@ode.: Deine Ablehnung des "Die Briten sollen wirtschaftlich spüren, was sie angerichtet haben" teile ich. Die haben sich für eine Entscheidung getroffen, das ist ihr gutes demokratisches Recht, aber wie im Fußball gilt: nachtreten ist nicht. Die Scheidung Großbritannien-EU ist sauber und anständig durchzuführen und ich hoffe ganz ausdrücklich, dass es den Briten auch in Zukunft noch gut geht. Sind ja trotz allem noch gute Nachbarn im europäischen Haus, und Europa ist nun mal nicht EU. Siehe z.B. die Schweizer, die schaffen's auch, Europäer zu sein, ohne in der EU zu sein. EU-Mitgliedschaft ist mitnichten Voraussetzung für freundschaftliche Beziehungen in Europa.
Europa war zwar zu Beginn nur eine Wirtschaftsunion, aber später noch mehr. Eine Union früher verfeindeter Länder, die nun zusammen standen und ihre Probleme versuchten gemeinsam zu lösen und sich gegenseitig zu helfen.
Mich stört die Gleichsetzung von Europa und EU. Das sind zwei grundverschiedene Sachen. Man kann sehr wohl für eine partnerschaftliche europäische Zusammenarbeit sein und die real existierende Umsetzung in Form des Brüsseler Verwaltungsmonsters, das satte 5% des EU-Budgets für den Unterhalt seiner zahlreichen Institutionen und sehr gut bezahlten Mitarbeiter verbrät, etwas kritisch sehen.
Ist die Europäische Union denn wirklich "mehr" als es frühere Entwicklungsstufen (Montanunion, EWG, EG) waren? Oder haben nicht mit dem Aufblähen die Legitimationsprobleme im großen Stil erst angefangen? Klar: "Europa" war von Anfang an ein Projekt der Eliten, aber solange es eine Wirtschaftsunion selbständiger Nationen war, war die Akzeptanz in der Bevölkerung hoch. Der Sinn und Zweck des Ganzen war ja klar. Als es zur erweiterten Union wurde, die sich ohne demokratische Legitimation immer mehr Kompetenzen angeeignet hat und immer mehr eine Politik der vollendeten Tatsachen gefahren hat, z.B. bei der Aufnahme neuer Länder oder der Einführung einer Gemeinschaftswährung oder jüngst bei TTIP & Co, ist die breite Masse, die das Projekt EU immer wohlwollend-positiv begleitet hatte, immer kritischer geworden. Alles das wurde bzw. wird (TTIP!) durchgedrückt, ohne die Bevölkerung zu fragen. Eigene Regeln wie "No Bail-Out" werden reihenweise gebrochen und durch politisch opportunes Geschacher in Hinterzimmerchen ersetzt, und allzu oft hat man auch den Eindruck, dass die wahren Entscheider die zahlreichen Lobbyisten sind, denn mangels einer europäischen (Medien-)Öffentlichkeit ist die Überwachung des Ganzen eher gering. Wundert dich, dass die Bevölkerung dann immer EU-kritischer wird? Mich nicht. Kein bisschen.
Die Briten waren immer ein wenig eigen. Gibt es nicht in jeder Familie einen Stinkstiefel?
Das finde ich respektlos und beleidigend gegenüber den Briten.
Vor allem, da Deutschland als Profiteur aus der ganzen Schuldenkrise hervor geht
Ui, das ist gewagt. Dann hoffen wir mal ganz, ganz feste darauf, dass die deutschen Bürgschaften und Haftungsrisiken in Zusammenhang mit Griechenland nicht fällig gestellt werden. Denn sonst ist Deutschland mit einem Schlag pleite.