Tragen Blogger Verantwortung und wenn ja: wie viel?

  • Die Frage nach der Verantwortung ist eigentlich relativ schnell beantwortet, wann man sich von der normativen Perspektive löst, die hier immer wieder in den Argumetationslinien durchscheint. Anstatt die Sache von schwer fassbaren Idealen "moralisch" richtiger Verhaltensweisen anzupacken (also quasi von der Theorie ausgehend hierarchisch vom Allgemeinen aufs Spezielle herunter zu argumentieren), gehen wir es mal lieber von der Wirkung an und schließen so vom Speziellen auf das Allgemeine.1


    Wer hat Verantwortung?2 Der, der Einfluss auf das Wohlergehen seiner Mitmenschen hat.
    Wer hat Einfluss auf das Wohlergehen seiner -- wir unterstellen Willensfreiheit -- selbstbestimmte Mitmenschen? Der, der die Meinungen und somit Entscheidungen seiner Mitmenschen beeinflussen kann.
    Kann nun ein Blogger3 die Entscheidungen seiner Mitmenschen beeinflussen? Grundsätzlich ja -- und hier kommen wir von einer Vorüberlegung endlich zur Beobachtung der realen Umwelt: Wir haben doch sicher schon beobachtet (sowohl an uns selbst als auch anderen), dass qualitative Betrachtungen -- von unverbindlichen Meinungsäußerungen bis hin zu "Rezensionen" im eigentlichen Sinne -- unsere Wahrnehmung eines Spieles beeinflussen. Das gilt natürlich nicht für jedes Individuum in gleichem Maße, aber dass dies geschieht, ist unbestreitbar und vermutlich sogar messbar. Ich erlaube mir an dieser Stelle, das Schlagwort "Meinungsmache" in den Raum zu werfen.


    Wie stark kann nun ein Blogger die Meinungsbildung beeinflussen? Umso stärker, je mehr Menschen dessen Meinung zur Kenntnis nehmen. Ist eigentlich banal, aber ich behaupte, dass ein (linearer) Zusammenhang besteht zwischen der Anzahl der Menschen, die eine Meinung wahrnehmen und der Einflussnahme auf das öffentliche Meinungsbild. Wenn wir nun der oben dargelegten Argumentation folgen, so können wir praktisch Einflussnahme und Verantwortung gleichsetzen und kommen so zu folgendem Ergebnis: Ein Blogger trägt Verantwortung, und zwar in dem Maße, von wie vielen Menschen er wahrgenommen wird.


    Praktisch veranschaulicht: Tom Vasel ist ein klassischer Meinungsmacher, denn er wird von sehr vielen Menschen wahrgenommen, die sich zwar nicht individuell im gleichen Maße, aber in der Summe von seiner Meinung beeinflussen lassen. Er trägt verhältnismäßig viel Verantwortung. Der unknowns-User Bierbart wiederum wird mit seinem Gesabbel nur von einer Handvoll Menschen wahrgenommen und trägt daher eine sehr geringe Verantwortung. Puh, da bin ich ja beruhigt. :)



    -------------------
    1 Uiuiui, jetzt begibt sich der Herr Bierbart doch ernsthaft und völlig ohne Not auf das dünnes Eis der Erkenntnistheorie. Ob das gutgehen kann???
    2 Wer jetzt einen philosophischen Exkurs erwartet, der wird hier enttäuscht werden. Ist nicht mein Fachgebiet. Außerdem: Sobald wir etwas genau definieren wollen, gibt's mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Haarespalterei auf unknonws.de (das wiederum ist empirisch nämlich längst verifiziert, ha!). Über die Begrifflichkeit der Verantwortung haben sich allerdings bereits viele kluge Menschen den Kopf zerbrochen. Wer hier mehr Struktur möchte, der Artikel auf wikipedia-de ist schon mal nicht schlecht, denn wir sehen ooooh na sowas, da ist ein Spannungsfeld zwischen individueller Freiheit und Fürsorgepflicht gegenüber anderen? Sieh an, sieh an...
    3 Wir dürfen dies allerdings nicht beschränken auf "Blogger", sondern müssen eigentlich jede Art der Meinungsäußerung berücksichtigen

    Soziale Medien fügen Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu.

  • Hallo,

    Praktisch veranschaulicht: Tom Vasel ist ein klassischer Meinungsmacher, denn er wird von sehr vielen Menschen wahrgenommen, die sich zwar nicht individuell im gleichen Maße, aber in der Summe von seiner Meinung beeinflussen lassen. Er trägt verhältnismäßig viel Verantwortung. Der unknowns-User Bierbart wiederum wird mit seinem Gesabbel nur von einer Handvoll Menschen wahrgenommen und trägt daher eine sehr geringe Verantwortung. Puh, da bin ich ja beruhigt.

    da trifft es sich ja gut, dass ich es tunlichst vermeide, meine persönliche Meinung zu Spielen preiszugeben. :D


    Liebe Grüße
    Nils (völlig verantwortungslos)

  • Dann bin ich noch viel mehr beruhigt, weil ich davon ausgehen kann, dass dieses Forum wesentlich mehr Leser hat als mein bescheidener Blog und Bierbart deshalb eine weitaus größere Verantwortung trägt als ich. :whistling:


    Und jetzt gehe ich den Rest im Lexikon nachschlagen. Etwas Bild(ung) am Sonntag kann nicht schaden

    >>>>Maximal genervt von der Wattebauschfraktion<<<<

  • Bin ich jetzt mit dafür verantwortlich, wenn z.B. ASL immer mehr Zulauf bekommt?


    Diese Last ist für mich kaum mehr ertragbar ... :crying::D<X8o:evil:


    Ich glaube nicht, daß jemand wirklich objektiv sein kann - alle Meinungen sind subjektiv.
    Natürlich gilt das auch für mich.

  • Praktisch veranschaulicht: Tom Vasel (...) trägt verhältnismäßig viel Verantwortung. Der unknowns-User Bierbart (...) trägt daher eine sehr geringe Verantwortung.


    Was du schreibst, ist im Prinzip nix anderes als Spidermans "With great power comes great responsibility", oder nicht?
    Je mehr Power (Reichweite, Einfluss) ich habe, desto mehr sollte ich darauf achten, was ich tue?


    Aber auch bei einem Tom Vasel sehe ich eigentlich keine "Verantwortung" im eigentlichen Sinne.
    Außer, dass er iirc für den Dice Tower Content Geld auf Kickstarter einsammelt und somit eine Geschäftsbeziehung zum zahlenden Teil seiner Viewer eingegangen ist, also Content liefern muss.


    Also, worin besteht diese Verantwortung für dich?


    Muss er seine Zuschauer über die Verlage stellen, also besonders ehrlich sein und Gurken benennen?
    Oder muss er anders rum verkaufsfördernd für die Spielebranche sein? (zu denen unterhält er auch die eine oder andere Geschäftsbeziehung)


    Sagen wir, er verzichtet von heute auf morgen darauf, die Spiele "vorzustellen", und wertet nur noch.
    Oder er stellt sie nur noch vor, und wertet nicht mehr.
    Oder er wertet nur noch aus dem Bauch heraus.
    Oder er wertet nur noch Spiele, die er mag.
    Oder er wertet nur noch "Gurken".


    Hat er dann seine Verantwortung über Bord geworfen?

    Mein Blog (Illustrationen, Brettspieldesign, Angespielte Spiele)

    2 Mal editiert, zuletzt von PeterRustemeyer ()

  • Was du schreibst, ist im Prinzip nix anderes als Spidermans "With great power comes great responsibility", oder nicht?
    Je mehr Power (Reichweite, Einfluss) ich habe, desto mehr sollte ich darauf achten, was ich tue?


    Aber auch bei einem Tom Vasel sehe ich eigentlich keine "Verantwortung" im eigentlichen Sinne.
    Außer, dass er iirc für den Dice Tower Content Geld auf Kickstarter einsammelt und somit eine Geschäftsbeziehung zum zahlenden Teil seiner Viewer eingegangen ist, also Content liefern muss.


    Also, worin besteht diese Verantwortung für dich?

    Und diese Verantwortung siehst du also nicht?
    Je größer die Reichweite meiner Meinungsmacht ist, desto mehr Gedanken muss ich mir über die Wirkung machen und muss auch sicherstellen, dass sie nicht falsch verstanden wird. Ebenso geht in meinen Augen damit eine gewisse Sorgfaltspflicht einher, um zu verhindern dass man Punkte kritisiert die auf einer falschen Regelinterpretation fußen oder dass man bei nicht trivialen Spielen Aussagen zu Strategien/Langzeitspaß usw. nach nur einmaligem Spielen macht.

  • Ich hätte jetzt eher gesagt, dass Zuwiderhandeln gegen deine aufgezählten Punkte meine Reichweite (vielleicht) verringert. Dass also eine gewisse Wechselwirkung zwischen sorgfältiger Arbeit und Erfolg besteht, wenn man diverse andere Faktoren wie "Personenkult" und "Werbung" rausrechnet. Aber das ist dann keine abgeleitete "Verantwortung".


    Siehe diesen Beitrag von @widow_s_cruse:


    Mein Blog (Illustrationen, Brettspieldesign, Angespielte Spiele)

  • Und diese Verantwortung siehst du also nicht?
    Je größer die Reichweite meiner Meinungsmacht ist, desto mehr Gedanken muss ich mir über die Wirkung machen und muss auch sicherstellen, dass sie nicht falsch verstanden wird.

    Ehrlich gesagt sehe ich keinen Unterschied darin, ob ich 5 Leuten völligen Unfug erzähle oder 5000 Leuten


    Nur weil die Auswirkungen vielleicht größere Kreise ziehen (irgendwo war mal von "Schaden anrichten" die Rede), mach ich immer noch dasselbe.


    Beispiel:


    Wenn ich wissentlich ein eher maues Spiel hochjuble (weil ich vllt. irgendeinen Vorteil dadurch bei einem Verlag habe) und sich deswegen 5000 Leute das Spiel kaufen, könnte man natürlich sagen, dass ich aus Eigeninteresse 5000 Leute "verführt" habe ihr sauer verdientes Geld auszugeben.


    Frage Nr 1) Macht es einen Unterschied, ob ich 5 Leute bescheisse oder 5000? Beschiss ist Beschiss


    Frage Nr 2) Trage ich (und damit kommen wir wieder zum thread-thema) überhaupt die Verantwortung dafür, dass sich diese 5000 Leute das Spiel gekauft haben? Ich kann ein Spiel ja vielleicht wirklich gut finden. Man weiss ja immer nicht, ob ich wissentlich hochgejubelt habe oder es tatsächlich meine persönliche Meinung war. Fakt ist doch: wenn sich diese 5000 Leute ein Spiel kaufen und merken, dass sich ihre Meinung nicht mit meiner verträgt, dann werden sie meine Rezensionen nicht mehr in ihre Kaufentscheidungen einbeziehen und wahrscheinlich auch gar nicht mehr in den Blog reinschauen. Im Prinzip regelt sich das also doch von alleine



    Das aber nur als Beispiel. Für mich spielt es keine Rolle, ob meinen Beiträge 5 oder 5000 Leute lesen. Deswegen würde ich nicht anders berichten

    >>>>Maximal genervt von der Wattebauschfraktion<<<<

  • Das aber nur als Beispiel. Für mich spielt es keine Rolle, ob meinen Beiträge 5 oder 5000 Leute lesen.

    Es würde für dich also auch keinen Unterschied machen ob man 5€ Steuern hinterzieht, oder 5000€? Kann es sein, dass es bei dir auf den Zweck ankommt und nicht auf das Ziel?

  • @HDScurox


    1.) Steuerhinterzehung ist Steuerhinterziehung


    2.) Wenn ich in einem öffentlichen Raum (Internet) etwas schreibe, kann ich ja vorher gar nicht wissen, wie viele Leute das lesen


    3.) definiere Zweck und Ziel


    4.) Das hieße ja auch im Prinzip nichts anders, als dass ich meine Meinung ändere oder sorgfältiger arbeite, nur weil ich mehr Leser habe



    Wenn ich also deine alten Rezensionen lese, kann ich dann nicht davon ausgehen, dass sie heute auch noch gelten? Nur weil du damals 500 Leser weniger hattest? Änderst du deine Meinung mit deiner Follower-Schar? Wo sind dann die Grenzen? Ab 500, 1000, 1500 wird immer nochmal neu bewertet?

    >>>>Maximal genervt von der Wattebauschfraktion<<<<

    4 Mal editiert, zuletzt von Bandida ()

  • 1.) Steuerhinterzehung ist Steuerhinterziehung

    Ja, sicher. Aber das eine fügt großen Schaden zu, das andere kleinen. Die Quantität spielt bei dir also absolut keine Rolle. Das ist durchaus interessant für die Argumentation


    2.) Wenn ich in einem öffentlichen Raum (Internet) etwas schreibe, kann ich ja vorher gar nicht wissen, wie viele Leute das lesen

    Jaein. Sicherlich kann immer etwas durch die Decke gehen. Aber es ist wohl Fakt das ein Tom Vasel wesentlich mehr Leute erreicht als wir.


    3.) definiere Zweck und Ziel

    Ersetze Zweck durch Mittel, da hat ich nen Knoten in der Birne.

  • Wenn ich also deine alten Rezensionen lese, kann ich dann nicht davon ausgehen, dass sie heute auch noch gelten? Nur weil du damals 500 Leser weniger hattest? Änderst du deine Meinung mit deiner Follower-Schar? Wo sind dann die Grenzen? Ab 500, 1000, 1500 wird immer nochmal neu bewertet?

    WTF? Es geht hier doch nicht darum, das jemand seine Meinung von der Anzahl der Zugriffen abhängig macht. Was ist denn das fürn Schmarrn.


    Ich selbst vertrete die Auffassung, je höher die Reichweite, desto größer die Verantwortung mit dieser umzugehen. Sorgsam sein, keinen Müll erzählen. Sicherlich sollte das schon "von klein auf" gelten, allerdings finde ich es wesentlich signifikanter, wenn ein großer Mist erzählt, als wenn ein kleiner Mist erzählt.


    Andere Vergleiche: Wenn eine Merkel tierischen Mist erzählt, halte ich das für tragischer als wenn dies ein Kommunalpolitiker tut.
    Oder ein Journalist bei dem kleinen Käseblatt im Ort, im Vergleich zu einem SPIEGEL oder FAZ-Journalisten. Aufgrund ihrer Position und "Größe", bekommen sie von mir mehr vertrauen, also erwarte ich auch größere Sorgfalt.

  • Genau das ist nämlich der Punkt den ich im Titel erfragt habe


    Bei Steuerhinterziehung stellt sich de Frage nach Verantwortung gar nicht. Man hat wissentlich den Staat beschissen und dadurch Schaden verursacht. Das Strafmaß ist sicherlich ein anderes bei 5 oder 5000 Euro


    Meine Frage war aber ja, ob ich ÜBERHAUPT Verantwortung trage, wenn ich eine persönliche Meinung abgebe. Verursache ICH Schaden, weil ich meine persönliche Meinung geschrieben habe oder ist der Leser selbst schuld, wenn er daraufhin eine Kaufentscheidung trifft?


    Dann weiter: Macht es einen Unterschied, ob ich das wissentlich mache (das Beispiel mit dem Hochjubeln) oder einfach, weil das meine Meinung ist?


    Trotzdem macht es für mich persönlich keinen Unterschied, ob ich für 5 oder 5000 Leser schreibe. Ich würde meine Rezensionen immer auf dieselbe Art und Weise verfassen. Ich möchte nach Möglichkeit gar nicht erst "Schaden" anrichten. Weder gewollt noch ungewollt noch sonstwie.

    >>>>Maximal genervt von der Wattebauschfraktion<<<<

  • @HDScurox
    Politiker tragen selbstverständlich Verantwortung, weil sie a) im Wählerauftrag handeln und b) Geld vom Steuerzahler beziehen.
    Der Zeitungsvergleich trifft ein bisschen besser, aber auch hier ist im Regelfall Geld im Spiel.


    Wie kann man das denn vergleichen mit einem Blogger, der ungefragt seine Meinung zu einem Brettspiel ins Internet bläst?


    Wenn meine "Verantwortung" nur darin besteht, meine Meinung zu begründen und keine offensichtlichen Falschaussagen zu treffen, dann sehe ich das bei 5 Lesern genauso wie bei 5000.
    Aber das ist so ein geringer Anspruch, dass ich dieses pathetische Wort "Verantwortung" nun wirklich nicht hinzuziehen würde.

    Mein Blog (Illustrationen, Brettspieldesign, Angespielte Spiele)

  • Aber das ist so ein geringer Anspruch, dass ich dieses pathetische Wort "Verantwortung" nun wirklich nicht hinzuziehen würde.

    Der oft genug nicht erfüllt wird und daher sehe ich es eben doch als eine Verantwortung an. Den Grad wie Groß diese Verantwortung ist, messe ich persönlich anhand der "Reichweite" der Person.

  • Hallo Alex,

    Den Grad wie Groß diese Verantwortung ist, messe ich persönlich anhand der "Reichweite" der Person.

    an meinem Zenit hatte ich meine Million Leser (gemäß Mediendaten) im Jahr. Ich bin aber nach wie vor verantwortungslos. :D


    Weil - ich mich entschlossen habe, meinungsbefreite Empfehlungen zu schreiben. Ich bürde einfach dem Leser auf, sich seine eigene Meinung über das Geschreibsel (Spielgefühl) zu bilden.
    Bei Unfähigkeit - selbst schuld. :saint:


    DAS entlastet ungemein. ;)


    Liebe Grüße
    Nils (setzt auf intelligente Leser)

  • Den Grad wie Groß diese Verantwortung ist, messe ich persönlich anhand der "Reichweite" der Person.

    Das wäre ja ne Steilvorlage, dass jeder kleine Blogger schreiben kann was er will. Und sei es noch so schlampig erarbeitet

    >>>>Maximal genervt von der Wattebauschfraktion<<<<

  • Nein, weil ich immer noch der Meinung bin, das grundsätzlich jeder diese Verantwortung hat. Sie wird nur größer, je mehr Reichweite man hat. Das heisst nicht, das sie bei 0 startet.

  • Wenn meine "Verantwortung" nur darin besteht, meine Meinung zu begründen und keine offensichtlichen Falschaussagen zu treffen, dann sehe ich das bei 5 Lesern genauso wie bei 5000.
    Aber das ist so ein geringer Anspruch, dass ich dieses pathetische Wort "Verantwortung" nun wirklich nicht hinzuziehen würde.

    Da hast du natürlich recht. Neben der (vergleichsweise unendlich) großen Verantwortung, die Chirurgen für ihre Patienten, Eltern für ihr kleines Kind, Richter bei einem Urteil, usw. usf..... haben, ist die Verantwortung des Bloggers eine ganz, ganz kleine Verantwortung. Da es so eine ganz kleine Verantwortung ist, braucht man sich darüber sicher keine grauen Haare wachsen zu lassen. Sich trotzdem mal darüber Gedanken zu machen. welche Folgen das eigene Wirken hat - und wie man verhindern kann, dass es für jemanden unnötig negative Folgen hat - finde ich aber nichtsdestotrotz richtig.

  • Fangen wir doch mal von vorn an: Was ist ein Blog? Nichts weiter als ein elektronisches Tagebuch, in dem der Blogger seine Gedanken, Geschichten, was auch immer, in die digitale Welt veröffentlicht.
    Nun kann derjenige das auch für sich privat im althergebrachten Tagebuch schreiben, oder aber auch anderen seine Gedanken mündlich darlegen. Solange sich das alles im gesetzlichen Rahmen oder als üblich angesehene Moralvorstellungen passt, ist es völlig wurscht, was dort geschreiben wird. Man kann das nun gut finden und liest weiterhin mit, oder ich ziehe für mich das Fazit nicht lesenswert.
    Resultiert daraus nun eine Verantwortung? Nein, denn woher sollte die auch kommen. Jemand äußert eine Meinung (so wie hier ja auch unterschiedliche Vorlieben für bestimmte Spiele bestehen), mehr nicht. Ich kann ja z.B. @ode. auch nicht zur "Verantwortung" ziehen, nur weil ihm ein bestimmter Whisky besser schmeckt als mir. Nach meinem Verständnis wird Verantwortung jemandem zugewiesen, z.B. dem Kassenwart im Verein, etc. Damit steht er für eine ihm zugewiesene Aufgabe gerade und trägt entsprechend auch die Konsequenzen. Kann das auf einen Blogger übertragen werden? Wohl eher nicht, die Erwartungshaltung mag zwar manchmal anders sein, ändert aber nichts am Grundsatz freier Meinungsäußerung.
    Nur mal so meine Gedanken.

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

  • Puuuuh. Es ist natürlich ein bedeutsamer Unterschied, ob ich etwas in mein privates Tagebuch schreibe oder ob ich etwas veröffentliche (sei es als gedrucktes Buch, Flugblatt, Online-Blog oder auch in einem Hobbyforum). Das sollte man z.B. als Rezensent spätesten dann merken, wenn man von Verlagen als so bedeutsam wahrgenommen wird, dass man ein Rezensionsexemplar gestellt bekommt, oder dass man zu einer Veranstaltung (z.B. Messe, Präsentationen, Prototypentests) eingeladen wird bzw. freien oder vergünstigten Eintritt bekommt. Und wenn man Einnahmen durch Publikationen erzielt (z.B. über Werbung auf einer Internetseite oder über Partnerlinks), ist ja wohl sogar die Schwelle zur geschäftlichen Ausübung erreicht.


    Dass wir alle frei sind zu publizieren, hängt (wie hier auch schon mehrfach angedeutet) mit dem Presserecht zusammen. Dieses Presserecht ist zwar ein Grundrecht aber deswegen nicht frei von ethischen Verpflichtungen. Schon im zweiten Satz des Pressekodexes ist von der "Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit" die Rede. Insgesamt ist der gesamte Pressekodex bestimmt durch Vorgaben, die bei der Veröffentlichung von Texten (neben Informationen auch ausdrücklich Meinungsäußerungen und Kritik) Beachtung finden sollen. Diese alle Wiederzugeben wäre zu ausufernd. Ich nenne nur mal exemplarisch einige der Themen: Wahrhaftigkeit, Vergünstigungen, Trennung von Werbung und Redaktion. Bei Interesse geht es hier zum Pressekodex.
    Natürlich hat die Verantwortung auch Grenzen, aber wenn man die eigene Verantwortung komplett leugnet, ist das vielleicht bequem, aber zumindest unethisch.


    Nun denn, die eingangs gestellte Frage zielte konkret auf das vermeintliche Dilemma, ob man gegenüber dem Verlag und Autor (denen man mit der Veröffentlichung einer negativen Meinung schadet) oder der Öffentlichkeit (die dann aufgrund von fehlender Kritik Geld in "schlechte" Spiele investiert) mehr verpflichtet ist. Ich zitiere dazu Ziffer 7, Trennung von Werbung und Redaktion, des Pressekodex. Darin heißt es: "Die Verantwortung der Presse gegenüber der Öffentlichkeit gebietet, dass redaktionelle Veröffentlichungen nicht durch private oder geschäftliche Interessen Dritter oder durch persönliche wirtschaftliche Interessen der Journalistinnen und Journalisten beeinflusst werden."


    Demnach beantwortet der Presserat die Frage eindeutig. Ja, es gibt eine Verantwortung und sie gilt in diesem Fall allein der Öffentlichkeit. Wirtschaftliche Interessen des Verlags dürfen keine Rolle spielen.

    Einmal editiert, zuletzt von Dihego ()

  • Hallo,

    die dann aufgrund von fehlender Kritik Geld in "schlechte" Spiele investiert

    jetzt fehlt uns aber noch die Definition - was schlechte Spiele sind ...


    Wie viele "kaputte" Spiele liegen am Markt vor?


    Wie viele "schlechte Spiele" liegen vor, weil sie nicht auf den "richtigen" Geschmacksträger getroffen sind? Wo der persönliche Geschmack wichtiger ist als die Leistungsfähigkeit des rezensierten Titels bei der anvisierten Zielgruppe.


    Liebe Grüße
    Nils (Verissverweiger)

  • Da ich in dem zitierten Ausschnitt nur versucht habe die Ausgangsfrage verkürzt wiederzugeben, verweise ich auf das Startposting. Ich habe "schlecht" bewusst in Anführungszeichen gesetzt. Solltest du (oder jemand anders) sich dennoch fragen, um welche großen Patzer es im einzelnen geht, wende dich an @BGBandit. Für meine Intention, etwas zu der Diskussion beizutragen, war es nicht wichtig, wie entsprechende Spiele definiert sind.

  • Nun denn, die eingangs gestellte Frage zielte konkret auf das vermeintliche Dilemma, ob man gegenüber dem Verlag und Autor (denen man mit der Veröffentlichung einer negativen Meinung schadet) oder der Öffentlichkeit (die dann aufgrund von fehlender Kritik Geld in "schlechte" Spiele investiert) mehr verpflichtet ist. Ich zitiere dazu Ziffer 7, Trennung von Werbung und Redaktion, des Pressekodex. Darin heißt es: "Die Verantwortung der Presse gegenüber der Öffentlichkeit gebietet, dass redaktionelle Veröffentlichungen nicht durch private oder geschäftliche Interessen Dritter oder durch persönliche wirtschaftliche Interessen der Journalistinnen und Journalisten beeinflusst werden."


    Demnach beantwortet der Presserat die Frage eindeutig. Ja, es gibt eine Verantwortung und sie gilt in diesem Fall allein der Öffentlichkeit. Wirtschaftliche Interessen des Verlags dürfen keine Rolle spielen.

    Nach diesem Zitat des Pressekodex gibt es eine Verantwortung, wenn man durch redaktionelle Veröffentlichungen persönliche Vorteile erreichen will - das ist unbestritten, aber mehr steht da nicht. Eine allgemeine Verantwortung ist für mich nicht erkennbar. Und wie man der Verantwortung gerecht werden muß/soll, wenn man mal dagegen verstoßen hat, steht auch nicht da.


    Davon abgesehen ist nur von "Presse" die Rede. Ich sehe nicht, daß jeder, der einen Blog schreibt, automatisch zur Presse gehört. Wenn dem so wäre, hätte jeder Blogger Anspruch auf einen Presseausweis (und auf seine Vorteile). Für einen Presseausweis würde ich sofort einen eigenen Blog ins Leben rufen.


    Von daher passt Dein Beitrag (auch wenn er interessante Details enthält) m.E. leider nicht zur Fragestellung in diesem Thread ...


    Ich glaube nicht, daß jemand wirklich objektiv sein kann - alle Meinungen sind subjektiv.
    Natürlich gilt das auch für mich.

  • aber mehr steht da nicht.

    Eben doch. Da steht auch, dass das für geschäftliche Interessen Dritter gilt. Und genau das ist doch gegeben, wenn @BGBandit schreibt, dass sie (oder ist es er?) Hemmungen hat, einem kleinen Verlag durch Kritik wirtschaftlich zu schaden.


    Inwieweit ein Blog Presse ist, sehen wir halt unterschiedlich. Auf das Presserecht wurde sich in diesem Thread schon zuvor berufen. Ich finde die ethischen Standards, die im Pressekodex beschrieben sind sinnvoll und man sollte sie sich zu eigen machen, wenn man eigene Texte publiziert.


    Ein Presseausweis ist wieder ein anderes Thema und führt vielleicht vom eigentlichen Thema ab. Es gibt (zumindest aktuell) nicht den einen Presseausweis sondern verschiedene Verbände, die einen ausstellen. Und darunter gibt es sicherlich welche, denen ein Blog und die Zahlung einer entsprechenden Gebühr ausreicht, um einen auszustellen. Andere verlangen die hauptberufliche Arbeit als Journalist.
    Naja, und das ist meiner Meinung nach nicht mit Presse gleichzusetzen. Presse umfasst halt mehr.

    Einmal editiert, zuletzt von Dihego ()

  • Verantwortung gegenüber wem?


    Ich sehe das wie folgt...


    egal wo ich schreibe,trage ich vor allem erstmal mir gegenüber eine Verantwortung. Ich will sowohl in diesem Forum, als auf meinem Blog oder sonst wo positiv wargenommen werden. Ich muss nicht "Everybody's darling" sein.
    Ich will aber respektvoll behandelt und erst genommen werden. Zudem achte ich darauf, dass ich andere immer so behandel, dass ich mit ihnen bei der SPIEL noch an einem Spieltisch sitzen könnte. Dann trage ich eine Verantwortung gegenüber allen meinen Mitmenschen. Das tue ich im übringen auch, wenn ich morgens mit der Staßenbahn zur Arbeit fahre. Ein Mensch lebt sozusagen immerzu in Verantwortung.


    Auf meinem Blog versuche ich natürlich auch noch mehr Qualität zu liefern. Immerhin will ich ja nicht, dass durch schlechte Artikel auf meinem Blog meine Reputation als Spieleautor leidet. Schlechte Artikel/Hausarbeiten/Bücher/Videos etc. sind aber meiner Meinung immer die, in welchen der Verfasser der Meinung ist, dass seine Meinung die einzige wahre ist. Hier halte ich es ganz wie Erich Kästern "Man kann auf seinem Standpunkt stehen, aber man sollte nicht darauf sitzen."


    Trage ich wenn ich eine Rezension verfasse eine größere Verantwortung? Nein! Auch ein Tom Vasel trägt erstmal gegenüber sich eine Verantwortung und evl. noch gegenüber Mitarbeiter/Mitstreiter die alle beim DiceTower Projekt mitmachen. In dem Falle, dass aber einer nur Mist erzählt, erhoffe ich mir, dass die Leser mit ihrem Mausklicks darüber abstimmen, ob das gut oder schlecht ist. Durch die vielen Logarithmen des Internets versinkt ein solcher Blog dann doch oft schnell in der Versenkung. Hingegen Leute die man wirklich gut findet solle man auch durch Teilen, Gefällt mir klicken, weiter erzählen, kommentieren etc. auch unterstützen. In diesem Sinne hat der Leser eine ähnliche Verantwortung wie derjenige der den Blog betreibt.


    Aus eigener Erfahrung weiß ich aber, dass ein Redakteur, ein Autor und viele weitere Menschen sich Gedanken zu diesem Produkt gemacht haben. Es wäre respektlos gegenüber diesen Menschen, wenn ich meine Rezension deshalb nicht orgendlich mache. Mit ordentlich meine ich, dass ich meine Meinung auch Begründe.


    Je ausdiferenzierter eine Meinung begründet wird desto besser. In diesem Forum und in der Brettspielszene gibt es einige Menschen auf deren Meinung ich durchaus etwas gebe. Selbst dann, wenn ich mit ihnem mal wieder überhaupt nicht übereinstimme. Wenn mir das Spiel aber wirklich nix wert ist dann verkneife ich mir eine Rezension dazu. Keine Aufmerksamkeit ist manchmal schmerzlicher als eine schlechte Aufmerksamkeit.


    Von einem guten Rezesient erhoffe ich mir im übrigen eine subjektive Einschätzung. Natürlich kann ein Rezesient ein Spiel auch Objektiv bewerten. Hier bleibt aber die Frage in wie fern man etwas wie ein Spiel Objektiv betrachten kann. Wenn aber jemand gerne Objektiv bewerten möchte - gerne - ich erwarte dann aber auch eine gute bis sehr gute Analyse des Spiels.

  • Eigentlich kann man das alles abkürzen:


    Tragen Blogger Verantwortung?


    Ja

    Und wenn ja: Wieviel?

    7

    :sonne:

    Top 10 (jeweils ohne Reihenfolge)

  • Ich habe "schlecht" bewusst in Anführungszeichen gesetzt. Solltest du (oder jemand anders) sich dennoch fragen, um welche großen Patzer es im einzelnen geht, wende dich an @BGBandit.

    "Schlecht" im Sinne von "subjektiv schlecht empfunden"

    Und genau das ist doch gegeben, wenn @BGBandit schreibt, dass sie (oder ist es er?) Hemmungen hat, einem kleinen Verlag durch Kritik wirtschaftlich zu schaden.

    Bandit ist eine "Sie". Und ich habe Gewissensbisse bei Prototypen, nicht bei veröffentlichten Spielen. Trotzdem galt die Frage natürlich ganz generell. Bei Prototypen habe ich deswegen Gewissensbisse, weil man es oft noch mit Newcomern zu tun hat, die im Prinzip Werbung wollen, aber noch nicht die "Geschäftsbrille" aufhaben, aufgrund mangelnder Erfahrung. Wenn jemand ein Spiel veröffentlicht, nimmt er dafür Geld und ab dann fühle ich mich auch berechtigt, ein Spiel dort voll zu kritisieren, wo es hakt. Nur manchmal bleibt dann eben ein ungutes Gefühl zurück, das mich aber nicht hemmt, meinen persönlichen Eindruck aufzuschreiben.. Es hat mich einfach interessiert, wie andere das sehen. Deswegen nehme ich persönlich auch keine Prototypen mehr an.

    >>>>Maximal genervt von der Wattebauschfraktion<<<<

  • Eben doch. Da steht auch, dass das für geschäftliche Interessen Dritter gilt. Und genau das ist doch gegeben, wenn @BGBandit schreibt, dass sie (oder ist es er?) Hemmungen hat, einem kleinen Verlag durch Kritik wirtschaftlich zu schaden.

    Eben nicht. :)
    Der genannte "kleine Verlag" ist nach meiner Lesart nicht der "Dritte", sondern der "Zweite" - und damit in diesem Kontext gar nicht gemeint.
    "Dritte" sind, wie der Name schon sagt, andere Unbeteiligte, die eine Art Kollateralschaden abbekommen (haben/würden) ... ;)


    Ich glaube nicht, daß jemand wirklich objektiv sein kann - alle Meinungen sind subjektiv.
    Natürlich gilt das auch für mich.

  • Der genannte "kleine Verlag" ist nach meiner Lesart nicht der "Dritte", sondern der "Zweite" - und damit in diesem Kontext gar nicht gemeint.

    Er ist eben allein schon deswegen nicht gemeint, weil ich mir das falsche Hobby ausgesucht hätte, wenn ich Hemmungen hätte ein veröffentlichtes Spiel zu kritisieren ;)


    Aber, wie im Eingangspost geschrieben: man hinterfragt sich selbst schon eher, wenn auf eine Kritik Komentare folgen wie "ich kaufe das Spiel nicht mehr"


    Ich persönlich empfinde dieses "sich selbst hinterfragen" allerdings immer als wichtig. Eine Kritik soll ja schon fair und begründet sein

    >>>>Maximal genervt von der Wattebauschfraktion<<<<

  • Ein Bericht über einen Prototyp ist in meinen Augen eine Vorschau (Preview). In (dt.) Brettspieleblogs sind solche Berichte eher selten. Eine Vorschau hat am Ende maximal eine Potential Abschätzung, ob das Spiel gut werden könnte oder eben nicht. Die endgültige Wertung kommt ja erst beim veröffentlichtem Spiel und da kann rs dich ja auch noch mal drehen.


    Gibt es eigentlich Previews in der Spielbox? So kann ich mich eigentlich an keine Preview erinnern. Aktuell gibt es eine Vorschau zu Seafall auf mittwochsspielen.de. Mehr als eine Zusammebfasdung der Regeln und was Seafall ist, ist das aber nicht. Keine Eindrücke wie es sich spielt etc. Und selbst wenn sie ein richtiges Fazit hätten, dann wäre es eigentlich keine Vorschau sondetn schon ein richtiger Test. Zu diesem Zeitpunkt dürfte das Spiel fertig sein und es wird sich am Inhalt nichts mehr ändern.


    Selbst die ganzen Kickstarter Videos beziehen sich in den meisten Fällen auf das finale Spiel. Zu diesem Zeitpunkt erwartet man mittlerweile, daß das Spiel so weit fertig ist und "nur" nich Grafiken unf die eigentliche Produktion zu stemmen ist. Och jedenfalls habe bei KS Projekten, bei denen Regeln noch geändert oder hinzugefügt werden, eher ein schlechtes Gefühl.


    Was an nächsten an Previews kommt, dind Berichte zum Beispiel über das Heidelberger Burgevent (z.Bsp. sauf der Brettspielbox Webseite). Mehr als "machte einen guten Eindruck" oder "gefiel mir nicht" steht da aber auch nicht.


    Also wenn du eine Vorschau schreiben möchtest, dann nur zu. Und wenn dein Fazit ist, dass das Spiel in diesem Zustand noch nicht funktioniert, dann schreibe das ruhig.

  • Der genannte "kleine Verlag" ist nach meiner Lesart nicht der "Dritte", sondern der "Zweite" - und damit in diesem Kontext gar nicht gemeint.

    Ich sehe da keinen Interpretationsspielraum. Das Zitat (ich wiederhole es gerne: "Die Verantwortung der Presse gegenüber der Öffentlichkeit gebietet, dass redaktionelle Veröffentlichungen nicht durch private oder geschäftliche Interessen Dritter oder durch persönliche wirtschaftliche Interessen der Journalistinnen und Journalisten beeinflusst werden.") bezieht sich auf die Verantwortung der Presse gegenüber der Öffentlichkeit. Also die Zweite ist definitiv die Öffentlichkeit. Die Erste ist die Presse.



    Ich kann deiner Ausführung daher überhaupt nicht folgen.


    Möchtest du dem Pressekodex widersprechen? Klar, darüber können wir diskutieren. Der Pressekodex ist ja kein göttliches Gebot, dass jeglicher Kritik erhaben ist. Wenn du andere Werte vertrittst, bin ich interessiert, mich darüber auszutauschen.


    Oder bist du der Ansicht, dass die geschäftlichen Interessen des Kleinverlags im oben genannten Kontext zur Öffentlichkeit gehören? Entschuldige, aber dem kann ich nicht folgen. Wie gesagt, da gibt es mMn keine zwei Lesarten. Ich füge zur Verdeutlichung nochmal ein weiteres Zitat aus dem Pressekodex an: Aus der gleichen Ziffer, 2. Absatz: "Redaktionelle Veröffentlichungen, die auf Unternehmen, ihre Erzeugnisse, Leistungen oder Veranstaltungen hinweisen, dürfen nicht die Grenze zur Schleichwerbung überschreiten. Eine Überschreitung liegt insbesondere nahe, wenn die Veröffentlichung über ein begründetes öffentliches Interesse oder das Informationsinteresse der Leser hinausgeht [...]."

    Dort ist also explizit das Informationsinteresse des Lesers als maßgeblich genannt und in Abgrenzung zu den Interessen des Unternehmens (in diesem Beispiel des kleinen Verlags) gesetzt.



    Oder reden wir gerade komplett aneinander vorbei und beziehen uns auf ganz verschiedene Dinge?

  • Und ich habe Gewissensbisse bei Prototypen, nicht bei veröffentlichten Spielen. Trotzdem galt die Frage natürlich ganz generell. Bei Prototypen habe ich deswegen Gewissensbisse, weil man es oft noch mit Newcomern zu tun hat, die im Prinzip Werbung wollen, aber noch nicht die "Geschäftsbrille" aufhaben, aufgrund mangelnder Erfahrung.

    Ich habe ja gar kein Problem damit, wenn man einen Newcomer (oder Lieblingsautor oder wen auch immer) unterstützen möchte. Auch wenn man aus dem Grund eine "Rezension" anpasst und die Kritik abmildert. Nur gebietet die Verantwortung gegenüber den Lesern, dass man das kenntlich macht.

    Wenn jemand ein Spiel veröffentlicht, nimmt er dafür Geld und ab dann fühle ich mich auch berechtigt, ein Spiel dort voll zu kritisieren, wo es hakt. Nur manchmal bleibt dann eben ein ungutes Gefühl zurück, das mich aber nicht hemmt, meinen persönlichen Eindruck aufzuschreiben.. Es hat mich einfach interessiert, wie andere das sehen.

    Es gehört ja auch schon ein gesundes Maß an Selbstreflexion dazu, sich mit solchen Fragen zu beschäftigen. Wie die Diskussion gezeigt hat, tut das nicht jeder. Ich danke dir, dass du die Diskussion losgetreten hast.

  • Ich sehe da keinen Interpretationsspielraum.
    [... ]


    Ich kann deiner Ausführung daher überhaupt nicht folgen.

    Ich auch nicht. :)

    Möchtest du dem Pressekodex widersprechen?
    Oder bist du der Ansicht, dass die geschäftlichen Interessen des Kleinverlags im oben genannten Kontext zur Öffentlichkeit gehören?

    Weder - noch.
    Ich kenne den Pressekodex nicht und kann/will deshalb auch nicht weiter darüber diskutieren.
    Wie ich schon sagte, sind Blogs für mich keine Presse, deshalb ist er hier sowieso unbeachtlich.

    Oder reden wir gerade komplett aneinander vorbei und beziehen uns auf ganz verschiedene Dinge?

    Kann sein, ist aber egal.


    Ich wollte immer nur ausdrücken, daß ich keine Verantwortung der Blogger sehe (allenfalls eine moralische sich selbst gegenüber).


    Und selbst wenn eine Veranwortung da wäre, gab's bisher von niemandem Ausführungen darüber, welche Konsequenzen es hätte, wenn man ihr mal nicht gerecht geworden wäre.
    Ich sehe keine Konsequenzen (finanzielle, rechtliche, wasauchimmer), daher wäre diese "Verantwortung" dann eh inhaltsleer ...


    Ich glaube nicht, daß jemand wirklich objektiv sein kann - alle Meinungen sind subjektiv.
    Natürlich gilt das auch für mich.

  • Ich habe ja gar kein Problem damit, wenn man einen Newcomer (oder Lieblingsautor oder wen auch immer) unterstützen möchte. Auch wenn man aus dem Grund eine "Rezension" anpasst und die Kritik abmildert. Nur gebietet die Verantwortung gegenüber den Lesern, dass man das kenntlich macht.

    Damit hätte ich persönlich schon ein Problem. Ich schreibe generell keine beschönigten Rezensionen, nur um einen Autor zu unterstützen. Das würde auch alle anderen Rezensionen völlig unglaubwürdig machen. Und ich wüsste auch nicht, warum ich überhaupt ein Spiel beschönigen sollte. Was würde das auch dem Leser bringen, selbst wenn man es kenntlich machte? Dann kann er sich das Lesen och direkt sparen, oder?

    Also wenn du eine Vorschau schreiben möchtest, dann nur zu. Und wenn dein Fazit ist, dass das Spiel in diesem Zustand noch nicht funktioniert, dann schreibe das ruhig.

    Siehe dazu mein Beitrag weiter oben:

    Deswegen nehme ich persönlich auch keine Prototypen mehr an.

    Rezension und Preview sind in meinen Augen allerdings auch zwei völlig verschiedene Dinge. Eine Vorschau ist ein erster Spieleindruck, eine Rezension die Kritik eines fertigen Spiels. Das Problem ist halt, dass manche Autoren diesen Unterschied nicht zu kennen scheinen. Die legen einen Prototypen als fertiges Spiel vor, möchten Werbung in Form einer Rezension und wundern sich dann, wenn man das Spiel "zerpflückt". Ich habe dann die Kritikpunkte aufgeschrieben, veröffentliche sowas aber nicht, sondern lasse es den Autor zukommen. Ist das Spiel im Handel erhältlich, dann gibt es eine Rezension - öffentlich.

    >>>>Maximal genervt von der Wattebauschfraktion<<<<


  • Wie ich schon sagte, sind Blogs für mich keine Presse, deshalb ist er hier sowieso unbeachtlich.

    ...wobei das Thema hier zeigt, dass es hier verschiedene Ansichten gibt. Es gibt durchaus Blogger, die sich eher für Presse denn für Tagebuchschreiber halten. Und das muss dann auch nicht heißen, dass sie "sich selbst zu wichtig nehmen", wie ihnen öfter vorgeworfen wurde. Die Grenze ist einfach fließend.
    Wenn ich mit meinem Blog zehntausende Leser erreiche, und sich tatsächlich eine gewisse Menge davon von meinen Worten beeinflussen lässt, ich also in irgendeiner Form "meinungsbildend" agiere, wo ist dann der Unterschied zur "echten Presse"? Dass zum Beispiel die "Spielbox" Geld kostet, der Besuch auf meinem Blog aber nicht? Das reicht mir nicht.


    Zitat

    Ich sehe keine Konsequenzen (finanzielle, rechtliche, wasauchimmer), daher wäre diese "Verantwortung" dann eh inhaltsleer ...

    "Konsequenzen" gibt es schon.
    Die Währung eines Blogger sind Besucherzahlen, Klicks, Likes, Kommentare, Verweilzeiten, all der Kram, der sich dann irgendwann auch durchaus monetarisieren lässt.
    Mit Werbung, Patreon usw. Schreibe ich nur Müll, wird dieses "irgendwann" aber vermutlich zu einem "niemals".


    Eine "Verantwortung" leite ich daraus aber auch nicht ab, eher ein "Eigeninteresse, keinen Quatsch zu machen".

    Mein Blog (Illustrationen, Brettspieldesign, Angespielte Spiele)