Immer wieder habe ich in den letzten Tagen gelesen, dass zur Messe nicht der Überflieger erschienen ist oder überhaupt keine guten Spiele erschienen seien oder der Jahrgang viel schwächer sei als der letzte, usw. Oder die Äußerung vielleicht sei man übersättigt.
Da stellt sich mir die Frage, was erwarten wir eigentlich von neuen Spielen? Warum werden welche Erwartungen nicht erfüllt? Wollen wir Spiele sammeln, wollen wir Spiele spielen?
Grundsätzlich, wenn man Spiele spielen will, so geht es mir, will ich gut unterhalten werden. Ich suche Spiele für verschiedene Anlässe: Spiele, bei denen ich nebenbei auch mal quatschen kann, Spiele, die ich konzentriert spiele und die eine gewisse Herausforderung an mich stellen. Ich will Spiele entdecken.
Die Zeiten, in denen ich 30 oder 40 Spiele zur Messe gekauft habe und viele nur ein- oder zweimal gespielt habe, sind vorbei. Weniger ist mehr. Aber dann möchte ich auch nur noch die Spiele kaufen, die für mich die Note 1 oder 1+ haben. Was sind das für Spiele?
Spiele mit neuen Mechanismen - immer wieder erwähnt der Workers Placemant Mechanismus. Caylus war nicht das erste (glaube ich), hat den Mechanismus aber bekannt gemacht. Inzwischen finden viele den Mechanismus langweilig. Aber: Russian RailRoads kommt super an. Lords of Waterdeep wurde im letzten Jahr von einem Mitspieler angekündigt als: eigentlich nix neues, aber die Mechanismen greifen gut ineinander. Jeder, mit dem ich Lords of Waterdeep gespielt habe (bis auf wenige Ausnahmen) hat sich das Spiel gekauft. Warum? Weil das Spiel irgendwie etwas besonderes hat, irgendwie gut rüber kommt.
Glück auf, auch ein Workers Placemant Spiel, kommt gut an, viele haben Freude daran. Weil es so thematisch umgesetzt wurde?
Amerigo: völlig neuer Mechanismus (okay, den Würfelturm gab es schon mal), bei dem auf dem Rad die Anzahl der Aktionen durch die Anzahl der Würfel angezeigt wird und man entsprechend auch andere Aktionen wählen kann, je nachdem welche Würfelfarben aus dem Turm fallen. Der Mechanismus wird als genial bezeichnet, das "Spiel dahinter" - mit Schiffen Inseln erkunden und bauen, etc. als beliebig und langweilig. Warum? Wir haben es heute zum zweiten Mal gespielt und die einzelnen Mechanismen greifen wunderbar ineinander - ein "typischer Feld" fein ausbalanciert.
Warten alle auf den einen neuen genialen Mechanismus? Wieviele gibt es noch? Und wenn der nicht kommt, ist alles langweilig? Spiele bestechen doch auch durch thematische Umsetzungen, durch die Verzahnung von verschiedenen Mechanismen (Kommentar zu Madeira, den ich irgendwo gelesen habe: Whats your Game hat versucht, alle bekannten Mechanismen in einem einzigen Spiel unterzubringen). Ist das schlecht? Madeira ist eine echte Herausforderung, indem ich mit den Aktionen und Möglichkeiten, die ich wähle, auch Möglichkeiten wähle, die ich nicht unbedingt will. Wenn ich aber die Gebäudeaktion nicht machen will, setze ich halt einen Piratenwürfel. Oder wähle zwischen Pest und Cholera - wie im wirklichen Leben. Das Spiel will entdeckt werden und dazu braucht es mehr als eine Partie. Aber langweilig oder nichts neues trifft es doch nicht, oder?
Letzten Endes kommt man in den Diskussionen immer wieder darauf, dass Spiele Geschmackssache sind oder in dem einen oder anderen Fall ein Spiel als gut oder auch als nicht schlecht bezeichnet wird, aber eben den eigenen Geschmack nicht trifft - bei mir in diesem Jahr Concordia - ist nicht meins, aber deswegen nicht schlecht. Mancher sagt: Langweilig, Deckbaumechanismus, gab es schon. Ja, aber so auf diese Art eben noch nicht.
Welche Erwartungen habt Ihr, die sich so augenscheinlich irgendwie nicht erfüllen? Ich habe viele viele gute Spiele im Regal, die ich immer wieder hervorhole und gerne spiele (zuletzt Hamburgum vom PD-Verlag). Aber ich spiele genauso gerne neue Spiele und freue mich auf die Messe und entdecke neue Spiele und in diesem Jahr haben 11 große Spiele ein neues Zuhause bei mir gefunden und ich freue mich auf jede Partie. Warum ist das Gejammer und Gejaule so groß?
Andererseits erlebe ich eben auch, dass viele "Schreiber" viele Spiele mögen. Warum werden deren Erwartungen erfüllt? Oder bleibt tatsächlich am Ende über, es ist eine Frage des Geschmacks und sonst nichts?
Ich bin gespannt!
Gruß vom
Spielteufel