Beiträge von Imagine im Thema „Ist die BGG Top 100 die Vorhölle der Szene?“

    Ich glaube ich habe die Top 100 seit 6 Monaten nicht mehr angeschaut, hat für mich keine Relevanz. BGG ist als Datenbank, Regelfragen und Neuheiten wichtig, dann noch Files und vor allem Reviews und Meinungen...wer da wie welches Spiel in eine Top 100 voted ist mir ziemlich egal.

    Dies! Und einen Artikel, der die „Top 100“ als den inflationären Beliebtheits-Wettbewerb darstellt, der er ist (inkl. Hype- und Hate-Votings, Unschärfen-Algorithmus und fehlenden Updates der Bewertungen durch die User), den feiere ich dafür. Unter den Top 100 sind sicher keine schlechten Spiele. Das sind sie unter den Top 2500 aber auch nicht — und viele davon gefallen mir sogar besser.

    Und das ein Spiel von 1983 auf einer Website mit unter anderem sehr jungem Publikum, nicht gerade gut ankommt, ich denke das ist offensichtlich oder? Ich hab das Spiel auch nicht gespielt, aber ich stelle mir natürlich da schon erstmal die Frage ob das Spiel wirklich objektiv besser sein soll als die Spiele die man aktuell in der Top 100 findet, oder ob da die Nostalgie mitschwingt.


    Ich glaube jeder von uns rankt seine Spiele da sehr persönlich und kaum jemand wird 1:1 bei der Top 100 landen, Human Punishtment Social Deduction 2.0 ist in meiner persönlichen Top 10, auf BGG ist es im Bereich der 1500 und das is auch okay so, objektiv gesehen hat das Spiel wirklich einige Probleme. Aber ich hab damit halt echt tolle Zeiten verbracht. Ich kann aber anerkennen, wieso so Spiele wie Gloomhaven und Brass (das sich bei mir sogar die 1 mit Root teilt) so weit oben sind.

    Aber genau das ist ja auch meine Aussage: Es ist letztlich unwichtig, ob ein Spiel objektiv besser ist (wie auch immer man das im Einzelfall messen will), sondern darum, ob Dein Spielerlebnis subjektiv besser war als mit einem anderen Spiel. Das hängt vermutlich von Dutzenden anderer Faktoren ab (genau wie die BGG-Bewertungen der anderen User); ich habe mit dem Spiel von 1983 Situationen erlebt, die mir heute noch in Erinnerung sind, weil sie einfach unglaublich spaßig waren und kaum ein anderes Spiel (einschließlich des ganzen Drumherums, siehe oben) mich seitdem so gut unterhalten hat. Ich bin sicher, das trifft auch auf Deine Erfahrungen mit HP2.0 zu. Und Vorsicht mit dem Alters-Argument: ich habe erst neulich auf einem Spieletreff "Magical Athlete" vorgestellt - von 2002 - und war selbst wieder überrascht, wie gut das bei den jüngeren Semestern gezündet hat. Es muss nicht immer alles zu 100% gebalanced und gestreamlined sein. Es muss vor allem Spaß machen. Wie eine gute Partie Human Punishment.
    :)

    Das ist die Liste, die bei BGG steht - die halte ich tatsächlich nicht aktuell. Die von mir angeführte (Stand 12/21) ist:
    1: Wiz-War (wohlgemerkt die Chessex- und nicht die FFG-NeuAuflage)

    2: The Expanse
    3: Villen des Wahnsinns

    4: Legendary Encounters: Alien

    5: Moonrakers

    6: Nuclear War

    7: Path of Light and Shadow

    8: Atlantic Storm

    9: Xia

    10: Obsession

    Ich habe spaßeshalber mal die aktuellen BGG-Ränge der Spiele auf meiner All-Time Favourites Liste (Stand Dezember '21) abgeglichen:


    1: Rang 2123

    2: Rang 1628

    3. Rang 47

    4. Rang 135

    5. Rang 1360

    6. Rang 3249

    7. Rang 1661

    8. Rang 4720

    9. Rang 150

    10. Rang 139


    Das Ergebnis erklärt glaube ich sehr anschaulich, weshalb ich auf die Top 100 nichts gebe. Es mag ja durchaus sein, dass es 2122 Spiele gibt, die (wie auch immer geartet) "besser" sind als mein Lieblingsspiel. Aber die, die ich davon gespielt habe (und das sind nicht wenige), machen mir nunmal einfach weniger Spaß. Daher mein Standpunkt: Wer sich bei der Spieleauswahl ausschließlich von dieser (durch ihre Grundlage ohnehin zutiefst irrationalen) Rangfolge leiten lässt, lernt viele tolle Spiele niemals kennen.

    Ich verteufel das Ranking schon lange. Instagram für Brettspiele - mit aufwendigen Alghorithmen mühsam die sinnlosen Vorab-Hype- und Hate-1er-Bewertungen im Zaum gehalten, tauchen da sehr viele technisch rundgefeilte, aber dadurch auch aalglatte Titel ohne Ecken und Kanten auf: Brettspiel-Hähnchenfleisch. Klar, da sind auch einige Spiele dabei, die mir gefallen, aber es ist einfach schade, dass es so im Fokus steht - und nicht wenigen glauben ernsthaft, dass es ab Rang 1000 nur noch Müll gäbe. Viele Brettspieler brauchen lange, bis sie feststellen, wie viele wirklich interessante Titel weit jenseits der 1000er-Marke im Schatten leben und darauf warten, regelrecht entdeckt zu werden - weil sie es eben selten auf die Blogger-Seiten schaffen und daher kaum ins Gewicht fallen. Bestes Beispiel: Scout! Die japanische Erstausgabe über ein Jahr lang bei uns gespielt (und empfohlen) worden; Oink-Reprint in der SdJ-Auswahl - BÄM stürzen sich die Blogger drauf, ZACK BGG-Rang ~1000... für ein Kartenspiel schon Olympia-verdächtig.