Hannibal, Twilight Struggle und das Universum

  • Ok, blöder Titel, geb ich zu :)


    Mich würde Eure Meinung zu Card Driven War Games interessieren. Wir spielen aktuell Making of the President von GMT. Das lässt sich ganz nett an, noch sind wir nicht durch, ist aber interessant. Was mir aber wieder mal auffällt: Ich bin langjähriger Hannibal-Rome vs. Carthago Fan. Das hatte ich zuerst, und bin natürlich auch großer Rom-Fan. Der Kartenmechanismus dort ist: Man darf nur für einen selbst passende Karten auf der Hand als Event spielen, die anderen Events werden nicht gespielt (also es werden keine gegnerischen Events getriggert). Im Gegensatz dazu bei TS: Auch wenn man ne Karte für Punkte spielt, wird das gegnerische Event getriggert. MAking of the President dazwischen: Der Gegner darf wählen und nen Marker einsetzen (wenn er einen hat), um das Event zu triggern.

    Ich fande den Mechanismus bei TS schecklich, bei Hannibal super, bei Making of akzeptabel. Warum?

    • Es bremst den Spielfluss, wenn man sich immer auch um gegnerische Events kümmern muss auf der Hand
    • Ich weiß, dass man bei TS natürlich die Reihenfolge wählen darf, trotzdem fühlt es sich irgendwie "gespielt" an (ist nicht so, aber fühlt sich so an für mich)
    • Generell beschäftige ich mich lieber mit meinen Möglichkeiten, als gleich noch die des Gegners mitzudenken (reagieren darauf muss man ja eh immer)

    Wie seht Ihr das? Geht das nur mir so? Es fällt mir immer wieder auf, wie mich das stört...

    Und natürlich als zweiten Punkt - Wargames sollte man echt nie nach Mechanik kaufen, sondern immer nach Thema. Ein noch so gutes Spiel über ein uninteressantes Thema zündet einfach nicht bei mir... Making of the president ist da nah dran :)

  • Mein Problem mit CDGs ist wenn man zwingend das Deck kennen muss. (z.B. die Japan Karte bei TS oder die ägyptischen Partisanen bei Shifting Sands). Da gibt es in der Praxis fast immer einen Vorteil für einen Spieler.


    Ich bin aber beeindruckt wie viele Varianten von CDGs gibt, mechanisch.

    Auch wenn ein COIN offiziell kein CDG ist hat es doch sehr interessante Ideen dem "Genre" hinzugefügt.


    Trotzdem ist ein CDG für mich aber immer ein Glücksspiel, weil ich im Vorfeld nie sagen kann ob's für mich zusammenpasst.

    Aber da spielen oftmals ein paar schrullige Kriterien mit rein. :saint:

    geekeriki.tv

    YouTube.com/geekeriki

  • Ich verstehe deine Probleme und kann sie absolut nachvollziehen. Es liegt, glaub ich, eher weniger an der Mechanik, sondern am Spieldesign. Die Ereignisse z.B. bei TS sind ja alle wirklich passiert und man steckt im Spiel somit in der Zwickmühle, wann ich diese passieren lasse. Als Erfahrener Spieler weißt du also, dass Event xy in einem bestimmten Spielabschnitt getriggert werden. Darauf kann ich mich vorbereiten.

    Das Spiel belohnt also langfristig angelegt Strategien und bestraft Bauchspieler. Auch das Duel alter Hase vs. Neuling wird in 95% der Fällen leider sehr eindeutig ausfallen. Das hat mir an diesem Spiel nicht gut gefallen. Ich glaube, das Spiel ist super, wenn man es mit seinem Brettspielbuddy gemeinsam erkunden kann.


    Das Gegenteil ist wohl Hannibal. Dadurch, dass Event nicht getriggert werden müssen, ist es auf der einen Seite viel taktischer und auf der anderen Seite aber auch glückslastiger. Ich mag es, kann aber auch verstehen, dass es für viele eher kein richtiges Wargame ist.


    Making of the President fällt für mich da irgendwie heraus. Habe es zwar erst 2 mal gespielt, aber mein Eindruck war, dass was auf dem Brett passiert (Area Control), viel Entscheidender ist, als die Kartenhand. Man kann mit seiner Kartenhand immer was anfangen. Es wird sowieso alles gezogen. Liegt aber mit Sicherheit an meiner Unerfahrenheit.


    Grundsätzlich bin ich ein großer Fan von CDG

  • Ein Aspekt, der mir bei TS und bei MotP sehr gefällt, ist genau der Umstand, dass man nicht nur seine "eigenen" Ereignisse optimieren muss, sondern den Schaden der "gegnerischen" Ereignisse so gering wie möglich halten will.

    "Wann spiele ich die Karte, die mir weh tut, damit sie mir so wenig wie möglich weh tut ... oder meinem Gegenüber wenig nützt?"

    Diese "doppelte Optimierung" macht mir sehr viel Spaß ... insbesondere in einem Zweier-Spiel, in dem ja der dierekte Zusammenhang zwischen Nutzen und Schaden da ist: was mir gut tut, schadet dem Gener und umgekehrt. Deshalb würde ich mich auch nicht auf die Sichtweise beschränken, "für den Gegner mitzudenken", denn ich denke immer "für mich" - was hilft mir, was kann mir schaden?


    Und ja - leider ist die Kenntnis des Decks schon eine große Hilfe - aber ich behaupte mal: je unwichtiger die Kenntnis des Decks ist, desto trivialer ist der Zusammenhang zwischen Thema und Mechanik. Insofern akzeptiere ich die Lernkurve als positiven Bestandteil eine komplexen Spiels.


    ... naja - zwei persönliche Sichtweisen ... zum Diskutieren :)

  • Ich weiß, dass man bei TS natürlich die Reihenfolge wählen darf, trotzdem fühlt es sich irgendwie "gespielt" an (ist nicht so, aber fühlt sich so an für mich

    Und genau das liebe ich so an TS. Es ist ein ständiges Dilemma. 1 Karte kann ich loswerden durch Space Race. Doch welche davon? Bei dem anderen muss ich überlegen, wann und wie kann ich mit meinen Zügen davor das schlimmste verhindern.


    Was finde ich so genial daran. Für mich ist das, wie ich Politik erlebe und mir die große Politikbühne vorstelle. Du hast einen Plan. Dann kommen da Ereignisse rein und dann muss man einen Weg finden, damit umzugehen. Manche Ereignisse kannst du kommen sehen (eigene Hand) andere nicht (Hand des Gegners) und ganz wenige davon kannst du im Moment verhindern (Space Race). Dir gefällt das "gespielt" werden nicht. Ich finde es aufgrund des Themas absolut super.


    Dein Punkt mit, es hemmt den Spielfluss kann ich aber voll nachvollziehen. Ich denke auch immer, warum dauert das Spiel eigentlich 2 - 3 Stunden. Wir spielen doch eigentlich nur pro Runde 8 Karten aus. Aber das liegt wahrscheinlich total, an dem was du beschreibst und dass wenn man das nicht öfter Spiel die Karten eben doch nicht auswendig kennt.

  • Ich mag diesen Twist von Punkte oder Event, mit mehr Punkten sind zumeist auch bessere Events möglich - es zerreißt einen manchmal! ^^

    Wie bei jeder Mechanik gibts bei CDG´s auch Unterschiede, nicht nur ent- oder weder, in #Freedom! z.B. kann der Gegner das für einen selbst ungeeignete Event „kaufen“ indem er mit einer seiner Handkarten bezahlt.

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

  • Bei Wargames muss mir zunächst das Thema gefallen, dann kommt erst die Mechanik. Zu vielen Themen gibt es sehr viele Spiele mit unterschiedlichen Systemen und Mechaniken, so dass man letztendlich Thema plus Mechanik zur Auswahl hat.


    Zu CDG: Es gibt ja viele unterschiedliche Arten CDG, gemeinsamer/eigener Kartenstapel, Karten unterteilt in Epochen, Karten nur mit events oder ops, beides zur Auswahl, zusätzliche Ressourcenpunkte etc..

    Grundsätzliche bin ich für alle Versionen offen. Hannibal, We the people, Washingtons War, For the People, Path of Glory, Empire of the Sun, Napoleonic Wars, Sword of Rome, Successors gefallen mir sehr gut, auch wenn POG und Empire of the Sun mich überforderten. Hannibal war auch bei mir das erste CDG und knapp vor We the people mein Lieblingsspiel unter den CDG.

    Das einzige Spiel, welches mir zu gescriptet erschien, war WWII, from Barbarossa to Berlin. Bei Wildeness War bin ich ein wenig zwiegespalten. The Thirty Years hat mir nicht gefallen, nicht wegen des Kartendesigns, sondern wegen des Spielverlaufs, den ich vage als unausgewogen in Erinnerung habe.

  • Wir spielen aktuell Making of the President von GMT. Das lässt sich ganz nett an, noch sind wir nicht durch, ist aber interessant.

    Moment, d.h. ihr macht während des Spielens eine Pause, damit du hier im Forum schreiben kannst? :huh:

    Wer so ein Spiel an einem Stück durchspielt hat definitiv zu viel Freizeit :D Im Ernst, mit Kids und späten Beginn dauert das bei uns schon so 2-4 Abende, bis wir mit sowas durch sind. War früher anders, ist jetzt aber halt so

  • Danke fürs Feedback, und beruhigend zu sehen, dass einige Punkte dann doch gleich gesehen werden. Und natürlich auch, was Euch dennoch an TS etc. gefällt. Ich denke, ich werde zukünftig einfach in die Regel schaun und prüfen, ob die Art des Event-Kartenspiels mir zusagt. Unendlich viele Varianten gibts ja nicht. Ein COIN hätte ich gerne probiert, aber die Lernkurve bei Labyrinth war mir einfach etwas zu hoch, so sehr hat das Thema dann doch nicht gezogen...


    Das ist übrigens noch so ein Thema mit CDGs - entweder man mag das Thema und ist bereit, über die Events zu lernen. Oder man findet es halt nur so semi-spannend, dann ist das schon anstrengend, ob jetzt wieder Nixon ne Kampagne gestartet hat oder Kennedy ne schlaue Rede gehalten hat. Interessant, ja, aber es gibt wichtigeres zu wissen (zumindest finde ich anderes spannender)

    Die Ereignisse z.B. bei TS sind ja alle wirklich passiert und man steckt im Spiel somit in der Zwickmühle, wann ich diese passieren lasse. Als Erfahrener Spieler weißt du also, dass Event xy in einem bestimmten Spielabschnitt getriggert werden. Darauf kann ich mich vorbereiten.

    Ja, das gilt ja aber auch für z.B. Making of the President. In einem Spiel muss ja trotzdem nicht alles exakt so passieren wie es wirklich war.

    Hannibal habe ich bis jetzt auch nur begrenzt als glückslastig empfunden. Hat ne Glückskomponente, aber nicht störend und im Gegenteil spannend. Wer das nicht als Wargame bezeichnet... wenn man das so sieht ist TS sicher keins

  • Ja, das gilt ja aber auch für z.B. Making of the President.

    Das ist richtig, wird aber zusätzlich erschwert, dass man die passende Marker zu diesem Zeitpunkt haben muss. Die muss man sich vorher auch erst verdienen.

    Wie gesagt, ich habe das Spiel leider noch nicht so oft gespielt. In meinen Runden haben wir die Marker jetzt nicht für ein bestimmtes Ereignis gespart, bzw. langfristig vorbereitet, sondern sofort ausgegeben, wenn es aktuell gepasst hat. Das ist sicherlich suboptimal gespielt. Uns gefällt das Spiel trotzdem.

    Wer das nicht als Wargame bezeichnet... wenn man das so sieht ist TS sicher keins

    Es gab, wenn ich mich richtig erinnere, hier und auf BGG Diskussionen dazu, ob es ein Wargame oder ein politisches Spiel ist. Es gibt Gründe dafür und dagegen. Kann beider Seiten nachvollziehen. Ich akzeptiere dazu jede Meinung, weil mir das nicht so wichtig ist, ob man das als Wargame bezeichnet oder nicht. Für mich helfen in dieser Hinsicht Kategorien zur Einordnung. Ich mag Wargames und politische Spiele, daher habe ich keine "Probleme" bei der Einordnung.

  • Ein COIN hätte ich gerne probiert, aber die Lernkurve bei Labyrinth war mir einfach etwas zu hoch, so sehr hat das Thema dann doch nicht gezogen...

    Da könnte sich ein Blick auf The British Way lohnen. Das ist ein COIN-Multipack (vier unterschiedliche Szenarien) für zwei Spieler. Die Szenarien sind deutlich kompakter als bei den anderen COINs und die Spielzeit ist geringer. Und einfacher als Labyrinth ist es allemal.

  • Was ist eigentlich aus dem Robin Hood 2-Spieler-COIN von GMT geworden, das zumindest in der Prototypphase als Einsteiger-COIN angepriesen wurde?


    GMT Games - A Gest of Robin Hood

    A Gest of Robin Hood
    Guerilla tactics in Medieval England.
    boardgamegeek.com

    UGG Online Shop | A Gest of Robin Hood, Deutsche Version | boardgames, cosims und wargames


    "Status: At The Printer" (für die englische Version)

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • Hatte ich auf deutsch vorbestellt, wird vermutlich nie kommen

  • Was ist eigentlich aus dem Robin Hood 2-Spieler-COIN von GMT geworden,

    Verstehe die Frage nicht, du gibst die Antwort doch selbst:

    "Status: At The Printer"

    Kein Shippingdatum - logischerweise - bekannt.

    At the printer kann viel heißen, zumal die Info ja auch schon längst veraltet sein kann. Deshalb die Frage an die, welche das Projekt zeitnah verfolgt haben.

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • Vielleicht täusche ich mich, aber ich glaube das Cover auf der GMT Seite ist neu ... also da tut sich schon was. Und mit > 1600 P500-Orders wird das sicher demnächst rauskommen.

    Ob's irgendwer auf Deutsch übersetzt? Keine Ahnung.

    Wird bei UGG als p200 angeboten. Beim letzten schauen waren die Anmeldungen bei unter 50. Denke auch, dass es nicht auf deutsch kommen wird.

  • Im Design-Discord von A Gest of Robin Hood ist einiges an Aktivität durch den Autor und andere GMT-Mitarbeiter und es werden hin und wieder Bilder von Karten gezeigt. Das ganze sieht wirklich großartig aus und ich freue mich darauf. Wie lange es noch dauert, bis es kommt, ist schwer zu sagen, da GMT an der Stelle relativ träge agiert. Die Zeichen stehen aber wohl auf "im Jahr 2024".


    Für COIN-Fans bestehen dieses Jahr auch noch für mindestens einen weiteren Titel gute Chancen: Red Dust Rebellion.


    Und wer friedlichere Themen möchte, kann sich unter Umständen über Cross Bronx Expressway freuen.