Die Magie des ersten Mals ODER Spiele, die so gut waren, dass ihr sie nie wieder gespielt habt

  • Kennt ihr das auch?

    Ihre spielt ein neues Spiel in einer Gruppe und alle haben Mega-Spaß.

    Alle sind begeistert und nach dem Spiel schwärmen alle davon, wie super es war.

    Trotzdem kommt das Spiel nie wieder auf den Tisch, denn mit ein wenig Abstand wird klar, dass sich dieses erste Erlebnis in dieser Form nie wieder so wiederholen wird.

    Die Gründe dafür können sehr unterschiedlich sein.

    (Und ich meine hier explizit keine Kampagnenspiele, bei denen man nach dem ersten mal die Story kennt oder Exit oder Legacy-Spiele, bei denen es Teil des Konzepts ist, sie nur einmal zu spielen.)


    Hier mal ein paar Beispiele:

    #Blabel:

    Als wir das Spiel das erste mal gespielt haben, haben wir alle gelacht, wie lange nicht mehr. Das Spiel mit seinen unterschiedlichen Wörtern in unterschiedlichen Sprachen, die man sich gegenseitig zuruft, ist einfach etwas besonderes. Man kommt sich ein wenig albern vor, aber das war Teil des Reizes und alle gingen total in ihrer Rolle auf.

    Aber genau das war auch das Problem: es wird nie wieder so spontan, plötzlich und überraschend lustig sein und bereits zum Ende des Spiels hin, kristallisierten sich durchaus etablierte Strategien durch, um besser zu werden.

    Bei weiteren Partien wäre der Denkfaktor sicherlich deutlich größer, die Albernheit deutlich kleiner und der "Zauber des ersten Mals" wäre verflogen...


    #WarOnTerror :

    Mit diesem bitterbösen Satire-Spiel um Staaten, Kriege, Terroristen und Atombomben, das sich selbst so wenig ernst nimmt, dass es für viele die Grenzen des guten Geschmacks überschreitet und bei dem am Ende des Spiels üblicherweise die ganze Welt brennt, hatten wir unsere erste Begegnung an einem gemeinsamen Spielewochenende mit voller Besetzung.

    Es war einfach nur zynisch, aber auch lustig / faszinierend, sich auf diese gemeine Art den Spiegel zur Welt vorhalten zu lassen und durch die Mechanismen des Spiels an den Rand des Abgrunds und darüber hinaus geführt zu werden.

    Aber auch, wenn ich sehe, dass dieses Spiel durchaus noch weitere potentielle Partien geboten hätte, ist es für uns ein One-Trick-Pony geblieben und der Bedarf bzw. Wunsch, es nochmal zu spielen, ist durch die Erinnerung an diese ersten Erfahrungen / Aha-Effekte der ersten Partie weitgehend erloschen. Auch würde es sich vermutlich immer wieder ähnlich spielen und man hat nun eigentlich alles essentielle gesehen und erlebt, was das Spiel geboten hat.

    Und das ist in dieser Intensität einfach nicht wiederholbar.


    Ich habe die Vermutung / Hoffnung, dass #JohnCompany2ndEdition ein ähnlich augenöffnendes Erlebnis mit mehr Tiefe bieten könnte und hätte daher große Lust, es mal auszuprobieren, allerdings habe ich die Befürchtung, dass es auch dort bei einer Partie bleiben könnte...


    Habt ihr auch solche Spiele? Welche waren das und was waren die Gründe für Ihre "schnelles Ableben"?

    Mögest Du in uninteressanten Zeiten leben...

  • #MegaCivilization War ein echtes Erlebnis, mit 12 Mitspielern und zwei Tagen Spielzeit. Aber auch die Feststellung, dass es ein zeitliches Limit für mein Interesse an einem einzigen Spiel gibt (aus gleichen Gründen mach ich ja auch keine Rollenspiele mehr).

  • #MegaCivilization War ein echtes Erlebnis, mit 12 Mitspielern und zwei Tagen Spielzeit. Aber auch die Feststellung, dass es ein zeitliches Limit für mein Interesse an einem einzigen Spiel gibt (aus gleichen Gründen mach ich ja auch keine Rollenspiele mehr).

    Bei uns mit 14 Leuten an einem Tag - zu laut, zu chaotisch, zu wenig „Spiel“.

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

  • Ich habe #KillDoctorLucky in sehr schöner Erinnerung. Da war ich - Jahre vor meinem Einstieg in den Hobby-Spiele-Bereich - irgendwie drüber gestolpert. Gespielt wurde es in einer Rollenspieler-Runde und eine Person fing damit an, die Fehlschlagskarten zu erklären ("Kettensäge hat kein Benzin mehr"). Das zog sich so durch den ganzen Abend und wir hatten eine Menge Spaß, auch wenn (oder gerade weil?) wir eine Regel wahrscheinlich falsch gespielt haben. (Wir haben einfach querbeet diese Fehlschlagskarten gespielt anstatt taktierend in der Spielerreihenfolge.)


    Irgendwie ist es nie zu einer weiteren Partie gekommen. Mein guter Eindruck von dem Spiel liegt sicher zu einem Gutteil in dieser "Hausregel" und der Tatsache, dass alle an dem Tag gut drauf waren.

  • Ich halte eher diese seltsame stänkerei für typisch unknowns. Hier wird ja nun offenbar ein Phänomen beschrieben was manche schon erlebt haben. Da bringt es dann wenig das als First world Problem zu markieren. Ich kann durchaus Spaß an etwas haben was ich dann nicht wiederholen will. Mit den ungarischen Kunstspielfilm Satanstango 9 Stunden anzusehen war ein großes Erlebnis. Aber keins was ich zu Lebzeiten wiederholen werde.

  • Nein.

    Hier ebenso. Anscheinend ein komisches First World Problem von Leuten, die von allem zu viel haben.

    Ich finde es schade, dass hier ohne Not so ein imho unnötig kritischer Unterton in ein eigentlich locker gemeintes Thema eingebracht wird.

    Natürlich haben nicht alle die gleichen Erfahrungen und ich finde es an sich gerade spannend, dass manche, und manche eben genau nicht, auch so etwas erleben.

    Das fällt bei mir einfach unter: über den eigenen Tellerrand hinaus schauen und wahrnehmen, wie andere die Welt erleben, ohne, bei so einem unwichtigen Thema, darüber zu urteilen.

    Mögest Du in uninteressanten Zeiten leben...

    Einmal editiert, zuletzt von Neva Kee ()

  • Kennt ihr das auch?

    ...

    Ich habe die Vermutung / Hoffnung, dass #JohnCompany2ndEdition ein ähnlich augenöffnendes Erlebnis mit mehr Tiefe bieten könnte und hätte daher große Lust, es mal auszuprobieren, allerdings habe ich die Befürchtung, dass es auch dort bei einer Partie bleiben könnte...

    Jein.

    Es gibt einige Spiele, die ihren Charakter verändern, wenn bzw. nachdem man sie das erste Mal gespielt hat. Okay, ich korrigiere: ALLE Spiele verändern sich, wenn man sie das erste Mal gespielt hat. Denn hinterher versteht man die Zusammenhänge besser, hat das Spiel vielleicht schon teilweise oder gar ganz durchdrungen, und das Spiel wandelt sich vom "wir entdecken dieses Produkt" zum generellen "wir nutzen dieses Produkt" (Legacy-, Kampagnen-, szenariobasierte und OpenWorld-Spiele mal außen vor, wie ja im OP schon geschrieben).

    Das ist bei vielen Spielen aber gar kein Problem. Für Spieler gilt auch recht häufig der Leitsatz "Die erste Partie ist ohnehin für die Tonne" - damit gemeint: es ist nicht wichtig, ob ich gut spiele, ob ich gewinne, oder ob ich das voll gegen die Wand fahre, denn ich LERNE es ja gerade erst. Und bei den angeführten "vielen Spielen" dient diese quasi Lernpartie dazu, reinzukommen. Um dann danach zu wissen: ah, so funktioniert es (grob), jetzt kann ich auch fundierte(re) Entscheidungen treffen und Pläne schmieden.

    Aber hier geht es ja eher um Spiele, bei denen das "Entdecken des Produktes" ein vollkommen anderes Gefühl vermittelt als das "Nutzen des Produktes" danach. Wobei das natürlich nicht selten auch an den Leuten liegt, mit denen man spielt, der Situation, in der man zusammenkommt, oder Ähnliches. "So wie heute kommen wir nie wieder zusammen" heißt es nicht umsonst. Aber das ist nicht wirklich quantifizierbar und per se nicht replizierbar.

    Zu viel der einleitenden Worte, also zum Punkt:
    Es gibt eine Menge Spiele, von denen ich wusste bzw. weiß, dass sie beim zweiten Mal nicht mehr dasselbe Erlebnis bieten würden. Oft konnte ich dann mit den Mitspielern einen anderen Reiz entdecken, der das Spiel danach wieder auf den Tisch brachte. Und wahrscheinlich gab es auch Spiele, die danach aus der "unbewussten Überzeugung", dass das Erlebnis nie wieder replizierbar sei, unangetastet im Regal verblieben und letztlich verkauft wurden. BEWUSST jedoch kann ich das nur von Spielen sagen, deren Erlebnis sich zum großen Teil durch den dem Spiel inhärenten (sprich: im Design gewollt eingebauten) Humor definiert. Munchkin ist so ein Spiel gewesen (vor langer, langer Zeit): Die Karten waren sehr sehr lustig, die Anspielungen klasse (besonders für jemanden wie mich, der Wortspiele heiß und innig liebt). Aber einmal gesehen, verlor eine lustige Karte den Reiz, denn über den gleichen Witz lacht man halt beim zweiten Mal nur selten genauso wie beim ersten Mal. Danach entdeckte ich das "Spiel hinter dem Humor" - und da wars dann aus mit dem Reiz. Schon relativ bald danach habe ich begonnen, Spiele generell zu meiden, die sich über solchen "eingebauten Humor" definieren (deren Spaß also nicht aus der Situation(skomik) oder Interaktionen am Tisch entsteht). Spiele, bei denen die "Idee" witzig wirkt, meide ich aus ähnlichem Grund, da sie nicht garantieren können, dass die "Idee" auch beim zweiten Mal witzig bleibt. Eine Erfahrung wie jene, die du mit #Blabel gemacht hast, bleibt mir daher meistens erspart.

    Allerdings steht bei mir im Regal #MagicMaze . Es war nicht die erste Partie, aber es gab eine, da waren einfach die richtigen Leute am Tisch, die richtige Situation war gegeben, und wir lagen gut zwei Stunden lang mehr unter dem Tisch vor Lachen, als wir gespielt haben. Ich denke immer mal wieder an die Partie zurück, und weiß, dass sich das so nicht wiederholen lässt. Und dadurch hat das Spiel einen Großteil seines Reizes verloren. Seitdem ist es auch nicht mehr aus dem Regal gekommen. Und ich glaube, es wird daher auch meine Sammlung bald verlassen. Schade, denn es ist wirklich unterhaltsam und lustig, und wir haben es bisher auch kaum "entdeckt" (sprich: spätere Levels kennen wir noch nicht). Ach, ich muss nochmal nachdenken drüber. Vielleicht probier ichs auch einfach mal wieder...

    Ein Spiel, von dem ich Ähnliches erwarte, ist #SpaceshipUnity . Ich bin extrem neugierig auf das Spiel, vermute aber, dass der Reiz der ersten Partie(n) bzw. des ersten Tages sich nicht SO wiederholen lässt, und dann für mich die Luft raus sein wird. Daher hadere ich schon länger mit dem Erwerb, und werde es mir stattdessen vermutlich von einem Freund nur ausleihen...

    Bezüglich #JohnCompany - die erste Auflage kam nur ein einziges Mal auf den Tisch (vor Jahren). Und während ich selbst den Reiz des mehrfachen Spielens sehe, drückte ein Mitspieler (HarbInger, der auf BGG den sehr aktiven Blog "Everything that sucks! And some things that don't" schreibt) genau diese Befürchtung aus. Die Partie war wirklich lustig und absurd und von der Stimmung her grandios. Seine Befürchtung aber war, dass das nie mehr wiederholbar sei - und er daher das Spiel wahrscheinlich nie mehr spielen wollen würde. Wie schon viele hier schrieben, hängt es wahrscheinlich da einfach von der Person ab. Das wirst du also nur selbst herausfinden können...

    Wer Smilies nutzt, um Ironie zu verdeutlichen, nimmt Anderen den Spaß, sich zu irren.

    Über den Narr wird nur so lange gelacht, bis man selbst Ziel seiner Zunge wird!

    :jester:

    3 Mal editiert, zuletzt von Dumon ()