Brexit: Auswirkungen für Brettspieler?

  • Ich glaube nicht, dass dieses Referendum große Auswirkungen auf der Hobby Brettspiele hier in Deutschland haben wird.
    Des Weiteren wissen wir nicht, was in der Zeit, bis es zum Austritt aus der EU kommt, noch alles passieren wird.


    Was die Währungsfrage angeht denke ich, dass sich auch dort nicht viel verändert: GB hatte bisher das Pfund und wird dieses behalten. Die EU hat den Euro und behält diesen -> alles bleibt gleich.


    Das Einzige, was sich aus meiner sich ändern könnte, ist die Zollfrage. Da wird GB aber sicher mit der EU was aushandeln, denn hier gehts um viel Kohle auf beiden Seiten, da wird man sich nicht von sowas wie EU ja oder nein in die Suppe spucken lassen wollen.


    Generell zum Referendum: Es gehört zur Demokratie, dass man Entscheidungen anderer akzeptiert. Wir sollten eher froh sein, dass Referenden wie dieses überhaupt möglich sind. Die Zeiten, in denen "da oben" einfach vorgegeben wurde, was gemacht wird, sind auch in Europa noch nicht soooo lange vorbei, auch wenn viele das mangels Alter und/oder geschichtlicher Informationen nicht so empfinden mögen.


    Grüße

  • Die Zeiten, in denen "da oben" einfach vorgegeben wurde, was gemacht wird, sind auch in Europa noch nicht soooo lange vorbei, auch wenn viele das mangels Alter und/oder geschichtlicher Informationen nicht so empfinden mögen.

    Leider werden "hier unten" dann allerdings auch Fehlentscheidungen von Unkundigen getroffen.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

    ______________________________

    I'm old enough to know what's wise
    and young enough not to choose it

  • Nach Doof gegen Schlau heißt es nun auch noch alt gegen jung.
    Wenn man den jetztigen Nachrichten glauben darf, sind viele junge Wähler gar nicht zur Wahl gegangen. Und die Alten wissen halt was sie an der EU haben oder eben nicht.


    Wie sich wohl Presie bei Games Workshop entwicklen werden?

  • Die Griechen werden zum Sparen gezwungen (...)

    Diese Formulierung halte ich für populistisch. Man sollte nicht vergessen, dass die EU den Griechen immer noch HILFT, einen Staatsbankrott zu vermeiden.


    Die Griechen hätten auch wählen können, dass sie nicht sparen müssen und stattdessen der Staat bankrott geht. Aber wäre das besser gewesen? Für die meisten Griechen wohl nicht.

  • Diese Formulierung halte ich für populistisch. Man sollte nicht vergessen, dass die EU den Griechen immer noch HILFT, einen Staatsbankrott zu vermeiden.
    Die Griechen hätten auch wählen können, dass sie nicht sparen müssen und stattdessen der Staat bankrott geht. Aber wäre das besser gewesen? Für die meisten Griechen wohl nicht.

    Hallo Thygra!


    So ganz einverstanden bin ich nicht, mit deiner Ansicht. Die EU hilft zwar den Griechen, aber leider haben die Griechen es noch immer nicht verstanden zu sparen. Es war ein großer Fehler, die ganzen deutschen Altersrücklagen (Renten) als Pfand für die Griechen zu hinterlegen. Erste Bankenregel: Ein Unternehmen, dass nicht gewillt ist, betriebswirtschaftliche Änderungen herbei zu führen, sollte Insolvenz anmelden.Das nennt man Marktbereinigung. Die deutschen Politiker haben leichtfertig die Rücklagen aller Rentner in diesem Land als Sicherheit Preis gegeben. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Griechen nach etlichen Anläufen endlich gemerkt haben, dass sich etwas ändern muss, ist sehr gering und findet bisher noch immer nicht statt.


    Hilfe zur Selbsthilfe sollte eher den deutschen Klein- und Mittelständischen Unternehmen zur Verfügung gestellt werden. Denn nur hier entstehen neue Arbeitsplätze.Aber da wird das Geld leider völlig sinnfrei in andere Bereiche investiert. Armes Deutschland...

  • So ganz einverstanden bin ich nicht, mit deiner Ansicht.

    Und an welcher Stelle glaubst du nun, anderer Ansicht als ich zu sein? Ich habe doch gar nicht geschrieben, ob ich die Hilfen der EU für Griechenland gut oder schlecht finde. Und ich habe auch nicht behauptet, dass die Griechen verstanden hätten, wie sie sparen müssen.


    Es ging mir nur darum, den von @MetalPirate zitierten Halbsatz nicht so stehen zu lassen, weil dadurch der Eindruck erweckt wird, die EU wäre schuld daran, dass die Griechen sparen müssen. Daran ist aber nicht die EU schuld.

  • Leider werden "hier unten" dann allerdings auch Fehlentscheidungen von Unkundigen getroffen.

    Während "da oben" die Profis permanent richtige Entscheidungen treffen?
    Ich glaube kaum, dass eine direkte Demokratie mehr schlechte Entscheidungen produziert als eine indirekte...

  • Ich glaube kaum, dass eine direkte Demokratie mehr schlechte Entscheidungen produziert als eine indirekte...

    Die Methode "erst mal mit dem Bauch entscheiden und dann das Hirn einschalten" geht halt meistens in die Hose.
    Es gibt einige Themen zu denen man besser keine Volksentscheidung machen sollte.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

    ______________________________

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    and young enough not to choose it

  • Die Methode "erst mal mit dem Bauch entscheiden und dann das Hirn einschalten" geht halt meistens in die Hose.

    Das mag sein. Ich glaube aber nicht, dass das ein Spezifikum für Volksentscheide ist. Eher ist das Gegenteil der Fall. Wann wurde schonmal öffentlich Monate lang über ein Thema so intensiv diskutiert wie vor dem Brexit? Unser Bundestag nickt in Nacht- und Nebelaktionen Milliardenhilfen ab, ohne den genehmigten Vertragstext auch nur gesehen zu haben...


    Und: Im Kabinett von Cameron gab es ebenfalls eine Menge Brexit-Befürworter, die sich öffentlich dafür eingesetzt haben. Alles Leute ohne Hirn, die aus dem Bauch heraus entscheiden? Da macht man es sich meines Erachtens zu einfach.


    Und: hätten alle die, die jetzt gegen Volksentscheide sind, dieselben Bedenken, wenn sich die Briten mehrheitlich gegen einen Brexit entschieden hätten? Ich glaube doch kaum. Das Geschimpfe gegen den Volksentscheid entsteht doch nur, weil der Souverän es gewagt hat, anders zu entscheiden, als es die EU-Technokraten und Wirtschaftsvertreter im Namen der Macht und des Geldes der Vernunft verlangt haben.

    Einmal editiert, zuletzt von Lazax ()

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    Das Geschimpfe gegen den Volksentscheid entsteht doch nur, weil der Souverän es gewagt hat, anders zu entscheiden, als es die EU-Technokraten und Wirtschaftsvertreter im Namen der Macht und des Geldes der Vernunft verlangt haben.

    Gerade das Hervorheben durch Durchstreichen, läst immer wieder tief blicken...


    MfG
    fleXfuX

    Wer die Weisheit mit Löffeln gegessen hat, neigt zu geistigem Durchfall.

  • Gerade das Hervorheben durch Durchstreichen, läst immer wieder tief blicken...

    ;) Dazu ist es da.


    Aber im Ernst: bist Du (und @Herbert und alle, die das "Liken") tatsächlich der Meinung, dass alle, die für den Brexit gestimmt haben, ihr Gehirn nicht eingeschaltet haben, während alle, die dagegen waren, natürlich nicht aus dem Bauch heraus, sondern aufgrund eines rationalen Gedankenprozesses zu ihrer Entscheidung gelangt sind?


    Ich kann nur nochmal wiederholen: wer das glaubt, macht es sich deutlich zu einfach.

  • Ok. Dann mal etwas zur Ausgangsfrage. Gefunden auf BGG: 2016 interview with Phil Eklund about upcoming games. | Bios: Genesis | BoardGameGeek


    Die entsprechende Aussagen von Phil Eklund zu den Auswirkungen des Brexits auf seine zukünftigen Projekte:


    There is a new 2-year time urgency for big games with the Brexit, since Great Britain is the second biggest source of demand for my games. Once the UK leaves the EU, my fulfillment house will not export there, because of the expense and hassle dealing with customs. Furthermore, the increased shipping costs makes big games with boards prohibitive for a
    small firm like me.


    Therefore, I need to get all my game ideas with maps (like Bios Megafauna 2 and Bios Origins) published before the UK goes under. Once Britain leaves, I can't do any more big games
    unless I get a whole lot bigger or more popular.

    In wie weit sich das tatsächlich so einschneidend entwickeln wird, bleibt natürlich abzuwarten. Bis es tatsächlich so weit sein sollte, wird es bestimmt auch Alternativen und andere Lösungswege für Phils Probleme geben.

    The dice decide my fate. And that's a shame.

  • Es ging mir nur darum, den von @MetalPirate zitierten Halbsatz nicht so stehen zu lassen, weil dadurch der Eindruck erweckt wird, die EU wäre schuld daran, dass die Griechen sparen müssen. Daran ist aber nicht die EU schuld.

    Ich habe nie der EU eine Schuld daran gegeben, dass die Griechen sparen müssen. Wer Kredite will, der wird selbstverständlich immer erleben, dass der Kreditgeber Bedingungen daran knüpft. (Und in diesem Punkte ist die EU da noch mehr als freundlich; wer als Häuslebauer Kredite aufnimmt, kann da ganz andere Sachen mit seiner Bank erleben.)


    Mit ging's eher darum, dass in den letzten 10-20 Jahren die europäischen Integrationsschritte allzu oft als unerwüschter Zwang ankamen. Die Griechenland (und Banken-)Hilfen werden in Griechenland primär als Sparzwang wahrgenommen ("Merkel lässt uns bluten"), während hier in Deutschland gleichzeitig die Bild-Zeitung anti-griechische Ressentiments befeuert (Motto: "faul, korrupt und undankbar"). Unter diesen Umständen fällt es mir immer schwerer, den Euro für das Friedensprojekt zu halten, als das er uns angekündigt wurde. Eher ist das Gegenteil der Fall. Zumal in Sachen Griechenland exakt gar nichts bisher nachhaltig gelöst wurde, es wurden nur Haftungsrisiken für die nächste Generation in schwindelrerregenden Höhen aufgetürmt, nächste Krise vorprogrammiert. Bei einer Flüchtlings-Zwangs-Umverteilung nach Osteuropa mit Androhung von Subventionskürzungen wäre das Ergebnis wieder exakt das Gleiche. Gutes gewollt, aber Unfrieden geschaffen und der europäischen Idee eher keinen Gefallen getan. Von daher: muss die EU wirklich immer wieder sich anmaßen, Sachen zu regeln, die sie de facto nicht geregelt bekommt?


    Auch jetzt nach dem Brexit haben wieder viele Leute ganz tolle Ideen, wie sich der Mehrwert der EU gegenüber einer primären Wirtschaftsgemeinschaft definieren soll. Aber sobald es konkreter wird, wie das "mehr Integration" genau aussehen soll, läuft es immer darauf hinaus, einzelne Völker zu ihrem Glück zwingen zu wollen. Die Deutschen zur Schuldenvergemeinschaftung, die Polen/Ungarn/Slowaken zur Aufnahme dort nicht willkommener Flüchtlinge, die Südeuropäer zum Sparen, usw. Halte ich nicht wirklich für clever. Wenn das in den entsprechenden Ländern Protestparteien befördert, sind dann diese ach-so-bösen rechts- und links- und sonstwie-populistischen Parteien an der Misere schuld -- oder ist es nicht vielmehr eine Europäische Union, die immer mehr Probleme auf eine gesamteuropäische Ebene zieht und dort an deren gemeinsamer Lösung in peinlichster Form versagt?


    Ohne gemeinsame Kultur, gemeinsame Sprache, gemeinsame Medien muss man sich vielleicht selbst mal eingestehen, dass eine Wirtschaftsunion eventuell das Maximum ist, was man in Europa erreichen kann. Wenn daraus von sich aus und unter aktiver Mitnahme der Menschen bei dem Prozess (Referenden!) mehr erwächst als "nur" eine WIrtschaftsunion: wunderbar, toll, freut mich! Aber mit mehr oder weniger sanftem Zwang wie beim Euro die Völker zu ihrem Glück zwingen zu wollen? Ich habe da zunehmend eher den Eindruck, dass das zwanghafte Vorantreiben der EU gegen die Interessen der Bevölkerung die bisherigen Erfolge der europäischen Einigung massiv gefährdet und die Völker wieder eher gegeneinander aufbringt als sie eint.



    Problem aus meiner Sicht sind daher in erster Linie die populistischen Regierungen in vielen Mitgliedsstaaten, die gerne EU-Subventionen annehmen, aber zugleich bitte keine Lasten tragen wollen, die das böse Brüssel an sie umverteilen möchte.

    Tja. Das ist eine typisch deutsche Sicht. "Die Griechen/Ungarn/etc nehmen erst unser Geld und machen dann einfach nicht, was nach unserer Meinung das Beste für sie wäre."


    Das Gegenargument dazu ist: "Die bösen Deutschen meinen, nur weil sie so viel in den EU-Topf einzahlen, könnten sie unsere Wirtschafts/Flüchtlings/Sonstwas-Politik bestimmen."


    Meine Hoffnung ist, dass sich die EU in den ganz großen Themen, die sie in den letzten Jahren eh niemals wirklich gelöst bekommt hat, dann in Zukunft lieber soweit zurückhält, dass zumindest kein neues böses Blut mehr entsteht. Der kleinste gemeinsame Nenner ist die Wirtschaftsunion (Freihandelszone) und genau da sollte man wieder bei null anfangen, bevor einem alles um die Ohren fliegt. Es muss möglich sein zu sagen: Okay, wir heißen alle Flüchtlinge herzlich willkommen, die Ungarn bauen halt stattdessen eine große Mauer, beides ist gleichermaßen in Ordnung, keiner fühlt sich moralisch überlegen oder hält den anderen für völlig bekloppt. Oder: wir orientieren unsere Finanzpolitik an der Geldwertstabilität, die im Süden an der Wirtschaftsförderung durch billiges Geld, beides okay, Hauptsache keine gemeinsame Währung, mit regelmäßigen Währungsanpassungen regelt's der Markt dann von ganz alleine und alle sind glücklich. Dass man in solchen Fragen in Europa vermutlich niemals auf einen gemeinsamen Nenner kommen kann, haben die vergangenen Jahre und Jahrzehnte deutlich gezeigt. Warum sollte man es also solange erfolglos weiterversuchen, bis auch die letzten Erfolge der bisherigen europäischen Einigung verfrühstückt sind? Dass Großbritannien nach 40+ Jahren EU-Mitgliedschaft dabei ist auszusteigen, reicht mir eigentlich. Noch ein kleines bisschen Auflösungstendenz und alles fliegt auseinander. Deshalb plädiere ich lieber für ein Reset der Willigen auf einem realistisch schaffbaren Anspruchsniveau "Wirtschaftsunion + X", ohne Euro, ohne gemeinsame Asylpolitik oder ähnlichen Gemeinschaftsunfug, der bei vergemeinschafteter Nicht-Lösung offensichtlich mehr Probleme verursacht als wenn souveräne Nationalstaat ihre Probleme so lösen, wie sie es für richtig halten.

  • Aber mit mehr oder weniger sanftem Zwang wie beim Euro die Völker zu ihrem Glück zwingen zu wollen? Ich habe da zunehmend eher den Eindruck, dass das zwanghafte Vorantreiben der EU gegen die Interessen der Bevölkerung die bisherigen Erfolge der europäischen Einigung massiv gefährdet und die Völker wieder eher gegeneinander aufbringt als sie eint.

    Ich verstehe deinen Gedanken und kann ihn auch nachvollziehen, ich halte aber deine Schlussfolgerung (Rückkehr zum kleinsten möglichen Nenner = Wirtschaftsunion) für zu schnell resigniert :)


    Die Gründungsgeschichte der EU und ihrer Vorformen liegt schon ein paar Jahre zurück und damals war jedem bewusst wie wichtig dieses europäische Projekt für unseren Kontinent ist. Inzwischen wachsen neue Generationen heran die dieses Wissen nur noch aus Geschichtsbüchern haben, die die Gründe dieser Einheit nicht selbst erlebt haben und die den Wohlstand innerhalb der EU nicht mehr mit der Einführung der EU zusammenbringen können, da es ihn für sie schon immer gab. Diese Generation trifft nun seit vielen Jahren auf Politker, die selbst nur noch an den eigenen Machterhalt denken. Es wird alles verflucht was der politische Gegner macht und häufig genug auch Abweichler in der eigenen Partei. Wie viele Politikerlaufbahnen welche Frau Merkel in der CDU zu mächtig wurden fanden ein frühes Ende? Diese Politker (die es so inzwischen überall gibt) interessiert nur noch die kurzfristige Macht. Was mit dem System und selbst ihrer Partei (kennt noch wer die SPD) später passiert ist denen doch völlig egal. Und eben dieser Schlag von Politikern ist es, der für mich die EU und auch die nationalen Systeme einfach nur kaputt macht. Wenn die Linke in Deutschland einen perfekten Gesetzentwurf einreicht und die gesamte Bebölkerung ja sagt sagen Bundestag und Bundesrat nein, weil es von den Linken kommt.


    Ich glaube nicht dass wir einen Reset der EU auf ihre Grundzüge brauchen. Aber wir brauchen dringend Politiker mit echtem Charakter, die einen politischen Gegner auch öffentlich anerkennen können für dessen Ideen und die zum Wohle des Landes ALLES für möglich halten. Wenn solche Leute der Bevölkerung die Politik der EU erklären würde es meiner Meinung nach schon ganz anders aussehen ^^


    Ich bin z.B. kein Wähler der AfD aber ich bekomme jedesmal die Krätze wenn ein Politiker in die Kamera dröhnt, dass er mit denen niemals zusammenarbeiten würde. Entschuldigung, eine gewisse Prozentzahl der Bevölkerung hat diese Partei gewählt. Heißt das, dass du mit all diesen Wählern nicht sprechen willst? Dass deren Stimme wertlos ist?


    Als letztes nochmals ein Gedanke zur Rückkehr zur reinen Freihandelszone: ich glaube das hat früher funktioniert weil die Länder damals ein Stück weit wirtschaftlich näher beieinander waren als die Länder der EU heute. Ich kann mir nicht vorstellen dass eine Freihandelszone zwischen Wirtschaftsmächten wie Deutschland und Frankreich und den Ländern des Ostens und des Südostens der EU reibungslos verliefe. Im Endeffekt wird immer die mächtigere Nation den weniger mächtigen ihren Willen aufzwingen. Es war schon häufig in den verschiedensten Medien zu hören, dass z.B. die Griechen eigentlich nie in den Euro-Raum hätten kommen dürfen, wären die wahren Wirtschaftszahlen des Landes damals offengelegen. Es scheint also das Grundproblem der wirtschaftlichen Schieflage nicht in der EU zu liegen, warum sollte also eine Freihandelszone mit solch unterschiedlichen Ländern allein erfolgreicher sein?

  • Ich verstehe deinen Gedanken und kann ihn auch nachvollziehen, ich halte aber deine Schlussfolgerung (Rückkehr zum kleinsten möglichen Nenner = Wirtschaftsunion) für zu schnell resigniert

    Glaub mir: ich war früher glühender Verfechter der europäischen Idee. Resignieren würde ich es trotzdem nicht nennen. Eher "realistisch werden".


    Als naturwissenschaftlich ausgebildeter Mensch spüre ich, wenn ein Experiment gescheitert ist und wann man anfängt, sich die Ergebnisse schön zu lügen. Siehe Nachrichten heute. Merkel trifft sich mit Hollande und Renzi. Alle bekräftigen, dass es neue Impulse für die EU braucht. So weit, so gut. Das ist die öffentlich demonstrierte Einigkeit. Aber was soll das konkret heißen? Hollande und Renzi verstehen darunter hemmungsloses Geldausgeben ("Konjunkturprogramm") auf Kosten der Nettozahler (d.h. Deutschland, Österreich, Niederlande, Finnland, Schweden). Merkel versucht im Stillen, genau das zu verhindern. Vize-Kanzler Gabriel weiß nicht, was er will, aber okay, das ist keine Nachricht, denn Gabriel und seine SPD wissen nie, was sie wollen.


    Morgen trifft sich Gabriel mit den sozialistischen Parteiführern Europas in Paris. Da wird dann der Griff in die Staatskassen der Nordländer koordiniert (incl. Absicherungssysteme der Sozialkassen! Der deutsche Rentner haftet für den Spaß!) und Gabriel, dessen einzige Berufserfahrung außerhalb von Parteipöstchen darin besteht, mal als Volkshochschullehrer gearbeitet zu haben, wird natürlich (wieder mal) zu blöd sein, das zu merken. Was aus dieser Ecke an "Reformvorschlägen" für die EU kommt, ist Gift für Deutschland. Wenn das sich durchsetzt, bin ich für den Dexit. Ohne wenn und aber. Dann lieber mit den Ländern wie Großbritannien eine eigene Union anstreben. Eine EU, die nur als "ich will dein Geld" besteht, brauche ich genauso wenig, wie eine "wir wissen, welche Flüchtlings/Finanz/Sonstwas-Politik du machen musst"-EU.


    Wenn die Griechen sich beschweren, dass Deutschland ihnen schulmeisterlich sagt, was sie machen sollen, und dabei doch nur die Banken rettet, dann haben sie schlicht und einfach recht. Bitte keine besserwisserischen Ratschläge mehr. Das bringt Deutschland europaweit im Moment viel Missgunst ein. Alles einstellen. Aber genauso eben auch die deutschen "Hilfs"-Zahlungen. Eine EU, die vernünftig zurechtgestutzt wird auf ihren Kern als Wirtschaftsunion, ist die einzige Überlebenschance, die ich im Moment der EU gebe. Wenn jeder die Wichtigkeit gemeinsamen Handels betont, aber alle etwas unterschiedliches darunter verstehen, dann nützt das keinem und beschädigt nur Stück für Stück den Status Quo.



    Ich kann mir nicht vorstellen dass eine Freihandelszone zwischen Wirtschaftsmächten wie Deutschland und Frankreich und den Ländern des Ostens und des Südostens der EU reibungslos verliefe. Im Endeffekt wird immer die mächtigere Nation den weniger mächtigen ihren Willen aufzwingen. Es war schon häufig in den verschiedensten Medien zu hören, dass z.B. die Griechen eigentlich nie in den Euro-Raum hätten kommen dürfen, wären die wahren Wirtschaftszahlen des Landes damals offengelegen. Es scheint also das Grundproblem der wirtschaftlichen Schieflage nicht in der EU zu liegen, warum sollte also eine Freihandelszone mit solch unterschiedlichen Ländern allein erfolgreicher sein?

    Freihandelszone heißt erst mal nichts anderes als Wegfall von Zollschranken. Das verträgt sich durchaus mit unterschiedlicher wirtschaftlicher Leistungskraft. Hat ja auch in der E(W)G lange Zeit gut funktioniert. Alle paar Jahre wurden die Wechselkurse untereinander angepasst, Lira, Peseta, Escudo, Drachme abgewertet, Franc ein bisschen abgewertet, Schilling, Gulden, D-Mark rauf, und dann hat's wieder gepasst. Genau das geht seit dem Euro nicht mehr und genau das bricht den Südländern im Moment leider wirtschaftlich das Genick. Leider, denn eine Jugendarbeitslosigkeit von 1/3 und mehr in diesen Ländern kann nun wirklich niemand gebrauchen.

  • Als naturwissenschaftlich ausgebildeter Mensch spüre ich, wenn ein Experiment gescheitert ist und wann man anfängt, sich die Ergebnisse schön zu lügen.

    Weil ein naturwissenschaftliches Experiment genau was mit einer politischen Institution gemeinsam hat? Das ist doch der gleiche Trugschluss als würde ich sagen "Als Politikwissenschaftler bin ich ein super Politiker."


    Alle paar Jahre wurden die Wechselkurse untereinander angepasst, Lira, Peseta, Escudo, Drachme abgewertet, Franc ein bisschen abgewertet, Schilling, Gulden, D-Mark rauf, und dann hat's wieder gepasst.

    Eine monetaristische Geldpolitik hat sich zwar viele Jahre lang bewährt, kam aber aufgrund der stärkeren Konjunkturschwankungen auf der Nachfrageseite immer stärker ins Straucheln. Mit dem Geldwert und der Geldmenge allein, lassen sich die wirtschaftlichen Probleme nicht mehr lösen.


    Bei dir @MetalPirate klingt es, als wäre die EU an den heutigen Problemen Schuld. Dem ist mitnichten so. Bis jetzt sind wir immer noch Profiteur der Krisen. Das muss man sich erst Mal klar machen. Zusammen mit der EU, als Institution, steht die Idee eines geeinten Europas, in letzter Konsequenz sogar die eines europäischen Staates. Das ist doch viel mehr als ein gemeinsamer Binnenmarkt (der ebenfalls Deutschland am meisten nützt). Diese Idee verhindert seit 70 Jahren jegliche Aggressionen auf dem europäischen Kontinent. Ein Kontinent, der vorher davon geprägt war, das man sich ständig "auf die Omme kloppte".


    Natürlich ist die EU reformbedürftig, welche politische Institution ist das nicht? Natürlich ist die EU bürokratisch aufgebläht, was ihr nicht gut tut. Was die EU aber ganz sicher nicht ist, ist ein einfaches diktieren "von oben". Deutschland selbst hat sich schon oft genug gegen EU-Vorgaben wiedersetzt (Vorratsdatenspeicherung und Co lässt grüßen). Des Weiteren sind "die da oben" genauso gewählte Vertreter wie die im Bundestag, wofür gibt es denn eine Europawahl?


    Was ich ebenfalls für totalen Schwachsinn halte ist das Drängen auf einen schnellen Austritt. Das Referendum in GB hat empfehlenden(!) Charakter, keinen bindenden und wann GB den Antrag nun stellt, ist allein ihre Sache. Natürlich braucht man für Investitionen wirtschaftliche Sicherheit. Da wären wir dann beim Keynesianismus: Investition in Abhängigkeit von Erwartungen.


    Das schlimmste daran ist aber: Ein Brexit bringt den ganzen rechtspopulistischen Dummköpfen wie einem Wilders und Co. (AfD) Rückenwind und das kann Europa wahrlich nicht gebrauchen.

  • @MetalPirate: Die Definition von Politik ist nach meinem Verständnis die Kunst des Kompromisses zwischen schwer oder gar nicht zu vereinbarenden Positionen. Ein guter Kompromiss liegt dann vor, wenn alle Seiten gleichermaßen auf das Ergebnis schimpfen, weil sie zu weit von der jeweiligen "reinen Lehre" abrücken mussten, um im gemeinsamen Interesse ein Ergebnis zu erzielen.


    Im Rahmen der EU äußert sich der deutsche Schmerz in solchen Kompromissen traditionell im Portemonnaie, womit sich inhaltliche Zugeständnisse der anderen Seite "erkauft" werden. Ich finde das keineswegs verwerflich.


    Allerdings sind solche Kompromisse von den Aposteln der reinen Lehre in den Mitgliedsstaaten natürlich immer leicht anzugreifen. Ist ja per Definition immer etwas drin, was Schmerzen macht. Und Schuld ist dann die EU - die ist weit weg und es versteht eh keiner, was sie macht.


    By the way, die Natur politischer Kompromisse macht in meinen Augen die meisten Fragen ungeeignet für Volksabstimmungen. Denn dort geht es um ein Entscheiden der Mehrheit über die Minderheit, während die repräsentative Demokratie den Interessensausgleich zwischen idealerweise allen Seiten ermöglicht.

  • Bei dir @MetalPirate klingt es, als wäre die EU an den heutigen Problemen Schuld. Dem ist mitnichten so.

    Sondern wer?


    Bis jetzt sind wir immer noch Profiteur der Krisen. Das muss man sich erst Mal klar machen.

    Inwiefern? Das musst Du mir wirklich mal klar machen.


    Zusammen mit der EU, als Institution, steht die Idee eines geeinten Europas, in letzter Konsequenz sogar die eines europäischen Staates.

    Und das ist genau das Problem. Wo immer Bürger dieser EU nach dieser Idee gefragt werden, wird sie mehrheitlich abgelehnt (sei es jetzt beim Brexit, sei es vorher bei der europäischen Verfassung). Ein europäischer Staat ist ein Projekt, das die meisten Bürger schlicht nicht wollen. Entweder man nimmt also von dieser Abstand, oder man spühlt überall LePens an die Macht, die einem dann radikalisierten Volkswillen Ausdruck verleihen und dann wirklich das ganze Projekt zum Einsturz bringen.

  • Sondern wer?

    Es gibt EU-Länder in denen es läuft und solche in denen es nicht läuft. So als Naturwissenschaftler müsste einem doch nun die Vermutung nahe liegen, dass es an den einzelnen Regierungen und eben nicht an der EU liegt. Wenn Griechenland Sold bezahlt an Beamte die über Jahre einfach nicht zur Arbeit erscheinen, kann die EU wohl herzlich wenig. Auch die Engländer werden noch recht schnell merken wie wenig ihre Probleme durch die EU sonder durch ihre dann souveräne Regierung verursacht sind.

  • Weil ein naturwissenschaftliches Experiment genau was mit einer politischen Institution gemeinsam hat?

    Nichts. Aber Leute aus den MINT-Fächern haben tendenziell eher die Fähigkeit, Realitäten zu akzeptieren, auch wenn sie dem eigenen Wunsch widersprechen. Deshalb würden meiner Meinung nach mehr Absolventen der MINT-Fächer der Politik gut tun. Gerade weil diese Leute Kompromisse suchen können und nicht einer "reinen Lehre" verpflichtet sind.



    Bei dir @MetalPirate klingt es, als wäre die EU an den heutigen Problemen Schuld.

    Teilweise mit Schuld. Z.B. mit der Euro-Einführung ganz wesentlich mit Schuld an den Wirtschaftsproblemen incl. besorgniserregender Jugendarbeitslosigkeit im Süden. Ohne die notwendige Flexibilität in Form von Währungsschwankungen und ohne gemeinsame Wirtschaftspolitik können die Südländer nicht mit den Nordländern innerhalb der gleichen Währung wirtschaftlich konkurrieren. Währungsunion ohne politische Union ist bisher immer früher oder später gescheitert und wenn in Europa die politische Union nicht kommen wird (weil die Völker sie schlicht und einfach nicht wollen), dann geht auch der Euro früher oder später den Bach runter. Da würde ich mittlerweile fast darauf wetten wollen.



    Bis jetzt sind wir immer noch Profiteur der Krisen.

    Ach? Durch Reallohnverzicht der deutschen Arbeitnehmer (Hartz IV, Mini-Jobs, prekäre Beschäftigungsverhältnisse)? Durch absurd hohe Haftungsrisiken für den deutschen Staat in Folge der Griechenlandrettungen? Das hätte ich doch gerne mal näher erklärt. Aber falls du dich bloß auf die Zuwächse des Vermögens der deutschen Oberschicht seit Euro-Einführung beziehst, dann hättest du natürlich Recht.



    Was ich ebenfalls für totalen Schwachsinn halte ist das Drängen auf einen schnellen Austritt. Das Referendum in GB hat empfehlenden(!) Charakter, keinen bindenden und wann GB den Antrag nun stellt, ist allein ihre Sache. Natürlich braucht man für Investitionen wirtschaftliche Sicherheit.

    An den Brexit glaube ich erst, wenn's tatsächlich passiert. Das Drängen auf einen schnellen Austritt halte ich auch nur für öffentliches Theater. So dumm sind diese Politiker nicht. Die wissen auch, dass allein Großbritannien das Heft des Handeln in der Hand hat. Wenn da kein Antrag nach Artikel 50 Lissabon-Vertrag gestellt wird, können die restlichen 27 sich auf den Kopf stellen und es passiert rein gar nichts. Ich gehe deshalb stark davon aus, dass außerhalb der Öffentlichkeit schon darüber verhandelt wird, wie man den Status Quo möglichst weitgehend erhalten kann. Würde mich nicht wundern, wenn man irgendwann die Briten einfach nochmal abstimmen lässt und dann alles beim Alten bleibt.


    Und zum Ignorieren des Referendums: davon halte ich gar nichts. Ich hätte auch lieber einen Sieg für "remain" gesehen, aber wenn wir anfangen, Referenden zu ignorieren, wenn sie uns nicht passen, dann öffnet das die Büchse der Pandora. Weil's zu den Briten so gut passt, ein Zitat von Sir Winston Churchill: "Democracy is the worst form of government -- except for all others that have been tried." Soll heißen: Wenn man nicht auf den Volk hören will, dann muss man sagen, wer sonst bestimmen soll, wo's lang geht. Trotz aller Schwächen der Demokratie sind alle Alternativen dazu eben noch schlechter. Diverse ganz unterschiedliche Gruppen meinen dann nämlich gerne, die Weisheit für sich gepachtet zu haben und den anderen sagen zu dürfen, was richtig ist. "Die anderen sind alle blöd, wir wissen's besser" ist keine gute Grundlage für politische Entscheidungen, sondern bloß ein Weg zur Diktatur und Unfreiheit.

  • Das hätte ich doch gerne mal näher erklärt.

    Ich hab natürlich keine Handfesten Beweise, die hat aktuell wohl niemand. Es gibt aber ein paar Indizien.
    Beginnen wir bei deutschen Unternehmen wie z.B. Fraport, die sich günstig, teilweise spottbillig in Griechenland einkaufen konnten. Wie viele Flughäfen in Griechenland gehören jetzt Fraport für einen Preis wo ich gefühlt nicht Mal meine Spielesammlung für hergeben würde (nur um einen emotionalen Vergleich zu eröffnen).


    Seit der Krise konnte Deutschland 100 MILLIARDEN Euro einsparen. Die Schwarze Null ist auch ein Ergebnis der Krise. Ich find eine schwarze Null zwar alles andere als positiv, der Staat sollte m.M.n. in solchen Zeiten mehr investieren, aber gut. Hier ein Zitat aus dem handelsblatt: "Der deutsche Anteil an den bisherigen Rettungspaketen für Griechenland wird auf rund 90 Milliarden Euro beziffert. «Deutschland hat also in jedem Fall von der Griechenland-Krise profitiert.»" (Quelle: Deutschland ist grösster Profiteur der Griechen-Krise | Handelszeitung.ch)


    Und negativ gemerkt haben wir Deutschen doch auch nichts von der Krise (ebensowenig wie von den Flüchtlingen die das Abendland überrennen, aber das ist ein anderes Thema).


    Übrigens möchte ich unbedingt deutlich machen: Ich persönlich find den deutschen Umgang mit der Griechenland-Krise alles andere als gut, trotz dessen proffitieren wir davon, insofern machen Merkel und Schäuble aus deutscher Sicht wohl alles richtig.


    [..] Realitäten zu akzeptieren, auch wenn sie dem eigenen Wunsch widersprechen.

    Das mag dein Eindruck sein, aber mit Verlaub, das halte ich für Mumpitz. Zumindest verglichen mit uns Politikwissenschaftlern. Sich Realitäten zurecht zu biegen hat sicherlich weniger mit der Ausbildung, als mehr mit Charakter zu tun.

  • Menschen sind oftmals besch...eiden, aber die Idee eines geeinten Europas ist überragend.


    Manchmal muss man träumen dürfen, nur dann kann aus einer Idee auch etwas werden.


    Sohergesehen - auch als MINTler sollte man manchmal zu Visionen neigen (und nicht zum Arzt gehen)...

  • Teilweise mit Schuld. Z.B. mit der Euro-Einführung ganz wesentlich mit Schuld an den Wirtschaftsproblemen incl. besorgniserregender Jugendarbeitslosigkeit im Süden. Ohne die notwendige Flexibilität in Form von Währungsschwankungen und ohne gemeinsame Wirtschaftspolitik können die Südländer nicht mit den Nordländern innerhalb der gleichen Währung wirtschaftlich konkurrieren. Währungsunion ohne politische Union ist bisher immer früher oder später gescheitert und wenn in Europa die politische Union nicht kommen wird (weil die Völker sie schlicht und einfach nicht wollen), dann geht auch der Euro früher oder später den Bach runter. Da würde ich mittlerweile fast darauf wetten wollen.

    Moment - es hat ja nun niemand irgendeinen souveränen Mitgliedsstaat dazu gezwungen, den Euro einzuführen. Das war die Entscheidung der jeweiligen Einzelstaaten, wenn sie denn die Kriterien erfüllten (oder zumindest erfolgreich vortäuschen konnten, die Kriterien zu erfüllen). Und es gab genügend Staaten (UK, Schweden, Dänemark), die hierauf verzichtet haben. Somit müssen sich Griechenland, Italien, Spanien etc. ja Vorteile davon versprochen haben, ihre individuell steuerbaren Währungen gegen den Euro einzutauschen. Was hier die Schuld der EU sein soll, verstehe ich nicht.

  • Okay, in diesem Falle sind nicht die Institutionen der EU als solche "schuld", sondern eine falsch verstandene europäische Integrationspolitik, die meint, wider jede wirtschaftliche Vernunft Fakten schaffen zu können, auf dass die politischen Realitäten sich dann den politischen Wünschen anpassen mögen. Ein Politikansatz, für den Leute wie Juncker oder Schulz geradezu mustergültig stehen. Die Euro-Einführung war zwar kein EU-Projekt, wurde aber von dieser Seite mehr als nur ein bisschen angeschoben.


    Und es gab genügend Staaten (UK, Schweden, Dänemark), die hierauf [gemeint: Euro-Einführung] verzichtet haben.

    Ich beneide diese Staaten und ihre Einwohner darum, diesen Blödsinn nicht mitgemacht zu haben.


    Die Skandinavische Währungsunion (SE/DK/NO) hielt 41 Jahre, die Lateinische Münzunion (FR/BE/IT/CH/GR) hielt 62 Jahre. Bisher ist noch absolut jede Währungsunion gescheitert, die nicht in einen Gemeinschaftsstaat gemündet wäre (wie z.B. bei der Gründung des Deutschen Reichs). Von daher ist es schon arg optimistisch, per Währungsunion so fundamental verschiedene Volkswirtschaften wie Deutschland und Griechenland zusammenzubinden.

  • Ich beneide diese Staaten und ihre Einwohner darum, diesen Blödsinn nicht mitgemacht zu haben.

    Warum? In der Krise hat sich doch gezeigt, dass wir Deutschen mit dem Euro besser dran sind als die Briten mit ihrem Pfund. Würdest du mal bitte mit Fakten unterfüttern, warum der Euro für uns Blödsinn ist? Die Etwicklung der Staatsverschuldung und Arbeitslosigkeit sprechen nämlich eher für uns.

  • Warum?

    Europäischer Stabilitätsmechanismus – Wikipedia
    Euro-Rettungsschirm – Wikipedia


    Nehmen wir allein die sogenannten Griechenland-Hilfspakete. Von Rettungspaket zu Rettungspaket geht jedes Mal das Haftungsrisiko für Deutschland rund Faktor drei bis fünf rauf. Nach Ablauf des aktuellen (dritten) Griechenlandrettungsprogramms, was glaubst du, was dann kommt: A) Griechenland ist auf einmal in der Lage, seine Schulden zurückzuzahlen oder B) das nächste Rettungsprogramm mit einer weiteren Steigerung der Fallhöhe beim möglichen Knall. Es "es wird schon alles gutgehen" ist bei solchen Summen der Haftungsrisiken einfach nur unverantwortlich. Das ist wie das Betreiben eines Atomkraftwerks ohne jede Absicherung.


    Allein im Moment kauft die EZB monatlich (!) für 60 Mrd Euro Staatsanleihen. Gemäß Schlüssel sind 3% davon griechische Staatsanleihen, die nur auf dem Papier etwas wert sind. Auch für all das haftet der deutsche Steuerzahler jeden Monat mit. Es ist einfach nur Wahnsinn. Irgendwann kommt das internationale Großkapital, hält beim deutschen Staat die Hand auf, der Staat merkt, dass die schönen bunten Schuldscheine aus Griechenland (+ andere PIGS-Länder), die für die vermeintlich schwarze Null sorgen, allesamt nichts wert sind, und für Sozialsysteme (Renten, Gesundheitssystem, Arbeitslosenversicherung) ist dann auf einmal kein Geld mehr da. Was könnte man mit dem ganzen schönen Geld, was da sinnlos versenkt wird, nicht alles Gutes erreichen, sei es in Deutschland, sei es durch direkte Hilfen?

  • Ganz klar Antwort B. Aber ich hafte für gar nix. Es wird immer so gesagt, ist aber volkswirtschaftlich natürlich falsch. Zudem ist der Betrag der bei einer Pleite Griechenlands abzuschreiben ist immer noch deutlich weniger als das was England aktuell jährlich an tatsächlichen Schulden anhäuft. Bin also nach wie vor froh in Deutschland mit Euro statt in England mit Pfund leben zu müssen.

  • Europäischer Stabilitätsmechanismus – WikipediaEuro-Rettungsschirm – Wikipedia


    Nehmen wir allein die sogenannten Griechenland-Hilfspakete. Von Rettungspaket zu Rettungspaket geht jedes Mal das Haftungsrisiko für Deutschland rund Faktor drei bis fünf rauf. Nach Ablauf des aktuellen (dritten) Griechenlandrettungsprogramms, was glaubst du, was dann kommt: A) Griechenland ist auf einmal in der Lage, seine Schulden zurückzuzahlen oder B) das nächste Rettungsprogramm mit einer weiteren Steigerung der Fallhöhe beim möglichen Knall. Es "es wird schon alles gutgehen" ist bei solchen Summen der Haftungsrisiken einfach nur unverantwortlich. Das ist wie das Betreiben eines Atomkraftwerks ohne jede Absicherung.


    Allein im Moment kauft die EZB monatlich (!) für 60 Mrd Euro Staatsanleihen. Gemäß Schlüssel sind 3% davon griechische Staatsanleihen, die nur auf dem Papier etwas wert sind. Auch für all das haftet der deutsche Steuerzahler jeden Monat mit. Es ist einfach nur Wahnsinn. Irgendwann kommt das internationale Großkapital, hält beim deutschen Staat die Hand auf, der Staat merkt, dass die schönen bunten Schuldscheine aus Griechenland (+ andere PIGS-Länder), die für die vermeintlich schwarze Null sorgen, allesamt nichts wert sind, und für Sozialsysteme (Renten, Gesundheitssystem, Arbeitslosenversicherung) ist dann auf einmal kein Geld mehr da. Was könnte man mit dem ganzen schönen Geld, was da sinnlos versenkt wird, nicht alles Gutes erreichen, sei es in Deutschland, sei es durch direkte Hilfen?

    Ich sehe da eine ganz einfache Rechnung. Der Staat unterstützt und später profitieren deutsche Unternehmen davon. Funktioniert wie gewollt.
    Ich möchte des Weiteren feststellen, dass viel Text zu einem Thema, einen nicht zu einem Fachmann machen. Der gemeine Bürger, dazu zähle auch ich, hat durchaus Probleme damit zu verstehen wie Volkswirtschaft funktioniert. Er, der gemeine Bürger, neigt dazu, sich Dinge etwas zu einfach zu machen und pauschal Unfähigkeit zu unterstellen.


    MfG
    fleXfuX

    Wer die Weisheit mit Löffeln gegessen hat, neigt zu geistigem Durchfall.

  • Wow, was ein Thread, danke für die vielen unterschiedlichen Meinungen und Ansichten, ich muss gestehen dass ich mich mit der ganzen Europapolitik erst seit dem Brexit auseinandersetze (etwas gutes daran, geht sicher auch anderen so?!) und eure diversen Posts haben mir viele Seiten und Ansichten gezeigt. Danke dafür!


    Zu den Auswirkungen auf Brettspiele etc.:
    Ich habe den Brexit zum Anlass genommen mir einen Tisch bei GeeknSon zu bestellen, zum einen habe ich mich schon länger mit dem Thema beschäftigt, dazu ist natürlich ich Moment der Wechselkurs akzeptabel, vielleicht habe ich auch nur einen Aufhänger gesucht ;)

  • Ich bin heute morgen über diesen Artikel der Tagesschau gestolpert:
    Der Hass nach dem Ja zum Brexit


    Offenbar führt das Ja zum Brexit dazu, dass Rechtsextreme und Rassisten nun das Volk hinter sich glauben. Au weia ...

  • Ja leider. Zwar ist die absolute Anzahl der Vorkommnisse zum Glück noch auf niedrigem Niveau (ich war an absoluten Zahlen interessiert, die Recherche führte zu EU referendum: Reports of hate crime increase 57% following Brexit vote | Home News | News | The Independent ), aber jeder einzelne Vorfall ist ein Vorfall zu viel

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

  • das hab ich ja in meinem post auch schob geschrieben, mit das schlimmste daran ist der Aufschwung für das fascho und wannabe fascho-pack.

  • So langsam frage ich mich, ob es den Brexit überhaupt geben wird. Cameron hat keinen Bock das auszubaden, alle Protagonisten der "Leave-Fraktion" verlassen das sinkende Schiff...

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

  • So langsam frage ich mich, ob es den Brexit überhaupt geben wird.

    Habe ich hier schon am Tag nach dem Brexit geschrieben.


    Cameron hat keinen Bock das auszubaden,

    Der hat als Vertreter der "Remain"-Kampagne das volle Recht, zurückzutreten und die Durchsetzung des Brexit einem anderen zu überlassen. Ob man dazu noch Monate im Amt bleiben muss, darüber kann man freilich diskutieren. (Wobei das Argument, die aktuelle Phase der Unsicherheit nicht auch noch durch eine Vakanz beim Premierminister-Posten steigern zu wollen, nicht ganz von der Hand zu weisen ist.)


    alle Protagonisten der "Leave-Fraktion" verlassen das sinkende Schiff...

    Jein. Mich wundert es, wie hier teilweise die gesamte "Leave"-Fraktion in einem Topf geworfen wird. Nigel Farage vertritt heute noch die gleiche Position, die er seit knapp 20 Jahren vertritt. Er hat auch in der Sondersitzung des Europäischen Parlaments die baldige Aktivierung von Artikel 50 Lissabon-Vertrag gefordert (und hat in britischen Medien mittlerweile selbst Zweifel geäußert, ob die Konservativen das Brexit-Votum überhaupt durchsetzen wollen bzw werden).


    Das mit dem "sinkenden Schiff" gilt dagegen voll und ganz für Boris Johnson. Vor einem Jahr noch ziemlich unentschieden bzgl. Brexit, aber sich dann an die Spitze der Bewegung gesetzt und maßgeblich dazu beigetragen, sie über die 50% zu hieven, dabei deutlich eher als Farage auf sehr pointierte und zugespitzte Aussagen, um nicht zu sagen: Lügen, setzend. Das alles erscheint mir so, als wären da im Hintergrund sehr eifrig die Strippenzieher am Werk.