PDC - Der Darts-Thread

Zitat von ZeppeRuleZ

Ein tolles Finale mit einem würdigen Weltmeister Luke Humphries.

Dem kann ich mich nur anschließen. Insgesamt war Littler nicht ganz so stark wie gegen Cross und Barney, sowohl das Scoring als auch die Doppelquote waren ein klein wenig schwächer - aber immer noch hervorragend, das ist Jammern auf höchstem Niveau. In einem WM-Finale muss man aber sein höchstes Niveau erreichen, um es zu gewinnen.

Humphries hat insofern beeindruckt, dass er alle Rückschläge wie ein wahrer Champion weggesteckt hat. Er hat sich über die letzten Jahre hinweg die Reife erarbeitet, schwierige Situationen zu überstehen, und das hat ihm gestern sehr geholfen und ihn verdient auf den Thron gesetzt.

Man könnte diese Entwicklung ein wenig mit Michael Smith vergleichen, der auch viele bittere Niederlagen einstecken musste, ehe er sich den Titel dann im letzten Jahr verdient hat, weil er letztes Jahr endlich bereit dazu war.

Wir haben insgesamt ein sehr besonderes Turnier gesehen. Zum einen sind 11 von 32 gesetzten Spielern schon in ihrem ersten Match ausgeschieden. Das war zwar kein Rekord, aber nah dran. Und zwei ungesetzte Spieler haben sogar das Halbfinale erreicht.

Wie in fast jedem Jahr gab es einen neuen Rekord an gespielten 180ern: Im letzten Jahr waren es noch 901, in diesem Jahr wurde die 180 insgesamt 914 Mal getroffen. Die meisten davon stammen von Humphries, der 73 Mal das Maximum traf, gefolgt von Littler mit 63. Es folgen Scott Williams und Dobey mit je 43. Damit gewann Humphries auch die neu eingeführte "Ballon d'Art" Trophy.

Knapp verfehlt hat Humphries den Rekord an 180ern in einem einzelnen Match. 23 waren es gestern im Finale, der Rekord liegt bei 24 und wird von Peter Wright und MIchael Smith gehalten.

Den höchsten Average in einem Match spielte Humphries im Halbfinale mit 108,74, gefolgt von Bunting in Runde mit 107,28. Dahinter folgt 3 Mal Littler und noch 2 Mal Humphries in der Tabelle.

Trotzdem war es keiner dieser drei Spieler, der den insgesamt höchsten Turnieraverage gespielt hat! Hier liegt Chris Dobey mit 102,62 vorne vor Littler (101,64), Humphries (100,46) und Bunting (100,36). Cross und MvG liegen knapp unter der 100er-Marke.

Ein kurzer Ausblick: Humphries ist die neue Nummer 1 der Welt. Und er wird das voraussichtlich sehr lange bleiben, sein Vorsprung liegt bei rund 370.000 Pfund. Und da seine größten Erfolge fast alle erst in den letzten 3 Monaten stattfanden und die Rangliste alle Preisgelder der letzten 2 Jahre umfasst, fällt bei ihm vorerst kaum was raus. Das heißt, er dürfte mindestens 1 Jahr lang die Nummer 1 bleiben, vermutlich sogar länger.

Zitat von Cleinlish

Gibts irgendwelche Regeln, dass der Minderjährige nicht so lange auf der Bühne bleiben darf?

Zur Minderjährigkeit noch eine Anmerkung: Der Hauptsponsor Paddy Power ist ja ein Anbieter für Glücksspiel. Es gab gestern einige Anpassungen auf der Bühne, weil Littler noch minderjährig ist: keine Vertreter von Paddy Power beim Überreichen der Trophäen und keine Logos der Firma auf den Pokalen. Außerdem darf Paddy Power keine Bilder und Videos von Littler veröffentlichen.

Wie erwartet hat das gestrige Finale einen neuen TV-Rekord für ein WM-Finale aufgestellt:

• Bei Sport1 waren durchschnittlich 1,9 Mio Zuschauer dabei, in der Spitze mehr als 2,8 Mio. Den bisherigen Rekord hielt das Finale von 2018 zwischen Cross und Taylor. (An den Wert von fast 3,8 Mio in der Spitze beim Halbfinale von Gaga im letzten Jahr kommt es aber trotzdem bei weitem nicht ran.)
• Eine völlig andere Dimension erreichte aber dazu der Livestream: Hier werden 17,7 Mio Abrufe genannt! Mir ist allerdings nicht ganz klar, was damit genau gemeint ist. So viele Zuschauer werden sich nicht Darts geguckt haben. Und falls jeder neu gestartete Abruf neu gezählt wurde, sagt die Zahl quasi gar nichts aus, so oft wie der Livestream bei mir immer wieder abgebrochen ist ...
• Auch in England bei Sky Sports gab es einen neuen Rekord: Insgesamt haben mehr als 4,8 Mio Zuschauer eingeschaltet, davon in der Spitze 3,7 Mio gleichzeitig. Das waren mehr als doppelt so viele wie im letzten Jahr.

Nun aber zur Premier League, soeben wurden die Teilnehmer bekanntgegeben. Es sind:

• Luke Humphries
• Michael van Gerwen
• Michael Smith
• Nathan Aspinall
• Gerwan Price
• Rob Cross
• Peter Wright
• Luke Littler

Also hat die PDC sich doch für Littler entschieden. Sie hatten gestern schon angekündigt, dass sie gemeinsam mit Luke, seiner Familie und seinem Management besprechen würden, was das Beste für Luke ist.

Ich halte das für zu viel für einen 16-jährigen. Nicht wegen der sportlichen Herausforderung, sondern wegen des unfassbar vollen Terminplans. DI/MI Players Championship, DO Premier League, FR/SA/SO Turniere, dazu kommen noch die European Tour Quali-Turniere, weil er in der Pro Tour Order of Merit bisher noch auf Null steht. Und man muss ja dann auch noch von Ort zu Ort reisen ...

Natürlich ist nicht jede einzelne Woche so voll. Aber Littler hat doch noch alle Zeit der Welt, Premier League zu spielen. Immerhin hatte er bisher noch nicht mal eine Tour Card!

Andererseits kenne ich ihn ja nicht. Er wirkt nicht nur sportlich, sondern auch menschlich eher wie ein 22-jähriger als ein 16-jähriger. Und wenn er selbst, seine Familie und sein Management ihm das zutrauen: Wer bin ich dann schon, das in Zweifel zu ziehen? Niemand! Insofern freue ich mich nun darauf, Littler in der Premier League spielen zu sehen. Denn sportlich ist er natürlich ein Gewinn für diese Turnierserie, keine Frage!

Zitat von dares

Ich bin gespannt, ob er wirklich nur ein "Wunderkind" ist oder ob sich mit der Zeit herausstellt, dass ähnlich wie beim Computerspielen Kinder einfach präziser als Erwachsene sind und es bald eine U18 Party wird .

Wenn das so wäre, hätte man das schon viel früher herausgefunden.

Littler ist kein "Wunderkind", er ist einfach nur sehr talentiert und sein ganzes Leben lang schon mit Darts aufgewachsen. Ich glaube auch nicht, dass er den Sport so dominieren wird, wie es früher Taylor und MvG getan haben. Denen reichte früher eine mittelmäßige Leistung meist noch, um trotzdem zu gewinnen. Das klappt heute nicht mehr, diese Zeiten sind vorbei.

Die Weltspitze ist viel enger zusammengerückt. Der Sport wird populärer und ist einfach auszuüben, quasi jeder kann es ohne große Investitionen spielen. Das führt dazu, dass die Zahl der Spieler weltweit zunimmt, und somit gibt es auch immer mehr Spieler auf Weltklasse-Niveau. Jeder Spieler mit Tour Card kann jeden anderen auf der Tour schlagen.

Dass jemand wie zuletzt Humphries 4 Major-Turniere hintereinander gewinnt, wird eine Seltenheit bleiben. Da war ja auch Glück dabei, er hat ja nicht alles klar gewonnen und hätte an der einen oder anderen Stelle schon ausscheiden können.

Littler wird vermutlich in einem Jahr in den Top 10 sein, vielleicht auch schon in den Top 5. Und er wird sicher auch irgendwann Weltmeister werden und die Nr. 1 der Weltrangliste. Aber 6 Mal in Folge Weltmeister wird er sicher nicht.

Nun muss man erst mal sehen, wie er den ganzen Rummel und die harte Zeit auf der Tour wegstecken wird. Da wird sicher irgendwann in diesem Jahr eine Delle in seiner Form sein. Ob früher oder später, werden wir sehen.

Na ja, wir reden von einem Sport, der sich schon immer dadurch auszeichnete, dass in der Weltspitze Spieler im Alter von grob 15-60 auf ähnlichem Niveau performen können. Und bisher sehe ich noch kein einziges stichhaltiges Argument für die Theorie, dass Kinder präziser sein könnten als Erwachsene.

Fun Fact: John Part hat angekündigt, an der diesjährigen Q-School teilzunehmen - die übrigens morgen beginnt.

By the way: Ich habe den Startbeitrag mal wieder aktualisiert und im unteren Teil die Links zu den Turnierserien auf 2024 umgestellt.

Zitat von Kito

Ich bin gespannt, wann der erste Titel an eine andere Nation als eine britische bzw. die niederländische geht.

Wenn man jetzt mal von John Part absieht sowie von dem Umstand, dass Schotten und Waliser sich gerne von den Engländern abgrenzen (auch wenn "britisch zutreffen mag): Es ist nun mal ein Sport, der lange Zeit nur in Großbritannien weit verbreitet war. Insofern ist es völlig logisch, dass es dort viele Menschen gibt, die gut Darts spielen können.

Dass die Niederlande heute eine so starke Darts-Nation ist, liegt an den Erfolgen von Barney. Er war der erste Spieler, der die Dominanz der Briten durchbrochen hat. Er hat dadurch in den Niederlanden einen großen Boom ausgelöst und damit die Basis dafür gelegt, dass heute so viele Niederländer in der Weltklasse mitspielen können. Dieses Phämonen kennt man auch aus vielen Sportarten (z. B. Tennis-der Boom in Deutschland zur Zeit von Becker und Graf).

Insofern ist vor allem die Frage, ob der Dartssport in einem Land einen vergleichbar hohen Stellenwert wie in Großbritannien erreichen kann. Denn dann steigt auch die Wahrscheinlichkeit dafür, dass ein Weltmeister aus einem solchen Land kommt.

Prodigy1971 Diese sogenannte "Promi-WM" gibt es schon seit 2017. Ich habe sie schon einige Male gesehen und fand es jedes Mal überraschend unterhaltsam. Gestern allerdings habe ich es nicht gesehen.

Inzwischen wurden die Teilnahmelisten für die Q-School bekanntgegeben, die morgen startet. Es gibt wieder 2 Events, eins in Milton Keynes für alle Spieler der britischen Inseln mit fast 400 Teilnehmern und eins in Kalkar für alle anderen Europäer mit mehr als 500 Teilnehmern. (Nicht-Europäer durften wählen, an welchem der beiden Events sie teilnehmen.) 30 Tour Cards werden bei dieser Q-School vergeben, davon 13 in Milton Keynes und 17 in Kalkar.

In Milton Keynes wird Fallon Sherrock einen neuen Versuch starten, außerdem einige bekannte Namen der "alten Garde" wie John Part, Kevin Painter und Robert Thornton. Dazu kommen noch diejenigen, die ihre Tour Card verloren haben wie z. B. Ted Evetts, Bradley Brooky, Richie Burnett, John Henderson sowie Steve Lennon, der der Leidtragende des Erfolges von Luke Littler war. (Wäre Littler spätestens im Viertelfinale ausgeschieden, hätte Lennon seine Tour Card noch.)

In Kalkar sind natürlich die bekannten deutschen Namen am Start: Max Hopp, Nico Kurz, Lukas Wenig, Liam Maendl-Lawrance, Fabian Schmutzler, dazu dann noch Rusty-Jake Rodriguez, Jelle Klaasen, Mario Vandenbogaerde, Chris Landman, Danny Jansen u. v. m.

Die Q-School ist vorbei, alle Tour Cards sind vergeben. Aus deutscher Sicht verlief der heutige Tag sehr erfolgreich, denn über die Gesamtwertung konnten sich immerhin 3 deutsche Spieler eine Tour Card verdienen: Lukas Wenig, Paul Krohne und Tim Wolters haben es geschafft und dürfen nun 2 Jahre lang ihr Glück auf der Pro Tour versuchen. Damit befinden sich in diesem Jahr zusammen mit Clemens, Schindler, Pietreczko, Hempel, Klose und Rupprecht ganze 9 Spieler aus Deutschland im Besitz einer Tour Card. Das ist hinter England und den Niederlanden Platz 3 in der Länderwertung!

Für Max Hopp verlief die Q-School enttäuschend. Er konnte sich zwar für die Final Stage qualifizieren, dort aber keinen einzigen Punkte sammeln. Vielleicht war sein Handicap nach seinem Handball-Unfall Anfang Dezember (Fraktur des Fersenbeins, Bänderriss im Fuß) doch etwas zu groß ...

Auch Fallon Sherrock ging es ähnlich wie Hopp, sie erreichte die Final Stage, holte dort aber nur 1 Punkt.

An bekannten Namen sind zum Beispiel Klaasen, van Dongen, Baetens, Lauby, Borland, Killington, Lennon, Vandenbogaerde und Szaganski neu bzw. erneut dabei. Außerdem konnten sich ein zweiter Franzose (Tricole), ein Italiener (Turetta), ein Schwede (De Graaf) und ein Neuseeländer (Puha) qualifizieren.

Eine aktuelle Liste mit den 128 Inhabern einer Tour Card findet ihr zum Beispiel hier:

List of players with a 2024 PDC Tour Card - Wikipedia

Für diejenigen, die es nicht geschafft haben, geht es schon nächste Woche mit der Challenge Tour los. Und bei den Profis geht es nächste Woche erst mal nur mit einem Einladungsturnier los, hier stehen die Bahrain Darts Masters an, das erste Turnier der World Series.

Zitat von Cleinlish

2. Runde Bahrain: Luke Littler mit nem 9er im ersten Leg. Dann ein souveränes 6-3 gg Aspinall.

Nicht zu vergessen: Er hat später gegen Price ein Leg mit 350 Rest durch 180-170 beendet - kurz nachdem der DAZN Kommentator gesagt hatte, das Leg geht an Price, es sei denn Littler spielt 180-170 ...

Ich hatte schon vor der ersten Runde gestern zu meinem Darts-Kumpel gesagt, dass er heute den ersten Turniersieg von Littler bei der PDC sehen wird (von der Development Tour mal abgesehen). Aber jetzt im Finale gegen MvG zeigt Littler doch plötzlich Nerven, nur 2 der ersten 10 Würfe auf Doppel waren drin ...

So, 8-5 für Littler im Finale gegen MvG. Und ich bin kein bisschen überrascht.

Zitat von Cleinlish

Nach der WM war ich doch nur leicht optimistisch dass er seine Form beibehält.

Er hat in einem Interview gesagt, er hätte seit der WM keine Darts mehr geworfen, sondern erst einen Tag vor dem Turnier wieder angefangen. Na ja, wenn man so früh damit begonnen hat wie er, verlernt man es vermutlich auch nicht mehr so schnell.

Mein Darts-Kumpel schrieb gestern zum Finale: "Littler spielt als wäre er schon 10 Jahre dabei". Und ich antwortete: "Er ist ja auch schon 10 Jahre dabei ..."

Zitat von Prodigy1971

Hätte nicht gedacht, dass das so selten ist...

Du meinst damit vermutlich, dass es erst der zweite 9-Darter bei der World Series war? Das liegt auch daran, dass es bei der World Series nicht so viele Spiele gibt:
- Erstens gibt es nicht viele Turniere in der World Series, weil es ein Einladungsturnier ist. 2022 und 2023 fanden jeweils 6 Turniere in dieser Serie statt.
- Zweiten sind die Turniere der World Series recht "klein", was die Teilnehmerzahl betrifft. 16 Spieler nehmen teil, es finden also 15 Matches statt pro Turnier.

Das heißt: 2023 fanden insgesamt gerade mal 90 Spiele in der World Series statt. Im Vergleich dazu: Bei der WM zum Beispiel wurden bei einem einzigen Turnier 95 Matches ausgetragen, welche auch jeweils pro Match länger angesetzt sind. Oder ein anderer Vergleich: 2023 fanden 30 Turniere der Players Championships statt mit je 128 Teilnehmern. Das heißt, 2023 wurden in PC-Events 3.810 Matches gespielt. Dagegen sind die 90 Matches der World Series verschwindend wenig.

Ich finde jetzt auf die Schnelle keine Statistik, wie viele 9-Darter 2023 von Spielern der PDC geworfen wurden, aber ich schätze mal grob, dass es 2023 insgesamt eine Zahl im Bereich von 8 bis 15 gewesen ist. Generell sind die wirklich sehr selten, aber die Weltspitze ist in den letzten Jahren enger zusammengerückt und somit werden heutzutage auch deutlich öfter 9-Darter geworfen als vor 5 oder 10 Jahren.

Zitat von Prodigy1971

Das passende Video dazu, wird sogar von seinem Gegner gefeiert.

Ja, Aspinall ist genau wie Clayton und auch ein paar andere ein Mensch, der gute Leistungen des Gegners auch während eines Matches gerne mal mit der Gettofaust quittiert. Bei einem 9-Darter ist es aber durchaus normal, dass der Gegner applaudiert.

Generell ist der Umgang zwischen den Spielern zu gefühlten 99% sehr respektvoll, oft sogar freundschaftlich.

Im ersten Leg kommt das natürlich äußerst selten vor, allein schon von der Wahrscheinlichkeitsrechnung her.

So, erstes Wochenende der Challenge Tour ist rum. Danny Jansen führt die Tabelle nach 5 Turnieren mit 4.575 Pfund an, nachdem er 3 Mal das Finale erreichte und 1 davon gewann. Dahinter folgen Stefan Bellmont, Aden Kirk und Darryl Pilgrim. Bei Pilgrim ist bemerkenswert, dass er ohne Turniersieg so hoch steht (immerhin gibt es 2500 Pfund für einen Turniersieg im Vergleich zu 1000 Pfund für den unterlegenen Finalisten), aber mit zwei Finalteilnahmen plus einem Halbfinale und einem Viertelfinale hatte er ein sehr gutes Wochenende.

Beste Deutsche sind aktuell Franz Rötzsch (Platz 15, 950 Pfund), Dragutin Horvat (16 / 925) und Max Hopp (19 / 875).

Quelle:

2024 PDC Pro Tour - Wikipedia