Eurogame vs. German Game

  • Ich zitiere mal Wikipedia: Eurogame - Wikipedia, the free encyclopedia


    A Eurogame, also called German-style board game, German game, or Euro-style game, is any of a class of tabletop games that generally have simple rules, short to medium playing times, indirect player interaction and abstract physical components.[1] Such games emphasize strategy, downplay luck and conflict, lean towards economic rather than military themes, and usually keep all the players in the game until it ends.

  • Eigentlich gibt es keinen und "German games" ist nur eine ältere Bezeichnung, die durch die Ausweitung der Autorenschaft vornehmlich aus dem deutschen auf den europäischen Raum langsam aber sicher von "Eurogames" abgelöst wurde.
    Mittlerweile wird jedoch "German games" meinem Empfinden nach häufiger gebraucht, um einen Unterschied in der Komplexität zu kennzeichnen. Die eher kurzen, simpleren Spiele (z. B. viele Werke von Michael Schacht, Dirk Henn, Wolfgang Kramer, ...) werden als "German games" bezeichnet, komplexere Kost (Feld, Rosenberg, Chvatil) eher als "Eurogames". Die Nationalität der Autoren spielt dabei eine eher untergeordnete Rolle. Manchmal wird auch von "German like games" gesprochen, wenn der Autor nicht aus DACH stammt.


    Im mittlerweile wohl leicht veralteten BGG-Glossary finden sich beide Begriffe in ihrer "ursprünglichen" Bedeutung:

    german game
    n. A game from Germany. Such games typically have relatively simple rules, short playing times, fairly high levels of abstraction and player interaction, and attractive physical components. Games not from Germany that otherwise meet the criteria are occasionally included in this group, but are more frequently described as ‘German-like’ (See also family game)


    euro / eurogame
    n. synonym for German game This term emphasizes the more frequent publication of German-style games in other countries in Europe.

  • Also, ich finde das ja schon irgendwie daneben!
    Sollten wir nicht dafür sorgen, im gegenwärtigen politischen Klima, dass man sich auf das echte, ungeschminkte Deutsche Spiel zurück besinnt? So viele Wirtschaftsprodukte kommen seit Jahren ins Land und machen dem deutschen Spiel den Platz streitig. Wie soll sich da denn ein echtes deutsches Wertprodukt noch behaupten können? Und was machen die Entscheidungsträger? Die fördern das auch noch!
    Eine Abkehr vom verwässernden Eurogame und eine Rückkehr zum German Game sollte da überhaupt nicht zur Debatte stehen!



    ...okay, ich schalte lieber gleich ein :D :D :D :D hintendran, sonst könnte das eventuell jemand in den falschen Hals kriegen...

    Wer Smilies nutzt, um Ironie zu verdeutlichen, nimmt Anderen den Spaß, sich zu irren.

    Über den Narr wird nur so lange gelacht, bis man selbst Ziel seiner Zunge wird!

    :jester:

  • Mittlerweile wird jedoch "German games" meinem Empfinden nach häufiger gebraucht, um einen Unterschied in der Komplexität zu kennzeichnen. Die eher kurzen, simpleren Spiele (z. B. viele Werke von Michael Schacht, Dirk Henn, Wolfgang Kramer, ...) werden als "German games" bezeichnet, komplexere Kost (Feld, Rosenberg, Chvatil) eher als "Eurogames".

    Das hab ich auch bisher so empfunden.


    Nur mal so als Beispiel: Die Siedler von Catan würde ich als Prototyp des "german game" bezeichnen, wohingegen "euro style games" eher so von Wallace, Rosenberg, Feld kommen... Oder so von Ystari, Treefrog, Alea, What's your game?...


    Kann man natürlich nicht pauschalisieren. Wenn ich mir so manches Spiel aus dem Hause Days of Wonder oder Asmodee anschaue... Die sind auch oft eher die Familienspiel-Kategorie...

  • Oliver Kiley schreibt dazu:


    I want to raise a point here that German Family Games are not Eurogames and Eurogames and not German Games. They are related schools of design, and certainly Eurogames grew out of German Games as they mixed with other influences/desires, but it is important that the two schools remain distinct and are recognized as such.


    https://boardgamegeek.com/blog…and-their-core-priorities

  • Kategoriebezeichnungen wandeln sich. Meiner Meinung nach ist die Unterscheidung zwischen "German Game" und "Euro Game" anhand der Komplexität genauso ein Relikt vergangener Zeiten wie die Bezeichnung "German Game" selbst. Der Begriff "German Game" ist tot, "Euro Game" hat Stand 2016 den gesamten Spielebereich in dieser Ecke vereinnahmt. Nicht ganz zu unrecht, denn nicht-deutsche Autoren können genauso gut solche Spiele erfinden wie deutsche.


    Bisher kommen (noch!) die Mehrheit der Eurospiele zumindest aus Europa. Aber auch das ist nicht in Stein gemeißelt. Je mehr "euro style games" aus nicht-europäischen Staaten kommen -- und dabei längst nicht nur aus USA, sondern genauso auch aus Kanada, Australien, Neuseeland, Taiwan, Korea, usw. --, umso fraglicher wird für mich, ob da in Zukunft die Trennlinie auch noch zwischen "Ameritrash" und "Eurogame" verläuft oder ob da nicht besser andere Kategorienbezeichnungen sinnvoller wären, die überhaupt nicht mehr auf geographische Herkunft abzielen, sondern eher auf den Fokus beim Spieldesign, meinetwegen "story telling" vs "strategy" oder was auch immer. BGG unterscheidet zwischen "thematic" und "strategy". Wie unglücklich ich (und andere) das "thematic" finden, diskutieren wir nebenan, aber die Bezeichung über inhaltliche statt geographische Kriterien finde ich grundsätzlich richtig.

  • Da hast du sicherlich recht. Im Sinne eines entspannten Umgangs sind Kategorien nervig, nur wenn man an einen fremden Spieltisch dazustößt, oder sich Online zum (realen) zocken verabredet, können solche Kategorien sinnvoll sein, um abschätzen zu können, ob man in diese Konstellation Zeit und Energie investieren möchte.

  • Ich finde, die aktuelle Diskussion hier im Thema zeigt, daß das eben ein Trugschluß ist, da die Kategorien eben sehr schwammig sind. Für mich sind schlechte Kategorien schlechter als keine Kategorien, da schlechte Kategorien irreführend sind.
    Beispiel, die Leute am Tisch wollen #MoV spielen und wie @Braz im anderen Thread meinte, sei das bei BGG als AT definiert. Da wären manche enttäuscht, wenn sie erfahren, daß sie die anderen Spieler nicht abschießen können (oder können sie? Ich weiß gar nicht mehr). :)


    Und Kategorien wie "German Game" als Untergruppe von "Eurogame"; ich glaube, das hilft in der von Dir beschriebenen Situation sehr wenig.


    In der von Dir beschriebenen Konstellation hilft es, vorab das Spiel zu recherchieren. Sonst hilft nichts.

    UpLive [bgg for trade] - einfach anschreiben, wenn Dich davon was interessiert!

  • Das Wort ameritrash ist einfach dämlich.
    Auch wenn es inzwischen mit Stolz verwendet wird, die völlig überflüssige negative konnotation bleibt erhalten.


    Den Begriff german game würde ich auch als überholt einstufen, er wurde schlicht abgelöst.


    Ich denke, gerade wegen der negativen Konotation wird der Begriff mittlerweile mit Stolz verwendet. Ameritrash - schwingt da nicht ein Hauch von Anarchie mit ?! Da fühlt man sich abseits des Mainstreams doch gleich viel besser .... ;)

    Gruß aus Frankfurt, Helmut

  • Versucht doch mal mehr an der Lösung der Frage zu arbeiten als daran, was nun besser oder schlechter ist.


    Für mich sind Schublade überflüssig. Ich spiele einfach, was ich mag.


    Was ich nicht verstehe, besonders in diesem verlinkten BGG-Artikel: Macht man sich vorher Gedanken darüber, was man für ein Spiel erfinden will? Ob Amitrash, Euro, German game oder was weiß ich? Ich glaube nicht...


    Dieser ganze Monster-, Fantasy- und Sci-Fi-Krempel mit Miniaturen und Plastik und so, der da bei den Heidelbergern raus kommt: Ist das eigentlich german trash?

  • Ich finde, die aktuelle Diskussion hier im Thema zeigt, daß das eben ein Trugschluß ist, da die Kategorien eben sehr schwammig sind. Für mich sind schlechte Kategorien schlechter als keine Kategorien, da schlechte Kategorien irreführend sind.
    Beispiel, die Leute am Tisch wollen #MoV spielen und wie @Braz im anderen Thread meinte, sei das bei BGG als AT definiert. Da wären manche enttäuscht, wenn sie erfahren, daß sie die anderen Spieler nicht abschießen können (oder können sie? Ich weiß gar nicht mehr). :)


    Und Kategorien wie "German Game" als Untergruppe von "Eurogame"; ich glaube, das hilft in der von Dir beschriebenen Situation sehr wenig.


    In der von Dir beschriebenen Konstellation hilft es, vorab das Spiel zu recherchieren. Sonst hilft nichts.

    Ich glaube eher, das es darauf ankommt wie man mit diesen Kategorisierungen umgeht. Die Übergänge werden egal bei welcher Definition immer fließend sein und im Auge des Betrachters liegen. Somit sind solche Einstufungen immer mit entsprechender Vorsicht zu genießen.
    In sofern wäre das für mich nur eine recht grobe Einordnung, der ich nicht allzuviel Gewicht bemessen würde.
    In meinen Augen umfasst AT z.B. nicht zwangsläufig eine kriegerische Komponente, für mich wäre es eher eine Aussage darüber, ob sich die Mechanik tendenziell eher dem Thema unterordnet oder eben nicht.
    Ansonsten gebe ich dir recht, man muss vorab recherchieren...

  • @Sternenfahrer


    Wie gesagt, auf einzelne Spiele hast du vollkommen Recht. Da wird es immer drölf Meinungen geben. Aber ich möchte nocheinmal betonen im Erstkontakt ist sowas nicht schlecht. Als persönliches Beisspiel, als ich vor einem Jahr nach Bonn gezogen bin, war ich selbstverständlich auf der Suche nach Brettspielgruppen. Ich fand online ein "Verein" die sich als Euro-Spieler vorstellten. Diese sind in meiner Kennenlernliste etwas weiter runter gerutscht. Eine andere Gruppe stellte sich quasi als FFG-Jünger vor, damit war klar, dass ich mich spieltechnisch dort wohler fühlen würde.
    Ist für mich dasselbe wie Sport-> Fussball/Handball/Bouldern etc. oder Modellbau-> Eisenbahn/Fliegerei/Panorama etc. so eben Brettspiel-> AT/Euro/Klassik etc.


    Aber in der Regel wird ja nicht vorgestellt, wir sind Eurogamer, bzw. ATler und dann kommt nichts. Meistens heißt es doch, wir sind Buchhalter (biggrin.png) und spielen mittlere bis heavy Euros, wie xy, xz oder wir sind Stars Wars-Schauspieler ( :thumbsup: ) und spielen supergeile AT wie ab, ac..


    @ode.
    Der Großteil der erfolgreichen Spiele, bestimmt weit über 80% der Produkte, aus dem Hause des Heidelberger Spieleverlages sind Übersetzungen von Fantasy Flight Games (USA). FFG somit momentan das Mutterschiff der meisten AT-Produkte auf dem Markt. (KS könnte es ändern)
    Die Spielesammlung jedes AT-Spieler beinhaltet Produkte von FFG. (Durch die Marktposition können sie sich leider auch so schlampige Regelwerke erlauben.) Allerdings wurde letztes Jahr FFG von Asmodee (Frankreich) geschluckt.


    Mir sind leider keine großen German-Trash Produkte bekannt. @Bierbart hat diesbezüglich mal eine Hypothese aufgestellt, dass deutsches German-Trash durch die dominante Marktposition der Euros in Deutschland wenig bis keine Möglichkeit zu Veröffentlichung haben. Asmodee könnte es ändern. Die Franzosen haben ja durchaus "French-Trash" im Portfolio, wie z.B. Claustrophobia und sind ihrem Nachbarn vielleicht etwas aufgeschlossener.

  • Mir sind leider keine großen German-Trash Produkte bekannt. @Bierbart hat diesbezüglich mal eine Hypothese aufgestellt, dass deutsches German-Trash durch die dominante Marktposition der Euros in Deutschland wenig bis keine Möglichkeit zu Veröffentlichung haben. Asmodee könnte es ändern. Die Franzosen haben ja durchaus "French-Trash" im Portfolio, wie z.B. Claustrophobia und sind ihrem Nachbarn vielleicht etwas aufgeschlossener.

    Ich weiß auch nur von einem Prototypen. Operation C. Dieser Dino Dungeon Crawler, der hier auch immer wieder mal aufgetaucht ist und zu dem schon Erweiterungen entwickelt werden, obwohl für das Grundspiel noch kein Verlag gefunden ist...

  • (...) In sofern wäre das für mich nur eine recht grobe Einordnung, der ich nicht allzuviel Gewicht bemessen würde. (...)

    Hast Du das absichtlich so geschrieben, dass es sich liest, als wärst Du auch der Meinung, die Kategorien sind unnütz? ^^

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  • Wie gesagt, auf einzelne Spiele hast du vollkommen Recht. Da wird es immer drölf Meinungen geben. Aber ich möchte nocheinmal betonen im Erstkontakt ist sowas nicht schlecht. Als persönliches Beisspiel, als ich vor einem Jahr nach Bonn gezogen bin, war ich selbstverständlich auf der Suche nach Brettspielgruppen. Ich fand online ein "Verein" die sich als Euro-Spieler vorstellten. Diese sind in meiner Kennenlernliste etwas weiter runter gerutscht. Eine andere Gruppe stellte sich quasi als FFG-Jünger vor, damit war klar, dass ich mich spieltechnisch dort wohler fühlen würde.
    Ist für mich dasselbe wie Sport-> Fussball/Handball/Bouldern etc. oder Modellbau-> Eisenbahn/Fliegerei/Panorama etc. so eben Brettspiel-> AT/Euro/Klassik etc.

    Nimm es mir nicht übel, aber das ist ja doch genau ein Argument dagegen, weil viele Diskussionen zeigen, dass Du überhaupt nicht weißt, was die Gruppe A spielt, die sich als Eurogamer vorstellt, da es z.B. auch TI3 oder Eclipse bedeuten könnte - je nachdem, was der Autor nun gerade darunter versteht...


    Fußball / Handball / Bouldern ist klar definiert, Eurogames / AT quasi gar nicht. In der ganzen Diskussion wurde noch kein EINZIGES Spiel widerspruchsfrei der einen oder anderen Kategorie zugeordnet!


    Für mich sind das keine Kategorien, sondern Scheuklappen.

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  • Die Geschichte läuft ja andersrum. Zuerst gibt es das Spiel, erst danach wird die Schublade dazu erfunden, falls es genügend Nachahmer gibt.

    Die Sache ist ja auch relativ schwammig. Nimm mal die ganzen Versuche "Worker Placement" zu definieren. Klar, wenn man drüber spricht braucht das Kind einen Namen. Aber ich steh seit einiger Zeit auf dem Standpunkt, dass man sich Schubladen dann zunutze machen sollte, wenn man sie braucht. Eben beispielsweise im Gespräch. Nach dem Motto: "Und? Was ist das so für ein Spiel?" "Ich würd sagen "heavy euro" mit Worker Placement-Elementen... Aber musst mal ausprobieren, ist gut!" Und dann halt ausprobieren statt sich Sorgen zu machen, ob's in die Schublade passt...


    @Machiavelli101: Danke für die Info. Aber bsw Maus&Mystik war doch von denen selbst entwickelt, oder? Oder dieses dieses Gulli-Piratten?

  • Fußball / Handball / Bouldern ist klar definiert, Eurogames / AT quasi gar nicht.

    Der Vergleich hinkt. "Fußball" ist kein Überbegriff, "Eurogame" schon. Wenn, dann müsste man "Ballsportart" als Überbegriff nehmen und dann könnte man sich genauso darüber streiten, ob z.B. Golf dazu gehören soll.


    Im Übrigen denke ich schon seit Anfang dieser Diskussion an Musik mit den ganzen Genres und Untergenres. Dagegen erscheint der Spielebereich mit seinen Einordnungs- und Klassifikationsversuchen doch ausgesprochen aufgeräumt. :) Im Übrigen sehe ich die Genres im Spielebereich ähnlich wie bei der Musik: es ist auf jeden Fall hilfreich und nützlich, weil es eine gewisse (grobe) Orientierung in einem Chaos der Möglichkeiten gibt und einen Bezugsrahmen, innerhalb dessen man über einzelnde Sachen diskutieren kann. Aber sobald man aus den Definitionen eine Wissenschaft machen will, wird's ganz schnell lächerlich und unsinnig. Bei der Unterteilung irgendeiner kontinuierlichen Menge in Untermengen sind die Grenzen IMMER unscharf und fließend.

  • Bei der Unterteilung irgendeiner kontinuierlichen Menge in Untermengen sind die Grenzen IMMER unscharf und fließend.

    Nennt man dann in der Musik Crossover.

    "We are the unknowns. Lower your shields and surrender your ships. We will add your biological and technological distinctiveness to our own. Your culture will adapt to service us. Resistance is futile."


    Meine Spiele: Klick mich

  • @ode. MAus und Mystik ist nur von den Bären lokalisiert. Gulli Piraten ist meines Wissens nach eine Eigenproduktion.

  • Hast Du das absichtlich so geschrieben, dass es sich liest, als wärst Du auch der Meinung, die Kategorien sind unnütz? ^^

    Könnte man meinen, aber so als grobe Richtschnur ist es in meinen Augen schon hilfreich, weniger um das zu spielende Spiel direkt auszuwählen, eher um persönliche Präferenzen zum Ausdruck zu bringen, oder den generellen Charakter eines Spiel zu vermitteln.

  • @ode.. MAus und Mystik ist nur von den Bären lokalisiert.

    Genau, das Spiel ist vom Plaid Hat Games-Verlag. Diese haben auch Winter der Toten rausgebracht. Wurde ebenfalls vom Heidelberger lokalisiert.
    Plaid Hat Games ist unter dem Dach der kanadischen(?) Filosofia-Gruppe (F2Z) firmiert.
    F2z wiederum ist mit Asmodee im Vertrieb verbandelt.


    Das ist eine richtige Krake angewachsen. Die haben z.B. auch den englischsprachigen Catan-Vertrieb (Mayfair Games), Ystari und glaube auch Terra Mystica, sind also nicht nur auf AT-Spiele fixiert.

  • Die Sache ist ja auch relativ schwammig. Nimm mal die ganzen Versuche "Worker Placement" zu definieren. Klar, wenn man drüber spricht braucht das Kind einen Namen.

    Worker Placement beschreibt zwar schon den Mechanismus, was viel tiefgreifender ist als der reine Oberbegriff, ist aber m.E. ein gutes Beispiel, denn bei Worker Placement habe ich nur einen Gedanken, Caylus :love::love::love: . Auch wenn das Spiel sicher nicht das erste mit dem Mechanismus war, es ist m.E. das Spiel welches einen wahren Erdrutsch an WP-Spielen lostrat. Und im Umkehrschluss das Ausgangsspiel war bei der Begriffsfindung "Worker Placement".

    Aber ich steh seit einiger Zeit auf dem Standpunkt, dass man sich Schubladen dann zunutze machen sollte, wenn man sie braucht. Eben beispielsweise im Gespräch. Nach dem Motto: "Und? Was ist das so für ein Spiel?" "Ich würd sagen "heavy euro" mit Worker Placement-Elementen... Aber musst mal ausprobieren, ist gut!" Und dann halt ausprobieren statt sich Sorgen zu machen, ob's in die Schublade passt...


    M.E. bilden die Kategoriebegriffe so etwas wie den kleinsten gemeinsamen Nenner in einem Dialog. Jeder einigermaßen Interessierte weiß im Prinzip sofort was gemeint ist wenn man von einem Worker-Placement-Spiel spricht. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und dafür sind solche Kategorisierungen gut. Für mehr eigentlich nicht.

  • Worker Placement beschreibt zwar schon den Mechanismus, was viel tiefgreifender ist als der reine Oberbegriff, ist aber m.E. ein gutes Beispiel, denn bei Worker Placement habe ich nur einen Gedanken, Caylus

    Die Sache ist ja die, dass Worker Placement eben sehr viele verschiedene Facetten hat. Früher hieß es mal, dass bei WP zwangsläufig eine Einsetzphase und dann eine Auslösephase nötig sei. Siehe Morgenland, Caylus, Die Säulen der Erde, Stone Age... Dort wird immer erst eingesetzt bis alle damit fertig sind, und dann wird (auf unterschiedliche Weisen) ausgelöst. Aber das nächste prominente Beispiel ist dann Agricola. Niemand wird bezweifeln, dass es ein WP-Spiel ist. Uwe nennt ja auch Caylus als Vorbild für die Einsetzmechanik. Aber dort wird immer sofort die Aktion ausgelöst, nachdem man sie gewählt hat. Es gibt keine separate Phase des Auslösens der Aktionen. Weiteres Beispiel einer Variante: Tzolkin. Hier können die Spieler selbst entscheiden, ob sie einsetzen oder auslösen. Denn der Zeitpunkt des Auslösens entscheidet über die Aktionsart oder deren Umfang. Aber zweifellos werden dort "worker geplaced". Oder?


    Ich hab das immer schon gesagt, aber jetzt stelle man sich mal folgendes vor: Wir spielen Puerto Rico. Und statt die Rollenkarte zu sich zu nehmen, liegen sie in der Mitte des Tisches aus. Und sind keine Rollen, sondern Aktionsfelder, denn ob "Rolle" oder "Aktionsfeld" - spielt doch keine Rolle. Man löst eine Aktion aus. Jetzt stellen wir uns weiter vor, die Spieler haben je einen "Worker" und statt eine Rolle zu nehmen setzen sie ihren Worker auf ein Aktionsfeld und führen diese Aktion aus. Die Variation bei dieser Worker-Placement-Art wäre dann, dass jeder Spieler die Aktion mitspielen darf. Es wird auch sofort ausgelöst (wie bei Agricola), aber eben für alle statt nur für einen. Hm. Am Ende würde man doch niemandem den Mund verbieten, wenn er behauptet, dies wäre eine WP-Variante. Aber eigentlich ist es doch ein Rollenwahl-Mechanismus.


    Was macht also WP aus? Was ist das für eine Schublade? Da passen ja fast alle Spiele rein. Das meine ich damit, wenn ich behaupte, dass die Sache sehr schwammig ist. In meinem Puetro Rico-Beispiel wäre Worker Placement bloß eine Verwaltungsart. Der Worker zeigt an, welcher Spieler welche Rolle gewählt hat.


    Sowohl Rollenwahl als auch Worker Placement sind unterschiedliche Varianten einer Aktionswahl und einer Aktionsausführung. Vielleicht sogar einer Spielreihenfolgebestimmung (ich denke da an die großartige Variante von Paolo Mori in Vasco da Gama).


    Man mag mir zustimmen oder auch nicht. Die Aussage hinter meinem Geschreibsel soll ja auch nur sein: Schublade? Hat doch nicht viel Sinn...

  • Ja, aber damit gehts du schon zu weit ins Detail. Und bestätigst genau was ich sage (weil ich im Prinzip ja deiner Meinung bin) . Wir haben uns mit dem Begriff Worker Placement beide eine von ganze Reihe von Spiele in den Sinn geholt (Meine Liste sieht da ziemlich ähnlich aus wie deine Caylus, Stone Age und Agricola) und damit eine Gesprächsbasis geschaffen. Alles weitere sind Details, tiefergründiges, eben ein fortführender Dialog der sich aufgrund der Basis ergeben hat. Um bei deinem Beispiel Puerto Rico zu bleiben. Natürlich hätte man die Rollenwahl auch als Einsetzmechanismus realisieren können. Aber das wäre m.E. nicht so "schön" gewesen. Bei Caylus "arbeiten" die Worker in gewisserweiße ja wirklich für einem. Den einen setzt man ins Wirtshaus, den anderen schickt man zum König usw. Bei Puerto Rico hingegen ist man es ja selbst, der gerade eine Rolle einnimmt, von daher wäre das stupide einsetzen eines Steins irgendwie nicht so ästhetisch.

  • 1.) Zur Ausgangsfrage.


    Wie @yzemaze und @Sempre bereits schrieben, ist die Idee der Unterscheidung zwischen German Game und Eurogame, die sich in der Schwarmintelligenz des Geeks als maßgeblichem Ort der Bewusstseinsbildung durchzusetzen scheint, die, dass es zwei verwandte, aber letztlich unterscheidbare Genres sind. Selbstverständlich kann man in Bezug auf die Sinnhaftigkeit unterschiedlicher Typologien ganz unterschiedliche Sichtweisen vertreten, da wir hier abseits exakter Wissenschaften bewegen, um es mal ganz hochtrabend auszudrücken; die von sempre verlinkte Typlogie von Oliver Kiley ist aber der mit Abstand schlüssigste, mir bekannte Ansatz. Ich habe schon einmal aus Interesse an der Thematik versucht, auch in wissenschaftlichen Quellen nach etwas fundierterem zu suchen-- es gibt offenbar nichts. Ich hatte sogar schon einmal eine Dissertation über Eurogames quergelesen (die, die bei den Westpark Gamerns verlinkt war; ist inzwischen offline, Ihr braucht nicht suchen). Oliver Kileys Typologie ist da um Welten(!) stimmiger. Kileys Artikel ist zudem keine individuelle und spontan aus dem Ärmel geschüttete Analyse, sondern die Interpretation eines Diskurses in der englischsprachigen Community. Es ist also nicht normativ konstatiert, sondern quasi hermeneutisch hergeleitet, und somit "brettspielwissenschaftlich" wahrscheinlich derzeit das Maß der Dinge.


    Ich weiß, manche haben sich das schon selber durchgelesen, aber für die TL;DR-Kandidaten hier die Zusammenfassung: :)

    • German Games ~ zugängliches Familienspiel, Spielreiz = soziale Aktivität, alle sollen Spaß haben (u.a. durch Zugänglichkeit und Interaktion)
    • Eurogame ~ Expertenspiel, Spielreiz = Herausforderung, maximale Kontrollierbarkeit (u.a. durch Minimierung der Störfaktoren "Mitspieler" und "Glück")

    2.) Zur Sinnhaftigkeit der Typologie.


    @MetalPirate bringt das mit dem Genrevergleich in der Musik schon ganz gut hin. Typologien und deren Unterscheidungsmerkmale (German Game vs Eurogame etc.) schaffen Struktur und Übersicht, helfen beim Verständnis eines Spiels, erleichtern die Kommunikation über Spiele, erlauben qualifizierte Besprechungen eines Spiels als kreatives Werk, erlauben ganz allgemein eine fundierte Beschreibung des Phänomens "Brettspiel". Ich finde es genau darum gar nicht lächerlich, auch in Bezug auf die dafür notwendige Klärung der Begrifflichkeiten wissenschaftliche Standards anzulegen. Musik, Malerei, jede Art Strömungen der Literatur... kann man alles auf solche Arten beschreiben -- warum nicht auch Brettspiele? Außerdem: Es macht ja auch Spaß, auf diese Weise über sein Hobby zu reflektieren.


    Das alles heißt aber natürlich NICHT, dass nun alles auf Teufelkommraus in eine dieser Schubladen passen muss. Falscher Umkehrschluss. :)

    Soziale Medien fügen Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu.

  • [...] Ich finde es genau darum gar nicht lächerlich, auch in Bezug auf die dafür notwendige Klärung der Begrifflichkeiten wissenschaftliche Standards anzulegen. [...]

    Klar, das kann man gerne machen. Manche Zusammenhänge werden einem selbst dadurch klarer. Für mich ist z.B. das ganze Worker Placement Gedöns klassischer Prägung bloß eine spezielle, mit starkem Themenbezug versehene Form des "action drafting". Der grundlegende Mechanismus ist doch folgender: Eine bestimmte Spielaktion steht genau einmal [bzw X Mal] zur Verfügung, ich nehme sie weg und kein anderer kann sie mehr machen [bzw nur noch X-1 Mal]. Aktion (weg)nehmen = action drafting. Die konkrete Realisierung ist aus Theorie-Sicht zweitrangig; da ist es im Prinzip egal, ob ich dafür ein Meeple irgendwo hinsetze, ein Würfelchen wegnehme (z.B. wie bei Village), Karten irgendwo hinspiele (z.B. bei Asara) und ja, auch "role selection" lässt sich leicht so umdeuten. Der Begriff "Worker Placement" ist dagegen eine stark thematisch -- und eben gerade nicht spielmechanisch! -- geprägte Beschreibung, betont er doch stark die Eigenschaft des "Aktionsreservierungsmarkers", ein Arbeiter zu sein, der symbolisch zu einer Arbeitsaktion geschickt wird. Die Leistung der frühen Worker Placement Spiele (wie Caylus, Säulen der Erde, Agricola & Co) liegt eben darin, dem theoretischen Konzept "action drafting" eine sehr konkrete und thematisch schlüssige Realisierungsform gegeben zu haben.


    Dennoch muss ich bei allem Interesse an der Theorie doch ganz klar sagen, dass sich bei allzu viel Theorie-Überbau, der sich zum Selbstzweck erklären will, mir die Fußnägel hochrollen. Wenn der auch von dir erwähnte Herr Kiley zum Unterschied zwischen Euro Game und German Game schreibt: "[...], but it is important that the two schools remain distinct and are recognized as such.", dann frage ich mich sofort, wofür in aller Welt diese Unterscheidung unbedingt erhalten werden muss. Im allgemeinen Sprachgebrauch gibt's diese Unterscheidung nicht mehr, also lasst sie in Frieden sterben. Bei einer exakten Wissenschaft aus dem mathematisch-naturwissenschaftlichen Spektrum hätte ich da ja noch vollsten Verständnis dafür, aber bei der Beschreibung von Brettspielen werden die Begrifflichkeiten doch immer im Fluss sein und stetigen Umdeutungen und Veränderungen unterliegen. Solange man weiß, was der andere meint, ist doch alles in Butter. Wieso auf Unterschiede bestehen, die sich im allgemeinen Gebrauch überlebt haben?