Aktuell gibt es viele Threads über Kickstarterspiele hier im Forum. Einige Kampagnen werden wahrscheinlich auch richtig gute Spiele hervorbringen, andere sind dafür wahrscheinlich ein Fehlkauf. Insgesamt sieht man, dass eine Vielzahl von Spielen gespielt wird, was prinzipiell schon mal gut ist, da man so selbst Erfahrungen mit Spiel "X" macht und merkt, ob einem Das Genre/die Mechanismen allgemein gefallen und man vielleicht noch weitere Brettspiele aus diesem Bereich kaufen möchte oder eben nicht. Im "Gekauft" Thread liest man auch, dass einige Leute ihre bereits riesige Sammlung vergrößern und sich immer mit den neuesten Spielen eindecken. Das soll keine Kritik sein, denn jeder kann kaufen was er will und was er letztlich damit macht, das bleibt jedem selbst überlassen. Mein Punkt ist nur dieser:
In einigen Threads lese ich, dass Person A sich Spiel D kaufen will, da ihn was auch immer anspricht. Spiel B und C liegen aber noch auf seinem Pile of Shame und er weiß nicht, ob und wann er diese Spiele denn mal auf den Tisch bringt. Spiele D hat es ihm aber so angetan, dass es in seine Sammlung wandern muss.
Ich verstehe den Reiz des Neuen vollkommen und über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten, weswegen jedes Spiel seine Zielgruppe finden wird. Was ich aber nicht verstehe ist, wieso man unbedingt immer neue Brettspiele kaufen muss und besonders in solch kurzen Abständen oder Mengen, dass man gar nicht wirklich zum Spielen der einzelnen Titel kommt. Da werden dann einige gespielt, dafür bleiben viele andere in der Ecke liegen und türmen sich zu eben diesem Pile of Shame auf. Es mag jeder halten wie er will und die meisten Spiele bekommt man ja auch ohne allzu großen Verlust gut wieder verkauft, aber wieso kauft man sich Spiel B oder C überhaupt, wenn man es dann nicht auf den Tisch bringt?
Wenn ich mir ein Spiel kaufe, dann beschäftige ich mich vorher damit. Ich kann meistens anhand von den Regeln oder möglichen Videos sagen, ob mir ein Spiel gefallen wird oder nicht. Natürlich kaufe ich auch mal ein Spiel blind, dann aber nicht in den preislichen Sphären eines Experten-/Kennerspiels oder gar eines Kickstarters, sondern eher mal ein Spiel des Kalibers Hanamikoji. Vor allem freue ich mich nach jedem Kauf auf das Spiel, da ich es auch schnellstmöglich auf den Tisch bringen möchte. Gerade diese Vorfreude ist da, weil ich weiß, dass mir auch die Mechanik dieses Spiels gefallen wird und diese Vorfreude ist noch echt, da ich mir eben nicht jede Woche ein neues Spiel anlache. Insgesamt habe ich an die 90 Spiele aktuell und ich habe jedes davon gespielt und das im Regelfall sogar schon mehrmals. Manche Spiele sind Geschenke gewesen, die bei mir nicht gezündet haben. Ausprobiert wurden sie aber zumindest. Die von mir ausgewählten Spiele kommen dafür regelmäßig auf den Tisch, ich habe Spaß daran immer wieder ein anderes Spiel zu spielen. Auch bei mir gibt es Brettspiele, die öfters hintereinander auf den Tisch kommen, aber gerade in der Abwechslung liegt für mich auch der Reiz. Diese Abwechslung ist mir mit meiner Sammlung auch gegeben, die weit von dem entfernt ist, was andere zu bieten haben. Ich werden auch weiterhin neue Spiele kaufen, aber eben nur solche, auf die ich auch wirklich Lust habe. Letztlich reicht mir meine Sammlung aber auch aus, da ich fast alle (für mich interessanten) Genres mit mindestens ein oder zwei sehr guten Vertretern abgedeckt habe, auf die ich mich immer wieder aufs Neue freue.
Das man sich als Spieler weiter entwickelt steht auf einem anderen Blatt. Die Spiele, die einen zum Einstieg ins Hobby befriedigt haben, können einen heute komplett kalt lassen. Diese Spiele werden wahrscheinlich wenig bis gar nicht auf den Tisch kommen, aber diese Spiele hatten eben auch ihre Zeit und haben mich damals wahrscheinlich gut unterhalten. Um solche Spiele geht es mir aber nicht, sondern eher um aktuelle Käufe.
Weshalb kaufe ich mir Spiele, die dann nicht auf den Tisch kommen?
Überzeugt haben können sie mich ja nicht, da ich sie sonst doch wenigstens ausprobiert hätte. Ist es einfach der Drang das neueste Spiel besitzen zu müssen? Mitreden zu wollen? Befriedigt einen der Kauf der Spiele und einfach das Besitzen einer Sammlung? Hat man zu viel Geld, das man einfach irgendwie unterbringen möchte? Kauft man aufgrund der Hülle und der Aufmachung, aber nicht wegen der Mechanismen?
Ich muss sagen, dass ich gar keinen Pile of Shame haben möchte. Wenn mal ein oder zwei neue Spiele unbespielt herumliegen, dann ist das ok und vielleicht auch einfach der fehlenden Zeit geschuldet. Türmen sich die Spiele aber bis zur Decke auf, dann kann ich es einfach nicht verstehen. Auswahl ist etwas tolles, aber sie kann auch erschlagend sein. Bei vielen guten Spielen in meiner Sammlung werde ich die mittelmäßigen nur selten Spielen. Gibt es immer etwas Neues, dann bin ich einfach nicht zufrieden mit dem Alten oder dem was ich bereits habe. Für mich würde die Vorfreude und die Faszination verloren gehen, wenn ein Spiel einfach etwas Alltägliches wäre und vor allem, wenn das Spielen zu einer Pflicht wird. Denn genau das macht der Pile of Shame doch, er setzt mich unter Druck die Sachen zu probieren. Tue ich dies nicht, dann ärger ich mich über die Spiele, welche mich eigentlich hätten erfreuen sollen. Spiele ich sie doch einmal, dann ist es eher Pflicht als Kür.
Wie im Thread zu den Pegasus-Neuheiten geschrieben, habe ich zum Beispiel Spirit Island vorbestellt. Bei mir ist kein Premiumpartner in unmittelbarer Nähe, weswegen es nur auf diesem Weg geht. Aufgrund des Premiumprogramms werde ich ein halbes Jahr länger auf das Spiel warten müssen. Falls ich in dieser Zeit bei einem passenden Händler vorbeikomme, dann werde ich es mir vielleicht auch vorher kaufen, aber ansonsten warte ich liebend gerne. Ich weiß schon jetzt, dass mir das Spiel total liegen wird und dass es auch in meiner Gruppe gut ankommen wird. Wenn es dann endlich ankommt, werde ich nicht nur die Regeln auswendig können, sondern ich werde auch lauter Hummeln im hintern haben und das Spiel so schnell wie möglich auf den Tisch bringen. Eventuell lade ich sogar meine Mitspieler direkt am Tag der Auslieferung zu mir ein.
Dieses Gefühl der Vorfreude auf das tatsächliche Spielen eines Spiels macht für mich einen großen Teil des Hobbys aus und steht in krassem Kontrast zum Pile of Shame von vielen Brettspielern.