Kennen Sie das auch? Bei der glanzvollen Betrachtung der Neuankömmlinge im Spieleregal macht sich ein wohliges Gefühl in der Magengegend breit, doch plötzlich lässt sich so etwas wie ein Knoten ertasten - nervös lächelnd wird der Gedanke an die Kosten beiseite geschoben. Wenn irgendwann doch in der Retrospektive die Ausgaben überschlagen werden, überschlägt sich auch das schlechte Gewissen. So viel sollte es doch gar nicht werden...
Wenn Sie das NICHT kennen - herzlichen Glückwunsch, dieser Thread ist nur sehr begrenzt für Sie! Ermunterungen und Tipps sind willkommen, aber Äußerungen wie "Ich hab genug Einkommen und kann mir kaufen, was ich will!" - "Wie können erwachsene Menschen es nicht schaffen, ein Budget einzuhalten?" - "Wie können erwachsene Menschen kein Budget erstellen?" und ähnliches sind nicht zielführend. Ich möchte hier gerne Tipps und Strategien sammeln, für Spieler, die ihre Ausgaben gerne regulieren würden, aus welchem Grund auch immer. Weil sie es möchten, weil sie es müssen, weil sie es wollen, weil sie es können. Fragen werden nicht gestellt.
Die Idee kam mir, weil ich sehr oft Aussagen wie "Ich wollte doch nix kaufen", "Und wieder xx € weg " oder "Da konnte ich nicht widerstehen! " lese, und ganz selten Beschwerden in Richtung "Mist, schon wieder nicht genug Geld ausgegeben ", "Man, ich hab viel zu wenig Spiele und keine Ahnung, wie ich das ändern könnte! " oder "Shiiiiit, ich hab dieses Jahr mein Budget deutlich unterschritten!! ". Das lässt mich vermuten, dass der konkrete Austausch, wie man zu einem Ausgabenbudget kommt, mit dem man glücklich ist, vielleicht interessant sein könnte. Ebenso der "Vorsätze für das neue Spielejahr"-Thread, in dem das "weniger kaufen" ziemlich präsent war.
Ich selbst liebe es, Budgets zu erstellen. Dabei bin ich der festen Überzeugung, dass der wichtigste Schritt die Klärung von Einnahmen und Ausgaben ist. "Kopfloses Sparen", in dem man sich hier mal ein Spiel und da mal eine Erweiterung versagt, um dann woanders mit "ich hab ja neulich gespart!" das dreifache auszugeben, bringen selten was. Und ich rede aus leidvoller, jahrelanger Erfahrung (nicht unbedingt mit Bezug auf Spiele allerdings, eher eine generelle Lebenseinstellung, *hüstel*). Jetzt wollte ich einfach mal meine Strategien darlegen, vielleicht helfen sie ja jemandem, und fragen, wie ihr das so macht, was euch am meisten gebracht hat, eurer Meinung nach, und wer mit seinem Kaufverhalten aufgrund welcher Maßnahmen vollends zufrieden ist.
Nochmal zur Verdeutlichung: Dieser Thread ist für Leute, die NICHT zufrieden sind und die etwas ändern möchten. Wer happy so ist, wie es läuft, möge sich nicht angesprochen fühlen, ist aber natürlich trotzdem herzlich willkommen, seine Strategien, falls es welche gibt, zu teilen.
1. Maßnahme: Monatliches Budget
Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich daran festhalten möchte. Es war aber meine erste Idee, nach monatelangem, wildem "Das ist aber günstig", "Das ist aber ein tolles Angebot", "Das Spiel muss ich haben!"-Rumgeshoppe. Von meinem monatlichen "Leben & Freizeit"-Budget hatte ich mir einfach so, nur um mal eine handfeste Grenze zu haben, 50 € für Spiele reserviert, die ich dann mit ruhigem Gewissen auf den Kopf hauen könnte. Das klang für mich ganz gut, nicht zu viel, nicht zu wenig. Als ich mir aber verdeutlichte, dass das im Jahr 600 Euro sind, wurde mir doch leicht anders. Zudem verleitet so ein "Ruhiges Gewissen"-Budget dazu, es komplett auf den Kopf zu hauen, auch wenn man im Moment gar nichts _wirklich_ braucht oder haben möchte. Später folgte die Einschränkung: HÖCHSTENS 50 € im Monat. Soll heißen, falls davon was übrig bleibt, wird es nicht für irgendein Spiel ausgegeben sondern für was anderes, Essen gehen, Geschenke, was weiß ich. Aber: Falls ich im nächsten Monat ein Spiel für 70 Euro will, kann ich es mir nicht kaufen, denn es dürfen ja nur HÖCHSTENS 50 € ausgegeben werden. Ich müsste dann die 50 Euro sparen und auf den nächsten Monat warten, in dem ich die verbleibenden 20 Euro vom strengen Spielebudget nehmen kann, und DANN erst kaufen.
Das sollte auch ein wenig Zeit geben, noch nicht oder noch nur wenig gespielte Spiele zu spielen und durch die längere Dauer, bevor etwas gekauft wird, helfen, sich klar zu werden, dass man es WIRKLICH haben will.
Diese Strenge hat Vorteile - soeben beschrieben - sie hat aber auch Nachteile, wenn z. B. irgendwo ein mega günstiges Angebot aufploppt, das aber immer noch über dem gerade zur Verfügung stehenden Budget liegt. Wenn man sich aber zu oft verzeiht und nachgibt, steigt die Gefahr, es gar nicht mehr ernst zu nehmen.
Ich bin also noch unschlüssig, ob ein starres Budget so sinnvoll ist. Auf jeden Fall ist es aber besser, als blindes Alleskaufen, werte Dame Dekadenz!!
2. Maßnahme: Verkaufen
Und damit meine ich nicht nur Brettspiele, aber natürlich auch. Über ebay, Kleinanzeigen, oder sonstwo. Eine vernünftige Idee finde ich es, für Menschen, die "zu viel Kram" bei sich haben, ihr Hobby durch Verkäufe gegenzufinanzieren. Eine Weile hab ich das gemacht. Spiele wurden nur mit Geld gekauft, dass ich durch Verkauf eingenommen hatte. Zur Not bei rebuy. Geringerer Umsatz, dafür auf jeden Fall Verkauf. (Bei den Artikeln, die sie nehmen, natürlich)
Was also in den Kleinanzeigen keinen Abnehmer gefunden hat durfte zu rebuy.
Da ich aber eben NICHT allzu viel Kram zum Verkauf habe, ist das, für meinen Fall, höchstens etwas zusätzliches. Für Leute, die eine, ihrer Meinung nach, zu große Sammlung haben und die gerne ausmisten wollen aber ideal. Hier könnte man sich direkt zur Aufgabe setzen, NUR NOCH Spiele zu kaufen, wenn man durch Verkäufe genug Geld dafür zusammenhat. Finde ich, wenn es machbar ist, sehr toll!
3. Maßnahme: Gebrauchtmarkt
Bei fast jedem Spiel überlege ich mir derzeit, es gebraucht zu kaufen. Habe bis jetzt nur tolle Erfahrungen gemacht. Ist natürlich etwas aufwändiger und etwas riskanter. Dafür bessere CO2-Bilanz (datt Ding existiert ja schon!), günstiger und ein Mitmensch erfreut sich (im Normalfall) auch noch direkt am Verkauf.
4. Maßnahme: Mehrarbeit
Inzwischen übertrifft die Wichtigkeit dieser Maßnahme bei mir ein wenig die des monatlichen Budgets. Als Freelancer nehme ich jetzt, wenn ich ein teureres Spiel anschaffen möchte, einfach mehr Aufträge und speicher die gedanklich auch als "Dies ist für Wingspan! Das jetzt für Dinosaur Island!!" ab. Ich werte das Verdiente gar nicht als Einkommen (keine Angst, liebes Finanzamt, für die Steuer natürlich schon), sondern setze es gefühlsmäßig sofort in AnteileAmSpiel um. Erst wenn ich mir das Spiel "verdient" und das Geld erhalten habe, wird es gekauft. Das ist in meiner Position besonders easy, mag aber nicht für jeden so sein. Aber wer weiß? Wer hat hier nicht vielleicht doch einen Nebenverdienst am Laufen, den er, bei Spielebedarf, mal wieder beleben könnte? Mal eine extra Decke gehäkelt und auf etsy gestellt? Mal einen Garten mehr entlaubt? Bei flexibleren Arbeitgebern, die Überstunden auch noch auszahlen - mal ein paar Stunden drangehängt? Ich für meinen Teil habe ein besseres Gefühl, wenn ich bei Arbeit weiß "das kommt nicht ins normale Budget, das ist konkret für diesesoderjenes Spiel".
Bis jetzt macht mir das am meisten Spaß.
5. Maßnahme: Selbsthilfegruppen
Ok, eher Selbsthilfemenschen. Der Austausch, bei akutem aber ungeplanten und vermutlich auch nicht so sinnvollem Kaufdrang, hilft mir enorm, mich von Kurzschlussentscheidungen abzuhalten. Das Durchsprechen, warum ich ein Spiel überhaupt will, und knallharte "nein, du hast überhaupt keinen GRUND das zu wollen" Gegenargumente, haben mir bestimmt Beträge in MILLIONENHÖHE - oder fast - gespart. Ebenso das offizielle Deklarieren meiner Vorsätze, bspw. eben: "Ich hole mir Dinosaur Island erst, wenn ich das Geld beisammen habe!" hilft mir, das auch einzuhalten. Man will ja nicht labil erscheinen! (Special thanks an übelst geduldige Bandida und Hexe )
So, das war alles, was mir einfällt. Wer seine Maßnahmen hier teilen möchte, ich bitte darum! Vielleicht können andere, inkl. mir, von so mancher Idee profitieren, und vielleicht hilft es ja auch, bei der Einhaltung derselben. Ich werde auf jeden Fall weiterhin versuchen, ein Mischung aus allem genannten beizubehalten, wobei das monatliche Budget und das Verkaufen bei mir wahrscheinlich immer weniger ausgeprägt sein werden.
Liebste frankfurter Grüße und einen schönen, sparsamen Tag!