Beiträge von Tyrfing im Thema „Spieleseminar Bad Holzhausen 2023“

    Ich bin ja auch jemand, der die lange Spielzeit im Erstspiel bemängelt, aber 7 Stunden sind selbst bei 2h Pause ne Hausnummer. War es nicht möglich, als erfahrener Spieler das Spielende schneller zu forcieren?

    Du überschätzt meine Spielstärke. Manchmal steuere ich das Spiel, aber häufig steuert das Spiel eher mich. Das war so eine Partie, die nicht so gut für mich gelungen war. Ich hab in der Mitte des Spiels auf Großtiere gesetzt und den Sponsor gespielt, wo ich keine anderen mehr spielen darf, aber dafür 4 Attraktivität mehr für jedes Großtier bekäme. Ich glaube, ich hatte auch ein Ziel für Großtiere und 1-2 auf der Hand. Aber die Auslage hat nicht mitgespielt und Großtiere hab ich danach nicht mehr gesehen. Schluss machen kann man primär, in dem man (sofort gewertete) Punkte macht. Das willst du eigentlich immer tun, es ist nicht so, als ob ich mich aktiv dagegen entscheiden würde...


    nach Willingen oder in den Urlaub nehme ich folgendes mit, damit kann man einiges an fehlendem Komfort auffangen ( natürlich nicht die Kürze des Betts ;))

    :/ Hm, die Idee ist verlockend. Ja, das würde sehr viele der Probleme "überdecken". Wir haben Zuhause sogar einen (der vermutlich zu lang für reguläre Betten ist), aber die Idee klappt leider nur für Anreise mit dem Auto und wird schon ein wenig (mehr) Platz in diesem brauchen. Für Bad Holzhausen aber theoretisch anwendbar. Das war bisher keins der Besitztümer, an die ich gedacht hätte sie mitzunehmen.

    Das erste Mal für uns nach März 2020, d.h. unsere persönliche Bad Holzhausen Renaissance nach Corona. Außerdem unter einem anderen Stern: Dieses Mal haben wir uns vorgenommen mehr von unseren Lieblingsspielen zu spielen und weniger neues bzw. die neuen Sachen, die uns besonders interessieren und das ist uns innerhalb eines gewissen Rahmens auch gelungen.

    Unsere Reisetasche war ein wenig kurios gepackt, weil wir halt auch viele typische Lieblingsspiele haben d.h. viele der Spiele die wir gerne spielen wollten hatten andere schon (mehrfach) dabei, d.h. wir haben dann andere Dinge die wir auch gerne spielen eingepackt.

    Tag 1, Sa: Die Ankunft und TM Strategie Kontroversen

    Nach einer Meldung einer Vollsperrung im Ruhrgebiet sind wir dennoch ganz gut gegen Mittag angekommen und haben die Spielerei aufgenommen.

    Begonnen haben wir mit einer Partie Guild of Merchant Explorers was ganz nett ist und in der Tat ein wenig an Kingdom Builder erinnert (Hexfelder mit Gebieten, die man besiedelt um Felder zu erreichen) aber man hat deutlich mehr Kontrolle über das Wo / Wie und dafür gibt es deutlich mehr Ziele die man im Auge haben muss. Danach folgte eine Woodcraft Erklärung. Woodcraft hatte mich interessiert, aber nach der Regel ist sowenig Funke und Verständnis übergesprungen, so dass die Aussicht war nochmal ~3 Stunden sich ein Spiel "zu erarbeiten". Siehe Vorhaben oben (mehr Zeit mit bekannten, schönen Spielen): da habe ich dann doch noch gepasst. Zumal an einem Nachbartisch Terraforming Mars gerade starten wollte und denen ein Spieler fehlte. Kann man das glauben, 2023 eine Runde mit 2 Erstspielern - na sowas! Terraforming genieße ich immer noch, das war eine Partie "Vanilla", d.h. im wesentlichen nur Basisspiel mit ein paar Erweiterungskarten, die keine Mechanik brauchten die nicht verfügbar waren. Im Spiel waren: "Interplanetare Filmgesellschaft" (bekommt Geld für gespielte Ereignisse und startet mir viel Stahl), Ecoline (pflanzt Bäume für 7 Pflanzen), United Nations Mars Initiative (im folgenden UMNI) habe ich gespielt (für 3 Geld einen zusätzlichen Punkt, wenn man schon einen diese Runde bekommen hat) und Thorgate (Energie ist günstiger). Der Besitzer hatte das Spiel in Vollaustattung und ich erinnere mich lebhaft an eine Strategiediskussion über die Startkonzerne und einer Meinung, die ich so gar nicht teile: Der Ecoline sei schwach und meiner (UNMI) auch. Zum einen etwas fremde Statistik von Boardgamegeek. Meiner Meinung nach ist Ecoline sehr stark und wird nur von den Mitspielern und Ereignissen eingebremst. Die Argumentation das Wälder nicht so gut sind, weil dann fremde Spieler einfach die Punkte mit Städten "einheimsen" erschließt sich mir nicht, weil selbst wenn das passiert (wobei der Ecoline Spieler natürlich das Timing steuern kann), dann sind das immer noch reichlich Punkte. Mein Konzern (UNMI) hingegen finde ich wirklich schwierig, weil er dir eine Spielweise aufbürdet wo man regelmäßig Punkte machen muss um die Konzernfähigkeit zu nutzen. Das Spiel hat übrigens Ecoline gewonnen und UNMI ist zweiter geworden ;) Ich (UNMI) bin im Spiel massiv mit Punkten nach vorne geprescht, Ecoline hatte aber auf dem Brett mehr Punkte (da hatte ich noch halbwegs aufgeschlossen) und zusätzlich noch auf den Karten (~20) wo ich quasi nichts hatte (~4).

    Den Abend ausgeklinkt haben wir dann mit einigen Runden Kneipenquiz

    Tag 2, So: Der persönliche Tiefpunkt

    Die Nacht leider schlecht geschlafen. Fremde Betten sind immer schlecht. Dieses war zu kurz (das ist normal, andere würden sagen: Ich bin zu lang) und noch ein paar andere Dinge mit den Zimmern Schlafmöglichkeiten.
    Den Tag gestartet haben wir mit einer Partie Arche Nova, erneut mit 2 Ersttätern nach den Frühstück. Ich hab das Spiel erklärt, mit gemischten Ergebnissen. Die Basis ging ganz gut, aber im Detail erinnere ich mich an ein Regelmissverständnis zu den Spezialgebäuden und der einmaligen Chance Tiere dann in die Spezialgebäude umzuziehen. Was ich sagen wollte war: Du musst nicht genau dasselbe Gehege zurückdrehen, wie das, wo das Tier eingezogen ist. Was angekommen ist war: Du darfst ein beliebiges Gehege zurückdrehen (also auch eins was bspw. viel größer ist). Was leider strategisch einen massiven Unterschied macht und dann eine Enttäuschung im Endspiel war. Sorry, darauf hatte ich bei der Erklärung am Anfang keinen Fokus gelegt, das hätte ich idealerweise nach einigen Runden nochmal aufgreifen sollen. Ansonsten ist mein Konzept beim Erklären eigentlich gerne initial nicht jedes Detail zu erklären, sondern den groben Fluss des Spiels und dann wenn der durch die Spielerfahrung der ersten Runden einigermaßen sitzt dann die Details zum Spielende nachzuliefern. Ja, das bedeutet, dass du zu Beginn nicht alle Informationen hast - was ich persönlich aber als Vorteil ansehe, dann muss man weniger Regeln im Kopf sortieren und sich erst erstmal auf das wesentliche konzentrieren. Wobei du darauf vertrauen musst, dass der Erklärer diese Einschätzung passabel für dich getroffen hat und den richtigen Zeitpunkt erwischt, dir die Details für die Endwertung zu offenbaren, so dass du noch rechtzeitig gezielt darauf spielen kannst. Die Partie selbst lief ganz gut, aber schleppend. Auch so gibt es viel bei dem Spiel zu beachten und insbesondere ständig neue Karten die man entdecken kann! (generell ein "Problem" bei Card-Driven Spielen, dass man viele Dinge / Zusammenhänge erst bei der Interaktion mit den Karten kennenlernst. Vorteil: Damit ist es schön dynamisch und abwechslungsreich: Erhöht den Wiederspielwert. Macht aber IMHO den Erstkontakt schwieriger). Das Spiel dauerte über die Mittagspause hinaus und wir sind vor dem Abendessen fertig geworden. Vielleicht 7 Stunden nach Start (mit Pausen wie Mittag). Positiv gesagt: Auch über die Länge hat das Spiel immer noch Spaß gemacht, aber auch Arche Nova leidet, wenn es viel länger dauert wie vorgesehen. Bitte keinen Vorwurf gegenüber unseren Erstspielern hier hinein interpretieren: So ist das nicht gemeint! Aber dennoch muss ich sagen: Würde es immer so lange dauern, wäre es keins meiner Lieblingsspiele.

    Nach der Partie war ich dann auch "fertig". Schlaf-Defizit, seit langen mal wieder viele Menschen im Raum inkl. passiver Beschallung usw. - irgendwie war der Kopf voll, leichte Kopfschmerzen so dass ich mich einfach auf's Zimmer zurück gezogen hatte und erstmal "genug" hatte. So ganz genau greifen warum mir das alles "zuviel" wurde, kann ich gar nicht. Ich hab die Zeit alleine jedenfalls genoßen. Ich wünschte ich könnte sagen bei einem guten Buch (was ich dabei hatte). Tatsächlich hab ich mein Schlafdefizit ausgeglichen und über dies und jenes nachgedacht (Spielsituation aber auch generell).

    Zum Abend hin bin ich dann nochmal mit einer Partie Krass kariert erfolgreich geködert worden, aber die 3er Runde war dafür auch nicht ideal - und so hab ich am Dienstag tatsächlich nur 2 Spiele gespielt und war unsicher, ob ich die voll gebuchten 4 Tage durchziehen wollte.

    Tag 3, Mo: Meine Motivations-Wende

    Den Tag gestartet haben wir mit der wunderhübschen Deluxe Edition von Everdell. Der Besitzer des Spiels hatte allerdings erstaunliche Gedächtnislücken, als wir ihn nach dem Preis hierzu gefragt haben (8o). Wir haben mit der Erweiterungen mit den Perlen und Fröschen gespielt. Alles in allem würde ich sagen, das Spiel hat mir gut gefallen. Auch hier baut man sich wieder aus Karten seine Auslage auf und sucht quasi Kombinationen von Karten, die gut harmonieren um das schönste Dorf im ganzen Wald zu bauen. Dabei fand ich das Timing der Jahreszeiten und dass dies individuell für jeden Spieler potentiell leicht anders ist ganz trickreich. Die Deluxe-Edition würde ich sehr gerne besitzen, aber nicht sehr gerne kaufen - ich glaube so kann man das gut sagen. Alles in allem für mich ein: Spiel ich gerne wieder mit, aber wird den Weg erstmal nicht in meine Sammlung schaffen.

    Danach eine kurze Runde QE zur Überbrückung. Ähm, nein. Das ist ja so gar nicht meins. Wilde Versteigerungen und der Clou ist halt, dass man keine vollständigen Informationen über die Gebote der Mitspieler hat, diese aber dringend bräuchte. Mich hat das Spiel an Ponzi Scheme erinnert, in dem Sinne als dass alle Spieler etwas konzeptuell furchtbar Dummes und nicht-Nachhaltiges tun, aber das einfach egal ist, denn es geht nur dabei derjenige zu sein, der am zweitmeisten das System ausnutzt. Der schlimmste Übeltäter verliert nämlich automatisch, der zweite hatte dann prinzipiell das meiste Geld zur Verfügung. Das sichert bei QE zwar nicht den Sieg, hilft aber.

    Generell sind Versteigurungen nicht mein Lieblingsmechanismus und ich glaube QE hat hierbei einen besonderen Clou (den ich wie gesagt auch nicht mag). Meine Empfehlung für Versteigerungen (wenn man das mag) wäre dann eher eine der Varianten von Modern Art.


    Danach die zweite Partie Arche Nova, nachdem ich vorher nachgefragt hatte, ob alle das Spiel kennen - das war der Fall, also hat mich meine Zuneigung zum Spiel es wagen lassen nochmal zu spielen. Was soll ich sagen, dieses Mal hat es 3 bis 3,5 Stunden zu viert gedauert. Der Running Gag am Tisch war jedesmal, wenn mal jemand etwas länger gebraucht hat, dass das wohl der Grund vorher war (besonders gerne bei mir angewandt). Zum Spiel selbst: Das war die bislang beste Partie die ich jemals hatte. Nicht im Sinne von Spielspaß, der war auch für mich hoch, sondern im Sinne von: Glück und Spielergebniss. Es passte einfach alles zusammen und jede meiner Entscheidungen wurde nachher von der Kartenauslage wohlwollend unterstützt. Ich hatte einen Zooplan, der mir über Kioske viel Geld brachte und habe mit Kleintieren gespielt. Negativ war, dass das auch ein Mitspieler machte und wir in Konkurrenz standen. Wir hatten beide passende Sponsoren (meiner machte Geld), seiner... Punkte? Ich habe früh den Verband aufgerüstet und mein Geld in Spenden investiert. Ansonsten habe ich diesmal eher Partnerzoos aufgebaut (nochmal weniger Geld ausgaben) als Unis und viele kleine Reptilien gespielt. Schneller Artenschutz über Europasymbole und danach groß bei Diversität der Kontinente (mit den 4 Partnerzoos einfach) und nochmal 4 Reptilien abgeräumt. Generell hatte ich zwar wenige Sponsoren, aber Unmengen an Gehegen und Geld - ich kam nur zu langsam an die passenden Tiere heran. Das war dann aber auch egal, denn die vielen Artenschutzpunkte halfen mir dann zum Sieg. Für die Mitspieler mitunter eine sehr einseitige Partie, aber ich danke einfach mal Fortuna für eine so gesegnete Partie. Ich wünschte es wäre reine persönliche Spielstärke, aber da hat mir einfach auch das Glück mal so richtig in die Karten gespielt und mir meine bisher stärkste Partie beschert. Vielen Dank!


    Ich glaube, dass war der Tag wo wir danach noch Race for the Galaxy gespielt haben, was auch auch liebe.

    Die gespielte Partei war jetzt aber ein wenig: Malen-nach-Zahlen für mich. Die Karten haben zu mir gesprochen und mir gesagt, dass ich Militär bauen sollte. Leider haben sie mir nicht die verbesserte Logistik zugespielt und mein Mittelspiel war etwas langsam, was meine Mitspieler aber nicht ausnutzen konnten, da bspw. niemand konsequent konsumiert hatte: Vielen Dank dafür!

    Danach hat sich Fortuna wieder daran erinnert, dass ich heute einer seiner Günstlinge war und mir 5 und 6er Rebellenwelt sowie die 6er Militärentwicklung und den 8er Alien-Artefakt in meine Hand gespielt, die ich dann leider alle ausspielen musste.

    Also eine sehr gut gelungene (im Sinne von: Welche Karten standen zur Verfügung), aber ein wenig langweilige und etwas langsame Militärtaktik, die hier aber deutlich zum Erfolg geführt hat. Ich spiele ja eigentlich lieber dagegen, weil das die einfache Strategie ist, die jeder sofort entdeckt. Aber wenn die Karten sie dir nahelegen, dann muss man sowas auch im Repertoire haben. Hier hat mich das Spiel aufgefordert nochmal unter Beweis zu stellen, dass ich das auch noch ausführen kann: Erledigt.


    Am Abend wurde ich dann zu einer Partie Pax Pamir überredet. Sehr, hm, taktisch. Vielleicht typisch für ein Mehrheitenspiel. Die Situation auf dem Brett ändert sich schnell und die Karten die ins Spiel kommen steuern schon sehr, wie sich das Spiel in eine Richtung bewegt. Die Frage für die Spieler ist dann, wie sie ihr persönliches Boot auf dieser Welle steuern. Hier thematisch: die wechselnden Kolonialmächte (kann man das so sagen?) die über Afghanistan hereinbrechen und von den Spielern (afghanischen Stämmen) unterstützt / genutzt werden.

    Das Spiel hat diesmal vorgegeben, dass die Britten initial stark über das Land hergefallen sind und deren initiale Dominanzwertung konnte ich loyal für mich entscheiden. Die zweite Wertung ging ohne Dominanz aus und für mich deswegen eher schlecht. Ein Mitspieler ist dann zu den Afghanen gewechselt und ein anderer zu den Russen. Aber das Spiel hat in Form der hereinkommenden Karten dafür gestimmt, dass die Afghanen keine unterstützung mehr gewährt bekommen, während der Russe der führende Spieler war. Natürlich hätte ich der Fraktion helfen können, aber ich persönlich wollte mich ja von diesem Stamm absetzen, denn er war der führende Spieler und ich an zweiter Position. Liebend gerne hätte ich den Afghanen in ihren Kampf für die Freiheit geholfen und damit mir und den punktemäßig letzten Spieler in die Karten gespielt, aber es bot sich nie eine Option hierzu.
    (es kamen einfach keine Afghanenkarten ins Spiel, die einzige Option war eine Meuchelei / Beutekarte, aber auch das war nicht so einfach).

    Gegen Ende hat dann der Spieler gewonnen, der die meiste politisch Präsenz auf dem Brett hatte, denn 3 von 4 Wertungen waren nicht eindeutig einer Fraktion zuzuordnen.

    Das Spiel selbst hat einen gemischten Eindruck hinterlassen. Es war immer ein stetes hin-und-her und man war immer involiert. Allerdings große Pläne konnte man nicht machen, denn jeder Spieler hat, obwohl man nur 2 Aktionen (+ freie Aktionen) hat, die Situation mitunter entscheidend verändert, so dass man selbst stets am re-evaluieren war, was denn nun eine gute Idee sein könnte. Eigentlich nicht so ganz mein Ding. Hier aber eigentlich schön / geschickt gemacht. In der Tat hat mich das Spiel auch noch ein wenig danach geistig beschäftigt.
    Wenn man die Regeln nun kennt und da das Spiel nicht so lange dauert: Ich fürchte ich muss es nochmal spielen. Kaufen wohl aber definitiv nicht, nicht mein Beuteschema. Aber vielleicht ein gutes Spiel in fremden Territorien in denen man mal "spielerisch wildern" (mitspielen) kann, wenn sich die Gelegenheit ergibt: Vielleicht.

    Insgesamt ein sehr schöner Tag. Aus welchen Gründen ich auch den Tag zuvor nicht so genießen konnte, umso mehr hat mich dieser Tag dann positiv überrascht.

    Tag 4, Di: Die Abreise

    Zu unserem letzten Tag wurde ich zu einer Partie Imperial Steam überzeugt / verhaftet. Das fällt vielleicht in mein Beuteschema. Ich wurde gewarnt, dass das Spiel eine gewisse Härte aufweist und im nachhinein würde ich diese Warnung in der Form gerne selbst zu eigen machen: Ja, das kann man wohl so sagen! Meine Güte ist das Spiel... eng? Also in den Handlungsoptionen hat man prinzipiell sehr viele Möglichkeiten. Aber das Geld ist knapp. So richtig knapp. Die Konsequenz daraus ist, dass man weite Strecken zwar theoretisch viele Optionen hätte, aber praktisch gerade sparen muss. Und sowieso muss man jeden Cent (besser: jeden 10er Schein) dreimal umdrehen. Das initiale Starteinkommen von 10 ist da noch ein spöttischer Hohn für die Ambitionen, die man im Spiel hat. Und plötzlich dreht sich der Wind und man schwimmt im Geld (>100) und weiß gar nicht so recht, welchen der vielen Investitionsstaus man gerade kompensieren soll. Aber keine Sorge, das ist eine flüchtige Entscheidung, denn sehr schnell ist man wieder am Rand der Pleite und ärgert sich, wo man das Geld alles nicht besser investiert hätte. Oder die garstigen Mitspieler machen irgendwas marginal teurer und der eigene Plan zerbricht daran, dass nun mal wieder 10 Geld irgendwo fehlen.

    Hier spielt man gefühlt am ständig am Rande des Ruins und ich weiß nicht, ob mir das Gefallen will, zumal es dann auch eine gewisse Länge hat. In der Endwertung kann man dann durchaus auch einiges an Punkten herausholen, wie ein erfahrener Mitspieler bewiesen hat, aber der Weg dorthin ist lang und steinig. Eine spannende Knobelei, aber ich bin mir unsicher ob es noch Spiel oder schon Arbeit ist und kann auch verstehen, dass der ein oder andere die Frage eindeutig mit "Arbeit!" beantwortet. Würde ich es nochmal spielen: Vielleicht - mit etwas Abstand.

    Mit einer Partie Anno 1800 haben wir uns nochmal einen Wunsch erfüllt, das Spiel nochmal in einer größeren Runde zu spielen, denn es ist derzeit eins unserer beliebten Zwei-Personen Spiele. Die Partie war geprägt von 2 Zielkarten: Nur eine zusätzliche alte Welt (18 Punkte) und der Zielkarte, die dich für überzählige Handkarten bestraft hat (-2 jeweils).
    Meine Schlußfolgerung daraus war, dass ich versuchen wollte das Spiel möglichst schnell und brutal zu beenden, in der Hoffnung, dass die zusätzlichen Minuspunkte die mitunter mangelnden Punkte durch eigene Aufträge kompensieren würden. Mit anderen Worten: Das war also die perfekte Wohlfühlpartie für die Mitspieler, die das Spiel eher kennenlernen wollten und fröhlich Aufträge von ihrer Hand spielten und neue Bewohner anlockten. Um Salz in die Wunde zu streuen gab es auch noch eine Mehrheitswertung zu den meisten Einwohnern, d.h. es gab schon Reize viele Bewohner zu bauen. In Kombination eine böse Falle. Die Partie habe ich dann auch entsprechend so gespielt: gar keine neue Welt erschlossen (3 neue Aufträge? Pfff), was geklappt hat, weil ich einen 8er Auftrag hatte, der mir eine beliebige Ressource einmalig brachte. Ansonsten viele Handelsschiffe (bei 4 Spielern scheint das sowieso eine gute Idee zu sein, weil viel mehr Ressourcen fremd produziert werden) und ich hatte das Glück 2 Aufträge zu haben, die mir andere Aufträge haben entsorgen lassen. Außerdem viele einfache Aufträge für lila Bürger, so dass ich nicht davon abhängig war meine Bürger über Glas / Fenster aufwerten zu müssen. Tatsächlich hab ich meine Mitspieler dann auch kalt erwischt, als ich das Spiel beendet habe. Selbst hatte ich 4 8er Aufträge erledigt, zu dem Zeitpunkt hatte sonst noch niemand an die schweren Aufträge gedacht und auch von den neuen Welten hatte der schnellste Mitspieler nur 3 erledigt. Bei den restlichen Bonuspunkten war ich im Mittelfeld dabei, aber natürlich hab ich geglänzt beim Feuerwerk und dadurch, dass ich natürlich gar keine Minuspunkte bekommen habe. Der "Neuling" am Tisch (es tut mir leid!) wurde mit -24 Punkten kalt erwischt, bspw. als er kurz vor Ende nochmal 2 neue Bauern (grün) eingestellt hatte (aua!). Das war eine sehr kompetitive gespielte Partie von mir, die ich mal ausprobieren wollte und es hat auch sehr gut geklappt. Aber vielleicht keine sehr nette, Kennenlern- und Wohlfühlpartie. Vielleicht wollte ich ja einen Teil meiner Imperial Steam Erfahrung an meine Anno 1800er Mitspieler weiter geben? :evil:

    Zusammenfassung

    Es war wieder eine insgesamt schöne Zeit, ich schätze aber die kleinen Treffen mit weniger Personen und leiserer Umgebung mehr. Aber das kann ich ja das ganze restliche Jahr tun. Unser Vorhaben mehr der Spiele zu spielen die wir kennen und schätzen haben wir gut erfüllt. Das bedeutet auch, dass wir weniger neues kennengelernt haben, was wir dafür leider in Kauf nehmen mussten: Aber das war es wert, denke ich. Der Fluch der eigenen Spieletasche hat wieder zugeschlagen: aus unserer Tasche wurde eine Partie MindBug gespielt. Da wir aber nicht noch das 3 / 4 Arche Nova, Terraforming Mars usw. mitbringen wollten, war das diesmal sogar ein wenig absehbar. Ich mag die Familie Storck und die Räumlichkeiten immer noch, allerdings fange ich an mich in die Leute einzureihen, die die Zimmer und damit meine ich im besonderen die Betten nicht so richtig begeistern können. Gegen Ende hätte ich dann doch gerne mehr Zeit vor Ort verbracht, aber woanders (im besonderen zuhause) geschlafen. Heute kann ich sagen: Meine Güte hab ich die Nacht (im Vergleich) gut geschlafen. Es - ist - der - Wahnsinn! Notiz an mich selbst: Auf jedenfall den Tag mehr frei nehmen und den Tag danach zum ausschlafen einplanen: So gut nach den fremden Betten. An all die verbliebenen oder noch kommenden: Viel Spaß!