Gespielt zu 2.:
Sicherlich einer der Titel auf KS, der ein regeres Interesse generiert hat und mich vor allem aufgrund Artdesign und Thematik sofort angesprochen hat. Da das Interesse bei einem Freund an dem Titel groß war, wusste ich, dass ich schnell eine TTS Runde zustande bekomme, wenn ich mich denn auch zügig in die Regeln einarbeiten kann.
Der Versuch, die Regeln zu studieren, gestaltete sich aber als gar nicht so einfach. Nicht nur dass das Spiel einen gewissen Kompliziertheitsgrad hat die Anleitung befindet sich auch noch in keinem Status, den man gerne liest. Die Struktur der Anleitung ist noch äußert fraglich und Inhalte sind teilweise nicht sauber beschrieben. Eine redaktionelle Hand fehlt dem Heftchen also definitiv noch - wer hierbei aber Sorge trägt, dem sei gesagt, dass das Spiel im Deutschen erscheinen wird und FrostedGames sich dem annehmen wird, die immer wieder ein bestreben haben, Anleitungen super zu übersetzen. Aber aufgrund der Schwierigkeiten half es mir sehr, das Video von Before you Play zu schauen, um Passagen in einen besseren Kontext zu bringen.
Nachdem das Regelstudium also abgeschlossen war, konnte die Partie beginnen. Das Erklären dauerte bei mir tatsächlich länger als ich zunächst annahm. Wenngleich ich eine gewisse Zeit brauchte, mich in das Werk vertiefen zu können, gibt es eigentlich gar nicht so viele Optionen für Züge, die man wählen kann. In Wirklichkeit lassen sich Züge aber unglaublich divers planen, weil so viele Details zu beachten sind. Auf dem TTS hatte ich auch kein Player Aid zur Verfügung. Ich bin mir sicher, das wird noch kreiert. Das Fehlen machte es aber schwerer, zunächst die Struktur der Züge zu erläutern.
Every Wednesday physicians and professors would gather at Freud’s apartment to share their Ideas and learn new therapeutic Techniques.
Max Graf (a Viennese musicologist) recounts, “The gatherings followed a definite ritual. First one of the members would present a paper. Then, black coffee and cakes were served; cigars and cigarettes were on the table and were consumed in great quantities. After a social quarter of an hour, the discussion would begin. The last and decisive word was always spoken by Freud himself.”
Thematisch lässt sich das also so ausdrücken - zunächst befinden wir uns in unserem eigenen Büro, tüfteln an neuen Behandlungsmethoden, Thesen, Artikeln usw. versammeln uns dann zu einem Ideenaustausch, um daraus für einen selbst Aufgaben/Arbeiten abzuleiten.
Folgendes Bild zeigt die Versammlung, d.h. der Ort, an dem wir unsere Aktionen ausführen.
Die kleinen Sprechblasen sind in diesem Fall unsere Worker (Ideen-Marker). Platzieren wir diese an einer Stelle, führen wir die Aktion aus, wohin die Spitze des Markers zeigt. Wichtig deswegen, da die Tintenfässchen an der Seite ebenfalls sehr wichtig sind, da wir diese später auf unserem eigenen Tableau nutzen können. Insgesamt gibt es somit 9 unterschiedliche Aktionen, von denen die oberste Reihe aber sehr ähnlich ist. Die Unterscheidung besteht in den Kosten und der sofortigen Aktivierung der abgebildeten Boni auf den Plättchen. Nimmt man das Plättchen links, baut man das Plättchen in sein eigenes Tableau ein. Nimmt man das Plättchen rechts, aktiviert man beide auf dem Plättchen abgebildeten Bonis zunächst und baut das Plättchen anschließend ins eigene Board ein. Nimmt man das Plättchen links, zahlt man dafür aber nur 1en Kaffee, für das Plättchen rechts muss man bereits 3 Kaffee nutzen. Quasi je mehr Kaffee man intus hat, desto fitter wird der Kopf und die Ideen werden damit besser. Die anderen Aktionsfelder erlauben es, Ressourcen zu nehmen, den eigenen Professor in der Stadt Wien zu bewegen oder auch Freud selbst zu bewegen. Die Krux liegt hierbei darin, dass man eigene Aktionen verstärken und damit öfters absolvieren kann. Das Spiel erlaubt es einem, je nachdem, wie viele Blitze abgebildet sind, Ideen-Marker zu stapeln und Aktionen öfters zu absolvieren. Interaktion entsteht hierbei dann natürlich aus den Aktionsfeldern, die man einander wegnehmen kann und auch den Positionen, die man einem streitig macht. Wie erwähnt können die Tintenfässchen sehr wichtig sein. Platziert man seinen Ideen-Marker auf ein Feld, das der andere haben wollte, kann es zu einem kompletten umdenken führen. Schön ist aber, dass man mehrere Möglichkeiten hat, Aktionen auszuführen. Wenn man hinsieht, erkennt man, dass man seinen Marker auf 4 verschiedene Felder platzieren kann, um ein und dieselbe Aktion auszuführen. Einen harten Block gibt es entsprechend seltener - zumindest kam das bei unserem Spiel zu 2. nicht vor.
Was bei unserem Spiel besonders hervorstach war, dass wir komplett unterschiedliche Strategien verfolgen konnten und beide ähnlich erfolgreich damit waren.
Mein Playerboard:
Mein Plan bestand darin, möglichst gut Patienten zu behandeln und im Falle von Einkommen möglichst viele Ressourcen zu bekommen. Ihr seht hier die erwähnten Tintenfässchen. Nachdem man seine Aktion vom Hauptboard gewählt und ausgeführt hat, kann man sich anschließend entscheiden, ob man Patienten behandelt oder sich die abgebildeten Tintenfässchen bewegt und Einkommen nimmt.
Playerboard vom Freund:
Seine Strategie bestand darin, sich auf Publikationen zu fokussieren. Die erste Patientin, die er behandelte, brachte ihm den dauerhaften Effekt ein, dass er, wenn er einen Artikel ausspielt, einen weiteren ausspielen kann. Seine Engine funktionierte auch hervorragend, sodass mein zunächst recht hoher Vorsprung schmälzte, bis er mich am Ende überholte.
Insgesamt funktionierten unsere beiden Spielweisen sehr gut. Natürlich ist es aber so, dass man ideeller Weise weder das eine noch das andere dann vernachlässigt. Artikel zu veröffentlichen macht für einen Sinn, da es mit guten Boni einhergeht. Patienten zu behandeln macht eben Sinn, weil der behandelnde Patient einem entweder dauerhafte Effekte oder Bonus-Siegpunkte am Schluss des Spiels einbringen. Insgesamt fand ich es auch sehr zufriedenstellend, zu sehen, wie die Engine nach und nach zu funktionieren begann. Ich mochte es auch, meinen Patienten helfen zu können - zunächst, sie durch die Katharsis zu bekommen, dann den Patienten vollständig zu behandeln und am Ende bleibt er bei mir mit seinem Bonus - sozusagen als Dank für die gute Behandlung. Nachdem wir zu Ende spielten, merkten wir vor allem auch, wo wir Fehler machten. Wenn man mich fragt, hätte ich nicht mein gesamtes Board mit Teilen füllen brauchen. Insgesamt harmonierten meine Teile nicht mehr zu sehr miteinander. Außerdem verspielte ich damit wertvolle Aktionen. Die Engine vom Kollegen funktionierte hingegen immer besser. Auch er merkte aber, was er wann gerne anders gespielt hätte. Wir merkten einfach überall, wie viel man hätte anders spielen können. Wo man potenziell auch komplett andere Strategien hätte fahren können usw.
Wir haben uns nach unserer Runde fast eine Stunde über das Spiel ausgetauscht. Es steckt einfach eine so schöne Finesse hinter dem Spiel. Man merkt zum Ende hin wirklich, was man gut gemacht hat, was man hätte besser spielen können. Insgesamt sind aber auch diverse Strategien möglich und machen auch Spaß. Die einzelnen Mechaniken sind eng miteinander verwoben, wollen gut in einen Zusammenhang gebracht werden. Als wir mit allem fertig waren, war es früh am Morgen, Lust auf eine weitere Partie hatten wir beide dennoch direkt wieder... wäre die Arbeit nicht dazwischen gewesen...
Was kann man also noch verbessern? Das Rad mit den Markern drinnen halte ich mechanisch für sinnvoll, aber bereits im TTS konnte es relativ leicht geschehen, dass man einen Marker nicht optimal legte. Man wusste dann nicht, ob man mit seinem Glasmarker auf der einen oder der anderen Stelle war. Wenn das Teil in real flach ist, man an den Tisch kommt und seine Marker verrutschen, hat man sofort ein massives Problem, zumal man teilweise so viele auf dem Board hat. Abhilfe könnte man sich beispielsweise schaffen, wenn man Dual Layer verwendet.
Worauf ich bisher noch nicht eingegangen bin, ist die Stadt. Über Aktionen kann man seinen eigenen Professor in der Stadt bewegen und dort dann Aktionen absolvieren. Alternativ kann man Freud bewegen und mit ihm Aktionen absolvieren. Insgesamt fehlte uns in der Stadt ein wenig das Besondere Etwas. Strategisch kann es sehr stark sein, dort Aktionen zu absolvieren, eben weil man auch dort Aktionen (man sieht es an den Blitz-Symbolen) öfters absolvieren kann, wenn man die Bedingungen erfüllt. Insgesamt machte die Tour durch die Stadt aber weniger Spaß, als der Rest. Das ist allerdings wirklich meckern auf sehr hohem Niveau, da uns das Spiel auf unserem Tableau und in der Versammlung einfach unglaublich gut gefiel.
Man sieht es aber eventuell auf dem Board. Auch hier sind Herze abgebildet und lassen sich nutzen, um die eigenen Patienten zu behandeln. Ich denke, wenn ich es so Revue passieren lasse, hat uns die Stadt am wenigsten gefallen, weil es der abstrakteste Teil am Spiel ist.
Am Ende entschied mein Freund das Spiel für sich und gewann 138 zu 136
Auch gespielt: #SchlafendeGötter #Stroganov #PragaCaputRegni und #EinwundervollesKönigreich