Finden gute Spiele ihren Weg?

  • Obwohl ich in dieser Frage (oder besser gesagt in der Antwort darauf) vorbelastet bin, möchte ich diese trotzdem gerne stellen. Was nun gute Spiele sind, ist dabei sicherlich interessant und darf gerne diskutiert werden. Allerdings dürfte dazu jeder andere Kriterien haben, nach denen er das für sich entscheidet; oder, nach denen für andere „entschieden“ wird, bspw. bei Rezensionen oder Nominierungen für die einschlägigen Spielepreise.


    Darum fokussiere ich die Frage zunächst auf das Finden des Wegs. Möglicherweise sind Spiele dann besser oder schlechter geeignet (oder werden auf dem für sie passenden Weg erst zu guten Spielen). Vier Richtungen bzw. Möglichkeiten der Veröffentlichung stelle ich mal zur Auswahl und Diskussion:


    1. Veröffentlichung als Prototyp (bzw. Print & Play). Für einen eher kleinen Personenkreis und meist zu Testzwecken; die Bereitstellung als kostenloses Print & Play kann diesen vergrößern.


    2. Veröffentlichung im Eigenverlag. Oftmals wird dieser eigens dafür gegründet (wie bspw. Feuerland für Terra Mystica); vielleicht weil kein anderer Verlag dafür gefunden wurde oder geeignet erscheint.


    3. Veröffentlichung bei einem etablierten Verlag. Kein direkter Einfluss für die meisten Autoren (die diese Richtung trotzdem favorisieren); für viele Spieler ist diese zumindest ein Maßstab für „gute“ Spiele.


    4. Veröffentlichung per Crowdfunding. Diese gleicht einer Generalprobe, die eigentliche „Aufführung“ kann noch abgesagt werden – vom Autor selbst wie auch von den Spielern.


    Die naheliegende Antwort auf die eingangs gestellte Frage könnte lauten: Gute Spiele finden ihren Weg. Aber welchen?

    Einmal editiert, zuletzt von Gead ()

  • Wie schon gesagt, ist es höchst subjektiv, was man als gutes Spiel empfindet.


    Spiele, die ich als gut empfinde, werden immer ihren Weg zu mir finden, egal ob als Prototyp, über einen Eigenverlag, über einen etablierten Verlag oder per Crowdfunding.
    Dabei sehe ich bei keiner der vier angesprochenen Möglichkeiten einen Vorteil, denn die Qualität hängt ursächlich von den beteiligten Personen ab (Crowdfunding von etablierten Verlagen lehne ich allerdings von vornherein ab).


    Voraussetzung ist natürlich, daß Informationskanäle verwendet werden, die bei mir auch ankommen, und daß die gestreuten Informationen auch ausreichend aussagekräftig sind.


    Allerdings bin ich ein sehr un-durchschnittlicher Spielekäufer, in jeglicher Hinsicht ... ;)


    Ich glaube nicht, daß jemand wirklich objektiv sein kann - alle Meinungen sind subjektiv.
    Natürlich gilt das auch für mich.

  • Ich denke, die Frage lautet: Werden Spiele, wenn sie denn gut sind, auf eine wie immer geartete Art & Weise der Öffentlichkeit zugänglich gemacht?


    Das möchte ich verneinen, aber die chancen sind heutzutage besser als noch vor ein paar Jahren...

    Nur noch Fischkrieger (und Blogger...)

  • Das Problem liegt doch teilweise schon darin, dass viele Spieler von vornherein ihre eigene Einschätzung des Spiels durch den Namen des Autors beeinflussen lassen.


    Der neue große Rosenberg, Feld usw usw.


    Spiele bekannter und beliebter Autoren finden in der Regel nicht nur Problemlos einen Verlag, sondern erzeugen eine ganz andere Aufmerksamkeit, wie kleinere Nieschenprodukte eines Kleinverlages.


    Diese Glorifizierung mancher Autoren in der Szene stößt mich persönlich in den letzten Jahren zunehmend ab und ich finde es schade, dass bei vielen Vielspielern und selbsternannten Fachleuten allein der Autorenname die Kaufentscheidung und damit den wirtschaftlichen Erfolg und den Bekanntheitsgrad eines Spiels extrem beeinflusst.


    An einem Beispiel festgemacht: Ich glaube nicht dass das Spiel "Rialto" vom fiktiven Autor Max Mustermann, veröffentlicht im Eigenverlag hier im Forum über eine Randnotiz hinaus groß genannt worden wäre.


    (ich möchte damit weder etwas negative über Rialto, noch über Stefan Feld sagen, sondern habe lediglich ein durchschnittliches Spiel eines bekannten Autors als Beispiel herang gezogen, nur als Klarstellung, falls jemand daran Anstoß nehmen sollte)


    Für mich persönlich sagt das jedenfalls überhaupt nichts über die Qualität des Spiels aus.


    Insofern kann man eigentlich nur froh darüber sein, dass es inzwischen neben den großen Verlagen auch weitere Vertriebsmöglichkeiten gibt, ein Spiel einer möglichst großen Zahl potenzieller Kunden zugänglich zu machen.


    Gänzlich verhindern lässt sich damit dennoch nicht, dass die ein oder andere Spieleperle womöglich nie das Licht der Welt erblickt.

  • Zitat

    Original von Winterfeld
    Diese Glorifizierung mancher Autoren in der Szene stößt mich persönlich in den letzten Jahren zunehmend ab und ich finde es schade, dass bei vielen Vielspielern und selbsternannten Fachleuten allein der Autorenname die Kaufentscheidung und damit den wirtschaftlichen Erfolg und den Bekanntheitsgrad eines Spiels extrem beeinflusst.


    Ist das nicht in allen Bereichen so?


    Filme, Bücher, Musik, etc. wird von den Verlagen lieber dann veröffentlicht, wenn ein großer Name dahintersteht, weil dann der Absatz automatisch läuft. Egal, wie schlecht man persönlich den Urheber finden mag


    Beispiele?
    Filme = Till Schweiger
    Bücher = Wolfgang Hohlbein
    Musik = Michael Wendler


    Da muss man inzwischen nicht einmal mehr groß Werbung machen, das übernehmen dann die einzelnen Medien von ganz allein. Egal ob das Ergebnis nun gut oder schlecht ist verkauft es sich dann wie geschnitten Brot.

  • Zitat

    Original von Elektro
    "Gute Spiele finden Ihren Weg, nur welchen?" Theoretisch vorstellbar ist jeder Weg den du aufgezeigt hast. Und die Realität hat dies sicher auch bereits unter Beweis gestellt.


    Ja, die Beweise sind sicher zahlreich (und die Straßen nach Essen werden bald voll „davon“ sein). Wäre dem nicht so, hätten wir die Vielfalt ja auch nicht. Daran lassen sich viele Fragen anschließen:


    • Vergrößert sich die Vielfalt bei gleichbleibender Qualität (aufgrund der zusätzlichen Vertriebswege)?
    • Oder werden Spiele eher beliebiger, weil es eben mehr Möglichkeiten zur Veröffentlichung gibt?
    • Verändert die eingeschlagene Richtung das Spiel nachhaltig zum Besseren (z. B. verlagsintern oder öffentlich durch die „Crowd“)?
    • Gibt es Spiele, die auf mehreren Wegen veröffentlicht wurden (Fragor Games sind dafür ein prominentes Beispiel)?
    • Und gibt es Autoren, die in allen vier Richtungen bereits erfolgreich veröffentlicht haben (der hier genannte Uwe Rosenberg hat m. W. noch kein Spiel per Crowdfunding finanziert; Stefan Feld noch keines im Eigenverlag)?

  • Ich glaube, dass die Qualität eines Spiels einen gewissen Einfluss auf seinen wirtschaftlichen Erfolg hat, aber es ist, wie überall sonst, auch nur einer von vielen Faktoren.


    Also, gute Spiele schaffen's nicht unbedingt. Der SDJ-Pöppel suggeriert ja z.B. eine Qualität, ist aber jahrgangsbezogen - d.h. der letztjährige Zweite könnte das "bessere" Spiel als der diesjährige Erste sein und hatte einfach nur Pech. :)

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  • Nun, zu diesem Thema verweise ich gerne auf den, meiner Meinung nach sehr lesenswerten, Blog von Peer Sylvester. Dort beschreibt er unter der Überschrift "Ein gutes Spiel reicht nicht" die Schwierigkeiten bei einer Veröffentlichung bei einem Verlag (größerer wie auch Kleinverlag).
    (Quelle: http://www.spielbar.com/wordpress/2010/03/28/1361)


    Im Wesentlichen müssen für eine Veröffentlichung bei einem Verlag also folgende Dinge gegeben sein:
    ist
    - Das Spiel ist nicht zu andersartig


    - Das Spiel hat kein oder nur wenig Sondermaterial (z.B. Figuren, etc.)


    - Das Spiel darf nicht zu komplex sein.


    Auch die Veröffentlichung im Kleinverlag gestalte sich nicht unbedingt einfach, weshalb neben einem gut gestalteteten Spiel und den oben genannten Bedingungen eben auch ein Menge Glück zur Veröffentlichung notwendig ist. Und manchmal hilft eben auch ein bekannter Name.


    @Wintefeld: Warum stört es Dich so, dass Autoren genannt werden? Persönlich empfinde ich es als Fortschritt, dass die Autoren auf der Schachtel genannt werden und auch als Schöpfer wahrgenommen werden. Dafür hat es auch lange gebraucht bis sich die Autoren bzw. die SAZ durchsetzen konnten (die sog. "Bierdeckelproklamation"). Auch denke ich nicht, dass es eine Glorifizierung gibt, dafür ist die Spielebranche zu übersichtlich und bodenständig. Stefan Feld ist beispielweise "normaler" Lehrer und einen Personenkult wie beispielsweise in der Film- und Musikindustrie habe ich noch ausmachen können. Hat Herr Feld oder Rosenberg tatsächlich so viele Groupies und gibt es einen Starschnitt von diesen Herren in der Bravo Spiel? Außerdem ist es doch gut, wenn die Autoren genannt werden, denn ihre Handschrift schlägt sich doch im Spiel nieder. Bei Uwe Rosenberg weiß man in der Regel, dass ein sehr vielseitiges, gelegentlich etwas dröges, aber auch gut variables Spiel erwartet (Agricola, Le Havre, Ora et Labora, etc.). Herr Feld mag häufig Spiele, bei denen sehr viele Spiegpunkte auf sehr viele Weisen vergeben werden. Das kann man mögen oder auch nciht.


    Die Veröffentlichung als PnP Prototyp ist sicherlich auch möglich. Meines Wissens nach wurde Himalaya aus dem Tilsit Verlag so entdeckt. Da gab es, glaube ich, vorher eine PnP Version auf BGG. Aber auch hier ist man sicherlich Effekten ausgesetzt, die man nicht allein durch ein gutes Spiel auslösen kann. Beispielsweise muss sich jemand finden, der es tatsächlich bastelt, dann dafür Leute findet die das dann noch spielen (bei Konkurrenz zu all den bereits veröffentlichten Spielen mit guten Material) und dann noch einen gewissen Ruf erzeugt. Spielt es User xyz dürfte es die wenigsten interessieren, berichtet Tom Vassel in seinem Podcast begeistert über das Spiel, dann hat man schon eine ganz andere Bühne. Und dazu bedarf es eben auch Glück.


    Die Veröffentlichung über Kickstarter ist wohl auch möglich, aber auch hier braucht man eine Auferksamkeit, die allein durch gutes Design nicht zu bekommen ist, glaube ich. Im Videospielbereich waren vor allem Projekte von bekannten Leuten sehr erfolgreich (The Cave, Shadowrun returns, Wasteland II, etc.). Auch hier ist man in Konkurrenz zu vielen anderen Titeln und man benötigt dann schon eine gewisse PR um wahrgenommen zu werden.


    Warbear: Warum lehnst Du Crowfunding von etablierten Verlägen kategorisch ab? Meiner Meinung nach ist es weder für das Crowdfunding noch für die Spiele im allgemeinen unbedingt besser, wenn auf diese Weise nur Spiele von unbekannten Verlägen bzw. Einzelpersonen unterstützt werden. Einige Beispiele für gescheiterte Projekte wie "The doom that came to Atlantic City" u.a. gibt es bereits. Im Gegegnzug dazu bietet ein gestandener Verlag vermutlich die solidere Kalkulation, die besseren Kontakte und auch eine Redaktion die sich auf Spielregeln und Spieldesign versteht. Auf diese Weise können Verläge Spiele herausbringen, die andernfalls durch das Raster fallen würden, weil beispielsweise die Mechanismen zu unbekannt, das Material zu mannigfaltig, die Thematik zu gewagt sind. Insofern ist es ein Weg auch kuriose Spiele, die ein Verlag veröffentlichen will, aber dies nicht unbedingt (finanziell) wagen würde, zu verwirklichen.


    Der Kleinverlag geht natürlich immer, aber das ist ein Wagnis. Neben einem großen Aufwand besteht ein erhebliches finanzielles Risiko. Irgendwann habe ich im Zuge der Veröffentlichung von Attandarra davon gelesen. (Link: http://spielbox.de/phorum4/read.php4?f=1&i=238518&t=238518&)


    Warum sollten Spiele beliebiger werden, weil es neue bzw. weitere Vertriebswege bestehen? Letztendlich gibt es einen Markt für Spiele bzw. Vielspielerspiele. Der ist endlich und daher kann nicht alles von jedem gekauft werden. Entsprechend muss jedes Spiel seine Nische bzw. Zielgruppe finden und diese gut bedienen, ansonsten hat das Spiel keine Chance. Tatsächlich glaube ich schon, dass die Vielfalt mittlerweile sehr viel größer geworden ist. Vergleicht man allein die Anzahl an Veröffentlichungen auf der Spiel von 1990 und heute, lässt sich diese Schlussfolgerung wohl ziehen. Gilt wohl auch für Bücher, Filme, Fernsehsender.


    Ob es einen Königsweg für eine Veröffentlichung eines guten Spiel gibt, da bin ich mir nicht sicher. Tendenziell bin ich aber bereit zu glauben, dass Spiele, die über einen Verlag veröffentlicht werden in der Regel die beste Qualität in Hinsicht auf Regeln, Material und vielleicht auch Design haben. Immerhin hat hier eine Redaktion drauf geschaut. Schaut man sich einige Corwdfunding Produktionen an, so scheint es zwar durchaus gute Titel zu geben, aber eben auch häufig Spiele mit Ecken und Katen, die vielleicht etwas redaktionellen Feinschliff benötigt hätten. (Das sind alles nur Vermutungen meinerseits, aber diesen Eindruck habe ich durch Lesen von Rezensionen, Forenbeiträgen etc. bekommen.)


    Spiele die auf mehreren Wegen erschienen sind? Crowdfunding Spiele sind doch später bei größeren Verlägen gelandet wie Eminent Domain oder Flashpoint Fire Rescue.


    Himalya als Beispiel für einen PnP Prototypen der bei einem Verlag gelandet ist, habe ich bereits genannt.


    Keine Ahnung ob es stimmt, aber war nicht Terra Mystica als Veröffentlichung bei einem größeren Verlag im Gespräch?

  • Zitat

    Original von oxymoron20
    Warbear: Warum lehnst Du Crowfunding von etablierten Verlägen kategorisch ab? Meiner Meinung nach ist es weder für das Crowdfunding noch für die Spiele im allgemeinen unbedingt besser, wenn auf diese Weise nur Spiele von unbekannten Verlägen bzw. Einzelpersonen unterstützt werden.


    Ich lehne das ab, weil die Verlage durch Crowdfunding ihr komplettes unternehmerisches Risiko auf den Kunden abwälzen könnten, und der Kunde würde komplett ohne Rechte dastehen. Für mich ein absurder Zustand - und das entspricht auch nicht der Grundidee von Crowdfunding.
    Das alles haben wir hier aber schon ausführlich durchgehechelt, z.B. in diesem Thread: Spiegel online über Spieleschmiede etc.


    Ich glaube nicht, daß jemand wirklich objektiv sein kann - alle Meinungen sind subjektiv.
    Natürlich gilt das auch für mich.

  • Okay interessanter Standpunkt. Das sollten wir hier vermutlich auch nicht groß weiter diskutieren, aber ganz kurz nur eine Klarstellung von mir: Wenn die etablierten Verläge ALLE Spiele über Crowdfunding machen würden, wäre das in der Tat abstrus. Andererseits wird das so wohl nicht passieren, weil zumindest bei Ravensburger, Zoch, Kosmos etc. die Zielgruppe wohl kaum ein Spiel "backen" würde.


    Aber für etwas abseitige/riskante Projekte aufgrund von Thematik, Miniaturen, hohem Preis aufgrund geringer Auflage etc. wäre doch Crowdfunding vielleicht die bessere Lösung als das Spiel nie zu veröffentlichen.

  • Zitat

    Original von Gead
    Obwohl ich bin in dieser Frage (...) vorbelastet bin, möchte ich diese trotzdem gerne stellen. Was nun gute Spiele sind, ist dabei sicherlich interessant und darf gerne diskutiert werden.



    Nicht alle Spiele die ich kaufe, sind gut.
    Alle guten Spiele, kaufe ich.
    Ergo: Alle guten Spiele müssen ihren Weg gefunden haben, sonst könnte ich sie nicht gekauft haben. Gute Spiele die nicht ihren Weg gefunden haben, können nicht gut sein.


    Was ist denn das für eine Frage? Heroes of Asfa gab es meines Wissens nur in einer kleinen Auflage damals in den 90ern, die crowedfunding Spiele wie Steam Noir Revolution jetzt ebenfalls in überschaubarer Stückzahl. Ist der Weg, das Ziel - sprich Hauptsache irgendwie ein bischen Öffentlichkeit?
    Oder ist das Ziel, eine große Öffentlichkeit sprich Auflage: Dann kann 18OE (Orient Express) mit 240 Unterstützern kein gutes Spiel sein.
    "Are you a Werewolf" war im Grunde unbekannt, die Kopie "Die Werwölfe von Düsterwald" Spiel des Jahres. War das Spiel vorher nicht gut oder welchen Weg ist es denn da in Deinen Kategorien gegangen?


    Ich finde die Spielentwicklung in der Retrospektive ja auch interessant und die vielfältigen Veröffentlichungswege ebenfalls. Ich frage mich auch, ob Spiele für Vertriebswege wie Napster geeignet sind oder es bald Spiele bei TorBoox Derivaten gibt, bzw. warum nicht. Müsste für Print & Play und OCTN ja interessant sein.

    Einmal editiert, zuletzt von Sir Pech ()

  • Zitat

    Original von oxymoron20
    Okay interessanter Standpunkt. Das sollten wir hier vermutlich auch nicht groß weiter diskutieren, aber ganz kurz nur eine Klarstellung von mir: Wenn die etablierten Verläge ALLE Spiele über Crowdfunding machen würden, wäre das in der Tat abstrus. Andererseits wird das so wohl nicht passieren, weil zumindest bei Ravensburger, Zoch, Kosmos etc. die Zielgruppe wohl kaum ein Spiel "backen" würde.


    Die haben wahrscheinlich einfach noch nicht geschnallt, wie risikolos hier Geld zu machen ist.
    Deshalb ist mein Motto: "Wehret den Anfängen ..." ;)


    Zitat

    Original von oxymoron20
    Aber für etwas abseitige/riskante Projekte aufgrund von Thematik, Miniaturen, hohem Preis aufgrund geringer Auflage etc. wäre doch Crowdfunding vielleicht die bessere Lösung als das Spiel nie zu veröffentlichen.


    Völlig Deiner Meinung.
    Ich kenne aber bisher noch keine "abseitigen/riskanten Projekte" von etablierten Verlagen, und ich glaube auch nicht, daß da noch welche kommen werden.
    Das wird m.E. auch weiterhin eine Nische für engagierte Privatpersonen oder Kleinst-Verlage bleiben, und genau für die ist das Crowdfunding auch da.


    Ich glaube nicht, daß jemand wirklich objektiv sein kann - alle Meinungen sind subjektiv.
    Natürlich gilt das auch für mich.

  • Zitat

    Original von Sir Pech


    Was ist denn das für eine Frage? Heroes of Asfa gab es meines Wissens nur in einer kleinen Auflage damals in den 90ern, die crowedfunding Spiele wie Steam Noir Revolution jetzt ebenfalls in überschaubarer Stückzahl. Ist der Weg, das Ziel - sprich Hauptsache irgendwie ein bischen Öffentlichkeit?
    Oder ist das Ziel, eine große Öffentlichkeit sprich Auflage: Dann kann 18OE (Orient Express) mit 240 Unterstützern kein gutes Spiel sein.
    "Are you a Werewolf" war im Grunde unbekannt, die Kopie "Die Werwölfe von Düsterwald" Spiel des Jahres. War das Spiel vorher nicht gut oder welchen Weg ist es denn da in Deinen Kategorien gegangen?


    Edit: Danke fürs Zitieren, erst dadurch ist mir aufgefallen, dass ich vielleicht auf dem Holzweg „bin“ bin. ;)


    Was das für eine Frage ist? Gute Frage – oder eben nicht. Dafür ist eine Diskussion ja da, um genau das herauszufinden. Nach deiner Argumentation finden bspw. alle guten Spiele ihren Weg (zu dir). Das ist allerdings ein sehr absoluter Anspruch, der sich nicht weiter kommentieren lässt. Ich kenne deine Kriterien für gute Spiele nicht (muss ich auch nicht). Darum: So sei es.


    Öffentlichkeit (zu schaffen) ist eine große Motivation. Ich würde sogar so weit gehen, und sagen, das ist die wichtigste Motivation, die vorausgeht, um Spiele überhaupt zu entwickeln. Ob Einzelstück oder Millionenauflage „spielt“ dabei erst mal keine Rolle. Für ein Solitärspiel mag es noch ausreichend sein, es allein im Kellerverließ zu spielen; bereits das Spiel zu Zweit ist ein Ausbruch in die Öffentlichkeit. Für ein lebendiges Spiel gibt es theoretisch kein Ziel (in Form einer bestimmten Auflage). Dagegen ist oftmals bei 500 Stück schon Schluss. Mit „lebendig“ meine ich: jedes Spiel, das gespielt und nachgefragt wird, hat das Potenzial für weitere Auflagen. Und es mag etwas daran sein, dass Spiele, die mit der Zeit viele „Fans“ gefunden haben, so erst im Laufe der Zeit zu guten Spielen für viele werden.

    3 Mal editiert, zuletzt von Gead ()

  • Zitat

    Original von oxymoron20



    @Wintefeld: Warum stört es Dich so, dass Autoren genannt werden? Persönlich empfinde ich es als Fortschritt, dass die Autoren auf der Schachtel genannt werden und auch als Schöpfer wahrgenommen werden. Dafür hat es auch lange gebraucht bis sich die Autoren bzw. die SAZ durchsetzen konnten (die sog. "Bierdeckelproklamation"). Auch denke ich nicht, dass es eine Glorifizierung gibt, dafür ist die Spielebranche zu übersichtlich und bodenständig. Stefan Feld ist beispielweise "normaler" Lehrer und einen Personenkult wie beispielsweise in der Film- und Musikindustrie habe ich noch ausmachen können. Hat Herr Feld oder Rosenberg tatsächlich so viele Groupies und gibt es einen Starschnitt von diesen Herren in der Bravo Spiel? Außerdem ist es doch gut, wenn die Autoren genannt werden, denn ihre Handschrift schlägt sich doch im Spiel nieder. Bei Uwe Rosenberg weiß man in der Regel, dass ein sehr vielseitiges, gelegentlich etwas dröges, aber auch gut variables Spiel erwartet (Agricola, Le Havre, Ora et Labora, etc.). Herr Feld mag häufig Spiele, bei denen sehr viele Spiegpunkte auf sehr viele Weisen vergeben werden. Das kann man mögen oder auch nciht.


    Wie lange es gedauert hat, bis der Personenkult auch in der Spielerbranche Einzug gehalten ist für mich völlig unerheblich. Tatsache ist, dass etablierte Autoren weitaus einfacher auch mal ein mittelmäßiges Spiel an den Mann bzw. an den Verlag bringen, als ein neuer oder relativ unbekannter Autor.


    Das kann man auch nicht wegdiskutieren und wird seitens der Autoren sogar offen eingeräumt. Ebensowenig lässt sich wegdiskutieren, dass ein neues Spiel eines Erfolgsautors direkt vom Start weg eine viel größere Aufmerksamkeit zuteil wird, als Spiele neuer Autoren.


    Mit den bevorzugten Mechanismen der jeweiligen Autoren hat das nach meiner Ansicht auch wenig zu tun (Deine Ansicht zum "typischen Feldspiel" teile ich darüber hinaus überhaupt nicht. Die meisten Feldspiele erfordern eine kluge Mangelverwaltung, einen Siegpunktoverkill habe ich jedenfalls bisher nicht erlebt) Der größte Käuferkreis, gleichzeitig auch der wirschaftlich Bedeutendste ist sicher nicht der typische Geek, sondern der normal Familen- oder gemäßige Vielspieler.


    Diese Spielergruppe verbringt sicher keine Tage und Wochen vor der alljährlichen Messe damit sich durch seitenweise Neuheiten zu wühlen, in der Hoffnung ein neues, innovatives Konzept, oder einen neuartigen Mechanismus zu finden. Die wichtigsten Käufer richtigen ihr Augenmerk auf Dinge die sie bereits kennen und einigermaßen einordnen können. Ein bekannter Autor, ein Spiel des Jahres Siegel, der deutsche Spielepreis. Das minimiert natürlich das eigene Fehlkaufrisiko immens.


    Mehr vom Guten.


    Warum ist Uwe Rosenberg seit Jahren so erfolgreich? Weil er sich von Spiel zu Spiel neu erfindet? Sicher nicht!


    Den Autoren selbst kann und will ich dafür auch keine Vorwurf machen. Den Status haben sie sich ja auch, wie du ja folgerichtig argumentierst hart erarbeitet.


    Dennoch sehe ich die Entwicklung der großen Verlage, wiederholt auf bekannte Namen, bekannte Themen und bekannte Mechanismen zu setzen skeptisch. Finanziell die sicherste Lösung ist das ohne Zweifel. Und solange die Spieler diesen Trend weiter mitmachen wird sich daran auch nichts ändern.


    Über die Qualität des Spiels, sagt das dennoch nicht viel aus.

  • Winterfeld: Spiele sind Erfahrungsgüter. Das bedeutet, ich kann die Qualität eines Spiels erst dann zu 100% beurteilen, wenn ich es gespielt habe (und manchmal noch nicht einmal dann). Sonderfälle wie eine katastrophale Regel, die einem schon vorab deutlich macht, dass das kein gutes Spiel sein kann, seien hier mal außen vor gelassen.


    Aufgrund der Tatsache, dass Erfahrungen subjektiv sind, ist übrigens auch die Beurteilung in gute oder weniger gute Spiele subjektiv, aber das führt vielleicht zu weit vom Thema weg.


    Alles, was nun als Indikator im Dschungel der Neuerscheinungen dienen kann, in dem es unmöglich ist, jedes neue Spiel auszuprobieren, ist darum durchaus sinnvoll - insbesondere für die Verlage (BTW, können wir uns bitte auf den korrekten Plural ohne ä einigen?!), deren Weiterbestehen - von großen Gewinnen will ich gar nicht reden - von halbwegs erfolgreichen Verkäufen abhängt. Autorennamen (und übrigens auch Verlagsnamen wie alea) signalisieren Qualität, weil man ggf. mit Spielen dieses Autors in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht hat. Das ist bei Buchautoren und bei Musikern und bei Regisseuren auch nicht anders. Ich zum Beispiel freue mich wie ein Schneekönig auf den neuen Film von Alfonso Cuaron, der nächste Woche anläuft, weil ich auf Basis meiner Erfahrungen mit den früheren Werken dieses Regisseurs mit Zuversicht sagen kann, dass ich mich hier in gute Hände begebe. Das schließt gelegentliche Enttäuschungen nicht aus - im Spielebereich haben etwa die Lamont-Brüder den Goodwill, den sie bei mir mit Snow Tails gesammelt haben, mit den Nachfolgewerken bei mir verwirkt. Das ist also ein dynamischer Prozess.


    Und würde man die Spiele ohne Ansehen des Autorennamens veröffentlichen und kaufen, so würde meiner Ansicht nach seltener ein subjektiv gutes Spiel erwischt als heute.

  • Zitat

    Original von LemuelG
    Das bedeutet, ich kann die Qualität eines Spiels erst dann zu 100% beurteilen, wenn ich es gespielt habe.......


    ..... Und würde man die Spiele ohne Ansehen des Autorennamens veröffentlichen und kaufen, so würde meiner Ansicht nach seltener ein subjektiv gutes Spiel erwischt als heute.....


    Ich habe mal die beiden für mich persönlich wichtigsten Aussagen deines Beitrages herausgezogen.


    Bei mir bestärkt sich in den letzten Jahren einfach der Eindruck, dass immer mehr Spieler sich rein an BGG Noten, guten Spielekritiken oder dem Namen des Autors oder des Verlags (Alea, super Beispiel) orientieren, statt den eigenen Geschmack und den eigenen persönlichen, durch Foren und Fremdmeinungen unverfälschten Eindruck eine Wahl über "gut" und "schlecht" treffen zu lassen.


    Die subjektive Qualität eines Spieles ist da ein gutes Stichwort - jeder mag diese Qualität ggfls. anders Beschreiben und an anderen Kriterien festmachen, für mich jedenfalls reich ein einziges Wort aus: Spaß


    Ich behalte ein Spiel nur dann, wenn ich spaß damit hatte. Da können die Mechanismen noch so gut verzahnt und die Kritiken noch so überschwänglich sein, diesen subjektiven Faktor kann letztendlich nur ich selbst bewerten.


    Dennoch hört man immer wieder Aussagen bei Spieletreffen:


    "Was? Das Spiel findest du gut? Das hat ja nur einen BGG Schnitt von 5,812489, sowas spiel ich nicht mit, das ist eine Gurke"


    Und jetzt kommt der Gretchenfrage: Wie würde manch solches "verrissene" Spiel von der Schar der Spieler beweretet werden, wenn ein extrem bekannter und erfolgreicher Autor dahinter steckt, oder es sogar offensiv bewirbt? Ich gehe jede Wette ein, im Schnitt 0,5 - 1,0 Punkte besser.


    Worauf ich hinaus will: Bewusst oder unbewusst lassen sich immer mehr Spieler von vermeindlichen Qualitätsversprechen, sei es ein bekannter Autor, ein Verlag, ein SDJ Siegel usw. in ihren Kaufentscheidungen, oder sogar der eigene Meinung zu einem Spiel beeinflussen


    "Wenn alle sagen es ist so toll, muss es toll sein"


    Das ist eine Entwickling, die in Film, Musik und Literatur schon lange Einzug gehalten hat, da gebe ich euch allen ja recht.


    Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass ich diese Entwicklung nicht sonderlich erbaulich finde.

  • Personenkult HAT meiner Meinung nach NICHT in die Brettspielbranche Einzug gehalten. Sicher, ein bekannter Autor wird vom Verlag oder den Verlagen (und Spielern) eher wahrgenommen und hat eine größere Chance auf eine Veröffentlichung. Das hat aber nichts mit Personenkult zu tun (wäre meiner Meinung nach eh eine reichlich maßlose Übertreibung), sondern eher damit, dass man dem Spiel respektive Prototypen eher zutraut als Veröffentlichung geeignet zu sein.


    In einem Interview mit Hans im Glück erzählte ein Mitarbeiter, dass im Schnitt 300 bis 400 Prototypen pro Jahr getestet werden, davon wird ca. 1% veröffentlicht. (Quelle: http://www.cliquenabend.de/pro…m-Gl%26uuml%3Bck-HiG.html "Hans im Glück Video Teil 2 - Interview mit Bernd Brunnhofer Teil 2" Minute: 3:30 bis 3:45 / Interessant auch Minute 5:20 bis 6:35 ) Es wird nun jedem klar sein, dass die Redaktion nicht genug Zeit haben wird sich jeden Prototypen genauer anzusehen, denn es fallen auch noch reichlich administrative Aufgabe an. Wenn nun ein bekannter Autor eine Spielidee einschickt, dann kann und wird wohl auch die Redaktion davon ausgehen, dass dieser Prototyp bereits gut entwickelt und probegespielt ist sowie nicht zu viel Material benötigt usw..


    Logischerweise wird der bekannte Autor sein Werk eher veröffentlichen können. Das hat auch wohl Herr Sylvester gemeint, als er schrieb, dass neben einem guten Spiel auch viel Glück für eine Veröffentlichung notwendig ist. Aber eine Qualität braucht es dennoch. Ein mittelmäßiges Spiel würde wohl dennoch nicht veröffentlicht, denn es könnte/würde im Spielejahrgang untergehen und das wäre für den Verlag sicherlich nicht wünschenswert. Rialto kenne ich (noch) nicht, aber den Rezensionen zu Folge ist es wohl nicht so schlecht. Klar, die letzten Knizias konnten mich auch nicht locken (auch wenn er einige geniale Spiele veröffentlicht hat), aber gerade deshalb hilft mir die Nennung des Autorennamens weiter, um zu wissen, dass mich diese Veröffentlichung weniger interessiert.


    Aber wenn Du nun meinst, dass dies nicht wegzudiskutieren wäre und auch von Autoren so zugegeben wird, dann würde mich an dieser Stelle ehrlicherweise interessieren, wann dies wo so gesagt bzw. geschrieben wurde. Hast Du da irgendwelche Quellen? Mein Interesse ist jetzt ernstgemeint, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass die Verlage irgendetwas mittelmäßiges (auch nach Ansicht des Autors) veröffentlichen würden, hauptsache Name XY steht drauf.


    Die Familien- und Gelegenheitsspieler werden vermutlich in der Regel gar keine Spieleautoren kennen und sich daher weniger an Namen orientieren. (Ist zumindest meine Vermutung.) Aber gerade dafür gibt es doch den Preis "Spiel des Jahres" bzw. das Derivat "Kennerspiel des Jahres". Und Familien wollen vielleicht auch lieber Themen wie Urlaubsinseln, Mittelalter, etc. und würden durch Kriegsthematiken, Liensierung wie Spartakus oder Cthulhu eher abgeschreckt werden. Auch die Spieldauer sollte nicht unbedingt üner 60 Minuten liegen. Daher ist es doch legitim, wenn die von Dir erwähnte und als für dem Umsatz als wichtig(er) eingestifte Zielgruppe der Familien- und Gelegenheitsspielern zu bekanntem greift. Wobei die meist (leider) eben nicht Spiele wie z.B. Stone Age oder Die Legenden von Andor sind, sondern eher Monopoly in der xy-Variante oder Risiko bzw. bla-bla Risiko oder eben Cluedo. Insofern finde ich es eher schade, dass gute Familienspiele eher nicht beachtet werden und sog. Klassiker wie Halli-Galli, Uno, Skip-Bo, Monopoly oder Cluedo die Verkaufsliten anführen dürften.


    Zuletzt, Uwe Rosenberg hat sich sicherlich mit seinen letzten Titel neu erfunden, sondern eher weiterentwickelt bzw. in einigen Teilen verändert. Agricola fand ich super, Le Havre hat Ähnlichkeiten, spielt sich aber durch das Verwenden von gegnerischen Gebäuden ganz anders. In Ora et Labora gibt es diesen Mechanismus auch, aber dafür kam das Ressourcenrad dazu. Dies hat er in der Zweiervariante wieder verwendet usw.. Aber das ist doch auch okay, das meinte ich doch, als ich schrieb, dass sich die Handschrift des Autors im Spiel niederschlägt. Zudem besitze ich zwar Agricola und Le Havre, Ora et labora habe ich aber nciht gekauft, weil es mir zu ähnlich zu Le Havre erschien. Aber der Autorenname hat mir diese Orientierung doch erst gegeben. Zudem sollte man immerhin anerkennen, dass die Schaffensbreite von Herrn Rosenberg von Bohanza, über Bali, Attribut und Schätzbold bis hin zu Agricola, Le Havre doch ziemlich breit ist. Da sehe ich nun nicht unbedingt ein Einerlei.

    Einmal editiert, zuletzt von oxymoron20 ()

  • Hier beziehe ich mich auf das Post von Winterfeld vom 27.09 um 12:26 Uhr.


    Lieber Winterfeld,


    Deine Argumentation erscheint mir etwas sehr empirisch. Generell mag es schon stimmen, dass unter Vielspielern die Neugier auf Titel bekannter Verlage wie Alea, Fragor oder mittlerweile vielleicht auch Feuerland sehr groß ist, weil es in der Vergangenheit hier Hits gab. Genauso verhält es sich wohl mit bekannten Autoren.


    Weiterhin auch klar, dass ein Veriss, egal ob auf BGG, in den Spielezeitschriften oder hier im Forum dazu führen mögen, dass man um gewisse Spiele einen Bogen macht.


    Auch klar, dass es letztendlich um den Spass geht, den man beim Spielen hat.


    In diesen Punkten sind wir uns wohl zunächst einig. ABER:


    - Ein Spiel, das jemanden Spaß macht, kann auch ein schlechtes Spiel sein. Beispielsweise wird es unzählig viele Menschen geben, die an Uno oder Skip-Bo ihre Freude haben. Das ist auch okay, aber sind es deswegen nun gute Spiele? Für diejenigen vielleicht. Aber sind es deswegen gute Produkte? Es ist okay, wenn man seinen Spaß daran hat, aber in gewissem Maße kann man Spaß auch mit theoretisch schlechten Spielen haben. Bsp. mag ich "Betrayal at the houise on the hill", aber eigentlich ist das spielerisch total beliebig, teilweise sehr unbalanciert und sehr zufällig. Macht nix, ich mag es, aber ich würde es nciht als gutes Spiel bezeichnen.


    - Interesse an den Neuheiten bekannter Verlage (Alea, etc.) oder bekannten Autoren ist doch okay. Nach der Messe und spätestens ein Jahr nach Erscheinen ist der Hype eh um und nicht alles was vorherh genannte Verlage/Autoren veröffentlichten wird über den grünen Klee gelobt. Bora Bora war z.B. vielen bereits zuviel und wurde als schwächerer Titel gegenüber BuBu eingestuft. Merkator und Loyang von Rosenberg wurde oft als zu trocken kritisiert. Stefan Felds Trajan ist zwar ein gutes Spiel, aber zuletzt gab es hier im Forum dazu auch kritische Anmerkungen. Umgekehrt war Hawaii von bis dahin unbekannten Autor Gregory Daigle relativ erfolgreich. Terra Mystica vom neuen Feurland Verlag war ein Smash Hit (okay, hier gab es im Vorfeld einigen Hype, zugegeben). Daher denke ich nicht, dass alles gut gefunden wird, wenn es vom "richtigen" Autor oder Verlag kommt. Es erhält nur eingangs mehr Aufmerksamkeit (wird aber aufgrund hoher Erwartungen auch ebenso kritisch bewertet).


    - Zuletzt: Die Auszeichnung "Spiel des Jahres" ist doch GERADE dazu gedacht, Menschen bei einer Kaufentscheidung zu helfen. Diese Auszeichnung soll Menschen beeinflussen und zugängliche Titel zeigen. Und die Leute, die dieser Empfehlung folgen, sind sicherlich weniger voreingenommen.


    - Hype gibt es natürlich. Wenn alle sagen, dass es gut ist, dann interessiert es mich zunächst auch. Warum auch nicht? Es gibt nun mal bessere und mittelmäßigere Spiele. Freunde, deren Geschmack ich teile, können doch empfehlen. Wenn jeder alles nur mittelmäßig finden würde, wäre doch auch ncihts besser. Aber nicht zwingend finde ich Spiele, die allgemein als sehr gut bezeichnet werden, hinterher auch gut. Carcasonne oder Zug um Zug finde ich persönlich öde, kann aber verstehen, warum es für Einsteiger oder Familienspieler Top-Spiele sind. Ist auch okay, ist eben nur nicht meine Tasse Tee. Terra Mystica mag ich auch sehr gerne spielen und würde mich auch sofort an einer Partie beteiligen. Aber es bietet, meiner bescheidenen Meinung nach, auch nicht so viel Neues und Innovatives als, dass in 2 bis 3 Jahren noch groß über dieses Spiel berichtet werden wird. Ein sehr gutes Spiel sicher, aber eben kein Meilenstein.

    Einmal editiert, zuletzt von oxymoron20 ()

  • Ich seh das wie Winterfeld: Wenn mir das Spiel keinen SPASS macht, sind Thema, achtbare Mechanismen etc. unerheblich - ich spiele ja zu MEINEM Vergnügen.
    Das sich Leute zur Orientierung an Gütesiegel wie SdJ oder DSP halten, kann ich ihnen nicht vorwerfen, insbesondere als Gelegenheitsspieler.
    BGG, spielbox-online, hall9000 etc. werden von diesen Spielern ja auch nach meinen Erfahrungen nicht groß beachtet. Für Vielspieler wie mich sind das eher Hilfen. Ich denke aber auch, dass das blinde Hinterherlaufen bei Rankings in diesen Foren mich nicht weiterbringt: Sei es ein bestimmtes Verlagsprogramm, das sich im Laufe der Zeit an ggü. früherem Verlagsprogramm neuer Ausrichtung unterzieht, seien es bestimmte Spielautoren, von denen mir in der Vergangenheit einige Titel überzeugt haben, aber evtl. le. Erscheinungen das nicht schafften (U. Rosenberg, Kramer/Kiesling o.ä.). Wenn der Spielspass / Wiederspielreiz nicht mehr da ist, brauche ich das Spiel nicht (mehr) zu Hause. Und Trends bei der Messe (Spielebarometer o. Fairplay-Scout-Aktion spiegeln auch nicht immer meinen Geschmack wieder.
    l

  • Natürlich muss das Spiel einem selbst Spaß machen, ansonsten benötigt man es nicht. Darum ging es mir hier aber auch nicht. Winterfeld behauptete lediglich, dass Spiele von bestimmten Verlagen/Autoren grundsätzlich als besser wahrgenommen würden bzw. Spieler bestimmte Spiele nur deshalb gut finden würden, weil "Alle" sie gut finden. Und das stimmt meiner Meinung nach nicht. Beispiele dafür habe ich genannt.

  • Von blindem Hinterherlaufen kann doch bei den allermeisten Leuten gar keine Rede sein. Spiele werden vielleicht wegen des Autorennamens gekauft oder zumindest ausprobiert - aber wenn sie dann den Geschmack nicht treffen, dann wird man doch einen Teufel tun und sie behalten. Ich finde beispielsweise Bora Bora ganz großartig (weiterhin), aber Brügge und Rialto haben meinen Geschmack überhaupt nicht getroffen. Darum besitze ich ersteres und die letzten beiden nicht. Man müsste schon ein Komplettist sein, um das nicht entsprechend zu handhaben, und das sind wenige Leute.


    Und umgekehrt: Es gibt so viele Neuerscheinungen unbekannter Autoren. Ganz sicher sind dort einige tolle Spiele darunter. Aber ohne einen gewissen Hype-Faktor oder einen etablierten Verlag oder zumindest ein originelles Thema dahinter würden viele dieser Spiele ohne einen Autorennamen, der sie hervorhebt, in der Masse untergehen, weil ich eben nicht 500 Neuerscheinungen im Jahr spielen kann.


    Und was Leute angeht, die nur BGG-Top100-Spiele spielen wollen: Snobs gibt es überall. Man muss ja nicht mit ihnen spielen. Und ich glaube nicht, dass ihre Zahl allzu groß ist.

  • Zitat

    Original von oxymoron20
    Personenkult HAT meiner Meinung nach NICHT in die Brettspielbranche Einzug gehalten


    Dann hast du Glück, dass in deinem Spieleumfeld noch keine entsprechenden Fälle aufgetreten sind. Ich habe jedenfalls wiederholt durchaus Anderes beobachtet, sei es in den verschiedensten Spielgruppen, als auch auf größeren Veranstaltungen. Wobei KULT jetzt natürlich stark übertrieben formuliert ist. Worum es mir eigentlich geht, habe ich in meinem letzten Beitrag weiter oben denke ich verständlich dargelegt.


    Zitat

    Original von oxymoron20
    In einem Interview mit Hans im Glück erzählte ein Mitarbeiter, dass im Schnitt 300 bis 400 Prototypen pro Jahr getestet werden, davon wird ca. 1% veröffentlicht. Es wird nun jedem klar sein, dass die Redaktion nicht genug Zeit haben wird sich jeden Prototypen genauer anzusehen, denn es fallen auch noch reichlich administrative Aufgabe an. Wenn nun ein bekannter Autor eine Spielidee einschickt, dann kann und wird wohl auch die Redaktion davon ausgehen, dass dieser Prototyp bereits gut entwickelt und probegespielt ist sowie nicht zu viel Material benötigt usw..


    Und damit automatisch besser als jeder der anderen 300 – 400 Prototypen? Das halte ich für vermessen zu behaupten. Ich glaube die Verlage machen es sich hier bewusst einfach um Kosten und Aufwand zu minimieren. Nicht umsonst gibt es immer wieder ambitionierte Spielprojekte, die über andere Vertriebswege veröffentlich werden und den Spielen der Großverlage in nichts nachstehen. Wobei wir wieder beim Ursprungsthema wären. Die Frage: Wie schaffe ich es mit möglichst geringem Aufwand erfolgreiche Spiele zu produzieren ist ein Thema für sich.


    Zitat

    Original von oxymoron20
    Aber wenn Du nun meinst, dass dies nicht wegzudiskutieren wäre und auch von Autoren so zugegeben wird, dann würde mich an dieser Stelle ehrlicherweise interessieren, wann dies wo so gesagt bzw. geschrieben wurde. Hast Du da irgendwelche Quellen?


    Wolfgang Kramer in einem sehr ausführlichen Interview aus dem Jahr 2012, was sehr gut die Entwicklung der ganzen Spieleszene wiedergibt. Ich habe jetzt leider keinen Link zur Hand, bin auch nicht 100% sicher wo ich es gelesen habe, glaube aber sogar im Kramer Almanach der Spielbox. (Ohne Gewähr). Er greift soweit ich mich erinnere eine ähnliche Frage auf und räumt ein, dass es für einen etablierten Autor bedingt durch seinen Ruf und die aufgebauten Kontakte natürlich um ein Vielfaches einfacher ist, seine Spiele veröffentlichen zu können. Und das ist schlicht und ergreifend nicht wegzudiskutieren, siehe auch der zuvor zitierte Absatz.


    Neue Autoren brauchen dazu in der Regel viel Glück und dazu ein weit weit überdurchschnittliches Spiel um überhaupt wahrgenommen zu werden. Wenn überhaupt.


    Zitat

    Original von oxymoron20
    Zudem sollte man immerhin anerkennen, dass die Schaffensbreite von Herrn Rosenberg von Bohanza, über Bali, Attribut und Schätzbold bis hin zu Agricola, Le Havre doch ziemlich breit ist. Da sehe ich nun nicht unbedingt ein Einerlei.


    Das war lediglich ein Beispiel, genau wie das Spiel Rialto. Es geht hier nicht darum die Arbeit irgendwelcher Verlagsmitarbeiter oder Autoren herabzuwürdigen und das kann man meiner Meinung nach auch nicht aus meinen Beiträgen ableiten.


    Ich versuche lediglich mein persönliches Fazit zu ziehen: Weder Autor noch Verlag allein garantieren ein gutes Spiel, der Rest meiner Beiträge ist lediglich meine Argumentationskette, warum ich persönlich für mich dieses Fazit ziehe und wie ich generell die Entwicklung der Branche in den letzten Jahren wahrnehme.

    Einmal editiert, zuletzt von Winterfeld ()

  • Zitat

    Original von Winterfeld


    Und damit automatisch besser als jeder der anderen 300 – 400 Prototypen? Das halte ich für vermessen zu behaupten. Ich glaube die Verlage machen es sich hier bewusst einfach um Kosten und Aufwand zu minimieren. Nicht umsonst gibt es immer wieder ambitionierte Spielprojekte, die über andere Vertriebswege veröffentlich werden und den Spielen der Großverlage in nichts nachstehen. Wobei wir wieder beim Ursprungsthema wären. Die Frage: Wie schaffe ich es mit möglichst geringem Aufwand erfolgreiche Spiele zu produzieren ist ein Thema für sich.


    Nein, nicht unbedingt besser, das habe ich aber auch nie behauptet. Klar ist es für die Verlage leichter sich die Werke gestandener Autoren anzusehen. Anfängerfehler wie "Spiel passt nicht zur Verlagsausrichtung", "Spiel hat zu viel Material", "Spiel ist nur ein Klon", "Spiel hat eine Regel die sich zunächst nicht erschließen lässt" etc. sind aber dadurch eher auszuschließen. Bei 300 bis 400 Prototypen pro Jahr bedeutet das immerhin pro Werktag ca. 1,5 bis 2 Prototypen. Dass man sich dann gelegentlich lieber die Arbeit eines bakennten Autors genauer ansieht anstelle sich den x-ten Entwurf (der vielleicht mal wieder nix ist) kann man den Verlagen doch nicht übel nehmen.


    Außerdem würde es mich interessieren wie so die Rate beim Crowdfunding so ist. Damit meine ich das Verhältnis von "gutes Spiel mit guter Regel und gutem Material" zu "insgesamt durch Crowdfunding finanzierten Spielen". Aber das wird wohl niemand so genau wissen.


    Zitat


    Wolfgang Kramer in einem sehr ausführlichen Interview aus dem Jahr 2012, was sehr gut die Entwicklung der ganzen Spieleszene wiedergibt. Ich habe jetzt leider keinen Link zur Hand, bin auch nicht 100% sicher wo ich es gelesen habe, glaube aber sogar im Kramer Almanach der Spielbox. (Ohne Gewähr). Er greift soweit ich mich erinnere eine ähnliche Frage auf und räumt ein, dass es für einen etablierten Autor bedingt durch seinen Ruf und die aufgebauten Kontakte natürlich um ein Vielfaches einfacher ist, seine Spiele veröffentlichen zu können. Und das ist schlicht und ergreifend nicht wegzudiskutieren, siehe auch der zuvor zitierte Absatz.


    Neue Autoren brauchen dazu in der Regel viel Glück und dazu ein weit weit überdurchschnittliches Spiel um überhaupt wahrgenommen zu werden. Wenn überhaupt.


    GENAU das habe ich doch ursprünglich geschrieben! Lies ruhig nochmal mein erstes Posting. Natürlich hat es ein bekannter Autor leichter und natürlich wird er eher seinen Prototypen unterbekommen. Auch der von mir zitierte Herr Sylvester schreibt doch, dass es neben einem guten Spiel eben sehr viel Glück zu einer Veröffentlichung braucht. Das stimmen wir voll überein. Allein der Schluss, dass es für einen bekannten Autor reicht etwas mittelmäßiges zu präsentieren glaube ich nicht. Auch scheint es mir, dass dies Herr Kramer wohl nicht ausdrücken wollte.

  • s

    Zitat

    Original von oxymoron20
    Ein Spiel, das jemanden Spaß macht, kann auch ein schlechtes Spiel sein. Beispielsweise wird es unzählig viele Menschen geben, die an Uno oder Skip-Bo ihre Freude haben. Das ist auch okay, aber sind es deswegen nun gute Spiele? Für diejenigen vielleicht.


    Ohne dir jetzt persönliche nahe treten zu wollen, aber ich finde mit dieser Ausage lehnst du dich sehr weit aus dem Fenster.


    Uno, Mensch ärgere dich nicht, Monopoly usw. usw. sind schlechte Spiele, weil sie den meisten Vielspielern nicht gefallen? Hundertausende Menschen spielen diese Spiele gerne und haben stundenlang Spaß damit. Ist deren Meinung weniger wert, als die Meinung der vermeintlichen Spieleelite? Ist ein Arthousefilm zwangsläufig besser als ein Aktionblockbuster? Klassische Musik ist immer besser als HipHop oder Metal?


    Wir sprechen hier über Fragen den persönlichen Geschmacks. Einen sachlichen, auf festen Bewerungskriterien basierenden fairen Vergleich kann und wird es hier niemals geben.


    WAS man bewerten kann, sind übergeordnete Faktoren:


    Funktioniert das Spiel überhaupt? Kann es "hängen bleiben?" Funktioniert es mit der angegebenen Spielerzahl? Wie ist die optische Gestaltung, die Materialqualität? Diese Faktoren lassen sich fair bewerten. Alles andere ist reine Geschmacksache.


    Das ein Vielspieler eher die Meinung gleichgesinnter teilen wird, als die Meinung eines Wenigspielers, dessen Spielehorizont bei Mau Mau endet und für den selbst Skat eine große Wissenschaft darstellen mag, ist ein völlig anderes Thema.


    Zitat

    Original von oxymoron20
    Bsp. mag ich "Betrayal at the houise on the hill", aber eigentlich ist das spielerisch total beliebig, teilweise sehr unbalanciert und sehr zufällig. Macht nix, ich mag es, aber ich würde es nciht als gutes Spiel bezeichnen.


    Du hast Spaß damit. Wenn deine Gruppe den Spaß teilt, wieso sollte es dann für euch ein schlechtes Spiel sein?


    Gut und böse folgt hier keinem religiösen Dogma und wird allein durch die Spieler selbst festgelegt und nicht von den gottgleichen Internetkritikern. Ich möchte nicht wissen, wievielen Spiele bereits im Vorfeld durch negative Berichte die Chance verwehrt wurde größere Bekanntheit zu erlangen.

    3 Mal editiert, zuletzt von Winterfeld ()

  • Bitte meinen Post richtig lesen/verstehen. Natürlich können für die Leute, denen es Spaß macht, Monopoly und Uno gute Spiele sein. Und über Geschmack lässt sich nicht streiten.


    Aber mit dieser Maßgabe können wir ALLE Rezensionen und viele Forumsbeiträge hier komplett vergessen. Warum dann noch Zeitschriften mit Rezensionen lesen?


    Nochmal: Wer Spaß mit Monopoly hat, soll es bitte gerne Spielen. Das ist okay und diese Menschen schätze ich deswegen kein bischen weniger wert. Aber ich will nciht mispielen müssen. Und wenn man nun versuch objektiv heranzugehen, dann hat Monopoly schon einige Schwächen:


    - Spielereliminierung


    - die Reichen werden reicher, die Armen ärmer


    - eine sehr lange Spieldauer gemessen am Spiel


    - hoher Glücksanteil bei langer Spieldauer


    Das sind Designfaktoren die bei den meisten heute veröffentlichten Spielen nicht mehr vorkommen würden. Ein Verlag würde (so denke ich zumindest) heute kein Momopoly mehr akzeptieren. Aber es ist eben ein allseits bekannter Klassiker und "zieht" deswegen.

  • Zitat

    Original von Winterfeld
    Ich versuche lediglich mein persönliches Fazit zu ziehen: Weder Autor noch Verlag allein garantieren ein gutes Spiel, der Rest meiner Beiträge ist lediglich meine Argumentationskette, warum ich persönlich für mich dieses Fazit ziehe und wie ich generell die Entwicklung der Branche in den letzten Jahren wahrnehme.


    Marcel Reich-Ranicki hat sinngemäß mal gesagt, dass alle Autoren schlechte Bücher schreiben, aber dass bei den großen Autoren dann und wann mal ein gutes Buch dabei ist. Bei Spielen ist das sicherlich ganz ähnlich.


    Bei Deinem Fazit sind wir beieinander, das sehe ich auch so. Im Gegensatz zu Dir finde ich das aber auch völlig unproblematisch. Bekannte Autoren haben es in der Vergangenheit geschafft, das eine oder andere gute Spiel zu publizieren. Damit haben sie es sich aus meiner Sicht redlich verdient, dass man ihre neueste Schöpfung zumindest mal in Augenschein nimmt - gerne kritisch - unter Einsatz der wertvollsten Ressource des Spielers, seiner Zeit. Erstautoren müssen sich diesen Vertrauensvorschuss erst noch verdienen, indem sie an geeigneter Stelle ihre eigene Reputation aufbauen ... sei es, dass sie sich via Print-and-Play einen ersten Stamm von Fans aufbauen, dass sie sich mit ihrem Konzept den Stürmen des Crowdfunding stellen, dass sie einen Verlagsredakteur überzeugen, etc.


    Darf ich Dich fragen, wo Du Deine Spiele kaufst? Im Internetshop xy, der gestern neu aufgemacht hat und von dem noch kein Mensch etwas gehört hat, oder beim Versandhändler oder Ladengeschäft Deines Vertrauens, wo Du schon häufiger Kunde warst? Und wenn die Antwort auf diese Frage so lautet wie ich erwarte - denkst Du nicht, dass die Reputation auch bei Spieleautoren etwas Sinnvolles sein kann?

  • Zitat

    Original von Winterfeld
    Und damit automatisch besser als jeder der anderen 300 – 400 Prototypen? Das halte ich für vermessen zu behaupten. Ich glaube die Verlage machen es sich hier bewusst einfach um Kosten und Aufwand zu minimieren.


    Die Verlage machen es sich ganz sicher nicht einfach. Würde er es sich einfach machen, würde er NUR Spiele von bekannten Autoren anschauen. Aber so ist die Realität ja nicht. Es erscheinen jedes Jahr sehr viele Erstlingswerke von Autoren. Die haben ihren Weg zum Verlag ja auch gefunden.


    Man muss sich vor Augen halten, dass die zeitlichen Ressourcen nun mal begrenzt sind. Ein Tag hat nur 24 Stunden. Man kann deshalb nicht jeden Tag 5 neue Prototypen ausprobieren. Fast jedem Verlag werden mehr Spiele angeboten, als er ausprobieren kann. Also muss er schon vor dem ersten Spiel selektieren.


    Und mal ehrlich: Wenn du 10 Spiele im Regal liegen hast und weißt, dass du davon nur 3 ausprobieren kannst, weil am nächsten Tag schon wieder 5 neue Spiele eintreffen: Wählst du dann 3 Spiele von unbekannten Autoren aus und schickst dafür Spiele von Kramer, Feld, Rosenberg etc. ungespielt wieder zurück? Wohl kaum. Das hat nichts damit zu tun, es sich leicht zu machen.


    Natürlich hat man keine Gewissheit, dass das Kramer-Spiel besser ist als ein anderes Spiel aus dem Regal von einem unbekannten Autor. Aber die Wahrscheinlichkeit ist einfach größer, dass das Kramer-Spiel besser sein KÖNNTE. Und man hat die Gewissheit, dass das Spiel jede Menge Tests hinter sich hat und von vielen Leuten bereits gut gefunden wurde, weil ein Kramer, Feld oder Rosenberg sein Spiel sonst noch gar nicht angeboten hätte. Das gilt zwar auch für viele neue Autoren, aber diese Gewissheit man halt nicht, weil es eben auch Autoren gibt, die Spiele nach nur wenigen Tests einschicken. Einmal pro Jahr erhalte ich auch eine Anfrage von einem Autor, der sein Spiel selbst noch gar nicht gespielt hat. Ja, das gibt es leider auch!


    Die Verlage machen es sich nicht einfach. Sie besuchen das Göttinger Autorentreffen oder die Spieleerfindermesse in Haar, um neue Autoren kennenzulernen. Sie reisen zu Messen in andere Länder, um dort neue Autoren kennenzulernen. Sie lesen täglich Anleitungen von Email-Anfragen, um neue Autoren kennenzulernen. Bitte stelle deshalb nicht so leichtfertig eine solche (vermutlich unbedachte) Äußerung in den Raum. Danke!

  • @ Oxymoron20


    Mit richtig lesen oder verstehen hat das wenig zu tun, worauf du hinaus wolltest ist klar, aber so wie du esgeschrieben hast, ist es meiner Meinung nach etwas Missverständlich dargelegt. So wie es jetzt von dir sauber zu Ende argumentiert wurde, kann ich mich in dem Punkt deiner Meinung großteils anschließen. Danke für die Klarstellung.


    Zu deiner Frage: Warum Kritiken lesen:


    Diese Frage muss meiner Meinung nach jeder für sich selbst beantworten. Warum lesen Menschen Kritiken, anstatt sich selbst ein Bild zu machen?


    Zeitmangel? Bequemlichkeit? Aus Angst selbst die falsche Kaufentscheidung zu treffen?


    Gründe gibt es dafür viele.


    Nicht jeder hat die Zeit, das Geld und den Enthusiasmus jährlich über 500 Spieleneuheiten probe zu spielen. Zuerst orientiert man sich natürlich an Leuten, die am ehesten den eigenen Spielegeschmack teilen, im eigenen Umfeld, dem eigenen Spielekreis, und letztendlich auch in Internetforen.


    Das ist natürlich immer ein zweischneidiges Schwert, weil Geschmäcker natürlich grundverchieden sind, dennoch ist die Schnittmenge "hier" unter Gleichgesinnten natürlich deutlich höher, als wenn ich im Hiphopforum frage, wie die User dort das neue Metallicaalbum finden :hahaha:

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  • Zitat

    Original von Thygra


    Die Verlage machen es sich ganz sicher nicht einfach. Würde er es sich einfach machen, würde er NUR Spiele von bekannten Autoren anschauen. Aber so ist die Realität ja nicht. Es erscheinen jedes Jahr sehr viele Erstlingswerke von Autoren. Die haben ihren Weg zum Verlag ja auch gefunden.
    .....
    Die Verlage machen es sich nicht einfach. Sie besuchen das Göttinger Autorentreffen oder die Spieleerfindermesse in Haar, um neue Autoren kennenzulernen. Sie reisen zu Messen in andere Länder, um dort neue Autoren kennenzulernen. Sie lesen täglich Anleitungen von Email-Anfragen, um neue Autoren kennenzulernen. Bitte stelle deshalb nicht so leichtfertig eine solche (vermutlich unbedachte) Äußerung in den Raum. Danke!


    Bitte nicht falsch verstehen, das ist keinesfalls als bösartige Kritik oder negative Stimmungsmache gegenüber den Verlagen gedacht. Das das von dir geschilderte Vorgehen allein schon aus wirtschaftlicher Sicht Sinn macht, habe ich nie abgestritten. Mir ging es lediglich darum festzustellen, dass es für einen etablierten Autor weitaus einfacher ist, ein grundsolides, aber nicht grandioses Spiel auf die Tische der Verlage zu bekommen, wohingegen ein unbekannter Autor dazu entweder sehr viel Glück, oder ein weitaus "besseres" Spiel benötigt. Wenn ich jetzt morgen früh die Regel zu einem Prototypen des gefühlt 3000. Workerplacementspiels (am besten noch in austauschbar mittelalterlichen Setting) an Pegasus schicke, wie groß wird die Wahrscheinlickeit sein, zu einer Vorführung eingeladen zu werden, wenn mein Name jetzt nicht Uwe Rosenberg, Stefan Feld, Wolfgang Kramer oder wie auch immer lautet? Unwahrscheinlich, oder?


    Ist ja auch gar nicht schlimm oder schade, und schon gar nicht skandalös.

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  • Zitat

    Original von Winterfeld
    Wenn ich jetzt morgen früh die Regel zu einem Prototypen des gefühlt 3000. Workerplacementspiels (am besten noch in austauschbar mittelalterlichen Setting) an Pegasus schicke, wie groß wird die Wahrscheinlickeit sein, zu einer Vorführung eingeladen zu werden, wenn mein Name jetzt nicht Uwe Rosenberg, Stefan Feld, Wolfgang Kramer oder wie auch immer lautet?


    Das kommt ganz darauf an, wie deine Antwort auf meine Frage lauten wird, die ich dir dann stellen würde: "Was macht dein Spiel besonders, was hat es, das andere Spieler dieser Art nicht haben?" Und diese Frage stelle ich nicht nur neuen Autoren, sondern auch bekannten Autoren.


    Natürlich ist die Chance für einen bekannten Autor größer, ein Spiel auf einen Verlagstisch zu bekommen. Aber das hat er sich ja auch verdient. Auch ein Rosenberg oder Feld war nicht von Beginn an bekannt, sondern musste sich seinen Namen erst mal über einige gute Spiele verdienen.


    Trotzdem schützt der gute Name nicht vor Absagen. Auch Kramer, Feld und Rosenberg haben schon mehr als einmal Absagen von mir für ihre Spiele erhalten.

    André Zottmann / Thygra Spiele - u. a. viel für Pegasus Spiele tätig
    Ich gebe hier generell immer meine eigene, ganz persönliche Meinung von mir.

    Einmal editiert, zuletzt von Thygra ()