Beiträge von Herbert im Thema „Spieleseminar Bad Holzhausen 2023“

    Dann will ich mal meinen Besinnungsaufsatz zu Bad Holzhausen 2023 vom Stapel lassen:

    Die Anfahrt in diesem Jahr gelang gut, den Stau rund ums Lotter Kreuz umfuhren wir, indem wir Osnabrück nördlich über freie Landstraßen zügig umfuhren.

    In Bad Holzhausen war alles wie gehabt: wir hatten das gleiche Zimmer wie in den letzten Jahren und von wenigen Ausnahmen abgesehen war der „Harte Kern“, der das Treffen seit Jahren besucht, wieder vor Ort. Die meisten sehe ich nur einmal im Jahr, aber irgendwie gelingt es uns einfach da weiterzumachen, wo man vor einem Jahr aufgehört hat: mit Spielen in einer vertrauten Atmosphäre.


    Gleich am Freitag spielten wir die beiden Spiele, die zu den Dauerbrennern dieser Woche werden sollten.

    Das war zum einen SpaceBase, die Freitags-Partie begannen wir zu fünft und beendeten sie zu sechst. Die Anzahl meiner face2face-Partien ist zwar nur ein Bruchteil der Online-Partien, und an die fummelige Buchführung muss man sich stets aufs neue gewöhnen - aber live ist live. BGG-Wertung: eine starke 8/10.

    Danach die erste Partie Heat - Pedal to the Metal zu viert auf dem USA-Plan. Interessanterweise holten wir aus der Regel immer noch einige Feinheiten heraus und spielten wohl erst am Ende der Woche nach den exakten Regeln. Mein aktueller Favorit unter den Rennspielen, ebenfalls eine starke 8/10.


    Am Samstag morgen gleich wieder eine Partie Heat auf dem USA-Plan. Auch zu dritt getreu dem Motto „First of all: no bots!“, was imho gut funktioniert, auch wenn der Sweetspot eher bei sechs Mitspielern liegt.

    Danach durfte ich Die wandelnden Türme kennenlernen, ebenfalls zu dritt. Mit unseren Würfeln laufen wir im Kreis über Felder und Türme und versuchen den Zielturm zu erreichen. Damit es nicht zu einfach wird dürfen wir auch die Türme oder auch beliebig viele gestapelte Türme bewegen und übereinander stapeln. Liegen Würfel auf einem der unteren Türme, so kann man diese nicht mehr bewegen und gemeinerweise auch nicht mehr sehen, solange die oberen Etagen nicht fortbewegt werden. Ein richtig schönes Spiel. Bei mir eine knappe 8/10.

    Zu viert folgte eine Partie Planet B. Worker Placement in einem Science Fiction Szenario. Die Welt wird mit Hilfe von Firmen aufgebaut. Die Firmen wechseln und damit auch die zur Verfügung stehenden Einsatzfelder. Bei mir eine 7/10.

    Danach das erste 2F-Spiel in der Woche: Freie Fahrt zu viert. Trotz meiner Affinität zu Eisenbahnspielen war dies bislang an mir vorbeigegangen. Bei der Erklärung wurde Zug um Zug als Vergleich herangezogen - ich empfand es eher als eine Mischung aus Auf Achse und Age of Steam, von der Komplexität näher an Ersterem. Als Aktionen gibt es „Schienen legen“ und „Lok bewegen“, die theoretische Alternative „Gleise aufnehmen“ wurde im ganzen Spiel nicht genutzt. Beim bewegen kann man in den Startstädten Aufträge annehmen oder in den Zielstädten Aufträge erfüllen. Die Auftragsalternativen werden dabei recht zufällig aus den Städtekarten gebildet. Bei mir eine knappe 8/10.

    Zum Abschluss des Tages die dritte Partie Heat dieser Woche zu sechst, wieder auf dem USA-Plan.


    Am Sonntag morgen folgte die vierte Partie Heat, diesmal zu fünft auf dem USA-Plan.

    Danach dann Tempo kleine Schnecke für große Kinder: Ready Set Bet zu sechst. Die Schnecken werden durch Pferde ersetzt und wir wetten auf die 9 Pferde mit den Startnummern 2/3, 4 bis 10 und 11/12. Diese laufen bei entsprechenden Würfelergebnissen und wir können in den ersten zwei Dritteln des Rennens in Echtzeit setzen. Natürlich sind die Chancen nicht gleichverteilt, aber die Außenseiter locken mit durchaus guten Quoten. Das Würfeln übernahm eine App, die das Rennen dann auch gleich zur Freude der Nachbartische kommentierte. Als Partyspiel bei mir bei 7.5/10.

    Danach das Legespiel Habitats zu viert. Die Teile, um die es geht enthalten ein Tier in einer Landschaft. Mit einem Jeep fahren wir durch die allgemeine Auslage. In jedem Zug nehmen wir das Teil vor, rechts oder links von unserem Jeep und fahren in die Lücke. Das Teil bauen wir dann in die eigene Auslage ein und versuchen damit möglichst viele Punkte zu erreichen. Erinnerte mich an Cascadia, spielt auch in der gleichen Liga. Bei mir eine knappe 7/10.

    Gegen Abend kommen in Bad Holzhausen die „Absacker“, meist Partyspiele in größeren Runden. Los ging es mit Belratti zu sechst. Vorgegebene Kunstwerke müssen von einer Hälfte der Gruppe vorgegeben Begriffen zugeordnet werden, dann werden zufällig gezogene „Fälschungen“ des Belratti hinzugemischt und die andere Hälfte muss Original und Fälschung herausfinden. Klappt gut, bei mir eine 7/10.

    Weiter ging es mit Quibble (Moods) zu siebt. Acht Stimmungen liegen auf dem Tisch, in einer dieser Stimmungen muss man einen vorgegebenen Satz aussprechen. Dann müssen die Mitspieler die vorgegebene Stimmung erraten. Wer das banal findet kann ja mal versuchen, den Satz „Ich liebe dich“ in der Stimmung „fordernd“ auszusprechen. Gelungenes Partyspiel, bei mir eine gute 7/10.

    Zum Abschluss ein So Kleever! zu acht. 4 x Überbegriffe zu je 2 aus 4 Begriffen erfinden, dann noch 8 Begriffe dazu mogeln und danach müssen die richtigen Begriffe aus den Überbegriffen rekonstruiert werden. Hört sich kompliziert an - ist es aber nicht. Bei mir eine gute 7/10.


    Der Montag wurde dann spontan zum 18xx-Tag. Auf besonderen Wunsch spielten wir zu viert ein 1846. Nicht mein absoluter Favorit, aber ein gutes Spiel zum Einstieg, da der train-rush eher milde ist und die Gesellschaften alle irgendwie laufen. Bei mir eine knappe 9/10.

    Der Abschluss des Tages war dann die fünfte Partie Heat zu viert auf dem Frankreich-Plan.


    Am Dienstag meine zweite Partie Dark Ages zu viert. Die erste fand im letzten Jahr im Reich Karls des Großen statt, dieses Jahr war Das Heilige römische Reich an der Reihe. Nachdem ich früh gleich 2 mal gegen die Barbaren unterlag hing ich für den Rest des Spieles in der Entwicklung zurück und konnte das bis zum Ende nicht wirklich aufholen. Ein wirklich gutes Spiel macht aber auch dem Letzten Spaß und ich bleibe bei einer Wertung von 8.5/10. Zu acht möchte ich es aber eher nicht spielen, da die teilweise euro-ähnlichen Mechanismen die erhöhte Downtime wohl nicht mit Immersion ausgleichen lassen. Daher habe ich mein Exemplar von Karl dem Großen auch abgegeben.

    Auf dem Weg zum Zimmer wurde ich spontan als achter Mitspieler zu einer Partie Challengers rekrutiert. Ein Meta-Deckbau-Spiel, kam mir vor wie Millenium Blades in eingedampft. Muss man bei Millenium Blades ein gutes Deck bauen und damit gut spielen, so muss man in Challengers ein gutes Deck bauen und glücklich mischen. Das Deck wird automatisiert durchgespielt, als Spieler kann ich den Ablauf nicht durch eigene Entscheidungen beeinflussen. Zu acht wird ein vorgegebenes Grunddeck sieben mal ausgebaut und dann battled sich das eigene Deck jeweils mit einem der Mitspieler, wobei die Wertigkeit der Duelle steigt. Nach diesem Turnier gibt es noch ein Duell zwischen den beiden Führenden (ohne weiteren Deck-Aufbau). Klappt und funktioniert, die Deckbauer kommen auf ihre Kosten. Bei mir eine knappe 7/10.

    Nach dem Abendessen gab es noch ein Space Base zu viert.


    Am Mittwoch mein erstes COIN in Bad Holzhausen: Ghandi zu viert. Persönlich mein viertes COIN, Ghandi ordnet sich dabei hinter Cuba Libre, gleichauf mit Pendragon und vor Falling Sky ein. Bei Ghandi kämpfen die Briten, die Muslim-Liga, die Revolutionäre und der Indische Nationalkongress gegeneinander. Alles ist assymetrisch, jede Partei hat eigene Aktionsmöglichkeiten, jeder spielt gegen jeden aber auch mit jedem. Wir spielten es entschieden zu langsam, irgendwie wollte sich der Flow „wähle Aktion - führe Aktion aus“ - nächste Aktion nicht einstellen. Vielmehr wurde bei jedem Zug lange gemeinsam überlegt was geht und was gut ist. Auch das ist Bad Holzhausen: man spielt nicht immer schnell, bei Erstpartien aber auch mal eher gemeinsam als gegeneinander. Am Ende einigten wir uns auf ein Unentschieden zwischen Muslim-Liga und Revolutionären. Bei mir eine 8/10.


    In den Donnerstag starteten wir mit einer Partie Mare Nostrum zu fünft. Nachdem zunächst Karthago Wunder um Wunder baute bis Rom dem Treiben ein Ende setzte, konnte Ägypten - weder vom Persien noch vom Karthago gestört - 12 Geldstücke zusammen tauschen und eine Pyramide kaufen. Game over! Bei mir eine knappe 9/10.

    Danach drei schnelle Partien Hey that’s my Fish zu zweit mit einer wunderbar kleinen Ausgabe des Spiels (Fantasy Flight Games, Schachtelgröße 12.5 x 12.5 x 4.0 cm). Größer muss das Spiel nicht sein. Spielerisch ein Klassiker, bei mir eine knappe 8/10.

    Dann eine weitere Partie Freie Fahrt, diesmal zu zweit. Und auch zu zweit funktioniert die Kreuzung aus Auf Achse mit Age of Steam.

    Dann ein Anno Domini Spezial zu fünft. Wir spielten mit einem Mix der Versionen Flops, Sex&Crime und Natur. Das Spezial bezieht sich auf die Regelvariante, die montsegur uns vorschlug: Jeder Spieler bekam 5 Karten, alle ausgespielten Karten bleiben mit der aufgedeckten Jahreszahl in langer Reihe auf dem Tisch und jedes Ereignis muss einsortiert werden. Kontrolliert wird immer, wenn es nicht passt wird eine Karte nachgezogen. Spannend und informativ wie immer, der neue Mechanismus erlaubt auch taktisches Spielen. Bei mir eine knappe 8/10.

    Dann zu fünft das Stichspiel Oracle, erschienen 2020 bei Skellig Games. Jeder bekommt geheime Auftragskarten und im folgenden Stichspiel wird für jeden Stich eine Scheibe vergeben. Am Ende kommt es darauf an, mit den gewonnenen Scheiben die Aufträge zu erfüllen. Die Ausführung der Karten erinnerte mich ein wenig an Tichu - spielerisch aber eint sie nur die Eigenschaft ein Stichspiel zu sein. Für mich eine gute 7/10.

    Danach folgte die sechste Partie Heat, zu viert auf dem Großbritannien-Plan.

    Zum Abschluss des Tages noch Sheriff von Nottingham, welches mich an das alte Pfusch von Heidelberger erinnerte. Man darf nur Waren einer Art zum Markt bringen, versucht aber mit Täuschen, Tricksen und Bestechen andere Waren und Schmuggelware am Sheriff vorbei in die Stadt zu bringen. Bei mir eine gute 7/10.


    Am Freitag dann mein diesjähriges Highlight: Indonesia zu dritt. So muss ein Spiel sein: knackiger Grundmechanismus, der komplexe Ablauf ist in klar strukturierte, in sich einfache Phasen heruntergebrochen und alles fügt sich schließlich wunderbar zu einer Einheit. Die Truppe von Splotter Spellen kann das, das beweisen sie stets aufs Neue.

    Wir führen Wirtschaftsunternehmen, die entweder Waren erzeugen oder Waren transportieren. In der Operationsphase liefern die Erzeuger ihre Waren über die Transporteure in die Städte und teilen hierbei die Einnahmen. Das Spiel erstreckt sich über 3 Zeitalter und die Anzahl und Größe der Unternehmen wächst ständig. Dabei werden die späteren Zeitalter aber überraschenderweise nicht länger. Das Salz sind die Fusionen. Dabei fusioniert man nicht nur die eigenen Unternehmen: man kann eine Fusion mit einer Firma eines Mitspielers, aber auch eine Fusion von 2 Firmen der Mitspieler anregen (und die fusionierte Firma dabei durch ein unanständiges Gebot übernehmen).

    Am Ende haben die beiden Erstspielenden dem Frosch gezeigt, wo die Locken hängen. Ganz Großes Kino, eine gute 9/10.

    Es folgte das Pferdewetten-Spiel Home Stretch zu viert. Auch hier wird auf Pferde gesetzt, die haben die Startnummern 2 bis 12 und werden durch 2 sechsseitige Würfel gesteuert. Wir sind einerseits durch draften zum strategischen Eigner einiger Pferde geworden, können aber am Wettschalter auch taktisch agieren. In jedem Rennen bekommen verschiedene Pferde einen Bonus oder Malus, so dass nicht immer die Startnummer 7 der Favorit ist. Bei mir eine knappe 7/10.

    Zum Abschluss des Tages wurde eines meiner ungespielten Spiele zuhause im Regal stehend zu einem gespielten: KeyFlow oder Keyflower das Kartenspiel wurde zu fünft angegangen. Hierbei werden die Versteigerungen der Plättchen aus Keyflower durch das Draften von Karten ersetzt. Mit den Karten wird dann ein Dorf gebaut, mit Meeple-Karten werden Produktionen/Aufwertungen angestoßen. Bei mir eine 7.5/10.


    Am Samstag Morgen wurden zwei Mitspielende mit einer Partie Space Base zu viert in Richtung Heimat verabschiedet.

    Danach eine vierte Partie Hey, that‘s my Fish zu zweit.

    Diesem folgte ein kurzes Splendor zu dritt. Das Spiel überzeugt mich durch seine auf das wesentliche reduzierte Struktur und die Spielchips. Bei der Schachtelgröße könnte es von Hey, that‘s my Fish lernen. Für mich eine 7.5/10.

    Danach der Klassiker Funkenschlag zu dritt auf der USA-Karte des alten Grundspiels. Das Spielprinzip ist und bleibt hervorragend, da „altert“ auch nichts. Bleibt für mich das Beste von 2F, eine gute 8/10.

    Danach ein Cascadia zu viert. Meine zweite Partie nach genau einem Jahr, bleibt eine gute 7/10.

    Am Sonntag zum Abschluss die letzte Partie Heat zu sechst auf dem Italien-Plan.

    Danach dann die Verabschiedung von denen, die noch anwesend waren und die Heimfahrt zum eigenen Bett. Schlafen kann ich in Zimmer 205 durchaus, fühle mich dort auch ein wenig „zuhause“. Aber wer in seinem echten Zuhause kein besseres Bett hat als die Pension Stork, der hat definitiv etwas falsch gemacht.

    Die eigene Waage sagte dann am Montag Morgen nach 10 Tagen Bad Holzhausen +0,2 kg, was nach 10 Tagen Vollpension mit zusätzlichem Kuchenangebot und gutem Barre Pils durchaus im Rahmen liegt.

    Wie jedes Jahr gilt der Dank allen meinen Mitspielern, die mich ertragen haben und mir dazu ein Gefühl der Verbundenheit vermittelt haben, das für Bad Holzhausen typisch ist.

    Der größte Dank gilt aber FBI und Angie, die das Ganze jedes Jahr ermöglichen.