Mein mit Abstand liebstes Solo-Spiel.

Leider spiele ich es seltener als ich gerne würde, was vor allem daran liegt, dass es Zeit braucht, die ich selten habe, und dazu noch eine gewisse Stimmung. Das kommt nicht so oft zusammen wie ich es gerne hätte.

Die Stärke des Spiels liegt für mich in den Geschichten und nicht zuletzt in der Form, wie das Spiel diese inszeniert und aus einer recht simplen Kartenmechanik immer wieder interessante Aspekte herausholt.
Wenn die Karten etwa einen Zug bilden, man in einem einzigen Szenario über Monate gleich mehrere Kontinente der Traumlande erforscht, wenn man aus einem Waldlabyrinth herausfinden muss, oder durch ein interdimensionales Hotel irrt, dann zeigt sich, wie clever die Karten hier eingesetzt werden.

Der Deckbuilding-Aspekt ist mir persönlich ziemlich unwichtig - dennoch macht es Spaß, sich zu Kampagnenbeginn seine(n) Ermittler zusammenzubauen, und diese(n) zwischen den Abenteuern mit neuen Karten zu verbessern. So kommt durchaus ein Gefühl von Progression auf.

Die Regeln sind leider extrem fitzelig. Regelmäßig übersieht man ein Schlüsselwort hier, einen fortwährenden Effekt dort, eine automatische Ressource woanders - das fordert gerade solo, und in einem komplexeren Abenteuer, extrem viel Konzentration und Aufmerksamkeit - ein weiterer Grund dafür, dass ich für das Spiel in Stimmung sein muss.
Dennoch warten die Kampagnen regelmäßig mit unerwarteten Wendungen auf und erreichen einen durchaus epischen Abschluss. Ich bin immer wieder ein klein bisschen traurig, wenn ich am Ende einer Kampagne die Ermittler "auflösen", und ihre Karten zurück in die Schachtel sortieren muss, denn die Figuren wachsen mir durchaus ans Herz. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Kampagnen es schaffen, mich vor nicht immer ganz leichte Entscheidungen in der Geschichte zu stellen, deren Auswirkungen bis zum Ende bestehen bleiben. Bisher habe ich jedenfalls zu jedem meiner Ermittlung eine Bindung aufgebaut.

Dennoch bleibt als weiterer Kritikpunkt bestehen, dass die Abenteuer in ihrer Qualität sehr schwanken - mal hat man ein fantastisch konzipiertes episches Erlebnis, nur um im Folgefall einen eher müden Durchlauf uninspiriert wirkender Elemente durchstehen zu müssen. Insgesamt sehe ich die Geschichten aber auf besserem Niveau, mit mehr Ausreißern nach oben als nach unten.


Ebenfalls problematisch kann der Glücksfaktor sein - egal wie gut man plant, am Ende "würfelt" man (durch das Ziehen von Plättchen) seine Proben aus, und das kann immer in die Hose gehen. Manchmal kann das spannend sein. Manchmal zieht es das Spiel auch nur unnötig in die Länge. (Etwa wenn man, ähnlich wie in Black Orchestra, verschiedene Elemente an einem Punkt vereinen muss, dann an der Probe scheitert, und nun etliche Runden darauf verwenden darf, wieder alle Elemente zu vereinen.)

Kurz: Ein Spiel, das ich eher wegen der Storys und der Atmosphäre mag. Mechanisch gibt es einige Komplikationen und Schwächen. Wenn ich mich aber an ein weiteres Abenteuer wage, dann war ich in den meisten Fällen hinterher begeistert, perfekt unterhalten und habe etliche unvergessliche Augenblicke geschenkt bekommen.
Und weil das bisher kein anderes Spiel so gut und so oft bei mir geschafft hat wie das Arkham Horror LCG, werde ich trotz einiger Schwächen immer wieder bereit sein, mich ins Abenteuer zu stürzen - wenn ich denn in der Stimmung dafür bin. :)