Wenn der Ort stirbt…

  • Am Schlimmsten fand ich in den letzten Jahren den Untergang der Galeria Kaufhof. Die unzähligen Rettungsversuche eines Geschäfts, das ich seit meiner Kindheit kannte, hat mich noch am meisten entsetzt. Und vor 4 Wochen war dann endgültig Schluss.

    Schlimm wegen des Ladens oder Schlimm weil "Große Lücke" im Stadtbild?
    Aus meiner Sicht war es doch unumgänglich, dass diese Buden einfach mal dichtmachen. Sie sind doch sinnbildlich dafür, dass es uns im Stadtkonzept an Anpassung mangelt. Niemand braucht mehr ein ein Warenhaus in Zeiten des Internets.


    Aber bei uns in der Stadt ist es ähnlich. Die klassischen Einzelhändler sterben aus. Aus meiner Sicht weil Sie eben versuchen rein über den Preis im Markt zu bleiben. Das ist aber zum Scheitern verurteilt, weil die Einzelhändler weder in Sachen Preis noch Angebot mit den Internet konkurrieren können. Wenn Sie also keinen deutlichen Mehrwert bieten in "Beratungskompetenz", "Kundenservice" oder sonstwas, haben Sie heute einfach einen schwierigen Stand.

    Und wenn ein Laden ausstirbt und durch einen 1€-Shop ersetzt wird, verbessert das auch nicht unbedingt die Attraktivität der Stadt. Dann stirbt der nächste und es kommt wieder so ein Billigladen. Und schon beginnt der Dominoeffekt unaufhaltsam loszulaufen...

  • Schlimm wegen des Ladens oder Schlimm weil "Große Lücke" im Stadtbild?

    Rein sentimental. Ich bin dort seit 20 Jahren nicht mehr einkaufen gewesen. Die Produkte sind zu teuer, die Parkplätze kosten extra und so weiter... dort gab es nichts, was man nicht an anderer Stelle schneller und billiger bekommt. Aber man ist eben gerne mal durch geschlendert...


    Dass das Ding weg ist kann ich absolut nachvollziehen. Die Bude wurde viel zu lange künstlich am Leben gehalten.

    Einmal editiert, zuletzt von Prodigy1971 ()

  • Es gibt halt irgendwie absolut keinen Grund mehr in die Innenstädte zu gehen. Früher habe ich es geliebt einfach durch die Kölner City zu stöbern, vor allem als Kind. Es gab überall Läden mit Spielwaren, Sachen zu sehen etc. Als Erwachsener war man dann gerne bei Saturn und co. Und heute? Die Läden dies es noch gibt in den Städten sind lieblose Ketten, oder Läden mit total überzogenen Preisen (Saturn und Co), wo zudem die Auswahl immer weniger wird. Wenn ich jetzt shoppen gehen will, fahre ich nicht mehr nach Köln oder DDorf, sondern gehe hier bei uns in Städtchen und steure immer 2 Läden an: Thalia (weil es andere Buchläden nicht mehr gibt und die Spiele haben) und Müller. Müller lustigerweise genau deshalb, weil es das ist was Kaufhof immer war: Ein Laden wo es alles gibt, von Parfüm zu Spielwaren. Da ist auch immer voll. Deshalb glaube ich durchaus, dass das Konzept "Warenhaus" durchaus noch funktionieren würde, wenn man es mal clever Aufzieht. Siehe zb. auch die Stolz-Kaufhäuser in Norddeutschland. Die funktionieren auch noch

  • Schlimm wegen des Ladens oder Schlimm weil "Große Lücke" im Stadtbild?

    Rein sentimental. Ich bin dort seit 20 Jahren nicht mehr einkaufen gewesen. Die Produkte sind zu teuer, die Parkplätze kosten extra und so weiter... dort gab es nichts, was man nicht an anderer Stelle schneller und billiger bekommt. Aber man ist eben gerne mal durch geschlendert...


    Dass das Ding weg ist kann ich absolut nachvollziehen. Die Bude wurde viel zu lange künstlich am Leben gehalten.

    und so wird es jedem einzelnen Laden ergehen, wenn wir nicht umdenken.


    Zwei Punkte hast du ja schon angesprochen: Keine Parkplätze in der Nähe, oder nur teure Parkmöglichkeiten.

    Dazu auch keine "gemütliche" Atmosphäre wo ich auch mal Lust hätte Zeit zu verbringen. Ich hab doch keine Lust mir ein Brötchen vom Billigbäcker neben der Autoschlange inkl. Lärm zu essen. Zumindest bei uns kommen dann auch noch unterschiedliche Öffnungszeiten dazu! In 2024! Der eine Laden hat Dienstag Ruhetag, der nächste Laden macht Mittagspause. Der übernächste Laden macht auch Mittagspause, aber zu anderen Zeiten. Dann bekomme ich vllt meine gewünschte Ware nicht, weil sie bestellt werden muss. Und dann muss ich noch ein weiteres mal in die Stadt gurken mit all seinen Nachteilen? Nee, da habe ich keinen Nerv zu. Da bestelle ich einfach im Internet und bekomm das Zeug schneller und billiger.


    Und unsere großen Lebenmittelgeschäfte fangen jetzt auch noch an sich unattraktiv zu machen. Unser lokales Edeka-Center wurde von mir jede Woche für den Wocheneinkauf aufgesucht. Und für eine Familie lässt man dort so 150-200€. Dann wurde das Konzept umgeworfen und das Geschäft spezialisiert sich auf Leute, die gerne täglich einkaufen gehen. Jetzt kann ich mir vorne Maiskörner und Bohnen für einen Salat abwiegen und mir ein fertig gegrilltes Hähnchen kaufen oder im Restaurant essen gehen. Gleichzeitig wurden die Kassenbänder so klein gestaltet, dass es auch wirklich absolut unmöglich geworden ist dort auch nur 1/3 des Wocheneinkaufs zu platzieren.

    Ergebnis: Ich gehe dort absolut gar nicht mehr einkaufen sondern bestelle alles bei Picnic. Ist auch nicht teurer und ich bekomme das Zeug pünktlich nach Hause geliefert.

  • Mich brauchst du da nicht ansprechen, ich hab nix RSPiges geschrieben ... :)

    Streng genommen stinkt das ganze Thema hier recht übel nach RSP. Aber kann man ja ignorieren. *klick* :)

    Dem zweiten Teil stimme ich zu, dem ersten nur bedingt.

    Erst mal geht es hier um wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen, die nicht per se politisch sind. Unser westliches (und zum Großteil das globale) Wirtschaftssystem ist wie es ist, vollkommen unabhängig davon, ob irgendwo irgendeine Ampel regiert, eine AfD, eine CDU oder irgendwelche überzeugten Sozialisten. Auch in den USA ändert sich das wirtschaftliche Grundsystem nicht, egal ob nun ein Biden, ein Trump, eine Harris oder sonst wer im Amt sitzt. Und das System wird sich auch nicht so schnell ändern, egal unter welcher Regierung.

    Man KANN natürlich einfach mal leere politische Worthülsen raushauen, die mit dem Thema nix zu tun haben, wie Corin das gemacht hat, um irgendein politisches Statement zu setzen, dann wird das Thema ratzfatz RSP. Aber für sich genommen ist das Thema so frei von RSP wie die Frage nach Brettspielpreisen.

    Einmal editiert, zuletzt von Huutini ()

  • Gleichzeitig, und das ist ein riesiges Problem, wird das Arbeiten in kleinen Jobs immer unattraktiver.

    Mein Vater war Supermarktleiter. Dann kam jemand auf die Idee Ladenöffnungszeiten zu erhöhen. Das führte zu Arbeitszeiten: Von 6 bis 21 Uhr + 60 Min pendeln. Das bei einer 6 Tageswoche. Personal war damals nicht ausreichend vorhanden. (und wenn war es oft so das Krankheit, Urlaub jede Planung durchkreuzte). Ach ja Gehalt gab es - aber nicht attraktiv. (Ok Zeit zum Ausgeben hatte er eh nicht :-)). Warum ich mich wohl für einen Büro Arbeitsplatz entschieden hatte? Mit 27 habe ich mehr verdient, als mein Vater.

    Also macht man Arbeitsplätze attraktiv -> werden die teuer -> das muss man halt erstmal einnehmen -> das erhöht die Preise -> das reduziert die Kundschaft. In diesem Kreislauf werden noch einige Läden auf der Strecke - auch in Großstädten - bleiben

  • Und unsere großen Lebenmittelgeschäfte fangen jetzt auch noch an sich unattraktiv zu machen.

    Lebensmittel kaufe ich nach wie vor im Supermarkt und das sehr gerne. Da würde ich gar nicht auf den Gedanken kommen, das online zu kaufen und liefern zu lassen. Ich bin schon kein Freund vom Eismann oder Bofrost. Ich laufe durch den Laden und packe ein was ich brauche und auch was ich nicht brauche. Das wird vermutlich auch so bleiben.

  • Müller lustigerweise genau deshalb, weil es das ist was Kaufhof immer war: Ein Laden wo es alles gibt, von Parfüm zu Spielwaren. Da ist auch immer voll.

    This. In unserem Ort (85.ooo Einwohner) hat der Kaufhof unser innerstädtisches Einkaufszentrum dominiert und auf mehr als 4 Etagen inkl. gut gehender Gastronomie gab es alles was man brauchte oder auch einfach nur haben wollte. Dabei haben die kleineren Einzelhändler nicht etwa darunter gelitten, sondern eher von dem großen "Player" profitiert. Wenn man z.B. xy kaufen wollte, ging man sowohl in den spezialisierten Einzelhandel als auch in den Kaufhof um zu vergleichen oder einfach eine größere Auswahl zu haben. Benötigte man irgendetwas bestimmtes... der Kaufhof hatte es. Nachdem der geschlossen hatte. Ende. Der Pull-Faktor Kaufhof war weg. Ich müsste heute erstmal recherchieren, ob es einen entsprechenden Laden heute überhaupt noch gibt. Ein bisschen konnte das durch die Umgestaltung und Sanierung des EKZ mit der Ansiedlung großer Ketten (Saturn, H&M, Müller, Thalia etc.) aufgefangen werden, aber letzten Endes ist der Verfall der Innenstadt/das Ladensterben offensichtlich. Als dann auch noch ein paar Jahre später ein großer Bekleidungshändler (ebenfalls auf 4 Etagen mit gut gehender Gastro) zugemacht hat, hat es das alles nur noch weiter beschleunigt.

    The dice decide my fate. And that's a shame.

  • Zum Thema Parken in den Innenstädten: Ja das wird immer teurer, oft politisch gewollt, da es ja das Ziel ist, Autos aus den Innenstädten zu verbannen, leider meist ohne sinnvolle Alternativen zu schaffen. Und wenn man ehrlich ist, nen Einkauf mit 3 vollen Taschen mit dem ÖPNV ist oftmals bei den vollen Busses und Bahnen dann doch auch wieder keine Alternative meist. ABER: Das ist ja der Witz an der Sache. So teuer ist das parken dann doch nicht. Beispiel Köln: Wenn ich mim Auto in die Stadt fahre und da 4 Stunden parke, bin ich immer noch günstiger dran, als wenn ich bei nem P+R parke und mit der Bahn in die Stadt fahre. Das Einzelticket für die Bahn ist schon für eine Person deutlich teurer, als die Parkgebühren. Wenn man mit der Familie fährt sowieso. Zudem gibt es ja immer mehr Parkhäuser mit diesen Parkkarten, so dass man im Prinzip locker für 1€ die Stunde auch direkt in den Parkhäusern der Großstädte parken kann. Also das Parken ist für mich weder Problem noch Hindernis. Es gibt nur einfach kaum noch Gründe in die Innenstädte zu fahren, da da nix mehr von Interesse ist an Einkaufsmöglichkeiten

  • Habt ihr ähnliche Erfahrungen in euren Heimatorten gemacht?

    Ersetze Heimatort durch Wohnort, dann ja. Mein Musterbeispiel: In ganz Aachen (gute viertel Million Einwohner) gab es, Stand letztes Jahr, nur noch sechs (!!) Metzger, allesamt in eher ländlichen Randbezirken. In der Innenstadt hat der letzte 2023 zugemacht.

    In der Innenstadt gibt es viel Leerstand, und wenn man die aus Förderprogrammen (mit)finanzierten Geschäfte rausrechnet, wäre es noch schlimmer. Aber nachhaltig ist das auch nicht, denn die meisten dieser Geschäfte sind nach Auslaufen der Förderung auch bald wieder zu.

    Hauptproblem hier ist IMHO, dass ein Jahrhunderte-altes, bewährtes Modell durch das Internet ins Wanken gerät. Nämlich dass die Städte ihre Aufgaben im wesentlichen dadurch finanzieren, dass sie sichere Handels- und Marktplätze bieten, und dafür dann einen kleinen Anteil der Umsätze in Form von Steuern und Abgaben einkassieren. Wenn Amazon & Co jetzt diese Umsätze abziehen, dafür auch städtische Infrastruktur nutzen, aber null Beitrag zu den Kosten tragen (auch weil europäische Politiker spezielle Steuerdeals gemacht haben; die Fehler muss man immer auch auf der eigenen Seite suchen), dann wird höchstens Jeff Bezos dadurch von steinreich zu noch steinreicher, aber unsere Städte verarmen dabei.

  • Lebensmittel kaufe ich nach wie vor im Supermarkt und das sehr gerne. Da würde ich gar nicht auf den Gedanken kommen, das online zu kaufen und liefern zu lassen. Ich bin schon kein Freund vom Eismann oder Bofrost. Ich laufe durch den Laden und packe ein was ich brauche und auch was ich nicht brauche. Das wird vermutlich auch so bleiben.

    Genauso dachte ich auch immer. Aber wie gesagt: das geht bei uns nicht mehr! Auf das Gehampel am Kassenband jede Woche habe ich keinen Bock. Wenn ich noch 2/3 der Waren in meinem Wagen habe weil einfach kein Platz auf dem Band ist, dann funktioniert das einfach nicht. Und hinter der Kasse hat die Kassiererin ungelogen ca. 30 Zentimeter Platz, um das was eingescannt wurde zu parken, bevor ich das wieder einpacken kann. Ich kann es aber nicht einpacken, weil mein Wagen ja noch voll ist. Den Schwachsinn habe ich 2x mitgemacht und dann Picnic ausprobiert. Dabei habe ich dann festgestellt, dass das wirklich richtig gut funktioniert und seitdem kommt Picnic eben einfach jede Woche und ich lasse da meine 150-200€.

    Ich habe das vor Ort auch angesprochen und die Kassiererin sagte mir auch, dass sie das genauso blöd empfindet. Den Chef interessierts aber nicht und deswegen ist das halt so. Na gut, dann ist es halt so. Aber wenn man so agiert muss man sich nicht wundern, wenn dann auch mal die Kunden abwandern.

  • Mich brauchst du da nicht ansprechen, ich hab nix RSPiges geschrieben ... :)

    Streng genommen stinkt das ganze Thema hier recht übel nach RSP. Aber kann man ja ignorieren. *klick* :)

    Dass die Welt sich ändert ist Fakt und lässt sich wertfrei beobachten. Schon länger haben wir einen Trend hin zum Globalismus und Kapitalismus. Aktuell lässt sich beobachten, dass der kapitalistische Trend extrem wird und flächendeckend im Neoliberalismus mündet. Der globalistische weicht z.T. wieder Protektionismus und Nationalismus. All diese Tatsachen lassen sich wertfrei feststellen; das hat nichts mit Glaubens- oder Ideologiefragen zu tun.


    Der Kommentar von Corin ist allerdings definitiv RSP und somit 100% fehl am Platz hier. Da könnte ich jetzt Absätze über Absätze dazu schreiben wenns nicht so dolle RSP wär.

  • Okay, da mein wirtschaftlicher Beitrag irrigerweise gelöscht wurde, nochmal ohne "RSP":

    Unser Wirtschaftssystem ist nicht auf eine breite Nahversorgungsbasis ausgelegt, sondern verengt sich immer weiter in wenige Konzerne, daher wird sich das weiter in diese Richtung entwickeln. (Dafür gibt es Fachausdrücke, die aber offenbar RSP sind ...)

    Gern geschehen. :)

  • Und unsere großen Lebenmittelgeschäfte fangen jetzt auch noch an sich unattraktiv zu machen.

    Lebensmittel kaufe ich nach wie vor im Supermarkt und das sehr gerne. Da würde ich gar nicht auf den Gedanken kommen, das online zu kaufen und liefern zu lassen. Ich bin schon kein Freund vom Eismann oder Bofrost. Ich laufe durch den Laden und packe ein was ich brauche und auch was ich nicht brauche. Das wird vermutlich auch so bleiben.

    Ich lasse im Normalfall niemals Lebensmittel liefern. Aber ich finde es gut, dass es mittlerweile Möglichkeiten dazu gibt. Als meine Frau und ich beide Corona hatten waren wir froh darüber, dass wir von tegut liefern lassen konnten. Ich konnte per KK bezahlen und der Lieferant konnte die Sachen kontaktlos vor die Tür stellen. Wir hatten ein gutes Gewissen dabei, weil wir so die Mitarbeiter und anderen Kunden im Supermarkt nicht gefährden mussten.


    Danach machte ich mir Gedanken darüber und mir fiel auf, wie nützlich diese Möglichkeit ist für Ältere und Menschen, die in in der Bewegungsfähigkeit eingeschränkt sind.

  • Lebensmittel kaufe ich nach wie vor im Supermarkt und das sehr gerne. Da würde ich gar nicht auf den Gedanken kommen, das online zu kaufen und liefern zu lassen. Ich bin schon kein Freund vom Eismann oder Bofrost. Ich laufe durch den Laden und packe ein was ich brauche und auch was ich nicht brauche. Das wird vermutlich auch so bleiben.

    Ich lasse im Normalfall niemals Lebensmittel liefern. Aber ich finde es gut, dass es mittlerweile Möglichkeiten dazu gibt. Als meine Frau und ich beide Corona hatten waren wir froh darüber, dass wir von tegut liefern lassen konnten. Ich konnte per KK bezahlen und der Lieferant konnte die Sachen kontaktlos vor die Tür stellen. Wir hatten ein gutes Gewissen dabei, weil wir so die Mitarbeiter und anderen Kunden im Supermarkt nicht gefährden mussten.


    Danach machte ich mir Gedanken darüber und mir fiel auf, wie nützlich diese Möglichkeit ist für Ältere und Menschen, die in in der Bewegungsfähigkeit eingeschränkt sind.

    Ich bin auch eher so jemand, der spontan entscheidet was gekocht wird und dann ebenso spontan einkaufen gehen will. Die Sofort-Lieferservices (Gorillaz, Flink, Getir, etc.) sind da keine Option, weil sie meist ein deutlich eingeschränktes Sortiment haben. (Und außerdem sind sie auch teuer.) Der Rewe-Lieferservice hat mir zu lange Vorlaufzeiten – so organisiert bin ich leider nicht. Und Lieferservices werden ja meines Wissens eh nur von den schickeren Supermarkt-Ketten angeboten. Wer seinen Tageseinkauf bei Aldi, Penny oder Lidl macht, muss nach wie vor selbst laufen.


    Ich weiß aber auch nicht, ob die Debatte über Lieferdienste nicht am Kern der Problematik vieler Leute auf dem Land vorbei schießt. Wird denn ein Lieferservice dort überhaupt angeboten? Oder ist das wieder so ein Fall von Dienstleistung, die dort nicht existiert wo sie am meisten Nutzen hätte.

  • Lebensmittel kaufe ich nach wie vor im Supermarkt und das sehr gerne. Da würde ich gar nicht auf den Gedanken kommen, das online zu kaufen und liefern zu lassen. Ich bin schon kein Freund vom Eismann oder Bofrost. Ich laufe durch den Laden und packe ein was ich brauche und auch was ich nicht brauche. Das wird vermutlich auch so bleiben.

    Genauso dachte ich auch immer. Aber wie gesagt: das geht bei uns nicht mehr! Auf das Gehampel am Kassenband jede Woche habe ich keinen Bock. Wenn ich noch 2/3 der Waren in meinem Wagen habe weil einfach kein Platz auf dem Band ist, dann funktioniert das einfach nicht. Und hinter der Kasse hat die Kassiererin ungelogen ca. 30 Zentimeter Platz, um das was eingescannt wurde zu parken, bevor ich das wieder einpacken kann. Ich kann es aber nicht einpacken, weil mein Wagen ja noch voll ist. Den Schwachsinn habe ich 2x mitgemacht und dann Picnic ausprobiert. Dabei habe ich dann festgestellt, dass das wirklich richtig gut funktioniert und seitdem kommt Picnic eben einfach jede Woche und ich lasse da meine 150-200€.

    Ich habe das vor Ort auch angesprochen und die Kassiererin sagte mir auch, dass sie das genauso blöd empfindet. Den Chef interessierts aber nicht und deswegen ist das halt so. Na gut, dann ist es halt so. Aber wenn man so agiert muss man sich nicht wundern, wenn dann auch mal die Kunden abwandern.

    Ich glaube einfach, dass die meisten Leute nicht mehr das Model "Wocheneinkauf" leben, und wenn dann eher bei Aldi als bei Edeka. Sowohl bei mir, als auch in meinem kompletten Umfeld ist es so, dass alle immer eher mehrmals die Woche was für den Tag selbst holen gehen als einmal die Woche groß. Ist von den Supermärkten ja bestimmt auch so gewollt, da hier dann mehr Potential für "Spontankäufe" entsteht. Woran liegt das? Also für mich selbst kann ich sagen, hauptsächlich daran, dass ich keine Lust mehr habe, meinen Samstag für sowas wie Einkaufen "zu opfern". Zudem tut es im Home Office auch gut, einfach mal in der Pause frische Luft zu schnappen und zum Supermarkt zu gehen. Ist für mich auch so ne Art Ritual geworden

  • Zum Glück gibt es aber Ausnahmen: bei uns am Ort gibt es einen 400 Jahre alten Bäcker .....

    ..tja, wenn man einen Vampir oder den Highlander als Bäcker hat, ist das ja kein Problem.... :D


    Ich wohne in einem 1.000 Seelen Dorf, als ich jung war, gab's dort 2 Metzger, einen Bäcker, einen Kurzwarenladen, zwei Lebensmittelläden, eine Postfiliale, drei Gaststätten,....

    Heute gibt's gar nichts mehr davon, zuletzt hat der Bäcker im vergangenen Jahr zugemacht, er wollte ob seines Alters den Pachtvertrag nicht nochmals zehn Jahr verlängern und auf fünf Jahre haben sich die Eigentümer nicht einlassen wollen.... jetzt kommt in die Verkaufsräume der ehemaligen Bäckerei ein Bäcker aus dem Nachbarort und verkauft dort stundenweise Backwerk.... ach ja, einmal die Woche kommt ein "Fischauto" und verkauft dann ca. 1 Stunde....


    Es könnte sicherlich besser sein, also die Versorgung im Dorf, vor allem die ältere Bevölkerung ist hier auf Unterstützung angewiesen.

    Solange man noch halbwegs mobil ist, kann man das organisieren, wenn das nicht mehr funktioniert, dann muss ich mir wohl eine andere Möglichkeit überlegen....

    Einmal editiert, zuletzt von DiSta ()

  • Ich glaube einfach, dass die meisten Leute nicht mehr das Model "Wocheneinkauf" leben, und wenn dann eher bei Aldi als bei Edeka. Sowohl bei mir, als auch in meinem kompletten Umfeld ist es so, dass alle immer eher mehrmals die Woche was für den Tag selbst holen gehen als einmal die Woche groß. Ist von den Supermärkten ja bestimmt auch so gewollt, da hier dann mehr Potential für "Spontankäufe" entsteht. Woran liegt das? Also für mich selbst kann ich sagen, hauptsächlich daran, dass ich keine Lust mehr habe, meinen Samstag für sowas wie Einkaufen "zu opfern". Zudem tut es im Home Office auch gut, einfach mal in der Pause frische Luft zu schnappen und zum Supermarkt zu gehen. Ist für mich auch so ne Art Ritual geworden

    Aber es wäre ja ein Einfaches gewesen zumindest beide Optionen möglich zu machen. Ich habe Kinder und nur sehr begrenzte Zeit neben dem Beruf. Wenn es mir nicht möglich ist einen klassischen Wocheneinkauf zu machen fühle ich mich im "Handlungszwang". Dann ändere ich das im Zweifel. Und wenn ich so gucke wie oft bei uns in der Straße Picnic ausliefert, bin ich bei weitem nicht der Einzige, der das wohl so macht. Und wie gesagt: Ich habe es vor Ort angesprochen und mir wurde glaubhaft versichert, dass denen das bewusst ist, und es so gewollt ist. Gut, dann bin ich einfach nicht mehr Zielgruppe. Kann ja sein.

    Aber es soll mir hinterher in ein paar Jahren keiner die Ohren vollheulen (wie es jetzt in den Innenstädten bei den Einzelhändlern passiert), dass es ja alles so schlimm ist. Wer sich nicht kundenorientiert aufstellt, bekommt heute die Quittung schneller als man gucken kann.

  • Thalia (weil es andere Buchläden nicht mehr gibt und die Spiele haben)

    Thalia IST einer der Hauptgründe, warum viele Buchläden nicht mehr existieren oder kurz vorm Sterben sind. Der Konzern ist ganz groß darin, kleine Buchläden aufzukaufen oder zu verdrängen.

    Einmal editiert, zuletzt von krakos ()

  • So, ich habe jetzt vier Beiträge wegen Meldungen "RSP" gelöscht. Den nächsten Beitrag lösche ich nicht, sondern werde das Thema in den RSP Bereich verschieben.

    "We are the unknowns. Lower your shields and surrender your ships. We will add your biological and technological distinctiveness to our own. Your culture will adapt to service us. Resistance is futile."


    Meine Spiele: Klick mich

  • Thalia (weil es andere Buchläden nicht mehr gibt und die Spiele haben)

    Thalia IST einer der Hauptgründe, warum viele Buchläden nicht mehr existieren oder kurz vorm Sterben sind. Der Konzern ist ganz groß darin, kleine Buchläden aufzukaufen oder zu verdrängen.

    Weiss ich, finde ich auch nicht gut. Ändert aber nix daran, dass ich mangels Alternativen dann dahingehe

  • Bei mir können keine Läden schließen, gibt ja auch kaum welche…

    Außer einem kleineren Edeka (mit Kettenbäckerei und Postschalter ohne Geld), Apotheke und ein Friseur gibts hier nichts. Man muss in den nächsten Ort (sind zwar nur 4km , aber ohne Auto blöd) fahren. Was es dafür gibt, ist ein Hofladen des örtlichen Landwirts mit Fleisch, Wurst, Eier, Gemüse und Obst. Alles von hier und selbstgeschlachtet/geerntet, aber eben auch etwas teurer. Die Qualität und auch Geschmack ist spürbar besser, das unterstützt man doch gern!

    Dafür sind die Immobilienpreise hier günstiger, im näheren Umfeld der Städte ist sowas schier unbezahlbar. Zudem „stirbt“ der berühmte Mittelstand immer mehr aus. Entweder verdient man gut - und kauft dann eher in hochpreisigen Läden - oder der Verdienst reicht gerade so zum Rechnungen bezahlen, dann ist der Discounter die erste Wahl…

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

  • Als wir vor 28 Jahren aus einem frankfurter Stadtteil ins Münsterland gezogen sind, war ich überrascht was es hier (30.000 EW) noch alles gab: ein kleines Kaufhaus, 3 Metzger in 1 km Umkreis, jede Menge Gaststätten. Das meiste davon war in Frankfurt-Rödelheim bereits gestorben. Auf der anderen Seite gab es selbst im nahen Münster noch keinen Saturn oder Media-Markt.

    Dann habe ich das Sterben nochmal erlebt: erst das Kaufhaus, inzwischen gibt es nur noch einen Netzger im Ortskern, ständig schließen Gaststätten ohne dass irgendwo neue entstehen. Dafür gibt es in Münster schon lange Saturn und Media-Markt.

    Allein in diesem Winter schlossen wieder 2 Gaststätten und eine Bäckerei.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

    ______________________________

    I'm old enough to know what's wise
    and young enough not to choose it

  • Ich wohne seit 20 Jahren in einer Kleinstadt in der Nähe von München, also eigentlich ein Wachstumsgebiet.

    Tja, ich sage es mal so: Nähe München hört sich direkt nach "viel zu teuer" an. Da wohnen nur wohlhabende Pendler, die nach München rein fahren.

    Als Angestellter im kleinen Laden kannste Dir das nicht leisten.

  • Das hat aus meiner Sicht weniger was mit dem Mittelstand zu tun, sondern geänderten Kaufgewohnheiten - und im Falle der Bäcker mit Arbeitsbedingungen (weswegen niemand die Bäcker übernehmen wollte). Geschäfte lohnen sich halt dann, wenn ausreichend Leute ihr Geld da lassen. Und ich mag z.B. das "alles unter einem Dach"-Konzept. Obst, Gemüse, Corn Flakes und Batterien. Dazu noch 3 Pils und einen höherpreisigen Rotwein als Gastgeschenk. Da würde ich jetzt ungern das Vierfache der Zeit opfern, um 5 Läden aufzusuchen. Dasselbe Phänomen kann man seit Jahren auf Wochenmärkten beobachten. Die sterben auch weg.


    Was aus meiner Sicht richtig weh tut, sind fehlende Bank- und Postfilialen. Letztere kann man teils mit Apps ersetzen - aber man muss doch irgendwie immer noch hin.


    Also müssten sich solche Läden eben überlegen, in welchem Umfang sie mit einem gut sortierten Edeka / Marktkauf mithalten können, die ja teilweise beim gleichen Großhändler einkaufen. Können sie das überhaupt?

  • Das hat aus meiner Sicht weniger was mit dem Mittelstand zu tun, sondern geänderten Kaufgewohnheiten - und im Falle der Bäcker mit Arbeitsbedingungen (weswegen niemand die Bäcker übernehmen wollte). Geschäfte lohnen sich halt dann, wenn ausreichend Leute ihr Geld da lassen. Und ich mag z.B. das "alles unter einem Dach"-Konzept. Obst, Gemüse, Corn Flakes und Batterien. Dazu noch 3 Pils und einen höherpreisigen Rotwein als Gastgeschenk. Da würde ich jetzt ungern das Vierfache der Zeit opfern, um 5 Läden aufzusuchen. Dasselbe Phänomen kann man seit Jahren auf Wochenmärkten beobachten. Die sterben auch weg.


    Was aus meiner Sicht richtig weh tut, sind fehlende Bank- und Postfilialen. Letztere kann man teils mit Apps ersetzen - aber man muss doch irgendwie immer noch hin.


    Also müssten sich solche Läden eben überlegen, in welchem Umfang sie mit einem gut sortierten Edeka / Marktkauf mithalten können, die ja teilweise beim gleichen Großhändler einkaufen. Können sie das überhaupt?

    Danke. Und, wie ich hier ja auch schon geschrieben habe, hat sich zusätzlich zu den Arbeitsbedingungen die Arbeitswelt in den letzten 2-3 Jahrzehnten auch nochmal sehr intensiv ("was mit Medien") verschoben - und Mobilität und Informationstechnologie führen halt einfach auch zur mehr Alternativen abseits der Ausbildung im Dorfbetrieb (und unser Bildungssystem wurde irgendwann auf Studium ausgerichtet - was vielen Bereichen zusätzlich Nachwuchs abgreift)

  • h tut, sind fehlende Bank- und Postfilialen. Letztere kann man teils mit Apps ersetzen - aber man muss doch irgendwie immer noch hin

    hm - ich habe 2x Mal in den letzten 2 Jahrzehnten eine Bankfiliale aufgesucht/benötigt.

    Was machst Du da dauernd?

    "We are the unknowns. Lower your shields and surrender your ships. We will add your biological and technological distinctiveness to our own. Your culture will adapt to service us. Resistance is futile."


    Meine Spiele: Klick mich

  • 2x Mal in den letzten 2 Jahrzehnten

    dauernd

    :D :D :D

    geekeriki.tv

    YouTube.com/geekeriki

  • Seit man in Supermärkten auch Bargeld bekommt, brauche ich auch keinen Geldautomaten mehr.

    Beim Aldi an der Kasse eben 100€ bar mitnehmen und die Sache ist gegessen. Wobei ich auch heutzutage mit 100€ Bargeld gefühlt nen halbes Jahr auskomme. :D

  • Bedenkt bitte bei dem neumodischen Kram, welches auch ich nutze (vieles Online erledigen), es gibt in unserer überalterten Gesellschaft auch Leute, die nicht so affin sind. Da schmerzt es schon kein persönlichen Vorort-Service mehr zu haben.

    Selbst Geld am Automaten abheben ist für sie ein Ausflug ins Abenteuerland.

  • Seit man in Supermärkten auch Bargeld bekommt, brauche ich auch keinen Geldautomaten mehr.

    Plus, mittlerweile nehmen Banken ja auch Gebühren von eigenen Kunden, wenn sie am Automaten Geld holen!

    Im Supermarkt halt nicht; selbst mein Biomarkt bietet diesen Service mittlerweile an...

  • Bedenkt bitte bei dem neumodischen Kram, welches auch ich nutze (vieles Online erledigen), es gibt in unserer überalterten Gesellschaft auch Leute, die nicht so affin sind. Da schmerzt es schon kein persönlichen Vorort-Service mehr zu haben.

    Selbst Geld am Automaten abheben ist für sie ein Ausflug ins Abenteuerland.

    Aus diesem Grund habe ich sowohl Eltern als auch Großmutter OnlineBanking und das Bezahlen mit Karte/Smartphone beigebracht. Anstatt der "guten alten Zeit" hinterherzutrauen sollte man vielmehr mit der Zeit gehen.

  • Bedenkt bitte bei dem neumodischen Kram, welches auch ich nutze (vieles Online erledigen), es gibt in unserer überalterten Gesellschaft auch Leute, die nicht so affin sind. Da schmerzt es schon kein persönlichen Vorort-Service mehr zu haben.

    Selbst Geld am Automaten abheben ist für sie ein Ausflug ins Abenteuerland.

    wer soll das bezahlen? Ich denke, dass man sich vorbereiten muss, dass nichts so bleibt wie es war. Und ab und zu mal die Spielregeln des Lebens lesen muss. (Ich weiß selbst nicht wie das mal bei mir im Alter wird - ohne Kinder, die einen mal up-to-date bringen)