Haha. Das wäre sehr klasse von dir etwas zu schreiben. Vielen Dank.
Du hast Recht. Das hätte ich mal dazu schreiben sollen.😅 Ich meine Victorum. Ich hab es in Essen gesehen und es hat mich irgendwie optisch und thematisch total gepackt, so dass mir klar war, dass ich das "brauche", wenn Frosted es lokalisiert.
Und nu steh ich hier und frage mich eben ob beides, Victorum und TES gemeinsam im Regal stehen können. Über Platz im Regal sprechen wir lieber nicht, nur über Inhalte
Ok, ich versuche mal ein wenig zusammen zu fassen, was die beiden Titel denn nach meiner Einschätzung gemeinsam haben und wo sie sich total unterscheiden. Hier und da wird vielleicht behelfsweise noch einmal der Quervergleich zu TMB auftauchen.
Ich fange mal mit den Gemeinsamkeiten an und erspare mir dabei, näher auf die Materialien einzugehen - das liegt natürlich auf der Hand.
Zunächst einmal sind beides Kampagnenspiele. Du wirst sie also beide eher nicht an einem Abend durchziehen, sondern auf mehrere Abende verteilt. Bei TES hast du drei Abschnitte (zwei Quests und der Endkampf) und bei Victorum hast du 4 Akte. Victorum wird pro Kampagne schon deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen, denke ich. Aber beide Spiele kommen mit Speicher-Lösungen daher, um das Spiel wegzupacken und ein anderes Mal weiterzuspielen.
Das nächste gilt eigentlich (wie schon das Thema Material) für so ziemlich alle CTG-Titel: Die Einheiten leben von ihren Skills und Keywords. Ein Schwerpunkt bei CTG-Spielen ist immer, die eigenen Skills und die Skills der Gegner zu kennen und diese im besten Fall zu umgehen oder sogar gegen sie selbst bzw. andere Gegner auszuspielen. Das kann Flächenschaden sein, dicke Rüstungen, die man am besten mit Gift umgehen kann etc.pp.
Damit bin ich schon am Ende der Gemeinsamkeiten, wobei man eines noch nennen kann: Die Solo-Spielbarkeit. Das wird dann gleich auch der erste Unterschied, da Victorum ein reiner Solo-Titel ist, aber grundsätzlich zeichnet alle Spiele von CTG aus, dass sie sich hervorrangend Solo spielen lassen. Ähnlich wie bei TMB steigt der Spielspaß natürlich mit der Zahl der Gearlocs, da diese wunderbare Synnergien untereinander entwickeln können, aber der Solo-Modus ist bei CTG niemals nur schnödes Beiwerk, um draufschreiben zu können 1-4 Spieler statt 2-4 Spieler.
Das leitet dann schon über zu den Unterschieden:
Wie angekündigt, wäre da zunächst einmal das Thema Solo-Spiel: Victorum ist nunmal ein reiner Solo-Titel. Ich persönlich glaube, dass man auch Spaß dabei haben kann, sich zu zweit vor das Ding zu setzen, abwechselnd zu würfeln und die Geschichte zu erleben, aber das Spiel bleibt ein reiner Solo-Titel. Wenn es das ist, was du suchst, ist möglicherweise Victorum die bessere Wahl, denn dessen Gene sind zu 100% auf Solo ausgelegt und das merkt man dem Spiel auch an. Bei TMB und daher wahrscheinlich auch TES kannst du natürlich auch Two-Handed spielen, um die Synnergien der Helden effektiv nutzen zu können, aber das ist es eben auch nur noch bedingt eine Solo-Titel. Ich persönlich freue mich sehr darauf, die einzelnen Kampagnen von TES in einer 2er oder 3er-Runde zu spielen.
Damit kämen wir zum Leveln: Bei Victorum spielst du einen Helden, den du auch entwickeln kannst (bessere Würfel, mehr HP, größere Kampftruppe), aber der Fokus liegt eigentlich eher darauf, eine Truppe von Kämpfern um dich zu scharen, die möglichst perfekt auf die jeweilige Region bzw. auf den jeweiligen (Zwischen-)Endgegner ausgelegt ist. Je nach Event läufst du Gefahr, deine Kämpfer zu verlieren, daher musst du genau überlegen, wann du wen in den Ring bzw. in die Arena schickst. Bei TES entwickelst du - ähnlich wie bei TMB - "nur" deinen eigenen einen Charakter. Ein schöner Kniff dabei ist, dass du bei bestimmten Kombinationen einige Skills schlechter entwickeln kannst, um andere Skills stärker zu entwickeln. Das ergibt sich durch die Spielermatte bei TES. Wenn man jetzt nach Gemeinsamkeiten krampfhaft sucht, kann man natürlich sagen, dass du bei Victorum auch nur eine begrenzte Anzahl an Plätze in deiner Kampftruppe hast und dich entscheiden musst, wen du mitnimmst und wen nicht.
Schauen wir doch mal auf die Events: Bei Victorum hast du insgesamt 8 verschiedene Arenen mit jeweils eigenen Sonderregeln und Gegnerverhalten. In diesen Arenen können sich unterschiedliche Events abspielen: Entweder der Kampf um Leben und Tod oder dreierlei verschiedene "Sport-Events", in denen es (zumindest für deine Kampftruppe) nicht um Leben und Tod geht. Das sind dann Capture the Flag, King of the Hill und Sparing (also Prügeln ohne blaue Flecken). Zusätzlich bieten die Events neben den Sonderregeln der Arena meistens eigene Sonderregeln, um eine gewissen Varianz da rein zu bringen. Einigen ist das aber nicht genug Varianz. Bei TES wird ja in drei verschiedene Grundereignisse bzw. Kämpfe unterschieden: Einmal auf der großen Kampfkarte (Clash), einmal den verschiedenen Maptiles, die du nach und nach erkundest und die sich anhand von Karten entwickeln (Delve) und einmal feststehende Dungeon, die aus den einzelnen Maptiles zusammengesetzt werden, wo der Aufbau zu Beginn schon klar ist. Den Teil mit der Erkundung oder die Bewegung außerhalb von festgelegten Arenen wirst du in Victorum nicht finden. Es sind immer recht kleine Arenen mit einem festen Aufbau, in denen die Kämpfe ausgetragen werden.
Auch erwähnenswert, denke ich, sind die Würfel. Ein Alleinstellungsmerkmal von TMB ist ja die große Varianz von Würfel, da teilweise jeder Skill einen eigenen Würfel hat. Außerdem hat man über die Backup-Pläne und die Bones auf den Würfeln immer die Chance, aus einem Fehlwurf doch noch etwas positives zu ziehen. Victorum ist da anders: Die Würfel zeigen nur entweder Treffer oder Fehlschläge. Und ein Fehlschlag, ist ein Fehlschlag und bleibt ein Fehlschlag. Der Unterschied zwischen den Würfeln bei Victorum besteht lediglich in der Anzahl der Trefferseiten. Bist du aber ein Magnet für Fehlwürfe, hilft das nichts und der Frust kann immens sein. Klar, es gibt für solche Fälle noch den roten Würfel, der nur Trefferseiten zeigt, aber den benutzt man leider recht selten. TES scheint hier einen Mittelweg aus beidem zu gehen: Es gibt normalen Trefferwürfel und es gibt Skillwürfel, allerdings vermutlich nicht in der Flut, wie bei TMB. Das kann ich allerdings noch nicht final einschätzen. In jedem Fall gibt es auch hier den Backup-Plan (komme gerade nicht auf den Namen), mit dem Man Fehlwürfe in die Fähigkeiten seiner Charakterklasse umwandeln kann.
Vielleicht auch nicht ganz unwichtig: Das Setting. Bei Victorum geht es um Gladiatorenkämpfe - Mann gegen Mann. In einigen Fällen aber auch Monster. Das ganze ist von griechischer Mythologie inspiriert, was sich in Story, Artwork etc. bemerkbar macht. Wenn man allerings Arenakämpfen, Gladiatoren etc. so rein gar nichts abgewinnen kann, ist man bei Victorum falsch. TES dagegen spielt dagegen in einem Fantasy-Setting. Nicht nur einem Fantasy-Setting, sondern einem der bekanntesten und beliebesten Fantasy-Settings überhaupt. Ich will gar nicht wissen, wie viele Blindkäufe dabei sind, nur weil Elder Scrolls drauf steht. Da das ganz gut in diesen Abschnitt passt: Victorum ist mit seiner Grafik, der Karte etc. eine Hommage an die PC-Spiele der 90er-Jahre. TES greift dagegen eher den Ansatz von großen Fantasy-Titeln der Folgezeit auf.
Items: Wer Bock auf Items in Hülle und Fülle hat, ist bei Victorum komplett falsch. Es gibt ein paar "Tactics", die in ihrem Ansätze mit Items vergleichbar wären. Aber TES kommt (spätestens mit der Thiefs Trove) mit einer schieren Flut an Items daher - viel mehr noch als bei TMB, so dass diese sicherlich auch eine große Rolle neben den Skills spielen werden.
Ich denke, das sollte für eine ersten Rundumschlag reichen. Ich hoffe, der Text ist nicht zu lang geworden und ich kann natürlich wesentlich mehr zu Victorum sagen, als zu TES. Möglicherweise hab ich dich in Essen sogar mit Victorum zugetextet, weil ich in den drei Tagen, die ich bei CTG war, kaum vom Victorum-Tisch wegzubekommen war.
Mein Fazit: Ich bin der Meinung, dass man die beiden Titel nur sehr bedingt miteinander vergleichen kann. Ob man dennoch beide Titel im Regal stehen haben muss, oder nur eines und welches dann davon, muss tatsächlich jeder selber wissen. Vielleicht helfen meine Überlegungen ja zumindest auf dem Weg dahin.
Nachtrag: Jetzt muss ich doch noch eben auf das eingehen, was Huutini geschrieben hat - ist mir durchgegangen:
Quests: Mit den Opportunities hat auch Victorum eine Art Quest-System. Wenn man es schafft, in bestimmten Kämpfen, bestimmten Nebenziele zu erreichen, schaltet man hier neue Einheiten, Fähigkeiten etc. frei. Das hat natürlich einen wesentlich mechanischeren Ansatz, als eine storytechnischen.
Story und Immersion: Der Fokus bei TMB und bei Victorum liegt nicht auf der Story. Irgendjemand hat auf den letzten Seiten hier aber schon geschrieben, dass CTG das dennoch beherrscht. Immerhin haben die zu TMB 2 (bzw. bald 3) reine Storybooks für die Hintergrundgeschichte herausgegeben. Victorum liegt ein ganzes Heft bei, dass ausschließlich Flavour-Text für die einzelnen besiegten Endbosse enthält, sonst steht da nix drin. Die Karten bei Victorum enthalten auch immer etwas Flavourtext, aber das ist bei weitem kein Schwerpunkt. Wenn man es nun schafft, "trockene" Spiele, wie Victorum und TMB in eine lebendige Welt zu betten, bin ich sehr gespannt, was dabei heraus kommt, wenn dieses Drumherum schon in das Spiel eingebaut ist. Darauf freue ich mich bei TES ganz besonders!