Beiträge von fjaellraeven im Thema „Pile of Shame“

    Wie schon zu Anfang geschrieben, möchte ich hier keinen anklagen. Es ist kein Kack-Thema, bei dem mir die Halsschlagader auf Bockwurstgröße anschwillt, sofern es ein solches Thema geben sollte. Ich möchte einfach die Beweggründe verstehen und das kann ich, wenn ihr sie so vorbringt, wie ihr es getand habt. Vielen Dank dafür, vieles von dem, was ich mir dabei gedacht habe, hat sich bestätigt.

    Ich möchte auch nochmal sagen, dass ich explizit von ungespielten Brettspielen gesprochen habe. Dass ein Spiel bei Nichtgefallen in der Ecke landet ist geschenkt, das zählt für mich auch nicht unbedingt in den von mir definierten Pile of Shame.


    Das Argument der Sammelleidenschaft war auch das, was mir als erstes in den Kopf kam. Wenn ich den Graph sehe und mir den letzten Balken anschaue, der über 2000 Spiele dartstellt, dann staune ich. Ich habe Respekt vor dem Sammler und seiner Leidenschaft, da dort viel Liebe und Zeit drinnen steckt. Dass man bei einer solchen Anzahl nicht jedes Spiel auf den Tisch bringen kann ist auch klar. Für mich wäre eine solche Sammlung einfach zu groß, da ich einen Überblick haben möchte und ich meine Spiele auch zum Spielen habe und nicht rein aus Sammelleidenschaft.

    Die Verfügbarkeit ist ebenfalls etwas, das mir in den Kopf gekommen ist. Besonders in Zeiten von limitierten Auflagen ist das ein gutes Argument. Kickstarter fällt da ja öfters raus, da man die Spiele bei späteren Kampagnen nachbestellen kann. Trotzdem bleibt das Spiel etwas besonderes und durch die weit auseinander liegenden Kampagnen zumindest zeitlich limitiert.

    Ein aufkommendes Glücksgefühl ist auch nachzuvollziehen. Problematisch wird es nur, wenn es unkontrolliert oder zur Sucht wird, sprich ich mich in regelmäßigen oder immer kürzeren Abständen über Neuanschaffungen selbst befriedigen muss.


    Manche Spiele funktionieren oder zünden bei gewissen Spieleranzahlen einfach nicht. Das kenne ich nur allzu gut. Für meine Spielegruppe habe auch ich oft die Spiele gekauft oder mitgebracht. Es macht Spaß etwas für sich und andere zu kaufen, aber man richtet sich eben nach den anderen und nicht unbedingt nach den eigenen Interessen. Mittlerweile halte ich es auch so, dass ich natürlich mal ab und an ein Spiel extra für die Gruppe anschaffe, aber hauptsächlich muss es mir gefallen und im Idealfall solo oder zu zweit spielbar sein, da ich einen Spielpartner durch Freunde oder Freundin öfter bei der Hand habe.


    Den Sog der Gruppe spüre ich auch öfters. Ich besitze keinen Account in den sozialen Medien, da dieser zwar seine Vorteile mit sich bringt, für mich aber das (aus meiner Sicht) Negative überwiegt. Ich finde den Druck, der auf den Einzelnen aufgebaut wird, schlimm und dieser Druck wiegt schwer. Der Druck entsteht aber nicht nur über soziale Medien, sondern wird im Alltag an uns heran getragen und viele Leute sind eben empfänglich dafür. Wenn ich hier im Forum angemeldet wäre und im Spieltagsthread immer nur über ein oder zwei Spiele sprechen könnte, während andere mir den Mund mit teuren Kickstarterspielen wässrig machen, dann würde ich auch irgendwann schwach werden und noch viel schlimmer, ich würde die Spiele, die mir bisher Spaß gemacht haben, aufeinmal nicht mehr mögen, wenn mir nur oft genug gesagt wird, dass sie gar nicht mal so gut sind. Das Motto der Bild Zeitung passt hier gut hin: Bild dir deine Meinung. Im Regelfall bekommen wir diese Meinung aber vorgesetzt und eignen uns nur die Meinung von anderen an. Hier muss man selbst erst lernen zu unterscheiden.

    Wie im wahren Leben muss man zu sich selbst finden und die Fehltritte im wahren Leben sind eben die Fehlkäufe in unserer Brettspielwelt. Natürlich darf man auch mal experimentieren und daneben greifen, auch das ist kein Problem und sogar wichtig, da man sonst in der immergleichen Routine feststeckt. Mir macht es auch Spaß einfach mal Regeln von Spielen zu lesen oder mich zu informieren, ich verspüre aber nicht den Drang, mir die Spiele danach bei Gefallen zu kaufen. Mitdisktutieren kann ich dann noch immer und ich lese auch in den verschiedensten Bereichen gerne mit, auch wenn ich mir das Spiel niemals kaufen würde, da mich eure ehrlichen Meinungen interessieren und mir die Beiträge öfters ein Lächeln ins Gesicht zaubern, so wie euch vielleicht ein abgeschlossener Kauf. :P

    Das ist vielleicht nur meine Einstellung und auch ein wenig durch mein Studium und meine Lebenseinstellung geprägt. Wenn ein Spiel einem zusagt, dann darf man es natürlich kaufen und dafür würde ich auch niemals jemanden verurteilen. Für mich ist es einfach wichtig, dass ich auch mal Stopp sagen kann. Dass ich selbst das was ich habe genieße, ohne mich nach Neuem umzuschauen oder schon auf etwas Neues zu warten. Das Beispiel mit dem Konsum fande ich in diesem Zusammenhang gut. Ich finde, dass manche Leute Spiele kaufen wie andere Klamotten bei Primark. Die Sachen sind billig und sehen erstmal nach etwas aus, also packe ich sie ein. Nicht weil ich sie brauche, sondern weil ich es kann. Da ist meine persönliche Einstellung eben eine ganz andere. Unabhängig davon, dass ich von Primark und deren Produkten so wenig halte wie Bierbart von Ikea, habe ich lieber ein richtig gutes Spiel zu dem ich öfter zurückkehre, als 5 einfach nur gute Spiele, die mich nebenher auch noch vor die Qual der Wahl stellen. Um in dem Vergleich zu bleiben: Wenn ich eine Jacke habe in der ich mich wohlfühle, dann trage ich sie weiter, auch wenn sie aus der Mode gekommen ist. Wenn sie die ersten Abnutzungserscheinungen oder Löcher hat, dann versuche ich sie zu flicken, aber ich schmeiße sie nicht direkt weg, da ich im Schaufenster vor mir eine reduzierte Jacke sehe. An der reduzierten Jacke kann ich mich auch erfreuen, wenn ich sehe, dass sie anderen gefällt und steht.


    Der Faktor Zeit ist natürlich auch nicht unwesentlich und oft läuft ja vieles anders als geplant und man verspürt die Vorfreude aus meinem ersten Post, findet aber einfach nicht die passende Gelegenheit. Das ist dan teils eine Verkettung blöder Umstände, auch wenn zu sagen bleibt, dass Babys/Kinder doch mindestens so viel Freude geben können, wie eine 10 auf BGG. (Edit: Für diese 10 muss man euch nachts nicht mal wecken, das macht die 10 sogar von selbst) Außerdem kommt die Zeit, da kann man seinen Mountain of Joy auch endlich wieder besteigen.
    Sofern ihr eure Spiele nicht gerade als eingeschweißte Wertanlage im Schrank liegen habt oder als Flop in der Nähe des Müllbeutels, wünsche ich euch einfach die Zeit, die euch bisher gefehlt hat. :)

    Aktuell gibt es viele Threads über Kickstarterspiele hier im Forum. Einige Kampagnen werden wahrscheinlich auch richtig gute Spiele hervorbringen, andere sind dafür wahrscheinlich ein Fehlkauf. Insgesamt sieht man, dass eine Vielzahl von Spielen gespielt wird, was prinzipiell schon mal gut ist, da man so selbst Erfahrungen mit Spiel "X" macht und merkt, ob einem Das Genre/die Mechanismen allgemein gefallen und man vielleicht noch weitere Brettspiele aus diesem Bereich kaufen möchte oder eben nicht. Im "Gekauft" Thread liest man auch, dass einige Leute ihre bereits riesige Sammlung vergrößern und sich immer mit den neuesten Spielen eindecken. Das soll keine Kritik sein, denn jeder kann kaufen was er will und was er letztlich damit macht, das bleibt jedem selbst überlassen. Mein Punkt ist nur dieser:

    In einigen Threads lese ich, dass Person A sich Spiel D kaufen will, da ihn was auch immer anspricht. Spiel B und C liegen aber noch auf seinem Pile of Shame und er weiß nicht, ob und wann er diese Spiele denn mal auf den Tisch bringt. Spiele D hat es ihm aber so angetan, dass es in seine Sammlung wandern muss.

    Ich verstehe den Reiz des Neuen vollkommen und über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten, weswegen jedes Spiel seine Zielgruppe finden wird. Was ich aber nicht verstehe ist, wieso man unbedingt immer neue Brettspiele kaufen muss und besonders in solch kurzen Abständen oder Mengen, dass man gar nicht wirklich zum Spielen der einzelnen Titel kommt. Da werden dann einige gespielt, dafür bleiben viele andere in der Ecke liegen und türmen sich zu eben diesem Pile of Shame auf. Es mag jeder halten wie er will und die meisten Spiele bekommt man ja auch ohne allzu großen Verlust gut wieder verkauft, aber wieso kauft man sich Spiel B oder C überhaupt, wenn man es dann nicht auf den Tisch bringt?

    Wenn ich mir ein Spiel kaufe, dann beschäftige ich mich vorher damit. Ich kann meistens anhand von den Regeln oder möglichen Videos sagen, ob mir ein Spiel gefallen wird oder nicht. Natürlich kaufe ich auch mal ein Spiel blind, dann aber nicht in den preislichen Sphären eines Experten-/Kennerspiels oder gar eines Kickstarters, sondern eher mal ein Spiel des Kalibers Hanamikoji. Vor allem freue ich mich nach jedem Kauf auf das Spiel, da ich es auch schnellstmöglich auf den Tisch bringen möchte. Gerade diese Vorfreude ist da, weil ich weiß, dass mir auch die Mechanik dieses Spiels gefallen wird und diese Vorfreude ist noch echt, da ich mir eben nicht jede Woche ein neues Spiel anlache. Insgesamt habe ich an die 90 Spiele aktuell und ich habe jedes davon gespielt und das im Regelfall sogar schon mehrmals. Manche Spiele sind Geschenke gewesen, die bei mir nicht gezündet haben. Ausprobiert wurden sie aber zumindest. Die von mir ausgewählten Spiele kommen dafür regelmäßig auf den Tisch, ich habe Spaß daran immer wieder ein anderes Spiel zu spielen. Auch bei mir gibt es Brettspiele, die öfters hintereinander auf den Tisch kommen, aber gerade in der Abwechslung liegt für mich auch der Reiz. Diese Abwechslung ist mir mit meiner Sammlung auch gegeben, die weit von dem entfernt ist, was andere zu bieten haben. Ich werden auch weiterhin neue Spiele kaufen, aber eben nur solche, auf die ich auch wirklich Lust habe. Letztlich reicht mir meine Sammlung aber auch aus, da ich fast alle (für mich interessanten) Genres mit mindestens ein oder zwei sehr guten Vertretern abgedeckt habe, auf die ich mich immer wieder aufs Neue freue.

    Das man sich als Spieler weiter entwickelt steht auf einem anderen Blatt. Die Spiele, die einen zum Einstieg ins Hobby befriedigt haben, können einen heute komplett kalt lassen. Diese Spiele werden wahrscheinlich wenig bis gar nicht auf den Tisch kommen, aber diese Spiele hatten eben auch ihre Zeit und haben mich damals wahrscheinlich gut unterhalten. Um solche Spiele geht es mir aber nicht, sondern eher um aktuelle Käufe.

    Weshalb kaufe ich mir Spiele, die dann nicht auf den Tisch kommen?

    Überzeugt haben können sie mich ja nicht, da ich sie sonst doch wenigstens ausprobiert hätte. Ist es einfach der Drang das neueste Spiel besitzen zu müssen? Mitreden zu wollen? Befriedigt einen der Kauf der Spiele und einfach das Besitzen einer Sammlung? Hat man zu viel Geld, das man einfach irgendwie unterbringen möchte? Kauft man aufgrund der Hülle und der Aufmachung, aber nicht wegen der Mechanismen?


    Ich muss sagen, dass ich gar keinen Pile of Shame haben möchte. Wenn mal ein oder zwei neue Spiele unbespielt herumliegen, dann ist das ok und vielleicht auch einfach der fehlenden Zeit geschuldet. Türmen sich die Spiele aber bis zur Decke auf, dann kann ich es einfach nicht verstehen. Auswahl ist etwas tolles, aber sie kann auch erschlagend sein. Bei vielen guten Spielen in meiner Sammlung werde ich die mittelmäßigen nur selten Spielen. Gibt es immer etwas Neues, dann bin ich einfach nicht zufrieden mit dem Alten oder dem was ich bereits habe. Für mich würde die Vorfreude und die Faszination verloren gehen, wenn ein Spiel einfach etwas Alltägliches wäre und vor allem, wenn das Spielen zu einer Pflicht wird. Denn genau das macht der Pile of Shame doch, er setzt mich unter Druck die Sachen zu probieren. Tue ich dies nicht, dann ärger ich mich über die Spiele, welche mich eigentlich hätten erfreuen sollen. Spiele ich sie doch einmal, dann ist es eher Pflicht als Kür.


    Wie im Thread zu den Pegasus-Neuheiten geschrieben, habe ich zum Beispiel Spirit Island vorbestellt. Bei mir ist kein Premiumpartner in unmittelbarer Nähe, weswegen es nur auf diesem Weg geht. Aufgrund des Premiumprogramms werde ich ein halbes Jahr länger auf das Spiel warten müssen. Falls ich in dieser Zeit bei einem passenden Händler vorbeikomme, dann werde ich es mir vielleicht auch vorher kaufen, aber ansonsten warte ich liebend gerne. Ich weiß schon jetzt, dass mir das Spiel total liegen wird und dass es auch in meiner Gruppe gut ankommen wird. Wenn es dann endlich ankommt, werde ich nicht nur die Regeln auswendig können, sondern ich werde auch lauter Hummeln im hintern haben und das Spiel so schnell wie möglich auf den Tisch bringen. Eventuell lade ich sogar meine Mitspieler direkt am Tag der Auslieferung zu mir ein.

    Dieses Gefühl der Vorfreude auf das tatsächliche Spielen eines Spiels macht für mich einen großen Teil des Hobbys aus und steht in krassem Kontrast zum Pile of Shame von vielen Brettspielern.