Endowment Effekt - Spiele die ich (teuer) kaufe, bewerte ich besser?

  • Also bei Kickstarter kommt aus meiner Sicht aber auch noch etwas anderes dazu: Wenn ich so viel Geld auf den Tisch lege, dann habe ich mich mit dem Spiel in der Regel gut befasst. Da ist allein die Wahrscheinlichkeit höher, dass es mir gut gefällt und ich es entsprechend gut bewerten würde - wenn ich denn überhaupt bewerten würde ;)


    Also die Frage ist ja im Grunde: Ich kaufe ein Spiel - spottbillig im Adventskalender - spiele und bewerte es. Dann wird es blöderweise auf dem Weg zum Spieletreff auf dem Parkplatz von einem Lieferwagen platt gemacht und ich werde zu allem Überfluss geblitzdingst. Wie es der Zufall will kaufe ich nun das Spiel für viel Geld ein, spiele es und bewerte es. Ist nun das Rating im letzteren Fall besser?

    Das wage ich doch sehr zu bezweifeln und das Szenario scheint mir zu besagtem Endowmenteffect auch nicht ganz zu passen.


    Zudem bin ich da ganz Pragmatiker: Wenn mir ein teures Spiel im Ersteindruck nicht gefällt, dann sehe ich zu, dass ich es zu einem guten Preis verkaufe und habe dann wieder Regalplatz. Da red ich mir nichts schön. Eine besondere Bindung habe ich da nicht. Die kommt eher durch Erlebnisse zustande. Aber auch die Bindung ist nicht sonderlich stark. Wenn ich keinen Bock mehr drauf habe, dann kommt es weg.


    Viele Grüße,

    Andreas.

    Einmal editiert, zuletzt von AndreasB78 ()

  • Mir schmeckt zum Beispiel alles, was ich geschenkt bekomme, tendenziell besser wie selbst gekauftes.

    Steckst du dir immer alles erstmal in den Mund ... ? :)

    Das bezog sich jetzt tatsächlich auf Essen. :)

    Kennt das keiner? Das Stück Pizza dass man seinem Freund/Partner abschnorrt ist viel besser als das selbst bestellte?

  • Merkst Du eigentlich, daß Du im Grunde die Eingangsthese bekräftigst, wenn Du sagst, daß den Besitzern ihre Spiele besser gefallen, als Dir?
    Es geht nicht darum, teure Spiele besser zu bewerten, sondern die eigenen (teuren).

    Nein, merke ich nicht, denn zum Einen ist meiner Meinung nach die Diskussion, ob man "eigene" oder "teure" oder "eigene teure" besser bewertet als andere noch nicht zu Ende geführt, da gab es nur unterschiedliche Meinung zur Auslegung des im Threadtitel genannten Effekts (außer ich hab den Konsens übersehen) und zum Anderen sage ich nicht, dass sie "schlechte" Spiele schön reden (und höher Bewerten) nur weil sie ihnen gehören, sondern dass es ihnen frei steht eine andere Meinung als ich zu haben, weil ihnen z.B. die Mechanik, der Spielfluß, das Artwork und/oder die Komplexität eher zusagen als mir.

  • Erfahrungsgemäß kann ich sagen: Definitiv nicht. :D

    Ich auch. Zwar stimmt es z.T. mit der Emotionslosigkeit bei manch Reziexemplar, dafür wird man aber auch mehr überrascht. Wenn ich überlege, die richtig schlechten Spiele, die habe ich fast alle leider selber gekauft...


    Vielleicht hat es auch etwas mit der Masse an Spielen und Partien zu tun? Wenn ich nur wenig spiele und/oder kaufe, dann tendiert man bei seinem teuren Kickstarter vielleicht zur Brille der Marke Rosa?


    Und zur Pizza. Nein, kenne ich nicht. Ich hab bock auf meine Pizza. Futterneid, allgemein Neid, ist nicht so mein Problem.

  • Merkwürdige Diskussion... Ich kauf mir was, weil es mir gefällt und nicht umgekehrt. Klar, das ich das dann womöglich besser beurteile als jemand, der einen anderen Geschmack hat und es deshalb nicht besitzt, pure Selbstverständlichkeit. Fehlkäufe sind doch eher die Ausnahme und die rede ich mir dann auch nicht schön.

  • Ich kauf mir was, weil es mir gefällt und nicht umgekehrt.

    Ich denke hier im Thread werden drei Phänomene vermischt:

    1. Endowment-Effekt; Was ich besitze, bewerte ich besser.

    2. (Auf) Teuer (gemacht) ist besser

    3. Emotionen vs. Rationalität bei Kaufentscheidungen

    Zu allen drei Punkten gibt es Studien, sie haben aber grundsätzlich nichts miteinander zu tun.

    Zu Punkt zwei gab es Mal eine sehr guten Artikel, den finde ich aber gerade nicht mehr. Hier aber Mal ein bisschen was zu dem Thema. Da wird meistens normale Qualität in eine aufwendige Verpackung gesteckt und 30% teurer verkauft...

    Zu Punkt 3 hier ein Artikel dazu. Man geht mittlerweile davon aus, dass viele Entscheidungen getroffen werden und wir erst im Nachhinein Argumente suchen, warum diese Entscheidung richtig war. Dass dies nicht immer und allumfassend gültig ist, sollte klar sein. Aber der durchschnittliche Mensch gesteht sich in seiner Auswahl nicht gerne Fehler ein.

    Ach ja? Definier mir "normal"!

  • Also ich kann rückblickend diesen Effekt bei meinen Entscheidungen nicht feststellen. Wenn mich was nicht überzeugt, ärgere ich mich max. einen Tag lang, dann kommt es weg. Meinen allerersten (All-In) KS hat dieses Schicksal nach nur zwei Partien ereilt (Dark, Darker Darkest), mein kurz davor gekauftes, damals total unüblich-teures Space Hulk 3rd Ed. auch. Der Umstand des Preises und der Warterei nach der Vorbestellung hat in keinster Weise retten können, dass fast alle Minis für die Felder zu groß waren.
    Meine Bereitschaft etwas zu verkaufen, steht und fällt ganz sicher mit der Mühe oder dem finanziellen Aufwand, den mich die Anschaffung gekostet hat.. aber "besser" empfinde ich das Spiel nicht. Also z.B. mein Edge City (seltenes, 90er Jahre Cyberpunk-Spiel), das ich jahrelang gesucht und schließlich aus GB importiert habe ist (leider) kein gutes Spiel. Und wird es auch mit div. Hausregeln bestimmt niemals werden.
    Solange mein Regal nicht aus allen Nähten platzt, werde ich das so schnell nicht verkaufen, aber sicherlich niemals jemandem erzählen, dass das Spiel viel Spaß macht. ;)

  • Ich verstehe nicht, wieso so viele Leute hier das Thema nicht verstehen...


    ... natürlich bewerte ich Sachen die ich besitze besser ( besser als was ??) ...

    Es geht darum, dass einige Leute Spiele (oder andere Dinge) aus diversen Gründen besser bewerten, wenn sie diese auch gekauft haben, während sie dasselbe Spiel anders bewerten würden, wenn sie es nur spielen würden, es aber nicht selbst gekauft haben.


    Der Vergleich findet also nicht zwischen 2 verschiedenen Spielen statt, sondern zwischen 2 verschiedenen Verhaltensmustern (fremdes Spiel mitspielen vs. KS Vorfreude und Zeitinvestition).

  • Mal ein Beispiel, welches die These bestätigen würde: FINCA, HiG-Ausgabe BGG = 7,07, El Razul Erweiterung = 7,07

    franjos KS Ausgabe = 7,81

    Selbst wenn da die El Razul-Erweiterung mit drin ist und auch das Material etwas aufgepeppt erklärt sich für mich dieser große Unterschied nicht.

  • Mal ein Beispiel, welches die These bestätigen würde: FINCA, HiG-Ausgabe BGG = 7,07, El Razul Erweiterung = 7,07

    franjos KS Ausgabe = 7,81

    Selbst wenn da die El Razul-Erweiterung mit drin ist und auch das Material etwas aufgepeppt erklärt sich für mich dieser große Unterschied nicht.

    Nein.

    Die HiG Ausgabe hat 6800 Bewertungen im Laufe von 12 Jahren erhalten.

    Die Neuauflage gerade Mal 232. Somit sind die beiden Größen nicht vergleichbar.

    Und dass es bei mehr Bewertungen auch mehr negative dabei sind, wurde hier schon erklärt.

  • Interessantes Thema, danke fürs Erstellen.

    Ich kann über meine Kauf- und Spielgewohnheiten sagen:

    Wenn ich ein Spiel kaufe interessiert es mich erstmal, ich habe mich darüber informiert und gehe davon aus, dass es mir gefallen wird.

    Dann ist das Spiel da, es wird ausgepackt und die erste Partie gespielt. Entweder es gefällt mir tatsächlich gut oder sehr gut und ich bin zufrieden. Oder es ist in Ordnung, jedoch nicht so gut wie erwartet. Dann überlege ich woran es liegt, wie könnte es besser sein, was kann ich jetzt noch beeinflussen? Ist es zum Beispiel mit anderer Spieleranzahl besser? Gibt es passende Anlässe, wo das Spiel gut passt, auch wenn es mir nicht komplett gefällt?

    Wenn sich das Spiel leider nicht halten kann wird es wieder verkauft.

    Mit passiert es sehr selten, dass mir ein Spiel, was ich gekauft habe nicht gefällt und ich es wieder loswerden möchte. Eher kommt es vor, dass mir ein Spiel nach einigen Monaten oder Jahren nicht mehr zusagt, da ich mich selbst weiterentwickelt habe oder / und ich Spiele gefunden habe, die mir in der Kategorie noch besser gefallen.

    Wie vermeide ich Enttäuschungen bei Spielekäufen? So viel wie möglich vor einem eventuellen Kauf anspielen. Ich habe noch keine Bindung zu dem Spiel, wenn es mir gefällt muss es mir so gut gefallen, dass ich es noch einige Male spielen würde und dafür auch kaufen. Wenn ich Kritik am Spiel habe, macht das nichts, habe es schließlich noch nicht gekauft. Spiele kritisieren und die "persönlichen Fehlerquellen" rausarbeiten macht mir sogar Spaß ^^

    Ja ich sehe den Endowment-Effekt und ich versuche ihn so gut wie möglich zu umgehen (erst spielen, dann kaufen).

    Bewerte ich Spiele, die ich besitze besser? Ja, denn sie haben mir so gut gefallen, dass ich sie gekauft habe. ^^

    Besser als was?

    Das BGG-Ranking wenn es unter meiner Wertung liegen sollte.

    Und besser als andere Spiele, die ich dann eben nicht gekauft habe.

    Bei meiner Bewertung geht es mir um MEINEN Geschmack, nicht darum, wie gut das Spiel objektiv betrachtet ist.

    Beispiel: Gaia Project bewerte ich aktuell mit 9, Blood Rage mit 9,5. Objektiv betrachtet würde ich Gaia Project einen Tick besser bewerten. Subjektiv fixt mich Blood Rage mehr an, sodass ich es mir zugelegt habe - und immer Zugriff darauf habe - während ich Gaia Project in den Spielesammlungen von 2 Freunden weiß und es sehr gerne mitspiele.

  • shantrip: Stimmt, nicht ganz von der Hand zu weisen, aber viele Bewertungen gehen auch in die Gegenrichtung.

    Zitat

    1/10 - Too bad. Kickstarters with all in over 250$ are not family budget friendly. I am out.

    Zitat

    1/10 - stop hype it

    Zitat

    1/10 - well its ovehyped withbery nasty ks campaign, wher they encouraged to give 10 if you backed... bah!

    Zitat

    1/10 - Overhyped, actually a 4

    Und das bei Spielen, die in den BGG-Top100 ganz weit oben stehen, also 1er-Wertungen bei Spielen, die sicherlich nicht so komplett schlecht sind, dass eine 1 höstwahrscheinlich nicht gerechtfertigt ist. Was gerade hoch Durchschnittswerte extrem nach unten beeinflusst. Zudem eben auch sehr negative Ratings nur auf Service oder Preis bezogen usw. also unabhängig von der eigentlichen Spielerfahrung selbst ...

  • Oh man, die Lesung der Bewertungsdetails auf BGG ist ja eine eigene Humorkritik an sich :D Da hab ich noch nie reingeschaut...


    Das lässt natürlich folgende Schlüsse zu: Die Leute nutzen die Bewertungsfunktion anders, als sie gedacht ist (z.B. zum Markieren von Spielen, die sie noch kaufen möchten) und/oder sie bewerten (wie bei Amazon) nicht objektiv sondern extrem(st) subjektiv, aus Gründen, die der Teufel kennt.

  • sondern extrem(st) subjektiv

    Also genau so wie die Beschreibungen der einzelnen Bewertungsnoten sind. Aber die Diskussion hatte wir hier doch erst.


    und noch etwas zum Thema:

    Mir fällt es zumindest bei mittelmäßigen Spielen viel leichter sie nicht zu kaufen als mich von ihnen zu trennen, wenn ich sie bereits habe. Das liegt zum einen am Aufwand den ich scheue, aber auch, weil ich irgendwie krampfhaft versuche dem Spiel doch noch eine gute Seite abzugewinnen.

    Also nach dem Motto: einmal muss es noch gespielt werden - zur Sicherheit. Eigentlich total blöd und ich sollte lieber die Spiele spielen bei denen ich 100%ig weiß, dass sie mir Spaß machen. Naja.

    Einmal editiert, zuletzt von jorl ()

  • Das lässt natürlich folgende Schlüsse zu: Die Leute nutzen die Bewertungsfunktion anders, als sie gedacht ist (z.B. zum Markieren von Spielen, die sie noch kaufen möchten) und/oder sie bewerten (wie bei Amazon) nicht objektiv sondern extrem(st) subjektiv, aus Gründen, die der Teufel kennt.

    Ein Klassiker ist, im Rating die "Anzahl Partien" zu loggen.

    Das ist ganz praktisch für den User, weil es weniger Klicks sind, als die Partien dort zu loggen, wo man eigentlich loggen soll.

    Und weil es sehr übersichtlich ist.

    Und weil es eigentlich am Ende auch tatsächlich zu so ner Art "Wertung" führt: Wenn ich ein Spiel 9mal gespielt habe, gefällt es mir wohl sehr gut.

    Ist natürlich trotzdem schade für die Titel, die man nur 1mal gespielt hat, die aber trotzdem keine grotesk schlechten Spiele sind.


    Mein persönliches Highlight, aus einem anderen Forum:

    "Ich weiß nicht, warum du dich beschwerst, ich hab dir doch einen Stern gegeben - und ein Stern ist besser als kein Stern."

    Mein Blog (Illustrationen, Brettspieldesign, Angespielte Spiele)

  • Ein Klassiker ist, im Rating die "Anzahl Partien" zu loggen.

    Das ist ganz praktisch für den User, weil es weniger Klicks sind, als die Partien dort zu loggen, wo man eigentlich loggen soll.

    Und weil es sehr übersichtlich ist.

    Und weil es eigentlich am Ende auch tatsächlich zu so ner Art "Wertung" führt: Wenn ich ein Spiel 9mal gespielt habe, gefällt es mir wohl sehr gut.

    Ist natürlich trotzdem schade für die Titel, die man nur 1mal gespielt hat, die aber trotzdem keine grotesk schlechten Spiele sind.

    Was machen die dann, wenn sie das Spiel 11 mal gespielt haben? Geht die Wertung dann wieder runter auf 1,1? ^^

    Einmal editiert, zuletzt von danom ()

  • Ich schließe mich der "ja" Fraktion an.

    Durch den (teuren) Kauf habe ich schon eine Vorbewertung gefasst, weil ich es für wahrscheinlich erachte, dass es mir gefällt.

    Dadurch ist die Neigung eine Brille aufzuziehen, es schöner zu sehen als es ist, meiner Meinung nach bestärkt.


    Wenn man nur ein fremdes Spiel mal mitspielt und sagt, joh, ist gut, aber kaufen würde ich es nicht, fällt die Brille weg.

    Bei Konsum käme dann eine Neutralisierung des Betrachens ( ohne die Brille ) unter Umständen einem Irren gleich und mit dem Eingestehen dessen tun wir uns schwerer als mit einem Lob für den guten Griff.

    Weil wir uns lieber loben könnte ich mir vorstellen, deshalb lieber einen Punkt höher zu bewerten als es nüchtern zu sehen.


    Auf der anderen Seite gibts jene die alles kaufen was nicht bei 3 ausm Regal draußen ist, da ist die Bindung zum Gut weniger gegeben, weil man es gewohnter Masse zu konsumieren und sich tendenziell weniger mit der Frage beschäftigt hat, ob es mir das Gut wert ist, dass ich dafür Geld und Zeit ausgebe.

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