Aufgrund der kürzlichen Diskussionen in den Threads zu Arche Nova und Mischwald mache ich mal ein neues Thema auf mit der Frage: wie kalkuliert geht ihr an Strategien ran? In beiden Threads melden sich ja manche User, die für einzelne Karten knallharte Kosten/Nutzen-Analysen anstreben: wieviele Siegpunkte macht diese Karte im Schnitt und bei welchen Kosten? Gerade bei den beiden genannten Spielen, die sich ja in ihrem großen Kartenpool gleichen, führt das dazu, dass einzelne Karten als besser oder schlechter bewertet werden. Das mag im Mittel und über viele Partien stimmen, aber man merkt anhand der Reaktionen anderer User auch, dass viele die Situationsabhängigkeit und/oder ein Glückselement betonen, das sich im Idealfall auszahlen kann. malzspiele hat dann obendrein noch die Frage aufgeworfen, inwiefern das Entdecken dieser Wertigkeiten und mehr oder weniger Erfolg versprechender Strategien eigentlich Teil des Spaßes ist oder ob es eher das Handwerk ist. Der gelöschte User als Gegenpol scheint z.B. bewusst gute Spieler zu studieren, um Strategien außerhalb des eigentlichen Selbstspielens zu identifizieren, und hat auch immer den expliziten Austausch darüber gesucht. Wie handhabt ihr das?
Ich persönlich bin als Bauchspieler nicht derjenige, der ein Spiel kalt durchkalkuliert – weder in meinem eigenen Zug während dem Spiel noch in einer Auseinandersetzung mit dem Spiel im Vorfeld oder Nachgang. Klar, bei wiederholtem Spielen fängt man an tiefer über das Spielsystem nachzudenken und auch hier im Forum findet ein Austausch über Strategien aus. Aber das ist bei mir etwas, was von selbst und durch Ausprobieren im Spiel entsteht. Gleichzeitig will ich mich von einem Spiel auch begeistern lassen und das Thema (auch bei einem Euro) spüren – ich will bei Arche Nova auch mal eine Karte spielen, weil ich das Tier darauf gerne mag, oder bei Mischwald eine Strategie ausprobieren nur weil ich sie vorher noch nicht gespielt habe. Ich merke z.B. auf BGA, dass ich damit irgendwann an ein ELO-Limit komme – eben weil ich nicht optimal auf den Sieg spiele. Aber das würde für mich dann auch irgendwann den Punkt erreichen, an dem mir das Spiel keinen Spaß mehr macht. Ich möchte einem Spiel ja spielerisch begegnen und ich freue mich, wenn mir das Spiel Optionen gibt es heute mal anders zu probieren. Die Frage nach dem Balancing und ob es bestimmte Strategien gibt, die zu stark sind, beantworte ich daher vielleicht auch anders als andere: mir reicht es, wenn ich in einem Spiel mit verschiedenen Strategien gewinnen kann. Wenn es dabei bestimmte Wege gibt, die mit höherer Wahrscheinlichkeit zum Sieg führen, ist das für mich in Ordnung solange diese Wahrscheinlichkeit nicht sehr viel höher liegt als bei anderen Wegen. Und es ist für mich dabei total ok mit einer "Mal schauen ob das klappt"-Haltung in eine Strategie zu gehen – wahrscheinlich klappt es nicht, aber wenn dann freut mich das umso mehr als wenn ich das hundertste Mal auf maximale Effizienz gespielt habe. (Ich habe kürzlich auf BGA mal mit einer Fledermaus-Strategie gegen einen 350 ELO Gegner in Mischwald gewonnen!)