So, liebe Freunde des kultivierten Brettspiels, geschätzte Mitforisten, Offtopic-Kombattanten, Moralapostel, Wortverdreher, Kaufbuttons-Klicker, Haarespalter, Giftspritzen und "Dankeschöns" für deren toxische Beiträge Vergebende, und natürlich auch alle, die sich die Mühe machen, meinen Quatsch hier zu lesen! Es ist vermutlich nur die Langeweile, die mit dem Herumsitzen daheim infolge eines Muskelfaserrisses einhergeht, die mich auf den Gedanken brachte, an dieser Stelle wieder einmal einen im weiteren, in diesem Moment noch unklaren Verlauf des Schreibens hoffentlich nicht allzu grässlichen Beitrag zu verfassen, doch offenbar wohl zwickt mich ein Mitteilungsbedürfnis, dem ich hier nachgebe. Oder es ist einfach nur eine schlechte Angewohnheit, so ähnlich wie das Rauchen.
Viel gespielt wurde ja nicht. Stattdessen wurde viel auswärts und auch im Garten gearbeitet, sich mit Zulassungsstellen herumgeärgert (was in etwa so nervtötend ist wie ein aufgeladener Diskurs in den sogenannten sozialen Medien), ein wechselseitiger Psychokrieg mit hausbesetzenden Siebenschläfern geführt und viel Zeit für längst überfällige Renovierungsarbeiten in der Wohnung daheim aufgewendet -- und das alles nur, weil die Nachbarin S. kürzlich meinte, wir sollten echt mal das Bad streichen. Also die Renovierungsarbeiten, die hatb sie mit ihrer Bemerkung ausgelöst, denn für die Siebenschläfer in der Arbeitsunterkunft konnte sie ja nichts.
Jetzt, wieso schreibe ich das? Keine Sorge, das hat schon seinen Grund (nämlich Überleitung von Einleitung zu Hauptteil, das kennt ihr ja noch von der Schule, nicht wahr).
Was als Badstreich-Aktion begann, wuchs sich natürlich in einer atemberaubenden, sich selbst verstärkenden Dynamik zu einer aus zahlreichen, kleinen Baustellen zusammengesetzten Riesenbaustelle aus, in deren Folge die scheußliche (ikea-?)Küche endlich auf den Sperrmüll wanderte, Türen und Türrahmen gestrichen wurden und vor allem auch gut zwei Drittel meiner Spielesammlung (die natürlich keine Sammlung im eigentlichen Sinne ist) auf den ebenfalls im Zuge jenes Renovierungs-Größenwahns perfektestens aufgeräumten und nun mit einem Sofa und einem flauschigen Teppich ausgestatteten Dachboden relokalisiert wurde (...nein, das hat mit Lokalisierung im Kontext von Brettspielen nichts zu tun).
Ergebnis: Nur noch eine Handvoll Spiele in nur noch zwei Regalfächern und viel mehr Raum. Dinge sind einfach belastend. Gut, ich habe auch wenig Wohnraum in der WG, das sollte ich vielleicht dazu sagen. Aber nichtsdestotrotz: Ahhhh....!
Joa. Jetzt habe ich beschlossen, alles, was da an Spielen auf den Dachboden gewandert ist, einfach endgültig loszuwerden. Tschüss Twilight Imperium! Ciao Relic! Doom, ich schicke Dir auf den Highway zur Hölle! Tschö mit Ö! Dann aber schnell die Erkenntnis: Oha. Das artet in Arbeit aus. Ich glaube fast, da werde ich ein paar Sammel-Pakete packen und vielleicht sogar hier einstellen müssen (bevor einer fragt: BSG mit Erweiterungen bleibt!!!). Andererseits... mal kucken, wie ich das überhaupt anstellen soll? Gar nicht so einfach, rein ausführungstechnisch betrachtet, besonders dann, wenn man keine Treppen steigen kann und dann wiederum nach Genesung ganz schnell wieder weg muss von zu hause, weil die Deadlines nach so einer Zwangspause umso heftiger drücken.
Die Entscheidung, den meisten Kram abzustoßen, hängt aber auch mit einer anderen Erkenntnis zusammen, die in den vergangenen Wochen und Monaten in mir gereift ist: Ich habe eigentlich gar keine rechte Lust mehr auf den ganzen komplizierten, langen, grübeligen, taubstummen Kram, der so tut, als wäre er eine soziale Aktivität. Ich finde in diesem Hobby inzwischen nicht mehr viel, was mich reizt.
Aber wie auch immer, damit wären wir nun endlich doch bei dem Spielebericht angelangt, den ich hier eigentlich verfassen wollte. Also irgendwie zumindest ist es ja irgendwo ein Spielebericht. Wir haben nämlich, wenn überhaupt, nicht zuletzt aufgrund der Corona-Sache seit Frühjahr hauptsächlich kindischen Lullifatz vor allem in der Nachbarschaft gespielt, und es war einfach irre lustig und vollauf befriedigend! Keine Ironie. Mau Mau mit allen Schikanen? Mann, wir haben uns eine halbe Stunde lang so derbe den Ast abgelacht, dass am nächsten Tag das Zwerchfell schmerzte! Schwimmen? Zum letzten mal in der Schule probiert -- aber hey, es war einfach zu witzig! Kniffel? Voll gut! Es war laut und wir hatten alle einen Riesenspaß an der Sache! Was braucht man mehr? Wenn ich mich dagegen erinnere an all die Optimierorgien, es schweigsamer und ernster zugeht als auf einer Beerdigung...? An Runden, die bei so mach einem mehr Frust als Freude ausgelöst haben...? Da frage ich mich in jüngerer Zeit immer wieder: Wozu tue ich mir das an? Diese kleinen, doofen Spiele, die tun das, worauf es ankommt: Sie bringen Menschen zusammen.
Zu Azul könnte ich noch was erzählen, aber wen interessiert das. Ich habe aber, das wollen, nein, das dürfen wir nicht verschweigen, auch noch eine bittere Nachricht für die Freunde von Ein solchen Ding? (ich meine damit natürlich das Spiel vom genialen Urs Hostettler): Wir haben (inzwischen gestern) leider herausgefunden, das "Gummipuppe" immer passt. Das Spiel ist also broken. Tut mir leid.