Nun, zu diesem Thema verweise ich gerne auf den, meiner Meinung nach sehr lesenswerten, Blog von Peer Sylvester. Dort beschreibt er unter der Überschrift "Ein gutes Spiel reicht nicht" die Schwierigkeiten bei einer Veröffentlichung bei einem Verlag (größerer wie auch Kleinverlag).
(Quelle: http://www.spielbar.com/wordpress/2010/03/28/1361)
Im Wesentlichen müssen für eine Veröffentlichung bei einem Verlag also folgende Dinge gegeben sein:
ist
- Das Spiel ist nicht zu andersartig
- Das Spiel hat kein oder nur wenig Sondermaterial (z.B. Figuren, etc.)
- Das Spiel darf nicht zu komplex sein.
Auch die Veröffentlichung im Kleinverlag gestalte sich nicht unbedingt einfach, weshalb neben einem gut gestalteteten Spiel und den oben genannten Bedingungen eben auch ein Menge Glück zur Veröffentlichung notwendig ist. Und manchmal hilft eben auch ein bekannter Name.
@Wintefeld: Warum stört es Dich so, dass Autoren genannt werden? Persönlich empfinde ich es als Fortschritt, dass die Autoren auf der Schachtel genannt werden und auch als Schöpfer wahrgenommen werden. Dafür hat es auch lange gebraucht bis sich die Autoren bzw. die SAZ durchsetzen konnten (die sog. "Bierdeckelproklamation"). Auch denke ich nicht, dass es eine Glorifizierung gibt, dafür ist die Spielebranche zu übersichtlich und bodenständig. Stefan Feld ist beispielweise "normaler" Lehrer und einen Personenkult wie beispielsweise in der Film- und Musikindustrie habe ich noch ausmachen können. Hat Herr Feld oder Rosenberg tatsächlich so viele Groupies und gibt es einen Starschnitt von diesen Herren in der Bravo Spiel? Außerdem ist es doch gut, wenn die Autoren genannt werden, denn ihre Handschrift schlägt sich doch im Spiel nieder. Bei Uwe Rosenberg weiß man in der Regel, dass ein sehr vielseitiges, gelegentlich etwas dröges, aber auch gut variables Spiel erwartet (Agricola, Le Havre, Ora et Labora, etc.). Herr Feld mag häufig Spiele, bei denen sehr viele Spiegpunkte auf sehr viele Weisen vergeben werden. Das kann man mögen oder auch nciht.
Die Veröffentlichung als PnP Prototyp ist sicherlich auch möglich. Meines Wissens nach wurde Himalaya aus dem Tilsit Verlag so entdeckt. Da gab es, glaube ich, vorher eine PnP Version auf BGG. Aber auch hier ist man sicherlich Effekten ausgesetzt, die man nicht allein durch ein gutes Spiel auslösen kann. Beispielsweise muss sich jemand finden, der es tatsächlich bastelt, dann dafür Leute findet die das dann noch spielen (bei Konkurrenz zu all den bereits veröffentlichten Spielen mit guten Material) und dann noch einen gewissen Ruf erzeugt. Spielt es User xyz dürfte es die wenigsten interessieren, berichtet Tom Vassel in seinem Podcast begeistert über das Spiel, dann hat man schon eine ganz andere Bühne. Und dazu bedarf es eben auch Glück.
Die Veröffentlichung über Kickstarter ist wohl auch möglich, aber auch hier braucht man eine Auferksamkeit, die allein durch gutes Design nicht zu bekommen ist, glaube ich. Im Videospielbereich waren vor allem Projekte von bekannten Leuten sehr erfolgreich (The Cave, Shadowrun returns, Wasteland II, etc.). Auch hier ist man in Konkurrenz zu vielen anderen Titeln und man benötigt dann schon eine gewisse PR um wahrgenommen zu werden.
Warbear: Warum lehnst Du Crowfunding von etablierten Verlägen kategorisch ab? Meiner Meinung nach ist es weder für das Crowdfunding noch für die Spiele im allgemeinen unbedingt besser, wenn auf diese Weise nur Spiele von unbekannten Verlägen bzw. Einzelpersonen unterstützt werden. Einige Beispiele für gescheiterte Projekte wie "The doom that came to Atlantic City" u.a. gibt es bereits. Im Gegegnzug dazu bietet ein gestandener Verlag vermutlich die solidere Kalkulation, die besseren Kontakte und auch eine Redaktion die sich auf Spielregeln und Spieldesign versteht. Auf diese Weise können Verläge Spiele herausbringen, die andernfalls durch das Raster fallen würden, weil beispielsweise die Mechanismen zu unbekannt, das Material zu mannigfaltig, die Thematik zu gewagt sind. Insofern ist es ein Weg auch kuriose Spiele, die ein Verlag veröffentlichen will, aber dies nicht unbedingt (finanziell) wagen würde, zu verwirklichen.
Der Kleinverlag geht natürlich immer, aber das ist ein Wagnis. Neben einem großen Aufwand besteht ein erhebliches finanzielles Risiko. Irgendwann habe ich im Zuge der Veröffentlichung von Attandarra davon gelesen. (Link: http://spielbox.de/phorum4/read.php4?f=1&i=238518&t=238518&)
Warum sollten Spiele beliebiger werden, weil es neue bzw. weitere Vertriebswege bestehen? Letztendlich gibt es einen Markt für Spiele bzw. Vielspielerspiele. Der ist endlich und daher kann nicht alles von jedem gekauft werden. Entsprechend muss jedes Spiel seine Nische bzw. Zielgruppe finden und diese gut bedienen, ansonsten hat das Spiel keine Chance. Tatsächlich glaube ich schon, dass die Vielfalt mittlerweile sehr viel größer geworden ist. Vergleicht man allein die Anzahl an Veröffentlichungen auf der Spiel von 1990 und heute, lässt sich diese Schlussfolgerung wohl ziehen. Gilt wohl auch für Bücher, Filme, Fernsehsender.
Ob es einen Königsweg für eine Veröffentlichung eines guten Spiel gibt, da bin ich mir nicht sicher. Tendenziell bin ich aber bereit zu glauben, dass Spiele, die über einen Verlag veröffentlicht werden in der Regel die beste Qualität in Hinsicht auf Regeln, Material und vielleicht auch Design haben. Immerhin hat hier eine Redaktion drauf geschaut. Schaut man sich einige Corwdfunding Produktionen an, so scheint es zwar durchaus gute Titel zu geben, aber eben auch häufig Spiele mit Ecken und Katen, die vielleicht etwas redaktionellen Feinschliff benötigt hätten. (Das sind alles nur Vermutungen meinerseits, aber diesen Eindruck habe ich durch Lesen von Rezensionen, Forenbeiträgen etc. bekommen.)
Spiele die auf mehreren Wegen erschienen sind? Crowdfunding Spiele sind doch später bei größeren Verlägen gelandet wie Eminent Domain oder Flashpoint Fire Rescue.
Himalya als Beispiel für einen PnP Prototypen der bei einem Verlag gelandet ist, habe ich bereits genannt.
Keine Ahnung ob es stimmt, aber war nicht Terra Mystica als Veröffentlichung bei einem größeren Verlag im Gespräch?