Die Sache mit der Thematik

  • Thema ist für mich zwar nicht wichtig dafür, dass ich ein Spiel dann letztendlich gut finde, aber hilft dabei es erstmal auf den Tisch zu kriegen (z.B. sind Abomination und Agricola beide bei uns sehr beliebte Workerplacer, aber Abomination hatte es wegen des ungewöhnlichen Themas viel leichter).

    Hm, Abomination ist ein gutes Beispiel, wie vielschichtig dieses Thematik-Thema ist.

    Das Thema an sich ist toll, es ist eines der thematischten Euros (im Sinne der spielerischen Umsetzung) überhaupt, die Grafik/Aufmachung passt wunderbar... aber irgendwie hat es trotzdem Potenzial verschenkt. Das sehr textlastige Choose-your-own-Adventure-Element ist zumindest Geschmackssache. Das sind die Leichenkärtchen irgendwo auch - nur erledigt sich das ja von selbst, weil man sie sofort gegen generische Würfelchen umtauscht und nur die Textkarten auf der Hand behält. Es gibt noch zwei, drei andere Beispiele - die Immersion ist letztendlich nicht ganz so, wie ich es mir gewünscht hätte.

  • Es ist definitiv so, dass mich im Regelfall erst einmal ein Thema interessieren muss, dass ich mich mit einem Spiel näher beschäftige. Daher hat es auch #Heat komplett schwer, Lobeshymnen hin oder her - Autorennen interessieren mich einfach überhaupt nicht (und erst durch diesen Thread habe ich erfahren, dass es um Autorennen in den 60ern geht...). Es könnte aber schon sein, dass ich irgendwann "weich" werde und mich doch mal näher damit beschäftige - so geschehen mit #ArcheNova , das eigentlich auch aufgrund des Zoo-Themas "raus" war, und das inzwischen zu meinen absoluten Favoriten gehört.

    Zumindest kann ich mir hier also eine kleine Weltoffenheit zu Gute halten... ;)

    Außerdem gibt es auch immer solche "Lebensphasen" - als Kind hat mich das Thema Weltraum/Raumfahrt fasziniert (Lego...), später dann aber - außer Star Wars - alles kalt gelassen, das irgendwie im Bereich Science Fiction angesiedelt war. Durch diverse #StarWarsRebellion Partien bin ich nun aber doch wieder vom Thema gepackt und fange an, mich doch näher mit #TerraformingMars zu beschäftigen.

    Sehr schwankend gehe ich im Rückblick betrachtet mit dem Thema Krieg um... Als Jugendlicher waren Risiko oder Diplomacy wohl die meistgespielten Spiele. Mit dem ersten Golfkrieg Anfang der 90er war dann bei mir so eine "Nee, die kann ich nicht guten Gewissens spielen"-Stimmung eingekehrt und ich konnte besser verstehen, wieso meine Mutter, die den zweiten Weltkrieg noch als Kind miterlebt hatte, immer solche Schwierigkeiten bzw. Abneigungen hatte, Risiko mitzuspielen. Inzwischen ist meine Meinung/Einstellung da wieder aufgeweichter - zumindest so lange es andere wichtige Aspekte wie Handel oder ähnliches im Spiel gibt (=> #Civilization und Konsorten).

    Sollte mir dann ein Spiel gefallen, mit dem ich mich vielleicht sogar ursprünglich aufgrund des Themas beschäftigt habe, ist es gar nicht mehr so dramatisch, wenn mir das Thema beim Spielen doch aufgesetzt vorkommt - #LorenzoDerPrächtige gefällt mir auch heute noch sehr gut, aber Thema...? Nein, wirklich nicht. Ich denke aber, wenn ich das Gefühl hätte, durch das Spiel in das Thema eintauchen zu können, würde mir das Spiel NOCH besser gefallen.

    Insgesamt ist es wohl so, dass die Spiele zu meinen (langjährigen) Favoriten gehören, bei denen FÜR MICH das Thema im Spiel gut umgesetzt ist - Beispiele wären hier wohl #Wasserkraft oder auch #ArlerErde .

  • (...)

    Erlebt ihr das auch immer wieder, das Spiele wegen der Thematik abgelehnt werden und wie wichtig ist euch das Thema?

    Ohja... leider ziemlich regelmässig... Und nicht selten, wenn ich es irgendwie doch schaffe, ein Spiel doch auf den Tisch zu argumentieren, ist am Ende das Fazit doch "gut" oder "viel besser als erwartet".

    Ich persönlich störe mich ein bißchen an so einem groben Filter und versuche ihn bei mir selbst, wann immer ich kann zu vermeiden. Selbstverständlich sind Aussehen und Thema auch Dinge, die bei mir auch häufig das erste Interesse auslösen, aber sobald z.B. mechanisch oder spielerisch etwas nicht überzeugt oder das Thema nur als Anstrich vorhanden ist, fliegt ein Spiel aus meinem Regal - selbst wenn es mit meiner liebsten IP, dem schönsten Material oder den nostalgischsten Kindheitserinnerungen daherkommt.
    Andersherum probiere ich auch hin und wieder gut bewertete Spiele aus, um deren Thema ich erstmal einen großen Bogen mache. So einiges in meinem Regal ist genau und NUR deswegen dort gelandet - als Beispiel, Agricola hätte ich thematisch niemals auch nur mit dem Allerwertesten angeschaut, die lange Zeit auf BGG's erstem Platz hat mich dann aber doch zu einer Probepartie überredet, nach der ich überzeugt war, dass es dort wohlverdient steht.

    Ich selbst lehne kaum Themen konsequent ab, ein bißchen spielt da aber auch die Umsetzung bzw. die Intention des Designs mit rein.
    Bei z.B. jedem Wargame in meinem Regal schwingt mit, dass man etwas über den jeweiligen Konflikt erzählen möchte - detailliert und nah an der Realität. Würde speziell in diesem Fahrwasser ein Spiel sein Thema nur überstülpen, um aufzufallen, zu provozieren oder sich darüber lustig zu machen, wäre mein Interesse schlagartig dahin.

    Ansonsten gibt es eine Sache, die mir wirklich wichtig ist: Vielfalt. Obwohl ich natürlich meine Lieblingsthemen habe, wollte ich nicht mein ganzes Spieleregal voller SciFi haben.
    Mein Hauptproblem dabei: Viele mechanisch grandiose Spiele gibt es nur mit GENAU EINEM (ihrem) Thema.. was würde ich dafür geben, wenn man z.B. Agricola mit einem anderen Kartensatz bzw. Boards thematisch in ein Endzeit-Survival Setting transferieren könnte, das Conflict of Heroes Spielsystem noch einmal mit einer passenden Videospiel-IP und noch einmal mit verniedlichten Anthropomorphen existieren würde oder es alternative Versionen von StarCraft, Cry Havoc, Das ältere Zeichen, Nexus Ops, Mischwald, Roll for the Galaxy uvm. geben würde.

    Meiner Meinung nach verfolgt Osprey Games mit Undaunted oder auch Upper Deck mit Legendary Encounters genau den richtigen Ansatz.. obwohl auch da bestimmt noch 'mehr' gehen würde. :)

    Einmal editiert, zuletzt von chobe (7. Mai 2024 um 15:07)

  • Mir ist das Thema schon wichtig, bzw ein gutes Thema kann auch mal den Ausschlag geben. Trotzdem bin ich auch immer offen für die meisten Themen. Auch wenn ich mittlerweile Richtung Wargames tendiere, tue ich mich immer noch schwer mit 2WK und lehne das bislang wegen des Themas ab. Bei Katzen oder Pferdethemen bin ich auch im Grunde raus… es sei denn es ist ein Wettspiel beim Pferderennen.. als Beispiel.

    Aber abseits davon ist es ganz unterschiedlich. Gerade im Bereich der GMT Games sind viele Themen für mich nachträglich interessant geworden, nachdem ich das Spiel gespielt habe.

  • Erlebt ihr das auch immer wieder, das Spiele wegen der Thematik abgelehnt werden und wie wichtig ist euch das Thema?

    Komplett abgelehnt vllt nicht aber zumindest weniger Chance gegeben. Und das schließt mich mit ein.

    Habe schon jahrelang damit geliebäugelt mir "Pandemie" zu holen um ein gutes Coop-spiel zu haben, aber fand das Thema nie ansprechend genug. Als ich dann erfahren habe, dass es eine Warcraft-Variante von Pandemie gibt (Wrath of the Lich King) und es zu dem Zeitpunkt auch noch im Angebot war habe ich es mir sofort geholt und bin so viel zufriedener damit.

    Aber ich bin auch generell jemand der mit abstrakten Spielen nichts anfangen kann. Ich brauche generell ein Thema, möglichst eins das mich persönlich interessiert, um mich in das Spiel hineinversetzen zu können. Am besten ist es dann noch, wenn man selbst darin einen Charakter/Gruppe/Truppe/Mannschaft/Volk/Stadt/whatever hat (am liebsten noch mit leicht unterschiedlichen Grundwerten/-Fähigkeiten) den/die man verbessert und dann zum Sieg führt.

    Da ich persönlich sehr geschichtsinteressiert bin mag ich vor allem auch Spiele mit historischem Setting. Aber auch Fantasy/SciFi geht gut.

    Wenns zweiter Weltkrieg, altes Ägypten oder Warhammer (egal ob Fantasy, Blood Bowl oder 40k) ist bin ich immer sofort interessiert.

    Heißt nicht, dass andere Sachen gar keine Chance haben...nur stehen die Chancen halt recht schlecht dass ich sie mehrmals spielen möchte.

    Und wenn ich die Wahl habe wähle ich definitiv eines, bei dem mich das Setting mehr anspricht, egal wie gut der Ruf des anderen ist.

    Stand schon oft vor Azul oder Flügelschlag, schaue dann aber auf die Rückseite oder in die Packung und lege es ganz schnell wieder weg...

    Einmal editiert, zuletzt von Squall47 (7. Mai 2024 um 15:52)

  • Stand schon oft vor Azul oder Flügelschlag, schaue dann aber auf die Rückseite oder in die Packung und lege es ganz schnell wieder weg...

    Azul kann ich verstehen, aber Flügelschlag ist doch wundervoll thematisch. Die Karten sind sehr liebevoll gestaltet und die Informationen darauf finde ich klasse, dazu die Eier und das Vogelhaus. Erinnert mich ein bisschen an die ganzen Vogelkundebücher und Lexika, die ich als Jugendlicher hatte.

    Aber zum Thema Thematik kann man sicherlich unterschiedlicher Meinung sein.

    --- Jeder siebte Post von mir enthält etwas Sinnvolles ---

    2 Mal editiert, zuletzt von Prodigy1971 (7. Mai 2024 um 16:07)

  • Man merkt halt immer wieder hier im Forum, das Diskussionen mit Menschen die ein Anleitungs/Regelhobby haben, manchmal nicht einfach sind.

    IamSalvation Man kann sich jetzt an den Beispielen festbeißen und demjenigen dann aufzeigen, was er alles falsch macht (gerade gestern hier wieder selber erlebt) oder die Intention des Postes verstehen. Die Ausführungen davor und danach waren ja sehr deutlich. Zumindest für mich.

    Ich denke, Eclipse wäre ein passendes Beispiel. Ein WWII Brettspiel lehnt man ab, die Neutronenbombe in Eclipse ist aber irgendwie noch okay. Ich zumindest kann die Ausführungen verstehen.

    AndreasB78 Nein, er hat etwas ausgeführt, was wirklich jede Person hier verstehen müsste und vielleicht sogar kennt. Dann wählt diese Person unpassende Beispiele und alles andere wird vergessen und dem User wird mehrmals erklärt, das er im Unrecht ist, obwohl aus meiner Sicht eigentlich klar ist, was er meint. Brutal anstrengend. Goldwaage ist auch kein passendes Beispiel. Aber Besserwisserei oder selektives Lesen passt dann schon eher. Oder der Unwille andere Menschen zu verstehen, in den kommunikativen Arm zu nehmen und stattdessen die verbale "Axt des Rechthabens ausholen".

    Ich sehe das genau andersherum. Der Ausgangspost und die Beispiele darin zeigen mir, dass überhaupt nicht verstanden wird, warum das für andere Menschen ein Problem sein könnte. Und da fällt es mir schwer, zu diskutieren, weil ich ja merke, der Gegenüber weiß gar nicht, wovon er redet. Und einfach alles in einen Topf werfen und dann sagen "mir ist das egal", ich weiß auch nicht..

  • Ich sehe das genau andersherum. Der Ausgangspost und die Beispiele darin zeigen mir, dass überhaupt nicht verstanden wird, warum das für andere Menschen ein Problem sein könnte.

    Darum darf ja hier jeder seine Sicht der Dinge erklären. Vielleicht fällt es manchen wirklich schwer, sich da hinein zu versetzen. Umso interessanter ist das hier am Ende für alle.

    --- Jeder siebte Post von mir enthält etwas Sinnvolles ---

    Einmal editiert, zuletzt von Prodigy1971 (7. Mai 2024 um 16:19)

  • Stand schon oft vor Azul oder Flügelschlag, schaue dann aber auf die Rückseite oder in die Packung und lege es ganz schnell wieder weg...

    Azul kann ich verstehen, aber Flügelschlag ist doch wundervoll thematisch. Die Karten sind sehr liebevoll gestaltet und die Informationen darauf finde ich klasse, dazu die Eier und das Vogelhaus. Erinnert mich ein bisschen an die ganzen Vogelkundebücher und Lexika, die ich als Jugendlicher hatte.

    Aber zum Thema Thematik kann man sicherlich unterschiedlicher Meinung sein.

    Jup, völlig korrekt.

    Azul ist furchtbar abstrakt und interessiert mich einfach 0, so oft ich es mir auch anschaue.

    Flügelschlag hingegen hat eine komplette Thematik um die es herum aufgebaut ist, ist dazu auch optisch komplett auf das Thema gebracht und für Ornithologen vermutlich der Spiel gewordene Traum. Und trotzdem spricht es mich einfach gar nicht an weil mich die Thematik einfach nicht interessiert.

    Deswegen auch genau diese beiden Beispiele genannt um zu zeigen, dass mir nur irgendeine Thematik allein nicht reicht sondern dass auch diese mich persönlich noch zumindest zu einem gewissen Grad ansprechen muss um Interesse zu wecken (Wobei natürlich Flügelschlag immernoch interessanter wirkt als Azul, auch wenn man die beiden wohl eher schlecht miteinander vergleichen kann).

    Andersherum verzeihe ich einem Spiel, dessen Thematik/Optik mir gefällt eher Fehler oder Schwächen in der Mechanik.

    Man hätte auch andere Beispiele nehmen können aber die beiden wurden schon genannt und passten so gut fürs Beispiel.

  • Ich finde Flügelschlag ist ein Paradebeispiel dafür, dass ein Setting nur aufwendig genug präsentiert werden muss, damit das Spiel dahinter als "thematisches" Spiel wahrgenommen wird.

    Warte auf: Ahoy (DE) | Apex: Legends | Cross Bronx Expressway | Defenders of the Wild | Halls of Montezuma | Hunt for Blackbeard | Lenin´s Legacy | Molly House | Queen´s Dilemma | Tah Wars

  • Ich sehe das genau andersherum. Der Ausgangspost und die Beispiele darin zeigen mir, dass überhaupt nicht verstanden wird, warum das für andere Menschen ein Problem sein könnte. Und da fällt es mir schwer, zu diskutieren, weil ich ja merke, der Gegenüber weiß gar nicht, wovon er redet. Und einfach alles in einen Topf werfen und dann sagen "mir ist das egal", ich weiß auch nicht..

    Was meinst du mit "verstanden"? Ich meine mit verstehen, also nachzuvollziehen, was die Meinung im Sinne von "Wissen was gemeint ist" ist. Nicht im Sinne von Verständnis für die Position.

  • Ich sehe das genau andersherum. Der Ausgangspost und die Beispiele darin zeigen mir, dass überhaupt nicht verstanden wird, warum das für andere Menschen ein Problem sein könnte. Und da fällt es mir schwer, zu diskutieren, weil ich ja merke, der Gegenüber weiß gar nicht, wovon er redet. Und einfach alles in einen Topf werfen und dann sagen "mir ist das egal", ich weiß auch nicht..

    Was meinst du mit "verstanden"? Ich meine mit verstehen, also nachzuvollziehen, was die Meinung im Sinne von "Wissen was gemeint ist" ist. Nicht im Sinne von Verständnis für die Position.

    Sehr guter Punkt! Ich meine auch "Wissen was gemeint ist." Und ich fand eben, Prodigy1971 "weiß gar nicht, was gemeint ist." Und nicht "Ich verstehe das grundsätzliche Problem, kann nur die Position nicht nachvollziehen." Wer Spirit Island genauso wie Puerto Rico sieht und This War of Mine auf eine Stufe mit anderen Kriegsspielen setzt, der versteht die Problematik gar nicht.

    This War of Mine ist ein sehr untypisches Wargame. Es ist etwas ganz anderes, ob man in einer Kriegssimulation die Achsenmächte spielt, oder vom Krieg gebeutelte Zivilisten in This War of Mine. Ich hoffe, das ist klar, ohne dass man es in einem Forum diskutieren muss?

    Viele Spiele haben ein Problem, weil sie Kolonialismus verherrlichen oder ihn ignorieren bzw. relativieren. Spirit Island ist überhaupt kein Beispiel dafür, denn es hat ein Anti-Kolonialismus Thema. Es ist also ganz einfach zu verstehen, warum das eine für viele OK ist, das andere für viele nicht.


    Lassen wir uns beim Thema so schnell "bescheißen"? Wie früher in Videospielen. Hat man die Pixelmenschen gegen Roboter getauscht und das rote gegen das grüne Blut, war alles okay.

    Den Zoo mit echten Tieren boykottiert man im Spiel. Die Pokemon und Digimons kann man dagegen problemos einfangen, verkaufen, züchten und ins Inventar stecken.

    Ich für mich kann das alles vertragen. Ich kann reflektiert damit umgehen und zwischen Fantasy und Realität unterscheiden.

    Sicherlich lassen sich viele Menschen dahingehend oft bescheißen. Das sind aber im Normalfall nicht die, die Kolonialismus in Spielen bemängeln.

    Ich weiß auch nicht, ob Menschen, die aufgrund des Tierwohls nicht in Zoos gehen, Pokemon unkritisch betrachten. Für mich ist das beides nah beieinander. (Es gibt trotzdem einen Unterschied zwischen echten und virtuellen Tieren, genauso wie zwischen Fantasy- und echten Kriegen)

    "Ich kann reflektiert damit umgehen." Andere Menschen machen das auch, und möchten solche Spiele nicht spielen. Das kann genauso reflektiert sein.

  • Es ging mir auch weniger um dieses Beispiel als dein Gegenbeispiel Spirit Island in dem es eben darum geht kooperativ Kolonialmächte zu vertreiben während es in deinem anderen Beispiel (Puerto Rico) darum geht Kolonialmächte zu spielen und du dich dann wunderst warum die Menschen das eine problematisch finden aber das andere nicht und du dann zu dem Schluss kommst das es an den Fantasy Elementen in Spirit Island liegen muss. Das finde ich eben den falschen Schluss, es geht nicht um Fantasy oder nicht sondern um die Perspektive und darum was das Spiel belohnt.

    Was meinst du mit "verstanden"? Ich meine mit verstehen, also nachzuvollziehen, was die Meinung im Sinne von "Wissen was gemeint ist" ist. Nicht im Sinne von Verständnis für die Position.

    Obendrüber nochmal das Zitat von mir in dem ich versucht habe Prodigy zu erklären warum sein Beispiel so schlecht war und eben gezeigt hat das er nicht versteht worum es überhaupt geht.

    In der Zeit wo ich das Zitat versucht habe hat es Nico ohnehin schon nochmal erklärt.

  • Ich habe sehr gut verstanden worum es geht. Ich habe zum Thema Kolonialismus nur ein Anti-Kolonialismusspiel und zum Thema Krieg ein Antikriegsspiel angeführt. Das wars.

    Die Intention hinter meinem Post war nur aufzuzeigen, dass ein Fantasythema offenbar alles entschärft. Beim nächsten Mal wähle ich die Spiele sorgfältiger aus, versprochen.

    --- Jeder siebte Post von mir enthält etwas Sinnvolles ---

  • Die Intention hinter meinem Post war nur aufzuzeigen, dass ein Fantasythema offenbar alles entschärft.

    und er versteht es noch immer nicht.... Ein PRO Kolonialismus-Spiel, das die Siegpunkte dafür gibt wenn du deine Arbeiter auf den Feldern möglichst effizient ausbeutest kann man nciht mit einem Spiel vergleichen in dem die Ureinwohner die Kolonialmacht zurückdrängen (mit Hilfe von Naturgeistern) und dann zu dem Schluss kommen : "Ah, es liegt an den geistern das die Leute das erste schlimmer finden".

    Weiterer Hinweis: Die Leute würden das Thema von Puerto Rico nicht besser finden wenn die Plantagen Besitzer die Arbeiter mittels böser Geister auf die Felder treiben würden.

    Edit: Aufgrund der vielen Fragenden habe ich nochmal das Zitat aus dem Posting direkt darüber eingefügt, ich hoffe das es so besser verständlich ist. Constabler  Knolle

    Einmal editiert, zuletzt von IamSalvation (7. Mai 2024 um 18:12)

  • Die Intention hinter meinem Post war nur aufzuzeigen, dass ein Fantasythema offenbar alles entschärft. Beim nächsten Mal wähle ich die Spiele sorgfältiger aus, versprochen.

    IamSalvation  Nico Das vielleicht auch lesen. Ansonsten wird wieder nur auf den Beispielen rumgehackt, was wenig zielführend ist. Es wäre schon längst abgehakt. Ich verstehe euch übrigens beide.

    Ein eigener Punkt. Nur weil etwas ein Anti-Kriegsspiel ist, heißt es nicht, dass man das z.B. toll findet, wenn man Kriegsspiele scheiße findet. Die Botschaft mag bei einem Anti-Kriegsspiel eine andere sein, genauso wie die Intention und meist damit wohl bei einem Brettspiel auch die Mechanik und Narration. Trotzdem kann ich das mit der Begründung ablehnen, dass es ein Spiel ist, welches Krieg als Thema hat. Manchmal mag man sich eben nicht mit dem einem Thema befassen. Mit dem Kolonialismus wäre das ebenso entsprechend. Wenn ich mich mit dem Thema eh immer auseinandersetze und davon einfach mal eine Pause brauche, dann nützt es mir auch nichts, wenn es ein Anti-Kolonialismusspiel ist.

  • und er versteht es noch immer nicht.... Ein PRO Kolonialismus-Spiel, das die Siegpunkte dafür gibt wenn du deine Arbeiter auf den Feldern möglichst effizient ausbeutest kann man nciht mit einem Spiel vergleichen in dem die Ureinwohner die Kolonialmacht zurückdrängen (mit Hilfe von Naturgeistern) und dann zu dem Schluss kommen : "Ah, es liegt an den geistern das die Leute das erste schlimmer finden".

    Weiterer Hinweis: Die Leute würden das Thema von Puerto Rico nicht besser finden wenn die Plantagen Besitzer die Arbeiter mittels böser Geister auf die Felder treiben würden.

    Meien güte diese gereiztheit die wieder an den Tag gelegt wird :P

    Wurde Mombasa eigentlich schon erwähnt ? Ist auch ein super Spiel was spaß macht.

  • Wurde Mombasa eigentlich schon erwähnt ? Ist auch ein super Spiel was spaß macht.

    Nein, fasse ich nicht an, weil man da spielerisch die Intention verfolgt, der größte Ausbeuter in absolut unsäglichen Zeiten zu sein. Ich hatte mal eine kurze Diskussion mit einem YTer, der ein Spiel, bei dem es um den Angriffskrieg der der Deutschen auf Polen ging. Mir war das too much. Ihm als War Game Fan dann aber auch. Es gibt also rote Linien für mich. Knolle wie wäre es mit Skymines?

    Und zum Thema Thema, weil hier Flügelschlag genannt wurde (ein Spiel das ich im Grunde vor einem sachlichen Beitrag hier gesucht habe). Ich habe es damals mit großer Begeisterung gekauft und gespielt, weil das Thema so neu war und man eine Vogelsammlung und in begrenztem Maße ornithologisches Wissen vermittelt bekam. Dabei ist die ganze Mechanik eher dürftig. Das zeigt mir tatsächlich, dass bei mir persönlich Thema (nicht Thematische Umsetzung!) und Präsentation eines Spiels (Material, OPtik, Haptik, Artwork, Tischpräsenz) tatsächlich die größte Rolle spielt. Abstrakte Spiele kaufe ich schon lange nicht mehr. Das Thema ist für mich aber eigentlich erstmal nur der Türöffner. IM Spiel bin ich dann weder Landwirt, Winzer, Ornithologe, Befehlshaber einer galaktischen Streitmacht, noch Rennfahrer. Es beginnt dann eine neue Welt zu existieren. Schwer zu erklären, aber das ist es bei mir. Danke für den Flügelschlag-Beitrag.

    Und nochmal zum kleinen Disput zur Aussage von Prodigy1971 (ich war ja daran auch beteiligt): Versucht es mal außerhalb des Themas hier zu klären. Haben wir auch gemacht. Alles paletti. IamSalvation  Nico

  • Die Intention hinter meinem Post war nur aufzuzeigen, dass ein Fantasythema offenbar alles entschärft. Beim nächsten Mal wähle ich die Spiele sorgfältiger aus, versprochen.

    IamSalvation  Nico Das vielleicht auch lesen. Ansonsten wird wieder nur auf den Beispielen rumgehackt, was wenig zielführend ist. Es wäre schon längst abgehakt. Ich verstehe euch übrigens beide.

    Ein eigener Punkt. Nur weil etwas ein Anti-Kriegsspiel ist, heißt es nicht, dass man das z.B. toll findet, wenn man Kriegsspiele scheiße findet. Die Botschaft mag bei einem Anti-Kriegsspiel eine andere sein, genauso wie die Intention und meist damit wohl bei einem Brettspiel auch die Mechanik und Narration. Trotzdem kann ich das mit der Begründung ablehnen, dass es ein Spiel ist, welches Krieg als Thema hat. Manchmal mag man sich eben nicht mit dem einem Thema befassen. Mit dem Kolonialismus wäre das ebenso entsprechend. Wenn ich mich mit dem Thema eh immer auseinandersetze und davon einfach mal eine Pause brauche, dann nützt es mir auch nichts, wenn es ein Anti-Kolonialismusspiel ist.

    Good Point.

    Das ist der Kern…ich mag mich beim Brettspielen eigentlich gar nicht zu sehr mit Krieg usw auseinandersetzen, weder achtsam (z.B. This War of Mine) noch unreflektiert (z.B. Undaunted).

    Für mich hat Spielen auch was mit spielerischer Leichtigkeit zu tun … sich nicht mit Nachrichten, Business, Steuern, Krieg, Unglück auseinanderzusetzen…weil es eine Art Eskapismus für mich ist.

    Und zu Eskapismus passen solche Themen einfach nicht.

    Da funktioniert dann doch sowas wie Einfach clever besser für mich…einfach lieber gar kein Thema 😇

    Einmal editiert, zuletzt von kyrilin (7. Mai 2024 um 21:59)

  • Erlebt ihr das auch immer wieder, das Spiele wegen der Thematik abgelehnt werden und wie wichtig ist euch das Thema?

    1) Immer wieder kann ich nicht sagen aber Heat krieg ich bei meinen Freunden nicht unter. Ich würde kein Spiel aufgrund seines Themas nicht spielen, allerdings aufgrund des Themas eben nicht kaufen. Zusätzlich würde ich auch nicht der Mehrheit der Runde meinen Willen aufzwingen. Wenn die Mehrheit Tierknast oder Viehtreiber ( :evil: ) spielen möchte, lege ich kein Veto ein. Bei sensibleren Themen kann ich andere aber verstehen. Ich würde spiele eher aufgrund der Mechanik ablehnen. Z.B. Unmatched, Schach oder Conan (einmal gespielt und gelernt, dass das nicht meine Sorte Spiel ist).

    2) Thema ist mir insofern wichtig, weil es für mich als Kauffilter fungiert bzw. mein initiales Interesse weckt - das tut auch meinem Geldbeutel gut. Auch hilft es mir das Spiel zu verstehen, zu lernen, weckt Motavation, sowie Spiel- und Vorfreude. Reale Kriegsspiele reizen mich gar nicht. Genauso historische oder religiöse Themen. Vögel, Zoos und Kühe/Schafe auch nicht. Landwirtschaft ebenfalls. Auch (für mich) völlig beliebige Fantasythemen lassen mich eher kalt - z.B. Evenfall, Bitoku oder Arborea. Es muss einfach irgendwie greifbar und für mich interessant sein. Da ist aber sehr subjektiv. Ich find Revive und Voidfall thematisch sehr interessant, was für andere aber sicherlich so beliebig daherkommt, wie für mich eben die eben genannten.

    Trotzdem möchte ich viele für mich thematisch uninteressante Spiele spielen, wenn sie gut sein sollen, einfach um meinen Horizont zu erweitern und mich eventuell mehr zu öffnen. Seit kurzem verstehe ich zumindest, wieso GWT so beliebt ist. Hat mir viel Spaß genacht und zeigte mir, dass ich vllt. mal ne Ausnahme machen sollte. :D Marrakesch habe ich auch ausprobiert, obwohl mich das noch kälter gelassen hat als GWT - gutes Spiel, hat mich aber nicht genug abgeholt.

    Thematisch uninteressante Spiele würde ich nicht ungespielt kaufen, die anderen Kategorie aber schon.

    Dat is, wat dat is. Weer dat anners, weer dat nich so, wie dat is. Wenn man nix ännert, blifft dat ook so.

    4 Mal editiert, zuletzt von GonzoHeart (7. Mai 2024 um 23:13)

  • Die Intention hinter meinem Post war nur aufzuzeigen, dass ein Fantasythema offenbar alles entschärft. Beim nächsten Mal wähle ich die Spiele sorgfältiger aus, versprochen.

    IamSalvation  Nico Das vielleicht auch lesen. Ansonsten wird wieder nur auf den Beispielen rumgehackt, was wenig zielführend ist. Es wäre schon längst abgehakt. Ich verstehe euch übrigens beide.

    Ein eigener Punkt. Nur weil etwas ein Anti-Kriegsspiel ist, heißt es nicht, dass man das z.B. toll findet, wenn man Kriegsspiele scheiße findet. Die Botschaft mag bei einem Anti-Kriegsspiel eine andere sein, genauso wie die Intention und meist damit wohl bei einem Brettspiel auch die Mechanik und Narration. Trotzdem kann ich das mit der Begründung ablehnen, dass es ein Spiel ist, welches Krieg als Thema hat. Manchmal mag man sich eben nicht mit dem einem Thema befassen. Mit dem Kolonialismus wäre das ebenso entsprechend. Wenn ich mich mit dem Thema eh immer auseinandersetze und davon einfach mal eine Pause brauche, dann nützt es mir auch nichts, wenn es ein Anti-Kolonialismusspiel ist.

    Für mich persönlich entschärft ein Fantasythema nicht per se, da kann man nicht einfach verallgemeinern. Oft tut es das aber schon.

    Und zu deinem zweiten Punkt: da stimme ich dir 100% zu!! Und ich verstehe es auch vollkommen. Bis zu einem gewissen Punkt. War das nicht PowerPlant , der Nukleum nicht spielen mag, weil es in Sachsen spielt? Das ging dann für mich zu weit, aber jedem das Seine :D

  • Ich sagte damals, dass ich es nicht spielen möchte, da ich dann immer Nazis/Demokrstiefeinde im Kopf habe, weil sich das in der Berichterstattung häuft - was sich seit dem nicht geändert hat - siehe Matthias Ecke :( (was natürlich nicht der einzige Grund ist, ich finde es auch nicht schön und auch nicht interessant). Hat also nicht direkt was mit dem Land zu tun, es könnte auch jedes andere sein.

    Das ist für mich dasselbe wenn jemand kein CO2 spielen möchte, weil es ihn an die aktuelle Situation erinnert oder keine Kriegsspiele aus offensichtlichen Gründen.

  • Good Point.

    Das ist der Kern…ich mag mich beim Brettspielen eigentlich gar nicht zu sehr mit Krieg usw auseinandersetzen, weder achtsam (z.B. This War of Mine) noch unreflektiert (z.B. Undaunted).

    Für mich hat Spielen auch was mit spielerischer Leichtigkeit zu tun … sich nicht mit Nachrichten, Business, Steuern, Krieg, Unglück auseinanderzusetzen…weil es eine Art Eskapismus für mich ist.

    Und zu Eskapismus passen solche Themen einfach nicht.

    Da funktioniert dann doch sowas wie Einfach clever besser für mich…einfach lieber gar kein Thema 😇

    Bei mir ist es ähnlich aber genau andersherum.

    Spielen ist für mich auch eine Art Eskapismus und ich will mich nicht mit "realen" Themen beschäftigen, dennoch habe ich kein Problem ein Wargame o.Ä. zu spielen solange es sich nicht mit Schicksalen, Leid usw. beschäftigt, sprich "unreflektierte" Spiele wir du sie bezeichnest, also Undaunted oder auch Frontier Wars. Das bekannteste populärste Beispiel wäre vermutlich Risiko (auch wenn ich selbst kein Fan davon bin aber das aus spieltechnischen Gründen, nicht wegen der Thematik). Da habe ich 0 Problem das alles auszublenden und einfach nur abzuschalten und Spaß am Spiel zu haben. Hauptsache das Thema ist ein historisches oder natürlich komplett fiktiv. Ein Spiel über einen aktuellen offenen Konflikt (man stelle sich einfach Undaunted Ukraine vor) würde ich auch nicht spielen wollen. Einem Spiel zB über den Vietnamkrieg hingegen wäre ich offen gegenüber. Ob ich dabei die Amerikaner oder die Vietcong spielen würde wäre mir völlig egal (außer natürlich eine Partei macht mir aus spieltechnischer Sicht mehr Spaß. Ein Spiel mit gleichen Einheiten und Bedingungen wäre hier merkwürdig).

    Spiele wie This War of Mine hingegen möchte ich eben gar nicht erst spielen um mich nicht damit auseinandersetzen zu müssen und mir (so blöd oder falsch das jetzt vielleicht auch klingt) damit den Spielspaß zu versauen.

    Ich möchte eben genau wie du mich beim Spielen nicht politisch oder gesellschaftskritisch auseinandersetzen müssen. Deswegen dürfen Kriegsspiele bei mir nur die taktische/strategische Seite ansprechen, nicht jedoch die politische oder gar Schicksale aufweisen.

    Wer das fragwürdig findet darf das natürlich gern tun, aber ich möchte eben beim Spielen auch einfach nur spielen, nichts anderes.

  • Puh... Ich habe über die Diskussion noch mal nachgedacht und meinen Gedanken freien Lauf gelassen und einen verdammt langen Text verfasst, aber um Leute nicht unnötig mit einer "Wall of Text" zu langweilen, packe ich es in den Spoiler.

    Vielleicht ist es nicht gut strukturiert, oder ich verliere irgendwo den Faden, aber ich wollte so ein bisschen "frei nach Schnauze" meinen Senf dazu geben ohne den Text X-mal zu lesen und möglichst korrekt und interpretationsfrei zu halten.

    Spoiler anzeigen

    Stellt euch vor Gloomhaven kommt mit neuem Setting raus: WW2. Wir spielen eine Kommandotruppe, schießen, kämpfen mit Messern, werfen Granaten. Wir infiltrieren Fabriken der Gegner, ihre Stützpunkte, usw. Eigentlich bleibt die Spielmechanik gleich und das Eliminieren der Gegner ist immer noch in 90% das Ziel des Szenarios. Viele würden es nicht spielen wollen. Aus moralischen Gründen. 20 Fantasywesen zu töten ist dagegen "cool", oder ein "spielerisches Erlebnis".

    Das ist kein Angriff auf irgendjemanden. Ich spiele aktuell selbst Frosthaven und habe extrem gute Zeit dabei. In diesem Sinne: schuldig ohne Widerspruch. Gleichzeitig weiß ich wir würden das Spiel mit WW2 Setting definitiv nicht spielen.

    Verstricken wir uns selbst in moralische Widersprüche?

    Von Knolle erwähntes Mombasa halte ich tatsächlich für ein gutes Beispiel. Ein Spiel, über das man spricht, ein Spiel, das dazu führt, dass man sich mehr mit der Geschichte beschäftigt. Ein Spiel das Einfluß auf die Brettspielgemeinschaft hatte und hat, weil man sich inhaltlich mit dem Thema beschäftigt hat. Der Nachfolger ist passenderweise in dem Unschuldsdesign in Farbe weiß und vermittelt leider nichts davon. Es ist die Mombasa Mechanik in politisch korrekter Kleidung (Stand Jahr 2024). Es fehlen aber Anstösse zum Nachdenken, Diskutieren, zum Verarbeiten der Informationen und weiteren Nachforschungen um mehr erfahren zu wollen.

    Hierbei ist es zweitrangig, ob man das Spiel spielen möchte, oder nicht. Es hat etwas gebracht und zwar etwas positives, weil Menschen nach Wissen suchen, mehr erfahren wollen und sich bewusst gemacht haben, dass es damals einen Teil der Geschichte gab über den man reden sollte.

    Heute sieht man oft die sicheren Häfen des Designs mit Fantasy, Natur und SF als Thema. Wer sagt aber, dass (Achtung: SF Modus an) in 100 Jahren die KI die Brettspiele nicht verteufeln wird, in den die armen Roboter von Menschen als billige Arbeitssklaven missbraucht wurden? Quatsch? Heute ja, in 100 Jahren... wir (oder eher die anderen Generationen) werden es sehen.

    An dieser Stelle ein Sprung zu der Zeit der Kolonialisierung. Haben die Leute damals das alles verteufelt, oder waren damals anderer Meinung? Aus unserer Perspektive ist die Antwort eindeutig, aber darum geht es nicht. Es geht um damals. Haben sie geglaubt, dass es in der Zukunft Spiele darüber geben wird und dass sie entsprechend eingestuft werden? Sicherlich nicht. Sie haben ihr Leben gelebt. Die meisten schwer arbeitend, kämpfend, irgendwie ein Ende mit dem anderen Ende verbinden (...und wir spielen es z.B.: in Brass: Birmingham nach). Die Gewinner dieser Zeit haben es sich gut gehen lassen. Fern der Sorgen der "kleinen" Menschen. Auch das spielen wir nach und hinterfragen es kaum, sehe Obsession.

    Das soll immer noch kein Freifahrtschein um alles aus der Vergangenheit zu entschuldigen, gut zu heißen, aber wir hätten eine Grundlage für eine andere Sichtweise, die wir berücksichtigen könnten und sollten. Wir könnten Fragen stellen, zum Beispiel: Wie hat sich die Gesellschaft entwickelt? Vom Kolonialismus zum gegenwärtigen Situation, wo Menschen nicht mehr versklavt und in die wohlhabenden Regionen verschifft werden und direkt vor Ort in ihrer Heimat ausgebeutet werden.

    Was ist mit der Industrialisierung? Mit der Zerstörung der Ökosysteme, dem Leid und Veränderungen, die sie brachte? Was ist mit der romantischen Sicht auf die Antike, oder das Mittelalter? Fakt ist, dass in der Geschichte der Menschheit Konflikte, Ausbeutung und Ungleichheit immer präsent waren und auch heute sind. Wir können gewollten, oder ungewollten Eskapismus betreiben, uns auf die Definition vom Spiel beziehen (kurz: Eine Tätigkeit zum Vergnügen, oder zur Entspannung, etwas tun aus der Freude an der Tätigkeit selbst) und alles unbequeme um uns herum zeitweise vergessen. Das können wir z.B.: mit Brettspielen erreichen, aber auch mit Musik, Film, anderen Hobbys.

    Ich glaube hier liegt das Problem im Brettspielbereich. Solange wir keine Aktionen im Spiel unternehmen müssen, die gegen unseren inneren moralischen Kompass wären, ist alles ok. Einen wohlhabenden Adligen aus der oberen Schicht zum Tee einladen ist ok. Im historisch gesehen gleichen Zeitraum einen Arbeiter, oder vielleicht Sklaven aufs Feld zu schicken nicht mehr. Haben wir etwa verlernt unangenehme Entscheidungen zu treffen? Weichen wir lieber aus und entkommen so moralischen Bedenken? Dabei wäre doch genau so eine Aktion eine willkommene Grundlage für ein Gespräch untereinander. Wie diskutiert man darüber? Wie geht man das Thema an?

    Es ist lange her als ich die Serie "Roots" gesehen habe. Ich fand es extrem interessant, aber auch unbequem und ich glaube in meinen jungen Jahren auch prägend.

    Ich könnte mir heute den Film wieder anschauen, ich muss keine Aktionen machen, keine Entscheidungen treffen, nur den Film anschauen. Viel einfacher und bequemer um sich mit einem Thema zu beschäftigen als ein Spiel zu spielen, das mir aufgrund der mechanischen Vorgaben nicht erlaubt meine aus der heutigen Sicht richtigen Entscheidungen zu treffen. Ich kann vielleicht nur das tun, was symbolisch dafür steht was man eben damals getan hat. Das kann aber eine fruchtbare Grundlage für eine offene Diskussion am Tisch bilden. Informations- und Meinungsaustausch. Was hätte ich damals anders getan, was hätte ich heute anders getan? Welche Konsequenzen hätte mein Tun für mich und die Menschen? Wäre es überhaupt umsetzbar? Nicht nur mit dem Thema als Betrachter von außen agieren, sondern dabei sein. Uns geht es verdammt gut, wir können es uns leisten die Themen zu betrachten und zu besprechen, sogar abzulehnen. Die Menschen damals hatten diese Möglichkeit nicht. Sie waren mitten drin.

    Schwer, aber... aber wir können auch daraus lernen. Lernen ist nicht immer gleich Spielen, Spielen aber kann zum Lernen beitragen. Wir alle sind hier eher in der "fortgeschrittenen Brettspielblase". Wir informieren uns viel, kennen viele Spiele, haben Vorlieben was Thematik, oder Mechanik angeht. Wir müssen nicht alles spielen, diskutieren aber gerne über alle Spiele. Warum? Weil wir das Wissen haben, oder eben glauben zu haben, weil wir etwas zu sagen haben, weil wir uns mit den Spielen beschäftigt haben - vielleicht sogar ohne sie jemals gespielt zu haben.

    Der Punkt ist: um die Gegenwart zu verstehen muss man die Vergangenheit kennenlernen. Diese aber aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten.

    Ich kann nicht aufhören Pax Pamir an dieser Stelle zu loben. Ich kannte den Teil der Geschichte nicht und wenn ich ehrlich sein soll - es hat mich nie interessiert. Das Spiel hat mir erst die Tür geöffnet, die ich weiter genutzt habe um weitere Erkentnisse zu sammeln. Im nahen Osten fanden sehr viele spannende Ereignisse statt, die bis heuite die Weltpolitik beeinflussen und mein historischer Horizont ist bis dahin irgendwo in Europa und Amerika verankert gewesen. Warum? vermutlich, weil ich zu wenig Berührungspunkte mit diesem Teil der Erde und der Kultur hatte. Die anderen Sachen waren sehr präsent in der Literatur und im Film.

    Das Spiel ist für mich ein interessantes, mechanisch sehr gut umgesetztes Spiel mit interessanten Kurzinfos, die ich als Einladung für weiteres Nachforschen gesehen habe. Dabei bin ich frei in meiner Meinung, kann auch kritisch die Aussagen des Autors außerhalb dieses Spiels bewerten und beschränke mich auf das Spiel als Ausgangspunkt für meine eigene Reise. Warum nutzen wir nicht die Gelegenheit um uns mit UNSERER Geschichte auseinander zu setzen statt kategorisch bestimmte Spiele abzulehnen?

    Ich gestehe ich freue mit auf die neue Version von Puerto Rico. Ich weiß nicht ob ich sie mir holen werde, aber ich bin extrem daran interessiert zu erfahren, wie man dieses Thema vernünftig aufarbeitet, welche Informationen man den Spielern mitgibt, wie ich vielleicht in der Zukunft meinem Nachwuchs diesen Teil der Geschichte spielerisch vermitteln kann.

    Für alle, die bis zum Ende durchgehalten habe: sorry, falls ich etwas missverständlich dargestelt habe, ich hoffe ihr bereut nicht die Zeit, die euch das Durchlesen gekostet hat.

    - und an die Verlage & Autoren: ich möchte nicht "gepampert" werden. Ich bin ein erwachsener Mensch, der in der Lage ist selbständig zu denken und sich zu äußern. Nimmt mir die Entscheidung nicht ab und versetzt interessante geschichtlich korrekten Spiele nicht irgendwo in den sicheren Hafen von Fantasy/SF, nur weil sie Themen behandeln, die ein Teil unserer Geschichte sind. Ich möchte nicht, dass Spiele gezielt politisiert werden, aber ich freue mich über Spiele, die Politik verständlich machen (z.B.: Weimar).

    Vielleicht geht es anderen auch so... und ja, auch das "ein Thema nicht spielen wollen" ist letztendlich eine freie Entscheidung von allen von uns und das ist auch gut so. Ich würde aber gerne das Thema ansprechen um mehr zu erfahren warum es so ist. Nicht vor einem Thema weglaufen, sondern das Thema behandeln, besprechen. Oder lieber doch nicht? Eskapismus, weil wir es uns in der heutigen Zeit leisten können? Ich weiß es nicht... Man findet vermutlich gute Argumente dafür und dagegen.

  • Constabler Insbesondere bei Mombasa empfinde ich das genauso und habe echt nicht ganz verstanden, warum das gerade da so problematisch angesehen wird während gefühlt 200 andere Spiele historische Themen haben, bei denen Arbeiter ausgebeutet wurden, Adlige Diener halten, Frauen noch keine Frauenrechte usw…

    Skymines habe ich genau wegen des so aufgesetzt wirkenden Themas wieder verkauft, weil mich das bei dem Spiel so gestört hat, und Mombasa gekauft. (Dass ich das auch wieder abgegeben habe tut nix zur Sache 😅)

    Desweiteren kann ich nachvollziehen, dass es merkwürdig ist, wenn ein WW2-Thema polarisiert und ein „Kreuzzüge des Mittelalters“ oder Cäsars Eroberungen weniger.

  • Schwierig schwierig. Man liest ja immer wieder die Argumente wie "ja wenn man die Probleme ignoriert gehen sie auch nicht weg" und "Geschichte totschweigen bringt ja auch nix, ist doch gut wenn man sich damit auseinander setzt" und "soll Geschichtlich akkurat sein".

    Alles schön und gut, sicherlich nicht ganz falsch diese Aussagen, trotzdem darf man sich da doch fragen "möchte ich das nachspielen?". Die Problematik mit Mombasa ist doch soweit ich weiß (Habe es selbst nicht gespielt), dass man seine Sklaven geschickt einsetzen muss und Afrika kolonialisiert (aber ist laut Herrn Pfister rein fiktiv, sollte aber unbedingt in der realen Welt spielen). Da finde ich es trotzdem okay zu sagen "ich möchte das nicht", "ich will keine Sklaven effizient managen müssen".

    Wenn man das weiter spinnt kann man folgende Spiele entwickeln und schön reden mit "sind ja reale Probleme, sollte man sich mit auseinandersetze". "geht ja auch nicht weg vom ignorieren"

    Schulamoklaufsimulator. Gerade in den USA ein echtes Problem. "Geht ja nicht weg davon, dass man das ignoriert" und man würde sicherlich über dieses Spiel reden. Spielen möchte ich es trotzdem nicht.

    KZ-Manager. Die Geschichte vom dritten Reich sollte sich niemals wiederholen und deswegen ist es wirklich wichtig, dass das Thema in Schulen behandelt wird und gegenwärtig bleibt, aber ist doch okay wenn ich sagen, dass ich das nicht spielen möchte oder? Nicht mal weil ich das Thema ausblenden wollen würde, einfach weil ich da wirklich nicht in die Rolle der bösen schlüpfen wollen würde.

    Letztendlich kommt's ja auch drauf an wie reflektiert ein Spiel und Autor ein Thema behandelt. John Company behandelt ein sehr unschönes Thema und man schlüpft in die Rollen von Personen die wirklich keine guten Menschen sind und keine guten Taten vollbringen. Das Spiel ist sehr historisch akkurat und gut recherchiert und sorgt dafür, dass ma sich damit reflektiert auseinander setzt. Ich verstehe aber jeden, der das nicht spielen möchte.

  • Wuschel
    Beim Mombasa gibt es keine Sklaven. Kolonialismus ist da eher das Thema, da es darum geht, mit den Kompanien möglichst viel Einfluss zu gewinnen.

    Ich hab nur ein paar BGG Threads durchgelesen und da kam definitiv das Thema Sklaverei auf aber vermutlich wird es nicht explizit behandelt sondern implizit. Auch wenn man nur in Firmen investiert, die Handelsposten errichten geht es letztendlich darum Afrika zu kolonialisieren und auszubeuten oder hab ich das auch falsch verstanden?

  • Wuschel Na ja, man muss nicht zu jedem Thema ein Spiel machen und definitiv nicht jedes Thema ist für ein Brettspiel geeignet.
    Manche gewählten Beispiele sind extrem krass und piätetslos. Warum sollte man sowas tun, welchen Lerneffekt, oder welche Botschaft möchte man damit verbinden und vermitteln? Ich verstehe, dass du es plakativ darstellen möchtest und deswegen extreme Beispiele bringst, aber du stellst dabei den Spieler auf der falschen Seite in einer Rolle, die keiner bei gesundem Verstand ausüben würde, weder real, noch im Spiel. - Und trotzdem gibt es z.B.: Filme, die diese Themen aufnehmen, Schauspieler, die diese Rollen spielen. Die Darstellung von Ch. Walz in der Eröffnungsszene in Inglourious Basterds wurde vom Publikum und Kritikern abgefeiert und trotzdem will kein vernünftiger Mensch seiner Figur nacheifern. Interessanterweise trifft das nicht auf Darth Vader und Kylo Ren zu...

    Die Frage ist also nicht ob alles erlaubt ist und ob man alles nachspielen muss, sondern wie geht man vernünftig mit einem Thema um. Wie sehr bewegt man sich auf der abstrakten Ebene, welche mechanischen Möglichkeiten hat man, wo kann man die Schwerpunkte setzen?
    Ich habe auch keine allgemein gültige Antwort. Ich versuche sie aber jeden Tag herauszufinden. In Brettspielen, in Nachrichten, im Umgang mit anderen Menschen. Es ist keine Lösung, es ist ein Prozess. Manchmal gelingt es besser, manchmal schlechter. Nicht jede Entscheidung macht mich stolz, manche doch.

    Ich schweife ab... Um wieder auf die Themen und Brettspiele zu kommen: ein Autor hat eine Idee, ein Verlag Interesse. Beide werden wohl mit ihrem Produkt Einnahmen generieren wollen. Wie kann man hier eine vernünftige Basis schaffen um ein Thema vernünftig zu behandeln und gleichzeitig die Spieler nicht zu verschrecken, sondern einzuladen sich mit dem Thema auseinander zu setzen und so einen Titel populär zu machen um die geschäftlichen Interessen auch zu decken?

  • Ich finde ja den pädagogischen Ansatz mancher Spiele durchaus in Ordnung, auch wenn es sich um kritische Themen handelt. Bei Mombasa hätte ich ein Stück weit diesen Christoph-Walz-Effekt (ist etwas weit hergeholt, aber soll meine Einstellung dazu verdeutlichen). Ich für mich muss jetzt nicht das real Böse nachspielen, dazu gibt es im pädagogischen Sinne andere Möglichkeiten als in meinem der Entspannung und Freude dienenden Hobby.

    Ein gutes Beispiel für mich ist immer "13 Tage". Auch da jongliere ich mit Atomkriegsdrohungen, aber wohl wissend, dass damals nichts passiert ist. Wäre die Kubakrise anders ausgegangen, würde ich dieses Spiel vermutlich nicht spielen (allerdings würde ich vermutlich kein Spiel mehr spielen).

    Mir fällt es dennoch schwer die Grenze zu ziehen. Tatsächlich habe ich mir bei konfrontativen Spielen zur Antike nie die Frage gestellt, ob ich das für mich in Ordnung finde, weil es so weit weg ist. Die Argumentation, dass die Varusschlacht bezüglich menschlichen Elends kaum etwas anderes darstellt als Kesselschlachten des WW2, kann ich absolut nachvollziehen. Ich für mich mache da aber einen Unterschied, was man mir als Halbherzigkeit auslegen kann.