In den letzten Jahren ist mir bei den großen Eurogames aufgefallen, dass diese sehr oft mit wenig Zügen pro Spieler auskommen. Meist sind es nur 10 bis 15 pro Spieler. Durch entsprechende Bonusaktionen und Kettenzüge erreichen die Designer dann ein vollwertiges Spiel. Und ich habe gemerkt, dass mir das immer mehr missfällt.
Hier als sehr einfacher und reduzierter Vergleich: Nehmen wir an, wir haben zwei Spiele mit gleicher Gesamtspieldauer von 3 Stunden bei 4 Spielern. Durchschnittlich hat also jeder Spieler 180/4 = 45 Minuten aktive Zugzeit. Angenommen, in Spiel 1 hat jeder Spieler genau 12 Züge. Das heißt, ein Zug dauert durchschnittlich ca. 45/12 = 4 Minuten. Das heißt auch, die durchschnittliche Wartezeit, bis ich erneut dran bin, ist 12 Minuten. In Spiel dagegen habe ich beispielsweise 45 Züge im gesamten Spiel. Das heißt, ein Zug dauert durchschnittlich 45/45 = 1 Minute. Das heißt auch, die durchschnittliche Wartezeit, bis ich erneut dran bin, ist 3 Minuten.
Ich merke bei mir, dass ich inzwischen Eurogames bevorzuge, die viele kurze Züge haben, weil es einfach die Wartezeit reduziert. Als gute Beispiele fallen mir spontan z.B. Barrage oder Clans of Caledonia ein. Die Züge gehen im Schnitt extrem flott von der Hand (es gibt aber immer Züge, die etwas länger dauern als andere). Vor allem Kettenaktionen mag ich inzwischen immer weniger und leider integrieren aktuelle Eurogames diese immer mehr.
Wie immer gilt: Nicht absolut sehen! Ich mag manchmal auch Spiele, bei denen ich nur wenige Züge im Spiel habe, wie z.B. Panamax (12 Züge) oder Praga Caput Regni (16 Züge). Und umgekehrt habe ich schon Spiele als extrem nervend empfunden, bei denen meine die echten Züge aus "Nimm 1 Geld" oder "Nimm 1 Ressource" bestehen. Das ist dann wiederum viel zu kleinteilig. Meine Bevorzugung geht aber hin zu kurze, schnelle Züge, dafür aber mehrere.
Edit: Ich kann die Gegenseite im Übrigen verstehen, die ich hier im Forum auch oft lese. Weniger Züge pro Spiel wirken sich halt auch stärker aus, Fehler werden weniger verziehen, was in alles, was ich tue eine gewisses Gewicht legt. Und Kettenaktionen können extrem befriedigend sein, wenn ich dadurch zig Dinge tue oder erfüllen kann und alles wunderbar aufgeht und ineinander greift.
Wie empfindet Ihr das? Was bevorzugt Ihr?
Gruß Dee
PS: Den Gag mit den Zügen bin ich Euch im Übrigen vorausgekommen. Also müsst ihr 18xx, Zug um Zug, Russian Railroads und Co erst gar nicht erwähnen. Außer es geht um die Anzahl an Zügen.