Beiträge von Enteiser im Thema „Diskussion Fussball EM 2020/ 21“

    Für mich mich hat die Aussage "Fußball ist zu 48% ein Glücksspiel" eine völlig andere Bedeutung als "in 48% der Fußballspiele entscheiden zufällige Situationen das Spiel".


    Die erste Aussage halte ich nach wie vor für Blödsinn (siehe Beispiel Bayern gegen Verein aus Kreisklasse A), die zweite Aussage kann sogar belegt werden, gilt aber nur bei bei bestimmten Bedingungen (siehe verlinktes PDF). Wenn Mannschaften auf dem gleichen spielerischen Niveau agieren, steigt meiner Meinung nach die Wahrscheinlichkeit, dass Kleinigkeiten und ggf. nicht direkt durch Spieler beeinflussbare Aktionen das Spiel entscheiden können. Ein unberechtigter Elfmeter im Spiel Kreisliga A gegen Bayern wird vermutlich nicht spielentscheidend sein, im Spiel Bayern - PSG kann das ganz anders aussehen. In der genannten Studie wird sogar gezeigt, wie ausgeglichen die Bundesliga ist und es viele enge Spiele gibt, welche dann durch zufällige Ereignisse entschieden werden können. So einen hohen Anteil hätte ich allerdings nicht erwartet.


    Vielleicht noch zur Abgrenzung "Fußball ist ein Glücksspiel" ein paar Sätze. 22 Spieler laufen 90 Minuten über den Platz mit dem Ziel ein Tor oder mehr Tore als der Gegner zu erzielen. Dazu treten sie bewusst gegen den Ball, spielen sich den Ball gegenseitig zu, nehmen dazu taktische Formationen ein, haben Spielzüge geübt und verfolgen eine Strategie - alles geplante und gewollte Aktionen. Spieler die hier besondere Talente haben und gut spielen können, verdienen damit sogar Millionen! Wenn Fußball wirklich zu 48% ein Glücksspiel wäre, dann bräuchten die Topvereine nicht so viel Geld für ihre Spieler ausgeben. Sie könnten auch Hans Meyer mit seinen Kneipenkumpels nehmen und auf die 48% hoffen.

    Fußball ist zu 48% ein Glücksspiel? Jetzt verstehe ich endlich warum die Bayern dauernd Meister werden und warum man vom Bayerndusel spricht. 8o


    Aber jetzt mal im Ernst: Klar gibt es mal Spiele mit einem glücklichen Sieger oder anders herum eine unglückliche Niederlage. Trotzdem bin ich der Meinung, dass sich meist das bessere Team durchsetzt und das Spiel gewinnt. Ein Extrembeispiel: ein Bundesliga Verein spielt 10 mal gegen einen Verein der Kreisklasse A, beide Teams immer mit vollem Einsatz. Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Bundesliga-Verein alle 10 Spiele gewinnt und kein Sieg dabei Zufall ist.

    In der Startelf gegen England standen 8 (!) aktuelle oder ehemalige Champions League Sieger und von den drei anderen Nicht-CL-Gewinnern war mit Hummels auch einer schon Weltmeister.

    Und der Bundesjogi spricht im Interview nach dem Spiel von mangelnder Erfahrung... Da war mir klar, er lebt in einer anderen Welt.

    Ich kann die Ideen- und Tatenlosigkeit des Bundestrainers noch immer nicht fassen. Er hat weder gegen die Franzosen noch heute gegen England etwas versucht, den Rückstand umzudrehen. Hat er nicht gesehen, dass ab der 55. es gar keine Ideen oder Offensivaktionen mehr gegeben hat? Wie oft lief Hummels mit dem Ball am Fuß bis zur Mittellinie, drehte dann mangels Anspielstation wieder ab und musste zurück passen?


    Dann fällt das 0:1, noch dazu in einem K.o. Spiel und die Reaktion darauf ist gleich 0! Keine Änderungen an der taktischen Ausrichtung oder personelle Veränderungen! Hat Löw wirklich geglaubt, dass die bis dahin brotlose Spielweise nach dem Rückstand jetzt das Erfolgsrezept ist, das Spiel zu drehen?


    Wo war der Alles-Oder-Nichts-Moment? Wo war eine andere Idee, das Spiel gewinnen zu wollen? Die Wechsel beim Stand von 2:0 in der 87. bzw. 90 Minute können es nicht gewesen sein, da diese zu spät kamen und der Drops schon gelutscht war.


    Sorry, wenn ich mich gerade am Bundestrainer abarbeite. Löw war für mich heute und auch gegen Frankreich ein Totalausfall - einfach ideenlos, mutlos und ohne Plan B. Wenn er wenigstens etwas versucht hätte, selbst wenn es gnadenlos nach hinten losgegangen wäre. Aber da kam leider gar nichts.


    Ich kann mich daher nicht vorbehaltlos dem Danke für die letzten 15 Jahre anschließen. Ich danke ihm aber für 12 Jahre, denn nach der EM 2018 kam von ihm leider nichts mehr. Er hätte wie Beckenbauer nach dem Titel 2014 als Weltmeister abtreten sollen, dann wäre ihm die Demontage der letzten Jahre erspart geblieben.


    Mund abputzen und nach vorne schauen! Beim nächsten Turnier haben wir wieder einen Trainer.


    Randnotiz: Bei all den Diskussionen um Regenbogenarmbinden, Stadionbeleuchtungen und Kniefall fand ich es heute doch befremdlich, dass direkt vor Spielbeginn im zwangsgebührenfinanzierten öffentlich rechtlichen Fernsehen die Werbung für Qatar Airways eingespielt wurde. Das wirft doch gleich einen Blick auf die wirklich wichtigen Werte in diesem Land: Kohle, Kies und Knete (damit meine ich nicht das Spiel von Queen Games).


    In Anlehnung an Trapattoni: Ich habe fertig.

    Der ZDF Reporter hatte auch so eine Ahnung, dass der Elfer von Mbappe kein Erfolg wird.


    Was die Reporter aber noch nicht begriffen haben ist, dass bei 5 (und mit Verlängerung sogar 6) Wechseln quasi die halbe Mannschaft getauscht wird und es daher deutlich häufiger zu Jokertoren kommt als früher und nicht aufgrund der besonderen Genialität der Übungsleiter.


    Gibt es eigentlich die Bestrebung, das Wechselkontingent wieder auf 3 Wechsel zu reduzieren? Die 5 Wechsel wurden ja aufgrund des engen Spielplanes im Zuge von coronabedingten Nachholspielen eingeführt. Ich frage deshalb, weil die aktuelle Regelung für die großen Teams meiner Meinung nach einen Vorteil bringt (die mit der "dicken" Ersatzbank).

    Wird der Heimvorteil nicht zum Ballast in der Verlängerung für die Heimmannschaft? Denn fängt sich die Heimmannschaft ein Gegentor in der Verlängerung, muss diese dann 2 Tore schießen um noch zu gewinnen. Ich bin nicht sicher, ob in dem Fall der Heimvorteil noch so vorhanden ist.


    Wie gesagt finde ich die Anwendung der Auswärtstorregel für die reguläre Spielzeit voll in Ordnung. Mit der Anwendung der Regel auch auf die Verlängerung habe ich in der Vergangenheit manchmal ein Problem gehabt.

    Ich sehe das auch so wie MetalPirate. Die Auswärtstorregel sorgte für Betrieb in Hin- und Rückspiel. Unfair fand ich lediglich, dass diese Regel auch in der Verlängerung angewendet wurde. Hier wurde die Heimmannschaft des Rückspieles benachteiligt, denn sie hatte nicht so viel Zeit gehabt, auf des Gegners Platz ein Tor zu schießen.


    Optimal fände ich die Anwendung der Auswärtstorregel innerhalb der regulären Spielzeit und Wegfall der Regel im Falle einer Verlängerung.

    Als bekennender Hobby- und Couchbundestrainer hier meine Einschätzung des gestrigen Spieles:


    Als ich gestern 30 Minuten vor Spielbeginn auf einem Nachrichtenportal einen Artikel mit der Überschrift "Warum der Bundestrainer mit der gleichen Aufstellung wie gegen Frankreich spielt" las, hatte ich ehrlich gesagt kein gutes Gefühl. Gar keine Änderung gegenüber dem Frankreich-Spiel? Ich war daher sehr überrascht, als bereits in der ersten Viertelstunde mehr Chancen herausgespielt wurden, als wir in 4-5 Frankreich-Spielen zusammen gehabt hätten. Das sah richtig klasse aus und die Portugiesen wurden regelrecht an die Wand gespielt. Das hatte ich wirklich nicht erwartet. Als ich gerade drüber nachdachte, ob das nicht etwas zu offensiv ist und wie lange dieses Tempo durch zuhalten sei, gab es den Konter zum 1:0. Irgendwie war das schon ein Schock. Sehr gut war jedoch, dass nach ein paar Minuten der Schock überwunden wurde und man dann schnell ins Spiel zurück gefunden hat.


    Kritiker bemängeln ja, dass Deutschland letztendlich durch Eigentore der Portugiesen das Spiel gemacht hat. Das ist auf der Ergebnistafel formell irgendwie auch richtig, jedoch wurden diese Eigentore durch den enormen Druck "provoziert". Eine Parallelität zum Frankreich-Spiel, wo dem Weltmeister kein eigenes Tor gelungen ist, aber die Abwehr so sehr unter Druck war, dass das Eigentor eine Folge war. Zurück zum Portugal-Spiel....


    Offensiv war es eine 180° Wende gegenüber dem Auftaktspiel. Gute Chancen wurden heraus gespielt, die Abwehr wurde ordentlich unter Druck gesetzt und es gab dann fast zwangsläufig auch die Tore. Besonders das 4:1 war sehenswert - Lehrbuchkopfball nach Bilderbuchflanke.


    Der Bundestrainer wechselte dann bereits in der 60. Minute doppelt und da ist der Spielfaden aus meiner Sicht leider etwas gerissen. Vermutlich sollte aufgrund des Spielstandes aber auch etwas zurückhaltender gespielt und etwas Fahrt aus der Partie genommen werden. War im Nachhinein sicher auch nicht verkehrt, da man lediglich nur noch einen Gegentreffer kassiert hat und das Spiel letztendlich gewonnen hat. Man könnte noch spekulieren was passiert wäre, wenn der Pfostenkracher der Portugiesen zum 4:3 drin gewesen wäre und ob man das Spiel dann noch über die Zeit gebracht hätte.


    Fazit ist: Spiel gewonnen, sehr ordentliches Spiel gezeigt, das Weiterkommen ins Achtelfinale liegt in der eigenen Hand und das Spiel gegen Ungarn wird mit Sicherheit spannend. Ich erwarte da kein schönes Spiel, ich halte die Ungarn da für einen sehr gefährlichen Gegner, den man evtl. unterschätzen könnte.

    Ich habe die Kommentare und Einschätzungen nach dem Spiel teilweise auch nicht nachvollziehen können. Lediglich Ewald Lienen thematisierte kurz eine falsche taktische Aufstellung des Bundestrainers (aufstellungsbedingte Unterzahl im Mittelfeld). Da hatte ich zum ersten Mal den Eindruck, dass noch jemand das Spiel geschaut hat, welches ich auch gesehen habe.


    Ich habe auch die Auswechslungen nicht verstanden. Es gab in den ersten 70 Minuten genau 1,5 Torchancen (Gnabry und der Müller-Kopfball) und lediglich 3 Ecken. Die hochgelobte Kreativ- und Offensivabteilung fand praktisch gar nicht statt. Und dann wechselt der Trainer positionsgetreu 2 Stürmer in der 70.Minute? Was sollte diese Auswechslung bewirken?


    Man kann gegen Frankreich verlieren, auch 2:0 oder gar 3:0. Aber das der Bundestrainer keinerlei Korrekturen am Matchplan, nachdem der 70 Minuten nicht zum Erfolg führte und man gleichzeitig hinten liegt, vornimmt, macht mich irgendwie sprachlos. Stattdessen klopft man sich auf die Schultern, schaut auf die Statistiken wie Ballbesitz und glaubt dann noch, das bessere Team gewesen zu sein.