Wahrscheinlicherer Werdegang...

  • Zumindest kenne ich niemanden, der von Ameritrash zu Euro-Optimierorgien wechselt.

    Genau umgekehrt :)

    Das flashy Ameritrash zieht mit Material erstmal an, aber dann stellt sich heraus, dass die Spiele manchmal flacher sind als Snake. Dann wechselt man zu Euros, die im besten Falle auch ähnlich schönes Material bieten :)

  • Ich kann mir derzeit überhaupt nicht vorstellen, irgendwann bei Ameritrash zu landen - liegt aber wohl an den hauptsächlich zugrunde liegenden Themen: Fantasy und Science Fiction haben mich - von einer kurzen DSA-/PC-Rollenspielphase zu Schulzeiten abgesehen - nie wirklich interessiert. Und wenn ich jetzt rückblickend auf mein Spieleverhalten in diesen Fällen schaue, dann war für mich das Weiterentwickeln (=>Optimieren) meines Charakters eigentlich immer wichtiger als die dem Spiel zugrunde liegende Geschichte.

    Nichtsdestotrotz freue ich mich über Eurogames, in die ich neben allem Optimierens thematisch eintauchen kann. Ein schöner Spielplan und generell schönes Material können dieses Eintauchen natürlich erleichtern. Davon abgesehen auch das Verhalten und die Ausdrucksweise der Spieler - wer bei Flügelschlag Vögel "baut", verbaut damit meiner Ansicht nach sich und den Mitspielern diese Möglichkeit im Spiel anzukommen. In diesen Fällen wird wohl wirklich nur optimiert (was nicht per se schlecht sein muss). Oder ein "Großer Dalmuti" aus den 90ern (das fällt jetzt ja nicht mal unter Eurogames) - bei entsprechend überheblichem Gehabe der Spieler macht sowas nochmal so viel Spaß. Aber es gibt auch Spiele, bei denen ich es wirklich nicht schaffe - so sehr ich sie auch mag - mich in die Geschichte hineinzuversetzen - "Die Burgen von Burgund" oder "Carpe Diem" wären Beispiele hierfür...

    Stellt sich die Frage, ob ich mit Ameritrash bei anderen Themen mehr anfangen könnte...? Vielleicht. Aber wenn ich das richtig verstehe, würde ja "Agricola als Ameritrash" bedeuten, raus in den Garten zu gehen und mich dort um das Gemüse zu kümmern... Im Frühjahr wieder!

  • Ich sehe bei mir eher den Werdegang dahin, dass ich im Euro-Bereich schon vieles gesehen/erlebt habe und nur stärker aussiebe bei dem was mich prizipiell anspricht und ich mal ausprobieren mag. Mir gibt es nichts zig Spiele anzutesten, bei denen mich oftmals schon der Klappentext weniger anspricht um dann festzustelen, stimmt, gefällt mir nicht.

    Aktuell merke ich, dass mir für Solo-Unternehmungen KoopSpiele mit Narrativ mehr gefallen, da diese zweihändig genüsslicher zu spielen sind als ein Euro mit Bot. Doch wenn dort, dann lieber diesen als Gegner als gegen Highsocres.

    Merke zudem auch, dass ich mich im Segment der narrativen Koops noch schwer tue für mich auszusieben, Neuland eben, und bin mit 7th cont wie man da oder odrt ggf gelesen hat zzt umfänlich zufrieden. Ebenso mit der GH-Gruppe wo ich mich selbst überrascht habe, dass ich dem v.a. wegen der stimmigen Gruppe etwas abgewinnen kann. Plus Überlegung auch mal solo einen anderen Dungeon Crawler mit guter Stry auszubaldowern. Aber wenig Peil habe was es da gutes gibt was sich die Waage hält.

    Unterm Strich, mein Trend ist selektiver in der Euro-Schiene, offener für Koop zum Solo-Missbrauch ;)

  • Stellt sich die Frage, ob ich mit Ameritrash bei anderen Themen mehr anfangen könnte...? Vielleicht. Aber wenn ich das richtig verstehe, würde ja "Agricola als Ameritrash" bedeuten, raus in den Garten zu gehen und mich dort um das Gemüse zu kümmern... Im Frühjahr wieder!

    Ne Agricola als Amitrash wäre eher so:

    Du ziehst bei der Bepflanzung erstmal eine Eventkarte. Wenn du Pech hast ziehst du einen Gegner, z.B. der Maulwurf. Um ihn zu entfernen musst du würfeln und je nach deinen Fähigkeiten besiegst du ihn oder bekommst auf die Mütze und musst erst zurück um deinen Spaten gegen eine effizientere Waffe zutauschen oder du musst deine Fähigkeiten in Ungeziefervernichtung steigern.

    Aber aufpassen nicht das er seine Brüder holt und dein ganzer Garten mehr nach Minenfeld aussieht als alles andere. Dann hast du ein Boss geweckt und das wäre wieder eine andere Quest. :D

    Crowdfunding

    Aktuell: AT:O (2. Wave), Return to PA, USS Freedom, CoD: Apocalypse, Ancient Blood, Nanolith, Tidal Blades 2

    Zum Abschreiben: HEL, Darkest Dungeon (DE), Green Hell, Legend Academy

  • Nö, eher andersrum. Erst Würfelorgien (Monopoly, Risiko, Shogun, Drachenhort), dann eher in Richtung Euros. Bisher kenne ich niemanden, der den Weg andersrum gegangen wäre.

    Viele Grüße,

    Andreas.

    oh, Ich kenne da einige.

    Ich sehe das so: Wenn ich mir von manch Ameritrash die Regeln anschaue, dann ist die Optimieraufgabe nur ausgelagert worden.

    Zuerst wird optimiert und dann gespielt. 8o

    Ich spiele alles. Mindestens einmal!

  • Ich dachte, ich wäre Ameritrasherin. Bis mir auffiel, dass ich keinen einzigen AT-Titel im Regal habe. (Inzwischen hab ich welche. 3 oder so.) Ich dachte, ich stünde auf epische Storys, bis ich gemerkt habe, dass ich die besten Storys (für mich zumindest) erst beim Spielen selbst entwickle und je mehr Story vorgegeben ist, umso weniger Eigenregie möglich ist. Ich dachte, ich stünde auf Kämpfe und Dungeon Crawler. Doch ich hab mich gründlich getäuscht...

    Ich habe zwar erst einige Jahre Brettspielkarriere hinter mir und ich war nie praktizierende AT'lerin (ich dachte nur, ich wäre eine!), also bin ich keine RICHTIGE Ausnahme für die angenommene Regel. Aber ich suche fast nur noch nach Euros. Fast. Absolute gibt es in meinem Spielverhalten noch nicht, jedenfalls kenn ich keine.

    Ich mag Freiheit beim Spielen und keine vorgegebenen Ziele. (Quasi das Gegenteil von dem, was ich zu Beginn dachte.) Diese Freiheit bieten Euros meiner Erfahrung nach eher. (So Glanzstücke wie Robinson Crusoe, mit hoher replayability TROTZ Szenariozielen, sind ja eher selten.) Aber ein fast schon antiautoritäres "guck halt wie viele Punkte du schaffst und hab Spaß unterwegs" hat für mich meist den höheren Reiz. Vor allem, wenn einem die Punkte nicht so wichtig sind und man gern unterschiedliches ausprobiert.

    Da Kampf für mich auch ein eher uninteressanter Aspekt beim Spielen ist, sind eben tendenziell auch Spiele uninteressant(er), bei denen man nach A läuft, um zu würfeln, ob man den einen Gegner besiegt, und dann nach B läuft, um zu würfeln, ob man den anderen Gegner besiegt. Da ist es für mich wirklich spannender, herauszufinden, ob ich besser Brot gegen Fisch oder Holz gegen Stein tausche.

    Ich merke gerade, dass das total fies und ironisch klingt. Das soll es gar nicht. Ich meine es bierernst und ohne jegliche Spitze, ich finde die Getauscherei WIRKLICH sehr spannend - und das mit dem Kämpfen WIRKLICH tendenziell etwas unspannender, ohne ihm jetzt prinzipiell die Spannung abzusprechen. Es ist einfach Geschmackssache.

    Ich bin gerne Mechanikerin und finde es nicht anstrengend, sondern auf eine einzigartige Weise entspannend, an nem heavy euro zu tüfteln. Also, ja doch, es kann AUCH anstrengend sein, aber selbst dann ist es schön-anstrengend.

    Nebenschauplatz: Ich hab erstaunlich viele undefinierbare Titel unter meinen greatest of all time. Eindeutig AT oder Euro sind doch weder Imperial Settlers noch HdR LCG noch Roll Player noch Ex Libris noch Nations noch TfM?

    Tl;dr

    Ich habe früher immer nach ATs gesucht und jetzt fast nur noch nach Euros.

    I wish I had a friend like me

  • Huhu, vorneweg... ich habe nicht alle Postings gelesen. Ich spiele fast nur Euro (seit bestimmt 20 Jahren) und Amitrash schreckt mich bis auf Weniges ab. Ich sehe aber auch bei mir das Phänomen, dass ich durch Job und Familie einfach meist zu platt bin um die eigentlich interessanten Spiele zu spielen. Ich bin die letzten Jahre oft zum Freitagsspieletreff (in der Familie wird fast nicht gespielt) gegangen und habe mich beim einfache Zuschauen mehr entspannt und Spaß gehabt.

    Die Veränderung liegt bei meinem Spielen darin, dass ich nun sehr gerne (kurze), abstrakte 2er Spiele. Hierbei bin ich zum Fan des Verlags "Gerhards Spiele und Design" geworden.

    Vielleicht bin da ein Exot in der Entwicklung, aber so behalte ich mir mein Hobby und habe gelegentlich noch Spaß. Zudem bekomme ich meinen Junior, der seit frühester Kindheit gar nicht gerne spielt 🥲😭 , doch mal an den Spieltisch.

    Menschen hören nicht auf zu spielen, weil sie zu alt werden 
    -
    Sie werden alt, weil sie aufhören zu spielen.

  • Ich spiele bis auf Partyspiele an sich alles gerne, sei es nun AT, Euro o.a.. Mein Spielegeschmack hat sich da nicht sehr verändert in den letzten Jahrzenten. Hiessen die Spiele früher Junta, Starquest, Axis Allies, so steht nun Mythic Battles Pantheon, Star Wars Rebellion, Ringkrieg auf dem Karton. Cosims und historische Multiplayer kamen früher von Avalon Hill, jetzt von GMT.

    Drunter&Drüber, Cafe International, Catan werden jetzt von Eurogamern vielleicht belächelt. Unabhängig davon, dass der Begriff Euro Ende 80er/Anfang 90er, so weit ich mich erinnere, noch gar nicht existierte, gab es damals im Segment mechanischer unthematischer Spiele nicht (kaum ?) komlexere Spiele. Ich bin den Entwicklungsweg in dieser Kategorie gerne mitgegangen (PuertoRico, Caylus, Terra Mystica, Scythe...).

    Ich glaube auch nicht, dass prizipiell glücksunabhängige Optimierungsspiele anstrengender sind als thematische Spiele mit Ereigniskarte und Würfeltabelle. Es kommt da immer auf das konkrete Regelwerk, Materialfülle und Spiellänge an.

  • Ich kann mir nicht vorstellen, dass mich Ameritrash Spiele irgendwann interessieren... Für mich lassen sich alle Ameritrash Spiele (und fast alle War Games) auf folgendes runter brechen, bzw. durch folgendes "Spiel" ersetzen: Jeder nimmt einen W6 wenn er am Zug ist und würfelt. Höchste Zahl gewinnt... Für mich ist quasi alles was diese Spiele "mehr" machen, mehr oder weniger eine Aufblähung von Spiel- und Downtime. Story ist für mich subjektiv Downtime..

    Das ist so spannend wie Fußpilz natürlich aus meiner subjektiven Sicht, mir ist klar dass andere in Euro Games Excel Tabellen sehen und nicht arbeiten sondern spielen wollen.

    ich hatte ja schon mehrfach über die Immersion von Euro Games geschrieben. Für mich haben diese Spiele ein riesiges Potential im Gegensatz zu storylastigen Spielen, da ich das Ganze ähnlich wie Capote wahrnehme. Narrative Spiele finde ich langweilig, Verhandeln ist langweilig und anstrengend. Ich will Dinge optimieren und ein System bedienen lernen... das macht Spass. Daher ist für mich auch immer das lesen einer Spielebeschreibung z.B. auf Kickstarter zu Ende wenn ich lese dass das Spiel "fun" ist, in dem Moment kann ich ausschließen, dass es mir gefällt. Aber wie gesagt ich komme von Schach - vielleicht ist das Spielen von Agricola dann ja auch schon eine Entwicklung hin zu Ameritrash wegen der wenigen Zufallsfaktoren :lachwein::lachwein::lachwein:

    Durch Corona sind dieses Jahr die Paketmengen stark gestiegen und meine Lebensgefährting legt jeden Tag 2 Stunden Arbeitsweg zurück... Wir lieben Eurobrocken, dennoch haben wir dieses Jahr auch häufiger mal etwas "seichteres" Gespielt weil wir Ko waren aufgrund dieser Umstände. Die "Gefahr" dass einer von uns Eurogames für Ameritrash aufgibt sehe ich nicht

    Ausstehende Spiele KS/Spieleschmiede/Vorbestellungen: 11Ausstehende Erweiterungen KS/Spieleschmiede/Vorbestellungen: 4
    Spiele Gebackt/gekauft 2022: 3Erweiterungen gebackt/gekauft 2022: 2
  • Wieso sich für ein Lager entscheiden müssen, wenn man tolle Hybrid-Spiele wie Kemet, Kyklades, etc. spielen kann? :D

    Ich mag jedenfalls beides, und inbesondere auch die Spiele zwischen diesen Welten. Wobei die Tendenz schon deutlich Richtung Euro geht - würde AT aber nicht kategorisch ablehnen, sondern mich eher neugierig heran tasten (und War of the Ring halte ich für eines der besten Spiele überhaupt - wobei ich mir jetzt gar nicht so sicher wäre ob das jetzt auch als klassisches AT gilt, oder auch irgendwo dazwischen liegt, vermutlich letzteres).

    Einmal editiert, zuletzt von Elektro (20. Dezember 2020 um 23:04)

  • viel hängt ja auch von der Zeit ab => in meiner Jugend waren die Spiele in meinem Umfeld Laufspiele wie Monopoly, Hotel, Chalet, Spiel des Lebens plus die SDJ Gewinner. El Grande fand ich damals total mistig - und das sehe ich heute anders. Hero Quest habe ich gefeiert und wenn ich heute die Nostalgie wegwische, würde ich es maximal mit meinen Kindern spielen.

    Ich bin später vor allem auf den Euro-Zug aufgesprungen - aber es haben mich parallel immer miniaturenlastige Spiele oder Spiele mit tollem Thema interessiert die klare Ami-Trash Spiele sind. Aktuell ist es weiter Euro-lastig - aber das hängt ja auch aus meiner Sicht vom Geschmack der Spielrunde ab, wenn man eine feste Runde hat.

  • ...scheint mir aus Beobachtungen zu sein, dass einem irgendwann im Laufe der Spielkarriere die Euro-Optimierorgien zum Hals raushängen und man sich mehr Richtung Ameritrash bewegt, als andersrum.

    Zumindest kenne ich niemanden, der von Ameritrash zu Euro-Optimierorgien wechselt.

    Ist das auch eure Wahrnehmung? Warum könnte das so sein? Weil man älter wird und es zu anstrengend ist Punkte zu optimieren und man mehr Spaß im Leben sucht?

    Bei mir war es andersrum.

    Ich hab mich immer mehr für Amitrash interessiert. Diese sandbraunen Karten, auf denen man Weizen anbauen musste und Kühe vermehren und am Ende irgendwelche abstrakten Punkte hatte, fand ich immer dröge. Ich brauchte/wollte konkrete Ziele, unvorhergesehene Abenteuer, Spaß, keine Matheaufgabe.
    In den letzten Jahren sind mir dann aber so viele großartige Euros untergekommen, dass ich wirklich Gefallen an dem "Genre" gewonnen habe. Ich liebe meinen Amitrash weiterhin, aber meine Abneigung zu Euros wurde mehr und mehr abgebaut, und auch wenn ich noch immer keine sandbraunen Karten und Kühe vermehren mag, liebe ich es, mich tief in ein Euro zu versenken. Und selbst mit dem nach wie vor öden Konzept von "Siegpunkten" habe ich mich mittlerweile angefreundet.

  • Wieso sich für ein Lager entscheiden müssen, wenn man tolle Hybrid-Spiele wie Kemet, Kyklades, etc. spielen kann? :D

    Ich mag jedenfalls beides, und inbesondere auch die Spiele zwischen diesen Welten. Wobei die Tendenz schon deutlich Richtung Euro geht - würde AT aber nicht kategorisch ablehnen, sondern mich eher neugierig heran tasten (und War of the Ring halte ich für eines der besten Spiele überhaupt - wobei ich mir jetzt gar nicht so sicher wäre ob das jetzt auch als klassisches AT gilt, oder auch irgendwo dazwischen liegt, vermutlich letzteres).

    Hm, den Euro-Anteil vom Ringkrieg müsstest du mir mal erklären.

    Für mich geht das Spiel eher in Richtung (Light-)wargame. Aber ich stimme dir zu, dass der Ringkrieg eine herausragende Stellung in der Spielelandschaft einnimmt.

  • Klar kann ich Freude daraus ziehen, wenn ich ein Puzzle von Einzelteilen so zu einem Gesamtwert optimiere, dass sich eines zum anderen fügt und ich in der Summe das dann besser hinbekomme als meine Mitspieler. Auf Dauer empfinde ich das aber arg ermüdend, besonders wenn der Funke des Brettspiels nicht wirklich überspringen will, kein wirklicher Spannungsbogen vorhanden ist, da nichts Besonders dran ist und alles irgendwie nur Selbstzweck seine eigenen Komplexität ist.

    Spätestens wenn ich mir dann denke, dass ich eigentlich dafür entlohnt werden sollte, wenn ich solche Optimierungsaufgaben, die sich oftmals hinter dem Sammelbegriff Eurogames verstecken, in meiner Freizeit lösen soll und ich weder Sinn noch Spass für mich dabei empfinde. Kommt allerdings auch immer auf die Spielrunde an, denn nicht jedes Eurogame ist seelenlose Optimierarbeit und nicht jedes Spiel mit Optimieranteil empfinde ich als Arbeit. Wenn ich mich allerdings in einer Runde mit analytischen Besserwissern wiederfinde, ist ein solches Eurogame dann im Kombination Spiel und Spielrunde für mich eindeutig das falsche Spiel und ebenso die falsche Spielrunde.

    Ich behaupte mal einfach so: Eurogames ziehen eine bestimmte Art von Spielertypen stärker an, als dass das thematische Spiele mit Amitrash-Elementen machen. Und unter diesen Spielertypen gibt es eben die Untergruppe der analystischen Besserwisser und taktischen Jammerer sowie Ewig-Endlos-Optimierer, die für mich eine Null- bis Negativ-Stimmung am Spieltisch verbreiten, die für mich die Essenz des Miteinander-Spielens abtöten können, wenn der Rest der Spielrunde das nicht aufwiegen kann. In Spielrunden, die auch Spiele mit Amitrash-Elementen mögen und bevorzugen, kann die Stimmung am Spieltisch oftmals entspannter sein, weil das gemeinsame Spielerlebnis und nicht so der eigene Optimier-Egotrip im Vordergrund steht. Und am Ende ist für mich nicht das Spiel an sich entscheidend, sondern welche Stimmung und Potential es hat, eine gute Zeit zu ermöglichen. Da spielen die Mitspieler oftmals eine weitaus grössere Rolle als das Spiel an sich.

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • Ich hätte Dir zustimmen können (am wichtigsten ist die Spielrunde), hättest Du Deine Erfahrungen nicht so verallgemeinert. In Wirklichkeit gibt's keinen Grund anzunehmen, es gäbe nicht auch unter AT'lern Kotzbrocken, die z.B. unbedingt gewinnen müssen und daher zum rule lawyer mutieren, oder gerade weil der Würfelwurf nicht passt, in AP verfallen... (Mein Spezialfeind: Leute, die vor dem Wurf genau berechnen, welchen Wurf sie brauchen – als könnte das den Wurf beeinflussen...)

    Kurz: Ich spiele auch am liebsten in entspannter Atmosphäre, egal ob Euro oder AT. Das spielt m.E. dabei keine Rolle.

    UpLive [bgg for trade] - einfach anschreiben, wenn Dich davon was interessiert!

  • Ob die Zusammensetzung der Spielrunde wichtig ist, hängt doch eher davon ab, ob man sich mit den richtigen Leuten zu dem richtigen Zweck getroffen hat. Ich verabrede mich auch nicht zum Filmabend wenn dann einige Leute die ganze Zeit sich dabei unterhalten wollen. Ist genauso wenn ich mich zum Brettspielabend verabrede und zwei Leute nebenbei einen Kuchen backen wollen.

    Euro ist eben halt auch oft Optimierung der Spielzüge. Ich spiele gerne mit einem Freund Marco Polo auf der Brettspielwelt. Durch Zufall hatte ich mit die Online-Rezension von Marco Polo II angehört, und vernahm dort deren Durchschnittspunkte beim Vorgänger. Weit entfernt von unseren Ergebnissen, was doch für erstaunte Gesichter sorgte. Wir spielen das Spiel anscheinend nur semi-gut, haben aber beide unseren Spaß. Ob mir das noch gelingen würde, wenn so ein Optimierprofi am Tisch sitzen würde, bezweifle ich.

    Auch den digitalen Plattformen kann man sehr gut Euros ausprobieren. Aber am eigenen Tisch würde ich sie nicht spielen wollen. Für mich oft zuviel Downtime.

  • Ob die Zusammensetzung der Spielrunde wichtig ist, hängt doch eher davon ab, ob man sich mit den richtigen Leuten zu dem richtigen Zweck getroffen hat. Ich verabrede mich auch nicht zum Filmabend wenn dann einige Leute die ganze Zeit sich dabei unterhalten wollen. Ist genauso wenn ich mich zum Brettspielabend verabrede und zwei Leute nebenbei einen Kuchen backen wollen.

    Ich halte es nicht für schlimm, einen Spiel- oder Filmabend zu verquatschen.

    Finde es immer eher wichtig, dass man Spass hat und eine gute Zeit.

    Der Versuch Pläne einzuhalten ist immer so eine frustrierenden Sache😋.

  • Ich spiele fast alles mit, aber wirklich interessieren tun mich nur sehr wenige Titel.

    Dabei kann ich aber weniger ein Genre ausmachen, ich spiele sowohl verwalterische Euros, storylastige Spiele wie auch kurze Party-/Kartenspiele.

    Ich mag Spiele, die

    - hübsch aussehen (einfach schönes klassisches Material, Miniaturen sind mir weitestgehend egal)

    - eine clevere Mechanik haben, etwas wirklich Neues ausprobieren (zuletzt Micromacro).

    - Tabletalk fördern (interaktiv, kooperativ, oder es passieren einfach generell spannende Dinge, über die ich reden will)

    - aus der Mechanik heraus Geschichten erzählen (ich verstehe meine Rolle im Spiel, ich lebe meine Rolle, Gegenbeispiel: Flügelschlag)

    - keine ludonarrative Dissonanz mitbringen (Fantasythema in einem staubtrockenen Eurogame usw)

    Daher kann ich für mich sagen:

    Ich wechsle nicht in ein bestimmtes Genre, sondern ich werde mit der Zeit einfach sehr viel wählerischer.

    Mein Blog (Illustrationen, Brettspieldesign, Angespielte Spiele)

    Einmal editiert, zuletzt von PeterRustemeyer (21. Dezember 2020 um 09:44)

  • Ich stimme ravn insofern zu, dass diese Beobachtungen auch auf unsere Gruppe zutrifft. Eigentlich aus der AT/Wargames-Ecke kommend spielen wir in letzter Zeit (vor Corona und im Sommer) unter der Woche vermehrt Euros von z.b. Splotter oder Zugspiele.

    Da wir eigentlich eine recht redefreudige Truppe sind und gerne Trash-Talk betreiben laufen wir natürlich in dieser Hinsicht bei Eurospielen auf.

    Das führt dazu, dass man eher anfängt zu jammern, „Haare rauft“ etc.

    Meine Beobachtung führt dazu, dass man bei Euros, aufgrund ihrer Spielstruktur und ihrem hohem Solitäranteil, eher jammert.

  • Meine Beobachtung führt dazu, dass man bei Euros, aufgrund ihrer Spielstruktur und ihrem hohem Solitäranteil, eher jammert.

    Diesen Eindruck kann ich bestätigen.

    Liegt einfach in der Natur dieser Spiele. Zum einen, weil Euros oft auf "Mangel" basieren, man möchte eigentlich mehr erreichen, als in die Aktionen rein passt. Zum anderen, weil die Interaktion in Euros oft in Richtung "ich mach das jetzt nicht, um dir zu schaden, aber ich brauch das halt auch und bin vor dir dran" geht. Und da fällt es dann schwer, auf den Spieler zu schimpfen (ich mach das natürlich trotzdem), da liegt Jammern näher. ;)

    Mein Blog (Illustrationen, Brettspieldesign, Angespielte Spiele)

  • Solange es gut ist, spiele ich alles gerne. Ob Euro oder AT, kooperativ oder nicht, ob Wargame oder mal nen Quiz, Stich- oder Partyspiel. Mein Fokus schwankt immer mal wieder hin und her, mich auf nur eine Kategorie endgültig festlegen, nö. :)

    Das find ich arg langweilig mit der Zeit. Ich ess ja auch nicht jeden Tag Pommes: Montags pur (Gaia Project) , Dienstag mit Majo (Hallertau) , Mittwochs mit Ketchup (Great Western Trail) ... gucke ausschließlich Komödien oder mag nur Blondinen etc.

  • Ich behaupte mal einfach so: Eurogames ziehen eine bestimmte Art von Spielertypen stärker an, als dass das thematische Spiele mit Amitrash-Elementen machen. Und unter diesen Spielertypen gibt es eben die Untergruppe der analystischen Besserwisser und taktischen Jammerer sowie Ewig-Endlos-Optimierer, die für mich eine Null- bis Negativ-Stimmung am Spieltisch verbreiten, die für mich die Essenz des Miteinander-Spielens abtöten können, wenn der Rest der Spielrunde das nicht aufwiegen kann. In Spielrunden, die auch Spiele mit Amitrash-Elementen mögen und bevorzugen, kann die Stimmung am Spieltisch oftmals entspannter sein, weil das gemeinsame Spielerlebnis und nicht so der eigene Optimier-Egotrip im Vordergrund steht. Und am Ende ist für mich nicht das Spiel an sich entscheidend, sondern welche Stimmung und Potential es hat, eine gute Zeit zu ermöglichen. Da spielen die Mitspieler oftmals eine weitaus grössere Rolle als das Spiel an sich.

    Hmmm... da würde ich etwas widersprechen. Ich lache sehr gerne bei Brettspielen und mag durchaus Trashtalk, dennoch mag ich keine Partyspiele. Ich kann über meine eigene Blödheit lachen, wenn ich ein Spiel völlig verkacke. Ich mag es einen starken Zug anzukündigen in Richtung "Ich zeige euch jetzt mal wie das Spiel geht" oder so... dabei kann ich herzhaft lachen... Ein Partyspiel ist für mich ein wenig wie ein Film von Til Schweiger, irgendwas ziwschen gezwungenem Lachen mit gleichzeitigem klatschen auf die Stirn dabei und fremdschämen....

    Zum Thema Ameritrash habe ich mich ja schon geäußert im speziellen zu Dungeon Crawlern - sofern dir Setting und Geschichte egal sind und du den Mechanismus interessant findest ist jeder Dungeon Crawler >1 redundant. Glück im Spiel mag ich nicht, was schlecht ist bei Ameritrash und ich hasse es etwas "auszuwürfeln"... Ich glaube tatsächlich wenn ich keinen Spaß mehr an Euros hätte würde ich das Spielen generell einstellen

    Ausstehende Spiele KS/Spieleschmiede/Vorbestellungen: 11Ausstehende Erweiterungen KS/Spieleschmiede/Vorbestellungen: 4
    Spiele Gebackt/gekauft 2022: 3Erweiterungen gebackt/gekauft 2022: 2
  • (...) Und unter diesen Spielertypen gibt es eben die Untergruppe (...)

    Hmmm... da würde ich etwas widersprechen. Ich lache sehr gerne bei Brettspielen und mag durchaus Trashtalk, dennoch mag ich keine Partyspiele.

    (...)

    Ich sehe nicht, wo das ein Widerspruch ist.

    Wenn du bei Euros "herzhaft lachst", bist du vielleicht nicht Teil dieser Untergruppe, aber das heißt doch lange nicht, dass es die nicht gibt.

    Mein Blog (Illustrationen, Brettspieldesign, Angespielte Spiele)

    Einmal editiert, zuletzt von PeterRustemeyer (22. Dezember 2020 um 07:28)

  • Hmmm... da würde ich etwas widersprechen. Ich lache sehr gerne bei Brettspielen und mag durchaus Trashtalk, dennoch mag ich keine Partyspiele.

    (...)

    Ich sehe nicht, wo das ein Widerspruch ist.

    Sorry - etwas früh am morgen, ich hatte es erst als Eurogamer sind die Untergruppe aller Spieler gelesen, die... nicht als Untergruppe der Eurogamer Du hast recht - Widerspruch nicht nötig :)

    Ausstehende Spiele KS/Spieleschmiede/Vorbestellungen: 11Ausstehende Erweiterungen KS/Spieleschmiede/Vorbestellungen: 4
    Spiele Gebackt/gekauft 2022: 3Erweiterungen gebackt/gekauft 2022: 2
  • Wenn du bei Euros "herzhaft lachst", bist du vielleicht nicht Teil dieser Untergruppe, aber das heißt doch lange nicht, dass es die nicht gibt.

    naja, das ist ein Totschlagargument. Sobald es einen solchen Spieler gibt, haben wir schon eine Untergruppe. Und einen wird es schon geben.

    Ich habe auch schon bei AT-Runden "spaßbefreite" Spieler erlebt. Also gibt es da die Untergruppe auch. Und nun?

    Mir ist das alles zu sehr Schubladendenken. "Euro-Spieler sind das...", "AT-Spieler sind jenes...", "Euros haben keine Seele", "AT ist doch nur Würfeln ohne Denken" usw.

    In einem anderen thread diskutieren wir darüber, dass wir es gerne hätten, dass wir von außen vorurteilsfrei wahrgenommen werden und hier hauen wir dann selber die Klischees raus.

  • SmileyBone

    Ich habe nur auf einen Logikfehler hingewiesen, nicht dem Beitrag von ravn beigepflichtet.

    Meine persönliche Meinung:

    Es gibt diesen Typ Mensch, der das Hobby Brettspiel dazu nutzt, "sozial zu sein, ohne sozial sein zu müssen". Und der tendiert naturgemäß eher zu Euros, weil es da nicht auffällt, dass er den ganzen Abend den Mund nicht aufmacht. Da ist auch nichts schlimm dran, denn natürlich weiß er - es ist meistens ein "er" - auch sehr genau, dass er das so möchte, und er wird kein kommunikatives Spiel ruinieren, weil er sich da gar nicht erst an den Tisch sitzt.

    Das heißt aber natürlich nicht, dass alle Eurogamer Autisten sind. Oder dass Eurogames nur für schweigsame Eigenbrötler geeignet sind. Oder dass es nicht auch kommunikative Euros geben kann. Oder dass in Euros nicht auch witzige Situationen entstehen können.

    Es heißt schlicht, dass die Spielform "solitäres Euro" den Rahmen dafür schaffen kann, dass man Zeit miteinander verbringt, ohne großartig reden zu müssen - find ich jetzt weder schubladig noch problematisch.

    Mein Blog (Illustrationen, Brettspieldesign, Angespielte Spiele)

  • Es heißt schlicht, dass die Spielform "solitäres Euro" den Rahmen dafür schaffen kann, dass man Zeit miteinander verbringt, ohne großartig reden zu müssen - find ich jetzt weder schubladig noch problematisch.

    Wo war gleich das miteinander? In dem ich im selben Raum sitze? da bin ich sowas von raus😆 auch aus dem Raum.

    Ein Spieltisch, an dem nicht gelacht und geredet wird ist für mich reine Zeitverschwendung.

    Einmal editiert, zuletzt von Ludensorium (22. Dezember 2020 um 10:14)

  • Hmmm... da würde ich etwas widersprechen. Ich lache sehr gerne bei Brettspielen und mag durchaus Trashtalk, dennoch mag ich keine Partyspiele. Ich kann über meine eigene Blödheit lachen, wenn ich ein Spiel völlig verkacke. Ich mag es einen starken Zug anzukündigen in Richtung "Ich zeige euch jetzt mal wie das Spiel geht" oder so... dabei kann ich herzhaft lachen... Ein Partyspiel ist für mich ein wenig wie ein Film von Til Schweiger, irgendwas ziwschen gezwungenem Lachen mit gleichzeitigem klatschen auf die Stirn dabei und fremdschämen....

    Harte Einstellung. Schade, irgendwie.

    Soziale Medien fügen Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu.

  • Ich mag meine harten Euros - und ja, "trockene" Euros mit wenig Thema sind hin und wieder auch spannend (Trismegistus z.B.) - richtig begeistern werden mich immer wieder hochgradig thematische Euros (Vinhos, Trickerion, Anachrony, Lisboa).

    Bei einigen Spielen kann ich nicht so recht einordnen, wo sie anzusiedeln sind. Black Rose Wars hat fast keine Glücksmomente, ist aber eben auch kein klassisches Optimierungsspiel. Wie nennt man denn die Sparte?

  • Kann man finden, wie man will - aber Lisboa ist eine enorm thematische Umsetzung der Planung des Wiederaufbaus. Im Grunde kann man das Spiel super erklären, indem man die Flutkatastrophe von 1755 Revue passieren lässt.

    In Vinhos haben die Weinanbaugebiete Eigenschaften, die den tatsächlichen Weinanbaugebieten durchaus gerecht werden.

    Sicherlich ist es abstrahiert - aber das sind die Würfelwürfe bei Zombicide ja auch.

  • ....hochgradig thematische Euros....

    Also... Euros wie die Lacerdas, die ein realistisches Thema behandeln und abstrahiert sehr genau abbilden sind thematischer als Ameritrash-Zombie-Spiele, die Würfelchen nur durch Minis ersetzen ;)