2023 KW51 + KW52 . Arkham Horror - Das Kartenspiel

Zuerst mal möchte ich mich entschuldigen, dass so lange nichts mehr von mir zu lesen war. Es war und ist aktuell leider beruflich recht stressig, so dass ich hier ein wenig pausieren musste. Wahrscheinlich werde ich mich in der nächsten Zeit auch immer mal etwas kürzer fassen müssen. Falls euch also etwas in meinem Bericht fehlt oder ihr Fragen habt, dann setzt einfach entsprechend einen Kommentar darunter und nach Möglichkeit gehe ich dann darauf ein. Ich weiß, dass ich mich gerne recht kritisch Spielen gegenüber äußere. Von daher ist es völlig nachvollziehbar, wenn daraufhin der Bedarf zum Austausch verschiedener Meinungen besteht.




Gespielt haben wir natürlich ein paar Sachen. Im Kopf hatte ich mir auch schon entsprechend Texte zurechtgelegt, nachdem nun aber doch einiges an Zeit verflossen ist, scheint es mir sinnvoller über diese Spiele dann zu berichten, wenn die Spielerlebnisse frischer im Gedächtnis sind.




Über ein Spiel, welches wir in den letzten Wochen öfter gespielt haben, möchte ich aber dennoch berichten. Arkham Horror – Das Kartenspiel.




Auf Arkham Horror – Das Kartenspiel war ich sehr gespannt. Das Thema kommt bei uns in der Familie gut an und die Möglichkeit eine Geschichte im Lovecraft-Universum erleben zu können, klang sehr vielversprechend. Zum Teil ist es dem Spiel auch gelungen die Erwartungen zu erfüllen, im Großen und Ganzen hat sich nach dem Durchspielen der Kampagne aus der Grundbox doch auch ziemliche Ernüchterung breit gemacht.




Es sind viele kleine Punkte, die bei uns Anlass zur Kritik gaben und die Stimmung am Tisch dämpften.




Regeln


Die Regeln sind kleinteilig und etwas umständlich beschrieben, so dass der Spielfluss immer wieder ausgebremst wird. Wenn man durchsteigt, dann sind die Regeln in sich schlüssig, es gibt aber so viele Fehlerquellen in die man als Spieler tappen kann, so dass man immer wieder feststellt, doch etwas falsch gemacht zu haben. Das liegt aber nicht unbedingt alleine am Spieler, sondern eben auch daran, dass Kartentexte und Regeln nicht immer intuitiv gestaltet sind. So gibt es z.B. die Aktion Kampf auslösen. Andererseits kann man aber auch eine Fähigkeit auf einer Karte aktivieren, welche dann wiederum einen Kampf auslöst. In der Praxis betrifft das z.B. Waffen. Mir ist klar, warum man das so gelöst hat. Woanders heißt es aber eben einfach nur, dass man bei der Aktion Kampf nur eine Waffe oder eine Waffe pro Hand nutzen kann. Das ist logisch und einfach nachvollziehbar. Ja, man kann auch sagen, dass das dennoch so völlig in Ordnung bei Arkham Horror – Das Kartenspiel gelöst ist. Man merkt aber auch an vielen anderen Stellen wie Regeln und Kartentexte vollkommen unnötig kompliziert beschrieben wurden. „Zieh noch eine Karte“ ist halt einfacher zu verstehen als im Referenzhandbuch nachschlagen zu müssen, was „Nachrüsten“ bedeutet. Das Ganze gipfelt in einer Ortskarte, auf welcher folgendes steht: „Erzwungen – Sobald du dich von diesem Ort weg bewegst: Lege eine Intellekt Probe (3) ab. Falls die Probe misslingt, hebe die Effekte der Bewegung auf.“. Da mussten wir schon etwas am Tisch lachen, als wir sahen wie schwierig es scheinbar ist jemanden zu vermitteln, dass eine Bewegung nicht durchgeführt werden kann, wenn eine Probe misslingt.


Andere Spiele schaffen es da doch schlanker und eingängiger ihre Regeln aufzustellen ohne dabei an Tiefgang zu verlieren.






Arbeitsaufwand


Der Arbeitsaufwand in Arkham Horror – Das Kartenspiel ist durchaus beachtlich. Klar, schon alleine, weil es zig Erweiterungspakete gibt, muss man sich ausführlich mit dem Spiel beschäftigen. Spielt man nur das Grundspiel, kann einen das erst mal kalt lassen, wird es aber vermutlich nicht.


Der Deckbau wird einem am Anfang auch etwas abgenommen. Trotzdem bleibt man davor nicht gefeit. Auch das man sich durch ein Regelwerk kämpfen muss, welches einen in Kombination mit dem Spielmaterial immer mal vor Fragen stellt, findet man woanders auch. Hier kommt dann aber noch dazu, dass man immer wieder für die Szenarien Karten ein- und aussortieren muss. Das Deck wird verändert und in den Szenarien wird auf Begegnungskarten vorangegangener Szenarien zurück gegriffen. Mal muss ein ganzes Set an Karten zur Seite gelegt werden, mal nur einzelne Karten. Da gilt es jeden Satz für die Vorbereitung eines Szenarios genau zu lesen. Als wir die Kampagne durchgespielt hatten, saß ich dann erst mal ein Weile da und habe alles wieder zurück sortiert. Kartentrenner gibt es in der Grundbox nicht und wie ich die Erweiterungen am besten einsortiere, weiß ich auch noch nicht. Da beschäftigt mich das Spiel doch etwas mehr als in der Administration als ich gerne hätte.




Schwierigkeitsgrad


Ich habe kein Problem mit Herausforderungen in Spielen. Ich scheitere aber lieber daran, dass ich die vorhandenen Möglichkeiten lernen muss richtig zu nutzen und weniger an dem Grund, kaum Möglichkeiten zu haben. Bei Arkham Horror – Das Kartenspiel fühlt es sich aber immer eher danach an kaum echte Möglichkeiten zu haben.


Das liegt auch an den mehrfach vorhanden Zufallsfaktoren im Spiel.


Die ersten Probleme bietet schon alleine das Deck. 30 Karten und dazu notwendige Ressourcen, um die Karte in die Auslage spielen zu können. Das man die Karten selbst als Ressourcen/Verstärkungen verwenden kann, mindert das Problem ein wenig, löst aber nicht, dass man immer wieder zu dem Punkt kommt, gewünschte Karten oder Kombinationen nicht zu bekommen oder die notwendigen Ressourcen nicht zu haben, um die Karten spielen zu können. Ein Dilemma, welches man von Magic zur Genüge kennt. Nur hat Magic schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel. Schade, dass man hier nicht bessere Lösungen gefunden hat, um sein Deck auch vernünftig in einem Szenario durchspielen zu können. Man muss sich bewusst sein, dass man Karten, die man während einer Kampagne erwirbt, vielleicht nie in dieser gespielt werden können. Besonders befriedigend ist das nicht. Das der Moment, wann eine Karte im Deck erscheint, wesentlich für den Spielverlauf sein kann, sieht man schon an den Schwächen im Deck. Kommt eine solche am Anfang des Spielverlaufs, ist es natürlich spürbar schwerer, als wenn sie bis zum Ende eines Szenarios friedlich am unteren Ende des Decks vor sich hinschlummert und nie gezogen wird.


Allgemein hat man die Chance verpasst, mit Hilfe der Schwächen den Schwierigkeitsgrad thematisch gelungen zu justieren. Das wäre inhaltlich sicher interessant gewesen in einem höheren Schwierigkeitsgrad mit mehreren, thematisch zu Charakter passenden, Schwächen zu spielen und in einem niedrigeren Schwierigkeitsgrad mit weniger bzw. gar keinen Schwächen. Stattdessen hat man den denkbar einfachsten Weg zur Anpassung des Schwierigkeitsgrades gewählt und verändert einfach nur die Plättchen zur Bewältigung der Probe, macht also den Erfolg zur Bewältigung der Probe wahrscheinlicher. Das ist weder besonders spannend und macht es Einsteigern zudem gar nicht so viel einfacher.


Vergleicht man die Ermittler aus dem Grundspiel mit den Ermittlern die es einzeln als Erweiterung zu kaufen gibt dann zeigt sich, dass die Ermittler aus den einzeln zu kaufenden Ermittlerdecks spezialisierter sind als die aus dem Grundspiel. Das heißt, dass die Ermittler in den Ermittlerdecks in einzelnen Kategorien höhere Werte haben und so z.B. im Kampf oder beim Ermitteln leichter Erfolge erzielen können. Dadurch können sich die Spieler Aufgaben leichter teilen und sich auf bestimmte Sachen konzentrieren. Das ist bei den Ermittlern aus dem Grundspiel weniger gegeben, was es in Kombination mit für Einsteiger schwierig zu spielenden Fähigkeiten schwerer macht Fortschritte zu erreichen und Erfolge erzielen. Mit manch einem Ermittler oder einer Ermittlerin ist es für einen Einsteiger durchaus manchmal schwierig am Spielgeschehen vernünftig teilhaben zu können. Es sollte nicht so sein, dass einem der Einstieg mit den zusätzlichen Ermittlerdecks leichter fällt.


Wo der Zufall ebenfalls gnadenlos zuschlagen kann ist bei den Begegnungskarten, welche den Spielern das Leben immer erschweren, aber der Zeitpunkt und Ort wesentlich ist, wie stark. So erschweren manche Karten z.B. das Ermitteln. Ist das auf einem Ort, wo die Probe eh nicht so schwer ist, dann wird man die Erschwernis schnell wieder los. Passiert das aber auf einem Ort, wo die Probe an sich schon schwer ist, dann ist es nahezu unmöglich an diesem Ort noch etwas holen zu können. Wir mussten so plötzlich beim Ermitteln auf einem Ort eine Probe von 6 bestehen. Das war mit den Charakteren aus der Grundbox eigentlich nicht zu schaffen. Dummerweise war der Ort noch voll mit Hinweisen. Solche Schwankungsbreiten in der Schwierigkeit, gesteuert durch zufällige Elemente, müssen heute eigentlich nicht mehr sein.


Wichtig hinsichtlich des Schwierigkeitsgrades zu wissen ist auch, dass sich die Ziele während des Spielverlaufs drastisch ändern. Wir hatten Situationen, wo wir auf ein Ziel hin spielten, das knapp verpassen und dann plötzlich ein ganz anderes Ziel vorgesetzt bekamen, welches wir wieder nicht erreichen konnten, weil wir darauf nicht vorbereitet waren. Das Wissen um den Spielverlauf in einem Szenario kann essenziell sein, um dieses bestehen zu können.




Das Problem dieser vielen kleinen Nadelstiche ist, dass man immer nah an der Frustrationsgrenze spielt. Und das selbst im einfachsten Schwierigkeitsgrad. Die herausfordernden Elemente fühlen sich selten gut an.




Story


Der große Pluspunkt von Arkham Horror – Das Kartenspiel sollte für mich die enthaltene Story sein. Da hab ich mir scheinbar zu viel versprochen, zumindest vom Grundspiel. Die Story ist durchaus interessant und es ist auch schön, dass es verschiedene Wege im Verlauf der Geschichte gibt. Die Geschichte passt aber gefühlt auf eine Postkarte, weshalb die Sache recht oberflächlich bleibt, und wirklich aufregend sind die verschiedenen Verläufe auch nicht. Ich sehe da nicht so viel Wiederspielreiz alleine aufgrund der verschiedenen Storyverläufe. Ein einziger Verlauf wäre auch nicht viel schlechter gewesen. Der Vorteil so ist halt der, dass man das Spiel vorantreiben kann, auch wenn ein Szenario eigentlich verloren wurde. Eine Geschichte zu Ende zu bringen, weil man einfach eine Karte abwirft, fand ich aber nicht so befriedigend.




Das war jetzt wieder ganz viel Gemecker. Ich will Arkham Horror – Das Kartenspiel auch kein Unrecht antun. Es ist ja nicht so, dass es überhaupt keinen Spaß gemacht hat. Ich hatte aufgrund der vielen positiven Kritiken aber deutlich mehr erwartet. Vor allem ein runderes Spiel und da enttäuscht mich Arkham Horror – Das Kartenspiel einfach. Das Spiel muss sich halt mit anderen Titeln messen und wenn ich da an z.B. ein Orleans Invasion denke, wo jeder eifrig am Tisch dabei ist, dann fällt Arkham Horror – Das Kartenspiel einfach ab. Bei Robinson Crusoe kriege ich auch ordentlich eins auf die Mütze, habe dort aber mehr Möglichkeiten mit denen ich scheitern kann. Und Atmosphärisch kann ich selbst bei dem Älteren Zeichen besser abtauchen, weil ich mich da nicht mit Regeldetails an jeder Ecke abquälen muss. Die großen Probleme bei Arkham Horror – Das Kartenspiel sind aus meiner Sicht das fizzelige Regelwerk und der nicht gut justierbare Schwierigkeitsgrad mit seinen enormen Schwankungsbreiten.




Hätte ich nicht schon bei den Erweiterungen zugeschlagen, würde das Spiel ab jetzt wahrscheinlich im Regal verstauben. Wir wollen uns aber noch mal heranwagen und ein weiteres Spiel versuchen. In der Hoffnung, dass das Spielerlebnis dann besser wird. Spielerlebnis bisher 6/10.

Kommentare 2

  • Darum schaue ich mir im Vorfeld öfters Let's Plays an, wenn sie denn verfügbar sind.

    AH LCG ist so ein Beispiel, da bin ich in der Vergangenheit auch immer dran rumgeschlichen und hätte beinahe bei den Angeboten jetzt zugeschlagen. Aber vom gesehenen Let's Play hat es mich leider noch nicht überzeugt. Ich hoffe es bei Freunden Mal mitspielen zu können, die davon schwärmen, aber auch etwas weiter weg wohnen.

    • Das macht Sinn. Manchmal mache ich das auch. Je nachdem wie sehr man die Regeln kennt und wer das Let's Play macht, ist es nur teilweise gar nicht so einfach dem Spielverlauf zu folgen und es geht ja auch einiges an Zeit dabei drauf, sich so etwas anzusehen.


      Spiel es auf jeden Fall mal irgendwo mit. Gibt ja einige, die begeistert davon sind. Es ist bestimmt auch von Vorteil, wenn man das Spiel von jemanden erklärt bekommt, der schon etwas erfahrener in dem Spiel ist. Für mich aber ein klarer Kandidat für vorher mal antesten.

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