9. #XCom
Spieler: 1-4 | Sweetspot: 4
[Blockierte Grafik: https://5images.cgames.de/images/gamestar/226/xcom-the-board-game-720p_2496374.jpg]
Mit Platz 9 leiten wir die einstelligen Top-Plätze ein und es wird interessant! Wahrscheinlich ist auch schon Platz 9 einer derer, die die meisten hier mindestens eine Augenbraue hochziehen lassen. Ein Echtzeitspiel? Mit App? Und Lizenz? Bah!
Mitnichten! XCom gehört für mich wieder zu den Spielen, deren wahre Größe verkannt wird. Daher möchte ich auf die einzelnen Punkte eingehen. Doch zuvor ein paar grundsätzliche Worte zu XCom. XCom ist ursprünglich ein PC-Spiel aus 1994, in Deutschland verkauft unter dem Namen "Ufo - Enemy Unknown". In der Vorlage (wie im Brettspiel auch) wird die Erde von außerirdischen Invasoren angegriffen und die Menschheit rafft sich noch einmal zusammen, vergisst alle zwischenmenschlichen Konflikte und gründet aus den besten Spezialkräften der Welt die sog. XCom. Der Clou des PC-Spiels war damals schon, dass es sowohl Aufbau-Simulation und Basen-Management mit taktischem, rundenbasierten Bodenkampf verband. Auch das finden wir, wenn auch etwas abstrahierter, im Brettspiel wieder. In der Management-Phase musste man also seinen Stützpunkt finanziell sauber aufstellen, Truppen ausbilden, dein Einkauf von Waffen und Munition managen, Forschung betreiben und neue Technologien produzieren. Hat man dann ein Ufo abgeschossen, ist eines gelandet oder (noch schlimmer) wird ein großer Terrorangriff der Aliens auf eine Stadt gestartet, dann sollte man mit einem Trupp Soldaten eingreifen, um die Zivilisten zu retten und die (bei einem Absturz) überlebenden Aliens kalt machen. Der Trick neben einem verflucht hohen Schwierigkeitsgrad war, dass man die Soldaten mit Namen und individuellem Aussehen verändern konnte und dass sie von Mission zu Mission besser wurden. Irgendwann wuchsen einem die Soldaten ans Herz. Machte man seine Arbeit gut, dann stiegen die finanziellen Mittel. Rettete man nicht genügend Menschenleben, dann wendeten sich bestimmte Nationen von der XCom ab und versuchten, auf anderem Wege zu überleben. Dabei kann man es niemals allen recht machen. Werden zwei Städte angegriffen, wird man nur eine verteidigen können und so bleibt das Spiel bis zur letzten Runde ein Spiel spannender Entscheidungen. 2016 dann wurde das Spiel komplett neu aufgesetzt und neu interpretiert. Auf diesem Spiel basiert das XCom Brettspiel. Auch grafisch.
Das Brettspiel ist ein vollkooperatives Spiel, in dem die Spieler je eine Rolle einnehmen: Central Officer (kümmert sich um die App und die orbitale Verteidigung), Commander (kümmert sich um die Finanzen und die Verteidigung des Luftraums), Teamleiter (kümmert sich um die Ausbildung und Aussendung der Truppen und die Verteidigung des Stützpunktes) & Forschungsleiter (kümmert sich um die Forschung). Zwar hat jeder Spieler so seine eigenen Hoheitsbereiche, doch kommt man ohne Kooperation nicht weit. Ähnlich wie in der Vorlage ist der Schwierigkeitsgrad auf "Einfach" schon nicht zu verachten.
Ein Spiel mit App?!
Die App repräsentiert die Alien-Invasoren und steuert die Vorkommnisse. Dabei gibt jede Aufgabe nur gewisse Zeit zur Bearbeitung. Das kann natürlich hektisch werden, aber genau darum geht es: In der Hitze des Gefechts müssen Entscheidungen gefällt werden, die manchmal nicht die besten sind. Diese zur Verfügung stehende Zeit variiert je nach Spieleranzahl und Schwierigkeitsgrad. Allerdings muss man hier auch erwähnen, dass diese Phase weit weniger nervig ist, als es den meisten Erstspielern vorkommt, denn die Abläufe der App folgen immer einer festen Reihenfolge. Es gilt also auch - mit dem Wissen über folgende Aufgaben - die richtigen Schritte zu ziehen. Spielt man das Spiel nur 1x, fällt einem so etwas natürlich nicht auf. Die feste Reihenfolge hat aber auch ihren Grund, denn sobald die Aliens die Satellitenkommunikation der Menschen stören - wenn sie z.B. die Oberhand im Orbit erringen - dann würfelt die App die sonst logische Abfolge der Aufgaben durcheinander und hebt das auch farblich hervor.
Die App ist ein super Lehrmeister, bringt ein Tutorial mit und erklärt ein eigentlich komplexes Spiel sehr simpel. Es gibt sie auch als Software-Version für Windows und Mac, sodass man sich keine Sorgen machen muss, irgendwann nicht mehr spielen zu können.
Echtzeitspiel? Jein!
Das Spiel selbst teilt sich in eine Echtzeit- und eine Planungsphase. Die Echtzeit-Phase ist ja endlich. Den Großteil der Spielzeit verbringt man in der Planungsphase, in der kein Zeitdruck herscht. Wie schon oben beschrieben ist die Echtzeit-Phase weit weniger hektisch, wenn man die Reihenfolge der Aktionen verinnerlicht hat.
Was ist das besondere an XCom?
Das Spiel ist teambasiert wie kein zweites Spiel, das ich kenne! XCom ist ein Spiel, das man als Gruppe lernen kann. Das man lernen muss. Regeln sind eigentlich nie ein Thema durch die angenehme Führung der App. Da jeder Spieler nahezu immer Möglichkeiten hat, andere Spieler zu unterstützen, ist stetige Zusammenarbeit ein Muss. Das Spiel lebt von einer kommunikativen Gruppe. Wenn jeder nur seine Aktionen durchführt und für sich bleibt, hat man keine Chance und es macht auch keinen Spaß. Für XCom muss die Gruppe funktionieren wie eine gut geölte Maschine, und das benötigt nunmal 2-3 Runden Erfahrung. Dann aber wird man mit einem der besten Koopspiele belohnt, die es gibt!
Pro: Thema, Teamplay, Umsetzung, Material, alles ist top! Die App ist hervorragend programmiert, fühlt sich rund an und hilft ungemein. Darüber hinaus bietet sie Möglichkeiten, die analog nicht oder nur mit sehr viel Aufwand möglich wären. Beißt man sich hier mal durch die Einarbeitungszeit von 2-3 Partien, kommt das Spiel erst voll zur Geltung. PS: Ben2 hat eine hervorragende Podcast-Folge zu XCom aufgenommen, die man nich verpassen sollte: Regalgezwitscher – XCOM: Das Brettspiel – BenSpielt.de
Con: Verliert stark ohne Kenntnisse der PC-Vorlage. Ein Crysalid im PC-Spiel ist ein absoluter Angstgegner. Im Brettspiel ohne Vorkenntnisse der PC-Variante ist es einfach nur eine weitere Karte mit einem weiteren Symbol. Der Kampf der Truppen ist auch eher abstrahiert, da es eher darum geht Symbole zu matchen und dann zu würfeln. Denn die Systematik liegt hier ganz klar auf dem Teamplay. Mit weniger als 4 Spieler läuft es nicht mehr rund, da dann einige Spieler weitere Rollen übernehmen müssen. Das funktioniert zwar - sogar solo - aber dann kann man die Timings der App nicht mehr einhalten.