Hi,
heute morgen fragte mich jemand, was mein „Messegeheimtipp“ sei. Nun ja, hatte bislang noch nichts, was ich direkt dazu erklärt hätte. Zwei Stunden später dachte ich: Oh, nun hätte ich doch eine Antwort: #SpaceRace von Jan Soukal und Marek Loskot, erschienen bei Boardcubator.
Nachdem ich schon Donnerstag Abend versucht hatte, das Spiel auszuprobieren, aber das Donnerstags-Erlebnis hatte, dass einfach Mitspieler fehlten, hatte ich heute nun Glück und wir zockten Space Race in Dreierrunde in einer verkürzten Testpartie.
Es geht kurz gesagt darum, die beste und am weitesten entwickelte „Space Agency“ aufzubauen. Jeder von uns ist daher Direktor einer „Space Agency“, entweder einer amerikanischen, russischen oder europäischen (ab der Erweiterung dann auch einer chinesischen). Am Schluss des Spiels werden dazu alle Punkte der farbigen Propaganda-, Technologie-, Weltraumprogramm- und Durchbruchs-Pfeile zusammengezählt, hinzu kommt die Anzahl der Karten des Laboratoriums (einer Art Ablagestapel) und Punkte für die Durchbruchs-Karten.
Jeder Spieler beginnt mit zwei Kartensets. Was „Race for the Galaxy“-Spieler ja kennen. Aber es handelt sich definitiv nicht um einen Abklatsch von Letzterem. Ein Stapel, sind unsere Handkarten (die aber weder zum Bezahlen von etwas verwendet werden noch direkt ausgespielt!). Der andere Stapel hat die Werte 1, 3 und 6 („Control“-Karten).
Wir können jede Runde zu einem allgemeinen Ideen-„Universum“ beliebig viele Karten unserer Hand beisteuern. Diese Karten stehen dann für alle frei! Wir sind uns also nicht sicher, dass wir tatsächlich „unsere“ Karte bekommen. Vielleicht wollen wir das im Endeffekt sogar gar nicht.
Aber wir spielen in jeder unserer 7 Runden eine unserer 12 „Control“-Karten aus (die wir grundsätzlich auch nicht zurückbekommen). Diese bestimmen sowohl welche Art der ausliegenden Karten für uns in Frage kommen (Propaganda, Breakthrough, etc) als auch durch den Wert (zusammen mit dem Wert unserer entsprechenden Zeile in der Space-Agency, wer zuerst auswählen darf.
Die gewählte Karte aus dem Ideen-Universum wird dann unsere Agency eingebaut und die entsprechende Zeile (z.B. Technologie) komplett aktiviert. Dabei gibt es einmal-Effekte und Effekte, die jedesmal beim Aktivieren vorkommen. Zum Beispiel: Wir können Karten aus dem Laboratorium eines anderen stehlen und in unsere Agency einbauen. Wir können Karten aus dem allgemeinen Deck auf unsere Hand ziehen. Wir können Karten aus unserem Laboratorium in unsere Agency einbauen. Und einiges anderes. Hierzu gibt es eine eigene Symbolsprache. Diese muss man einfach langsam angehen beim ersten Spielen und sich beim Lesen der Karten auch ruhig laut vorsagen, dann klappt das schon.
Zum Spielablauf gibt es noch einige Feinheiten und ich habe das Spiel selbst erst einmal gespielt, aber das Glück gehabt direkt am Stand der Spieleautoren zu spielen. Mehrere Details, z.B. wie genau der Kartenpool gebildet wird und wann alle Karten sichtbar sind, habe ich weggelassen.
Vom Thema her, behandelt es den Wettlauf der verschiedenen nationalen Space-Agencies um die Erforschung des Weltalls. Die Graphiken sind für meinen Geschmack einfach fantastisch. Sorry, musste gesagt werden. Die Autoren haben wohl mit ihrem Spiel auch schon mit Leuten, die mit Raumfahrt zu tun haben Kontakt und auch Elon Musk ist auf der Schachtel mitverewigt. Auch die Gestaltung ist super-liebevoll. So liest der Russe auf der russischen Propaganda-Kontroll-Karte eine russische Zeitung, der Europäer „Le Monde“ und bei den Amerikanern ist auf der New York Times zu lesen „Men Walk on Moon“. Auf der 1er Propaganda ist die Zeitung interessant für den Leser, der in der U-Bahn sitzt. Auf der 3er Propaganda schaut schon jemand neugierig mithinein und auf der 6er Karte wollen gleich zweit mitlesen. Bei den Technologie-„Control“-Karten wächst die Anzahl der leeren Kaffeetassen des Wissenschaftlers. Beim den „Breakthrough-Control“-Karten herrscht auf der 1er-Karte verhaltener Optimismus auf der 3er wir die Siegesfaust erhoben und auf der 6er heben alle ihre Arme zum Jubel. Okay, Details. Aber geil! Auf den Karten finden wir das Voyager-Programm und Laika, die Weltraumhündin, die 1957 erstmal als Lebewesen in die Umlaufbahn geschossen wurde. Es gibt die erste permanente Mondbasis und den Mars-Rover. Die ISS darf natürlich ebensowenig fehlen wie Yuri Gagarin.
Das Spiel spielt sich flüssig. Anfangs erlernt man nebenbei beim Spiel die Zeichensprache der Karten. Es ist meines Erachtens außergewöhnlich und eigenständig genug, um sich auch gegen seinen wahrscheinlichen Vergleich mit Race for the Galaxy gut zu behaupten.
Die Karten transportieren die Atmosphäre sehr gut.
Der Spielablauf ist extrem clever. So gibt es im Ideen-Universum der Karten anfangs verdeckte Karten, von denen ich unter Umständen eine kenne, wenn meine beigesteuerte nicht offen liegt. Aus dem Verbrauch der „Control“-Karten und der Addition der Werte der anderen kann ich gut genug abschätzen, wie groß die Chancen sind, dass ich erster oder nur Mitbieter um bestimmte Karten sein werden, falls es zu einer Konkurrenz kommen sollte. Etc etc.
Mit einer Spielzeit von 30-60 Minuten ist das Spiel auch nicht zu lange.
Unser Erklärer sagte, dass es als Zweier-Spiel gut funktioniere und noch taktischer sei, da ich natürlich genau einschätzen kann, was mein Gegenüber braucht. Er bevorzugt sogar das Zweier-Spiel, während andere auf das Vierer schwören. Da auch einige Phasen synchron ablaufen oder man öfters wieder beteiligt wird, gibt es keine größeren Wartezeiten.
By the way: Die Erweiterung startet demnächst auf Kickstarter. Bei Interesse kann ich gerne im Forum daraufhinweisen.
Mein AllThatJazz-File „Messe Geheimtipp“ … anschauen, spielen, Spaßhaben … oder einfach was anderes spielen und Spaß haben …
LG und noch ein paar pics!
Jan und Jan (AllThatJazz)
oben: "Control"-Karte "Breaktrough"
unten: "Control"-Karten "Technology"
Das Weltall (Kartenrückseiten).
„Space Race“ von Jan Soukal und Marek Loskot, illustriert von Dalibor Krch, erschienen im Verlag Boardcubator, Messe-Essen Stand 2-D-146.