Übersetzen vs. lokalisieren

  • Um nochmal zu meiner Frage zurück zu kommen. Ich kann eure Ansicht nachvollziehen, bin aber froh, dass nicht alle Verlage so argumentieren.

    Man stelle sich nur vor wir hätten Titel wie "Blutwut", "Die aufgehende Sonne", "Der Nebelweg", "Steinzeit" oder "Himmel und Bier" im Regal stehen. Also ich fände es nicht wirklich ansprechend und bin froh, dass in diesen Fällen keine Übersetzungen der Titel vorgenommen wurden.

  • Naja die letzten 2 fände ich nicht schlimm. "Himmel und Bier" würde bei mir sogar mehr Charme haben als "Heaven & Ale".

    Und Blood Rage würde man als Blutrausch übersetzen, was jetzt sooo schlecht auch nicht ist.

    Aber ja wir finden alle (auch ich) das sich englische Namen cooler anhören. Das liegt aber daran das wir damit aufgewachsen sind. In Frankreich ist das vollkommen normal Begriffe zu übersetzen und keiner würde deswegen an einem Spiel vorbeigehen.

    Crowdfunding (22): AT:O (2. Wave), HEL, Return to PA, USS Freedom, Darkest Dungeon, Primal, Green Hell, CoD: Apocalypse, Legend Academy, Ancient Blood, Agemonia, Bad Karmas, Nanolith, Tidal Blades 2

  • In Frankreich ist das vollkommen normal Begriffe zu übersetzen und keiner würde deswegen an einem Spiel vorbeigehen.

    Aber Blood Rage z.B. ist doch in der französischen Version auch nicht übersetzt (oder ist Blood Rage sowohl Englisch als auch Französisch :/).

  • Man stelle sich nur vor wir hätten Titel wie "Blutwut", "Die aufgehende Sonne", "Der Nebelweg", "Steinzeit" oder "Himmel und Bier" im Regal stehen.

    Und? Wo wäre da jetzt das Problem?

    Glaubst du wirklich, dass "Blood Rage", "Rising Sun", "Stone Age" oder "Heaven and Ale" für Leute mit Muttersprache Englisch großartig anders klingen als die direkten Übersetzungen für uns Deutsche? Ein fremdsprachiger Titel transportiert eine gewisse Exotik. Eventuell taugt's auch als Unterscheidungsmerkmal, um sich damit besser zu fühlen, was weiß ich. Aber die manchmal zu lesende Begründung "im Original ist alles besser" nehme ich keinem ab, der deutsche Versionen kauft. Dann sollen die Leute auch so konsequent sein, alles auf Englisch haben zu wollen und eben nicht nur die Titel.

    Rund ein Drittel meines Spieleregals sind englischsprachige Spiele. Oft habe ich auch englische Spiele, obwohl es deutsche Versionen davon gibt. Aber wenn ich deutsche Versionen kaufe, dann erwarte ich ein gute und vollständige Übersetzung und kein Sprachen-Mischmasch, der es denen recht machen will, die gerne Denglisch reden, weil's für richtiges Englisch nicht reicht.

  • Um nochmal zu meiner Frage zurück zu kommen. Ich kann eure Ansicht nachvollziehen, bin aber froh, dass nicht alle Verlage so argumentieren.

    Man stelle sich nur vor wir hätten Titel wie "Blutwut", "Die aufgehende Sonne", "Der Nebelweg", "Steinzeit" oder "Himmel und Bier" im Regal stehen. Also ich fände es nicht wirklich ansprechend und bin froh, dass in diesen Fällen keine Übersetzungen der Titel vorgenommen wurden.

    Du sprichst ein gutes Thema an - ein Titel darf niemals einfach übersetzt werden. Ein Titel muss lokalisiert werden. Genau wie das auch beim Inhalt der Fall sein muss. Amüsant aber, dass du zwei Spiele von deutschen Verlagen aufgegriffen hast, die englische Titel gewählt haben, weil das für sie internationale Markenrelevanz hat :D Das sind ja gerade keine englischen Spiele, die für den deutschen Markt lokalisiert wurden ;)

    Aber noch mal zurück zu meinem Punkt: Zum damaligen Zeitpunkt war es eine gute und richtige Entscheidung auf deutsch den "Krieg der Sterne" zu haben - wobei das noch eine sehr deutliche Übersetzung und keine Lokalisierung ist. Oder auch "Der Herr der Ringe" :)
    Ein viel besserer Vergleich ist: die Stimme von Otto als Drache Mushu bei Mulan. Es bringt nichts zu versuchen einen Eddie Murphy zu kopieren - es war aber durchaus sinnvoll seine Funktion auf Deutsch zu übertragen: Warum wird dieser Drache von Eddie Murphy gesprochen, was für einen Effekt soll das haben? Und das muss man in der Zielsprache ebenfalls so anfassen.

    Bei Brettspielen haben wir das kaum - es gibt zu 99% absolut direkte Übersetzung - teils inkl der amerikanischen Grammatik wortwörtlich übertragen. Und seltenst eine Auseinandersetzung mit dem Inhalt. Blood Rage (wenn das relevant ist für den deutschen Markt) könnte Valhalla heißen oder gar ganz anders.
    Wichtig ist, dass man das Herz und die Seele des Spiels erhält und das gleiche Bild im Kopf erzeugt, wie das bei einer anderen Sprache der Fall ist.
    Das geht auch andersrum: Kosmos Spiel: auf deutsch "Halali" auf Englisch dann "Tally-Ho!" auf niederländisch: "De beer is los!" (weil man EXAKT das auf dem Cover sieht).

    Ja, wir sind jetzt schon deutlich mehr englische Titel gewöhnt, aber oft nur aus diesem Grund, nicht weil wir das was da geschrieben steht auch intuitiv als Bild erfassen. Und dann ist der Titel eigentlich schlechter, als er sein könnte.
    /exkurs ende :D

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  • Um nochmal zu meiner Frage zurück zu kommen. Ich kann eure Ansicht nachvollziehen, bin aber froh, dass nicht alle Verlage so argumentieren.

    Man stelle sich nur vor wir hätten Titel wie "Blutwut", "Die aufgehende Sonne", "Der Nebelweg", "Steinzeit" oder "Himmel und Bier" im Regal stehen. Also ich fände es nicht wirklich ansprechend und bin froh, dass in diesen Fällen keine Übersetzungen der Titel vorgenommen wurden.


    Die Übersetzung für Blood Rage ist Blutrausch und Via ist eine Straße aber das weißt du sicher schon. Was ich nicht verstehe ist, weshalb manche Titel in deiner deutschen Version Artikel bekommen haben.

    Das außen vor, sind das alles vernünftige deutsche Titel, unter denen man Spiele rausbringen könnte. Ich check nicht, warum man englisch prinzipiell cooler findet, auch wenn es überhaupt keinen thematischen Bezug gibt.

  • Die hier aufgezählten Titel sind aber Eigennamen. Jedenfalls empfinde ich den Titel eines Spieles als Eigenname und ich glaube das geht vielen so. Natürlich kann man "Stone Age" auch problemlos als "Steinzeitalter" übersetzen, nur habe ich irgendwann mal gelernt, dass Eigennamen und feststehende Begriffe nicht übersetzt werden. Niemand würde die Enterprise aus "Raumschiff Enterprise" in "Raumschiff Unternehmung" übersetzen. Selbst da ist das - auch von mir - verteufelte Denglisch immer noch am elegantesten. Untertitel etc. dürfen natürlich übersetzt werden. Ich hätte z.B. mit "Abomination - Die Erben Frankensteins" überhaupt kein Problem. Mit "Die Abscheulichkeit - Die Erben Frankensteins" aber sehr wohl.

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  • Okay. Mir ging es nur darum, dass du gesagt hast, dass man es als "deutsch" am Cover erkennen muss. Ist ja bei den genannten Spielen auch nicht der Fall. Und MetalPirate: Vielen Dank, dass du zeigst, wie toll du bist! Und danke, dass du eine Schublade auf machst, Leute vorverurteilst und dort reinstopfst. Ich habe lediglich ausgedrückt, dass ich froh bin, dass Verlage so handeln. Welche Motive dahinter stecken, ist mir nicht immer gänzlich klar. Es ist ja auch nur ein Hobby und kein Job. Aber danke für den Exkurs Ben2.

    Ich habe fertig.

  • Die hier aufgezählten Titel sind aber Eigennamen. Jedenfalls empfinde ich den Titel eines Spieles als Eigenname und ich glaube das geht vielen so. Natürlich kann man "Stone Age" auch problemlos als "Steinzeitalter" übersetzen, nur habe ich irgendwann mal gelernt, dass Eigennamen und feststehende Begriffe nicht übersetzt werden. Niemand würde die Enterprise aus "Raumschiff Enterprise" in "Raumschiff Unternehmung" übersetzen. Selbst da ist das - auch von mir - verteufelte Denglisch immer noch am elegantesten. Untertitel etc. dürfen natürlich übersetzt werden. Ich hätte z.B. mit "Abomination - Die Erben Frankensteins" überhaupt kein Problem. Mit "Die Abscheulichkeit - Die Erben Frankensteins" aber sehr wohl.

    Ich sag mal das juristische "kommt drauf an". Beispiel: Abomination - Die Erben Frankensteins -> top titel.

    Wäre der Titel aber: Thisphylis - dann würde ich das übersetzen. Warum? Zu viel potential für falsche Aussprache und oder falsche Schreibweise.

    Und das zweite "kommt drauf an": Ich lese A Song of Ice and Fire nur auf Englisch. Und die vielen sprechenden Namen sind mir eine Freude.

    Ich kann es aber SOFORT verstehen, dass man in einer deutschen Übersetzung dann auf deutsche Namen gegangen ist, weil diese das für uns bekannte Mittelaltersetting nicht nur greifbarer machen, sondern oft die Verbindung verständlicher macht. Klar, sicher kennen die meisten Leute das Wort "Snow" - aber wenn ich "Schnee" höre, macht das ein ganz anderes Gefühl. Bin ja auch mit Deutsch um mich herum aufgewachsen. Das erzeugt automatisch und intuitiv ein anderes Bild.

    Finde ICH das für mich gut? Nein. Wenn ich Graufreud statt Greyjoy lese - schüttelt es mich. Deswegen lese ich es aber auch NUR auf Englisch. Oder lese Lord of the Rings nur auf Englisch. Aber klar heißt Bilbo auf deutsch "Beutlin" und nicht Baggins oder Treebeard dann Baumbart.

    Lokalisation ist eben nicht das gleiche wie Übersetzung. Aber wenn ich ein Spiel lokalisiere, dann muss ich alles daran setzen, dass das Produkt auf Deutsch rundum gut funktioniert und NICHT, dass ich einfach alle Worte, die da stehen, jetzt lesen kann.

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  • Absolut! Es kann da keine allgemein gültige "Richtlinie" oder "Verfahrensweise" geben, sondern jeder einzelne Fall muss gesondert und einzeln für sich betrachtet werden. Eben ein "kommt drauf an".


    Dass es gut funktionieren kann 1:1 zu übersetzen sieht man an den von Dir gebrachten Beutlin und Baumbart sehr gut. Ich finde diese Übersetzung z.B. sehr gelungen. Ich habe in meiner Kindheit als ich den HdR zum ersten mal gelesen habe überhaupt nicht darüber nachgedacht bzw. war es mir bewusst, dass Beutlin die fast 1:1 Übersetzung von Baggins ist. Der Name war eingängig und passend.


    Im negativen Fall von Greyjoy und Graufreud sieht man, dass es nicht immer funktioniert (die erste deutsche Auflage hat übrigens die Eigennamen nicht übersetzt. Ein Snow hieß dort auch noch Snow und ein Greyjoy hieß Greyjoy. Das kam erst in späteren Auflagen).

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  • Im negativen Fall von Greyjoy und Graufreud sieht man, dass es nicht immer funktioniert (die erste deutsche Auflage hat übrigens die Eigennamen nicht übersetzt. Ein Snow hieß dort auch noch Snow und ein Greyjoy hieß Greyjoy. Das kam erst in späteren Auflagen).

    Ich möchte fast sagen: das ist genau deswegen negativ. Weil man etwas bekanntes ändert. Die sprechenden Namen finde ich besonders hier eigentlich auch sehr wichtig. Hat man sich aber am Anfang nicht drum geschert. Erst als es groß wurde.

    Aber wie gesagt - wir sind da einfach (gibt es "negativ verwöhnt"?); weil bei Brettspielen sehr häufig nur Amateure an der Übersetzung arbeiten. Was aus Kostengründen unsere Branche nicht einfach macht.

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  • Im negativen Fall von Greyjoy und Graufreud sieht man, dass es nicht immer funktioniert (die erste deutsche Auflage hat übrigens die Eigennamen nicht übersetzt. Ein Snow hieß dort auch noch Snow und ein Greyjoy hieß Greyjoy. Das kam erst in späteren Auflagen).

    Das war vor allem für diejeniegen, wie mich, ein Graus, als im 4. Buch (deutsch 8./9. Buch) der Verlag gewechselt wurde und eine eindeutschung aller Namen stattfand. Ich kam im Folgeband damit überhaupt nicht zurecht, bzw. wusste nicht mehr wer, was, wo, war, da an vielen Stellen doch recht frei übersetzt wurde.

    Zum Glück hat der FanPro-Verlag eine Ausgabe in der alten Übersetzung rausgebracht.:gott:

    Sonst hätte ich nochmal von vorne lesen müssen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Machiavelli101 () aus folgendem Grund: Denkfehler erkannt und Passage gelöscht

  • Im negativen Fall von Greyjoy und Graufreud sieht man, dass es nicht immer funktioniert (die erste deutsche Auflage hat übrigens die Eigennamen nicht übersetzt. Ein Snow hieß dort auch noch Snow und ein Greyjoy hieß Greyjoy. Das kam erst in späteren Auflagen).

    Ich möchte fast sagen: das ist genau deswegen negativ. Weil man etwas bekanntes ändert. Die sprechenden Namen finde ich besonders hier eigentlich auch sehr wichtig. Hat man sich aber am Anfang nicht drum geschert. Erst als es groß wurde.

    Aber wie gesagt - wir sind da einfach (gibt es "negativ verwöhnt"?); weil bei Brettspielen sehr häufig nur Amateure an der Übersetzung arbeiten. Was aus Kostengründen unsere Branche nicht einfach macht.

    Deswegen schätze ich deine Übersetzungen tatsächlich sehr, weil sie versuchen Sprache wirklich gerecht zu werden. Ich fände den Untertitel "blutiger Sand" tatsächlich auch sehr charmant, aber sie evoziert bei mir einen sentimentalen Schlachtabgesang, eine vergangene Schlacht in den Boden gesogen. Das evoziert a) nicht der englische Titel und b) entspricht es auch so gar nicht dem Spielgefühl von Kemet, wo Schlachten ein spielmechanischen Grüß-Gott sind. Aber das weißt du ja eh alles schon.


    Allgemein fände ich tatsächlich eine Eindeutschung vieler Titel gar nicht so verkehrt, ja ja ich weiß sehr beliebte Meinung. Aber ich finde es manchmal einfach schade, dass durch die vielen internationalen Produktionen und das dementsprechende internationale Branding, die Schickheit der Sprache nicht auch im Titel zum tragen kommt.

  • Erika Fuchs hat in meinen Augen nicht übersetzt oder irgendwie etwas gemacht was "normale" Übersetzungen machen. Sie hat den Comic von Grund auf für Deutschland neuinterpretiert. Sie hat nicht das Herz des Comics übersetzt sondern sich ein ähnliches Herz neugeschaffen. Die Art wie man z.B. Heute Dagobert Duck sieht als überaus korrekten knauserigen alten Enterich ist zu sehr grossen Teilen durch Erika Fuchs entstanden.

    Fun Fact: Führte sogar dazu das Disney die Art der Sprachwahl bei der Übersetzung ins englische "zurückübersetzt" hat. Gibt eine Doku dazu. Sehr sehr empfehlenswert.


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    2 Mal editiert, zuletzt von Scaar ()

  • Ich möchte fast sagen: das ist genau deswegen negativ. Weil man etwas bekanntes ändert. Die sprechenden Namen finde ich besonders hier eigentlich auch sehr wichtig. Hat man sich aber am Anfang nicht drum geschert. Erst als es groß wurde.

    Aber wie gesagt - wir sind da einfach (gibt es "negativ verwöhnt"?); weil bei Brettspielen sehr häufig nur Amateure an der Übersetzung arbeiten. Was aus Kostengründen unsere Branche nicht einfach macht.

    Deswegen schätze ich deine Übersetzungen tatsächlich sehr, weil sie versuchen Sprache wirklich gerecht zu werden. Ich fände den Untertitel "blutiger Sand" tatsächlich auch sehr charmant, aber sie evoziert bei mir einen sentimentalen Schlachtabgesang, eine vergangene Schlacht in den Boden gesogen. Das evoziert a) nicht der englische Titel und b) entspricht es auch so gar nicht dem Spielgefühl von Kemet, wo Schlachten ein spielmechanischen Grüß-Gott sind. Aber das weißt du ja eh alles schon.


    Allgemein fände ich tatsächlich eine Eindeutschung vieler Titel gar nicht so verkehrt, ja ja ich weiß sehr beliebte Meinung. Aber ich finde es manchmal einfach schade, dass durch die vielen internationalen Produktionen und das dementsprechende internationale Branding, die Schickheit der Sprache nicht auch im Titel zum tragen kommt.

    Danke! Das ehrt mich sehr. Made my day :danke:

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  • Weil John nordeutsch/friesisch ist und somit nicht übersetzt werden muss. :D

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  • Ich habe jetzt den Begriff von Wikipedia übernommen und da steht eben "Übersetzungen" im Kapitel "Übersetzertätigkeit".

  • Man nennt das ja auch offiziell "Übersetzung", aber nachdem wir erst vor wenigen Beiträgen genau diesen Unterschied bereits als Thema hatten, ist Erika Fuchs eben ein weiteres gutes Beispiel dafür, dass es eben nicht ausreicht, einfach nur zu übersetzen.

    André Zottmann / Thygra Spiele - u. a. viel für Pegasus Spiele tätig
    Ich gebe hier generell immer meine eigene, ganz persönliche Meinung von mir.

    Einmal editiert, zuletzt von Thygra ()

  • Ich habe jetzt den Begriff von Wikipedia übernommen und da steht eben "Übersetzungen" im Kapitel "Übersetzertätigkeit".

    Klar. Wird in 99% der Fälle synonym verwendet. Wir versuchen aber ja gerade abzugrenzen, wo die Unterscheidung ist.

    Jede Lokalisation ist auch eine Übersetzung aber nicht jede Übersetzung ist eine Lokalisation :D

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  • Rat mal, warum wir bei den HDS/FFG-Spielen von GoT auch glücklich waren soweit wie möglich die alte Übersetzung als Basis nehmen zu können. Die Neuübersetzung des Buches ist ja wortwörtlich eine Billiglösung die eine "Übersetzerin" zusammen mit einem Fanübersetzer verbrechen durfte. Die über 100-seitige Diskussion im entsprechenden Forum ist ja legendär und macht deutlich, das beide eigentlich keine wirkliche Ahnung von gutem Übersetzen hatten.

    Erika Fuchs gilt auch heute noch als sehr gut. Eine gute Übersetzung transportiert von Kultur zu Kultur und mistet nicht einfach nur Worte um.

    Allerdings gibt es inzwischen deutlich mehr gute deutsche Übersetzungen... 99% Mist tut diesen guten Übersetzungen sehr unrecht.


    Unsere Übersetzungen bieten in der Regel immer einen gewissen Mehrwert zum Original und sei es nur, dass wir die Fehler des Originals über das übliche Maß hinaus verbessern. Ein kultureller Transfer ist da für uns sehr wichtig, da man so einiges einfach nicht versteht wenn es 1:1 rüberbringt. Wer weiß schon, dass die Marseiller die Ostfriesen Frankreichs sind?

    L'Art Noir
    Game Design, Translation and Media Studio

    Einmal editiert, zuletzt von AndreMW ()

  • Amüsant aber, dass du zwei Spiele von deutschen Verlagen aufgegriffen hast, die englische Titel gewählt haben, weil das für sie internationale Markenrelevanz hat :D Das sind ja gerade keine englischen Spiele, die für den deutschen Markt lokalisiert wurden

    Insbesondere zu Zeiten von Stone Age, welches ja doch schon eine ganze Menge Jahre auf dem Buckel hat, war das noch nicht Gang und Gebe. Hier war ja sogar der Autorenname eine Verbeugung an internationale Partner

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

  • Man stelle sich nur vor wir hätten Titel wie "Blutwut", "Die aufgehende Sonne", "Der Nebelweg", "Steinzeit" oder "Himmel und Bier" im Regal stehen.

    Und? Wo wäre da jetzt das Problem?

    Glaubst du wirklich, dass "Blood Rage", "Rising Sun", "Stone Age" oder "Heaven and Ale" für Leute mit Muttersprache Englisch großartig anders klingen als die direkten Übersetzungen für uns Deutsche?

    Kann ich als Englisch-Muttersprachler übrigens bestätigen. Ich finde es teilweise amüsant wie insbesondere in der Werbung englische Begriffe besonders aufregend sein sollen, während das für mich einfach nur normal ist.

    Im englischsprachigen Raum gibt es übrigens auch den umgekehrten Fall, da werden bei manchen Wörtern deutsche Umlautzeichen verwendet, um besonders cool (z.B. "Motörhead") meistens im Sinne von hart/rockig/metal zu wirken.

    Aber ich kann schon verstehen wenn Verlage einen englischen Titel wählen, einfach damit sie einen einheitlichen Titel für alle Versionen haben und die Kunden bei der Suche danach es leichter haben.

    Channing Jones - Autor von Galactic Era

    2 Mal editiert, zuletzt von Mageant ()

  • Bleiben wir Mal bei Erika Fuchs, sie hat ja auch viele Eigennamen geändert von Charakteren und Orten. Da gäbe es doch heutzutage einen Aufschrei im Internet, wie sie es wagen könnte so etwas zu tun.

  • Bleiben wir Mal bei Erika Fuchs, sie hat ja auch viele Eigennamen geändert von Charakteren und Orten. Da gäbe es doch heutzutage einen Aufschrei im Internet, wie sie es wagen könnte so etwas zu tun.

    Tatsächlich werden auch in der Tat Ursprünglich von Erika Fuchs übersetzte Geschichten neu Übersetzt, um näher am Original zu bleiben. Wobei es allerdings bei den bereits bekannten Namen bleibt.


    Viele Grüße,

    Andreas.

  • Ben2, Thygra, inhaltlich setzt ihr euch für die richtige Sache ein: gute Übersetzungen.


    Nur vertut ihr euch terminologisch: Was ihr meint (mit Beispielen wie Erika Fuchs) sind einfach gute Übersetzungen (gut, weil textsorten- und zielgruppengerecht). Auch der theoretische Titel Valhalla wäre eine Übersetzung des Spieltitels Blood Rage. Es wäre keine Übersetzung, die man gemeinhin als "wörtliche Übersetzung" bezeichnet, sie wiese keine semantische Äquivalenz auf, auf beim Übersetzen kommt es eben nicht immer und nicht nur auf semantische Äquivalenz an.


    Ein Text kann nicht lokalisiert werden. Lokalisierung bedeutet, ein Werk/Produkt vollständig in den Kontext einer anderen Kultur zu versetzen. Wenn die Comics um die Familie Duck lokalisiert worden wären, dann hätte man nicht nur Erika Fuchs so übersetzen lassen, wie sie es getan hat. Man hätte z. B. auch die Geldscheine anders gestaltet. In den Comics sind sie dem US-Dollar nachempfunden (grün, Porträt in der Mitte, Schnörkel außenrum). Sowohl D-Mark- als auch Euroschein sehen anders aus.

    Diplom-Übersetzer für Englisch und Spanisch.

    Einmal editiert, zuletzt von Joker ()

  • Ein Text kann nicht lokalisiert werden.

    Da würde ich widersprechen. Je nachdem, was im Text vorkommt, ist das durchaus möglich und ein großer Aspekt von Übersetzung. Quelle: Habe in der Lokalisierung von Texten bei Nintendo gearbeitet.

    Hiermit hast du teilweise recht:

    Zitat

    Lokalisierung bedeutet, ein Werk/Produkt vollständig in den Kontext einer anderen Kultur zu versetzen.

    Es kommt aber auch darauf an, wie sehr die Ausprägung der Lokalisierung gewünscht ist. Es kann, muss aber nicht soweit gehen. Nur weil die Geldscheine nicht angepasst sind, ist nicht gleich die ganze Lokalisierung dahin.

    Es ist zum Beispiel Teil der Lokalisierung, eine gewisse Geste, die Videospielfiguren ausführen und die in Japan "auf geht's!" bedeutet, für die Umsetzung in Europa anders zu gestalten, weil sie, vor allem in Italien und Spanien, ichsagnicht,was bedeutet, also highly offensive ist.

    Das und ähnliches kann aber auch für Texte und ihren Inhalt gelten, sodass eine Übersetzung durchaus auch eine Lokalisierung sein kann.

    I wish I had a friend like me

  • Bleiben wir Mal bei Erika Fuchs, sie hat ja auch viele Eigennamen geändert von Charakteren und Orten. Da gäbe es doch heutzutage einen Aufschrei im Internet, wie sie es wagen könnte so etwas zu tun.

    Ich bin auch nur froh, dass das bei meinen Spielen noch niemand bemerkt hat :D Wenn es besser klingt oder ich schon der Meinung bin, dass das Original nicht zur Illu oder zum Sinn des Effektes passt, wir das geändert. Da bin ich ganz rücksichtslos :D

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  • Wenn es besser klingt oder ich schon der Meinung bin, dass das Original nicht zur Illu oder zum Sinn des Effektes passt, wir das geändert. Da bin ich ganz rücksichtslos :D

    Falls du Zeit und Lust dazu hast, mich würden sehr ein paar anschauliche Beispiele deiner Arbeit ( z.B. in der Form: Spiel, Originalbegriff, Lokalisierung, Gedanke dahinter) interessieren.

    Fabian Zimmermann - Autor von Tiefe Taschen / GoodCritters

  • Nur vertut ihr euch terminologisch: Was ihr meint (mit Beispielen wie Erika Fuchs) sind einfach gute Übersetzungen (gut, weil textsorten- und zielgruppengerecht). Auch der theoretische Titel Valhalla wäre eine Übersetzung des Spieltitels Blood Rage. Es wäre keine Übersetzung, die man gemeinhin als "wörtliche Übersetzung" bezeichnet, sie wiese keine semantische Äquivalenz auf, auf beim Übersetzen kommt es eben nicht immer und nicht nur auf semantische Äquivalenz an.

    Inhaltlich hast du vollkommen Recht. Mir ist das auch durchaus wissenschaftlich bewusst - ich hatte Translation Theory und 3 Seminare dazu im Studium und ich hatte einen Prof. Der auf maximale Wörtlichkeit pochte. Und übrigens auch keine gebräuchlichen Lehnworte zuließ. Aus Cellphone durfte nicht Handy werden, sondern Mobiltelefon. Aus computer nicht Computer, sondern Rechner.

    Sagen wir’s mal so: es gab leichte Reibungspunkte. Aber ich hatte auch andere Profs gottseidank.

    Zum Thema: Ich verwende schon aktive neue Verwendung von Worten oder baue deutsche Wortwitze oder oder oder ...

    Ich trenne es auch zusätzlich deswegen als Lokalisation/Lokalisierung, weil eben die meisten Spieleübersetzungen eben nicht nur schlimmste wörtliche Übersetzung sind, sondern wie schon gesagt oft bis zum Punkt und Komma amerikanische Grammatik verwenden.

    Und für mich ist das eine notwendige Abgrenzung von genau diesem:

    Ich muss und möchte einen Mehrwert bieten bezüglich einer englischen Version - selbst wenn das Spielmaterial sprachneutral ist. Und dieser Mehrwert muss über das reine „FAQ-Einarbeiten“ oder neue Struktur hinausgehen. Wenn ich etwas mache, soll es die beste Version sein, die ich mit meinen Mitteln machen kann. Das kann bei der Optik anfangen, bei der Ikonographie weitergehen, ein komplett neues Handling sein (wie die komplett neue Kontaktphase bei Nemos War) oder indem ich zusätzliche Immersion biete (wie jetzt bei Aeons End mit einer ganzen Reihe neuer Flavortexte oder bei Unterhändler auf den Eskalationskarten - auf beiden Stand vorher nichts - oder bei Siderische Konfluenz, wo ich für alle Spezies neue Backgroundstories geschrieben habe mit dem Autor zusammen).

    Das hat den doppelten Vorteil: Bietet einen Mehrwert gegenüber Englisch und es bietet hoffentlich ein hohes Niveau im Inhalt.

    Das einzige woran wir momentan noch etwas kranken ist zu wenig Korrektoren, die kurzfristig auf Grammatik und Rechtschreibung schauen können. Da haben wir 1-2 momentan. Hätten aber gern 2-4. Dann erfüllen unsere Spiele auch wirklich alle gehobenen Kriterien, die ich an sie Stelle.

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  • Ein Text kann nicht lokalisiert werden. Lokalisierung bedeutet, ein Werk/Produkt vollständig in den Kontext einer anderen Kultur zu versetzen.

    Ich ging bisher davon aus, dass es nicht nur Schwarz und Weiß gibt, sondern auch Graustufen. Der Anteil zwischen Übersetzung und Lokalisierung eines Werks ist im Normalfall nicht 0%:100% oder 100%:0%, sondern irgendwas dazwischen, vielleicht 70:30 oder 40:60. Oder anders gesagt: Man kann ein Werk unterschiedlich stark lokalisieren.

    Oder bist du der Meinung, wenn ein Werk nur zu 99% lokalisiert wurde (sofern man das überhaupt so messen kann), dann darf man es nicht als Lokalisierung betrachten? Findest du wirklich, nur weil in Entenhausen niemand die Geldscheine neu illustriert hat, darf man nicht von Lokalisierung sprechen?

  • Wobei man aber auch sagen muss, dass Fuchs (wie auch bei der Tolkien-Übersetzung) da auch mit viel Rücksprache übersetzt hat.
    Eine gute Übersetzung kann sich nämlich deutlich von der englischen Fassung unterscheiden, wichtig ist vor allem, dass der Inhalt und in manchen Fällen auch die Form bestmöglich rüberkommt. Die direkte Wortübersetzung spielt da teils eher eine untergeordnete Rolle.

    Zudem sind so einige als besseres Original angesehenen englischen Texte eigentlich eher Mittelmaß und wurden durch die deutsche Übersetzung deutlich besser.

    Eine Lokalisierung oder Anpassung an die Zielkultur findet bei einer guten Übersetzung praktisch immer statt. Es müsen kulturelle Eigenheiten, Wortspiele, etc. berücksichtigt werden. Man denke nur an Rootbeer oder Rote Herringe... (grade Fuchs hat das gut gelöst). Diese Lokalisierung erfolgt aber in der Regel nur soweit nötig.

    Ich hatte grad erst eine Übersetzung eines Martin Wallace-Spiels auf dem Tisch in der ein paar Easter Eggs versteckt waren und da konnte ich bei Zitaten und Filmtiteln mal recht nah am Originaltext bleiben, mal musste ich weit davon abweichen, u.a weil die deutschen Filmtitel teils sehr anders übersetzt wurden in den 70ern als heute. Es ist eine ständige Abwägung im Grunde.

    Und aus genau solchen Gründen versuche ich wie Ben so oft wie möglich direkt mit den Autoren zusammenzuarbeiten, damit mir auch kein Gedankengang der Autoren entgeht. Und wer Textinterpretation mal gemacht hat, weiß ja wie falsch man liegen kann, auch wenn man vom Lehrer eine 1 dafür bekommen hat (Hatte den Fall selber mit einem Prof, der hat meine Interpretation zerissen, einen Monat später war der Autor bei einem Symposium zu Besuch und hat nun die Interpretation des Profs zerissen und meine gelobt).

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    3 Mal editiert, zuletzt von AndreMW ()