Beiträge von Bierbart im Thema „Pile of Shame“

    Noch ein Aspekt wäre evtl. der "persönliche Konjunkturzyklus", oder wie auch immer man das auch nennen mag. Etwas in dieser Art klang in dem einen oder anderen Beitrag weiter oben ja auch bereits an.


    Man könnte ja annehmen, dass ein Brettspieler (zumindest typischerweise!) in den ersten Monaten/Jahren seines Hobbys sehr viele Spiele einkauft, weil alles noch neu und interessant ist. Irgendwann tritt aber eine Sättigungsphase ein. Gleichzeitig reift die Erkenntnis, dass ein großer Teil der Sammlung nicht gespielt wird. Es folgt eine Phase, in der viel getraded wird und Spiele wieder abgestoßen werden und das Bedürfnis, lieber die Spiele auszuloten, die man kennt und mag. Dann kommt irgendwann wieder eine Phase, in der mehr gekauft wird, dann wieder weniger usw...


    Und noch eine etwas gewagtere These zum Abschluss: Würden von einem Tag auf den anderen keine neuen Spiele mehr erscheinen, so würde niemand von uns wirklich etwas vermissen.


    Persönlich: Mein letzter Kauf war im Oktober '16, Sammlung stagniert seit ein paar Jahren bei etwa 100 Spielen, ca 30% ungespielt, passt alles auf meine 11 Quadratmeter, bin sehr zufrieden damit. Gestern hätte ich allerdings beinahe noch Psycho Raiders und Freakface!!! aus den USA geordert, weil der Dollarkurs gerade gut ist und beide Spiele schon bald sehr rar sein werden, aber habe lieber nochmal darüber geschlafen und bin heute morgen froh darüber. :)

    fjaellraeven Wenn Du der Sache wirklich auf den Grund gehen möchtest, warum Menschen Dinge kaufen, die sie objektiv betrachtet gar nicht benötigen, dann musst Du ein ganz schönes Fass aufmachen.


    Ich plaudere einfach mal so drauf los mit allem, was mir dazu einfällt. Ich bitte um Nachsicht, dass ich hier jetzt nicht für alles, was ich irgendwann aufgeschnappt habe, im Internet nach einer Quelle suche, okay?


    Mal ganz grundsätzlich: Was man kauft, bestimmen andere Leute (auch, wenn einem das oft selber nicht bewusst ist). Unser Konsumverhalten wird seit Jahrzehnten genauestens erforscht. Google, Facebook und Co. verdienen Abermilliarden nur mit dem Versprechen, Wissen über uns als Konsumenten in Aussicht zu stellen. BGG bringt uns durch Buzz und Hype dazu, Spiele zu kaufen. Jeder Beitrag auf Unknowns kann Kaufentscheide beeinflussen. Mundpropaganda beeinflusst uns ebenfalls sehr stark, Alphatierchen in der Gruppe beeinflussen uns, weil sie vorgeben, was angesagt ist und wir uns gruppendynamisch daran orientieren... Wenn wir mal ganz ehrlich sind, dann ist eigentlich das ganze Konzept vom Freien Willen einfach nur quatsch, weil es tagtäglich von der Realität widerlegt wird. Sogar in der Rechtsphilosophie, so hat mir das einmal ein Jurist erklärt, fällt langsam auch endlich mal der Groschen, dass Menschen nur das Produkt ihrer Gene und ihrer Umwelt sind...


    A propos. Ein Kauf setzt Glückshormone frei. Das alleine kann Kaufverhalten stimulieren. ich erinnere mich an einen Beitrag im Wissenschaftsmagazin des DLF. Ein einfacher Kauf macht demnach etwa 2 Sekunden lang glücklich. Da wären synthetische Amphetamine oft günstiger, aber sei's drum. Schlechte Stimmung kann man durch Kaufen aufbessern (wodurch im Übrigen Kaufsucht entstehen kann).


    Dann kommen noch solche Dinge hinzu wie das Bedürfnis, sich einer Gruppe zugehörig fühlen (so die Argumentation). Eine solche Gruppe könnte beispielsweise auch die der sogenannten "Vielspieler" sein. Man gleicht unwillkürlich sein Verhalten dem der Gruppe an, so wie man sie wahrnimmt., also auch sein Konsumverhalten. Das ist sicher evolutionär gut erklärbar, aber imho selbstverständlich irrational, denn die Anerkennung durch die Gruppe hängt zumindest bei Brettspieler sicher nicht von der Größe der Sammlung ab. Wenn es um Markenklamotten oder Handys geht, sieht die Sache nochmal anders aus...


    Evolutionär erklärbar wäre sicher auch das Sammeln, also das Kaufen, um zu haben, bzw. um es für den Fall der Fälle zu haben. Die frühen Menschen waren sicher im Vorteil, wenn sie alles mitgenommen haben, was überhaupt nur ging, denn wer weiß, was kommt... Ich bin sicher, dass wir das in unserem Erbgut haben.


    Ein weit verbreitetes Argument ist auch das des Religionsersatzes in einer sinnentleerten, geistig verarmten Welt. Apple beispielsweise versucht sogar ganz gezielt, in diese Lücke zu nutzen: Applestores --> Kathedralen, Steve Jobs --> Jesus... Das Argument geht also so, dass Konsum der gesellschaftliche Kitt unserer Zeit sein soll. Statt Gottesdienst am Sonntag heute Ikea am Samstag, oder so ähnlich. Mir persönlich ist dieses Argument zwar ein bisschen zu billig und unfundiert, aber die schlauen Leute, die kluges Daherreden studiert haben, erzählen uns so etwas, also muss es ja stimmen...


    Also, warum kaufen wir Brettspiele, die wir nicht spielen? Eventuell aus diesen Gründen.


    TL;DR:

    [Tom] und Bandida haben eigentlich recht.