Spielecafe Voyager in Bonn schließt

  • Also, im Würfel und Zucker trinken und speisen die Gäste auch beim Spielen reichlich. Und über die Spielgebühr von offenbar saftigen 5€ pro Kopf klagen auch nur die Wenigsten.

    Und die meisten Gäste kommen sogar wieder und bringen ihre Freunde mit.


    Vielleicht sind die Norddeutschen aber auch nur trinkfreudiger ... 🤷🏻‍♂️😏

  • Da muss man wohl schon arg viel Leidenschaft aufbringen, um ein Spielecafe aufzumachen oder zu übernehmen.


    Es gibt eben für Vielspieler zu viele Alternativen, die den Fokus auf das gemeinsame Spiel legen und deshalb besser passen als ein Spielecafe. Ich behaupte mal, dass für den typischen Spielcafe-Besucher das Spiel an sich gar nicht so im Vordergrund steht, sondern eher die Geselligkeit, die so eine Location ermöglicht und befriedigt. Und dann passen Getränke und Snacks und die Bereitschaft zum Konsum und dafür Geld ausgeben zu wollen, schon besser dazu. Dann haben Inhaber und Besucher auch was davon. Spielecafe als Event-Location gedacht und erlebt. Wer das nicht mag (oder sich leider nicht leisten kann), spielt eh woanders.

    Content-Nachschlag gefällig? Brettspieltag.de – Das etwas andere Boulevard-Magazin der versammelten Brettspiel-Szene

  • Das aufs deutsche Spießertum runterzubrechen, ist nicht fair.


    Wir haben hier in Bochum verschiedene Örtlichkeiten ausprobiert:

    - Gasthaus zu den 4 Winden - super Laden eigentlich und die haben auch Brettspiele - aber wir waren immer unregelmäßig viele und ab irgendwann war kein Platz mehr. Den größeren Raum wollte man uns nicht geben (was sogar nachvollziehbar ist), also zogen wir um

    - Veganer Laden (Name vergessen, ich glaub, er hat auch zu): War gut, aber der Raum hat sehr gehallt und die Speisen / Getränke waren im Vergleich zu den 4 Winden deutlich teurer

    - Klassische Event-Kneipe - war deutlich besser, aber das Licht war nicht gut und es war oft zu laut.

    - Gaststätte etwas außerhalb: Hat gut funktioniert bis zum Betreiberwechsel - hier war es etwas win-win. Die hätten Donnerstags eh einen leeren Laden gehabt und so war wenigstens etwas Betrieb

    - Gaststätte nach dem Wechsel: Drängten deutlich mehr auf Verzehr, wodurch sich einige Leute genötigt fühlten und nicht mehr kommen wollten

    - Vereinsheim eines Fußballvereins: Fast perfekt. Kein Mindestverzehr, Getränke "selbstbedienung" und günstig. Allerdings auch abhängig davon, dass jemand den Kontakt hat UND es war im Winter doch recht frostig...

    Seit Corona treffen wir uns nicht mehr - bzw. wechselweise wie erlaubt daheim bei jemandem und eben immer maximal zu viert. Klappt hervorragend und ist deutlich besser (für mich) als alle Optionen oben.


    Dazu hängt es auch davon ab, WELCHE Spiele man spielen will. Trickerion war in allen Locations fast nicht möglich - entweder waren die Tische zu klein oder es war zu dunkel oder zu laut. Für Flügelschlag wirds wohl reichen.

  • Da muss man wohl schon arg viel Leidenschaft aufbringen, um ein Spielecafe aufzumachen oder zu übernehmen.


    Es gibt eben für Vielspieler zu viele Alternativen, die den Fokus auf das gemeinsame Spiel legen und deshalb besser passen als ein Spielecafe. Ich behaupte mal, dass für den typischen Spielcafe-Besucher das Spiel an sich gar nicht so im Vordergrund steht, sondern eher die Geselligkeit, die so eine Location ermöglicht und befriedigt. Und dann passen Getränke und Snacks und die Bereitschaft zum Konsum und dafür Geld ausgeben zu wollen, schon besser dazu. Dann haben Inhaber und Besucher auch was davon. Spielecafe als Event-Location gedacht und erlebt. Wer das nicht mag (oder sich leider nicht leisten kann), spielt eh woanders.

    Der "Denkfehler" liegt darin, ein Spielecafè nur für Vielspieler aufmachen zu wollen. 😉

  • Der eine regelmäßige öffentlich Treff den ich besuche findet in einem Restaurant im Hochzeitssaal statt. Termine sind einmal im Monat von 16-24 Uhr und zweimal am Donnerstag von 18-22 Uhr. Ich selbst konsumiere da immer eine Hauptmahlzeit und 3 Cola im Schnitt. So wie ich das beobachte konsumiert die Hälfte der Leute ähnlich, die andere Hälfte weniger. Personenanzahl ist so zwischen 10-25 (vor Corona) derzeit 5-12 Personen (Im Hochsommer ist es immer eher weniger los). Es wird dort oft neben dem Spielen gegessen was aber auch leicht möglich ist weil es zu genüge Platz gibt. Der Wirt ist mit dem Umsatz von uns im Prinzip zufrieden natürlich wenn er viele Hochzeiten hat müssen auch mal unsere Termine verschoben werden. Das ganze ist Vereinsmäßig organisiert und man bezahlt 24 Euro im Jahr oder 2 Euro pro Besuch für den Aufwand des Vereins.

    Was ich jetzt hier von dem Laden gesehen und gelesen habe fällt das für mich unter Liebhaberei. Miete, Strom, Heizung, Versicherungen, Steuer, Krankenversicherung und sonstige Abgaben werden einen großen Teil des Umsatzes auffressen. So wichtige Entscheidungen wie stellt man eine Putzkraft ein oder putzt man selbst fallen da auch an. Natürlich wird da was überbleiben aber für den Stundenaufwand den man betreibt kann man sich warscheinlich besser zum McDonalds an die Theke stellen.

    Ansonsten würde ich nicht in ein Café gehen, um unbekannte Mitspieler zu finden - sondern zu einem Spieletreff.

    Wo ist der Unterschied? In diesem Spielecafe werden hauptsächlich Wiederholungstäter sein genauso wie auf einem Spieletreff. Sprich mit der Zeit lernst du dort die Leute kennen sie sind dann nicht mehr unbekannt für dich.

  • Wo ist der Unterschied? In diesem Spielecafe werden hauptsächlich Wiederholungstäter sein genauso wie auf einem Spieletreff. Sprich mit der Zeit lernst du dort die Leute kennen sie sind dann nicht mehr unbekannt für dich.

    Meine These ist, dass ein Spielecafé nur dann eine Chance hat, wenn es hauptsächlich Freundeskreise von Wenig-/Gelegenheitsspielern anspricht, die als feste Runde kommen, um einen schönen gemeinsamen Abend zu haben. Ich glaube nicht an einen Business Case, der mit hinreichendem Erfolgspotenzial, der auf einem Spieletreff mit angeschlossener Kneipe aufsetzt. Insofern: Gewaltiger Unterschied, deutlich größere Zielgruppe, völlig anderer Ansatz.

  • Ich glaube nicht an einen Business Case, der mit hinreichendem Erfolgspotenzial, der auf einem Spieletreff mit angeschlossener Kneipe aufsetzt. Insofern: Gewaltiger Unterschied, deutlich größere Zielgruppe, völlig anderer Ansatz.

    In Deutschland bin ich (weitestgehend) bei Dir, in anderen Teilen der Welt verhält sich das komplett anders.


    Siehe zum Beispiel Snakes & Lattes

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

  • Da hier das „Würfel & Zucker“ genannt wurde - ich kenne jetzt die Location nicht, vermute aber anhand von Bildern das der Laden größer und vor allem geräumiger/luftiger sein dürfte. Wieviele Läden dieser Art gibt es in Hamburg, nur diesen? Dann ist ein erfolgreicher Betrieb erheblich leichter mit einer 5x so großen Bevölkerung als hier in Bonn.

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

  • Ansonsten würde ich nicht in ein Café gehen, um unbekannte Mitspieler zu finden - sondern zu einem Spieletreff. (Aber ich bin auch altmodisch ...)

    Das muss sich aber nicht widersprechen. Man kann auch zu einem Spieletreff gehen, der in einem Café oder Restaurant stattfindet. Wie gesagt, das habe ich früher oft gemacht, als ich noch im Ruhrgebiet war. Und die Mitspieler sind ja nach dem zweiten oder dritten Besuch auch nicht mehr ganz so unbekannt. ;)

    Meine These ist, dass ein Spielecafé nur dann eine Chance hat, wenn es hauptsächlich Freundeskreise von Wenig-/Gelegenheitsspielern anspricht, die als feste Runde kommen, um einen schönen gemeinsamen Abend zu haben.

    Aber genau diese Runden brauchen doch gar kein Lokal für einen schönen gemeinsamen Abend, die können sich auch privat treffen. Wer aber keine Mitspieler hat, der kann das nicht, und für den bietet ein Lokal genau den Mehrwert, den er braucht. Damit erreicht man eine viel größere Zielgruppe.

  • Wenn ich mich richtig erinnere, hat früher mal in Freiburg ein Spieleversandhandel im Winter in einer Eisdiele einen Direktverkauf angeboten. Ob man dort auch an den Tischen spielen konnte, weiß ich allerdings nicht.

    Ja, neben den Versandhandel, hatten die im Winter auch auf 2 Stockwerke Verkaufsfläche. Die Betreiber waren selbst Hardcorezocker. Dort habe ich meine ersten Bekanntschaften mit Spielen vom Heidelberger und Pegasus gemacht. Die hatten einen Tisch und wenn man fragte, haben sie dir auch das Spiel geöffnet und dir erklärt. Ziemlich cool und genial für den Einstieg in die Szene. Nach Ladenschluss wurde dort auch mal gespielt.


    Inzwischen betreibt einer der Zocker seinen eigenen Laden (Freisspiel Freiburg), allerdings ganzjährig ;)

  • Meine Erfahrung beschränkt sich auf das Freispiel in Freiburg, und ich denke nicht, dass da oft Leute alleine auftauchen auf der Suche nach einer Spielrunde, sondern vor allem verabredete Gruppen kommen.

    Zum Einen wegen der großen Auswahl an Spielen (was es für Gelegenheitsspieler ohne große Sammlung interessant macht), zum Anderen, weil es oft einfacher ist als sich bei jemandem zu Hause zu treffen, wo es an Platz/Ungestörtheit mangeln kann.

    Das Gastronomieambiente hält sich in Grenzen, da es nur alkohfreie Getränke, (guten lokalen) Kaffee und Snacks (Gummibären/Nüsse) gibt. D.h. hier trifft sich niemand zum Abendessen mit anschließendem Spielen, sondern man konsumiert nebenher. Eine Gebühr für den Tisch gibt es auch, was ich vollkommen in Ordnung finde, schließlich mietet man praktisch den Platz zum spielen.

    Ich denke, dass hier ein guter Teil der Einnahmen auch durch den Spieleverkauf generiert wird, es gibt wie beim Würfel und Zucker auch einen angeschlossenen Webshop.


    Dass der Laden gut läuft und noch nicht dicht gemacht hat widerspricht auch der These von der Wirtschaftlichkeit nur in großen Städten - wobei hier der studentische Charakter von Freiburg sicher auch reinspielt.

    Bonn hat allerdings sowohl mehr Einwohner als auch mehr Studenten.

  • Dass der Laden gut läuft und noch nicht dicht gemacht hat widerspricht auch der These von der Wirtschaftlichkeit nur in großen Städten - wobei hier der studentische Charakter von Freiburg sicher auch reinspielt.

    Bonn hat allerdings sowohl mehr Einwohner als auch mehr Studenten.

    Einen Spieleladen in Freiburg aufmachen, das hab ich mir auch mal überlegt (bevor es das Freispiel gab).


    Freiburg ist zwar nicht allzu groß, hat aber ein absurd großes Einzugsgebiet aus allen möglichen Dörfern und Kleinstädten ringsrum, die alle auch keine Spieleläden haben. Und Freiburg ist stinkreich, was extrem hilfreich ist, wenn man Luxusprodukte wie Brettspiele verkaufen will.


    Bonn dagegen ist zwar irgendwie eine Stadt (und auch eine Studentenstadt), aber eigentlich ist es ein Vorort von Köln. ;)

  • Bonn dagegen ist zwar irgendwie eine Stadt (und auch eine Studentenstadt), aber eigentlich ist es ein Vorort von Köln. ;)

    ..und in Köln sind in den letzten dreißig Jahren allein vier Spiele-Gastronomien die mir bekannt waren pleite gegangen. Am Ali Baba allein kann das eigentlich nicht gelegen haben. Selbst das meetup im Irish Pub hat Corona m.W. nicht überlebt. Die Düsseldorfer Szene hingegen hatte vor Corona gleich sieben relativ gut laufende Spieletreffs, von denen fünf in Restaurants und Kneipen liefen (zugegeben unter jammern und Wehklagen der Gastronomen weil Zuwenig verzehrt wurde).

  • Da hier das „Würfel & Zucker“ genannt wurde - ich kenne jetzt die Location nicht, vermute aber anhand von Bildern das der Laden größer und vor allem geräumiger/luftiger sein dürfte. Wieviele Läden dieser Art gibt es in Hamburg, nur diesen? Dann ist ein erfolgreicher Betrieb erheblich leichter mit einer 5x so großen Bevölkerung als hier in Bonn.

    Alternativ liegt es vielleicht auch einfach am Konzept? 🤷🏻‍♂️

    Deiner Logik nach dürfte der Laden ja trotzdem nicht laufen, weil kein ausreichender Umsatz reinkommt. Und FALLS ausreichender Umsatz reinkommt, ist das woanders auch möglich.


    Zu deiner Info: der Laden fasste bis vor Corona rund 100 Gäste. Gibt es in Bonn keine Locations für 100 Gäste? 🤔

  • Gibt es in Bonn keine Locations für 100 Gäste?

    Ich würde eher behaupten die 100 Gäste in Bonn zusammenzutreiben dürfte eher das Problem sein

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Location nicht aus der Metropolregion 100 Leute zusammenziehen kann. Die kriegen doch auch Konzerthallen und Fußbalistadien gefüllt. Ins WuZ kommen die Leute auch 1 Stunde (und mehr) angefahren. Wie weit liegt der Radius von 1 Stunde um Bonn? 🤔

  • Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Location nicht aus der Metropolregion 100 Leute zusammenziehen kann. Die kriegen doch auch Konzerthallen und Fußbalistadien gefüllt. Ins WuZ kommen die Leute auch 1 Stunde (und mehr) angefahren. Wie weit liegt der Radius von 1 Stunde um Bonn? 🤔

    Nix für ungut, aber das zeigt eine gewisse regionale unbelecktheit. Bonn hat (fast) keinen Radius. Das ist wirklich eher ein Satellit von Köln, und ab Linz orientieren sich die Menschen wenn überhaupt eher Richtung Koblenz. Bonn selbst geht seit Jahrzehnten langsam vor die Hunde, die Innenstadt ist massiv ausgedünnt worden. Und eine Stunde fährt im Köln-Bonner Raum niemand für irgendwas (meine Erftstädter Verwandtschaft rühmt sich regelmäßig seit Jahren nicht mehr in einer größeren Stadt gewesen zu sein).

  • Insbesondere als es das Zamgwürfelt in München noch gab, habe ich ernsthaft überlegt mal in einem Brettspiel-Café vorbeizuschauen, aber was hat mich davon abgehalten? Der Preis, denn welchen Mehrwert habe ich ein Café zu besuchen, wenn ich a) die Spiele und b) den großen Tisch bzw. Platz auch daheim habe. Wenn ich Essen gehen möchte, dann gehe ich Essen und nicht in ein Brettspiel-Café, denn nebenher kann ich nicht ein großes Abendfüllendes Spiel auspacken. Eine Bar oder ein "normales" Café ist in der Regel auch zu laut oder unruhig für irgendwelche Strategiespiele. Was ich aber kenne und auch schon gemacht habe, ist sich mit Freunden zum Schafkopfen zu treffen. Und ja, das ist in meiner Region noch in vielen Restaurants und auch Bars möglich. Da bestellen wir auch vorher was zu Essen, trinken Bier und das Spiel, hier Schafkopf, steht deutlich im Hintergrund.


    Vorweg, ich kenne die wirtschaftliche Situation des Cafés in Bonn nicht, aber in Summe denke ich, dass es insbesondere in der jetztigen Pandemie, eine wirkliche Herausforderung sein kann ein funktionierendes Konzept für ein Brettspiel-Café zu entwickeln. Ich vermute, dass es auch starke regionale Unterschiede innerhalb von Deutschland geben mag und damit verbunden, ein Konzept, welches in Hamburg funktioniert, nicht 1:1 in München oder Bonn erfolgreich umzusetzen sein mag.

  • Ansonsten würde ich nicht in ein Café gehen, um unbekannte Mitspieler zu finden - sondern zu einem Spieletreff. (Aber ich bin auch altmodisch ...)

    Das muss sich aber nicht widersprechen. Man kann auch zu einem Spieletreff gehen, der in einem Café oder Restaurant stattfindet. Wie gesagt, das habe ich früher oft gemacht, als ich noch im Ruhrgebiet war. Und die Mitspieler sind ja nach dem zweiten oder dritten Besuch auch nicht mehr ganz so unbekannt. ;)

    Meine These ist, dass ein Spielecafé nur dann eine Chance hat, wenn es hauptsächlich Freundeskreise von Wenig-/Gelegenheitsspielern anspricht, die als feste Runde kommen, um einen schönen gemeinsamen Abend zu haben.

    Aber genau diese Runden brauchen doch gar kein Lokal für einen schönen gemeinsamen Abend, die können sich auch privat treffen. Wer aber keine Mitspieler hat, der kann das nicht, und für den bietet ein Lokal genau den Mehrwert, den er braucht. Damit erreicht man eine viel größere Zielgruppe.

    Natürlich kann man zu einem zeitlich terminierten Spieletreff in ein Lokal gehen. Die Frage ist aber umgekehrt, kann ein Lokal auf so einen Spieletreff ein tragfähiges Geschäftsmodell aufbauen?


    Ich habe die letzten Monate beruflich mit ganz vielen Geschäftspotenzialabschätzungen in ganz anderen Branchen verbracht. Wenn man zu belastbaren Erkenntnissen kommen will, ist der Ansatz aber immer gleich: Du brauchst möglichst gute Daten, auf denen Du Deine Annahmen aufsetzen kannst. Hier würde ich mir für Ansatz A (Ziel: Zeit mit Freunden verbringen, Methode: gemeinsam Spielen gehen) u.a. Statistiken zu Cliquengrößen, Freundeskreisen, insbesondere auch zu durchschnittlichen Wohnungsgrößen von Studierenden, WG-Quoten und -Zusammensetzung, vielleicht sogar Tischgrößen und Anzahl Stühle suchen, das kombinieren mit der Zahl von Studierenden in verschiedenen Umkreisen um die in Frage kommende Location, Alternativoptionen und -kosten für gemeinsame Abende (z.B. Escape Rooms?) und abgleichen mit der notwendigen Besucherzahl. Und für Ansatz B (Ziel: Spielen gehen, Methode: Location und Mitspieler dafür finden) Marketingstatistiken ausfindig machen, die einordnen, welche Personen im Schnitt als Einzelgänger nach Unterhaltung suchen und wie viele das sind, eine Schnittmenge bilden mit statistisch identifizierten und quantifizierten Spielefans, und das wieder auf Standort und Umkreis hochrechnen.


    Das ist viel Aufwand, den ich hier nicht treiben werde (zumindest nicht ohne Bezahlung 8-)) ), aber ich würde in studentisch geprägten Städten eine deutlich höhere errechnete Besucherzahl und von diesen dann auch höhere durchschnittliche Ausgaben mit Variante A erwarten (in meiner Studentenbude gab es damals definitiv allenfalls den unbequemen Fußboden, um auch nur zu viert Siedler von Catan spielen zu können) als von den mutmaßlich älteren Spielefreaks in Variante B, die das Spiel suchen und nicht ein gemeinsames Erlebnis, und deren Zahlungsbereitschaft ich entsprechend als geringer einschätzen würde. Aber ich mag mich täuschen, so eine Analyse kann manchmal überraschen.

  • Natürlich kann man zu einem zeitlich terminierten Spieletreff in ein Lokal gehen. Die Frage ist aber umgekehrt, kann ein Lokal auf so einen Spieletreff ein tragfähiges Geschäftsmodell aufbauen?

    Moment, darum ging es nicht! Ich habe nie behauptet, dass man nur auf Ansatz B setzen soll. Ich bin der Meinung, dass man beide Ansätze braucht, also eine Kombination von A und B, um eine möglichst große Zielgruppe anzusprechen. Du dagegen warst weiter oben der Meinung, man solle Ansatz B eher ignorieren und ausschließlich auf A setzen. Und das halte ich für falsch. Mehrere Standbeine sind besser als nur eins.

    André Zottmann / Thygra Spiele - u. a. viel für Pegasus Spiele tätig
    Ich gebe hier generell immer meine eigene, ganz persönliche Meinung von mir.

    Einmal editiert, zuletzt von Thygra ()

  • Thygra Hast Du tatsächlich nicht geschrieben. Sorry. Aber die Konsequenz ist doch die gleiche - je nachdem, auf welche Zielgruppe Du Dich hauptsächlich ausrichtest, wirst Du unattraktiver für die andere Gruppe. 18xx oder Partyspiele im Sortiment? Musik oder nicht? Das knappe Marketingbudget für Werbung in der Spielbox oder im Erstsemesterführer ausgeben? Und und und. Ich vermute, der Mittelweg ist zum Scheitern verurteilt.

  • In einer Nische dann nicht auf alle Zielgruppen zu setzen ist ja auch mal mutig. Die nischige Nische. Sonst kann man natürlich viele Marktanalysen machen. Wie damals, als China als Markt entdeckt wurde. Was kamen bei diesen Bevölkerungszahlen für tolle absolute Marktanteile für das eigene Produkt raus - selbst wenn man nur 1-2% erreichen kann. Dann traf Theorie auf Praxis…

    "We are the unknowns. Lower your shields and surrender your ships. We will add your biological and technological distinctiveness to our own. Your culture will adapt to service us. Resistance is futile."


    Meine Spiele: Klick mich

  • Gibt es in Bonn keine Locations für 100 Gäste?

    Ich würde eher behaupten die 100 Gäste in Bonn zusammenzutreiben dürfte eher das Problem sein

    100 Brettspieler? Die in einer Location für (garantierten, sonst gibt ein Gastwirt seine Räumlichkeiten nicht her) Umsatz sorgen? Never! Selbst wenn das Potenzial da wäre, würde sich das vermutlich in kleinere Gruppen wieder aufsplittern. Und, je nach Wohnort, ist man in 30-45min auch in Köln. Allerdings habe ich auch schon von einigen hier aus Bonn zu Alternativen in Bonn gehört: Ach nee, das ist ja so weit weg…

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

  • Eine Bar oder ein "normales" Café ist in der Regel auch zu laut oder unruhig für irgendwelche Strategiespiele.

    Erfahrungsgemäß ist das einzige Genre, für das es mir im WuZ zu laut ist, Escape-Spiele. Gerade Strategiespiele waren da nie ein Problem.

    Ist aber natürlich auch eine individuelle Frage.

  • Ich würde eher behaupten die 100 Gäste in Bonn zusammenzutreiben dürfte eher das Problem sein

    100 Brettspieler?

    Nein, 100 Gäste. Nochmal: dein Denkfehler liegt darin, dass ein Spielecafè nur für Vielspieler oder versierte Hobbyspieler sein dürfte.

    Wir haben sicherlich unsere Stammgäste und erfahrene Spieler, aber der Großteil sind Wenigspieler oder solche, die 'früher mal Catan gespielt haben". Und davon kriegt ihr nicht genug zusammen, um bei euch ein durchschnittliches Restaurant zu füllen? 🤔


    Und es geht auch nicht darum, sich mal 1 Abend einzumieten, sondern darum, ein festes Spielecafè zu führen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Huutini ()

  • Und davon kriegt ihr nicht genug zusammen, um bei euch ein durchschnittliches Restaurant zu füllen?

    Das Zauberwort ist „regelmäßig“. Wie hoch ist die „Kleberate“ bei Wenigspielern. Mal ein Spielecafe besuchen ist zum Ausprobieren lustig - mal was anderes. Und dann?

    "We are the unknowns. Lower your shields and surrender your ships. We will add your biological and technological distinctiveness to our own. Your culture will adapt to service us. Resistance is futile."


    Meine Spiele: Klick mich

  • Nochmal: dein Denkfehler liegt darin, dass ein Spielecafè nur für Vielspieler oder versierte Hobbyspieler sein dürfte.

    Da hatte ich dann tatsächlichen einen, aus deiner Sicht, Denkfehler. Das Voyagers war konkret an Spieler ausgerichtet, daher bezog sich meine Betrachtungsweise darauf. Einen „Standardladen“ wo man auch spielen kann, hm, weiß nicht, ob das für die jeweils andere Kundschaft so zusammen passt. ist aber auch egal, ich werde das Experiment sicher nicht wagen…

    Unsere leider nicht mehr für uns zur Verfügung stehende Location war schon ziemlich perfekt - viel Platz, wenig andere Gäste an diesem Termin, preiswertes aber gutes Essen. Und da waren wir als etablierter Bonner Spieletreff in den besten Zeiten auch nur gut 2 Dutzend Leute - trotz Werbung/Infos in den einschlägigen Medien.

    Bitte senden Sie mir Ihre E-Mail doppelt, ich brauche eine fürs Archiv :/

  • In einer Nische dann nicht auf alle Zielgruppen zu setzen ist ja auch mal mutig. Die nischige Nische. Sonst kann man natürlich viele Marktanalysen machen. Wie damals, als China als Markt entdeckt wurde. Was kamen bei diesen Bevölkerungszahlen für tolle absolute Marktanteile für das eigene Produkt raus - selbst wenn man nur 1-2% erreichen kann. Dann traf Theorie auf Praxis…

    Naja, die deutschen Automobilhersteller haben in China mit ihren Joint Ventures aktuell 24% Marktanteil und leben von den Gewinnen dort. Theorie und Praxis, völlig klar, fürs diskutierte Thema aber ohnehin völlig ohne Belang. Nicht alles, was schief ist, ist ein Vergleich.


    Einfach mal ohne Analyse in einem Markt loslegen, der selbst im besten Fall gerade mal ein halbwegs solides Überleben erlauben dürfte und ganz sicher keine Reichtümer verspricht - kann man machen, würde ich aber keinen Euro reinstecken. Inwiefern meine Gruppe A eine Nische ist oder etwas darüber hinausgeht, könnte man sich überlegen. Gruppe B ist definitiv eine Nische. Klar würde ich die nicht des Lokals verweisen - aber aktiv umwerben mit den vielleicht 1.000 EUR, die ich als Kleinstunternehmer dafür aufwenden kann, würde ich die, bei denen ich damit rechnen kann, dass sie meine Überlebenswahrscheinlichkeit steigern. Und ebenso mein Konzept ausrichten. Und das sind nicht die Vielspieler auf Suche nach Anschluss auf Kosten von 1 Glas Mineralwasser am Abend.

  • Leg los. Dann wissen wir, was Deine Voranalysen taugen. Beste proof of concept. Alles andere ist blanke Theorie. Jobmäßig schon oft genug trotz Analysen in Hockeystick-Planungen gesehen.


    Machen ist wie Wollen - nur krasser.

    "We are the unknowns. Lower your shields and surrender your ships. We will add your biological and technological distinctiveness to our own. Your culture will adapt to service us. Resistance is futile."


    Meine Spiele: Klick mich

  • Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Location nicht aus der Metropolregion 100 Leute zusammenziehen kann. Die kriegen doch auch Konzerthallen und Fußbalistadien gefüllt. Ins WuZ kommen die Leute auch 1 Stunde (und mehr) angefahren. Wie weit liegt der Radius von 1 Stunde um Bonn? 🤔

    Nix für ungut, aber das zeigt eine gewisse regionale unbelecktheit. Bonn hat (fast) keinen Radius. Das ist wirklich eher ein Satellit von Köln, und ab Linz orientieren sich die Menschen wenn überhaupt eher Richtung Koblenz. Bonn selbst geht seit Jahrzehnten langsam vor die Hunde, die Innenstadt ist massiv ausgedünnt worden. Und eine Stunde fährt im Köln-Bonner Raum niemand für irgendwas (meine Erftstädter Verwandtschaft rühmt sich regelmäßig seit Jahren nicht mehr in einer größeren Stadt gewesen zu sein).

    Da muss ich dir, hinsichtlich Brettspielszene, widersprechen.

    Es ist richtig, aus Bonn heraus fährt kaum einer nach Köln zum Brettspielen. Warum auch, die Szene in Bonn ist groß genug. Gilt natürlich auch umgekehrt, außer der direkten Umgebung fährt keiner nach Bonn.

    Allenfalls für die LCG-Szene kenne ich einige, die nach Köln oder Düsseldorf fahren. Aber für reines Brettspiel eher nicht.*

    Ich finde, die Anzahl an Brettspielläden, auch in den kleineren Städtchen (Rheinbach, Ahrweiler etc.), ist ein gutes Zeichen dafür, dass die Region heftig spielt und daher kein Zentrum benötigt, wobei Köln natürlich von seiner Größe eins darstellt.


    Das Voyager z.b. war mMn ausschließlich an ein studentisches Publikum gerichtet. Ich war dort mit meinen 37-39 Jahren immer einer der ältesten Personen vor Ort.

    Ansonsten gibt es fast tägliche private & halböffentliche Spieletreffs, die vC regelmäßig so an die 20+ Leute zusammenbrachten, unter der Woche(!).

    Der z.b. von Torlok organisierte Treff hat jeden Dienstag an die 20 Leute, eher „älteres Semester“ zusammengebracht. Dort war ich eher einer der Jüngeren, aber die Spiele und Menschen (Torlok & Domi123) dort haben mir mehr zugesagt.

    Es gibt sogar in Bonn reine Euro-Runden *schauder*.

    Natürlich muss man jetzt schauen, wie sich die Szene nach Corona wieder zusammenfindet. Erste Versuche starten jetzt wieder. Aber ich finde Bonn hat insgesamt eine gute Szene und braucht sich nicht zu verstecken.


    Torlok

    Ich finde, der von dir organisierte Spielabend mit knapp über 20 regelmäßigen Besuchern ist doch sehr gut besucht. Bedenke es ist ein Dienstagabend und die Uhrzeit 18-22 Uhr, ist ein Zeitfenster, wo z.b. viel Eltern mit Kleinkindern nicht gut können. Und ehrlich gesagt, bei mehr Besuchern artet es doch in Arbeit aus.


    *ich habe eine Eiserner Thron Runde, die setzt sich aus Mitgliedern aus dem Raum köln/Bonn zusammen.

  • Nochmal: dein Denkfehler liegt darin, dass ein Spielecafè nur für Vielspieler oder versierte Hobbyspieler sein dürfte.

    Da hatte ich dann tatsächlichen einen, aus deiner Sicht, Denkfehler. Das Voyagers war konkret an Spieler ausgerichtet, daher bezog sich meine Betrachtungsweise darauf. Einen „Standardladen“ wo man auch spielen kann, hm, weiß nicht, ob das für die jeweils andere Kundschaft so zusammen passt. ist aber auch egal, ich werde das Experiment sicher nicht wagen…

    Da hast Du aber nochmal einen Denkfehler drin - wenn Deine Definition von Spieler Gelegenheitsspieler und Neugierige ausschließt. Ich denke nicht, dass sich ein Spielecafé sowas leisten kann oder auch will.

    Ich würde eher sagen, das Voyager war konkret an Leute, die spielen wollen, ausgerichtet - dazu gehören natürlich auch solche, die das Mal (wieder) ausprobieren wollen.


    PeterRustemeyer

    Du hast einige gute Punkte genannt, die für einen Standortvorteil für Freiburg sorfenz, vor allem das große Einzugsgebiet ist nicht zu vernachlässigen.

    Das Durchschnittseinkommen liegt in Bonn allerdings höher als hier.

    Ich denke, am Ende sind es so viele variablen, die über Erfolg oder Misserfolg eines solchen Konzepts entscheiden, dass eine genaue Analyse sehr schwer ist.

  • Machiavelli101 Das war ein Missverständnis, mir ging es oben bei Bonn mehr um das Innenstadtleben, was in Bonn seit der Wende nunmal brutal unter dem Hauptstadtverlust gelitten hat. Ich wollte mich nicht zur Bonner Spieleszene äußern, die kenne ich gar nicht. Mir ging es darum, dass ich in meiner Zeit in Köln nie jemand (Edit: Ausnahme Ali Baba) aus dem Umland bei einem Spieletreff erlebt habe, egal ob privat oder in einem Lokal organisiert. Hier in Düsseldorf hat man bei öffentlichen Treffs ab und zu Gäste aus Ratingen oder Mettmann dabei, aber die Erfahrung bei festen Runden ist da eher "5km in Düsseldorf weg? Ach nee, da sitze ich ja ewig im Auto". Und das Ruhrgebiet liegt in der Mentalität der meisten Düsseldorfer gaaanz weit weg.

  • Leg los. Dann wissen wir, was Deine Voranalysen taugen. Beste proof of concept. Alles andere ist blanke Theorie. Jobmäßig schon oft genug trotz Analysen in Hockeystick-Planungen gesehen.


    Machen ist wie Wollen - nur krasser.

    Fundiert diskutieren ist wie altkluge Kommentare absetzen, nur konstruktiver. Kann gut darauf verzichten, dass Du mir implizit unprofessionelles Arbeiten und Hockeystick-Planungen unterstellst, ohne jemals mit meiner inhaltlichen Arbeit in Berührung gekommen zu sein. Das, ganz ehrlich, ist unter Deiner Würde.

    Und nein, ich habe nicht im Ansatz die Absicht, in eine Branche zu gehen, in der man auch im besten Fall gerade so über die Runden kommen dürfte. Ich vermute aber, dass manch einer, der so ein Projekt gestartet hat, eben keine unbarmherzige Analyse gefahren hat mit dem Willen, die Idee zu killen, wenn sie nicht mit hoher Wahrscheinlichkeit trägt. (Und das gilt vermutlich für einen nicht unwesentlichen Teil aller Gründer.)

  • Eine Mischung für Spieler und Nichtspieler ist schwierig, weil die Tische der Spieler doch wieder größer sein müssen (mindestens ja 1x1 oder 1x1.5m) als die der Nichtspieler, die Spieler dann dennoch viel Platz wegnehmen UND dennoch nicht so viel konsumieren.


    Es bleibt dabei - der pro-Kopf-Konsum muss ein bestimmtes Level haben im Schnitt, sonst klappt es nicht. Und das ist den Brettspielern, die ich kenne, im Monat für ein regelmäßiges (=wöchentliches) Treffen zu viel.


    Die Frage ist halt für mich als Spieler: Welchen Mehrwert bietet ein Brettspielcafé, sodass ich bereit bin, Betrag X auszugeben?

    Und da weiß ich ehrlich gesagt nicht, was das sein könnte. Komplexere Spiele nach Anleitung aufbauen und gemeinsam lernen... das mach ich nicht mehr - einer sollte schon die Regeln kennen, gerne auch ich. Aber dazu müsste ich wissen, was gespielt wird und ob das Spiel da ist oder gerade in Benutzung.


    Und: Gab es nicht auch die Hardcore-Fraktion derer, die Snacks und Getränke am Tisch verbieten?

  • Kann gut darauf verzichten, dass Du mir implizit unprofessionelles Arbeiten und Hockeystick-Planungen unterstellst, ohne jemals mit meiner inhaltlichen Arbeit in Berührung gekommen zu sein. Das, ganz ehrlich, ist unter Deiner Würde.

    Alles in Ordnung bei Dir? Wo habe ich das gemacht? Keine Ahnung wie Du arbeitest. Ist auch für mich vollkommen uninteressant und hat mit der Diskussion hier überhaupt nichts zu tun. Vielleicht kommst Du wieder ein bisschen runter und nimmst nicht alles persönlich?

    "We are the unknowns. Lower your shields and surrender your ships. We will add your biological and technological distinctiveness to our own. Your culture will adapt to service us. Resistance is futile."


    Meine Spiele: Klick mich