Doku: Spielerepublik Deutschland am 06.12.2023 im BR

  • Mir ging es ebenfalls wie Dee. Ich fand das durchaus unterhaltsam, ohne Frage, aber irgendwie - zusammenhanglos. Ich hatte hinterher keine Idee, was mir das jetzt hätte sagen sollen.

    Die Einleitung, und was diese sehr schöne Dokumentation eigentlich aussagen soll, versteckt sich in der kleinen unscheinbaren Schachtel, die am Anfang mit dem Titel des Films von Hand beschriftet wird und wie ein typischer Prototyp gestaltet ist. Die Dokumentation ist zwar selbst kein Prototyp, aber gerade das scheinbar Zusammenhanglose ist quasi die Seele des Films und macht den Selbst- und Spiele(er)findungsprozess auf gelungene Weise sichtbar. Menschen treffen dabei an verschiedenen Orten auf andere Menschen. Inspirieren sich egegnseitig, pflegen die Kultur des Miteinander-Spielens – und entwickeln dabei neue und idealerweise erfolgreiche Spiele. Wobei sich „Erfolg“ nicht nur finanziell bemessen lässt, sondern vor allem mit Spielfreude und einer guten, gemeinsam verbrachten Zeit verbunden ist. So wie es Inka und Markus Brand zur Ausleitung des Films am Ende sagen: „Wir sind total glücklich!“

  • Wenn ich Rosenberg, Brand und Co noch nie gehört habe, bringt mich diese Doku dann so viel weiter...?

    Weshalb nicht? Ich habe schon oft Dokus von Menschen gesehen, die ich zuvor nicht kannte, und fand das meistens ziemlich interessant.

  • Ich bin auch nicht sicher, ob einen jede Doku, bzw generell alles, was man sich in der Freizeit anschaut, immer irgendwie "weiterbringen" muss. Reicht es nicht manchmal auch einfach aus, Unterhalten zu sein oder sich berieseln zu lassen?

    Davon abgesehen kann ich aber meinen Vorrednern auch nur zustimmen. Warum sollte man kein Interesse entwickeln können oder zumindest mit einem "huh, so ist das also?" aus einer solchen Doku herausgehenm, wenn man vorher noch nicht in dem Thema drin war.

    Ich schaue selbst ständig Dokus, die nicht in meinen Hobbies oder primären Interessensbereichen stattfinden und bin danach im besten Fall etwas schlauer und im schlechtesten Fall nur unterhalten worden. Natürlich gibt es auch schlechte oder völlig uninteressante Dokus, die ich mittendrin ausschalte. Ich denke aber nicht, dass der Film beiden vielen Menschen diese Reaktion hervorrufen wird.

  • So wie es Inka und Markus Brand zur Ausleitung des Films am Ende sagen: „Wir sind total glücklich!“

    Witzig, dass du das als Beispiel anführst, denn selbst da schaffen sie es nicht gänzlich, den finanziellen Volltreffer als (Mit)Grund dafür zu verstecken.

    Hierfür werde ich zu 100% gebannt.

  • Vielleicht gefiel mir der Film auch deshalb so gut, weil ich mich komplett davon lösen konnte, mich zu fragen, was andere denken würden, die nicht so tief im Hobby sind. Es war einfach ein Film „für mich“ - und davon gibt es einfach wenige.


    Warum ich ihn trotzdem anderen empfehlen würde: Die Protagonisten werden authentisch und sympathisch dargestellt und Struktur und Inhalt waren sehr interessant und erhellend. Der Blick in die USA ist ebenfalls ein schöner Beleg für die Thesen, die auch ohne viele kommentierende Worte in dem Film aufgestellt werden.


    Bin sehr froh, dass sich der Film von Standarderzähl- oder -dokustrukturen löst.

  • So wie es Inka und Markus Brand zur Ausleitung des Films am Ende sagen: „Wir sind total glücklich!“

    Witzig, dass du das als Beispiel anführst, denn selbst da schaffen sie es nicht gänzlich, den finanziellen Volltreffer als (Mit)Grund dafür zu verstecken.

    Warum sollten sie das auch tun? Ist doch schön, dass Kreativität finanziell belohnt wird :) .

    (Der Exit-Adventskalender 2023 ist übrigens mal wieder richtig toll, hoffentlich verkauft der sich auch gut ;))

  • Vielleicht gefiel mir der Film auch deshalb so gut, weil ich mich komplett davon lösen konnte, mich zu fragen, was andere denken würden, die nicht so tief im Hobby sind. Es war einfach ein Film „für mich“ - und davon gibt es einfach wenige.


    Genau so habe ich das auch empfunden (wenn auch deutlich schlechter von mir ausgedrückt), also dass es ein Film "für mich", sprich für unsere Bubble war. Ich fand das schön zu sehen und mag es immer gern, mehr über die Autoren zu erfahren. Das ist eben die eine Seite.


    Die andere Seite: bei mir persönlich schwingt bei Beiträgen außerhalb der Bubble (wie also beispielsweise ein Film, der im TV läuft) immer der Wunsch mit, dass "Werbung" für unser Hobby gemacht wird. Dass gezeigt wird, wie facettenreich Spielen ist, dass es kein Kinderkram oder etwas für Leute ist, die ihr inneres Kind nicht im Griff haben. Ich habe keinen Anspruch darauf, nicht falsch verstehen, aber ich wünsche es mir halt einfach.

    Wenn ich mir vorstelle, meine Eltern würden beim Zappen über diese Doku stolpern, sie würden wohl nach einer Minute weiterzappen, weil es doch ziemlich tief im Thema Brettspiele ist. Der "Mehrwert" in der Außenwirkung für das Hobby dürfte damit begrenzt sein. Wahrscheinlich war das aber auch nicht Ziel der Macher, was ja auch in Ordnung ist.

  • Die andere Seite: bei mir persönlich schwingt bei Beiträgen außerhalb der Bubble (wie also beispielsweise ein Film, der im TV läuft) immer der Wunsch mit, dass "Werbung" für unser Hobby gemacht wird. Dass gezeigt wird, wie facettenreich Spielen ist, dass es kein Kinderkram oder etwas für Leute ist, die ihr inneres Kind nicht im Griff haben.

    Das war halt nicht das Ziel dieser Doku, dafür gibt es dann andere Dokus (wie die im HR, über die schon berichtet wurde). Es ergibt ja wenig Sinn, wenn jede Doku dieselben Inhalte vermittelt.

  • Das war halt nicht das Ziel dieser Doku, dafür gibt es dann andere Dokus (wie die im HR, über die schon berichtet wurde). Es ergibt ja wenig Sinn, wenn jede Doku dieselben Inhalte vermittelt.

    Das ist natürlich richtig. Die vom HR kenne ich bislang nicht, muss ich mal schauen, ob ich die finde.

  • Schöne Dokumentation. Weil ich meine zu merken, dass den Machern der Doku die Spiele und das Spielen wirklich am Herz liegen und somit mit dem nötigen Respekt vor den Beteiligten gezeigt wird, welchen Anteil die dabei haben, aber eben auch welche Freude daraus entwachsen kann. Sehenswert, da ich die Personen und Zusammenhänge einordnen kann und mir die Themensprünge somit egal waren und sogar abwechslungsreich wirkten. Wie es auf Nichtspieler wirkt, kann und will ich nicht beurteilen - das sollen die Nichtspieler selbst machen.


    Herausheben möchte ich die Aussage bei rund 58 Minuten: "Wemn Sie bedenken, dass jedes Jahr 100 Spiele auf den Markt kommen ..." :| :/  8| Tja, diese "schöne alte Zeit" wird nie wiederkommen, als ich (und viele andere) noch behaupten konnte, den Überblick der aktuellen Neuheiten zu haben, die eine gewisse Relevanz hatten und fast alle davon mindestens einmal angespielt, vieles durchgespielt und zu viel davon selbst gekauft zu haben. Pro Jahrgang sind unabhängig von der Menge trotzdem nur ganz wenige Titel übrig geblieben, die mich weiterhin begeisten konnten fernab der Neuheiten-Euphorie. Heute wie damals.

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  • Gefallen hat mir an der Doku, daß man einen Einblick über den Schaffensprozeß bei verschiedenen Autoren bekommt, daß die unterschiedlichen Persönlichkeiten recht gut dargestellt werden und daß versucht wird, den Zeitraum von den 70ern bis 2022 abzudecken.


    Gestört haben mich die teils harten Schnitte und die vielen Orts-, Zeit- und Personenwechsel. Eine Off-Stimme hätte dem einen oder anderen Übergang gutgetan, so daß man sich nicht immer neu orientieren muß, welche Szene man bei wem, wo und wann gerade sieht. Ich kann zwar das Mittel der Wechsel verstehen, aber ein deutlicherer roter Faden wäre für mich besser gewesen, wie z. B. konsequenter der Zeitlinie zu folgen. So aber ist es ein wildes Hin- und Hergespringe, welches nach spätestens 45 min anstrengend wird. Von der Untermalungsmusik wurde ich zweimal in die Irre geführt, daß das jetzt die jeweilige Schlußszene sei, nur um zu erleben, daß jetzt doch noch was drangeklatscht wird. Das war dann die berühmte Schleife zu viel, wie man sie aus diversen Brettspielen auch schon kennt. Dadurch fühlte sich die Doku eindeutig zu lang an. Mit diesem Inhalt hätte man sie auch auf 75 min einkürzen können.

  • Tom Werneck sagt in der Doku, dass pro Jahr ca. 600 neue Spiele erscheinen. Ist das nicht zu wenig? GIbt es irgendwo belgbare Zahlen dazu?

    Über den Satz bin ich auch gestolpert, weil er doch etwas im Kontrast steht zu den ~1500 Neuheiten, die um Essen herum immer genannt werden. Die Aussage war ja etwas relativiert, weil er gesagt hat "realistisch" seien das um die 600 Spiele. Was genau das bedeutet weiß ich nicht, aber wenn z.B. nur Spiele gezählt werden, die in Deutschland in den Fachhandel kommen, und wenn man außerdem Erweiterungen nicht mit zählt, dürfte das die Zahl deutlich einschränken. Könnte das die Diskrepanz erklären?

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  • Bei den "Neuheiten pro Jahr" zählt jeder anders. Die Spiel führt auf, was ihr die Verlage melden - da ist eine einzelne Promo-Karte oder eine Mini-Erweiterung auch eine Neuheit. Man kann auch nach Ort unterscheiden: "kommt IN Deutschland auf den Markt" ist etwas anderes als "wird IN Deutschland vertrieben". Ersteres stimmt auch für Kleinstauflagen japanischer Spiele, die in Essen sofort ausverkauft sind. Das andere meint Spiele, die einen regulären Vertriebskanal in D finden. Insofern sind wohl beide genannten Zahlen richtig: 1500 Neuheiten in Essen, 600 Neuheiten, die auch in D vertrieben werden. Möglicherweise liegt die Wahrheit auch irgendwo dazwischen, denn Direktimporte oder Selbstvermarkter lassen sich nur sehr schlecht beziffern.

  • Die SPIEL war die von 2022, auf die Bezug genommen wird in den Zusammenhang. Cascadia als Spiel des Jahres und Zwergendorf als Neuheit. My Gold Mine ist zwar 2021 veröffentlicht worden, aber 2022 auf der Longlist gelandet Aber gut möglich, dass da beide Jahre SPIEL gemixt wurden im Schnitt.

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    2 Mal editiert, zuletzt von ravn ()

  • Die SPIEL war die von 2022, auf die Bezug genommen wird in den Zusammenhang. Cascadia als Spiel des Jahres und Zwergendorf als Neuheit. My Gold Mine ist zwar 2021 veröffentlicht worden, aber 2022 auf der Longlist gelandet Aber gut möglich, dass da beide Jahre SPIEL gemixt wurden im Schnitt.

    Die Aufnahmen der SPIEL waren sogar von 2021 und 2022. Insgesamt wurden die Protagonisten über 4 Jahre begleitet.

  • Beides ist richtig. Es gab Ausschnitte zur SPIEL'21 und auch zur SPIEL'22. Erkennt man an den Bannern auf der Messe.

    Edit: Ninja'd :ninjad:

    Blog (manchmal sogar über Brettspiele): deesaster.org

    Einmal editiert, zuletzt von Dee ()

  • ... oder wer an solchen Begriffen interessiert ist und die nicht kennt, schlägt die nach und informiert sich. Alle anderen nehmen einfach den Gesamteindruck mit. Was das Silicon Valley ist, das wurde ja auch nicht erklärt, sondern ebenso nur gezeigt.

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  • Könnte man machen, werden aber viele sicher nicht tun.

    Kann sein. Aber wo willst Du mit Texteinblendungen da anfangen und aufhören? Wer nicht bereit ist, sich bei Interesse zu informieren, der liest eventuell auch keine Einblendungen, die länger als ein Wort oder eine Jahreszahl sind. Sich an den faulsten sich nur berieselnden Zuschauer zu richten, um ja bloß alle mitzunehmen, kann auch der falsche Weg sein.

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  • Grobes Gedächtnisprotokoll:

    In der letzten Spielbox gibt es ein Interview mit dem Macher der Doku. Die Vorgabe war die Doku muss unter 90 Minuten am Ende sein und einige Szenen wurden deswegen raus geschnitten oder gekürzt


    Uns hat die Doku sehr gut gefallen und auch der Rückblick in das 70er TV Format war sehr amüsant.

  • Herausheben möchte ich die Aussage bei rund 58 Minuten: "Wemn Sie bedenken, dass jedes Jahr 100 Spiele auf den Markt kommen ..."

    Nicht ganz, die Aussage lautete "dass jedes Jahre hunderte Spiele auf den Markt kommen", das "e" am Ende hat er nur zur Hälfte verschluckt. Die Zahl 100 wäre auch falsch gewesen, es gab damals schon mehrere hundert Neuheiten pro Jahr. Anfang der 90er waren es sogar schon 600-800 Neuheiten in Jahr, nur von deutschsprachigen Verlagen.

    André Zottmann / Thygra Spiele - u. a. viel für Pegasus Spiele tätig
    Ich gebe hier generell immer meine eigene, ganz persönliche Meinung von mir.

    2 Mal editiert, zuletzt von Thygra ()

  • Ersetze die absoluten Zahlen durch den rückblickenden Vergleich, dass es damals wesentlich weniger potentiell relevante Neuheiten gab und schon passt es - für mich. Ging mir um die Gesamtaussage und den Gesamteindruck in Bezug auf Marktüberblick. Aber danke für die Richtigstellung des Zitates.

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  • Kann sein. Aber wo willst Du mit Texteinblendungen da anfangen und aufhören? Wer nicht bereit ist, sich bei Interesse zu informieren, der liest eventuell auch keine Einblendungen, die länger als ein Wort oder eine Jahreszahl sind. Sich an den faulsten sich nur berieselnden Zuschauer zu richten, um ja bloß alle mitzunehmen, kann auch der falsche Weg sein.

    Ist halt die Frage, wen man als Macher mit der Doku erreichen will. Wenn du den Durchschnittsbürger erreichen willst, musst du ihn eben da abholen wo er ist. Silicon Valley hat man inzwischen schonmal gehört, Worker-Placement eben nicht. Und zu erwarten, dass sich jemand extra einliest, ist halt realitätsfern.

  • Es ist doch völlig egal, ob der uninitiierte Zuschauer weiß, was mit Worker Placement genau gemeint ist oder nicht. Das wird in der Doku das eine oder andere Mal zur kurzen Erklärung eines Spiels verwendet und in fällt der einen Szene mit Rita Modl in einer Aufzählung von Brettspiel-Mechanismen, oder? Wenn man das als "Fachbegriff" zu Kenntnis nimmt und sich darunter wenig bis gar nichts vorstellen kann, dann versteht man doch trotzdem noch, worum es in der Doku geht. Ein wenig Ambiguitätstoleranz kann man den Zuschauern doch zutrauen.

  • Und schon wieder was gelernt, weil ich es nachgeschlagen habe. ;)

    Ich hab noch überlegt, ob ich das Wort auf den zugehörigen Wikipedia-Artikel verlinken lasse, aber der war mir zu ausschweifend. Ich meinte das in dem Sinn, wie es z.B. bei der Konfrontation mit fremdsprachigen Texten eine Rolle spielt: wenn man ein Wort nicht versteht, einfach erst mal weiter lesen und darauf zählen, dass es sich aus dem Kontext mindestens so weit erschließt, dass die Bedeutung des Satzes verständlich bleibt.

  • Mir hat dieser Metahumor gefallen. Und nein, ich bin weiterhin der Meinung, dass man nicht immer alles für den Unwissenden mundgerecht erklären muss. Besonders wenn dadurch alle anderen genervt sind und die Aussagen zerfasern. Heutzutage hat fast jeder die technische Möglichkeit, Wissenslücken nachzuschauen und so zu klären. Wer das nicht nutzt oder sich nicht informieren will, bleibt eben uninformiert auf der Detailebene oder erschließt sich das aus dem Zusammenhang, wenn es einem unwichtig scheint, es genauer zu wissen.


    Zum Thema: Das was die Doku bei mir erreicht hat, damit bin ich zufrieden - informiert; mehr erfahren und gut unterhalten. Gerne mehr davon auf diesem Niveau.

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    Einmal editiert, zuletzt von ravn ()

  • Gestern Abend mit meiner Frau geschaut. Eine sehr schöne interessante Doku. Ich finde Brettspiel Autoren genauso faszinierend wie Buchautoren. Beides zu kreieren und zu veröffentlichen ist für mich ein kreatives Wunder

  • Um die Frage „Wen will die Dokumentation erreichen?“ zu beantworten, denken die Macher möglichst groß und haben den Titel der Dokumentation auch umfassend gewählt: die gesamte „Spielerepublik Deutschland“. Wie ich oben bereits geschrieben habe, ist diese Spielerepublik wie ein Prototyp gestaltet, befindet sich also weiterhin im Entstehen und Wachsen. Dazu passen die Rückbezüge, Sprengsel und Anekdoten aus Film- und Spielearchiv, der Jury zum Spiel des Jahres und der Blick von außen.


    Hat der Normalbürger die Entwicklung des Spielemarkts und der letzten Jahre vielleicht bis heute noch nicht (so umfänglich) mitbekommen, und ist bzw. war bis jetzt der Meinung, dass es abseits der Spielesammlung mit Halma und Co. nur spielerische Ödnis gibt, erhält er hier einen interessanten Einblick in die große Welt der Spiele (in Essen). Und zu ihrer Entstehung (im Privaten) durch die fünf Porträts der Spieleerfinder*innen, die fast schon intime Einblicke erlauben. Der Schwerpunkt der Dokumentation liegt eben nicht auf dem Produkt und seiner (äußeren) Vermarktung, sondern auf dem versteckten Inhalt der schönen bunten Spieleschachteln.


    Die Fährreise außerhalb Deutschlands [und die Arbeit an einem neuen Exit-Spiel] bildet den Rahmen und markiert sowohl den Auftakt als auch den Abschluss der Dokumenation. Sie ist zwar kein durchgehender roter Faden, [die Arbeit daran] taucht aber im Verlauf immer wieder auf. Und die wechselnden Ortsnamen sind zudem ein wiederkehrendes Stilmittel dieser Spielereise durch Deutschland. Wer neugierig geworden ist, kann jederzeit ein- und zusteigen …

    2 Mal editiert, zuletzt von Gead () aus folgendem Grund: Letzten Absatz um Arbeit an Exit-Spiel ergänzt

  • Die Doku erzählt ja – und das fällt auch gerade im Vergleich zu der Reihe im hr auf – von den Strukturen, die in Deutschland seit den 70ern rund um das Thema Brettspiele gewachsen sind. Dahingehend nimmt Deutschland ja eine Sonderrolle ein und das wird in der Doku auch klar: eben weil das Thema in den 70ern in Feuilletons und im Fernsehen als Kulturthema behandelt wurde, hat sich daraus eine Szene entwickelt, die weltweit eine Vorreiterrolle eingenommen hat. Wenn man der Verwandtschaft einen Einblick geben möchte, wie und warum Brettspiele (auch gerade deutsches) Kulturgut sind, dann würde ich diese Doku empfehlen. Wenn man jemandem einen aktuellen Einblick in das Thema geben und das Interesse wecken möchte, dann ist die hr-Reihe vermutlich die bessere Empfehlung.