers ein gutes Deck bauen und glücklich mischen. Das Deck wird automatisiert durchgespielt, als Spieler kann ich den Ablauf nicht durch eigene Entscheidungen beeinflussen. Zu acht wird ein vorgegebenes Grunddeck sieben mal ausgebaut und dann battled sich das eigene Deck jeweils mit einem der Mitspieler, wobei die Wertigkeit der Duelle steigt. Nach diesem Turnier gibt es noch ein Duell zwischen den beiden Führenden (ohne weiteren Deck-Aufbau). Klappt und funktioniert, die Deckbauer kommen auf ihre Kosten. Bei mir eine knappe 7/10.

    Nach dem Abendessen gab es noch ein Space Base zu viert.


    Am Mittwoch mein erstes COIN in Bad Holzhausen: Ghandi zu viert. Persönlich mein viertes COIN, Ghandi ordnet sich dabei hinter Cuba Libre, gleichauf mit Pendragon und vor Falling Sky ein. Bei Ghandi kämpfen die Briten, die Muslim-Liga, die Revolutionäre und der Indische Nationalkongress gegeneinander. Alles ist assymetrisch, jede Partei hat eigene Aktionsmöglichkeiten, jeder spielt gegen jeden aber auch mit jedem. Wir spielten es entschieden zu langsam, irgendwie wollte sich der Flow „wähle Aktion - führe Aktion aus“ - nächste Aktion nicht einstellen. Vielmehr wurde bei jedem Zug lange gemeinsam überlegt was geht und was gut ist. Auch das ist Bad Holzhausen: man spielt nicht immer schnell, bei Erstpartien aber auch mal eher gemeinsam als gegeneinander. Am Ende einigten wir uns auf ein Unentschieden zwischen Muslim-Liga und Revolutionären. Bei mir eine 8/10.


    In den Donnerstag starteten wir mit einer Partie Mare Nostrum zu fünft. Nachdem zunächst Karthago Wunder um Wunder baute bis Rom dem Treiben ein Ende setzte, konnte Ägypten - weder vom Persien noch vom Karthago gestört - 12 Geldstücke zusammen tauschen und eine Pyramide kaufen. Game over! Bei mir eine knappe 9/10.

    Danach drei schnelle Partien Hey that’s my Fish zu zweit mit einer wunderbar kleinen Ausgabe des Spiels (Fantasy Flight Games, Schachtelgröße 12.5 x 12.5 x 4.0 cm). Größer muss das Spiel nicht sein. Spielerisch ein Klassiker, bei mir eine knappe 8/10.

    Dann eine weitere Partie Freie Fahrt, diesmal zu zweit. Und auch zu zweit funktioniert die Kreuzung aus Auf Achse mit Age of Steam.

    Dann ein Anno Domini Spezial zu fünft. Wir spielten mit einem Mix der Versionen Flops, Sex&Crime und Natur. Das Spezial bezieht sich auf die Regelvariante, die montsegur uns vorschlug: Jeder Spieler bekam 5 Karten, alle ausgespielten Karten bleiben mit der aufgedeckten Jahreszahl in langer Reihe auf dem Tisch und jedes Ereignis muss einsortiert werden. Kontrolliert wird immer, wenn es nicht passt wird eine Karte nachgezogen. Spannend und informativ wie immer, der neue Mechanismus erlaubt auch taktisches Spielen. Bei mir eine knappe 8/10.

    Dann zu fünft das Stichspiel Oracle, erschienen 2020 bei Skellig Games. Jeder bekommt geheime Auftragskarten und im folgenden Stichspiel wird für jeden Stich eine Scheibe vergeben. Am Ende kommt es darauf an, mit den gewonnenen Scheiben die Aufträge zu erfüllen. Die Ausführung der Karten erinnerte mich ein wenig an Tichu - spielerisch aber eint sie nur die Eigenschaft ein Stichspiel zu sein. Für mich eine gute 7/10.

    Danach folgte die sechste Partie Heat, zu viert auf dem Großbritannien-Plan.

    Zum Abschluss des Tages noch Sheriff von Nottingham, welches mich an das alte Pfusch von Heidelberger erinnerte. Man darf nur Waren einer Art zum Markt bringen, versucht aber mit Täuschen, Tricksen und Bestechen andere Waren und Schmuggelware am Sheriff vorbei in die Stadt zu bringen. Bei mir eine gute 7/10.


    Am Freitag dann mein diesjähriges Highlight: Indonesia zu dritt. So muss ein Spiel sein: knackiger Grundmechanismus, der komplexe Ablauf ist in klar strukturierte, in sich einfache Phasen heruntergebrochen und alles fügt sich schließlich wunderbar zu einer Einheit. Die Truppe von Splotter Spellen kann das, das beweisen sie stets aufs Neue.

    Wir führen Wirtschaftsunternehmen, die entweder Waren erzeugen oder Waren transportieren. In der Operationsphase liefern die Erzeuger ihre Waren über die Transporteure in die Städte und teilen hierbei die Einnahmen. Das Spiel erstreckt sich über 3 Zeitalter und die Anzahl und Größe der Unternehmen wächst ständig. Dabei werden die späteren Zeitalter aber überraschenderweise nicht länger. Das Salz sind die Fusionen. Dabei fusioniert man nicht nur die eigenen Unternehmen: man kann eine Fusion mit einer Firma eines Mitspielers, aber auch eine Fusion von 2 Firmen der Mitspieler anregen (und die fusionierte Firma dabei durch ein unanständiges Gebot übernehmen).

    Am Ende haben die beiden Erstspielenden dem Frosch gezeigt, wo die Locken hängen. Ganz Großes Kino, eine gute 9/10.

    Es folgte das Pferdewetten-Spiel Home Stretch zu viert. Auch hier wird auf Pferde gesetzt, die haben die Startnummern 2 bis 12 und werden durch 2 sechsseitige Würfel gesteuert. Wir sind einerseits durch draften zum strategischen Eigner einiger Pferde geworden, können aber am Wettschalter auch taktisch agieren. In jedem Rennen bekommen verschiedene Pferde einen Bonus oder Malus, so dass nicht immer die Startnummer 7 der Favorit ist. Bei mir eine knappe 7/10.

    Zum Abschluss des Tages wurde eines meiner ungespielten Spiele zuhause im Regal stehend zu einem gespielten: KeyFlow oder Keyflower das Kartenspiel wurde zu fünft angegangen. Hierbei werden die Versteigerungen der Plättchen aus Keyflower durch das Draften von Karten ersetzt. Mit den Karten wird dann ein Dorf gebaut, mit Meeple-Karten werden Produktionen/Aufwertungen angestoßen. Bei mir eine 7.5/10.


    Am Samstag Morgen wurden zwei Mitspielende mit einer Partie Space Base zu viert in Richtung Heimat verabschiedet.

    Danach eine vierte Partie Hey, that‘s my Fish zu zweit.

    Diesem folgte ein kurzes Splendor zu dritt. Das Spiel überzeugt mich durch seine auf das wesentliche reduzierte Struktur und die Spielchips. Bei der Schachtelgröße könnte es von Hey, that‘s my Fish lernen. Für mich eine 7.5/10.

    Danach der Klassiker Funkenschlag zu dritt auf der USA-Karte des alten Grundspiels. Das Spielprinzip ist und bleibt hervorragend, da „altert“ auch nichts. Bleibt für mich das Beste von 2F, eine gute 8/10.

    Danach ein Cascadia zu viert. Meine zweite Partie nach genau einem Jahr, bleibt eine gute 7/10.

    Am Sonntag zum Abschluss die letzte Partie Heat zu sechst auf dem Italien-Plan.

    Danach dann die Verabschiedung von denen, die noch anwesend waren und die Heimfahrt zum eigenen Bett. Schlafen kann ich in Zimmer 205 durchaus, fühle mich dort auch ein wenig „zuhause“. Aber wer in seinem echten Zuhause kein besseres Bett hat als die Pension Stork, der hat definitiv etwas falsch gemacht.

    Die eigene Waage sagte dann am Montag Morgen nach 10 Tagen Bad Holzhausen +0,2 kg, was nach 10 Tagen Vollpension mit zusätzlichem Kuchenangebot und gutem Barre Pils durchaus im Rahmen liegt.

    Wie jedes Jahr gilt der Dank allen meinen Mitspielern, die mich ertragen haben und mir dazu ein Gefühl der Verbundenheit vermittelt haben, das für Bad Holzhausen typisch ist.

    Der größte Dank gilt aber FBI und Angie, die das Ganze jedes Jahr ermöglichen.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

    ______________________________

    I'm old enough to know what's wise
    and young enough not to choose it

    4 Mal editiert, zuletzt von Herbert ()

  • So, nachdem ich den Schlafmangel aus insgesamt 9 Tagen Bad Holzhausen ausgeglichen habe, nun der Rest des Berichtes.

    Wobei ich sagen kann, dass ich gut geschlafen habe, aber immer zu wenig, weil es so interessante Spiele und so super nette Mitspieler gab.


    Von Ideenlos wurde ich darauf hingewiesen, dass ich eine wunderbare Partie #Marrakesh vom Sonntagmorgen nicht erwähnt habe. Wie konnte das passieren? Gemeinsam mit Kinsa und einem vierten Mitspieler gab es also am Sonntagmorgen die erste von drei Partien Marrakesh. Leider noch mit den falschen Regeln, nach der zweiten Partie erfuhr ich in einer Diskussion, dass ich das Spiel bisher an einer Stelle immer falsch erklärt und gespielt habe. Dank Connymaus69 ! Die Aktion für den braunen Keshie ist: so viele Wertungsplättchen wie möglich und bezahlbar in der Wertungsbericht bringen und nicht nur eines... Die Runde war sehr entspannt, es wurde konzentriert gespielt, trotzdem kam der Spaß nicht zu kurz, ich sage nur: einen Punkt bitte für grün ;) Je häufiger ich Marrakesh spiele, desto besser gefällt es mir und Kinsa sagte am Ende auch: Blöd, hat mir gefallen, in Anspielung auf den Preis. Die beiden Jungs lagen lange Zeit in Führung und wähnten sich als Sieger und zweiter des Spiels aber bei der Entwertung zogen Kinsa und ich noch vorbei.


    Am Montag nach dem Frühstück begann durch ravn die Erklärung von #Frostpunk, das wir gemeinsam mit Staublunge spielten. Seit einiger Zeit liegt auch bei mir zuhause ein Exemplar, ich bin jedoch noch nicht dazu gekommen, in die Regel zu schauen und so war ich Ralf sehr dankbar, dass er schon eine Solopartie hinter sich hatte und uns das Spiel erklärte. Er hat an anderer Stelle im Frostpunk-Thread bereits darüber berichtet. Auch wenn die Partie bis nach dem Abendessen dauerte: ich bin echt begeistert und hatte auch zwei sehr angenehme Mitspieler. Letzten Endes sind wir in Runde 12 verhungert. Wir hatten zu viele Kranke. Ich will gar nicht mit Einzelheiten spoilern. Was mir an dem Spiel gefällt: jede Entscheidung hat eine Konsequenz, da durch jede Entscheidung jeweils eine bestimmte Karte in den Dämmerungsstapel kommt, von dem wir eine pro Runde eine Karte ziehen. Wir mussten lange auf das Ergebnis der Umfrage warten, die wir einen Ingenieur machen ließen, als das Volk zu murren begann, aber es war unser Schaden nicht. Offenbar kann man es sich auch nicht leisten, in der Kälte als reine Gutmenschen durchs Leben zu gehen und muss mal Menschen frieren lassen. Aber natürlich redet einem dann immer das Gewissen darein: das kannst du doch nicht machen... Kohle muss rangeschafft werden zum Heizen, Holz zum Bauen. Manches finden wir beim Sammeln, das durch Gebäude auch effektiver gemacht werden kann, aber irgendwann müssen auch Bäume abgeholzt und Technik bemüht werden. Ich freue mich schon auf die nächste Runde, die ich vermutlich mal solo probieren werde, da ich es nicht abwarten kann, bis mal wieder ein ganzer Tag frei ist.

    Eigentlich war ich am Ende ziemlich platt, ließ mich dann aber noch zu einer Runde #TexasShowdown überreden, welches ich bisher nicht kannte. Auf einem der letzten Spieletreffs hat jemand #Raise mit Texas Showdown verglichen. Raise hat mir nun aber gar nicht gefallen, möglicherweise habe ich auch zu spät kapiert, wie es funktioniert, während mir Texas Showdohn ausgezeichnet gefallen hat, insofern ein lohnender Absacker.


    Der Dienstag begann dann zur Abwechslung mit Marrakesh (meine persönliche Partie Nr. 7), welches gänzlich anders verlief als die Runde am Sonntag, obwohl ich einen Teil Wertungsplättchen gleich hatte. Während ich mich in der letzten Partie gequält hatte, nicht mehr als 3 Keshies in 5 Bezirken zu haben und nachher sogar noch einen wegtauschen musste (waren immerhin 20 Punkte in der Endwertung), stellte ich in diesem Spiel plötzlich fest, dass ich einige Bezirke total gepusht hatte und in anderen wenig und staubte die Punkte sozusagen nur ab.

    Anschließend spielte ich in der Partie #Anno1800 mit, von der Tyrfing schon berichtet hat.

    Und Abends gab es eine weitere Runde Federation, welches mir auch in jeder Besetzung gut gefällt, sich jedoch durchaus unterschiedlich spielt, da in der zweier-Runde auf jeden Fall immer ein "Joker" blockiert wird.


    Am Mittwoch durfte ich dann dank Bernd68 eine besondere Erfahrung machen und mein erstes COIN-Spiel erleben. Bernd hatte sich die Regeln erarbeitet und auf deutsch Zusammenfassungen für jeden Spieler gemacht. Die weiteren Mitspieler waren Axayacatl und Herbert , wobei Herbert schon einmal ein COIN gespielt hatte, Axayacatl auch noch keines.

    Wir spielen die Zeit in Indien von 1917 bis 1947 nach: Es gibt 4 Fraktionen: Gandhi mit den Menschen aus dem indischen Nationalkongress, die Muslim-Liga, indische Revolutionäre und die englischen Raj, die die Kolonialmacht repräsentieren. Insgesamt gestaltete es sich ein wenig mühsam für mich, da die Spielehilfen, auf denen alle Aktionen erklärt sind, englisch waren und mein Englisch so flüssig nicht ist, wenn es um Einzelheiten geht. Aber gemeinsam haben wir uns da durch gekämpft und ich glaube, auch die anderen hatten viel Freude an dem Spiel. Ich war überrascht, wie sehr es dem Spiel gelingt, dass Thema rüber zu bringen: ich schiebe eben keine roten und weißen Klötzchen über das Feld, sondern ich erringe mit den englischen Raj und ihren indischen Helfern Mehrheiten und gebe sie wieder ab, muss mich den Muslimen an einer Stelle geschlagen geben um an einer anderen wieder die Macht zu übernehmen. Wirklich super. Am Ende war es ziemlich knapp, da es noch zu einer Revolution (?) oder Intrige oder so was kam, hätte ich sogar fast noch um den Sieg mit gespielt, wenn ich statt einer drei eine sechs gewürfelt hätte. Trotzdem fühlte es sich nicht wie ein Glücksspiel an. Gerne würde ich das Spiel noch einmal mit einer anderen Fraktion spielen.

    Zum Abschluss des Tages gab es noch eine Partie #Maglevmetro, das mich nach einem Artikel, den ich irgendwo gelesen hatte, brennend interessierte. Es ist ein interessantes Spiel, bei dem wir Schienen bauen, Passagiere transportieren, Aufträge erfüllen. Leider ist das die Art von Spiel, die ich irgendwie nicht kann, ich habe immer das Gefühl, dass ich zu spät komme. Wenn ich mir den Zug xy überlege, kann ich gewiss sein, dass ihn jemand vor mir macht. Aber nicht schlimm, kann ich das Spiel von meiner Liste streichen, gibt genügend andere, die mich reizen. Die anderen drei kamen besser zurecht. Interessanterweise habe ich nach dem Sieger mit 57 Punkten mit Connymaus69 mit 52 Punkten gemeinsam den zweiten Platz belegt, während der vierte irgendwie 40 Punkte hatte.


    Am Donnerstag erklärte Kinsa  Staublunge, mir und einer vierten Spielerin #Abomination. Ich hatte lange mit mir gekämpft, ob ich das Spiel in der Spieleschmiede fördern sollte, ich nehm es vorweg: hätte ich es mal getan.

    Wir sind Wissenschaftler und müssen Frankensteins Kreatur eine Frau erschaffen und zum Leben erwecken. Ein Workersplacementspiel mit so interessanten Orten wie Friedhof, da kann man 3 Leichen ausbuddeln, im Hospital kann man eine kaufen, im Hafen kann man Kanaillen anheuern, die interessante Dinge besitzen, an der Uni forschen und Vorlesungen hatte für Geld und Ruhm, man kann an der dunklen Ecke auch einfach jemand ermorden, dann geht die Menschlichkeit allerdings dahin und die Polizei ist einem auch auf den Fersen. Aber gegen Geld kann man sich freikaufen...

    Insgesamt gibt es vier verschiedene "Rohstoffe", aus denen wir die Kreatur erschaffen: Organe, Muskeln, Blut und Knochen. Organe und Muskeln gibt es in vier Verwesungsstufen, Blut in zwei, wenn man das Blut dann nicht verbraucht hat, ist es vergammelt, Knochen vergammeln nicht. Jede Runde vergammeln unsere Ressourcen, außer wir haben Eis gekauft, dann halten wir das auf. Insgesamt ein morbides Thema, das mir sehr gut gefällt und ausgezeichnet umgesetzt ist. In der Kirche kann man übrigens beten und was für seine Menschlichkeit tun. Am Ende zieht es sich etwas, aber mir ist das egal, das Thema reißt mich einfach mit. Danke Kinsa!


    Anschließend erklärte Staublunge  velvre und mir #Crisis (von Ludicreations) ein Wirtschaftsspiel, über das velvre schon berichtet hat. Dieses Spiel ist ja schon ein bisschen älter und leider momentan nicht zu bekommen, eine echte Perle, die mir da entgangen ist. Wenn es einer ungespielt rumstehen hat, ich nehme es (aber bitte Deutsch). Mit relativ schlanken Regeln, die schnell verinnerlicht sind, bauen wir Fabriken, stellen Arbeiter ein und produzieren und verkaufen Ressourcen. Angenehme Spieldauer (ich glaube, es war nicht viel mehr als eine Stunde) und in der letzten Runde nahm mir Staublunge den schon sicher geglaubten Sieg noch ab: 152:144:98. Jederzeit wieder.

    Danach durfte ich #Discordia kennenlernen, das Fruchtfliege super erklärte. Nachdem sich meine Begeisterung für das Spiel am nächsten Tag noch einmal festigte, ist es inzwischen hier eingezogen und wartet auf seine erste Solopartie.

    Bei der folgenden Partie #Faiyum machte sich die Müdigkeit ein bisschen bemerkbar. War schon eine Weile her, dass ich es zuletzt gespielt hatte, so war meine Strategie nicht die beste, aber das Spiel hat wieder richtig Spaß gemacht.


    Der Freitag begann dann mal wieder mit #Marrakesh, dazu sage ich jetzt mal nix mehr. Außer, dass unsere Viererrunde mehr als eine Stunde vor der anderen Viererrunde Marrakesh fertig war, weswegen wir dann ein bisschen warten mussten, da wir mit zwei Spielern für #WeatherMachine verabredet waren. Der Besitzer des Spiels und ich bauten dann schon mal auf und dann folgte eine umfangreiche Erklärung. Bisher kenne ich von Lacerda Kanban (noch die Schwerkraftversion), Gallerist, On Mars und Escape Plan und alle gefallen wir sehr gut. Lisboa hingegen war für mich nur Arbeit, ich habe dem Spiel dreimal eine Chance gegeben und der Funke sprang nicht über. Deswegen wollte ich unbedingt Weather Machine ausprobieren, bevor ich einen Kauf wagte. Auch in diesem Spiel wurde mein Plan A oft vereitelt und Plan B hatte ich nicht. Ich kam trotz guter Regelerklärung überhaupt nicht klar und war am Ende klar letzter: 81:56:55:39. Nee, das war so überhaupt nicht meins. Möglicherweise ist Teil des Problems, dass das Thema sehr wenig durchkommt.

    Da kam mir der Absacker #Discordia gerade recht, bei dem ich dann meine Mitspielenden kräftig über den Tisch zog, als meine Meeple weg waren, hatten die anderen alle noch mehr als 20 8o .


    Als ich mich am Samstag auf den Weg gen Heimat machen wollte, bot Herbert mir noch mal eine Runde #Space Base mit seiner Frau und montsegur an. So blieb ich und beendete die lange Woche genauso wie ich sie begonnen hatte mit einer kurzweiligen Runde. Auch Space Base durfte hier inzwischen einziehen und möglicherweise kann ich mich ja doch noch mal entschließen, auf Board Game Arena aktiv zu werden, um das zu zocken.


    Ja, so ging eine großartige Woche zu Ende, in der ich viele sehr nette Menschen kennen lernen durfte oder wieder getroffen habe und viele sehr schöne Spiele spielen konnte. Danke an alle Erklärbären. Das mit dem Spazierengehen hat aber irgendwie nicht geklappt. Zum Teil lag das auch an der beißenden Kälte, die wenig verlockend war und ich mich leicht überreden ließ, in der Wärme was zu zocken. Danke an FBI und seine Frau für die Organisation und ich freue mich schon auf das nächste Jahr. Wenn ich es irgendwie ermöglichen kann auch wieder die ganze Woche!

    :jester:


    Mein Verhalten ist vielleicht manchmal taktisch unklug, dafür aber emotional notwendig

  • So, nachdem ich den Schlafmangel aus insgesamt 9 Tagen Bad Holzhausen ausgeglichen habe, nun der Rest des Berichtes.

    Wobei ich sagen kann, dass ich gut geschlafen habe, aber immer zu wenig, weil es so interessante Spiele und so super nette Mitspieler gab.


    Von Ideenlos wurde ich darauf hingewiesen, dass ich eine wunderbare Partie #Marrakesh vom Sonntagmorgen nicht erwähnt habe. Wie konnte das passieren? Gemeinsam mit Kinsa und einem vierten Mitspieler gab es also am Sonntagmorgen die erste von drei Partien Marrakesh. Leider noch mit den falschen Regeln, nach der zweiten Partie erfuhr ich in einer Diskussion, dass ich das Spiel bisher an einer Stelle immer falsch erklärt und gespielt habe. Dank Connymaus69 ! Die Aktion für den braunen Keshie ist: so viele Wertungsplättchen wie möglich und bezahlbar in der Wertungsbericht bringen und nicht nur eines...

    Ach deswegen habe ich nicht gewonnen....


    ;)

  • So, etwas verspätet- wie auch der ICE, in dem ich gerade sitze - auch noch meine Kommentare zu einigen der in Bad Holzhausen gespielten Spiele …


    #CouncilOfShadows, gleich dreimal gespielt! Jede Partie verlief anders, mal war der Plan voll mit Hexplättchen belegt, mal nur der untere Bereich. Hat jedes Mal Spaß gemacht, obwohl ich immer nur Zweiter wurde - kurz vor Ende noch abgefangen😃


    #DieverlorenenRuinenvonArnak ohne Erweiterung. Länger nicht gespielt, hat mal wieder Spaß gemacht. Leider verzettelte ich mich kurz vor Schluss noch und erkundete einen neuen Ort. Dadurch schaffte ich es im Gegensatz zu meinen Mitspielerinnen nicht, auf der Tempelleiste nach ganz oben vorzudringen.


    #Heat eine Partie zu Sechst auf dem Einsteigerplan(?). Hm, hat bei mir nicht so gezündet. Habe zwar irgendwie gewonnen, das lag aber wohl daran, dass ich das Glück hatte, vor der letzten Kurve niedrige Karten auf der Hand zu haben, so dass ich mit einem recht hohen Gang in diese Kurve fahren konnte und dann halt ordentlich Gas geben konnte. Würde ich nochmal mitspielen, aber Automobiles von AEG gefällt mir wesentlich besser.


    #DetectiveCityofAngels def Fall „The Final Strikeout“. Unser erster Fall auf der Schwierigkeitsstufe Hardboiled. Er war insofern schwieriger, als das die Ermittler sehr zielgerichtet vorgehen mussten und nicht einfach den Charakter, bei dem sie gerade waren, nach Lust und Laune ausfragen konnten. Ich spielte wie üblich den Chisel und verzweifelte fast, da die Ermittler den - wie ich fand - offensichtlichen Spuren nicht nachgingen 😂


    #Maglevmetro zu viert. Hatte ich bisher nur zweit und zu dritt gespielt. Zu viert gefällt mir es am besten, da es die meiste Konkurrenz gibt. Die Idee von velvre, den Spielern, jedem Spieler 2 Karten pro Kategorie zuzuteilen hat was, allerdings könnte man auch sagen „Meine Karten können nix, ich setze die Commuter lieber oben rechts ein um Punkte mit den Verbindungen und Commutern zu machen“. Werde ich aber mal ausprobieren.


    #PaxPamir zu viert, kommt leider viel zu selten auf den Tisch, vielleicht ändern ja die guten Noten in einer der letzten Spielboxen etwas daran. Die Partie war etwas ungewöhnlich, es gab kaum Armeen auf dem Plan, dafür war aber viel Geld im Spiel. So bekriegten wir uns hauptsächlich mit Spionen. Auch wenn ich kein Bein auf die Erde bekam, hat es wieder Spaß gemacht!


    #Innovation zu zweit. Einfach klasse - wie immer😃


    Kommen wir zu den Hoghlights:


    #TheGreatWall mit drei Erstspielern. Ich hatte mal wieder Lust auf das Spiel, da ich es nach bisher zwei Partien „recht gut“ fand. Nach dieser Partie, die von allen recht konfrontativ gespielt wurde, muss ich sagen „tolles Spiel“! Erstaunlich war, dass wir schon dachten, wir müssten nach 3 Runden abbrechen,da eine Mitspielerin abreisen musste. Tatsächlich schafften wir es aber, in der dritten Runde alle drei Mauerabschnitte maximal auszubauen, wodurch das Spiel normal endete.


    #ImperialSteam hatte ich bisher nur zu zweit gespielt, somit also die erste 4er Partie. Gefiel es mir zu zweit schon gut, hat es. Ich zu viert total geflashed. Ja, das Spiel ist hart und erfordert über die gesamte Spieldauer völlige Aufmerksamkeit (sonst bekommt man nicht mit, wenn ein fieser Mitspieler die anvisierte Fabrik um genau die 10 Gulden teuerer macht, die ich nicht habe😃), ich mag aber diese Spiele mit Interaktion/ Konfrontation. Ich würde das auch nicht als Arbeit bezeichnen, eher als intensives Spielerlebnis😃

    Sehr hart ist es natürlich, wenn es einem Spieler gelingt, Triest anzuschließen und die anderen das nicht auf dem Schirm hatten. Nicht nur, dass er Geld für seine Schienen von der Bank erhält, die Mitspieler müssen ihm auch noch Geld für die seine Schienen bezahlen, die sie auf dem Weg nach Triest nutzen. Haben sie auch noch unerfüllte Aufträge, haben sie keine Chance auf den Sieg.


    #Gandhi

    Mein erstes COIN in 4er Besetzung mit Spielteufel, Herbert, und Axayacatl. Ich habe zwar schon einige COINs gespielt, aber immer in 2er Besetzung. Dabei tauchte immer folgendes Problem auf: Die Spielhilfen erläutern zwar die Aktionsmöglichkeiten, es fehlt aber ein „wie mache was?“. Daher habe ich mir vorher Notizen für die Erklärung und für jede Fraktion ein „Wie mache ich was und wo will ich hin“ Dokument erstellt, das sich für den Anfang als ganz hilfreich erwies.

    Zunächst mal ein großer Dank an meine Mitspieler, die sich bei der Erklärung nicht nur berieseln ließen sondern von Anfang an bei der Sache waren und für ein tolles Spielerlebnis sorgten - auch wenn es die ein oder andere Diskussion gab und das Spiel daher etwas länger dauerte😃

    Spielteufel und Axayacatl haben schon einiges zum Spielablauf geschrieben, so dass ich dazu nichts mehr schreiben muss. Interessant waren die Siegbedingungen. Während Spielteufel und Herbert Siegbedingungen hatten, die unabhängig von allen anderen Mitspielern waren, überschnitten sich die Siegbedingungen von Axayacatl und mir teilweise. Axayacatl musste eine generell antibritische Stimmung im ganzen Land erzeugen, ich nur in den muslimische Gebieten. Generierte ich also antibritische Stimmung in den muslimischen Gebieten, profitierte Axayacatl davon. Daher war es mein Bestreben auch muslimische Staaten zu gründen, da ich dafür auch Punkte bekam, ohne dass Axayacatl davon profitierte.

    Durch diese Partie hat Gandhi #Pendragon als mein Lieblings-COIN abgelöst. OK, Pendragon ist eher auf den militärischen Konflikt mit umfangreichen Kampfregeln ausgelegt und spielt sich daher ganz anders, bei Gandhi finde empfinde ich die Fraktionen aber als „gleichberechtigter“, will sagen: alle Fraktionen haben einen ähnlichen Anteil am Spiel, während bei Pendragon die beiden kleineren Fraktionen nicht so viel zu tun haben und auch noch vom Würfelglück abhängig sind - wobei das Jammern auf hohem Niveau ist!

    Und dass Spielteufel Blut geleckt hat und es nochmal spielen würde, freut mich! Du bist auch schon für eine Partie Pericles von GMT vorgemerkt😀

    Einmal editiert, zuletzt von Bernd68 ()