Muss man (Anti-)Wargames rechtfertigen?

  • Um die individuelle Komponente noch etwas zu unterstreichen, von mir die Anmerkung, daß ich bei PUERTO RICO die Kolonisten nie als Sklaven betrachtet habe, bevor ich nicht darüber beim Geek las, daß man es so sehen könnte. Warum sollen nicht auch einfach Arbeiter auf Plantagen arbeiten.
    Was ich damit sagen will - ich sehe sehr wohl, woher die Interpretation kommt, ich denke nur nicht, daß es so interpretiert werden MUSS.

    UpLive [bgg for trade] - einfach anschreiben, wenn Dich davon was interessiert!

  • Zitat

    Original von duchamp
    Mich interessiert eher, was mit den Menschen passierte, wie sie Soldaten wurden und warum, wie sie Befehlen gehorchten oder nicht, wie die "Maschinerie" die Menschlichkeit verdrängt. Wie US-Soldaten für den Vietnam-Krieg zu bestialischen Folterern ausgebildet wurden oder welche gruppendynamischen Aspekte dafür sorgen, dass man lieber "mitmacht", als einen Befahl zu verweigern. Was geschah, geschah eben immer zwischen Menschen. Nicht zwischen Panzern und Artillerie, nicht zwischen Flugzeugen und Städten. Nicht zwischen Countern. Mich persönlich interessiert eben ausschließlich dieser Aspekt, da er für mich einzig relevant ist.


    Kein Cosim hält einen davon ab, sich auch hierfür zu interessieren.


    Zitat

    Original von duchamp
    Und ich bin mir relativ sicher, dass diese Diskussionen bei CoSim-Spielerunden eher nachrangig sind, Geschichtsinteresse hin oder her.


    Sie finden unter Cosim-Spielern sicherlich häufiger statt als in Skatrunden.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

    ______________________________

    I'm old enough to know what's wise
    and young enough not to choose it

  • @ Tom: Nicht ganz, aber es kommt letztendlich aufs Gleiche raus. Es ist kein Helm, sondern direkt das Symbol von Khorne - dem Blutgott, der auf einem Thron aus Schädeln sitzt. Soviel nur mal zu meiner Legitimation, gegen Kriegsspiele zu wettern. ;)



    Nein, in totaler Konsequenz habe das nicht gesehen. Ich habe lediglich mal die "offensichtlichen" Spiele betrachtet. Mehr war da erstmal nicht nötig.
    Die Auseinandersetzung mit der Thematik durch diese Armee war aber quasi nur die Spitze des Eisbergs - dadurch habe ich viele andere Spiele mal versucht, objektiv zu betrachten, losgelöst von der Geschichte.


    Nur als Beispiele:
    zentrales Element bei Runebound ist das Töten von Gegnern
    zentrales Element bei Doom ist das Töten von Gegnern
    zentrales Element bei Tide of Iron ist das Töten von Gegnern
    zentrales Element bei Company of Heroes ist das Töten von Gegnern
    zentrales Element bei Earth Reborn ist das Töten von Gegnern
    zentrales Element bei Starcraft ist das Töten von Gegnern
    usw.


    Man kann sich das zwar alles schönreden - Augenmerk liegt auf der Story, dem Abenteuer, der Strategie, der Historie. Aber nimmt man die Verkleidung ab, bleibt nur der Motor übrig - das Töten. Egal wie man es auch drehen und wenden mag - der Tod dient als Entertainment. Was ich etwas erschreckend fand.


    Konsequent gehandelt habe ich offenkundig nicht. Denn ich spiele sie ja weiterhin. Man könnte sogar soweit gehen zu sagen, dass ich nun bewusst eine moralisch verwerfliche Entscheidung getroffen habe. Ich weiß um die Problematik der Spiele, ich weiß um die Folgen, die derartiges Handeln nach sich ziehen würde. Ich habe darüber ausgiebig nachgedacht.
    Und mich dann bewusst dafür entschieden, mich weiterhin in meiner Freizeit mit dem Töten zu beschäftigen.


    Um bei dem Veganer-Vergleich zu bleiben: ich habe wohl mal kurz darüber nachgedacht, ob es nicht vielleicht klüger wäre, kein Fleisch mehr zu essen. Habe mich dann aber letzten Endes doch dafür entschieden, das ich mit den Nachteilen von Mastfleisch leben kann. ;)


    Natürlich sind das Spiele, nicht die Realität. Aber sieht man die Spiele während des Spielens denn wirklich abstrahiert? Denkt man sich "Endlich konnte ich trotz einem Malus auf den Wurf diesen strategisch/taktisch hinderlichen 5/5/10 Marker (Werte frei erfunden) entfernen".
    Oder ist es vielleicht doch eher "Hähähähä, der Trupp war zwar in Deckung, aber das MG42 hat mit ihm trotzdem kurzen Prozess gemacht. Bahn frei für den Sturmangriff. Hähähähä".
    Oder auch "So, bevor meine Streitkräfte jetzt Planetfall machen, bomb ich den Gegner erstmal zurück in die Steinzeit. Und den Rest wische ich dann mit meinen Invasionstruppen auf".


    Ich kann nur für mich sprechen, aber ich zumindest entferne in den Spielen Einheiten - keine wertneutralen Tokens (das hämische Lachen ist natürlich optional und dient in diesem Fall der Effektsteigerung).
    Dann könnte ich nämlich auch Schach oder Go spielen - beide bilden Taktik extrem gut ab. Finde ich aber langweilig, ist mir zu trocken.


    Wie ich ja schonmal gesagt habe, bin ich der Meinung, dass diese Diskussion weit über Brettspiele hinausgeht. Denn die Frage, die hier zu klären ist, ist letztendlich eine philosophische: in welchem Zusammenhang ist der Akt des Tötens akzeptabel? Oder ist er überhaupt akzeptabel? Wenn er nicht akzeptabel ist, warum spiele ich ihn dann nach?


    Eine Frage, deren Antwort ich eigentlich nicht hören möchte.

    Wenn dir egal ist, wo du bist, kannst du dich auch nicht verlaufen.

    Einmal editiert, zuletzt von Dirtbag ()

  • Hiho,


    Ja, ich denke auch dass das langsam wenig mit Spielen oder CoSims zu tun hat. Ein zentrales Element von Zug Tausend Filmen (viele davon hochgelobt und ausgezeichnet) ist das töten von Leuten. Stehen Personen im Mittelpunkt die Tot sind sowie die Art und weise wie das zustande gekommen.
    Millionen von Büchern, X. Computerspiele ...


    Ja, sogar die Nachrichten und die Tageszeitungen wimmeln nur so von Toten.


    Atti

  • "Hach, Ihre Spezies leidet und stirbt immer." (Q in Folge 10 von TNG)


    Atti