Probleme mit der Schule... was nun?

  • Die Therapeutin meiner Schwester hat dazu folgendes gesagt: einem Kind im Rollstuhl würde man auch nicht sagen, du MUSST aber laufen können bzw. lernen.

    Was die Frage aufwirft, ob das Kind im Rollstuhl sitzt, weil es nicht laufen kann (Querschnittslähmung etc.), oder nicht laufen will (Laufen macht keinen Spaß, ist anstrengend, fällt mir schwer) ...

    Naja… dass muss wohl ein Arzt klären. Und in dem Fall des Forenschreibers, gibt es ja eine klare Diagnose.


    Aber selbst wenn es nicht so wäre, zu sagen du MUSST ohne die Ursache zu erforschen ist selten nachhaltig erfolgreich ;)


    Wäre nämlich Symptombekämpfung… und das ist auf lange Sicht nicht das beste.


    Besser ist es, herauszufinden woran es genau liegt und dann zu analysieren, ob Strategien oder mögliche Veränderungen/Therapien helfen können.

    Je nach alter, können solche Strategien auch zusammen mit dem Kind erarbeitet werden.


    So bringt man dem Kind bei, auch später mit vergleichbaren Situationen gut umzugehen und Lösungen zu finden

    4 Mal editiert, zuletzt von Lydia ()

  • Dasselbe sollte auch für Kinder mit ADHS und Autismus gelten… fördern ist wichtig und richtig, aber zu sagen, du MUSST ist halt total kontraproduktiv.

    Bei psychischen Krankheiten/Defiziten/etc. ist es halt leider so, dass man das nicht so einfach sieht, wie bei einem Rollstuhl. Und schon Rollstuhl-Fahrer machen ja leider oft die Erfahrung, dass Mitmenschen wenig Problembewusstsein zeigen und sich eher gestoert fuehlen. Da nicht davon auszugehen ist, dass sich die Gesellschaft und die Menschen schnell verbessern, bleibt es halt leider doch an dem Menschen mit ADHS haengen, in der Welt, wie sie ist, zurecht zu kommen. Zum Glueck gelingt das vielen mit dem Erwachsenwerden, wenn sie sich mehr und mehr ihres Umfeldes selbst aussuchen und gestalten koennen. Die Schule ist da, muss man leider sagen, eher ein Hindernis. Auch wenn sie einen weiten Weg gegangen ist in den letzten Jahrzehnten, grundsaetzlich sind viele Lehrer immer noch wie frueher. Ist leider auch so. :-/ Toll ist, wenn Freunde und Verwandte dann auch noch mit ihrem BILD-Wissen tolle Ratschlaege geben. Das sind dann die Tiefpunkte, durch die man irgendwie durch muss. Ja, da ist es wieder - irgendwie muss man da durch. Der Tunnel ist lang, aber endlich.

  • Wäre nämlich Symptombekämpfung… und das ist auf lange Sicht nicht das beste.

    Da du bei ADHS nur Symptome bekämpfen kannst, ist das an der Stelle nicht falsch. Die Ursache ("fehlerhafte" Gene) ist stand heute, nicht heilbar.

    Zu dem "müssen": ich bin, wie geschrieben, selbst ADHSler, ich merke vor welchen Herausforderungen ich stehe und die Kids mit denen ich Arbeite. Und ich darf mich als erfolgreichen ADHSler bezeichnen (Abi, Studium, Frau, Kind, Hund - die Yacht und das Haus fehlen noch 😜).

    Das Konzept der Neurodiversität sagt, dass das System und die Umwelt schuld an vielen Symptomen und den Problemen damit ist. Das sehe ich anders

    Ich habe auch in meinem kleinen Kosmos - mit mir selbst oder meiner Frau - Probleme, da hat keine Gesellschaft etc. Schuld. Und für ein selbstständiges Leben muss ich manche Dinge unter Kontrolle bekommen. Natürlich gibt es immer auch andere Wege, mit anderen Problemen. Und das müssen orientiert sich immer am können.

    Als Lerntherapeut erlebe ich oft, dass Kinder eher unterfordert als überfordert sind - beides ist schädlich.

    Insgesamt sind wir aber auf einem sehr ähnlichen Nenner, da sind keine großen Differenzen :).

    Für mich gilt persönlich gilt immer: ADHS ist ein Grund, aber keine Entschuldigung.

  • So sehe ich das auch. Man kann auch mit ADHS und Autismus viel erreichen und sich antrainieren, aber die Art und Weise wie ich auf mein Kind eingehe bzw. anleite ist wichtig.


    Das mit den Symptomen sehe ich nicht ganz so. Beispiel: Ein Kind arbeitet einfach nicht im Unterricht mit.

    Es stellt sich heraus, dass in der Stunde vor der Pause eine höhere Lautstärke im Klassenraum herrscht - Eine mögliche Lösung: Kopfhörer.

    Das Symptom ist die Verweigerung. Der Ursprung ist die sensorische Überforderung. Gegen die kann ich tatsächlich etwas unternehmen: z.B. Lärmschutz für die Ohren, kurze Ruhepausen etc. (da kann man sehr kreativ werden in Absprache mit den Lehrern).


    Ich habe selbst auch ADS und hatte das Glück die beste Mama der Welt zu haben. Mir wurde nämlich nicht unterstellt, dass ich faul bin, provokativ, mir alles egal wäre oder ich einfach nur nicht will.


    Meine Mum hat sich mit mir hingesetzt und versucht mich wirklich zu verstehen… sie hat sich Fachliteratur angelesen, mit Ärzten gesprochen und versucht sich soweit es ging in mich hineinzuversetzen.


    Eigentlich hat sie versucht, ein Übersetzer für mich zu sein.


    Z.B.: Schau mal, dass du das so und so machst/nicht machst, kann diesen Ursprung haben - meinst du, dass wir das oder dieses mal ausprobieren können und schauen wie es funktioniert? Was meinst du, wieso du hier Schwierigkeiten hast?


    Und rate mal, ich bin heute jemand der sich selbst so gut analysieren kann und ein gutes Gespür für mich selbst entwickelt hat, dass ich mögliche überfordernde Situationen in den aller meisten Fällen schon vorher erkenne und eine Strategie entwickeln kann. Bzw. Ich mich selbst einschätzen kann: Heute wird das einfach nichts… und dann ist es einfach auch mal so.


    Und der selbe Weg bringt auch bei meiner Schwester Erfolg. Sie lernt sich einzuschätzen, echte Grenzen zu erkennen (die gibt es einfach - auch bei mir) und Strategien zu entwickeln.

    Sie selbst nennt sich statt Autistin „Schattenspringer“, weil sie jeden Tag über ihren Schatten springt.


    Das Kinder es sich mit ADHS oder ASS zu leicht machen würden, ist ein Irrglaube. Das sind oft die Kinder, die jeden Tag an und über ihre Grenzen gehen - leider oft unbemerkt von Erwachsenen.


    In die Falle “ich bin selbst Adsler/Adhsler“ darf man auch nicht treten, wenn man sagt „Ich konnte das doch auch“. Nur weil ich das selbst habe, sagt das über die Möglichkeiten und Grenzen des anderen gar nichts…


    Aber wie du schon erwähnt hast, sind wir insgesamt einer Meinung ;) Danke für deine Arbeit mit den Kids…


    Ein kurzer Nachtrag noch: Ein weiterer Vorteil, der diese Herangehensweise hat ist, dass die betroffenen Kinder oft Empathie lernen.

    Oder zumindest ein kurzes Mitfühlen statt verurteilen.

    In der Klasse meiner Schwester gibt es einen Jungen mit ADHS, eigentlich ziemlich unauffällig. Außer, dass er öfter mal plötzlich im Unterricht sein Heft zerreißt oder es auf den Boden schmeißt. O-Ton meiner Schwester: „Wenn das passiert, geht es ihm bestimmt gerade gar nicht gut. Das kenne ich, manchmal muss es einfach raus und man kann kaum etwas dagegen tun. Das ist ein schlimmes Gefühl.“

    8 Mal editiert, zuletzt von Lydia ()

  • Statt Medikinet gäbe es noch Elvanse.

    Elvanse (dislexamfetamin), strattera (atomoxetin), intuniv - es gibt eine Möglichkeiten und da die Hirnchemie so empfindlich und individuell ist, sollte keine ausgeschlossen werden ausser es gibt klare kontraindikationen (herzprobleme etc.)

  • Geduld - sollte wohl eines der Schlüsselwörter sein... Für das Kind, die Famillie, die Lehrkräfte aber auch Psychologen. Thematisiert das ganze mit der Schule (so wie ihr es ja schon angedacht habt), nehmt sie aber auch in die Pflicht. Einfach ständig die Eltern anrufen zum abholen ist nat. keine Lösung, da machen sie es sich etwas zu einfach. Geduld muss man aber auch mit der Schule haben, oft sind Integrationskräfte nicht wirklich ausgebildet und die Lehrer*innen sind schnell überfordert; Pädagogik ist eben nicht gleich Didaktik. Das kann u.U. ein gemeinsames Lernfeld sein und evtl. ebnet ihr mit eurem Einsatz auch den Weg für nachfolgende Kinder... ich drücke euch sehr die Daumen das ihr das hinbekommt. Und ihr werdet es hinbekommen...auch wenn es manchmal hart sein wird. Ihr seid aber nicht allein, hier und da sind Selbsthilfegruppen auch für Eltern belasteter Kinder ein guter Ansatz. Viel Erfolg!

  • Ich arbeite als Therapeutin täglich mit Kindern im Spektrum oder anderen Lernbesonderheiten.

    Ich bin auf dem Wissensstand, dass ADHS und Autismus komorbid ( zusammen) auftreten können, ist unwahrscheinlich, da es sich um rein entgegengesetzte dopaminerge Störungen handelt.

    Evtl. sollte man hier nochmal ansetzen, da die Therapie grundlegend verschieden sein sollten.


    Vielleicht gibt es aber auch neue Erkenntnisse dazu.

    2 Mal editiert, zuletzt von jumafabi () aus folgendem Grund: Ergänzung

  • Ich finde das ist auch eine Frage der Details: Was genau bedeutet Spitzen und Verhaltensauffälligkeiten?

    Hintergrund: Ich habe so von Geschichten von einem Grundschüler mit ADHS gehört, der in der Pause mit einem Seitenschneider über den Schulhof spaziert um dann sich ein schönes Loch in den Schulzaun zu schneiden und mal die Nachbargrundstücke zu erkunden.


    Als Lehrkraft auf solche Individuen einzugehen ist selbstredend eine Herausforderung (weil man die anderen 24+ Kinder natürlich nicht vernachlässigen kann). Letztlich ist es aber auch immer eine Frage wie genau die Lehrkraft ihre Ressourcen allozieren will. Man hört ja auch immer wieder von Fällen, die die ganze Bandbreite von maximaler Konzentration auf den Autisten bis zum Ignorieren/Rausschmiss abdecken. Von einem alten Hasen unter den Lehrkräften habe ich auch mal einen Tipp gehört, nachdem du der Klassenlehrkraft maximal auf Füße steigen solltest. Das finde ich persönlich traurig aber vermutlich ist Druck erfolgsversprechender als weitere Versuche mit der Klassenlehrkraft einen kooperativen Umgang zu finden.


    Ein Wechsel auf eine Schule mit einem modern, gelebten Inklusionskonzept wäre sicher für deinen Nachwuchs die beste Variante. Aber auch das ist letztlich eine Frage von Prioritäten. Ich persönlich denke zumindest, dass Montessori-Schulen ganz gut aufgestellt sind um Selbststeuerung zu vermitteln - wenn nicht dort, wo sonst? Ich kenne aber auch eine Familie, die genau deshalb nach Neuseeland auswandern will.

    2 Mal editiert, zuletzt von Henry ()

  • Ich arbeite als Therapeutin täglich mit Kindern im Spektrum oder anderen Lernbesonderheiten.

    Ich bin auf dem Wissensstand, dass ADHS und Autismus komorbid ( zusammen) auftreten können, ist unwahrscheinlich, dass es sich um rein entgegengesetzte dopaminerge Störungen handelt.

    Evtl. sollte man hier nochmal ansetzen, da die Therapie grundlegend verschieden sein sollten.


    Vielleicht gibt es aber auch neue Erkenntnisse dazu.

    Und das ist oft das Problem bei der Behandlung, denn für ASS gibt es keine Medikamte. Für ADHS schon… in manchen Fällen werden durch die Medikamentengabe die ADHS Symptome besser, die ASS Symptome verstärken sich aber.


    Bei meiner Schwester ist es zum Beispiel so, dass sie Abenteuer, Kinderpartys und Abwechslung liebt, aber durch den Vorhandenen Autismus eigentlich komplett überfordert davon ist.

    Ich kann dir sagen, da einen Ausgleich oder eine Balance herzustellen ist eine Herkules-Aufgabe.


    Und das Auftreten von beiden Diagnosen zusammen ist sehr häufig vorhanden…

    Einmal editiert, zuletzt von Lydia ()

  • Ich bin auf dem Wissensstand, dass ADHS und Autismus komorbid ( zusammen) auftreten können, ist unwahrscheinlich, da es sich um rein entgegengesetzte dopaminerge Störungen handelt

    Das ist ein sehr veralteter Wissensstand (das mein ich nicht dispektierlich) heute wissen wir, dass es sehr oft zusammen vorkommt und 80% aller Autisten auch ADHS haben. Ebenso passen viele ADHSler auch ins Spektrum. AuDHD ist immer mehr ein echter Begriff.

    Die S3-Leitlinie hat auch noch einige veraltete Annahmen und wird aktuell überarbeitet. (und typisch deutsche Besonderheiten wie eine gewisse Skepsis gegen Medikamente).

  • Ich bin auf dem Wissensstand, dass ADHS und Autismus komorbid ( zusammen) auftreten können, ist unwahrscheinlich, da es sich um rein entgegengesetzte dopaminerge Störungen handelt

    Das ist ein sehr veralteter Wissensstand (das mein ich nicht dispektierlich) heute wissen wir, dass es sehr oft zusammen vorkommt und 80% aller Autisten auch ADHS haben. Ebenso passen viele ADHSler auch ins Spektrum. AuDHD ist immer mehr ein echter Begriff.

    Die S3-Leitlinie hat auch noch einige veraltete Annahmen und wird aktuell überarbeitet. (und typisch deutsche Besonderheiten wie eine gewisse Skepsis gegen Medikamente).

    Ich fasse das nicht dispektierlich auf. :) Mir ging es lediglich darum, dass man ADHS und Autismus nicht in einen Topf wirft. Eine neue Studienlage dazu wäre toll. Da die Leitlinien auch schon wieder fast 9 Jahre alt sind. Würde mich über Eine PN freuen.

  • Und das ist oft das Problem bei der Behandlung, denn für ASS gibt es keine Medikamte. Für ADHS schon… in manchen Fällen werden durch die Medikamentengabe die ADHS Symptome besser, die ASS Symptome verstärken sich aber.

    Tatsächlich zeigen Studien, dass MPH auch sehr oft Autisten vieles leichter macht. Allerdings reagiert nicht jeder Mensch gleich und es gilt die individuelle Ausprägung des Autismus, sowie der adhs zu betrachten. Meine Frau ist hypoaktive ADHSler in, sie ist in vielem das genaue Gegenteil von mir.

    Je mehr Diagnosen zusammenkommen, desto weniger greifen und nutzen pauschale Aussagen. Die Antwort ist immer: es kommt darauf an.

  • Wow, echt viele Expertinnen und Experten hier. Bin beeindruckt wie viele fundierte und hilfreiche Hinweise sich hier in einer beeindruckenden Geschwindigkeit gesammelt haben :thumbsup:

  • Und das ist oft das Problem bei der Behandlung, denn für ASS gibt es keine Medikamte. Für ADHS schon… in manchen Fällen werden durch die Medikamentengabe die ADHS Symptome besser, die ASS Symptome verstärken sich aber.

    Tatsächlich zeigen Studien, dass MPH auch sehr oft Autisten vieles leichter macht. Allerdings reagiert nicht jeder Mensch gleich und es gilt die individuelle Ausprägung des Autismus, sowie der adhs zu betrachten. Meine Frau ist hypoaktive ADHSler in, sie ist in vielem das genaue Gegenteil von mir.

    Je mehr Diagnosen zusammenkommen, desto weniger greifen und nutzen pauschale Aussagen. Die Antwort ist immer: es kommt darauf an

    Daher auch die Einschränkungen „in manchen Fällen“. Bei keiner Krankheit/Störung/Syndrom sollten pauschale Aussagen getroffen werden. :)

    Einmal editiert, zuletzt von Lydia ()

  • Wow, echt viele Expertinnen und Experten hier. Bin beeindruckt …

    Ich frage mich, nicht erst seit dem Thread heute, wie hoch unter uns Brettspieler*innen der Anteil an ASS (o. ä. diagnostizierbarem) wohl sein mag. Wenn ich so um mich rum gucke, ist die „Trefferquote“ da nicht gering (auch wenn nicht jede*r sich seine Diagnose abgeholt hat).

    Ist nochmal ein eigenes, neues Thema, für das ich jetzt keinen Thread aufmachen wollte (darf bei Interesse aber gern jemand tun). Aber bei deiner Reaktion kam mir dieser Gedanke einfach wieder.

  • Wollte so einen Thread schon länger erstellen. Definitiv höher als unter der Normalbevölkerung.

    Die Diagnose dürften aber wenige haben, da es im besten Deutschland aller Zeiten keine Möglichkeit gibt, diese zu erhalten, es sei denn, man zahlt selbst.

  • Wow, echt viele Expertinnen und Experten hier. Bin beeindruckt …

    Ich frage mich, nicht erst seit dem Thread heute, wie hoch unter uns Brettspieler*innen der Anteil an ASS (o. ä. diagnostizierbarem) wohl sein mag. Wenn ich so um mich rum gucke, ist die „Trefferquote“ da nicht gering (auch wenn nicht jede*r sich seine Diagnose abgeholt hat).

    Ist nochmal ein eigenes, neues Thema, für das ich jetzt keinen Thread aufmachen wollte (darf bei Interesse aber gern jemand tun). Aber bei deiner Reaktion kam mir dieser Gedanke einfach wieder.

    Brettspiele sind ein hervorragendes Spezialthema 😅 außerdem ist eine soziale Interaktion in einem abgesteckten Rahmen möglich… 😄 Zudem kann man sich in Anleitungen vertiefen und super Statistiken anfertigen - vieles was ich liebe und es mir manchmal schwer macht, die richtigen Prioritäten zu setzen 😋

  • Ich frage mich, nicht erst seit dem Thread heute, wie hoch unter uns Brettspieler*innen der Anteil an ASS (o. ä. diagnostizierbarem) wohl sein mag. Wenn ich so um mich rum gucke, ist die „Trefferquote“ da nicht gering (auch wenn nicht jede*r sich seine Diagnose abgeholt hat).

    Ist nochmal ein eigenes, neues Thema, für das ich jetzt keinen Thread aufmachen wollte (darf bei Interesse aber gern jemand tun). Aber bei deiner Reaktion kam mir dieser Gedanke einfach wieder.

    Brettspiele sind ein hervorragendes Spezialthema 😅 außerdem ist eine soziale Interaktion in einem abgesteckten Rahmen möglich… 😄 Zudem kann man sich in Anleitungen vertiefen und super Statistiken anfertigen - vieles was ich liebe und es mir manchmal schwer macht, die richtigen Prioritäten zu setzen 😋

    Dein lachendes Smiley als Reaktion habe ich nicht ganz einordnen können, weil ich das nicht als lustigen Zusammenhang sehe (auch nicht als schlimmen). Wollte das eher aus meiner Brille raus konstatieren.

    Einmal editiert, zuletzt von kampfrabe ()

  • Brettspiele sind ein hervorragendes Spezialthema 😅 außerdem ist eine soziale Interaktion in einem abgesteckten Rahmen möglich… 😄 Zudem kann man sich in Anleitungen vertiefen und super Statistiken anfertigen - vieles was ich liebe und es mir manchmal schwer macht, die richtigen Prioritäten zu setzen 😋

    Dein lachendes Smiley als Reaktion habe ich nicht ganz einordnen können, weil ich das nicht als lustigen Zusammenhang sehe (auch nicht als schlimmen). Wollte das eher aus meiner Brille raus konstatieren.

    Ich musste einfach lachen, weil ich da tatsächlich selbst noch keinen Zusammenhang gesehen habe bzw. das es anderen wie mir gehen könnte. Als du das geschrieben hast, ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen 😅 das ich da selbst noch nie drüber nachgedacht habe, fand ich witzig…


    Ist ein bisschen schwierig zu erklären - ich hoffe, dass es ein wenig geklappt hat

  • Dein lachendes Smiley als Reaktion habe ich nicht ganz einordnen können, weil ich das nicht als lustigen Zusammenhang sehe (auch nicht als schlimmen). Wollte das eher aus meiner Brille raus konstatieren.

    Ich musste einfach lachen, weil ich da tatsächlich selbst noch keinen Zusammenhang gesehen habe bzw. das es anderen wie mir gehen könnte. Als du das geschrieben hast, ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen 😅 das ich da selbst noch nie drüber nachgedacht habe, fand ich witzig…


    Ist ein bisschen schwierig zu erklären - ich hoffe, dass es ein wenig geklappt hat

    Ah, krass. Ja, hat sehr geklappt. ☺️

  • Autisten und ADHSler sind ja auch Rudeltiere. In meinem Freundeskreis finden Stück für Stück immer mehr raus was mit ihnen "nicht stimmt". Spoiler: Die Depressionen und Angststörungen sind nicht einfach so da ;).

    Leider ist die Situation um als Erwachsener diagnostiziert zu werden mehr als Bescheiden.

    Wer schauen wir ob er auf dem Spektrum sein könnte - der Raads-R test gilt per Studie als einer der validesten Tests zur Selbstdoagnostik. Und auch wenn ich Selbstdiagnose kritisch sehe, sind sie oft valide, man ist halt doch Experte für sich selbst und die wenigsten dichten sich gern solche Diagnosen an (hat ja keinerlei Vorteil, aber extreme Nachteile bei Adoption, priv. Krankenversicherung, Lebensversicherung etc.)

  • Hut ab für den Einblick. Wir drücken die Daumen für euch!


    Was mit beim Lesen aufgefallen ist, war dein fast nebensächlich klingender Satz (sinngemäß) "...vermutet, es wäre vielleicht eine Prise Autismus mit drin...".


    Ist das diagnostisch weiterverfolgt worden? Bestenfalls in einer Autismus-Ambulanz, mindestens aber bei einem Verhaltenspsychologen, der sich mit Autismus auskennt.


    Dass bei einer ASS auch ADHS reinspielt, ist in vielen Fällen gegeben. Umgekehrt ist es weniger häufig der Fall.


    Es ist letztlich auch möglich, dass nicht die Lernsituation das Problem ist, sondern die soziale Situation. Und dann bräuchte es eine andere Intervention, vor allem aber eine Gegleitung, die sich mit ASS auskennt (Kostenübernahme für Integration wäre dann womöglich auch anders).

    Unsere Redaktion benötigt Verstärkung.
    Wir suchen Brettspielprofis als News-Autoren und Rezensenten.

    Auch in anderen Themenbereichen kann man sich beteiligen, etwa Videospiele oder Filme und Serien.

    Wichtig: Wir sind ein kleines Team, erwarten Aktivität, dafür werden Ihr eng an die Hand genommen und könnt etwas lernen.


    Lust mitzumachen? >>> Infos <<<

  • Wer schauen wir ob er auf dem Spektrum sein könnte - der Raads-R test gilt per Studie als einer der validesten Tests zur Selbstdoagnostik.

    Vorsicht, das bezieht sich auf die Studie in welcher der Cut-Off (bzw. die Cut-Offs, es gab eine Follow Up Studie in welcher ein höherer Cut-Off (glaube 72) festgelegt wurde) festgelegt wurde. Weitere (unabhängige) Studien welche diesen dann überprüfen sollten zeigten deutlich schwächere Werte bei Sensitivität, Spezifität, Validität und Reliabilität, bzw. stellten die Konstruktvalidität teilweise sogar ganz in Frage. Dennoch kann man dadurch einen guten Eindruck bekommen in welchen Bereichen ggf. Besonderheiten vorkommen könnten.

  • Ich arbeite als Förderschullehrerin im Unterricht in der Grundschule und auch weiterführenden Schule in einzelnen Klassen mit.

    Meine Erfahrung:

    Eine Diagnose kann helfen, bestimmte Verhaltensweisen einordnen zu können und z.B. nicht jede Verweigerung als Provokation zu werten. Letztendlich müssen dann aber für die Schule entsprechende Hilfen individuell auf das Kind und das Setting zugeschnitten sein. Und diese Hilfen wiederum müssen allen Beteiligten transparent sein und ebenso von allen mitgetragen werden. Das ist oft gar kein so einfaches Unterfangen und dafür gibt es letztendlich auch kein Patentrezept.

    Am wichtigsten ist, sich an einem Tisch zusammenzusetzen und klare Ziele / Maßnahmen / Zuständigkeiten auch schriftlich zu vereinbaren. Vielleicht gibt es ja zu dem Zweck direkt an der Schule die Möglichkeiten der sonderpädagogischen Beratung, die hinzugezogen werden könnte. (?)

    Vieles habt ihr in jedem Fall schon in die Wege geleitet und erreicht - ich erlebe es z.B. sehr selten, dass Integrationshilfen bei ADHS bewilligt werden; bei ASS eher. Insofern: nicht entmutigen lassen!

  • Vieles habt ihr in jedem Fall schon in die Wege geleitet und erreicht - ich erlebe es z.B. sehr selten, dass Integrationshilfen bei ADHS bewilligt werden; bei ASS eher. Insofern: nicht entmutigen lassen!

    Das ist sehr abhängig vom zuständigen Jugendamt. Hier bei mir (Kreis Offenbach) hat so gut wie jedes meiner ADHS-Kinder auch eine "Teilhabeassistenz" (die ich meist mehr schädlich als nützlich finde - aber die Schulen drängen darauf...)

  • die ich meist mehr schädlich als nützlich finde

    auch hier kann ich bestätigen, dass I-Hilfe nicht immer Hilfe bedeuten muss....ich hatte aber auch schon wirklich tolle Kräfte in der Klasse.

    Ich beziehe mich ansonsten auf RLP.

  • Etwa 10% der Bevölkerung sind von Behinderung oder chronischer Krankheit betroffen.


    TLDR: Erfolgreiche Bildung ist ein schwieriger Weg, aber es lohnt sich.


    Die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen ( https://www.behindertenbeauftr…_blob=publicationFile&v=8 ) ist auch von Deutschland unterschrieben. Insbesondere auf die Rechte von Kindern wird dabei sehr ausführlich eingegangen, Bildung hat sogar einen eigenen Artikel bekommen, Art. 24 (2) d) besagt: "Bei der Verwirklichung dieses Rechts stellen die Vertragsstaaten sicher, dass [...] Menschen mit Behinderungen innerhalb des allgemeinen Bildungssystems die notwendige Unterstützung geleistet wird, um ihre erfolgreiche Bildung zu erleichtern".


    Beschäftigte vieler Bildungsinstitutionen wissen leider nicht, was ein Nachteilsausgleich (NA) ist und dass man einen Rechtsanspruch darauf hat. Daher muss man sich selbst gut informieren, um zu überzeugen: in den entspechenden Spielregeln (Schulgesetze, Hochschulrahmenordnungen, Ausbildungsordnungen, Bundesbildungsgesetz, etc) stehen die jeweils geltenen Bedingungen drin.


    Grundsätzlich gilt: das Recht auf Ausgleich von bestehenden Nachteilen gilt nicht nur in der Schule, sondern auch bei allen anderen Ausbildungsprüfungen, sei es an der Uni oder in der Berufsausbildung und steht jedem Menschen mit Behinderung oder chronischer Krankheit zu. Als chronisch gilt jede Krankheit, die länger als 6 Monate anhält.


    Man muss den NA in der Regel schriftlich beantragen, dazu braucht man fast immer ein Attest vom Arzt, der kurz schildert, was man hat, welche Nachteile wegen der Krankheit/Behinderung bestehen (sinnvollerweise ICD-10 und einfache Umgangssprache) sowie was mögliche sinnvolle Formen des Ausgleichs sind.

    Zum Beispiel: "Kind hat Krankheit xy, Krämpfe in der Hand bei langem Schreiben, viele kleine Pausen wären hilfreich, z.B. pro 10 Minuten Prüfungszeit 1 Minute Pause um wiederholt Handlockerungsübungen zu machen" oder "erhöhter Sauerstoffbedarf wegen xyz, während der Prüfungen das Fenster offen halten oder bei Bedarf nach draußen begleiten" oder "hat xx und yy, ist durch Geräusche schnell abgelenkt, braucht daher in Prüfungssituationen absolute Ruhe: Prüfung in einem extra Raum ohne Ablenkungen".

    Erlaubt werden kann/muss das Beantragte immer dann, wenn damit sichergestellt ist, dass man seine Prüfung genauso gut und genauso schlecht (!) ablegen kann, wie jemand ohne Behinderung.

    Wie eingangs geschrieben, circa 10% der Bevölkerung sind betroffen. D.h. statistisch in jeder Schulklasse 2 oder 3!

    In den großen Erstsemestervorlesungen an der Uni in denen 500 Studenten sitzen, sollten es daher rein statistisch betrachtet 50 Leute sein. Leider kommen viele der Betroffenen gar nicht bis zum Punkt einer Uniklausur oder Ausbildungsprüfung, weil sie unnötigerweise schon vorher in der Schule scheitern, weil sie von dem Recht auf NT nicht wissen, sich schämen den NA in Anspruch zu nehmen, oder unrechtmässige Steine in den Weg gelegt bekommen. Häufig heißt es "mit der Krankheit/Behinderung kann man sowas halt nicht", "lieber nicht auffallen", "ich will keine Almosen". Da NA leider immer noch sehr häufig als "Bevorteilung von Behinderten" wahrgenommen wird: "genauso schlecht" sagt es schon: NA ist nur der Ausgleich von wirklich bestehenden Nachteilen. Und es gibt ihn nur dann, wenn die Nachteile durch chronische Krankheiten oder Behinderung verursacht sind. Wer keine Nachteile hat, hat auch keinen Anspruch auf Ausgleich! Also nicht scheuen einen Nachteilsausgleich in Anspruch zu nehmen, wenn er gebraucht wird. Es ist Euer gutes Recht.


    Es ist leider nicht selten, dass man bei der Beantragung von NA inital auf Unkenntnis oder Unverständnis stößt, und die Anträge deshalb häufiger abgelehnt werden als angebracht. Deshalb die Sache von Anfang an sehr gut erklären: Es soll damit eine gleiche Ausgangsposition geschaffen werden: es geht um den Ausgleich von bestehenden Nachteilen, nicht um Gewährung von Vorteilen. "Genauso gut/schlecht", nicht "besser als". Ums Lernen kommt man also trotzdem nicht herum ;)

    Durch die ausgleichenden Maßnahmen wird viel von dem zusätzlichen Stress reduziert, den man wegen der Behinderung/Krankheit hat oder sich auch häufig selbst macht.


    Man braucht auch keinen Schwerbehindertenausweis um Nachteilsausgleich zu erhalten. Aber falls Ihr noch keinen Schwerbehindertenausweis beantragt habt, macht das. Der Ausweis macht es Euch in vielen Bereichen leichter. Ein Gutes hat die Karte fast immer: einfache Gemüter verstehen bei psychischen/neurologischen Krankheiten so sehr viel leichter, dass man wirklich, "für sie unsichtbar", chronisch krank/behindert ist.


    Den Ausweis (genauer den Bescheid über den Grad der Behinderung, GDB bzw. GDS, Grad der Schädigung) gibt es nicht nur bei Behinderungen, sondern auch bei chronischen Krankheiten. Welche Krankheit welchen Grad (Schwere der Behinderung) ergibt, steht in der sogenannten "GDB-Tabelle", der Anlage "Versorgungsmedizinische Grundsätze" zu § 2 der Versorgungsmedizin-Verordnung ( https://www.gesetze-im-interne…l1_2008_ab/j2412_0010.pdf ). Auch chronische Krankheiten wie z.B. Depressionen sind valide Gründe einen GDB zu erhalten. Dabei wird berücksichtigt, wie stark die einzelnen Auswirkungen der Krankheiten/Behinderungen in Summe auf Dein Leben wirken.

    Bei mehreren Ursachen addieren sich die einzelnen Punkte nicht, das Gesamtbild wird betrachtet. Der Bereich geht von 0-100, die relevanten Marken sind dabei 30 und 50. Viele der "schwerbehindert" Regelungen gelten erst ab 50, jedoch kann man in bestimmten Fällen schon ab 30 eine Gleichstellung beantragen.

    Als Werungs-Beispiel bei Aufmerksamkeitsstörung gilt 20-40, bei schwere Depression 30-40. Könnte in Summe 30 ergeben, falls die Aufmerksamkeitsstörung hinter den Depressionen nicht weiter ins Gewicht fällt, könnte aber auch auf 60 erkannt werden, wenn beide Sachen gegenseite Wechselwirkungen haben, die im Summe sehr viel schlimmer sind. Häufig ergeben Mehrfach-Erkrankungen jedoch nur geringe Erhöhungen gegenüber einer einzelnen Haupt-Erkrankung, im oben genannten Beispiel z.B. 35 oder 40. Hängt jedoch immer vom Einzelfall ab, besprecht das unbedingt mit Fachleuten. Ob der Hausarzt dabei die richtige Ansprechperson ist, ist leider extreme Glückssache, manche kennen sich sehr gut aus, andere haben da leider überhaupt keine Ahnung. Und grade bei den unsichtbaren Behinderungen gibt es noch immer viele Vorurteile.

    Und nicht wundern, falls der Antrag in erster Runde abgelehnt wird. Die initiale Ablehnungs-Quote ist in einigen Bundesländern leider wohl ziemlich hoch. Ursache sei häufig, dass die Auswirkungen nicht ausreichend verständlich genannt sind, Widersprüche würden daher sehr häufig letztendlich doch erfolgreich sein. Der übliche Tip: Akteneinsicht nehmen und nochmal ganz genau aufschreiben was unter welchen Bedingungen aufgrund der Behinderung nicht klappt und darum bitten die Entscheidung zu überdenken.


    Quelle: langjährige eigene Erfahrungen im Familien- und im Freundeskreis, ymmv.

    Einmal editiert, zuletzt von yasha () aus folgendem Grund: ein Teil der Schreibfehler rausgefischt

  • die ich meist mehr schädlich als nützlich finde

    auch hier kann ich bestätigen, dass I-Hilfe nicht immer Hilfe bedeuten muss....ich hatte aber auch schon wirklich tolle Kräfte in der Klasse.

    Ich beziehe mich ansonsten auf RLP.

    Da schließe ich mich an. Ausprobieren kann man es trotzdem immer.

    Bei uns ist es damals in der 3. Klasse total nach hinten losgegangen. 😅 Eigentlich waren sich Lehrer und wir einig, dass eine Schulbegleitung nicht zwingend nötig wäre, aber wir wollten sehen, ob es vielleicht doch einen Unterschied macht.


    Naja…Manche Kinder kommen nicht damit klar, dass sie ständig „unter Beobachtung“ stehen und ihnen jemand „auf die Pelle rückt“.

    Nach nem halben Jahr haben wir es sein gelassen 😅Ist halt nicht für jedes Kind eine Hilfe, aber für manche kann es den entscheidenden Unterschied machen.


    Der Deal mit meiner Schwester lautet seit der Diagnose: wir probieren alles erstmal aus und schauen es uns eine Zeitlang (Spanne wird ausgemacht) an und danach wird zusammen entschieden, ob wir es als Hilfe wahrnehmen oder nicht.

    Damit fahren wir ziemlich gut, zumindest lässt sie sich damit auch auf vieles ein, was sie eigentlich im ersten Moment verweigern würde.

  • Das Problem mit I-Kräften das ich immer wieder habe (als Lerntherapeut) und mit den Familien erlebe ist, dass sie aufgrund der (meist) nicht vorhandenen Ausbildung keine Ahnung von Störungsbildern und deren Nachteilen haben und somit gar nicht wissen, wie man gezielt unterstützt. Auch durch Runde Tische ist das kaum vermittelbar, sondern endet bei puren Handlungsanweisungen - aber ohne Verständnis für die Situation und Wissen über die Ursachen ist das nicht mehr als Schall und Rauch. Grade in schwierigen Situationen.

    Das Ergebnis ist dann, dass die I-helfer/Teilhabeassistenzen zu Sekretäri:innen werden - sie nehmen den Kids "alles schwierige" ab. Die Kids bleiben dadurch unselbststandig und gewinnen wenig daraus. Das geht dann leider oft bis dahin, dass die Kids sich abhängig von der Assistenz fühlen und schon panisch werden, wenn die Assistenz ausfällt. Das ist nicht Sinn der Sache und absolut kontraproduktiv.

    Ursache ist mMn zu einem großen Teil die mangelnde Ausbildung - viele Träger haben nicht mal wirklich ne Ausbildung dafür. Bewerben, Kind kennenlernen und los geht's. 😔

  • Das Problem mit I-Kräften das ich immer wieder habe (als Lerntherapeut) und mit den Familien erlebe ist, dass sie aufgrund der (meist) nicht vorhandenen Ausbildung keine Ahnung von Störungsbildern und deren Nachteilen haben und somit gar nicht wissen, wie man gezielt unterstützt. Auch durch Runde Tische ist das kaum vermittelbar, sondern endet bei puren Handlungsanweisungen - aber ohne Verständnis für die Situation und Wissen über die Ursachen ist das nicht mehr als Schall und Rauch. Grade in schwierigen Situationen.

    Das Ergebnis ist dann, dass die I-helfer/Teilhabeassistenzen zu Sekretäri:innen werden - sie nehmen den Kids "alles schwierige" ab. Die Kids bleiben dadurch unselbststandig und gewinnen wenig daraus. Das geht dann leider oft bis dahin, dass die Kids sich abhängig von der Assistenz fühlen und schon panisch werden, wenn die Assistenz ausfällt. Das ist nicht Sinn der Sache und absolut kontraproduktiv.

    Ursache ist mMn zu einem großen Teil die mangelnde Ausbildung - viele Träger haben nicht mal wirklich ne Ausbildung dafür. Bewerben, Kind kennenlernen und los geht's. 😔

    Wir haben halt das große Glück, dass unsere I-Kraft selbst ein Kind mit ADHS hat - das ist für das Verständnis sehr wichtig (auch wenn ihr Kind sicherlich anders tickt als unseres)

  • Ich bin keine pädagogische Fachkraft und von ADHS weiß ich auch gar nichts, aber ich selbst wurde a) gemobbt in der Schule b) bin ein schwieriger Lerntyp (brauche viel mehr Zeit zum Lernen als andere Menschen) und c) hochsensibel (HSP). Und am schlimmsten war: Ich lerne nur gut, wenn es mich packt (von außen etwas aufgetragen zu bekommen habe ich immer schon gehasst). Es ist natürlich wichtig sich Unterstützung zu holen und Verständnis aufzubringen. Alles richtig, aber wenn man einfach feststellt das die Persönlichkeitsstruktur nur schlecht zum Bildungssystem passt, dann muss man auch individuelle Strategien entwickeln um irgendwie damit klar zu kommen (vielleicht hilft ja so eine Fachkraft dabei). Hobbies und Freunde sind sehr wichtig. Vielleicht mal Kinder-Karate ausprobieren. Sich auspowern und eine gute Gemeinschaft haben. Oder zusammen musizieren. Oder Sport oder oder oder (was halt passt)... Ich glaube es sehr wichtig für ein Kind so eine "Insel" zu haben wo es sich aufladen und motivieren kann. Vielleicht auch zurückziehen kann, wenn es mal nicht so gut läuft. Individuelle Fähigkeiten fördern und dabei mehr Selbstvertrauen entwickeln. Insgesamt kann ich auch nicht viel positives über das deutsche Bildungssystem berichten. Für mich gehört es reformiert.

  • I-Helfer:innen sind in der Schule offiziell für das einzelne Kind zuständig (was für mich absolut nicht heißt, dass sie z.B. permanent daneben sitzen müssen; das möchte kein Kind) und zudem sind sie auf konkrete Handlungsanweisungen angewiesen. Deshalb ist es auch so wichtig über konkrete Maßnahmen zu sprechen, diese schriftlich festzuhalten und nach gegebener Zeit zu evaluieren. Es kann hier auch helfen, das Kind selbst in das Gespräch oder in Teile davon einzubinden. Eine zweite Kraft in der Klasse - auch wenn sie nur stundenweise da ist - kann hier die Brücke bieten, dass die Fördermaßnahmen zielführend werden, gerade wenn es schwierig wird. Das muss übrigens nicht zwingend jemand mit sonderpädagogischer Qualifikation sein, aber jemand mit Wissen und / oder Erfahrung. Leider ist es eben immer noch so, dass auf solche Themen anscheinend in der Ausbildung vieler Lehrämter kaum vorkommen.

    Zu Nachteilsausgleich, Hilfen bei ADHS, ASS, u.s.w.: Hier gilt, dass jedes Bundesland eigene Regelungen hat, was es selbst für im System arbeitende zu einem Dschungel macht. Dazu kommen noch verschiedenste Schulformen mit eigenen Namensgebungen und eigenen Konzepten. Deshalb mein Ratschlag: Im Gespräch bleiben mit den Beteiligten, informieren, sich Hilfe suchen bei den vor Ort vorhandenen Beratungsmöglichkeiten. In RLP gibt es da z.B. zusätzlich Autismus-Fachberatungen oder den schulpsychologischen Dienst.

  • thomasd87 fang mit diesem Posting bitte an was du magst:

    Das was du über dich schreibst, deutet sehr auf eine ADHS hin. Auch weil sich immer wieder zeigt, dass das was heute als hochsensibel bezeichnet wird (wissenschaftlich ist Hochsensibilität (noch) nicht haltbar) häufig einfach ADHS ist. Aufgrund des fehlerhaften Reizfilters sind wir ADHSler nämlich so gut wie alle sehr sensibel auf Reize, Stimmungen, aber durchaus auch Geräusche, Berührungen, Gerüche etc.

    Wenn du mehr Infos magst, schreib mir gern ne PM, ansonsten ignoriert mein Posting :)