Was ist denn Eurer Ansicht nach die Anzahl und vor allem das Level bei den Kisten, denen man sich widmen sollte, sofern man diese Strategie verfolgt?
Strategie Brass Birmingham
Naja, nur Kisten ist halt noch keine Strategie. Wenn du im Spiel voll auf Kisten gehst, machst du normalerweise weniger Punkte, wie wenn du voll auf Baumwolle gehst. Wenn du aber nicht voll auf eine Industrie setzen kannst, weil die Märkte doof liegen oder du um Bier oder Links konkurrieren musst, dann bieten die Kisten die meiste Flexibilität. Halbherzig Kisten bringt, richtig gemacht, meist mehr als halbherzig Baumwolle.
Bei Baumwolle sehe ich mehr oder weniger drei Möglichkeiten die zu spielen:
- Stufe 1 und 2 komplett weg entwickeln und möglichst viele Stufe 3 und 4 rauszubringen (mindestens zwei Stufe 3 in der Kanal-Ära wenn man um den Sieg mitspielen will)
- In der Kanalära eine einzelne Baumwolle spielen um einen Marktbonus abzugrasen oder kurz vor Schluss noch ein eigenes Bier zu flippen
- Oder (speziell in Verbindung mit dem vorherigen Punkt) die Stufe 1 weg entwickeln und die Stufe 2 Baumwolle (2 Linkpunkte!) strategisch an Orten platzeren, wo man selbst viele Links hat (Derby, Birmingham, evtl. Tamworth)
Mit Kisten funktioniert es quasi analog, nur dass du im ersten Punkt schwächer und im letzten stärker bist. Die vielen Stufen erlauben auch, jeweils aktuell unpassende Plättchen weg zu entwickeln. Mit manchen Plättchen kannst du direkt zwei Bier verbrauchen (und es den Mitspielern vorenthalten) und mit manchen kannst du 0 Linkpunkte in den Städten der Mitspieler flippen (und das ohne Bier zu benötigen, quasi ein gratis Zusatzverkauf).
In Birmingham spielst du in den seltensten Fällen deinen Stiefel runter, sondern du musst aufpassen, dass du den anderen nicht zu gute Vorlagen lieferst und deine Strategie häufiger mal an die Gegebenheiten anpassen. Wenn da alle Spieler eher zerstörerisch spielen und das Spiel sehr zerfahren wird, dann fährt man mit den Kisten oft besser. Wenn die Spieler sich jeweils auf ihren eigenen Stiefel einpendeln und diese Strategien nebeneinander durchziehen, dann fährt man eher mit Baumwolle besser.
Apropos: Mein letztes Spiel Brass Birmingham
... hab ich noch nicht berichtet und böse auf die Nase gekriegt. Ich hatte in der Kanal-Ära eigentlich selten gute Karten und dachte, da kann ich mal auf die Töpferei Stufe 3 in der Kanal-Ära gehen. Nur erst die lieben Mitspieler und dann ... kurz vor Ende der Kanal-Ära hatte ich mich um einen Zug verzählt und konnte sie nicht mehr bauen und flippen. (Das waren dann desaströse 13 Punkte nach der Kana-Ära und kein geflipptes Gebäude blieb liegen.) Die Eisenbahn-Ära lief recht gut und ich landete auf dem dritten Platz bei irgendwas um die 120 Punkte. Der Sieger hatte eine sehr erfolgreiche Kanal-Ära (mit ca. 50 Punkten) und spielte in der Eisenbahn-Ära sehr erfolgreich auf lukrative Links und schaukelte die Partie mit ca. 30 Punkten Vorsprung sicher nach Hause.
Paper Tales
Habe ich kürzlich gebraucht erstanden (und will es gegebenenfalls weiter verschenken) und da mussten wir ja vorher zwei Testpartien durchziehen. EInmal zu zweit und einmal zu dritt. Und das Spiel gefällt mir gut. Es ist einfach, es ist schnell, es hat viel mit Zocken auf die richtigen Karten-Kombinationen zu tun und ist dabei nicht trivial. Da die gespielten Karten altern und sterben muss man seine Strategie beständig neu ausrichten und an neue Karten und Begebenheiten anpassen. Eine strategische Komponente git es für gebaute Gebäude-Karten, welche dauerhafte Fähigkeiten ins Spiel bringen.
Partieverlauf für die Kenner des Spiels
Die erste Partie (zu zweit) rushte ich mit Hilfe von Extra-Einkommen und Baumeister direkt einen Tempel Stufe 2 (gibt für die folgenden Runden extra-Einkommen und garantierte Siegpunkte) und hatte in Runde 2 einen Platz mehr zur Verfügung. Im Folgenden konzentrierte ich mich darauf weitere Gebäude zu bauen und gewann auch die meisten Kämpfe (da mein Mitspieler auch eher Geäude priorisierte und gewann am Ende deutlich.
Die zweite Partie (zu dritt) baute ich sehr wenige Gebäude konnte aber einige schöne Kombinationen triggern. In Runde erhielt ich die Seeschlange (erst hohe Kampfstärke, danach hohes Einkommen) und hatte in Runde 1 früh Kämpfe gewonnen. In Runde zwei spielte ich die Wahrsagerin und erwirtschaftete mit Hilfe der Seeschlange 7 Gold und verzichtete auf einen weiteren Gebäude-Bau, denn ich hatte noch den Kraken in der Hinterhand. Eine der krassesten Karten im Spiel. Kosten 6 Gold und bietet 9 Kampfstärke, hat aber diverse weitere Effekte wie Minuspunkte für vorhandene Stufe 2 Gebäude (deswegen hatte ich auf den Bau verzichtet) und Altersmarker auf alle anderen Einheiten. Die Altersdmarker konnte ich aber direkt mit Wahrsagerin und Kraken in einen Haufen Siegpunkte umwandeln. Am Ende wertete mir der Golem noch meine zwei Stufe 1 Gebäude auf. Insgesamt hatten die Gebäude in dieser Runde kaum einen Einfluss. Aber ich habe 6 von 8 Käpfen gewonnen und die vielen Punkte durch die Alterungsmarker waren durch die beiden anderen geradeso nicht mehr einzuholen.)
Yinsh
Das habe ich ebenfalls vor kurzem gebraucht erworben und bin in der ersten Partie gnadenlos 3 zu 0 untergangen. Ich hatte mir komplizierte Pläne ausgedacht und gegrübelt was das Zeug hielt ... und am Ende jeweils einen sehr einfachen Zug übersehen. Mein Gegner spielte auch zum ersten Mal. Da liegt noch einiges an Übung vor mir ...
Kings Dilemma
Jetzt der Grund für die seit kurzer Zeit ausbleibenden Spielberichte: Wir haben einige weitere (teils sehr kurze) Episoden unserer Kings Dilemma Kampagne hinter uns gebracht. Und da gibt es halt meist eher wenig zu berichten. (Unsere Story im Spoiler ist mir zu mühsam.) Mir gefällt es aber immer noch gut. Die erzählten Geschichten (oder Dilemmas) finde ich echt spannend.
Aber diesmal habe ich eine Anekdote um die (Euro-)Liebhaber darin zu bestätigen, die hier hin wieder thematische und tatsächliche Probleme mit der Gewinn-Mechanik einzelner Partien auftreten. Im Folgenden der Spoiler-freie Bericht der Situation:
Und zwar, eine zufällige Kartenkonstellation wollte es, dass unser König bereits nach zwei Dilemma-Karten im Zorn gestürzt wurde. Beide Dilemma-Karten hatte ich als Anführer entschieden (d.h. am meisten Macht für die Entscheidung ausgegeben und die Folgen unterschrieben). Das schnelle Ende der Partie war aber durchaus überraschend. In der Abrechnung der Agendapunkte wurde ich diese Runde aber mit 0 Letzter. Wenn der König vom Volk verjagt wird erhalten die Spieler Ambitionspunkte, das sind sozusagen "Siegpunkte" für die dunkle Seite der Macht bzgl. des Kampagnen-Endes (zumindest haben sie etwas damit zu tun -- wie genau wird ja erst am Ende aufgelöst). Im anderen Fall bekommt man Ansehen für die "helle Seite der Macht". Und zwar bekommt man je mehr davon, je besser man im aktuellen Spiel abgeschnitten hat -- als letzter bekommt man jeweils Punkte für die andere Seite, da man in den Augen des Volkes ja am wenigsten zu der Misere (oder dem Glück) beigetragen hat.
Nun war ich letzter und bekam als einziger Ansehen anstelle von Ambition, obwohl ich für beide Entscheidungen maßgeblich verantwortlich war. (Ich habe schließlich jeweils dafür unterschrieben.) Also ... übertragen auf die heutige Politik kann da selbst ein Trump noch von lernen.