Ich war ja selber nur Hobbyfussballer auf dem Bolzplatz. Und als solcher werde ich die Elfmetertechnik heutzutage nie verstehen. Seitlicher Anlauf - Tippelschritte - Verlangsamung auf Zeitlupe - ...
Von jemand, der professionell Fußball spielt, erwarte ich einen kräftigen Schuss mindestens halbhoch in eine Ecke des Tors. Das Ding darf dann auch mal an den Pfosten gehen oder an gsnz schlimmen Tagen 5m drüber. Aber diese Balletteinlagen finde ich einfach nur lächerlich
Gibt es dazu Statistiken, ob diese "Eigenart" wirklich erfolgreicher ist?
Das hat auch was mit Psychologie zu tun.
Das klassische Ausgucken funktioniert nicht mehr, zumindest auf diesem Niveau nicht mehr. Dazu gibt es viel zu viel Videomaterial zum studieren, so dass jeder "professionelle" Torwart sein Gegenüber kennt. Umgekehrt natürlich auch, z.B. schwächere Hand etc.
Das seltsame Trippeln hat zwei Gründe. Zum einen soll durch das "einstudierte" Tänzchen sowie mit Atmentechnik die eigenen Nerven beruhigt werden. (Nicht zu unterschätzen, das Tor surrt, durch Fokussierung, in solchen Momenten immer zusammen, deswegen stehen Torhüter mit ausgebreiteten Armen auf der Linie).
Der zweite, wichtigere, Punkt ist, dass dadurch verhindert werden soll, dass der Torwart u.a. dein Standbein (Fußhaltung) kurz vorm Schießen sehen kann, bzw. noch besser, vorher die Nerven verliert und schon fliegt und du als Schütze die andere Ecke nehmen kannst. Nachteil als Schütze ist, dass du den Ball nicht mehr volle Möhre in den Winkel zimmern kannst, da du spontan reagieren muss.
Es spielen noch andere Punkte eine Rolle, wie Anlaufgeschwindigkeit und Armhaltung bei der Schussbewegung eine Rolle etc. Das alles verschleiere ich als Schütze beim Trippeln.
Sehr schönes Beispiel ist der Elfer von Jorginho (Italien) gegen Unai Simon (Spanien):
Jorginho führt im entscheidenden Elfmeter Trippelschritte aus und macht kurz vorm Schuss den Hopser. Dadurch verrät er seinen Standbein nicht, der Torwart verliert allerdings schon vorher die Nerven, fliegt schon los und Jorginho kann die andere Ecke nehmen.
Anschließend versucht Jorginho gegen Pickford (England) den gleichen Trick. Pickford wird sehr wahrscheinlich Videostudie betrieben haben und bleibt deshalb relativ lange stehen. Jorginho kann durch die Trippelschritte nicht mehr fest schießen und muss daher versuchen den Ball neben den Pfosten zu setzen. Pickford kann länger stehen bleiben, da Jorginho nicht fest schießen kann und die richtige Ecke abdecken.
Ein Meister im Trippeln ist Lewandowski, aber auf die Spitze treibt es Pogba.
Es zieht kreuzdämlich aus, am Rande der Legalität, ist aber aktuell effektiv.
Ein sehr effektiver Elfmeterschütze "klassischer" Prägung dagegen ist Andre Silva.
Zur Statistik. Ich habe keine zur Hand, daher meine Einschätzung:
Die Erfolgswahrscheinlichkeit wird abnehmen. Das Trippeln kostet viel Nervenstärke, um es gut auszuführen. Das können nicht viele, daher wird es kurz oder lang nur noch von wenigen Spezialisten ausgeführt werden.