Ist die BGG Top 100 die Vorhölle der Szene?

  • Wirtschaftlicher Erfolg sagt zumindest etwas über die handwerkliche und technische Qualität aus. In den IMDb Top100 ist kein Film bei dem nicht jedes Gewerk mindestens ordentliche Arbeit geleistet hat. Von Kamera über Kostüm zu Dramaturgie.

    Wirtschaftlicher Erfolg sagt auch nicht viel über Qualität aus... nur weil viele Kinokarten verkauft werden, kann es trotzdem ein beschissener Film sein.

  • Wirtschaftlicher Erfolg sagt zumindest etwas über die handwerkliche und technische Qualität aus. In den IMDb Top100 ist kein Film bei dem nicht jedes Gewerk mindestens ordentliche Arbeit geleistet hat. Von Kamera über Kostüm zu Dramaturgie.

    Wirtschaftlicher Erfolg sagt auch nicht viel über Qualität aus... nur weil viele Kinokarten verkauft werden, kann es trotzdem ein beschissener Film sein.

    Aber die IMDB Top 100 sagt doch nichts über den wirtschaftlichen Erfolg eines Films aus?

  • Wirtschaftlicher Erfolg sagt zumindest etwas über die handwerkliche und technische Qualität aus. In den IMDb Top100 ist kein Film bei dem nicht jedes Gewerk mindestens ordentliche Arbeit geleistet hat. Von Kamera über Kostüm zu Dramaturgie.

    Wirtschaftlicher Erfolg sagt auch nicht viel über Qualität aus... nur weil viele Kinokarten verkauft werden, kann es trotzdem ein beschissener Film sein.

    Jurassic World Dominion muss eines der miesesten Drehbücher aller Zeiten haben - handwerkliche was?

  • Die Frage ist, was passiert, wenn Dir von einem unbekannten Spiel erzählt wird? Vermutlich wird Google gefragt. Ich denke, dass bei einer englischsprachigen Suche sehr wahrscheinlich BGG der erste Treffer sein dürfte (nach der obligatorischen Werbung, wo man es kaufen kann). Und damit dürfte die Außenwirkung definitiv vorhanden sein. Denn sobald man sich (englischsprachig) über ein Spiel im Internet informiert, bekommt man einfach BGG auf dem Silbertablett serviert. Ob da dann natürlich weiter geklickt wird und jemand die Top-100 anschaut, steht dann natürlich auf einem anderen Blatt.

    P.S.: Gerade mit Ark Nova getestet: Ist der erste Treffer.

    Ach ja? Definier mir "normal"!

    • Hilfreichste Antwort

    Aber mal anders gefragt: welche Spiele gehören denn deiner Meinung nach in eine Liste der besten 100 Spieler aller Zeiten (bis jetzt) und stehen stattdessen viel zu weit hinten an. Betonung liegt auf "besten", also nicht auf bekanntesten, o.ä.

    Ich will gar nicht für spezielle Titel Lobbyarbeit leisten, es geht mir ums Gesamtbild und darum, wie diese Ratings zustande kommen.


    Hier rechnet jemand den "complexity bias" raus: https://dvatvani.github.io/BGG-Analysis-Part-2.html

    Der Datensatz ist ungefähr 5 Jahre alt, aber was sich dann ergibt, bildet die Brettspielwelt in ihrer Breite meiner Meinung nach deutlich besser ab:

    Codenames hüpft auf die 2, Dixit, Love Letter und Sushi Go Party hüpfen in die Top 20, Kingdomino, Ticket to Ride, Resistance, Splendor, King of Tokyo, For Sale und Carcassonne in die Top 50, usw.

    Es müssen (für mich) gar nicht unbedingt diese Titel sein und ich will auch definitiv keine Einzelfalldiskussion führen, ob Love Letter jetzt ein besseres Spiel als Bloodrage ist oder nicht. Aber auf einmal tummeln sich in der Top 100 nicht mehr nur Kenner- und Expertenspiele, sondern halt auch zugänglichere Karten-, Familien- und Partyspiele. Fühlt sich für mich irgendwie "näher an der Wirklichkeit" an, und hilfreicher für jemanden, der kein Expertenspieler ist.


    In einem anderen Artikel, den ich nicht mehr finde, hat jemand einfach mal die Anzahl der Dummy Ratings verändert. Es ist ja weitestgehend willkürlich, warum das genau so viele sind, wie von BGG festgelegt.

    Je mehr 5.5er du drauf schmeißt, desto mehr spielt es auf einmal eine Rolle, wie viele Stimmen abgegeben wurden. Und warum sollte das auch nicht zählen, ist es nicht auch eine Qualität, mehr Leute erreicht zu haben als andere Spiele?


    Wenn man statt 2k auf einmal 20k Dummies dazu rechnet, wandern junge Hüpfer wie Arche Nova (12k, 8.66) oder Gloomhaven: Pranken des Löwen (20k, 8.6) eine gute Ecke nach unten. Dagegen können Ratinggiganten wie Catan (110k, 7.1), Carcassonne (110k, 7.4), Pandemie (110k, 7.6) eine Menge 5.5er futtern, bis sich ihr Durchschnitt ernsthaft bewegt.


    Ergäbe das eine "bessere" Top 100?

    Keine Ahnung, aber dass ich durch solche Spielereien die (ohnehin schon durch Dummies verzerrte) Rangliste massiv durchwürfeln kann, sagt imho schon genug über ihren Wert aus.

  • Und ich sage, dass "das beste Spiel für Nerds" dargestellt wird.

    Weil solche dort überdurchschnittlich voten.

    Was es meiner Meinung nach nicht von imdb unterscheidet, bei der ich mir auch nicht vorstellen kann dass meine Eltern oder unsere Nachbarn überhaupt davon gehört haben geschweige denn gevotet obwohl alle genannten Filme konsumieren.

    Meiner Meinung nach ist das ein Grundproblem von „usergenerated content“. Dieser wird meist von einer kleinen Teilgruppe der jeweiligen Szene befüllt. Und diese Teilgruppe ist nicht repräsentativ für den Rest.

  • Und ich sage, dass "das beste Spiel für Nerds" dargestellt wird.

    Weil solche dort überdurchschnittlich voten.

    Aber das ist doch das tolle: Nerds haben halt mehr Ahnung als Nicht-Nerds von einem bestimmen Thema. Deswegen ist ihre Meinung auch deutlich fundierter als die der Nicht-Nerds. Sie kommt aufgrund einer viel breiteren und vertieften Kenntnis der Materie zustande. Das heißt aber nicht, dass deren Einschätzung deswegen irgendwie "elitär" wäre.


    Ich behaupte: wenn diejenigen, die immer nur Monopoly und Catan spielen, die BGG TOP 100 kennten, dann würden sie diese Spiele zu 95 % auch besser bewerten als Monopoly und Catan.


    Ich weiß nicht, warum ausgerechnet beim Brettspielen Fachkenntnis ein Nachteil sein soll. Wenn ich mir irgendeine neue Elektronik anschaffe, dann schaue ich auch nicht danach, was mein ahnungsloser Nachbar dazu sagt, sondern meine IT-Nerd-Freunde...

  • Ich weiß nicht, warum ausgerechnet beim Brettspielen Fachkenntnis ein Nachteil sein soll. Wenn ich mir irgendeine neue Elektronik anschaffe, dann schaue ich auch nicht danach, was mein ahnungsloser Nachbar dazu sagt, sondern meine IT-Nerd-Freunde...

    Ich glaube die Analogie hier ist eher: wenn ich ein Auto kaufen will, dann frage ich nicht den Rennfahrer. Weil der empfiehlt mir ein überpowertes Sport-Gefährt, das für meinen Alltag komplett untauglich ist.

  • Ergäbe das eine "bessere" Top 100?

    Keine Ahnung, aber dass ich durch solche Spielereien die (ohnehin schon durch Dummies verzerrte) Rangliste massiv durchwürfeln kann, sagt imho schon genug über ihren Wert aus.

    Man kann jede Rangliste mit mathematischen Spielereien massiv durcheianderwürfeln. Das ist für mich kein stichhaltiges Argument.


    Und bei der IMDB Liste, die Du nach eigener Aussage der von BGG überlegen findest, käme m.W. niemand auf die Idee, diese so zu manipulieren, dass sie den eigenen Ansprüchen eher genügt. Insofern finde ich solches Vorgehen bei den Brettspielen anmaßend und wenig sinnvoll, wenn es mehr als eine Spielerei sein soll.

  • Es müssen (für mich) gar nicht unbedingt diese Titel sein und ich will auch definitiv keine Einzelfalldiskussion führen, ob Love Letter jetzt ein besseres Spiel als Bloodrage ist oder nicht. Aber auf einmal tummeln sich in der Top 100 nicht mehr nur Kenner- und Expertenspiele, sondern halt auch zugänglichere Karten-, Familien- und Partyspiele. Fühlt sich für mich irgendwie "näher an der Wirklichkeit" an, und hilfreicher für jemanden, der kein Expertenspieler ist.

    Danke für den Link.

    Die Frage, die ich mir stelle, ist die, ob es es als Bias bezeichnet werden kann, oder ob komplexere Spiele = "bessere" Spiele bedeutet bei den Vielspielern. Also, dass die Spiele in der subjektiven Wahrnehmung einfach "besser" sind. Und da haben wir wahrscheinlich das Kernproblem bei der Bewertung von Gesellschaftsspielen: wie soll man ein #JustOne mit einem #SleepingGods vergleichen können?


    Andererseits sieht man auch bei der IMDb, dass die von Kinogängern beliebteren Genres in den Top 250 unterrepräsentiert sind (https://250.took.nl/titles/genre). Hier bin ich versucht und gewillt zu sagen, dass Dramen im Vergleich zu Komödien und Actionfilmen die komplexeren Konstrukte sind. Bei den Besucherzahlen spiegelt sich das aber weniger wieder. Dort sind genau diese Genres überrepräsentiert (die letzten 14 Jahre besonders die Kombination aus Action und Komödie in Superheldenfilmen).


    Also nochmal tritt die Frage auf, ist es ein Bias, wenn man Komplexität "besser" bewertet, oder ist Komplexität = "besser"? Möchte das menschliche Gehirn herausgefordert werden und genau diese Herausforderung wird subjektiv als besser empfunden? Zumindest in bestimmten Situation. Die Masse (so die Verkaufszahlen) möchte bei den meisten Spieletreffen (so die Anzahl an gespielten Spielen) nicht das überkomplexe Werk rausholen sondern hier geht es um schnellen Spaß, der einfacher erklärt ist.

    Also ja, die BGG Top 100 bildet nicht das ab, was auf den Tischen der Welt landet. Was bei Brettspielen daran liegt, dass Komplexität auch bedeutet, dass 1) neue Spieler nicht so schnell ins Boot geholt werden können und 2) dass die Spiele in der Regel länger dauern.

    Gleichzeitig sieht man an den Average Ratings (also die nicht mit irgendeinem Algorithmus bereinigten Bewertungen), dass auch dort Gloomhaven & Co. ganz oben stehen. Es ist zumindest ein anderes Erlebnis, als eine Runde Codenames zu spielen. Ob es ein "besseres" ist, ist wirklich schwer zu vergleichen.


    Hier übrigens noch eine Erklärung, wie das Geekrating funktioniert... naja, Erklärung so gut es geht:

    What is "Geek Rating"? | BGG
    I know what Avg Rating is, but what exactly is Geek Rating. I see both labeled in the big rankings of BGG.
    boardgamegeek.com

  • Das generelle Problem an Komplexität im Bezug auf eine Top Liste ist doch einfach, dass die Menge an Personen, die diese bereit sind zu spielen, einfach weniger sind. Ein einfaches Party- oder Familienspiel spielt man möglicherweise auch mit ohne dass man ein konkretes Interesse an dem Spiel hat. Einfach weil es leicht zu erlernen ist und oftmals nicht allzu viel Zeit zum Spielen beansprucht. Bewertungen werden dann für das Spiel dennoch abgegeben. Bei einem Expertenspiel wird allerdings vorselektiert und man ist sich oftmals wesentlich mehr im Klaren darüber, ob das Spiel etwas für einen ist oder nicht. Insgesamt dürfte bei Casual Games die Bewertung dadurch deutlich mehr verwässert sein.


    Persönlich würde ich nicht sagen, dass ich Familien-, Party- oder vergleichbare Spiele schlechter bewerte als meine komplexeren. Letztendlich wiegt bei mir am Ende nur der Spielspaß. BGG bietet aber selbst die Möglichkeit, genauer zu filtern, sodass man relativ einfach die Top Listen einzelner Kategorien findet.

  • Man kann jede Rangliste mit mathematischen Spielereien massiv durcheianderwürfeln. Das ist für mich kein stichhaltiges Argument.

    Der Punkt ist, dass Original-BGG genauso eine Spielerei ist. Zum einen durch die Anzahl der Dummies, zum anderen durch die Nicht-Gleichbehandlung der User. Das ist nicht anmaßend, das ist einfach so.

    Gleichzeitig sieht man an den Average Ratings (also die nicht mit irgendeinem Algorithmus bereinigten Bewertungen), dass auch dort Gloomhaven & Co. ganz oben stehen.

    Ohne Dummies gäbe es vermutlich jeden Tag um 11:30 eine neue Nummer 1 (irrelevantes neues Spiel mit 30 Fakeprofil-10ern), und die Community müsste ein niemals endendes Wack a Mole spielen und diese Titel ins Nichts zurückvoten. ;)


    Die Dummies braucht es, die Frage ist nur, wie viele. Momentan ist die Zahl eher niedrig, was Klassiker "abstraft" und ein bisschen Volatilität an der Spitze zulässt (siehe - nicht wertend gemeint - Arche Nova, Dune Imperium, Gloomhaven 2, die sich alle mit relativ wenigen Stimmen oben festgesetzt haben).


    Das kann man schon ok finden, wie es ist. Für mich persönlich wären andere Methoden zielführender.

    Also nochmal tritt die Frage auf, ist es ein Bias, wenn man Komplexität "besser" bewertet, oder ist Komplexität = "besser"?

    Ich meine, dazu gab es hier schon mal eine Diskussion.


    Meiner Meinung nach sind sie einfach nicht vergleichbar, aber so ein Rating suggeriert Vergleichbarkeit.

    Mein Blog (Illustrationen, Brettspieldesign, Angespielte Spiele)

    2 Mal editiert, zuletzt von PeterRustemeyer ()

  • Jetzt wird es endlich interessant! Das ist eine Sache die mich, anders als Gloomhaven, wirklich stört. Die Vermischung von Komplexität und Wertigkeit. Aus meiner Sicht sollte das nicht passieren. Es gibt wirklich so viele gute Spiele, die auch in jeder Geekrunde (oder Familie) funktioniert, aber kaum ist die Schachtel kleiner, die Komplexität niedriger, hat es eine 10 oder 9 nicht verdient. Es ist dann zwar ein mega "Absacker", aber dafür reicht dann eine 6.5 bis 7.5. Mir kommt es zumindest öfter so vor. Erlebt ihr das auch so?

  • Ein episches Erlebnis von 2-4 Stunden wird man oft eher in Erinnerung behalten als einen Absacker, insofern ist es emotional nachvollziehbar, wenn man ein komplexeres Spiel höher bewertet.

    Und bei der IMDB Liste, die Du nach eigener Aussage der von BGG überlegen findest, käme m.W. niemand auf die Idee, diese so zu manipulieren, dass sie den eigenen Ansprüchen eher genügt.

    Aber die Liste von BGG ist ja manipuliert, indem eine festgelegte Anzahl von 5.5 Ratings vergeben wird! Genau darum geht es PeterRustemeyer doch!?

    Oder gibt es bei IMDB auch eine solche "Manipulation"?

    André Zottmann / Thygra Spiele - u. a. viel für Pegasus Spiele tätig
    Ich gebe hier generell immer meine eigene, ganz persönliche Meinung von mir.

    Einmal editiert, zuletzt von Thygra ()

  • Ich denke das ist etwas, was man in vielen Feldern beobachtet: die alberne Slapstick-Kommödie hat es schwieriger bei den Cineasten, die schamlose Popmusik hat es schwieriger bei der Musikkritik und auch ein richtig gut gemachter Burger bekommt eher keinen Michelin-Stern. (Wobei ich mal in Hongkong echt günstige Ente mit Stern gegessen habe, aber das ist eine andere Geschichte.) Ich denke es ist völlig normal, dass Connaisseure eine Tendenz zum raffinierten, außergewöhnlichen und komplizierteren haben.


    Interessanterweise habe ich das Gefühl, dass das auf der Seite der Kreativen wieder anders aussieht: dass ein Musikproduzent begeistert von einer Pop-Produktion ist oder ein Regisseur jemanden lobt, der Action richtig gut beherrscht, kommt wiederum öfter mal vor.

  • Und bei der IMDB Liste, die Du nach eigener Aussage der von BGG überlegen findest, käme m.W. niemand auf die Idee, diese so zu manipulieren, dass sie den eigenen Ansprüchen eher genügt.

    Aber die Liste von BGG ist ja manipuliert, indem eine festgelegte Anzahl von 5.5 Ratings vergeben wird! Genau darum geht es PeterRustemeyer doch!?

    Oder gibt es bei IMDB auch eine solche "Manipulation"?

    IMDB nutzt auch ein weighted average eben aus dem Grund weil niemandem geholfen ist, wenn ständig irgendein Film mit nur vier Votes, die aber alle eine perfekte 10 sind, an der Spitze der Top-Liste steht.

  • Jetzt wird es endlich interessant! Das ist eine Sache die mich, anders als Gloomhaven, wirklich stört. Die Vermischung von Komplexität und Wertigkeit. Aus meiner Sicht sollte das nicht passieren. Es gibt wirklich so viele gute Spiele, die auch in jeder Geekrunde (oder Familie) funktioniert, aber kaum ist die Schachtel kleiner, die Komplexität niedriger, hat es eine 10 oder 9 nicht verdient. Es ist dann zwar ein mega "Absacker", aber dafür reicht dann eine 6.5 bis 7.5. Mir kommt es zumindest öfter so vor. Erlebt ihr das auch so?

    Das was ich so am Rande mitbekomme. z.B auch durch Youtube Videos und dann an Reviews oder Bewertungen gelegentlich mal sehe, habe ich auch manchmal das Gefühl dass ein Spiel auch mal "Okay" sein kann, aber trotzdem von der Bewertenen Person einer höhere Wertung bekommt (weil große Schachtel viele Minis, Bling Bling Münzen etc.) und ein kleineres Spiel was von der Bewertenen Person abgefeiert wird, aber am Ende der Wertung schlechter abschneidet.

  • Ohne Dummies gäbe es vermutlich jeden Tag um 11:30 eine neue Nummer 1 (irrelevantes neues Spiel mit 30 Fakeprofil-10ern), und die Community müsste ein niemals endendes Wack a Mole spielen und diese Titel ins Nichts zurückvoten. ;)

    Beim Average Rating beziehe ich mich auf alle Spiele ab z.B. 5000 Votes. Dummy-Votes braucht es in meinen Augen da nicht.


    aber kaum ist die Schachtel kleiner, die Komplexität niedriger, hat es eine 10 oder 9 nicht verdient. Es ist dann zwar ein mega "Absacker", aber dafür reicht dann eine 6.5 bis 7.5. Mir kommt es zumindest öfter so vor. Erlebt ihr das auch so?

    Einerseits erlebe ich das zwar, aber andererseits gibt es da auch Ausnahmen wie z.B. Codenames, Ohne Furcht und Adel, The Crew und Lovecraft Letter. Bei reinen "Idee-Spielen" wie Just One oder Pictures ist zwar Spaß für eine Partie garantiert, nur gibt es da wenig Abwechslung auf lange Sicht. Ein Spiel mit höherer Komplexität oder gar asymmetrischen Fraktionen hat in der Regel einen höheren Wiederspielwert und Langzeitspaß. Also zumindest für die Leute, die auf sowas stehen. Und da ja niemand sagt, was "gut" oder "schlecht" genau bedeutet und was man einrechnen darf bei einer "5" oder einer "8" spielt das zumindest in meiner Bubble durchaus eine Rolle.

    Andererseits werden zu komplexe Spiele abgestraft, wenn die Einstiegshürde zu groß ist. Es wird bei BGG nicht nachgefragt, wie viele Partien jemand gespielt hat.

    Das macht den Vergleich der Spiele ja gerade so schwer. Ein Partyspiel will was ganz anderes als ein Kampagnenspiel.

  • Oder gibt es bei IMDB auch eine solche "Manipulation"?

    IMDB ist auch gewichtet. Die Methodik ist fast dieselbe.


    Ich hatte nur als lobendes Beispiel herangeführt, dass dort die Abbildung einer breiten Filmewelt "funktioniert": da tummeln sich alte und neue Filme, Kunst und Kommerz, epische und kleine, lustige und ernste...

    Mein Blog (Illustrationen, Brettspieldesign, Angespielte Spiele)

  • Bei reinen "Idee-Spielen" wie Just One oder Pictures ist zwar Spaß für eine Partie garantiert, nur gibt es da wenig Abwechslung auf lange Sicht. Ein Spiel mit höherer Komplexität oder gar asymmetrischen Fraktionen hat in der Regel einen höheren Wiederspielwert und Langzeitspaß. Also zumindest für die Leute, die auf sowas stehen.

    Und wer nicht auf sowas steht, findet bei Just One oder Pictures den höheren Wiederspielwert und Langzeitspaß. ;)

  • Jetzt wird es endlich interessant! Das ist eine Sache die mich, anders als Gloomhaven, wirklich stört. Die Vermischung von Komplexität und Wertigkeit. Aus meiner Sicht sollte das nicht passieren. Es gibt wirklich so viele gute Spiele, die auch in jeder Geekrunde (oder Familie) funktioniert, aber kaum ist die Schachtel kleiner, die Komplexität niedriger, hat es eine 10 oder 9 nicht verdient. Es ist dann zwar ein mega "Absacker", aber dafür reicht dann eine 6.5 bis 7.5. Mir kommt es zumindest öfter so vor. Erlebt ihr das auch so?

    So ganz stimmt das ja auch nicht mit dem angeblichen Komplexitätsbias: 7 Wonders Duel 2,22 Komplexität, auf Platz 19. The Crew 1,98, Platz 48, Azul 176 Platz 65. Aber das ist doch genau das Gleiche wie SDJ -- habe die BGG Top 100 noch nie als Spielspaßranking verstanden, und die Wertungen dort auch nicht. Die Seite heißt Board Game Geek, das Rating Geek Rating (im Gegensatz zu etwa dem Average Ranking, das ja die reine "Benotung" darstellt, wie ich das verstanden habe).

    Schnick Schnack Schnuck: super simples Prinzip, jeder kann mitspielen, hoher Suchtfaktor und unglaublich, was dieses Spiel aus drei simplen Regeln rausholt. 10/10

    Ist jetzt natürlich überspitzt, aber da scheint mir im Hintergrund einfach ein Konsens darüber zu bestehen, dass eine gewisse Komplexitätsschwelle schon genommen sein muss.

  • Oder gibt es bei IMDB auch eine solche "Manipulation"?

    IMDB ist auch gewichtet. Die Methodik ist fast dieselbe.


    Ich hatte nur als lobendes Beispiel herangeführt, dass dort die Abbildung einer breiten Filmewelt "funktioniert": da tummeln sich alte und neue Filme, Kunst und Kommerz, epische und kleine, lustige und ernste...

    Wird denn bei IMDB auch auf ältere Filme immer wieder ein neues Average geworfen, wie bei BGG? Wenn nicht, ist dies vielleicht der entscheidende Unterschied!?

  • Oder gibt es bei IMDB auch eine solche "Manipulation"?

    Ähnlich.


    How do you calculate the IMDb rating displayed on a title page?

    We take all the individual ratings cast by IMDb registered users and use them to calculate a single rating. We don't use the arithmetic mean (i.e. the sum of all votes divided by the number of votes), although we do display the mean and average votes on the votes breakdown page; instead the rating displayed on a title's page is a weighted average. To display the detailed votes breakdown, click the number of votes located directly below the average IMDb user rating. For an example, see the User rating breakdown for Inside Out.

    The IMDb weighted average does not change upon receipt of each new vote, but instead is updated numerous times per day.

    A TV series rating is not the weighted average of the ratings of individual episodes. Instead, customers vote separately for the rating of the series as a whole via each title's series page.


    IMDb | Help


    Weighted Average =


    IMDb publishes weighted vote averages rather than raw data averages.

    The simplest way to explain it is that although we accept and consider all votes received by users, not all votes have the same impact (or ‘weight’) on the final rating.

    When unusual voting activity is detected, an alternate weighting calculation may be applied in order to preserve the reliability of our system.

    To ensure that our rating mechanism remains effective, we do not disclose the exact method used to generate the rating.

  • So ganz stimmt das ja auch nicht mit dem angeblichen Komplexitätsbias: 7 Wonders Duel 2,22 Komplexität, auf Platz 19. The Crew 1,98, Platz 48, Azul 176 Platz 65.

    Das sind sogenannte statistische Ausreißer.


    Im Mittel gilt auf BGG: Höheres Weight Rating = Höheres Rating.

    Ja, deswegen ging mein Posting ja auch noch weiter... "da scheint mir im Hintergrund einfach ein Konsens darüber zu bestehen, dass eine gewisse Komplexitätsschwelle schon genommen sein muss." - eben weil es ein "Geek Rating" und kein "durchschnittlicher Spielspaß einer Partie in gemittelter Zielgruppen" ist.

  • So ganz stimmt das ja auch nicht mit dem angeblichen Komplexitätsbias: 7 Wonders Duel 2,22 Komplexität, auf Platz 19. The Crew 1,98, Platz 48, Azul 176 Platz 65.

    Naja, aber wenn du mal dem Link von PeterRustemeyer weiter oben folgst, dann siehst du schon, dass das stimmt. Klar, es gibt auch "leichtere" Spiele in der Top 100, aber über alle Spiele sieht man eben eine Korrelation: je komplexer ein Spiel, desto wahrscheinlicher ist eine hohe Bewertung. Das kann man halt einfach berechnen.

  • Ich glaube die Analogie hier ist eher: wenn ich ein Auto kaufen will, dann frage ich nicht den Rennfahrer. Weil der empfiehlt mir ein überpowertes Sport-Gefährt, das für meinen Alltag komplett untauglich ist.

    Wieso? Nur weil er Ahnung hat heißt das ja nicht, dass er eine Empfehlung komplett an meinen Bedürfnissen vorbei ausspricht. In den TOP 100 befinden sich auch Spiele wie 7 Wonders Duel, Wingspan, Everdell, Die Quacksalber, Azul und Cascadia. Und bis Platz 455 findet man eine Menge tauglicher Familienspiele, die besser sind als Catan und sich dennoch für die Zielgruppe eignen. Und man kann die Listen ja entsprechend seiner eigenen Vorlieben zusammenstellen. Schaut man sich nur die Familienspiele an, findet man nämlich nur noch 139 Spiele, die besser sind als Catan. Wer also seine eigenen Vorlieben kennt und auf den immer angegebenen Schwierigkeitsgrad achtet, der findet in der BGG-Liste auch als Nicht-Nerd sehr gute Empfehlungen. Wenn ich ein Auto kaufe, filtere ich die einschlägigen Bestenlisten ja auch im Hinblick auf die für mich wichtigen Parameter.

  • Und wer nicht auf sowas steht, findet bei Just One oder Pictures den höheren Wiederspielwert und Langzeitspaß. ;)

    Ich behaupte, da wird eher häufiger mal das Spiel gewechselt. Heute Just One, morgen Herdentier, nächste Woche Top Ten, die Woche drauf Pictures, Tabu und Activity. Dann wieder Outburst, usw. Nur drehen wir uns so im Kreis, denn das sind wahrscheinlich die Leute, die nicht bei der BGG abstimmen. Und das führt ja genau dazu, dass sich manch einer beschwert, dass das Rating die "Wirklichkeit" nicht abbilden würde.

  • Ich weiß ja nicht ob der Name Geek-Rating dafür ausreicht, um zu erklären oder zu rechtfertigen, dass eher komplexe Spiele hoch bewertet sind. Ich glaube nicht, dass die Top 100 groß anders aussehen würde, wenn das Geek-Rating stattdessen Boardgame-Rating oder Gummipunkte-Rating heißen würde. Beweisen kann ich's natürlich nicht, ist nur ne reine Vermutung.

  • Jetzt wird es endlich interessant! Das ist eine Sache die mich, anders als Gloomhaven, wirklich stört. Die Vermischung von Komplexität und Wertigkeit. Aus meiner Sicht sollte das nicht passieren. Es gibt wirklich so viele gute Spiele, die auch in jeder Geekrunde (oder Familie) funktioniert, aber kaum ist die Schachtel kleiner, die Komplexität niedriger, hat es eine 10 oder 9 nicht verdient. Es ist dann zwar ein mega "Absacker", aber dafür reicht dann eine 6.5 bis 7.5. Mir kommt es zumindest öfter so vor. Erlebt ihr das auch so?

    Aber klar! Eine 10 für Love Letter? Spiele ich sehr gern, aber für eine 10 steckt viel zu wenig Raffinesse drin. Du weckst mich mitten in der Nacht mit der Frage nach einer Runde damit. Meine Antwort wäre :wikinger: :shoot: :box:

    Würdest du hingegen zu Dark Ages o.ä. auffordern, wäre ich in 10 min bei dir. :)

    So einfach ist das, jeder hat seine Vorlieben und lässt diese auch in solche Listen einfließen. So soll es ja auch sein, in der Masse nivelliert sich das nach einiger Zeit aus. Zudem gibt es doch diverse Top-Listen, nicht nur die „Overall“. Zum Beispiel die der „Family“, da tummeln sich die genannten Titel wie Catan, Zug um Zug, usw. Um hingegen den aktuellen Zeitgeist abzubilden, sind diese Titel aber nicht mehr aussagefähig. Auch gefüttert von den Materialorgien diverser KS-Titel etabliert sich inzwischen auch ein Anspruch ans Material und Ausstattung.

    Das ein Spiel gut funktioniert, hebt es noch lange nicht in den Olymp der Top100. Selber besitze ich übrigens ganze 8 Titel von den 100…

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

  • Korrelation: je komplexer ein Spiel, desto wahrscheinlicher ist eine hohe Bewertung.

    Gedankenspiel:


    Wer sagt denn, dass komplexere Spiele nicht einfach "besser" sind?

    Brettspiele - und ja, das klingt jetzt sehr nach Gatekeeping - würde ich weniger mit Filmen und Serien vergleichen sondern mehr mit Videospielen oder Sportarten wie z.B. Squash. Es baucht eine gewisse Weile, bis man sich zu den komplexeren Themen durcharbeiten kann, um diese wertzuschätzen. Man braucht Zeit, bis man tiefer in das Hobby einsteigen kann und "gut" wird. Bis man versteht, wie Mechaniken funktionieren und ineinander greifen. Ja, man kann direkt loslegen, aber mit einem weniger komplexen Spiel (beim Squash mit einem Ball mit blauen Punkt). Man kann Spaß haben, aber es ist nicht so gut, nicht so anregend, nicht so spannend, nicht so fordernd wie ein komplexeres Spiel (oder beim Squash das Spiel auf Profiniveau mit einem Ball mit zwei gelben Punkten).

    Leute, die erst anfangen mit dem Hobby für die sind Party- und Familienspiele das beste, weil sie 1) noch nichts anderes kennen und 2) noch nicht auf dem Niveau sind, die komplexeren Spiele anzugehen.

    Mit der Zeit wandelt sich das aber und die weniger komplexen Spiele reizen das Hirn nicht mehr so aus und fallen auch in der Bewertung eher ab. Daher ist es kein negativer Bias hin zu komplexen Spielen sondern einfach der Lauf der Dinge, wenn man sich länger mit einem Hobby beschäftigt.


    Hui, klingt wirklich übel der Text, aber denkt mal drüber nach ;)

  • Also auf mich trifft der Text genau zu, ich hab mir die Gedanken auch schon oft gemacht. Das einzige Spiel in meinem Schrank das auf Familienspielniveau ist und in einer größeren Schachtel daher kommt ist Zug um Zug, das ich noch aus der Kindheit habe und welches ich immer mal wieder gerne spiele. Aber ansonsten kommen Familienspiele in großen Schachteln gar nicht erst in mein Regal weil ich da genau weiß, das sind für mich solche "kann man mal mitspielen"-Spiele, die nach wenigen Partien für ich schon durch sind, während ich bei komplexeren Spielen oft nach 10 Partien immer noch Lust habe.


    Aber ich bin halt auch nicht unbedingt der Maßstab, also denke nicht, dass nur weil ich so denke, dass das zwingend so richtig ist oder allgemeingültig. Es gibt Leute die lieber Familienspiele spielen, auch auf BGG, liest man manchmal in den Foren. Zu viel Regeln, zu Kopflastig. Die Vermutung liegt halt nahe, dass Leute wie ich eher auf BGG unterwegs sind.


    Gleichzeitig bewundere ich aber auch kleine Spiele, die aus wenig verdammt viel machen. Ich hab schon über 80 Partien Coup gespielt und das Spiel ist noch nicht langweilig geworden, das ist ne 9/10 für mich.

  • Ein Partyspiel will was ganz anderes als ein Kampagnenspiel.

    Wenn beides sehr gut ist, ist eine 9 beide Male angebracht. Bei dem einen braucht es manchmal nur Miniaturen, eine fette Schachtel und das Gefühl, total episch zu sein und bevor (!) das Spiel veröffentlicht wird, hat es schon ne 10. Ich finde die BGG Top 100 auch nicht so schlecht, da sind viele geile Spiele dabei, aber es ist stark selektiv, bzw. bevorzugt, wie weiter oben ausgeführt, eine Art der Spiele. Ich spiele aber alle Arten von Spielen und manch sehr gutes Familien- oder gar Kinderspiel ist so gut, dass es eigentlich unterrepräsentiert ist. Dabei ist mir das Ranking sogar egal, sondern die Bewertung an sich.


    Allerdings gibt es in diesem Rating so viele Strömungen, so viele Menschen, die unterschiedlich bewerten, BGG anders benutzen, auch z.B. zur Abstrafung, das ein Vergleich da durchaus schwer ist. Jörg Luible von 4Players hat da mal eine wunderbare Kolumne zu Metacritic geschrieben. Wenn 100 Leute unterschiedlich in einen Topf scheißen, kommt am Ende scheiße raus.

  • Das würde bedeuten dass Super Mario schlechter ist als z.B. Fallout weil es weniger komplex ist.

    Sorry, kann ich nicht mitgehen.