Braucht Scoville wirklich eine deutsche Regel ?
Hmm. Das muss eigentlich jeder für sich beantworten. Nein, wenn man gut genug Englisch kann. Ja, wenn nicht...
Die Komplexität des Spiels würde ich als durchschnittlich und die Qualität der Regeln als gut bezeichnen (alles innerhalb der Vergleichgruppe Euro-Spiele). Das Spiel selbst ist bis auf die drei Bonusplättchen und ein kleines bisschen Flavour Text [1] komplett sprachneutral. Also eigentlich reicht's sogar, wenn der Erklärbär die Spielregel lesen und verstehen kann. Wobei es auch für alle Mitspieler von Vorteil ist, die gut gemachten englischen Spielerhilfen lesen zu können. Weil es bei Regeltexten durchaus auch mal auf Feinheiten ankommen hat, liegt's mir fern, da einfach zu sagen: "Wer in der Schule Englisch hatte, der sollte es verstehen." Muss jede Gruppe für sich entscheiden. Weil es reicht, wenn's der Erklärer versteht, ist Scoville aber tendenziell auch für weniger englisch-affine Gruppen geeignet.
[1]: "Flavour Text" sind humorvolle Chili-Rezept-Namen; die verlangen eher überdurchschnittliche Kenntnisse amerikanischer Sprache und Kultur zum Entschlüsseln der Witze dahinter. Auch sonst ist ein bisschen Kenntnis der amerikanischen Kultur sicher für den Erklärer nicht schädlich, um das Spiel etwas thematischer erklären zu können; meiner Meinung nach haften Regeln besser bei den Zuhörern, wenn sie thematisch motiviert werden können. Die Auktion am Rundenanfang ist z.B. thematisch eine Spendenauktion der (imaginären) örtlichen Highschool des (ebenso imaginären) Örtchens Scoville -- solcherlei Wohltätigkeitsauktionen sind in der amerikanischen Kultur ein völlig normales Procedere. Aber bitte nicht von diesen Anmerkungen abschrecken lassen. Das Spiel kann man auch rein mechanisch genießen, ohne den Witz hinter allen Chili-Namen zu verstehen. Wenn man über den amerikanischen Humor ein paar Mal etwas grinsen kann, ist das nur ein nettes Extra.